Zur Davert - NABU-Naturschutzstation Münsterland e.V.
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Wer findet unseren <strong>Davert</strong>-Ringelnatter? Das Interview: Sven Wilmer, Schüler und Nachwuchsforscher<br />
Malwettbewerb gewonnen, und auch sonst vielseitig begabt<br />
Sven Wilmer mit „seinem“ Titelbild der letzten <strong>Davert</strong>-Depesche<br />
sven wilMer wurde 1998 in hiltrup ge-<br />
boren und lebt heute mit seinem zwei Jahre<br />
jüngeren bruder nils und seinen eltern<br />
anja und andreas wilmer in rinkerode.<br />
sven besucht die 7. Klasse des Kardinalvon-galen-gymnasiums<br />
in hiltrup und hat<br />
den Malwettbewerb „wilde Pferde in der<br />
davert“ bei den Kindern gewonnen. bei<br />
einem Familien-Ausflug in die Emmerbachaue<br />
am 1. Mai stand er dr. thomas<br />
hövelmann von der davert-depesche für<br />
ein interview zur verfügung.<br />
Sven, Dein Siegerbild im Malwettbewerb war ja sogar das Titelbild unserer letzten Ausgabe, herzlichen<br />
Glückwunsch. Kommst Du oft hierher in die Emmerbachaue?<br />
Danke schön. Ich komme oft in die <strong>Davert</strong>, nicht nur hierhin, meistens zum Fotografieren. Am liebsten im Frühling<br />
und im Herbst, dann finde ich es dort am Schönsten. Außerdem machen wir häufig gemeinsame Ausflüge<br />
mit dem Fahrrad, so wie heute.<br />
Bei unserem Fotowettbewerb „Herbst in der <strong>Davert</strong>“ hast Du ja auch schon einen vorderen Platz belegt.<br />
Ist denn Fotografieren Dein einziges Hobby?<br />
Nein, ich habe ganz viele Hobbies. Ich angle gerne und sammle alles Mögliche aus der Natur, zum Beispiel Mineralien,<br />
Edelsteine, Versteinerungen, etc. Als kleiner Junge habe ich schon angefangen, Schnecken zu sammeln.<br />
In unserem Garten am Pferdekamp bin ich total gerne, dort habe ich auch zwei Kaninchen. Außerdem bekomme<br />
ich jetzt zwei Bienenvölker, die ich dort ansiedeln werde. Und wenn es um Wasser geht, bin ich gar nicht mehr zu<br />
stoppen. Als nächstes wünsche ich mir eine Unterwasserkamera, damit ich beim Schnorcheln Bilder von Korallen<br />
und Fischen machen kann. Fußball spiele ich aber auch, beim SV Rinkerode.<br />
Hast Du denn da überhaupt noch Zeit für die Schule?<br />
Aber sicher. Ich gehe gerne zur Schule. Biologie ist mein Lieblingsfach, aber ich mag generell alle Naturwissenschaften.<br />
Im Differenzierungsbereich ab der 8. Klasse habe ich mich für die Geowissenschaften angemeldet.<br />
Möchtest Du denn dann auch später mal in der Natur arbeiten?<br />
Ich kann mir gut vorstellen, später mal etwas mit Umweltschutz zu machen. Im Moment experimentiere ich viel<br />
mit Bionik. Die Ausstellung im Naturkundemuseum Münster hat mich total begeistert. Außerdem bastele ich<br />
gerne mit Holz und baue alle möglichen Modelle. Das habe ich sicher von meinem Vater geerbt, der zusammen<br />
mit meinem Onkel eine Parkett-Firma in Hiltrup betreibt.<br />
Willst Du denn dann nicht vielleicht mal was beim <strong>NABU</strong> machen?<br />
Klar, gerne. Ich finde die Arbeit der <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong> auf Haus Heidhorn total spannend und kann mir<br />
gut vorstellen, dort mein Schülerpraktikum zu machen.<br />
14.7., 11.8., 8.9.,<br />
9.00 -13.00 uhr<br />
so, 15.7.<br />
10.00-17.00 uhr<br />
so, 8.8.,<br />
14.00-18.00 uhr<br />
Fr, 18.8.,<br />
21.00-23.00 uhr<br />
sa, 18.8.,<br />
21.00-23.00 uhr<br />
so, 2.9.,<br />
sa, 8.9.,<br />
