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Zukunftskonzept - Hafenausschuss

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Der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen 17.10.2012<br />

Torsten Heuss<br />

0421 / 361-8868<br />

Vorlage<br />

für die Sitzung des Ausschusses<br />

für Angelegenheiten der Häfen im Lande Bremen<br />

am 07.11.2012<br />

Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

A. Problem<br />

Als Keimzelle der Stadt- und Hafenentwicklung Bremerhavens hat die Mündung<br />

der Geeste eine herausragende historische Bedeutung. Auch heute treffen an<br />

der Geestemündung noch mehrere unterschiedliche Nutzungsansprüche<br />

aufeinander. Zu nennen sind hier vor allem die Hafennutzung (Lotsen, Zoll,<br />

DGzRS, WSA, Weserfähre, u. a.) einschließlich der Zufahrt zum Fischereihafen<br />

als auch der Hochwasserschutz (Sturmflutsperrwerk an der Geeste) und die<br />

touristische Bedeutung.<br />

Vor diesem Hintergrund sind an bevorstehende Sanierungsmaßnahmen an<br />

Kajen und Molen sowie Entwicklungen im Fischereihafen (Offshore-<br />

Windenergie) besondere Ansprüche zu stellen, die schon im Vorfeld der<br />

Maßnahmen aufeinander abgestimmt werden müssen.<br />

B. Lösung<br />

Der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen hat die bremenports GmbH & Co.<br />

KG mit der Erstellung eines hafenorientierten <strong>Zukunftskonzept</strong>es für die<br />

Geestemündung beauftragt. Dieses <strong>Zukunftskonzept</strong> hatte zum Ziel, die<br />

bisherige Entwicklung und den gegenwärtigen Zustand der Anlagen an der<br />

Geestemündung darzustellen sowie die Entwicklungsmöglichkeiten in diesem<br />

Bereich zu beleuchten.


Die Ausarbeitung von bremenports ist als Anlage beigefügt.<br />

C. Gender-Prüfung<br />

Das hafenorientierte <strong>Zukunftskonzept</strong> für die Geestemündung betrifft Frauen<br />

wie Männer gleichermaßen und hat daher keine Gender-Relevanz.<br />

D. Negative Mittelstandsbetroffenheit<br />

Die Prüfung nach dem Mittelstandsförderungsgesetz hat keine qualifizierte<br />

(negative) Betroffenheit für kleinste, kleine und mittlere Unternehmen ergeben.<br />

E. Beschlussvorschlag<br />

Der Ausschuss für Angelegenheiten der Häfen im Lande Bremen nimmt das<br />

hafenorientierte <strong>Zukunftskonzept</strong> für die Geestemündung in Bremerhaven zur<br />

Kenntnis.<br />

Seite 2


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong><br />

Geestemündung Bremerhaven<br />

Auftraggeber:<br />

Der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen<br />

Zweite Schlachtpforte 3<br />

28195 Bremen


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong><br />

Geestemündung Bremerhaven<br />

Auftraggeber:<br />

Der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen<br />

Zweite Schlachtpforte 3<br />

28195 Bremen<br />

Auftragnehmer:<br />

bremenports GmbH & Co. KG<br />

Am Strom 2<br />

27568 Bremerhaven<br />

Bearbeitung:<br />

Jan Janssen<br />

Bremerhaven, 31. August 2012<br />

Projektnummer / Dok-ID: 379963<br />

Titelfoto: Die Geestemündung in nördliche Blickrichtung (2006), bremenports


Die Geestemündung ist die Keimzelle<br />

der Stadt- und Hafenentwicklung Bremerhavens.<br />

Daher sollten, bei allen künftig notwendigen baulichen Veränderungen,<br />

auch die historischen Wurzeln dieses Areals berücksichtigt werden.<br />

(Zentrale Erkenntnis des Hafenorientierten <strong>Zukunftskonzept</strong>es Geestemündung Bremerhaven)<br />

Dok-ID 379963


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Zusammenfassung / Management Summary<br />

Verschiedene Bauwerke im Bereich der Geestemündung in Bremerhaven reichen perspektivisch<br />

an das Ende ihrer Lebensdauer heran und werden deshalb in absehbarer Zeit erneuert<br />

bzw. saniert werden müssen. Auf der anderen Seite führt aktuell die Offshore-Windenergie<br />

zu einer erkennbaren Wiederbelebung des Fischereihafens und eröffnet so neue Chancen<br />

für die künftige Entwicklung der Geestemündung.<br />

Vor diesem Hintergrund wurde die bremenports GmbH & Co. KG (bremenports) vom Senator<br />

für Wirtschaft, Arbeit und Häfen (SWAH) im Herbst 2011 beauftragt, ein hafenorientiertes<br />

<strong>Zukunftskonzept</strong> für die Geestemündung zu erstellen, welches den hier geltenden vielfältigen<br />

Interessen und Belangen Rechnung trägt. Die wesentlichen Ergebnisse des Konzeptes lassen<br />

sich wie folgt zusammenfassen:<br />

1. Der gesamte Bereich der Geestemündung stellt die historische Keimzelle der Stadt- und<br />

Hafenentwicklung Bremerhavens dar. Vor diesem Hintergrund sollten, bei allen künftig<br />

notwendigen baulichen Veränderungen, auch die historischen Wurzeln dieses Areals berücksichtigt<br />

werden. Während kleinräumige Veränderungen der Nutzungen auf der Landund<br />

Wasserseite auch in Zukunft erfolgen werden, sind großräumige Veränderungen, mit<br />

Ausnahme der notwendigen Anpassungsmaßnahmen an den Hochwasserschutzanlagen,<br />

zurzeit nicht zu erwarten.<br />

2. Die Herstellung von größeren Wassertiefen in der Geestemündung ist möglich, jedoch<br />

mit hohen Kosten verbunden, die den zu erwartenden Nutzen weit übersteigen würden.<br />

Für alle künftig notwendigen baulichen und wassertiefenbezogenen Veränderungen sind<br />

u. a. die jeweiligen hydrologischen Kenndaten, die Hochwasser-Bestickhöhe, der Baugrundaufbau,<br />

die Grundwasserverhältnisse sowie die maximal möglichen Schiffsabmessungen<br />

zu berücksichtigen. Die Beurteilung der veränderten Strömungs- und Sedimentationsverhältnisse<br />

sollte mithilfe eines hydrodynamisch-morphologisches Modells erfolgen.<br />

3. Der Neubau des Geeste-Sperrwerkes und die Anpassung der Hochwasserschutzanlagen<br />

werden prägend für das Areal der Geestemündung sein. Vor diesem Hintergrund sollte,<br />

vor allen weiteren Entscheidungen zum Ersatz, zur Sanierung bzw. zur Umgestaltung<br />

einzelner Uferbauwerke im Bereich der künftigen Hochwasserschutzlinie, die Entscheidung<br />

zur Lage sowie zur Ausgestaltung des Geeste-Sperrwerkes und der Hochwasserschutzanlagen<br />

abgewartet werden.<br />

4. Im Zusammenhang mit den zunehmenden OWE-Umschlagsaktivitäten werden auch die<br />

Schiffsbewegungen von OWE-Einheiten in der Geestemündung zunehmen. Hinsichtlich<br />

der Liegeplatzsituation ist festzustellen, dass die Schaffung zusätzlicher Liegeplätze in<br />

der Geestemündung aufgrund der aktuell vorhandenen Belegungssituation, überwiegend<br />

baufälliger Kajen sowie umfangreicher Baggerarbeiten mit einem unverhältnismäßig hohen<br />

finanziellen Aufwand verbunden wäre. Es wird daher empfohlen, den Status Quo in<br />

diesem Zusammenhang nicht zu verändern. Im Umfeld der Geestemündung stehen zurzeit<br />

zur sofortigen und ständigen Nutzung noch freie zusätzliche Liegeplätze an zwei<br />

Kajenabschnitten im Fischereihafen zur Verfügung.<br />

Dok-ID 379963<br />

Seite A


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Zusammenfassung / Management Summary .................................................................... A<br />

Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................ I<br />

Tabellenverzeichnis ............................................................................................................III<br />

Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................... IV<br />

Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen ..................................................................... VI<br />

1 Einleitung ......................................................................................................... 1<br />

2 Geschichtliche Entwicklung und Status Quo ................................................ 2<br />

2.1 Gründung Bremerhavens .........................................................................................2<br />

2.2 Alter Hafen mit Schleuse und Vorhafen ..................................................................2<br />

2.3 Geestevorhafen .........................................................................................................5<br />

2.4 Geeste .......................................................................................................................5<br />

2.5 Geestemünde und der Fischereihafen I ..................................................................6<br />

2.6 Fischereihafen-Doppelschleuse ..............................................................................7<br />

2.7 Fährverbindung Bremerhaven-Blexen ....................................................................8<br />

2.8 Handelshafen mit Vorhafen (Geestehafen) .............................................................9<br />

2.9 Geeste-Nordmole und rotes Leuchtfeuer .............................................................. 10<br />

2.10 Geeste–Südmole und grünes Leuchtfeuer ........................................................... 11<br />

2.11 Kennedy-Brücke und Geeste-Sperrwerk ............................................................... 12<br />

2.12 Geeste-Kaje ............................................................................................................. 13<br />

2.13 Wencke-Dock und andere historische Dockreste ................................................ 14<br />

2.14 Alte Geestebrücke .................................................................................................. 15<br />

2.15 Tonnenhof ............................................................................................................... 16<br />

2.16 Landseitige Funktionen und Nutzungen ............................................................... 18<br />

3 Planungsgrundlagen ......................................................................................20<br />

3.1 Wassertiefen und Strömungsverhältnisse ............................................................ 20<br />

3.2 Hydrologische Kenndaten ...................................................................................... 21<br />

3.3 Bemessungswasserstand, Ausbau- und Bestickhöhen ...................................... 22<br />

3.4 Baugrund und Bodenverunreinigungen ............................................................... 22<br />

3.5 Grundwasser-, Strömungs- und Sedimentationsverhältnisse ............................. 23<br />

3.6 Schiffsabmessungen .............................................................................................. 24<br />

