Dezember 2010 - Gemeinde Innervillgraten
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Vereinsleben<br />
Notarztsystem Hochpustertal<br />
Seit 2009 steht eine Reform des Tiroler<br />
Notarztwesens im Raum. Im<br />
Frühjahr wurde von der Ärztekammer<br />
und dem Land ein Bedarfsplan<br />
vorgestellt, der für Osttirol nur mehr<br />
zwei bodengebundene Systeme<br />
vorsah. Auf Rückfrage stellte sich<br />
rasch heraus, dass damit die Systeme<br />
in Lienz und Iseltal gemeint<br />
waren. Das System Hochpustertal<br />
kam im Plan nicht mehr vor, noch<br />
bei der Großübung des Roten Kreuzes<br />
in Abfaltersbach wurde im Oktober<br />
klargestellt: „Dieses System ist<br />
nicht zu halten“.<br />
Diese Aussagen bewirkten, dass<br />
sich Bürgermeister, lokale Entscheidungsträger<br />
und große Teile<br />
der Bevölkerung für den Erhalt des<br />
Systems einsetzten. Und dieser Einsatz<br />
zeigt Wirkung: Mitte November<br />
wurde von Seiten der Landesregierung<br />
zum ersten Mal seit Beginn der<br />
Reformdiskussion der Fortbestand<br />
unseres Notarztsystems ins Auge<br />
gefasst. Das heißt nicht, dass der<br />
Fortbestand gesichert oder zumindest<br />
wahrscheinlich ist, es bedeutet<br />
allerdings eine Abkehr von der Bedarfsplanung<br />
im Frühjahr. Vorläufig<br />
sind die Notärzte bis 30. Juni 2011<br />
mit der Fortführung der Agenden<br />
betraut worden, wozu sich dankenswerterweise<br />
alle Kollegen bereiterklärt<br />
haben. Weitere Verhandlungen<br />
mit dem Land stehen in den<br />
nächsten Wochen an, dann wird<br />
sich weisen, ob wir in der bewährten<br />
Form weitermachen können.<br />
Im Jahr 2009 wurden im Oberland<br />
330 Einsätze dokumentiert, 44 davon<br />
in <strong>Innervillgraten</strong>. Hinter dieser<br />
Zahl verbergen sich unter anderem<br />
82 Unfälle (20 Arbeitsunfälle, 18<br />
Haushaltsunfälle, 34 Sport- und Freizeitunfälle<br />
sowie 10 Verkehrsunfälle),<br />
2 Geburten, 7 Vergiftungen mit<br />
Alkohol, Medikamenten oder Chemikalien,<br />
14 akute Koronarsyndrome<br />
(d.h. Herzinfarkte oder instabile<br />
Angina pectoris), 21 Schlaganfälle/<br />
Gehirnblutungen, 7 epileptische<br />
Anfälle, 62 schwere Infektionen,<br />
8 allergische Reaktionen und 15<br />
schwere Blutdruckkrisen. Eine besondere<br />
Herausforderung stellte im<br />
Herbst 2009 die Grippewelle dar,<br />
die die Einsatzzahlen kurzfristig um<br />
den Faktor 3 ansteigen ließ und sich<br />
auch in der Anzahl der schweren Infektionen<br />
niederschlug.<br />
Die Zeit zwischen Alarmierung und<br />
Eintreffen des Arztes ist ein besonders<br />
wichtiges Kriterium für das<br />
Notarztsystem. In <strong>Innervillgraten</strong><br />
vergehen zwischen Ende des Telefonates<br />
und dem Eintreffen des<br />
Arztes durchschnittlich 9,2 Minuten.<br />
Die kürzeste Einsatzzeit betrug<br />
2009 1 Minute (Arzt war bereits in<br />
der Nachbarschaft), die längste 36<br />
Minuten. Bei diesem Einsatz waren<br />
die Straßenverhältnisse äußerst<br />
schlecht und der Notfallort abgelegen.<br />
Nicht bei jedem Notarzteinsatz<br />
muss der Patient ins Krankenhaus:<br />
Bei jedem vierten Einsatz kann das<br />
Problem vor Ort behoben werden,<br />
wobei die Wünsche des Patienten<br />
und der Angehörigen- soweit ärztlich<br />
vertretbar- berücksichtigt werden.<br />
Eine Übersicht über die Einsatzgründe,<br />
die Einsatzzeiten und<br />
die vorgenommenen Behandlungsmaßnahmen<br />
bieten die nebenstehenden<br />
Grafiken.<br />
Notarztindikation Herzinfarkt:<br />
Osttirol hat eine der höchsten Herzinfarktraten<br />
Österreichs. Verdächtig<br />
ist jeder plötzlich einsetzende<br />
Schmerz in Brust, Rücken oder<br />
Oberbauch, der nicht eindeutig bewegungsabhängig<br />
ist. Solche Beschwerden<br />
müssen unverzüglich<br />
vom Arzt mittels EKG abgeklärt<br />
werden- je früher der Herzinfarkt<br />
erkannt wird, desto höher ist die<br />
Überlebenswahrscheinlichkeit. Zeit<br />
ist Herzmuskel!<br />
Achtung: Nur wenige Patienten haben<br />
die typische Symptomatik mit<br />
Schmerzen in der linken Brust die<br />
in den linken Oberarm ausstrahlen!<br />
Beim Hinterwandinfarkt stehen oft<br />
Rückenschmerzen im Vordergrund,<br />
bei Infarkten im Bereich der Herzspitze<br />
auch Schmerzen im Oberbauch<br />
und/oder im Kiefer! Diabetiker<br />
oder alte Patienten verspüren<br />
oft gar keinen Schmerz. Bei ihnen<br />
äußert sich der Infarkt durch plötzliche<br />
Kreislaufschwäche oder kurze<br />
Bewusstlosigkeit, mitunter verbunden<br />
mit einem uncharakteristischen<br />
Druck über der Brust.<br />
Dr. Gernot Walder<br />
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