ganztägig<br />
veranstaltungen: Juli 2012 – September 2012<br />
Lagerverkauf bei der <strong>Davert</strong> GmbH, Ascheberger Str. 2, Ottmarsbocholt<br />
Jeden zweiten Samstag im Monat!<br />
Kleine Schmetterlingskunde - Einführung in die Welt heimischer Tagfalter<br />
Das Seminar bietet einen Einblick in die systematische Stellung der Schmetterlinge im Tierreich,<br />
ihre große Artenvielfalt und die faszinierende Morphogenese. Bitte an festes Schuhwerk<br />
denken, eigene Verpflegung ist mitzubringen. treffpunkt: Münster-Hiltrup, Haus Heidhorn.<br />
leitung: Robert Boczki. Kosten: 20,00 €, begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung bei Robert Boczki,<br />
Tel. 0160-5539658 oder der <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong> <strong>Münsterland</strong>, Tel. 02501-9719433<br />
Heuschrecken - zwischen Minnesang und biblischer Plage<br />
Bei der Fahrradtour werden die häufigsten Arten des <strong>Münsterland</strong>es anhand morphologischer<br />
Merkmale vorgestellt, außerdem auch seltene oder zwischenzeitlich gar ausgestorbene und wieder<br />
eingewanderte Arten. Die Tour findet nur bei halbwegs gutem Wetter statt. leitung: Andreas<br />
Boczki, treffpunkt: Münster-Hiltrup, Stabbogenbrücke am Dortmund-Ems-Kanal (Zum Hiltruper<br />
See 139), Kosten: 5,00 €, Anmeldung bei der <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong>, Tel. 02501-9719433<br />
Familienexpedition zu den Jägern der Nacht – Fledermäuse im Venner Moor<br />
Die aufregende Welt der Fledermäuse ist aufgrund deren Nachtaktivität nur sehr schwer auf eigene<br />
Faust zu erkunden. Bitte bringen Sie festes Schuhwerk, wetterfeste Kleidung und Taschenlampen<br />
mit. treffpunkt: Senden, Venner Moor (Parkplatz Nähe Kanalbrücke)<br />
ausrichter: Biologisches Zentrum Kreis Coesfeld (BZ), leitung: Martin Relligmann, Kosten: Teilnahme<br />
kostenfrei, Spende erwünscht! Anmeldung Tel. 02591-4129<br />
„Tischlein-deck-dich“-Tour durch die <strong>Davert</strong><br />
Mit dem Rad begeben wir uns auf eine 30 km lange kulinarische Rundreise durch das sagenumwobene<br />
Waldgebiet. Unterwegs erwartet uns Naturgenuss und leckerer Gaumenschmaus. Der Biohof<br />
Deventer lädt zu einer Hofführung ein. leitung: Andreas Beulting, treffpunkt: Münster-Hiltrup, Haus<br />
Heidhorn; Kosten: 24,00 €, Anmeldung bei der <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong>, Tel. 02501-9719433<br />
42. Großer Wandertag des Heimatvereines Davensberg<br />
Während einer Exkursion wird das neue Zuhause der Heckrinder und Konikpferde im zirka 25 Hektar<br />
großen Weidegebiet in der Emmerbachaue erkundet. Festes Schuhwerk und Fernglas wären von<br />
Vorteil. treffpunkt: Davensberg, Burgturm (Parkplatz), ausrichter: Heimatverein Davensberg.<br />
leitung: Willi Ross, weitere Informationen bei Willi Ross, Tel. 02593-982129<br />
Apfelpressen und Werkverkauf bei <strong>Davert</strong><br />
Wenn die Obsternte in diesem Jahr gut verläuft, presst die Mobile Saftpresse aus ihren eigenen<br />
Äpfeln frischen Apfelsaft zum Mitnehmen! Heute, wie an jedem 2. Samstag im Monat, öffnen sich<br />
auch die Türen der <strong>Davert</strong> GmbH und Sie können im Werksverkauf biologische Spezialitäten bekommen,<br />
treffpunkt: Ottmarsbocholt, <strong>Davert</strong> GmbH, ausrichter: <strong>Davert</strong> GmbH, <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong><br />
