AEROSOL-MEDIKATION DES KINDES MIT ASTHMA BRONCHIALE
AEROSOL-MEDIKATION DES KINDES MIT ASTHMA BRONCHIALE
AEROSOL-MEDIKATION DES KINDES MIT ASTHMA BRONCHIALE
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Mittwoch, 3. März 2004 3. Vortrag<br />
<strong>AEROSOL</strong>-<strong>MEDIKATION</strong> <strong>DES</strong> KIN<strong>DES</strong><br />
<strong>MIT</strong> <strong>ASTHMA</strong> <strong>BRONCHIALE</strong><br />
Topische Therapie, Verneblergerät,<br />
Dosieraerosol, Pulverinhalator, Spacer<br />
Univ.-Prof. Dr. Maximilian ZACH<br />
Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde<br />
Klinische Abteilung für Pädiatrische Pulmonologie/AllergologieAuenbruggerplatz<br />
30, 8036 Graz<br />
Tel.: 0316/385-0, Fax: 0316/385-3300<br />
E-Mail: maximilian.zach@uni-graz.at<br />
237
Grundsätzliches:<br />
Ein Großteil der pädiatrischen Asthmatherapie erfolgt auf dem topischen, d.h. inhalativen Weg. Dazu<br />
ergeben sich bei Kindern aber besondere Probleme und Schwierigkeiten, welchen durch geeignete<br />
Inhalationsgeräte und adäquate Inhalationstechnik zu begegnen ist. Grundvoraussetzung der<br />
pädiatrischen Asthmatherapie ist ein Erreichen der kleinen Luftwege, sog. „small airway targeting”.<br />
Dazu sollte das Aerosol einen mittlere aerodynamischen Massendurchmesser von etwa 2 µ haben,<br />
die Streuung um diesen Idealdurchmesser soll möglichst gering bleiben. Neben diesen Überlegungen<br />
zur Aerosolqualität ist natürlich bei allen Inhalationsgeräten auf Einfachheit, Robustheit und adäquate<br />
Hygiene zu achten.<br />
Verneblergeräte:<br />
In der pädiatrischen Asthmatherapie sind vorwiegend Düsenverneblergeräte zum Einsatz gekommen.<br />
Da die vorliegenden Geräte einen Nebelausstoß haben, der deutlich unter den inspiratorischen<br />
Flußraten von auch kleinen Kindern liegt, ergibt sich das grundsätzliche Dosierungsproblem,<br />
daß kleine Kinder in Relation zu ihrer Größe ihres Respirationstraktes mehr inhalieren als größere<br />
Patienten. Die Aerosoldepositionsverteilung zwischen oberem und unterem Luftweg zeigt ebenfalls<br />
altersabhängige Unterschiedlichkeiten. Für exakt zu dosierende Substanzen ist deshalb das Düsenverneblergerät<br />
eine problematische Inhalationsform. Neuere Gerätekonstruktionen, wie Atemzugsverstärkung<br />
und adaptative Systeme machen das Thema noch komplexer. Letztlich ergibt sich<br />
für Verneblergeräte auch noch das Problem der Kosten und der etwas schwierigeren Hygiene. Aus<br />
allen dargestellten Gründen werden Verneblergeräte heute nur mehr in Ausnahmefälle als Langzeitinhalationsprinzip<br />
in der pädiatrischen Asthmatherapie verwendet; nach wie vor haben sie aber<br />
einen bedeutenden Platz in der Erstversorgung von neuen, d.h. nicht auf andere Inhalationsformen<br />
geschulten Patienten. Grundsätzlich ist hier als „Interface“ ein Mundstück vorzuziehen; bei Kindern<br />
unter 4 Jahren müssen Masken verwendet werden.<br />