Dok-ID 379963<br />

Seite I


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

4 Hochwasserschutz ..........................................................................................27<br />

4.1 Grundlagen ............................................................................................................. 27<br />

4.2 Neubau Geeste-Sperrwerk ..................................................................................... 27<br />

5 Liegeplatzsituation ..........................................................................................30<br />

5.1 Vorhandene Nutzungen .......................................................................................... 30<br />

5.2 Offshore-Windenergie ............................................................................................ 30<br />

5.2.1 OTB .................................................................................................................. 30<br />

5.2.2 Auswirkungen auf die Geestemündung ............................................................. 32<br />

6 Handlungserfordernisse / Prioritätenliste .....................................................33<br />

Quellenverzeichnis .............................................................................................................35<br />

Dok-ID 379963<br />

Seite II


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1 Hydrologische Kenndaten Pegel Bremerhaven im Zeitraum 2001 – 2010,<br />

http://www.wsv.de/wsa-hb/gewaesserkunde/images/Hydliste_2001-2010.pdf,<br />

12.01.2012..........................................................................................................22<br />

Tab. 2 Übersicht maximale Schiffsabmessungen im Bereich der Geestemündung, in<br />

Anlehnung an RAHMENENTWURF [2012].........................................................25<br />

Tab. 3 Handlungserfordernisse / Prioritätenliste, bremenports .......................................34<br />

Dok-ID 379963<br />

Seite III


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1 Karte Bremerhavens mit Altem Hafen um 1845,<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Bremerhaven, 11.01.2012 ......................................... 3<br />

Abb. 2 Pontonliegeplätze der Seelotsen und Seenotretter an der nördlichen Uferwand<br />

des Alten Vorhafen, HENCKE [2009]................................................................... 3<br />

Abb. 3 Übersicht Örtlichkeiten, Bauwerke (Zahlen) und Bauwerksschäden (Pfeile) an der<br />

Geestemündung, bremenports ............................................................................ 4<br />

Abb. 4 Das Agenturgebäude der URAG mit 2 Schleppern an der Geestemündung um<br />

1920, http://www.bremerhaven.de/meer-erleben/serviceinfos/stadtgeschichte/geestevorhafen.24446.html,<br />

11.01.2012 ............................ 5<br />

Abb. 5 Der Fischereihafen I um 1927, http://wesermuen.de/WESERMUENDE.html,<br />

11.01.2012........................................................................................................... 6<br />

Abb. 6 Die Fischereihafen-Doppelschleuse um 1929,<br />

http://wesermuen.de/WESERMUENDE.html, 11.01.2012 .................................... 7<br />

Abb. 7 Die neue Fischereihafen-Doppelschleuse mit Schleusenvorhafen (2006),<br />

bremenports ........................................................................................................ 8<br />

Abb. 8 Die Weserfähre am Fähranleger, VORSTUDIE [2010] ........................................ 9<br />

Abb. 9 Das Offshore-Sicherheitstrainingszentrum am Reparaturdock am Handelshafen,<br />

unten rechts ein Teil des Vorhafens (Geestehafen),<br />

http://www.bremerhaven.de/meer-erleben/unternehmens-park/neuestrainingszentrum-am-handelshafen-bremerhaven-baut-seinenvorsprung.41598.html,<br />

11.01.2012 .....................................................................10<br />

Abb. 10 Die Geeste-Nordmole mit rotem Leuchtfeuer,<br />

http://www.nordmedia.de/locationguide/location/redirect.604.html, 12.01.2012 ..11<br />

Abb. 11 Die Geeste-Südmole mit grünem Feuer und Liegeplätzen des Wasserzolls und<br />

der Wasserschutzpolizei, bremenports ...............................................................12<br />

Abb. 12 Das Geeste-Sperrrwerk mit Kennedy-Brücke, HENCKE [2009] ..........................13<br />

Abb. 13 Die Geeste-Kaje, bremenports ............................................................................14<br />

Abb. 14 Das Wencke-Dock während der Sanierungsarbeiten im Frühjahr 2012,<br />

http://www.bremerhaven.de/meer-erleben/service-infos/rettung-fuer-das-wenckedock-maritimes-baudenkmal-im-juli-fertig.48764.html,<br />

31.05.2012 .....................15<br />

Abb. 15 Die Alte Geestebrücke,<br />

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bremerhaven,_Alte_Geestebr%C3%BCck<br />

e,_Impressionen_(1).jpg, 12.01.2012 ..................................................................16<br />

Abb. 16 Der Tonnenhof in Bremerhaven um 1913 mit Tonnenleger WESER,<br />

http://www.bremerhaven.de/meer-erleben/serviceinfos/stadtgeschichte/tonnenhof.24385.html,<br />

12.01.2012 ....................................16<br />

Abb. 17 Der Tonnenhof in Bremerhaven heute,<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Bremer_Tonnen-_und_Bakenwesen, 12.01.2012 .....17<br />

Abb. 18 Solltiefen im Bereich der Geestemündung bezogen auf SKN (LAT) im<br />

Tidebereich bzw. Mittleren Hafenwasserstand (MHaW) im abgeschleusten<br />

Bereich, bremenports .........................................................................................20<br />

Dok-ID 379963<br />

Seite IV


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Abb. 19 Baugrundaufbau im Bereich der Geestemündung, in Anlehnung an<br />

RAHMENENTWURF [2012]................................................................................23<br />

Abb. 20 Geestemündung mit bestehender Deichlinie und Vorzugsvariante des Magistrats<br />

der Seestadt Bremerhaven, bremenports ...........................................................28<br />

Abb. 21 Übersicht Liegeplätze für OWE-Service-Schiffe im Fischereihafen, bremenports ..<br />

..........................................................................................................................31<br />

Dok-ID 379963<br />

Seite V


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen<br />

Abkürzung<br />

Beschreibung<br />

AWI<br />

bremenports<br />

BVV<br />

DGzRS<br />

FBG<br />

h<br />

HHThw<br />

HWS<br />

m<br />

Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung<br />

bremenports GmbH & Co. KG<br />

Bremerhavener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft. Betreiber<br />

der Weserfähre.<br />

Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger.<br />

Fischereihafen Betriebsgenossenschaft. Heute: Fischereihafen-<br />

Betriebsgesellschaft mbH.<br />

Zeiteinheit Stunden.<br />

Höchstes jemals gemessenes Hochwasser. Bezugshorizont: SKN<br />

(LAT) oder NN.<br />

Hochwasserschutz.<br />

Längeneinheit Meter<br />

MThb Mittlerer Tidehub (bezogen auf einen Betrachtungszeitraum von z.<br />

B. 10 Jahren). Angabe in Meter.<br />

MThw<br />

Mittleres Tidehochwasser (bezogen auf einen Betrachtungszeitraum<br />

von z. B. 10 Jahren). Bezugshorizont: SKN (LAT) oder NN.<br />

MTnw<br />

Mittleres Tideniedrigwasser (bezogen auf einen Betrachtungszeitraum<br />

von z. B. 10 Jahren). Bezugshorizont: SKN (LAT) oder NN.<br />

NN<br />

Normal Null. Bezugshorizont für Höhenangaben von Bauwerken<br />

(und teilweise auch von anderen hydrologischen Kenndaten in den<br />

Bremischen Häfen). Umrechnung zum SKN (LAT) im Bereich der<br />

Geestemündung in Bremerhaven: NN = SKN (LAT) +2,62m.<br />

NNTnw Niedrigstes jemals gemessenes Niedrigwasser. Bezugshorizont:<br />

SKN (LAT) oder NN.<br />

OTB<br />

Offshore Terminal Bremerhaven<br />

OWE<br />

Offshore Wind Energie<br />

SKN (LAT) Seekartennull (Lowest Astronomical Tide). Bezugshorizont für die<br />

Angabe von Wassertiefen im Tidebereich der (Bremischen) Häfen.<br />

Liegt in Bremerhaven rd. 0,7m unter MTnw, vgl. NN, MTnw.<br />

SWAH Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen<br />

TE<br />

Mittlere Ebbedauer. Angabe in Stunden.<br />

TF<br />

Mittlere Flutdauer. Angabe in Stunden.<br />

UKC<br />

Under Keel Clearance. (Notwendige) Kielfreiheit der Schiffe. Beträgt<br />

im Bereich der Geestemündung 0,50m.<br />

URAG Unterweser Reederei AG.Heute: Unterweser Reederei GmbH.<br />

WSA<br />

Wasser- und Schifffahrtsamt.<br />

WSP<br />

Wasserschutzpolizei<br />

WSV<br />

Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes.<br />

Dok-ID 379963<br />

Seite VI


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

1 Einleitung<br />

Die Mündung der Geeste weist als Keimzelle der Stadt- und Hafenentwicklung Bremerhavens<br />

eine besondere historische Bedeutung auf. Während die Flussmündung geografisch<br />

gesehen heute nicht viel mehr als eine natürliche Grenze zwischen den beiden Stadtteilen<br />

Geestemünde und Mitte darstellt, erfolgte an dieser Stelle vor mehr als 150 Jahren die<br />

Gründung der beiden Städte Bremerhaven (1827) und Geestemünde (1845) und gleichzeitig<br />

der Bau erster Hafenanlagen in nordwestliche und südöstliche Richtung.<br />

Die Geeste ist der nördlichste Nebenfluss der Weser. Während sie in der Gegenwart überwiegend<br />

Entwässerungsfunktionen für einen Großteil des südlichen Landkreises Cuxhaven<br />

übernimmt und ein beliebtes Revier für die Sport- und Freizeitschifffahrt darstellt, hatte sie<br />

über etwa 500 Jahre eine große regionalwirtschaftliche Bedeutung als Transportweg inne -<br />

nicht zuletzt auch für die an ihrem Unterlauf im Zeitraum 1820 – 1970 gelegenen, teilweise<br />

bedeutenden Schiffswerften.<br />

Heute erfüllt die Geestemündung gleich mehrere Funktionen. Zum einen beherbergt sie eine<br />