<strong>Münsterland</strong> e.V., leitung: Norbert Menke. Weitere Informationen unter Tel. 02501-9719433<br />
Die nächste <strong>Davert</strong>-Depesche erscheint voraussichtlich im Oktober 2012. Auch im Netz unter www.davert-depesche.de.<br />
sPonsoren gesucht! die davert-depesche sucht Freunde und Förderer. bei interesse wenden sie sich bitte<br />
www.stadtwerke-muenster.de<br />
an die nabu-naturschutzstation <strong>Münsterland</strong>, dr. thomas hövelmann persönlich: t.hoevelmann@nabu-station.de.<br />
unsere Freunde und FÖrderer: davert gmbh, cafe-restaurant grothues-Potthoff, golfclub Münster tinnen,<br />
sparkasse <strong>Münsterland</strong> ost, stadtwerke Münster gmbh, rosen-Paus<br />
Öko? Logisch!<br />
Münster:natürlich<br />
Das Öko-Strompaket mit Heimvorteil<br />
STROM<br />
Münster:natürlich<br />
iMPressuM herausgeber: nabu-naturschutzstation <strong>Münsterland</strong> e.v., haus heidhorn, westfalenstr. 490, 48165 Münster, tel. 0 25 01-9 71 94-33, Fax -38, info@nabu-station.de,<br />
www.nabu-station.de · redaktion: dr. thomas hövelmann (verantwortl.), beate look, · erscheinungsweise: 4x jährl. · gestaltung: blauensteiner . groß-weege, tel.02 51-3 62 68,<br />
aufl.: 3.000 · druck: Printzipia · Papier: Fsc Mix · Fotos: dr. thomas hövelmann, theo israel, beate look, claudia schieck<br />
Ausgabe Nr. 11 · Kostenloses Exemplar<br />
davert depesche<br />
Wir in der <strong>Davert</strong>!<br />
liebe leserin, lieber leser,<br />
ups, schon wieder ist das Jahr halb um, die Tage<br />
werden kürzer und bald liegt schon wieder<br />
Weihnachtsgebäck in den Auslagen. Die Zeit rast<br />
und scheint sich immer schneller zu drehen, was<br />
kaum neu ist, ist gleich schon wieder veraltet.<br />
Gut, dass wir die <strong>Davert</strong> haben mit der gelassenen<br />
Ruhe der mächtigen Eichen. Hier kann man zur<br />
Besinnung kommen und die Zeit ein wenig anhalten.<br />
Gerade jetzt im Sommer bietet der größte<br />
zusammenhängende Laubwald im <strong>Münsterland</strong><br />
Schatten und Kühle, und ein wenig Erholung von<br />
der täglichen Hetze.<br />
Ihr Dr. Thomas Hövelmann<br />
<strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong> <strong>Münsterland</strong><br />
schulnoten Für die davert – Kartierung im Auftrag des Landes<br />
bis zuM letzten zug – das Gasthaus „<strong>Zur</strong> <strong>Davert</strong>“ in Davensberg<br />
strontianit – Goldrausch im <strong>Münsterland</strong><br />
interview – Sven Wilmer, Schüler und Nachwuchsforscher<br />
veranstaltungen<br />
sommer<br />
2012<br />
»
Ökologisches Gold: Totholz mit blühendem Sauerklee Dr. Thomas Hövelmann bei der Arbeit in der <strong>Davert</strong><br />
schulnoten Für die davert<br />
Kartierung im Auftrag des Landes NRW<br />
„Sehr schön, eine Eiche mit starkem Baumholz<br />
von mehr als 50 cm Brusthöhenumfang – und<br />
da noch eine, und noch eine, das gibt ein A“: Dr. Thomas<br />
Hövelmann freut sich über den Bestand mit alten Eichen<br />
und kleineren Hainbuchen. Ein „A“ bedeutet „hervorragender<br />
Erhaltungszustand“ und ist die Bestnote, die ein<br />
Bestand aus naturschutzfachlicher Sicht erhalten kann.<br />
Die <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong> <strong>Münsterland</strong> führt ab<br />
diesem Jahr eine so genannte Biotopkartierung im NSG<br />
und Natura 2000-Gebiet „<strong>Davert</strong>“ durch. Wegen der Größe<br />
des Gebietes wird die Bearbeitung in den drei Kreisen<br />
