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Handout zur Sitzung am 09.02.2005: Die „rechten ... - Melanie Haas

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Freie Universität Berlin<br />

FB Politik- und Sozialwissenschaften<br />

Otto-Suhr-Institut<br />

PS 15126 – Das Parteiensystem der BRD<br />

Dozentin: <strong>Melanie</strong> <strong>Haas</strong><br />

Referenten: Andrea Härtel, Benj<strong>am</strong>in Vogel, Hanna Blank, Sven Herrmann<br />

<strong>Handout</strong> <strong>zur</strong> <strong>Sitzung</strong> <strong>am</strong> <strong>09.02.2005</strong>:<br />

<strong>Die</strong> „rechten“ Parteien<br />

1. Definitionen<br />

Was ist „rechts“?<br />

- aggressiver Nationalismus und Rassismus<br />

- homogene Volksgemeinschaft è Ablehnung universales Gleichheitsprinzips<br />

- Einheit von Regierenden und Regierten<br />

- Autoritarismus<br />

(-Nationalsozialismus)<br />

è Ablehnung des demokratischen Verfassungsstaates<br />

Parteitypus:<br />

DVU: - Protestpartei è Partei ?<br />

REP: - regionale konservative Milieupartei<br />

NPD: - rechtsextreme S<strong>am</strong>melbewegung<br />

- parl<strong>am</strong>entarischer Arm<br />

- Progr<strong>am</strong>mpartei èUmsetzung ?<br />

2. Geschichte und Progr<strong>am</strong>matik<br />

Historische Entwicklung seit 1945<br />

• Frühe 50er Jahre: Wahlerfolge der Sozialistischen Reichspartei (SRP)<br />

als S<strong>am</strong>melbecken nationalsozialistischer Prägung in Niedersachsen<br />

(11%) und Bremen (7,7%); Parteiverbot 1952<br />

• Gründung der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD) im<br />

Nov. 1964:<br />

‣ Einzug in sieben Landesparl<strong>am</strong>ente (u.a. 1968 in Baden-<br />

Württemberg mit 9,8%) unter Adolf von Thadden (1967 bis 1971)<br />

‣ Nach Scheitern bei der Bundestagswahl 1969 (4,3%) rapider<br />

Niedergang<br />

• 1983 Gründung der Republikaner (REP) als Rechtsabspaltung der CSU:<br />

‣ Strategie der verbalen Mäßigung und Abgrenzung von anderen<br />

rechten Kräften unter Franz Schönhuber (1985-1994) und Rolf<br />

Schlierer (seit 1994)<br />

‣ Wahlerfolge in Berlin 1989 (7,5%) und in der „Hochburg“ Baden-<br />

Württemberg 1992 (10,9%) und 1996 (9,1%)<br />

• Gründung der Deutschen Volksunion (DVU) als Partei im März 1987<br />

(als Verein seit 1971 existent):<br />

‣ „Ein-Mann-Partei“ des Münchner Verlegers Gerhard Frey mit<br />

Leserschaft als inaktive Mitglieder<br />

‣ durch plakative Wahlkämpfe mit hohem finanziellen Aufwand<br />

Erfolge 1991 in Bremen (6,2%), 1992 in Schleswig-Holstein (6,3%)<br />

und 1998 in Sachsen-Anhalt (12,9%!)<br />

• Nach Martin Mußgnug (1971-1990) und Günter Deckert (1990-<br />

1996) Parteivorsitzender der NPD seit 1996 Udo Voigt →<br />

strategische Neuorientierung:<br />

‣ Öffnung gegenüber dem neonazistischen Bereich<br />

‣ „Drei-Säulen-Konzept“ und Strategie der „National befreiten<br />

Zonen“<br />

‣ Entwicklung hin zu einer aktionistischen „K<strong>am</strong>pfpartei“<br />

Progr<strong>am</strong>matik der NPD<br />

3-Säulen Strategie:<br />

1.K<strong>am</strong>pf um die Straße 2.K<strong>am</strong>pf um die Köpfe 3.K<strong>am</strong>pf um die Parl<strong>am</strong>ente<br />

- Ablehnung der demokratischen Ordnung der BRD<br />

- Ausländerfeindlichkeit/Antisemitismus<br />

- Relativierung der Kriegsverbrechen<br />

- Revisionismus<br />

Progr<strong>am</strong>matik der DVU<br />

- Veröffentlichung vor allem in Gerhard Freys Publikationen<br />

- keine Entwicklung, lediglich Akzentuierungen, um auf aktuelle Ereignisse<br />

zu reagieren


- formale Anerkennung der freiheitlich–demokratischen Grundordnung<br />

èBeschränkung der Grund- und Menschenrechte auf Deutsche<br />

- geschichtsrevisionistische Relativierung der NS –Verbrechen<br />

- antisemitische Agitation verbunden mit Weltverschwörungstheorien<br />

- fremdenfeindliche Agitation mit den Themen „Asylmißbrauch“ und<br />

„Ausländerkriminalität“ è Subsumierung, Brandmarkung<br />

- Polemische und diff<strong>am</strong>ierende Agitation gegen den Rechtsstaat und<br />