Vielzahl von Liegeplätzen für die schwimmenden Einheiten von<br />

‣ Seelotsen<br />

‣ Seenotrettung (DGzRS)<br />

‣ Wasserzoll<br />

‣ Wasserschutzpolizei<br />

‣ Wasser- und Schifffahrtsamt<br />

‣ Weserfähre<br />

‣ bremenports GmbH & Co. KG<br />

‣ Binnenschifffahrt sowie für<br />

‣ Sport- und Freizeitboote,<br />

zum anderen ist sie Teil der Hochwasserschutzlinie und erfüllt mit dem Geestesperrwerk<br />

eine wichtige Hochwasserschutzfunktion für die Seestadt Bremerhaven. Auf der Landseite<br />

finden sich heute zudem öffentliche Einrichtungen und Verwaltungsgebäude, private Unternehmen<br />

sowie Gastronomiebetriebe und Wohngebäude. Von Bedeutung ist auch, dass die<br />

im angrenzenden abgeschleusten Fischereihafen gelegenen Offshore-Windenergie-<br />

Produktionsstätten über die Fischereihafendoppelschleuse und die Geestemündung wasserseitig<br />

an die Außen- und Unterweser und den Überseehafen Bremerhavens angebunden<br />

sind.<br />

Insgesamt verknüpfen die heute an der Geestemündung vorhandenen infra- und suprastrukturellen<br />

Anlagen und Gebäude die lokalen historischen Wurzeln mit den heutigen Ansprüchen<br />

an ein modernes Hafen-, Verwaltungs-, Wohn- und Freizeitareal.<br />

Dok-ID 379963 Seite 1


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

2 Geschichtliche Entwicklung und Status Quo<br />

Das gesamte Areal der Geestemündung zählt geografisch heute zur Seestadt Bremerhaven.<br />

Die Geeste bildet dabei die natürliche Grenze zwischen den beiden Stadtteilen<br />

Geestemünde und Mitte. Vor mehr als 150 Jahren erfolgte an dieser Stelle die Gründung der<br />

Städte Bremerhaven (1827), nördlich der Flussmündung, und Geestemünde (1845), südlich<br />

der Flussmündung. Die Geestemündung stellt damit die historische Keimzelle der Stadt- und<br />

Hafenentwicklung Bremerhavens dar, wobei auch heute noch eine Vielzahl von Bauwerken<br />

bzw. deren Reste an die Entwicklung der vergangenen Jahre erinnert. Im Folgenden werden<br />

die bedeutendsten Entwicklungen sowie der Status Quo anhand der zugehörigen Bauwerke<br />

einschließlich ihres aktuellen Zustands skizziert.<br />

2.1 Gründung Bremerhavens<br />

Die Freie Hansestadt Bremen litt seit dem 17. Jahrhundert unter einer zunehmenden Versandung<br />

der Unterweser. Der Bau eines Ausweichhafens in Vegesack sowie Baggerarbeiten<br />

konnten das Problem nicht lösen. Überseeschiffe mussten seinerzeit auf Höhe Brake geleichtert<br />

und die Waren flussaufwärts weiter transportiert werden. Um an dem Ende des<br />

18. Jahrhunderts aufblühenden Überseehandels zu partizipieren zu können, musste ein<br />

neuer, tieferer Hafen an der Nordsee errichtet werden. Nachdem 1824 das Königreich Hannover<br />

bereits einen Nothafen an der Geeste angelegt hatte, gelang es der Hansestadt Bremen<br />

1827 vom Königreich Hannover ein Stück Land am rechten Weserufer nördlich der<br />

Geestemündung zu erwerben. Mit dem Bau des ersten Hafenbeckens (Alter Hafen) wurde<br />

noch im gleichen Jahr begonnen [1].<br />

2.2 Alter Hafen mit Schleuse und Vorhafen<br />

Die ursprünglichen Abmessungen des im Zeitraum 1827 - 1830 erbauten Alten Hafens betrugen<br />

Länge / Breite / Tiefe = 750 / 57,5 / 5,25 m. In der Zeit nach 1830 entwickelte sich der<br />

Alte Hafen zur Drehscheibe für Auswandererverkehre in die USA. Anfang der 1860er Jahre<br />

wurde das Becken auf das Doppelte verbreitert und im Zeitraum 1892 - 1930 als Fischereihafen<br />

genutzt, bis diese Funktion durch den Geestemünder Fischereihafen übernommen<br />

wurde. Der Alte Hafen wurde danach immer seltener von Schiffen angelaufen, mehrfach verkleinert<br />

und ab 1966 als Museumshafen genutzt. 1975 erfolgte noch eine Verlagerung des<br />

gesamten Hafenbeckens nach Westen. Der Alte Hafen war ursprünglich über eine Kammerschleuse<br />

und den Alten Vorhafen an die Geestemündung und damit an die Weser angebunden.<br />

Nachdem eine Verbindung zwischen Altem und Neuem Hafen hergestellt worden war,<br />

wurde die Kammerschleuse 1926 außer Betrieb genommen und verfüllt [1].<br />

Die zum Alten Vorhafen zählende nördliche Uferwand wurde im Zeitraum 2000 – 2005 in<br />

zwei Abschnitten durch eine rückverankerte Spundwand mit Stahlholmabdeckung letztmalig<br />

erneuert. Die östliche und die südliche Uferwand stammen noch aus den Jahren 1933 und<br />

Dok-ID 379963 Seite 2


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

1927. Der mittlere nördliche Uferabschnitt dient heute als Liegebereich für die Schiffe der<br />

Seelotsen (Lotsenbrüderschaft Weser II / Jade) und der Seenotretter (DGzRS).<br />

Abb. 1 Karte Bremerhavens mit Altem Hafen um 1845, http://de.wikipedia.org/wiki/Bremerhaven, 11.01.2012<br />

Die zugehörigen Anleger bestehen aus zwei dalbengeführten Pontons (Länge / Breite<br />

= 30 / 4 m), die vom Ufer über Zugangsbrücken erreichbar sind. Am südwestlichen Molenkopf<br />

zwischen Alter Vorhafen und Geeste zeigen sich abschnittsweise Versackungen, die<br />

auf eine ggf. notwendige Sanierung der 1977 errichteten und im Eigentum der Stadt Bremerhaven<br />

stehenden Spundwand hindeuten (vgl. 1, Abb. 3) [1].<br />

Abb. 2 Pontonliegeplätze der Seelotsen und Seenotretter an der nördlichen Uferwand des Alten Vorhafen,<br />

HENCKE [2009]<br />

Dok-ID 379963 Seite 3


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

9<br />

8<br />

8<br />

4<br />

5<br />

2<br />

7<br />

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1<br />

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0<br />

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10<br />

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14<br />

0<br />

0<br />

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12<br />

13<br />

13<br />

3<br />

9<br />

Abb. 3<br />

Übersicht Örtlichkeiten, Bauwerke (Zahlen) und Bauwerksschäden (Pfeile) an der Geestemündung, bremenports<br />

Dok-ID 379963 Seite 4


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

2.3 Geestevorhafen<br />

Als Geestevorhafen wird der gesamte wasserseitige Teil der Geestemündung bezeichnet<br />

(vgl. 2, Abb. 3). Der Ausbau des Geestevorhafens in seiner heutigen Form erfolgte im Zusammenhang<br />

mit der großen Erweiterung des Fischereihafens nach dem 1. Weltkrieg von<br />

1921 - 1925. In seiner Vorform ist der Geestevorhafen vor allem als Schlepperstation hervorzuheben.<br />

Vor 1900 war die Bugsirgesellschaft Union die führende Schleppreederei auf der<br />

Unterweser und hatte seit den 1890er Jahren eigene Schlepper in der Geestemündung stationiert.<br />

Die Union musste sich krisenbedingt nach 1900 aus dem Schleppgeschäft zurückziehen<br />

und wurde 1914 aufgelöst. Das Erbe übernahm die 1890 in Bremen gegründete<br />

Schleppschiffahrtsgesellschaft Unterweser (SGUW), seit 1923 Unterweser Reederei AG<br />

(URAG). Das Unternehmen ist noch heute in der Schleppschifffahrt auf Unter- und Außenweser<br />

tätig. Die SGUW legte 1901 einen eigenen Stützpunkt an der Geestemündung an und<br />

die URAG-Schlepper waren jahrzehntelang dort stationiert. Das kriegsbedingt zerstörte<br />

Agenturgebäude wurde 1948 wieder hergerichtet, 1962 aufgestockt und schließlich 1999<br />

abgerissen. Die URAG zog sich von der Geestemündung zurück und machte dem Wohn und<br />

Bürogebäude Weserterrassen Platz. Die URAG-Schlepper liegen heute an verschiedenen<br />

Stationen im Überseehafen Bremerhavens.<br />

Abb. 4 Das Agenturgebäude der URAG mit 2 Schleppern an der Geestemündung um 1920,<br />

http://www.bremerhaven.de/meer-erleben/serviceinfos/stadtgeschichte/geestevorhafen.24446.html,<br />

11.01.2012<br />

2.4 Geeste<br />

Die Geeste ist der nördlichste Nebenfluss der Weser. Sie entspringt, etwa 28 km Luftlinie<br />

von Bremerhaven entfernt, bei Bremervörde im Landkreis Rotenburg (Wümme) und entwässert<br />

einen großen Teil des südlichen Landkreises Cuxhaven. Ihr Einzugsgebiet wird durch<br />

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Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

nördlich und südlich gelegene Geestrücken begrenzt. Seit dem Mittelalter ist der Fluss rd.<br />

25 km stromaufwärts schiffbar und sein Unterlauf wurde ab etwa 1820 von einer Reihe teils<br />

renommierter Schiffswerften gesäumt. Auch sonst bildete der Fluss einen wichtigen geographischen<br />

Bezugspunkt. Ortsnamen wie Geestendorf, Geestemünde oder die 1862 in Betrieb<br />

genommene Geestebahn zwischen Bremen und Geestemünde belegen die historischen<br />