Warendorf, Münster und Coesfeld auf drei Jahre<br />
verteilt. Den Anfang machen in 2012 die Waldbereiche<br />
im Kreis Warendorf westlich von Rinkerode, die übrigen<br />
Gebiete folgen in den kommenden beiden Jahren.<br />
Bei der Biotopkartierung, die offiziell vom Landesamt für<br />
Umwelt, Natur und Verbraucherschutz NRW (LANUV) in<br />
Absprache mit der Bezirksregierung und den Kreisen beauftragt<br />
wird, werden die gesetzlich geschützten Biotope<br />
wie zum Beispiel Kleingewässer und Bruchwälder auf ihren<br />
Zustand überprüft und sämtliche naturschutzfachlich<br />
wertvollen Bereiche für die landesweite zentrale Datenbank<br />
OSIRIS erfasst bzw. die schon vorhandenen Daten aktualisiert.<br />
Zudem werden – da es sich um ein europäisches<br />
Natura 2000-Gebiet handelt – auch die FFH-Lebensraumtypen<br />
von gemeinschaftlichem Interesse wie Eichen-Hainbuchenwald<br />
auf ihren Erhaltungszustand hin bewertet, mit<br />
Noten von „A“ für hervorragend bis „C“ für mittel-schlecht.<br />
Für den Diplom-Biologen Hövelmann bedeutet das, sämtliche<br />
Waldbestände der <strong>Davert</strong> aufzusuchen und den Bestand<br />
nach Totholz- und Altbaumanteil, Baumhöhlen<br />
und charakteristischen Pflanzenarten zu untersuchen.<br />
Dabei werden selbstverständlich auch die vorliegenden<br />
Daten des Landes und des Regionalforstamtes <strong>Münsterland</strong><br />
berücksichtigt. Nach Beendigung der Geländearbeiten<br />
werden die Daten aufwändig aufbereitet und an<br />
das LANUV in Recklinghausen übermittelt. Dort dienen<br />
sie unter anderem der Berichtspflicht gegenüber der EU.<br />
Auch Funde gefährdeter Pflanzenarten werden erfasst und<br />
punktgenau in Karten festgehalten. Die Grundbesitzer sind<br />
über das Regionalforstamt <strong>Münsterland</strong> und die Tagespresse<br />
über die Arbeiten unterrichtet worden. Die gewonnenen<br />
Erkenntnisse sind für das Landesamt und die <strong>NABU</strong>-<strong>Naturschutzstation</strong><br />
<strong>Münsterland</strong> eine wichtige Grundlage für<br />
die Konzeption und die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen,<br />
damit sich auch spätere Generationen noch an<br />
der Vielfalt dieses einzigartigen Gebietes erfreuen können.<br />
Und für Dr. Thomas Hövelmann bedeutet das, noch viele<br />
Bestände zu begutachten: „Eigentlich ein Traumjob, aber<br />
an manchen Tagen möchte auch sicher niemand tauschen.<br />
Die Zecken, die Brombeeren - und wenn ich den Erhaltungszustand<br />
der Mücken in der <strong>Davert</strong> beurteilen müsste:<br />
„Ein A, ganz klar…“<br />
Wir in der <strong>Davert</strong><br />
bis zuM letzten zug… Flaschenbier,<br />
dass die Bahn sich verspätet, ist nichts Neues<br />
- dass sie für ihre Kunden auch Kaffeezüge<br />
veranstaltete, dürfte allerdings überraschen. Mit der<br />
Dampflok von Münster oder Dortmund nach Davensberg<br />
zuckeln, am Gasthaus „<strong>Zur</strong> <strong>Davert</strong>“ die Lok<br />
für ein paar Stunden auf dem Abstellgleis parken,<br />
vergnügt in der <strong>Davert</strong> wandern und zum Kaffeetrinken<br />
mitten im Wald unter Buchen am gedeckten<br />
Tisch Platz nehmen und herzhaft ins frisch gebackene,<br />
mit Butter bestrichene Rosinenbrot beißen, bevor<br />
die Dampflok die Gäste nach Hause fährt, das<br />
muss lange her sein… „So ist es“, sagt Heinrich Haverkamp,<br />
der in dritter Generation die idyllische und<br />