deren Repräsentanten<br />

Progr<strong>am</strong>matik der REP<br />

- bis 1985 eng mit der CSU – Progr<strong>am</strong>matik verbunden<br />

- unter Schönhuber = Radikalisierung<br />

è nationale Selbstbestimmung, geistig-moralische Erneuerung,<br />

Bekenntnis zum Kapitalismus, Ausländer = Gäste<br />

è gesteigerte Fremdenfeindlichkeit / Ausbreitung rechtsextremistisch<br />

Ideologien (Flügelkämpfe: Konservative vs. Rechtsextreme)<br />

- ab 1990 = verbale Entschärfung des Progr<strong>am</strong>ms<br />

è seither Versuche der Vermeidung von Konflikten mit dem VS und der<br />

Brandmarkung „rechtsextrem“<br />

• Ausarbeitung der Progr<strong>am</strong>me mit juristischer Hilfe<br />

• völkische – nationale Ideen werden rhetorisch „entschärft“<br />

• Verschleierung von Aussagen: „ausländerfeindlich“ „<br />

inländerfreundlich“<br />

• Betonung regionaler Verbundenheit (Personalisierung)<br />

3. Strukturen<br />

<strong>Die</strong> NPD :<br />

- 16 Landesverbände<br />

- 187 Kreisverbände<br />

- Bundesvorsitzender: Udo Voigt<br />

- Publikation: „Deutsche Stimme“<br />

- Unterorganisationen:<br />

• Junge Nationaldemokraten(JN)<br />

• Nationaldemokratischer Hochschulbund (NHB)<br />

- Breite personelle Basis<br />

- Finanzlage: prekär<br />

• Verbotsverfahren<br />

• rückläufiges Spendenaufkommen<br />

• Rückzahlungen an Bundestagsverwaltung<br />

- Parteiorgane<br />

• Parteivorstand<br />

• Parteitag (min. jährlich)<br />

<strong>Die</strong> Republikaner:<br />

- Bundesvorsitzender: Dr. Rolf Schlierer<br />

- Publikation: „ Der Republikaner“<br />

- Unterorganisationen:<br />

• Republikanische Jugend (RJ)<br />

• Republikanischer Bund der öffentlich Bediensteten (RepBB)<br />

• Republikanischer Bund der Frauen (RBF)<br />

• Republikanischer Hochschulverband (RHV)<br />

- Prägung durch:<br />

• innerparteiliche Querelen bezüglich des Abgrenzungskurses<br />

Schlierers zu anderen rechtsextremen Parteien<br />

• Wahlniederlagen und Lethargie<br />

• Parteistruktur im Osten sehr schwach<br />

<strong>Die</strong> DVU:<br />

- 16 Landesverbände<br />

- Bundesvorsitzender: Dr. Gerhard Frey<br />

- Publikation: „Nationalzeitung/ Deutsche Wochenzeitung(NZ)“<br />

- Zentrale Figur: Frey<br />

• Finanzier in Form von Krediten und Großspenden<br />

• Überwacher personeller Entscheidungen (Treuefaktor contra<br />

Eignung)<br />

• Entscheidung über Wahlteilnahme<br />

- Innerparteiliche Demokratie gefährdet<br />

4. Besonderheiten und Ausblick


a) Organisation<br />

- DVU: Protest(partei) / Einmann(partei) / „Kundenorganisation“ /<br />

Verflechtungen mit Firmen / Finanzen<br />

- NPD: - parl<strong>am</strong>entarischer Arm der Bewegung<br />

- Bedeutung von Netzwerken<br />

- REP: Scharnier zu den Konservativen Parteien èPartei gewordener Flügel<br />

einer anderen Partei<br />

è Kommunikationsstrukturen<br />

- Parteizeitungen - Musik<br />

- Internet / Infotelefone - zentrale Veranstaltungen<br />

è Mitglieder- und Wählerstrukturen<br />

- Frauen - Dyn<strong>am</strong>ik - Sympathisanten<br />

- Innerparteilicher Autoritarismus<br />

b) Kultur<br />

- Führerprinzip<br />

- Deutschtum è „Das Reich“<br />

- K<strong>am</strong>pf der politischen Kulturen<br />

- Kulturelle Hegemonie è Raumideologie è „national befreite Zonen“<br />

5. Quellen<br />

Zusätzliche Literatur zum Handapparat:<br />

• Grumke, Thomas/Wagner, Bernd (Hrsg.): Handbuch<br />

Rechtsradikalismus, Opladen 2002.<br />

• Pfahl-Traughber, Armin: Rechtsextremismus in der<br />

Bundesrepublik, München 2000.<br />

• Bundesministerium des Inneren (Hrsg.):<br />

Verfassungschutzbericht 2003, Berlin, Mai 2004.<br />

• www.idgr.de<br />

c) Aktuelle Entwicklung<br />

- Verstetigung des Erfolges im Osten<br />

- Ausbreitung der NPD nach Westen<br />

- Propagandaerfolge<br />

- Kooperationen<br />

- Bundestagswahl 2006

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