Beziehungen. Ihre einstmals große regionalwirtschaftliche Bedeutung als Transportweg<br />

(Schifffahrtsweg Elbe-Weser) hat die Geeste inzwischen eingebüßt, sie dient heute als Revier<br />

für die Sport- und Freizeitschifffahrt (vgl. 3, Abb. 3) [1].<br />

2.5 Geestemünde und der Fischereihafen I<br />

Südlich der Geestemündung gründete das Königreich Hannover in Erweiterung seines Nothafens<br />

und in Konkurrenz zu Bremerhaven 1845 - 1847 den Hafenort Geestemünde. Der Ort<br />

wurde in den Folgejahren um moderne Dock- und Hafenanlagen mit direktem Eisenbahnanschluss<br />

erweitert und entwickelte sich zum Industriestandort und Umschlagplatz. 1882 lief<br />

der erste Fischdampfer Geestemünde an. Die Fischwirtschaft entwickelte sich südlich der<br />

Geestemündung stetig weiter und Geestemünde und Bremerhaven standen viele Jahrzehnte<br />

in einem intensiven Wettbewerb. Bald reichten die räumlichen Verhältnisse an der Geeste<br />

nicht mehr aus, so dass der preußische Staat im Zeitraum 1891 - 1896 den Fischereihafen I<br />

erbauen ließ. Das tidebeeinflusste Hafenbecken mit Abmessungen von Länge / Breite / Tiefe<br />

= 1.200 / 60 / 4,40 m erhielt die Form eines krummen Schlauchs und war unmittelbar nördlich<br />

der Lunemündung an die Weser angebunden. Den Betrieb übernahm die Fischereihafen<br />

Betriebsgenossenschaft (FBG). Das Kernstück der Umschlaganlagen bestand in der Auktions-<br />

und Packhalle I, der von 1898 - 1907 die drei großen Packhallen II, III und IV folgten.<br />

1897 wurde der Versandbahnhof in Betrieb genommen, der im Zeitraum 1913 - 1920 durch<br />

einen Neubau ersetzt wurde. Zwischen 1914 und 1922 entstanden die Packhallen V, VI, VII<br />

und VIII, wobei die beiden letztgenannten noch heute existieren.<br />

Abb. 5 Der Fischereihafen I um 1927, http://wesermuen.de/WESERMUENDE.html, 11.01.2012<br />

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Infolge des tief greifenden Strukturwandels in der deutschen Fischwirtschaft, der die einst<br />

bedeutende Bremerhavener Trawlerflotte verschwinden ließ, wurde der Fischereihafen I in<br />

den 1990er Jahren zum Schaufenster Fischereihafen umgestaltet (vgl. 4, Abb. 3). Als neue<br />

Schwerpunkte wurden Kultur, Gastronomie und Freizeitgestaltung identifiziert. Gleichzeitig<br />

bietet das Areal heute u. a. Liegeplätze für Forschungs- und Museumsschiffe [1].<br />

2.6 Fischereihafen-Doppelschleuse<br />

Auch der Bau der (ersten) Fischereihafen-Doppelschleuse stand in direktem Zusammenhang<br />

mit den großen Erweiterungen des Fischereihafens nach dem 1. Weltkrieg. Der Fischereihafen<br />

I war bis dahin dem Tideeinfluss ausgesetzt, was Nachteile wie z. B. einen fehlenden<br />

Hochwasserschutz und erhebliche Sedimentablagerungen mit sich brachte. Das deutlich<br />

erweiterte Fischereihafengebiet musste daher besser abgesichert werden. So erfolgte 1921 -<br />

1925 der Bau der (ersten) Fischereihafen-Doppelschleuse. Sie bestand aus zwei Kammern<br />

von 100 und 106 m Länge und 12 und 30 m Breite. Der zugehörige Schleusenhafen wurde<br />

im Zeitraum 1922 - 1926 erbaut.<br />

Abb. 6<br />

Die Fischereihafen-Doppelschleuse um 1929, http://wesermuen.de/WESERMUENDE.html,<br />

11.01.2012<br />

In den Jahren von 1997 bis 2001 wurde das Bauwerk grundlegend erneuert und umgestaltet.<br />

Die kleinere Schleusenkammer blieb bestehen, die größere Kammer wurde in ihren Dimensionen<br />

erweitert. Die Schleusenkammerwände wurden in Spundwandbauweise errichtet, die<br />

Häupter als Stahlbetonkonstruktionen ausgebildet. Als Verschlusselemente dienen<br />

Schiebetore. Die Abmessungen der neuen Fischereihafen-Doppelschleuse betragen Länge<br />

/ Breite / Tiefe = 181 / 35 / NN -10,5 m (vgl. 5, Abb. 3) [1], RAHMENENTWURF [2012].<br />

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Auf der Ostseite des Schleusenvorhafens schließt sich an die Schleuse eine 1922 / 1925<br />

erbaute und im Jahr 2000 erneuerte, rd. 200 m lange Ufermauer an. Nördlich angrenzend<br />

befindet sich eine 1924 errichtete Steinböschung von rd. 90 m Länge, die wasserseitig an<br />

insgesamt 4 Dalben und einer Zugangsbrücke den schwimmenden Baggereinheiten der<br />

bremenports einen Liegeplatz bietet.<br />

Abb. 7<br />

Die neue Fischereihafen-Doppelschleuse mit Schleusenvorhafen (2006), bremenports<br />

2.7 Fährverbindung Bremerhaven-Blexen<br />

Eine Fährverbindung über die Weser zwischen Lehe und Blexen dürfte bereits im Mittelalter<br />

existiert haben, doch erst 1573 wird ein entsprechendes Fährrecht erwähnt. Damals wurden<br />

Personen und Ladungen mit primitiven Booten übergesetzt. Diese Form des Transports wurde<br />

erst 1861 aufgegeben. 1862 eröffnete der Norddeutsche Lloyd einen Fährdienst zwischen<br />

Geestemünde und Nordenham / Blexen und betrieb diesen bis 1871. Von 1876 bis 1884<br />

bediente der Dampfer NORDENHAM diese Verbindung. 1884 erwarb die Schleppreederei<br />

Union die Fährkonzession und verkehrte fortan zwischen Geestemünde und Nordenham, ab<br />

1905 auch nach Blexen. Aufgrund von Missständen bei der Union ließ die oldenburgische<br />

Regierung den Vertrag 1911 auslaufen. Nachfolger wurde die 1910 gegründete Weser-<br />

Schiffahrtsgesellschaft m. b. H. Noch heute bedient dieses Unternehmen, das seit 1921 Weserfähre<br />

GmbH heißt, mit den beiden Auto- und Fahrgastfähren BREMERHAVEN und<br />

NORDENHAM die Fährverbindung zwischen Bremerhaven und Blexen.<br />

Der heutige Fähranleger auf Bremerhavener Seite wurde 1954 in Betrieb genommen (vgl. 6,<br />

Abb. 3). Der Anleger besteht im Wesentlichen aus einer rd. 50 m langen, beweglichen Stahlbrücke<br />

die landseitig auf einem Betonwiderlager gegründet und wasserseitig an Hubpfählen<br />

aufgehängt ist. Um den Fährbetrieb auch bei Wasserständen bis ca. NN -3,0 m, entsprechend<br />

ca. SKN (LAT) -0,4 m, sicherstellen zu können wurde die Kaje im Brückenbereich mit<br />

einer Abtreppung versehen. Nach Aussage des Betreibers der Weserfähre besteht für das<br />

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Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

im Eigentum des Landes Bremen stehende Betonwiederlager sowie die Ufereinfassung im<br />

Bereich der Brücke deutlicher Sanierungsbedarf. Der Fährliegeplatz ist mit Anlege- und<br />

Schutzdalben ausgerüstet, die maximalen Betriebswasserstände liegen zwischen NN +4,0 m<br />

(SKN (LAT) +6,6 m) und NN -3,2 m (SKN (LAT) -0,6 m), [1], RAHMENENTWURF [2012].<br />

Abb. 8 Die Weserfähre am Fähranleger, VORSTUDIE [2010]<br />

2.8 Handelshafen mit Vorhafen (Geestehafen)<br />

Im Zeitraum 1856 - 1863 wurde in Geestemünde der Handelshafen errichtet. Ein Nothafen<br />

an der Geeste war bereits seit 1824 vorhanden. Das neue 550 m lange und 100 m breite<br />

Hafenbecken sollte die Konkurrenzfähigkeit gegenüber Bremerhaven sicherstellen. Der damaligen<br />

Zeit entsprechend wurde der Handelshafen als Dockhafen mit Kammerschleuse<br />

errichtet. Heute sind von diesen Bauwerken noch das Hafenbecken, der Vorhafen<br />

(Geestehafen), sowie Teile der 1930 geschlossenen Schleuse erhalten (vgl. 7, Abb. 3).<br />

Die Schleuse war seinerzeit durch die Herstellung eines Zweigkanals zwischen Handels- und<br />

Fischereihafen überflüssig geworden und wurde 1931 zum Reparaturdock für Hafenbetriebsfahrzeuge<br />

umfunktioniert. Das Reparaturdock wurde von der bremischen Hafenverwaltung<br />

bis 2003 regelmäßig zur Reparatur der eigenen Baggereieinheiten genutzt. Seit 2010 wird<br />

das Bauwerk sowie die angrenzenden Flächen als Offshore-Sicherheitstrainingszentrum<br />

genutzt [1], RAHMENENTWURF [2012].<br />

Auch der Vorhafen (Geestehafen) wird heute seitens der Schifffahrt nicht mehr genutzt. Im<br />

Hafenbecken sind erhebliche Sedimentablagerungen vorhanden, so dass die Sohle bei<br />

Niedrigwasser teilweise trockenfällt. Die Ufereinfassungen bestehen aus holzpfahlgegründeten<br />