historische Waldwirtschaft in Davensberg betreibt.<br />
Angefangen hat alles 1874, da kauft sein Urgroßvater<br />
das landwirtschaftliche Anwesen von einer Familie,<br />
die nach Amerika auswandern will. Bereits 1874<br />
gründen die Großeltern die Gast- und Waldwirtschaft<br />
„<strong>Zur</strong> <strong>Davert</strong>“. Mit dem Bau der Bahnstrecke Münster<br />
– Dortmund von 1924 bis 1928, wird aus der Waldwirtschaft<br />
auch eine Bahnhofsgaststätte. „Die neue<br />
Strecke musste erst mit viel Sand angehäuft werden,<br />
den man sich aus der Hohen Ward holte. So entstand<br />
der Hiltruper See, auch bekannt als Steiner See“, erklärt<br />
der Wirt. Pendler aus Ottmarsbocholt, Streckenbauarbeiter<br />
und Wanderer bekommen im Lokal<br />
Flaschenbier. Eine Fahrradstation wird eingerichtet<br />
und die Fahrkarten „0001“ werden verkauft. Deshalb<br />
bleibt das Gasthaus bis zum letzten Zug geöffnet.<br />
Mit der erlangten Vollkonzession fließt das Bier<br />
von da an aus dem Zapfhahn. Mit der Inbetriebnahme<br />
der Bahnstrecke wie Bahnhofsgaststätte wird der<br />
Beginn des Tourismus in Davensberg eingeläutet!<br />
1952 übernimmt Tochter Elisabeth die Wirtschaft<br />
und nach ihrem Tod 1981 ihr Mann Felix Haverkamp.<br />
Seit 1983 führt Heinrich Haverkamp das<br />
Gasthaus der Eltern weiter. Wenn auch die Grußkartenmotive<br />
(wie hier abgebildet), die man ebenfalls in<br />
der Waldwirtschaft erwerben konnte, seinerzeit nur<br />
in schwarz-weiß entzücken, die Zeit der Kaffeezüge<br />
und Pendler ist alles andere als eintönig. „Das Treiben<br />
in der Bahnhofsgaststätte war bunt und fröhlich,<br />
die Menschen bescheidener und zufrieden“, weiß<br />
Heinrich Haverkamp aus den Erzählungen der Familie<br />
und damaliger Gäste. Vieles hat sich im Laufe<br />
der Jahrzehnte geändert. Das alte Bahnhofsgebäude<br />
hat z.B. einen Besitzer gefunden und wird heute privat<br />
bewohnt. Was aber bleibt, ist die Bewirtung und<br />
Geselligkeit im Gasthaus zur <strong>Davert</strong>. Ob mit dem<br />
eigenen Mobil, per Pedes oder der Bahn angereist,<br />
ein Abstecher in die Natur lohnt sich hier jederzeit.<br />
Das Gedeck wird längst nicht mehr im Wald serviert<br />
und zum Kaffee gibt es selbstgebackenen Kuchen<br />
auf der hauseigenen Terrasse, doch wie früher<br />
ganz nah dran an der schönen <strong>Davert</strong>…<br />
Beate Look, Münster<br />
Das Gasthaus „<strong>Zur</strong> <strong>Davert</strong>“ früher<br />
„Tischlein deck dich“ mitten in der <strong>Davert</strong><br />
Das Gasthaus „<strong>Zur</strong> <strong>Davert</strong>“ heute<br />
strontianit<br />
Kaffeezüge und „Tischlein deck dich“ in der <strong>Davert</strong> „Goldrausch“ im <strong>Münsterland</strong><br />
Das kleine Wäldchen mitten auf dem Feld ist als Mergelberg ein<br />
Überbleibsel des Bergbaus im <strong>Münsterland</strong><br />
1.Bergrat F. Micklinghoff (links) und Bergmann T. Westerholt<br />
(rechts) am Schachtloch der Grube Wickesack, bei Ascheberg<br />
bergbau? Nein, so etwas gibt es hier um Münster<br />
nicht … das heißt: Nicht mehr! Im 19. Jahrhundert<br />
bot sich nämlich ein ganz anderes Bild. Auf einem Feld in<br />
Nienberge bei Münster wurde 1834 das Mineral Strontianit<br />
entdeckt und sorgte für goldrauschartige Zustände in<br />
der gesamten Region. Die Erklärung dafür ist einfach: Der<br />
Abbau von Strontianit brachte sehr viel Geld in die Region,<br />