Dosieraerosol:<br />
Hier ergeben sich für Kinder zwei grundsätzliche Probleme. Einerseits ist bei kleinen anatomischen<br />
Verhältnissen der Abstand zwischen Düse und Rachenhinterwand gering; aufgrund der hohen Initialgeschwindigkeit<br />
des Sprühstoßes wird ein Großteil des Medikamentes auf der Rachenhinterwand<br />
impaktiert und geht damit für die Inhalation verloren. Zweites Problem ist die bei Kindern meist<br />
mangelnde Koordination zwischen manueller Auslösung und Inhalationsmanöver. Beide Nachteile<br />
werden durch die Verwendung von Vorschaltkammern, sog. „Spacern“ kompensiert. Diese entfernen<br />
die Düse weit vom Rachen und neutralisieren effektiv Koordinationsprobleme. Typische<br />
Spacerprobleme sind falsche Größe und elektrostatische Aufladung. Ersterem ist mit unterschiedlich<br />
großen Spacern, letzterem mit Metallspacern oder Detergentien zu begegnen. Spezielle Konstruktionen<br />
für Säuglinge und Kleinkinder erlauben auch hocheffektive Therapie bei kleinsten Patienten.<br />
Atemzugsaktivierte Inhalationssysteme:<br />
Bei diesen „Pulverinhalatoren“ wird das Aerosol durch den Atemzug des Patienten selbst entleert.<br />
Vorteil dieser Applikationsform ist das Vermeiden eines Koordinationsproblems zwischen Auslösung<br />
und Inhalation. Allerdings benötigen diese Inhalatoren eine inspiratorische Minimalströmung<br />
zur effektiven Entleerung des Wirkstoffes und diese ist in der Regel erst ab einem Alter von 4 Jahren<br />
erreichbar. Bei Patienten mit akutem Asthma ist gelegentlich eine solche Minimalströmung ebenfalls<br />
nicht erzielbar; dementsprechend sind atemzugsaktivierte Inhalationssysteme nicht ideal<br />
zur Akuttherapie geeignet. Alle Pulverinhalatoren sind feuchtigkeitsempfindlich.<br />
Schlußfolgerungen:<br />
Aus den dargestellten Gesichtspunkten ergibt sich ein altersbezogenes Schema zur Auswahl des<br />
geeigneten Inhalationsgerätes. Die so getroffene richtige Gerätewahl, in Kombination mit einer<br />
sorgfältigen Schulung von kindlichem Patienten und Eltern ist Voraussetzung für eine effektive pädiatrische<br />
Asthmatherapie.<br />
239
240<br />
GRUNDLAGEN DER<br />
<strong>AEROSOL</strong>-THERAPIE<br />
Grundprinzip der topischen Therapie:<br />
Wirkstoff sollte erkrankten Teil der respiratorischen<br />
Oberfläche treffen!<br />
„Gezieltes“ Aerosol (Targeting)<br />
GRUNDLAGEN DER<br />
<strong>AEROSOL</strong>-THERAPIE<br />
1. Large airway targeting<br />
2. Small airway targeting<br />
3. Alveolar targeting<br />
FORDERUNGEN AN DAS GERÄT<br />
Small Airway Targeting:<br />
Entsprechende Partikelgröße = „Respirable particles“<br />
von 2 - 5 µm<br />
(Grundsätzliche Charakterisierung des Aerosols durch<br />
MMAD und geometrische Standarddeviation)
WEITERE FORDERUNGEN<br />
AN DAS GERÄT<br />
1. Stabilität: Reproduzierbare Leistung über lange Zeit<br />
2. Interface: Vermeidung von Störfaktoren am Weg<br />
vom Gerät zum Patienten<br />