Mauerwerkskajen und aus geböschten Deckwerken.<br />

Die Uferwand an der Geestehalbinsel zeigt erhebliche Alterungserscheinungen und ist daher<br />

als stark sanierungsbedürftig einzustufen. Für die östliche Kaje des Geestehafens wurde<br />

2010 eine Bauwerksinspektion durchgeführt, wobei im Bereich des Dienstgebäudes des Alf-<br />

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Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

red-Wegener-Instituts (AWI) 2 von 8 untersuchten Holzpfählen mit Bohrmuscheln befallen<br />

waren. Es muss daher davon ausgegangen werden, dass die Standsicherheit des Bauwerks<br />

nur noch eingeschränkt gegeben ist und das Bauwerk saniert werden muss. Beide Uferbauwerke<br />

befinden sich im Eigentum des Landes Bremen (RAHMENENTWURF [2012]).<br />

Abb. 9<br />

Das Offshore-Sicherheitstrainingszentrum am Reparaturdock am Handelshafen, unten rechts ein<br />

Teil des Vorhafens (Geestehafen), http://www.bremerhaven.de/meer-erleben/unternehmenspark/neues-trainingszentrum-am-handelshafen-bremerhaven-baut-seinen-vorsprung.41598.html,<br />

11.01.2012<br />

2.9 Geeste-Nordmole und rotes Leuchtfeuer<br />

1857 wurde am Kopf der Geeste-Nordmole ein rd. 8 m hohes Leuchtfeuer in Betrieb genommen,<br />

das in neugotischer Ornamentik ausgeführt wurde. Als 1912 / 1913 eine neue<br />

Nordmole als Mauerwerkskaje auf Holzpfahlgründung mit wasserseitiger Holzspundwand<br />

errichtet wurde, musste das Leuchtfeuer abgerissen werden. Es wurde 1914 durch seinen<br />

noch heute stehenden Nachfolger aus rotem Klinker ersetzt. Die Laterne in etwa 15 m Höhe<br />

zeigt mit einem roten Feuer die Nordseite der Einfahrt in den Geestevorhafen an. Das<br />

Leuchtfeuer ist heute denkmalgeschützt. Die Oberkante der Molenbrüstung liegt auf<br />

NN +5,5 m, die Oberkante des begehbaren Bereichs auf NN +4,0 m (vgl. 8, Abb. 3).<br />

Im Rahmen einer 2010 erarbeiteten Stellungnahme zu Wellenhöhen und –überlaufmengen<br />

im Geestevorhafen wurde ermittelt, dass die Nordmole die Geestemündung bei Wasserständen<br />

bis NN +5,5 m gegen Seegang aus Nord / Nordwest abschirmt. Bei höheren Wasserständen<br />

wird sie überflutet und wirkt dann als Unterwasserwellenbrecher. Eine mögliche Erhöhung<br />

der Mole bewirkt eine Reduktion der zu erwartenden Wellenhöhen im nördlichen<br />

Bereich der Geestemündung um bis zu 0,4 m. Wellenmindernde Auswirkungen auf den südlichen<br />

Bereich der Geestemündung sind hingegen nicht zu erwarten [1], RAHMENENT-<br />

WURF [2012].<br />

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Die Nordmole wurde 2011 einer Bauwerksinspektion unterzogen, bei der sich erhebliche<br />

Schäden zeigten und sich herausstellte, dass die Standsicherheit des Bauwerks nur noch<br />

eingeschränkt gegeben ist. In der Konsequenz wird 2012 ein Sanierungskonzept für das im<br />

Eigentum des Landes Bremen stehenden Bauwerks erstellt. Daran anschließend sollen 2013<br />

zunächst konkrete Planungsarbeiten durchgeführt, die notwendigen politischen Beschlüsse<br />

gefasst und ggf. bereits erste Bauarbeiten realisiert werden.<br />

Abb. 10<br />

Die Geeste-Nordmole mit rotem Leuchtfeuer,<br />

http://www.nordmedia.de/locationguide/location/redirect.604.html, 12.01.2012<br />

2.10 Geeste–Südmole und grünes Leuchtfeuer<br />

Auf der Geeste-Südmole wurde erstmals 1869 ein Leuchtfeuer errichtet. Dabei handelte es<br />

sich um ein offenes Gerüst mit einer Feuerhöhe von 8,3 m. Im Laufe der Zeit wurde das<br />

Schifffahrtszeichen immer wieder erneuert. Die heutige Gitterbake stammt aus dem Jahre<br />

1924 / 1925 und kennzeichnet mit einer Feuerhöhe von 15,4 m die Südseite der Einfahrt in<br />

die Geestemündung mit einem grünen Feuer. Die Oberkante der gleichfalls 1924 / 1925 errichteten<br />

Geeste-Südmole weist eine Höhe von NN +3,7 m auf. Sie besteht im Kern aus einer<br />

holzpfahlgegründeten Mauerwerkskaje, die in den 1980er Jahren durch Vorrammung<br />

einer kombinierten, rückverankerten Stahlspundwand ertüchtigt wurde (vgl. 9, Abb. 3).<br />

Südlich angrenzend an der Binnenböschung im Schleusenvorhafen befinden sich heute die<br />

Liegeplätze des Wasserzolls und der Wasserschutzpolizei sowie ein weiterer Notanleger.<br />

Die Anleger des Wasserzolls und der Wasserschutzpolizei weisen jeweils eine Länge von rd.<br />

26 m auf, während der Notanleger 64 m lang ist. Die Böschung ist mit Schüttsteindeckwerk<br />

gesichert und befindet sich in einem sanierungsbedürftigen Zustand [1], RAHMENENT-<br />

WURF [2012]).<br />

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Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Vor diesem Hintergrund wurde im Sommer 2012 ein Sanierungskonzept für das im Eigentum<br />

des Landes Bremen stehenden Bauwerks erstellt. Hieran anknüpfend sollen im Herbst 2012<br />

die notwendigen politischen Beschlüsse gefasst und Anfang 2013 die notwendigen Bauarbeiten<br />

durchgeführt werden.<br />

Abb. 11<br />

Die Geeste-Südmole mit grünem Feuer und Liegeplätzen des Wasserzolls und der Wasserschutzpolizei,<br />

bremenports<br />

2.11 Kennedy-Brücke und Geeste-Sperrwerk<br />

Die Kennedy-Brücke, eine elektrisch bewegte 6streifige Straßenklappbrücke mit einer Breite<br />

von 28,4 m, wurde 1960 / 1961 erbaut. Nachträglich wurde das Bauwerk 1964 nach dem<br />

ermordeten US-Präsidenten J. F. Kennedy benannt. Als in den 1970er Jahren an der Geeste<br />

noch Schiffbau betrieben wurde, wurde die Brücke etwa 1- bis 2mal im Monat geöffnet, um<br />

Schiffsneubauten passieren zu lassen. Nach dem großen Werftsterben, von dem auch Bremerhaven<br />

betroffen war, hat eine Brückenöffnung heute Seltenheitswert (vgl. 10, Abb. 3), [1].<br />

Unterhalb der Straßenklappbrücke ist das Geeste-Sperrwerk angeordnet, das während der<br />

schweren Sturmflut im Februar 1962 seine erste Bewährungsprobe bestand. Das Sperrwerk<br />

wurde als tiefgegründetes Massivbauwerk errichtet, dessen Toroberkanten auf NN +6,45 m<br />

liegen. Es ist mit zwei doppelwandigen Stahl-Stemmtorpaaren ausgestattet, die 2008 / 2009<br />

letztmalig erhöht wurden und deren Gesamtgewicht etwa 90 t beträgt. Um Überflutungen im<br />

Hinterland zu vermeiden, muss das Sperrwerk ab einem Wasserstand von NN +2,5 m geschlossen<br />

werden. Das Schadenspotenzial beim Versagen des Geeste-Sperrwerkes im Falle<br />

einer schweren Sturmflut wird auf bis zu 500 Mio. € geschätzt (VORSTUDIE [2010], RAH-<br />

MENENTWURF [2012]).<br />

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Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Abb. 12 Das Geeste-Sperrrwerk mit Kennedy-Brücke, HENCKE [2009]<br />

2.12 Geeste-Kaje<br />

Südlich an das Geeste-Sperrwerk schließt sich die Geeste-Kaje mit dem Fähranleger an.<br />

Der kajennahe Uferabschnitt wird als Park- und Aufstellplatz für die Weserfähre genutzt. Auf<br />

einer Länge von rd. 150 m dient die Geeste-Kaje zudem als Liegeplatz für Binnenschiffe.<br />

Die Kaje wurde Anfang der 1920er Jahre errichtet und besteht aus einer auf Holzpfählen<br />

gegründeten Trassbeton / Mauerwerkskaje über einer Böschung. Im gesamten nordöstlichen,<br />

gegenüber dem Tonnenhof des Wasser- und Schifffahrtsamtes gelegenen, Teil wurde<br />

die Mauerwerkskaje in den 1970er Jahren durch eine vorgerammte Stahlspundwand mit<br />

Holmabdeckung ersetzt. Nur der südwestlichste, direkt an den Fähranleger angrenzende<br />

und im Eigentum des Landes Bremen stehende, rd. 15 m lange Kajenabschnitt besteht heute<br />

noch in seiner ursprünglichen Struktur und ist als sanierungsbedürftig eingestuft.<br />

Die Oberkante der Spundwand im Bereich des Binnenschiffsliegeplatzes liegt auf einer Höhe<br />

von NN +3,0 m. Durch diese abschnittsweise geringe Höhe der Geeste-Kaje von etwas mehr<br />

als 1 m über dem mittleren Tidehochwasser (MThw) wird der Uferbereich vergleichsweise<br />

häufig überflutet. Zudem handelt es sich bei der südlich des Uferbereichs gelegenen<br />

Bussestraße um einen neuralgischen Abschnitt in der Hochwasserschutzlinie Bremerhavens<br />

(vgl. 11, Abb. 3) (RAHMENENTWURF [2012]).<br />

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Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Abb. 13<br />

