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Abteilung Tierhaltung und Tierschutz, Vetsuisse Fakultät Bern

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messbare Auswirkungen während der Zeit der Jungenaufzucht (Anzahl <strong>und</strong> Wachstum der<br />

Jungen).<br />

Im nachfolgend beschriebenen Projekt wurde neben ethologischen <strong>und</strong><br />

morphologischen Parametern auch der Fortpflanzungserfolg gemessen (Vonlanthen 2003;<br />

Gebhardt-Henrich et al., 2005a,b). Tiere sind darauf selektiert, sich so zu verhalten, dass<br />

ihre Fitness (= Anzahl fortpflanzungsfähiger Nachkommen im ganzen Leben) maximiert<br />

wird (Grafen, 1991). Je mehr das Tier die Umstände oder das Verhalten als<br />

fitnessvermindernd einstuft, um so mehr wird es darunter leiden (zusammengefasst bei<br />

Dawkins, 1990). In einer Umwelt wie der Heimtierhaltung, die sich gr<strong>und</strong>legend von der<br />

natürlichen Umwelt des Hamsters unterscheidet, kann die wahrgenommene<br />

Fitnessverminderung von der tatsächlichen Fitnessverminderung abweichen (Dawkins,<br />

1990).<br />

Im Versuch wurde untersucht, ob das Vorhandensein eines Laufrads bei<br />

Goldhamstern sich negativ auf das artspezifische Verhalten, den Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong><br />

den Fortpflanzungserfolg (Anzahl <strong>und</strong> Qualität der Nachkommen) des Tieres auswirkt.<br />

Diese Parameter (Verhalten, Ges<strong>und</strong>heitszustand, Fortpflanzungserfolg) dienten als<br />

Gradmesser für das Wohlbefinden der Hamsterweibchen.<br />

Jeweils zwei Vollgeschwister wurden so in zwei Gruppen eingeteilt, dass von<br />

Vollgeschwistern immer ein Tier in die Behandlungsgruppe (mit funktionstüchtigem, zu<br />

Beginn arretiertem Laufrad, ø = 30 cm, Lauffläche aus 10 cm breiten Lochblech) <strong>und</strong> das<br />

andere in die Kontrollgruppe (mit identisch aussehender, stets arretierter Attrappe) kam.<br />

Nach einer Eingewöhnungsphase (22 Tage) wurde das Verhalten der Tiere während der<br />

ersten 3 St<strong>und</strong>en der Dunkelperiode (Hauptaktivitätszeit) auf Video aufgenommen.<br />

Danach wurden die 10 funktionstüchtigen Laufräder freigeschaltet <strong>und</strong> die Anzahl<br />

Umdrehungen wurde elektronisch erfasst. Im Alter von 90 Tagen wurden die Goldhamster<br />

erneut gefilmt. Danach wurden die Weibchen wiederholt mit Männchen verpaart, zogen<br />

ihre Jungen während 28 Tage auf, bis sie nach mind. 3 „erfolgreich scheinenden“<br />

Paarungen nicht mehr aufnahmen. Die Anzahl <strong>und</strong> das Wachstum der Jungen wurde am<br />

10., 15., 20., 25. <strong>und</strong> 28. Tag nach der Geburt gemessen. Das Gewicht der Weibchen<br />

wurde bei der Paarung <strong>und</strong> danach alle 5 Tage ermittelt. Die Weibchen wurden bis zu<br />

ihrem natürlichen Tod gehalten, wenn sie nicht wegen schwerwiegender<br />

Ges<strong>und</strong>heitsprobleme euthanasiert werden mussten.<br />

Sechs fünfminütige Videosequenzen, die gleichmässig über die 3-stündige<br />

Aufnahme verteilt waren, wurden mit Observer Version 3.0 (Noldus) ausgewertet.<br />

Goldhamsterweibchen mit Laufrad hatten grössere Würfe (repeated measures: F 1,17<br />

= 4.27, P = 0.05), aber der Lebensfortpflanzungserfolg unterschied sich nicht. Alle<br />

Weibchen mit einem funktionellen Laufrad nutzten es, wenn auch in unterschiedlichem<br />

Ausmass. Während der Trächtigkeit <strong>und</strong> der Jungenaufzucht wurde das Laufen im Laufrad<br />

stark reduziert (Abb. 2).<br />

90-tägige Goldhamsterweibchen mit funktionierenden Laufrädern zeigten signifikant<br />

weniger Gitternagen als ihre Schwestern mit nicht-funktionierenden Laufrädern (Dauer in<br />

s/30 min ± Standardfehler, nicht-funktionierend: 283.9 ± 284.9, funktionierend: 57.2 ±<br />

122.2, P < 0.05). Die kürzere Dauer ergab sich, weil die Hamster seltener am Gitter nagten<br />

(funktionierend: 1.8, nicht-funktionierend: 8.8, F 1,18 = 7.0, P = 0.016) <strong>und</strong> nicht wegen<br />

kürzerem Gitternagen (funktionierend: 8.89 s, nicht-funktionierend: 7.9 s, F 1,18 = 0.12, NS).<br />

Die Ereignisse vom Gitternagen dauerten signifikant länger als das Benagen von Ästen<br />

oder anderen Objekten (Durchschnittslänge Gitternagen: 8.24 s, anderes Nagen: 0.43 s,<br />

F 1,38 = 18.55, P < 0.0001). Diese Ergebnisse wurden bei Goldhamstermännchen wiederholt<br />

(20 von 40 Hamstern mit einem nicht-funktionierenden Laufrad zeigten Gitternagen, aber<br />

nur 2 von 40 Hamstern mit einem funktionierenden Laufrad).

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