3. Hygiene: Keimfreiheit und Reinigbarkeit<br />
(Trocknung)<br />
4. Aerosol-Verträglichkeit: Beachtung von Osmolarität,<br />
pH und Temperatur<br />
DER PATIENT:<br />
DIE GRÖSSE <strong>DES</strong> RESPIRATIONSTRAKTES<br />
Aerosol-Verteilung zwischen oberen und unteren Luftwegen:<br />
Fazit: Sehr geringe<br />
intrapulmonale<br />
Deposition bei kleinen<br />
Patienten (Säuglinge,<br />
Kleinkinder).<br />
DER PATIENT:<br />
DIE GRÖSSE <strong>DES</strong> RESPIRATIONSTRAKTES<br />
Aerosol-Deposition im Patienten:<br />
Grundsätzlich: Interaktion von Tröpfchengröße mit<br />
Größe und Geometrie des Respirationstraktes.<br />
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242<br />
DER PATIENT:<br />
DIE GRÖSSE <strong>DES</strong> RESPIRATIONSTRAKTES<br />
Aerosol-Deposition im Patienten:<br />
Kleine versus große Lunge:<br />
• Kleinere anatomische Verhältnisse �<br />
zentralere Deposition<br />
• Niedrigerer inspiratorischer Fluß resultiert in<br />
weniger Impaktion � peripherere Deposition<br />
• Höhere Atemfrequenz resultiert in reduzierter<br />
Sedimentationszeit � zentralere Deposition<br />
DER PATIENT:<br />
DIE GRÖSSE <strong>DES</strong> RESPIRATIONSTRAKTES<br />
Aerosol-Deposition im Patienten:<br />
Kleine versus große Lunge:<br />
Schlußfolgerung:<br />
Depositionsvergleiche Kind – Erwachsener liegen<br />
kaum vor (Problematik der Radioaerosol-Studien);<br />
dementsprechend keine ausreichenden Daten zum<br />
Einfluß der Respirationstraktgröße auf die<br />
Depositionstopographie!<br />
DER PATIENT:<br />
<strong>BRONCHIALE</strong> ERKRANKUNGEN<br />
Problem der respiratorischen Verteilungsstörung:<br />
Gesund<br />
Inhomogene Obstruktion
DER PATIENT:<br />
<strong>BRONCHIALE</strong> ERKRANKUNGEN<br />
Problem der respiratorischen Verteilungsstörung:<br />
Beispiel: Periphere versus<br />
zentrale Deposition<br />
DER PATIENT:<br />
<strong>BRONCHIALE</strong> ERKRANKUNGEN<br />
Einfluß auf das Atemmuster<br />
(Verschiebung des I/E-Verhältnisses):<br />
DER PATIENT: ATEMMUSTER<br />
Empfohlenes Atemmuster:<br />
• Verneblergerät: Niederfrequente, leicht vertiefte<br />
Ruheatmung<br />
• Dosieraerosol, Atemzugsaktivierte<br />
Inhalationssysteme: Langsames inspiratorisches<br />
Vitalkapazitätsmanöver mit anschließender<br />
Atempause bei TLC<br />
243
244<br />
DER PATIENT:<br />
PHARMAKOKINETIK <strong>DES</strong> WIRKSTOFFES<br />
Beispiel: Topische Steroide<br />
DER PATIENT:<br />
PHARMAKOKINETIK <strong>DES</strong> WIRKSTOFFES<br />
Beispiel: Topische Steroide<br />
Maximal erreichbarer Therapeutischer Index<br />
(Pulmonale Dosis/Systemische Dosis)<br />
Dosieraerosol<br />
Dosieraerosol + Spacer<br />
Pulverinhalator<br />
Pulverinhalator + Mundspülung<br />
DER PATIENT:<br />
DER NASALE FILTER<br />
Interface: Maske versus Mundstück<br />
0.44<br />
0.66<br />
0.66<br />
0.80<br />
Fazit: Bei Behandlung der<br />
unteren Luftwege Nase wenn<br />
möglich immer umgehen!