Die Geeste-Kaje, bremenports<br />

2.13 Wencke-Dock und andere historische Dockreste<br />

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlangten Bremerhaven und Geestemünde als<br />

Schiffbaustandorte an der deutschen Nordseeküste eine zunehmende Bedeutung. Da<br />

gleichzeitig auch die Schiffsreparatur infolge des aufstrebenden Überseeverkehrs eine wichtige<br />

Rolle spielte, mussten neben Neubau- auch ausreichende Reparaturkapazitäten geschaffen<br />

werden. Der enge und gewundene Flusslauf der Geeste erzwang recht früh den<br />

Bau technisch aufwendiger Trockendocks nach englischem Vorbild. Zwischen 1837 und<br />

1865 entstanden insgesamt 6 Trockendocks an der Geeste.<br />

Das Dock von F. W. Wencke (1845) entwickelte sich später zu einem Technikdenkmal ersten<br />

Ranges. Die Länge des zunächst aus Holz hergestellten und später in Stein gefassten<br />

Bauwerks betrug 86 m bei einer Torweite von 15 m. Das Dock wurde bis 1945 von Werften<br />

genutzt und dann mit Trümmerschutt verfüllt.<br />

Eine im Zeitraum 1977 - 1979 durchgeführte Restaurierung förderte die alten Dimensionen<br />

wieder zutage. Trotz Verfüllung soll dem nationalen Kulturdenkmal nach seiner 2012 abgeschlossenen<br />

Sanierung eine wichtige Rolle zukommen. Neben dem Wencke-Dock sind rudimentär<br />

heute noch die Toreinfahrten von zwei weiteren Trockendocks erhalten (vgl. 12,<br />

Abb. 3) [1].<br />

Dok-ID 379963 Seite 14


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Abb. 14 Das Wencke-Dock während der Sanierungsarbeiten im Frühjahr 2012,<br />

http://www.bremerhaven.de/meer-erleben/service-infos/rettung-fuer-das-wencke-dock-maritimesbaudenkmal-im-juli-fertig.48764.html,<br />

31.05.2012<br />

2.14 Alte Geestebrücke<br />

Die Alte Geestebrücke mit ihren Abmessungen von Länge / Breite = 59,8 / 14,1 m wurde im<br />

Zeitraum 1903 - 1904 durch M.A.N. (Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg AG) in Mainz hergestellt.<br />

Beim Bau der Brücke teilten sich der preußische und der bremische Staat, die Städte<br />

Bremerhaven und Geestemünde sowie die beiden Geestemünder Werften Tecklenborg<br />

und Seebeck die Baukosten von über einer halben Millionen Mark.<br />

Die genietete Brückenkonstruktion wird elektrisch bewegt, d. h. gedreht, steht seit 1976 unter<br />

Denkmalschutz und wurde 1978 – 1979, 1987 – 1990 und 1993 - 1994 überholt und renoviert.<br />

1998 erfolgte der Umbau des ehemaligen Brückenhauses, in 2000 wurde die Fahrbahn<br />

ausgetauscht und 2004 eine Konservierung der oberen Teile der Brückenkonstruktion sowie<br />

eine Restaurierung des Wappenreliefs durchgeführt. Im Sommer 2012 wurde der Fahrbahnbelag<br />

und die Beschichtung des Fußwegs erneuert (vgl. 13, Abb. 3), [1].<br />

Dok-ID 379963 Seite 15


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Abb. 15<br />

Die Alte Geestebrücke,<br />

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bremerhaven,_Alte_Geestebr%C3%BCcke,_Impressionen_<br />

(1).jpg, 12.01.2012<br />

2.15 Tonnenhof<br />

Im Lauf der jüngeren Geschichte hat sich die Zuständigkeit für die festen und schwimmenden<br />

Schifffahrtszeichen der Unter- und Außenweser mehrfach geändert. Von 1877 bis 1921<br />

war hierfür das Tonnen- und Bakenamt zuständig, welches eine gemeinsame Behörde der<br />

Weser-Anrainerstaaten Freie Hansestadt Bremen, Großherzogtum Oldenburg und Königreich<br />

Preußen war.<br />

Abb. 16 Der Tonnenhof in Bremerhaven um 1913 mit Tonnenleger WESER, http://www.bremerhaven.de/meererleben/service-infos/stadtgeschichte/tonnenhof.24385.html,<br />

12.01.2012<br />

Dok-ID 379963 Seite 16


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Ab 1921 übernahm die nationale Reichswasserstraßenverwaltung diese Aufgabe und ab<br />

1950 die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV). Das Wasser und Schifffahrtsamt<br />

(WSA) Bremerhaven hat seinen Sitz heute direkt an der Geeste, wobei die Anlage<br />

aus mehreren Dienst- und Verwaltungsgebäuden, Werkstätten und dem Tonnenhof besteht.<br />

An dessen Kaje liegen heute verschiedene Arbeits- und Spezialschiffe, wie Tonnenleger und<br />

Vermessungsschiffe. Der Tonnenhof ist seit 1877 nachweisbar und wurde bis zum 1. Weltkrieg<br />

in mehreren Bauphasen ausgebaut. Auch danach erfolgten immer wieder Aus- und<br />

Umbauten, doch einige Gebäudeteile wie z. B. die Tonnenhalle stammen noch aus der Zeit<br />

des Tonnen- und Bakenamtes und sind heute denkmalgeschützt (vgl. 14, Abb. 3) [1].<br />

Die nutzbare Kajenlänge beträgt rd. 300 m, der Geländesprung zwischen Kajenoberkante<br />

und Flusssohle etwa 10,5 m. Die vorhandene Ufereinfassung besteht aus einer Stahlbeton-<br />

Winkelstützwand, die auf einer unverankerten Spundwand und einem dahinterliegenden<br />

Pfahlbock aus Holzpfählen gegründet ist. Die in den 1950er Jahren erbaute, im Eigentum<br />

des Bundes stehende, Kaje ist nicht mehr standsicher und muss erneuert werden. Die Bauarbeiten<br />

sollen nach Angaben des Projektträgers WSA Bremerhaven im Winter 2012/2013<br />

beginnen und bis Mitte 2014 abgeschlossen sein (RAHMENENTWURF [2012], [2]).<br />

Abb. 17<br />

Der Tonnenhof in Bremerhaven heute, http://de.wikipedia.org/wiki/Bremer_Tonnen-<br />

_und_Bakenwesen, 12.01.2012<br />

Weitere Bauwerke mit hafengeschichtlichem Bezug im Bereich der Geestemündung auf die<br />

im Folgenden nicht näher eingegangen wird, sind beispielsweise der Richtfunkturm (Radarturm),<br />

der Wasserstandsanzeiger und der historische Bootsschuppen der Seenotretter<br />

(DGzRS).<br />

Dok-ID 379963 Seite 17


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

2.16 Landseitige Funktionen und Nutzungen<br />

Die kajen- bzw. ufernahen landseitigen Flächen im Bereich der Geestemündung sind zurzeit<br />

mit folgenden Funktionen bzw. Nutzungen belegt:<br />

‣ Öffentliche Einrichtungen und Verwaltung<br />

o See- und Flusslotsen (Lotsenbrüderschaften)<br />

o Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven<br />

o Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS)<br />

o Historisches Museum Bremerhaven<br />

o Hochschule Bremerhaven<br />

o Designlabor Bremerhaven<br />

o Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung<br />

o Fischereihafen-Doppelschleuse mit Wohnmobilstellplatz<br />

o Wasserzoll<br />

o Wasserschutzpolizei<br />

‣ Öffentlicher Nahverkehr<br />

o<br />

Weserfähre GmbH<br />

‣ Private Unternehmen<br />

o Offshore-Sicherheitstrainingszentrum<br />

o Petram Gruppe (ab 2013)<br />

‣ Gastronomie und Wohnnutzungen<br />

o<br />

o<br />

o<br />

o<br />

Weserstrandbad<br />

Wohnhaus Weserterrassen<br />

Wohnbebauungen (Deichstraße, An der Geeste und Bussestraße)<br />

Gastronomiebetriebe<br />

Großräumige Veränderungen der landseitigen Funktionen und Nutzungen werden nach derzeitigem<br />

Kenntnisstand für die Zukunft nicht erwartet.<br />

Dok-ID 379963 Seite 18


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Fazit: Der gesamte Bereich der Geestemündung stellt die historische Keimzelle der Stadtund<br />

Hafenentwicklung Bremerhavens dar. Vor diesem Hintergrund sollten, bei allen künftig<br />

notwendigen baulichen Veränderungen, auch die historischen Wurzeln dieses Areals berücksichtigt<br />

werden. Während kleinräumige Veränderungen der Nutzungen auf der Landund<br />

Wasserseite auch in Zukunft erfolgen werden, sind großräumige Veränderungen, mit<br />

Ausnahme der notwendigen Anpassungsmaßnahmen an den Hochwasserschutzanlagen,<br />

zurzeit nicht zu erwarten.<br />

Dok-ID 379963 Seite 19


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

3 Planungsgrundlagen<br />

3.1 Wassertiefen und Strömungsverhältnisse<br />

Im Bereich der Geestemündung werden in Abhängigkeit von der jeweiligen Nutzung durch<br />

die Schifffahrt unterschiedliche Wassertiefen vorgehalten bzw. mit Hilfe des Wasserinjektionsgerätes<br />

der bremenports unterhalten.<br />

Für den Einfahrtsbereich zur Fischereihafen-Doppelschleuse wird eine Soll-Wassertiefe von<br />

SKN (LAT) -5,3 m angegeben. Das bedeutet, das bei vorhandener Soll-Wassertiefe und unter<br />

Berücksichtigung einer under keel clearance (UKC) von 0,5 m, Schiffe mit einem Tiefgang<br />

von 4,8 m tideunabhängig die Fischereihafen-Doppelschleuse und die dahinterliegenden<br />

Hafenareale erreichen und wieder verlassen können. Unter Ausnutzung des (mittleren)<br />

Tidehochwassers können Schiffe bis 7,6 m Tiefgang verkehren 1 .<br />

Im Bereich der Molenköpfe von Geeste-Nord- und –Südmole befindet sich ein flacherer<br />