da mit ihm der Anteil der Zuckergewinnung aus Zuckerrüben<br />
verdoppelt werden konnte. Außerdem wurde es in<br />
großen Mengen in Feuerwerkskörpern und als Leuchtspurmunition<br />
in der Rüstungsindustrie eingesetzt wegen seiner<br />
markanten karmesinroten Flamme bei der Verbrennung.<br />
Das enorme Interesse an der Nutzung des kristallinen Minerals,<br />
dessen Name sich von dem Fundort ‚Strontian‘ an der<br />
Westküste Schottlands ableitet, hatte weitreichende Folgen<br />
für die Wirtschaftsstruktur der Region. Der Strontianitabbau<br />
schaffte viele neue lukrative Arbeitsplätze im <strong>Münsterland</strong>,<br />
in dem es zeitweise mehr als 600 Grubenbesitzer gab,<br />
so auch in Drensteinfurt und Ascheberg. Viele Menschen<br />
sahen darin die Möglichkeit auf ein besseres Leben und<br />
Reichtum zu erlangen. Bauern verpachteten nicht nur ihr<br />
Land an die Bergbau-Unternehmen, als die Nachfrage<br />
nach neuem, für den Bergbau nutzbarem Land wuchs,<br />
sondern verloren häufig ihre Knechte wegen der besseren<br />
Bezahlung der Minenbetreiber. Es kamen aber auch Bergarbeiter<br />
aus anderen Regionen in das südliche <strong>Münsterland</strong><br />
in der Hoffnung, dort ihr Glück zu finden und damit<br />
andere Mentalitäten und Weltanschauungen. Somit prägte<br />
Strontianit neben der Wirtschaft ebenfalls nachhaltig<br />
die Gesellschaft, Religiosität und Politik im <strong>Münsterland</strong>.<br />
So schnell und überraschend wie der Strontianit -Boom<br />
das Münster land überrollte, so schnell ebbte dieser auch<br />
wieder ab. Der Entdeckung des Ersatzstoffes „Coelestin“<br />
– billiger und effizienter als Strontianit – folgte allmählich<br />
die Schließung aller im <strong>Münsterland</strong> befindlichen Gruben.<br />
Die letzte Grube bei Hof Wickesack stellte 1945 ihren Betrieb<br />
ein.<br />
Heute zeugen einzig die sogenannten Mergelberge, ehemalige<br />
Abraumhalden der Gruben, als stille Zeugen von<br />
den damaligen Bergbauaktivitäten. Diese, meist mit Bäumen<br />
bewachsenen, runden Hügel mit kalkhaltigen Böden<br />
sind am besten aus der Luft erkennbar, allerdings meistens<br />
nur für Kenner als solche identifizierbar. Seit 2011 werden<br />
von der WWU (Westfälische Wilhelms-Universität) entwickelte<br />
Strontianit-Rundflüge in Kooperation mit Ascheberg<br />
Marketing e.V. über Teile der ehemaligen Abbauregion<br />
angeboten, um die Bergbaugeschichte im <strong>Münsterland</strong><br />
ins Bewusstsein der Menschen zurückzurufen und an<br />
ihre nachhaltige Bedeutung für die Region zu erinnern.<br />
Nadine Ogonek, Münster<br />
weitere ausKünFte:<br />
aFo (arbeitsstelle Forschungstransfer) der wwu-Münster,<br />
expedition <strong>Münsterland</strong>, catharina Kähler,<br />
catharina.kaehler@uni-muenster.de“, tel. 0251/83-32126<br />
strontianit-rundflüge: ascheberg Marketing e.v., Melanie<br />
wiebusch, tel. 02593-6324<br />
sonderausstellung bis zu den herbstferien: „strontianitbergbau<br />
zwischen ems und lippe“, Museum heimathaus<br />
herbern, altenhammstr. 20, samstags u. sonntags von 15<br />
bis 17 uhr, weitere termine und Führungen auf anfrage,<br />
tel. 02599-740810, 759887. eintritt frei!<br />
literaturtipp: in seinem werk „de strunz“ beschreibt der<br />
münsterländische dichter augustin wibbelt, der vor 150<br />
Jahren geboren wurde, auf Plattdeutsch den abbau des<br />
strontianit, das viel unruhe in die region brachte.