VERNEBLERGERÄT<br />
Einfache Düsenverneblergeräte (Venturi-Prinzip):<br />
VERNEBLERGERÄT<br />
Einfache Düsenverneblergeräte (Venturi-Prinzip):<br />
Zu beachten:<br />
1. Zuziehen von Luft (air entrainment)<br />
2. Verneblerleistung abhängig von Gasflow<br />
3. Aerosol-Überschuß in Exspiration<br />
VERNEBLERGERÄT<br />
Zuziehen von Luft (air entrainment):<br />
Fazit: Kleiner<br />
Respirationstrakt<br />
inhaliert gleich viel<br />
Aerosol wie großer �<br />
Dosierungsproblem.<br />
245
246<br />
VERNEBLERGERÄT<br />
Verneblerleistung abhängig von Gasflow:<br />
Fazit: Einhaltung jenes Gasflows, der optimales Tröpfchenspektrum<br />
gewährleistet � Aerosolqualität versus Vernebelungszeit.<br />
VERNEBLERGERÄT<br />
Aerosol-Überschuß in Exspiration:<br />
Fazit: Verwendung von Ventil-Filtersystemen bei Vernebelung<br />
„kritischer“ Substanzen.<br />
VERNEBLERGERÄT<br />
Atemzugsverstärkte (breath-enhanced) Verneblergeräte:
VERNEBLERGERÄT<br />
Atemzugsverstärkte (breath-enhanced) Verneblergeräte:<br />
Fazit: Verwendung der atemzugsverstärkten Verneblergeräte, wenn<br />
maximale Aerosol-Utilisation wichtiger erscheint als Dosierungsfragen.<br />
VERNEBLERGERÄT<br />
Adaptive Systeme<br />
Fazit: Neues System mit Vor- und Nachteilen.<br />
DAS DOSIER<strong>AEROSOL</strong><br />
Probleme:<br />
1. Koordination Atemmanöver – Dosieraerosolauslösung<br />
2. Sprühstoßgeschwindigkeit – Abstand Düse-Rachenhinterwand<br />
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248<br />
DAS DOSIER<strong>AEROSOL</strong><br />
Probleme:<br />
1. Koordination Atemmanöver – Dosieraerosolauslösung<br />
2. Sprühstoßgeschwindigkeit – Abstand Düse-Rachenhinterwand<br />
DOSIER<strong>AEROSOL</strong>-SPACER-KOMBINATION<br />
Vorteile:<br />
• Zeitliche Koordination von Atemmanöver und Auslösung nicht<br />
notwendig<br />
• Abstandvergrößerung zwischen Düse und Rachenhinterwand<br />
DOSIER<strong>AEROSOL</strong>-SPACER-KOMBINATION<br />
Problem: Aerosol-Deposition auf Innenseite des Spacers<br />
Ursache 1: Elektrostatische Aufladung des Plastikspacers.
DOSIER<strong>AEROSOL</strong>-SPACER-KOMBINATION<br />
Problem: Aerosol-Deposition auf Innenseite des Spacers<br />
Lösung 1: Wiederholtes Spülen des Spacers mit einem Detergens<br />
DOSIER<strong>AEROSOL</strong>-SPACER-KOMBINATION<br />
Problem: Aerosol-Deposition auf Innenseite des Spacers<br />
Lösung 2: Metallspacer<br />
DOSIER<strong>AEROSOL</strong>-SPACER-KOMBINATION<br />
Problem: Aerosol-Deposition auf Innenseite des Spacers<br />
Ursache 2: Größenmißverhältnis zwischen Spacer und Patienten<br />
(großer Spacer, kleiner Patient)<br />
� Patient braucht relativ lange, um Spacer zu entleeren<br />
(Depositionszeit).<br />
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DOSIER<strong>AEROSOL</strong>-SPACER-KOMBINATION<br />
Problem: Aerosol-Deposition auf Innenseite des Spacers<br />
Lösung: Kleinere Spacer (sog. „Babyspacer“)<br />
DOSIER<strong>AEROSOL</strong>-SPACER-KOMBINATION<br />
Problem: Aerosol-Deposition auf Innenseite des Spacers<br />
Lösung: Kleinere Spacer (sog. „Babyspacer“)<br />
ATEMZUGSAKTIVIERTE<br />
INHALATIONSSYSTEME<br />
Pulverinhalator:<br />
Grundsätzlich muß Inspirationsflow hoch genug sein,<br />
um Pulverinhalator zu entleeren.
ATEMZUGSAKTIVIERTE<br />
INHALATIONSSYSTEME<br />
Pulverinhalator:<br />
Probleme durch niedrigen Inspirationsflow:<br />
1. Alter (7 ++ + - +++ +++<br />
(Mundst.)<br />
SCHLUSSFOLGERUNGEN ZUR<br />
<strong>AEROSOL</strong> – PATIENTEN – INTERAKTION<br />
Prinzip: Keine isolierte Beschäftigung mit Aerosolgeräten,<br />
sondern detaillierte Analyse der Aerosol-Patienten-Interaktion.<br />
Die wesentlichen Schritte zur erfolgreichen Aerosol-Therapie:<br />
• Gute Kenntnis der Möglichkeit und Grenzen einzelner<br />
Geräte<br />
• Patientenspezifische Verschreibung eines passenden<br />
Gerätes<br />
• Ausführliche Schulung des Patienten (bzw. der Eltern)<br />
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