Sohlabschnitt. Diese so genannte Barre, die Weserseitig durch den Bund (WSA Bremerhaven)<br />

und Geesteseitig durch bremenports regelmäßig unterhalten werden muss, weist bei<br />

Niedrigwasser lediglich eine Wassertiefe von rd. 4 m auf (vgl. Abb. 18, ISL [2011])).<br />

Abb. 18<br />

Solltiefen im Bereich der Geestemündung bezogen auf SKN (LAT) im Tidebereich bzw. Mittleren<br />

Hafenwasserstand (MHaW) im abgeschleusten Bereich, bremenports<br />

1 Hierbei stellt die Soll-Wassertiefe des Schleusenhafens hinter der Fischereihafen-Doppelschleuse von 8,1 m<br />

(UKC rd. 0,5 m) die limitierende Tiefe dar. Für die weiteren Bereiche des Fischereihafens gelten auf 7,1 m (Fischereihafen<br />

I, II und Labradorhafen) bzw. 6,6 m (Luneorthafen, Hafenkanal, Handelshafen) reduzierte tideabhängige<br />

Anlauftiefgänge. Die Fischereihafen-Doppelschleuse selbst ist für deutlich größere Tiefgänge ausgelegt<br />

und könnte aufgrund ihres auf NN -10,50 m liegenden Drempels bei Hoch- / Niedrigwasser theoretisch Schiffe mit<br />

bis zu 11,80 / 8,00 m Tiefgang schleusen.<br />

Dok-ID 379963 Seite 20


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Für die Bereiche Fähranleger, Geeste- und Tonnenhofkaje sowie zwischen Kennedy- und<br />

Geestebrücke werden Soll-Wassertiefen von SKN (LAT) -4,3 m bzw. SKN (LAT) -3,3 m angegeben.<br />

Bei vorhandenen Soll-Wassertiefen und unter Berücksichtigung einer UKC von rd.<br />

0,5 m können diese Areale damit tideunabhängig von Schiffen mit bis zu 3,8 m bzw. 2,8 m<br />

Tiefgang angelaufen werden.<br />

Für den Bereich der Liegeplätze des Wasserzolls und der Wasserschutzpolizei (WSP) wird<br />

eine Soll-Wassertiefe von SKN (LAT) -2,3 m angegeben. Bei vorhandener Soll-Wassertiefe<br />

und unter Berücksichtigung einer UKC von rd. 0,5 m kann dieser Bereich tideunabhängig<br />

von Schiffen mit bis zu 1,8 m Tiefgang angelaufen werden.<br />

Im Vorhafen (Geestehafen) und im Alten Vorhafen wurde in den vergangenen Jahren, da<br />

dort kein Schiffsverkehr erfolgte, auch keine Wassertiefenunterhaltung durchgeführt. In beiden<br />

Bereichen sind starke Sedimentablagerungen vorhanden, wodurch Teile der Sohle bei<br />

Niedrigwasser trockenfallen.<br />

In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass der weit überwiegende Teil der<br />

Kajenbauwerke im Bereich der Geestemündung ursprünglich auf etwa die Sohltiefen bemessen<br />

wurden, die den heutigen Soll-Wassertiefen entsprechen. Eine Ausnahme hiervon bildet<br />

die Geestekaje, die in ihrem nordöstlichen Teil, anders als die heutige Soll-Wassertiefe von<br />

SKN (LAT) -3,3 m, ursprünglich auf eine Sohltiefe von SKN (LAT) -4,3 m bemessen wurde.<br />

Theoretisch lassen sich in einzelnen Bereichen der Geestemündung und des angrenzenden<br />

Fischereihafens auch größere Soll-Wassertiefen herstellen. Hierzu sind jedoch, neben den<br />

jeweils notwendigen Baggerarbeiten für die Herstellung eines Zufahrtskanals, einer Liegewanne<br />

und eines Drehbereiches 2 , auch zusätzliche Kosten für die spätere Unterhaltung der<br />

vertieften Sohlbereiche sowie zusätzliche bauliche Maßnahmen, wie beispielsweise<br />

Kajenertüchtigungen bzw. –neubauten und Dükerverlegungen, zu berücksichtigen. Die mit<br />

derartigen Projekten verbundenen Kosten überschreiten deutlich den zu erwartenden Nutzen.<br />

3.2 Hydrologische Kenndaten<br />

Die wesentlichen Belastungen für die Uferbauwerke im Bereich der Geestemündung ergeben<br />

sich aus den wechselnden Tidewasserständen und den hiermit einhergehenden Strömungs-<br />

sowie den Seegangskräften. Nachstehend sind die wesentlichen hydrologischen<br />

Kenndaten des Pegels Bremerhaven als 10Jahresmittel 2001 – 2010 dargestellt.<br />

2 Bagger- und Unterbringungskosten rd. 35 €/m³, Stand: März 2012<br />

Dok-ID 379963 Seite 21


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Tab. 1<br />

Hydrologische Kenndaten Pegel Bremerhaven im Zeitraum 2001 – 2010, http://www.wsv.de/wsahb/gewaesserkunde/images/Hydliste_2001-2010.pdf,<br />

12.01.2012<br />

Pegel Bremerhaven 2001 - 2010<br />

MThw MTnw MThb HHThw NNTnw TF TE<br />

NN +1,84 m NN -1,92 m 3,76 m NN +5,35 m<br />

(16.02.1962)<br />

NN -4,19 m<br />

(15.03.1964)<br />

06:13 h 06:12 h<br />

3.3 Bemessungswasserstand, Ausbau- und Bestickhöhen<br />

Der neue Bemessungswasserstand für Hochwasserschutzanlagen und –bauwerke im Bereich<br />

der Geestemündung ergibt sich aus dem RAHMENENTWURF [2012] zu NN +6,62 m 3 .<br />

Aus dem Bemessungswasserstand werden Mindestausbauhöhen für technische Anlagen<br />

von NN +7,00 m 4 bzw. NN +7,75 m 5 abgeleitet.<br />

Für den Neubau des Geeste-Sperrwerks ergeben sich in Abhängigkeit vom späteren Standort<br />

und unter Berücksichtigung der Ausbaureserve damit Bestickhöhen zwischen<br />

NN +7,75 m und NN +8,85 m. Bei heutigen Bestandshöhen zwischen NN +7,54 m und<br />

NN +6,94 m betragen die neuen Bestickhöhen für die Fischereihafen-Doppelschleuse<br />

NN +7,60 m 6 bzw. NN +7,00 m 7 . Da es sich bei der Schleuse um ein Bestandsbauwerk handelt,<br />

wird eine Ausbaureserve in diesem Zusammenhang nicht berücksichtigt.<br />

3.4 Baugrund und Bodenverunreinigungen<br />

Der Baugrund im Bereich der Geestemündung ist wie nachstehend dargestellt aufgebaut. Es<br />

zeigt sich, dass tragfähige Sande erst ab einer Tiefe von rd. NN -8,5 m anstehen.<br />

3 In diesem Wert ist ein Aufschlag von 0,25 m für die stark streuenden Ergebnisse der Klimafolgenforschung<br />

berücksichtigt.<br />

4 Für Bestandsbauwerke.<br />

5 Für neue Bauwerke inkl. Ausbaureserve (0,75 m).<br />

6 Für die 1. Deichlinie.<br />

7 Für die 2. Deichlinie.<br />

Dok-ID 379963 Seite 22


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

oberhalb NN +0,5 m<br />

Auffüllungen<br />

V __MThw = NN +1,84 m<br />

V __MTnw = NN -1,92 m<br />

NN +0,5 m bis NN -6,5 m<br />

Klei, weiche Konsistenz<br />

NN -6,5 m bis NN -8,5 m<br />

Torf, weiche Konsistenz<br />

ab NN -8,5 m<br />

Sande, große Festigkeit<br />

Abb. 19 Baugrundaufbau im Bereich der Geestemündung, in Anlehnung an RAHMENENTWURF [2012]<br />

In 2011 wurden Stichproben der oberen Sedimentschichten in der Geeste, im Vorhafen<br />

(Geestehafen) und im Alten Vorhafen auf Verunreinigungen untersucht. Im Ergebnis können<br />

die anstehenden Sedimente unter bestimmten Bedingungen umgelagert (verklappt) werden.<br />

Vor einer abschließenden Beurteilung möglicher Entsorgungswege sind in jedem Fall jedoch<br />

weiterführende Untersuchungen durchzuführen.<br />

3.5 Grundwasser-, Strömungs- und Sedimentationsverhältnisse<br />

Aktuelle Untersuchungen zu den Grundwasserständen liegen bislang nur aus den Planungen<br />

zur Erneuerung der Geeste-Kaje vor. Hiernach wird in den Auffüllbereichen mit einem<br />

Grundwasserspiegel unterschiedlichen Niveaus gerechnet, der nicht mit dem Tidewasser-<br />

Dok-ID 379963 Seite 23


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

stand der Weser korrespondiert. In den grundwasserführenden Schichten unterhalb der Klei-<br />

/ Torflagen wurden Grundwasserstände zwischen NN -1,0 m und NN +0,5 m gemessen,<br />

wobei diese gedämpft mit dem Tidewasserstand der Weser korrespondieren. Dabei sind<br />

gespannte Grundwasserverhältnisse zu berücksichtigen (RAHMENENTWURF [2012]).<br />

Hinsichtlich der Strömungsverhältnisse wird auf die Untersuchungen im Rahmen der Planungen<br />

zum Neubau der Fischereihafen-Doppelschleuse in den 1990er Jahren verwiesen.<br />

Da sich die wesentlichen wasserbaulichen Randbedingungen seit Durchführung der Untersuchung<br />

nicht verändert haben, kann davon ausgegangen werden, dass die Ergebnisse auf<br />

die heutige Situation übertragen werden können. Für weiterführende Planungen sind ggf.<br />

zusätzliche Untersuchungen erforderlich (RAHMENENTWURF [2012]).<br />

Ein 1995 gleichfalls im Zusammenhang mit den Planungen für den Neubau der Fischereihafen-Doppelschleuse<br />

erstelltes hydraulisches Gutachten (IMS [1995]) hat u. a. eine Verbreiterung<br />

8 und Vertiefung der Geesteeinfahrt bis zur Fischereihafen-Doppelschleuse um 2,5 -<br />

4 m 9 hinsichtlich der zu erwartenden Sedimentationen untersucht. Das Gutachten arbeitete<br />

heraus, das sowohl eine Verbreiterung, als auch eine Vertiefung der Geesteeinfahrt zu höheren<br />

Sedimentationen führen würde. Das Verhältnis der Sedimentationsraten ergab sich zu<br />

Status Quo / Vertiefung / Vertiefung und Verbreiterung = 1 / 1,5 / 3. Im Ergebnis heißt dies,<br />

dass eine Vertiefung die Sedimentation gegenüber dem Status Quo um den Faktor 1,5<br />

(+50%), eine Vertiefung und Verbreiterung sogar um den Faktor 3 (+200%) erhöhen würde.<br />

Hieraus lässt sich ableiten, dass jede Veränderung der aktuellen Situation im Bereich der<br />

angrenzenden Molen und Kajen oder an den Sollwassertiefen vor Realisierung durch ein<br />

hydrodynamisch-morphologisches Modell hinsichtlich der jeweils zu erwartenden Auswirkungen<br />

auf die Sedimentationsverhältnisse und damit auf die zu erwartende Wassertiefenunterhaltung<br />

untersucht werden sollte.<br />

3.6 Schiffsabmessungen<br />

Die Geestemündung wird von der Berufs- und der Freizeitschifffahrt gleichermaßen genutzt.<br />

Die Abmessungen der den abgeschleusten Teil des Fischereihafens befahrenden Berufsschifffahrt<br />

werden durch die Abmessungen der großen Kammer der Fischereihafen-<br />

Doppelschleuse limitiert. Für alle künftigen Planungen sollten die nachstehend dargestellten<br />

maximalen Schiffsabmessungen berücksichtigt werden.<br />

8 Untersucht wurde eine Verdoppelung der heute 90 m breiten Einfahrt einschließlich einer Verlegung der<br />

Nordmole nach Norden.<br />

9 SKN (LAT) -7,9 m bis SKN (LAT) -8,4 m bzw. NN -10,5 m bis NN -11,0 m.<br />

Dok-ID 379963 Seite 24


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Tab. 2 Übersicht maximale Schiffsabmessungen im Bereich der Geestemündung, in Anlehnung an RAHMEN-<br />

ENTWURF [2012]<br />

Schiff max. Abmessungen Nutzer, Areal, Erläuterungen<br />

Typ Name Länge<br />

[m]<br />

Breite [m] Tiefgang<br />

[m]<br />

See- und Binnenschiffe<br />

N. N. 170 /<br />

210<br />

32,2 7,6 Berufsschifffahrt, Fischereihafen<br />

10 , Dockschleusungen<br />

bis 210 m<br />

Binnenschiff /<br />

Großes Rheinschiff<br />

mit Schubleichter<br />

AVISO 1 110 nur Binnenschiff:<br />

11,45,<br />

mit Leichter:<br />

24,50<br />

3,6 Binnenschifffahrt,<br />

Geestekaje, Binnenschiffsliegeplatz<br />

Fähre<br />

Tonnenleger<br />

BREMERHAVEN,<br />

NORDENHAM<br />

N. N. (Nachfolger<br />

BRUNO ILLING)<br />

56 / 59 12,7 / 13,4 3,0 / 2,9 Weserfähre / BVV, Fähranleger<br />

44,5 10,5 1,8 WSA Bremerhaven, Tonnenhofkaje<br />

Lotsenschiff<br />

WESERLOTSE,<br />

KAPITÄN<br />

STOEWAHSE<br />

28,6 /<br />

25,4<br />

7,1 / 4,2 2,2 / 2,2 Seelotsen Weser II / Jade,<br />

Vorhafen Alter Hafen<br />

Seenotkreuzer<br />

HERMANN RU-<br />

DOLF MEYER<br />

23,1 6,0 1,6 DGzRS, Vorhafen Alter<br />

Hafen<br />

Zollboot WESERMÜNDE 17,2 4,2 1,1 Wasserzoll, Böschung<br />

südl. Geeste-Südmole<br />

Wasserschutzpolizeiboot<br />

VISURA, BREMEN 16,0 /<br />

6 11 13,5<br />

4,8 / 3,8 1,2 / 1,3 Wasserschutzpolizei, Böschung<br />

südl. Geeste-<br />

Südmole<br />

Am Binnenschiffsliegeplatz an der Geestekaje ist eine Soll-Wassertiefe von SKN (LAT) -<br />

3,3 m ausgewiesen. Da das vollabgeladene Binnenschiff AVISO 1 mit Schubleichter einen<br />

Tiefgang von bis zu 3,6 m aufweisen kann, ist seitens der Hafenbehörde / Hafenkapitän darauf<br />

zu achten, dass am Liegeplatz auch bei Niedrigwasser eine ausreichende Wassertiefe<br />

zur Verfügung steht [3].<br />

10 Bei Ebbstrom in der Weser existieren für Seeschiffe mit mehr als 120 m Länge Einlaufbeschränkungen aufgrund<br />

der Strömungsverhältnisse (ISL [2011]). In einigen Bereichen, z. B. im Handelshafen, bestehen Restriktionen<br />

hinsichtlich der Schiffslänge und der maximale Tiefgang von 7,6 m kann nur im Schleusenhafen unmittelbar<br />

hinter Schleuse ausgenutzt werden.<br />

11 Gemäß einem Artikel in der Nordsee-Zeitung vom 17.02.2012 wird das Wasserschutzpolizeiboot BREMEN 3<br />

vorzeitig ausgemustert und daher hier nicht mehr berücksichtigt.<br />

Dok-ID 379963 Seite 25


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Fazit: Die Herstellung von größeren Wassertiefen in der Geestemündung ist möglich, jedoch<br />

mit hohen Kosten verbunden, die den zu erwartenden Nutzen weit übersteigen würden. Für<br />

alle künftig notwendigen baulichen und wassertiefenbezogenen Veränderungen sind u. a. die<br />

jeweiligen hydrologischen Kenndaten, die Hochwasser-Bestickhöhe, der Baugrundaufbau,<br />

die Grundwasserverhältnisse sowie die maximal möglichen Schiffsabmessungen zu berücksichtigen.<br />

Die Beurteilung der veränderten Strömungs- und Sedimentationsverhältnisse sollte<br />

mithilfe eines hydrodynamisch-morphologisches Modells erfolgen.<br />

Dok-ID 379963 Seite 26


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

4 Hochwasserschutz<br />

4.1 Grundlagen<br />

Der Küstenschutz in der Bundesrepublik Deutschland ist eine Gemeinschaftsaufgabe des<br />

Bundes und der Länder. In Bremerhaven liegt die Unterhaltungsverpflichtung der Hochwasserschutzanlagen<br />

bei der senatorischen Dienststelle SWAH. Der SWAH hat die bremenports<br />

mit der Durchführung der Unterhaltungsaufgaben und mit der Bedienung der beweglichen<br />

Einrichtungen, wie z. B. der Schleusen und Sperrwerke, beauftragt. Hierzu zählen auch die<br />

Bedienung im Sturmflutfall und die Teilnahme in der Katastrophenschutzorganisation. Weiterhin<br />

wurde bremenports mit der Anpassung der vorhandenen Hochwasserschutzbauwerke<br />

in Bremerhaven an die neuen Anforderungen aus dem Generalplan Küstenschutz Niedersachsen<br />

/ Bremen 2007 beauftragt (HENCKE [2009]).<br />

Aufgrund der seitens des Weltklimarates für die Zukunft prognostizierten Klimaveränderungen<br />

hat der Hochwasserschutz im Land Bremen erheblich an Bedeutung gewonnen. So<br />

muss beispielsweise an der Weser mit häufigeren und höheren Sturmflutwasserständen gerechnet<br />

werden. Um hier rechtzeitig Maßnahmen ergreifen zu können, wurde gemeinsam mit<br />

dem Land Niedersachsen der Generalplan Küstenschutz Niedersachsen / Bremen 2007<br />

(GENERALPLAN [2007]) erstellt. In diesem wurden u. a. die im Land Bremen vorhandenen<br />

Deiche im Hinblick auf künftige Klimaszenarien überprüft und Maßnahmen zur langfristigen<br />

Gewährleistung des Hochwasserschutzes festgelegt. Auch wurden auf Basis der jüngsten<br />

Studie des Weltklimarates die zu erwartenden Auswirkungen der globalen Erwärmung auf<br />

die Veränderung des Meeresspiegelanstieges und der Sturmfluthäufigkeit für die Festsetzung<br />

der zukünftigen Deichhöhen berücksichtigt. Die Untersuchungen im GENERALPLAN<br />

[2007] kamen zu dem Ergebnis, dass in Bremerhaven ein Großteil der Landeschutzdeichlinie<br />

von der südlichen Landesgrenze bis zum Containerterminal zu erhöhen ist. Hierzu zählt auch<br />

der Bereich der Geestemündung mit dem Geeste-Sperrwerk.<br />

4.2 Neubau Geeste-Sperrwerk<br />

Das Geeste-Sperrwerk im nordöstlichen Teil der Geestemündung dient gleichermaßen dem<br />

Hochwasserschutz der Länder Niedersachsen und Bremen. Daher wird der Unterhaltungsaufwand<br />

sowie zusätzliche Investitionen in eine Ertüchtigung bzw. Verlegung des Bauwerks<br />

von beiden Bundesländern gemeinsam getragen Das Sperrwerk, das die flussaufwärts gelegenen<br />

Landbereiche vor Überflutungen schützt, muss im Mittel rd. 80mal im Jahr geschlossen<br />

werden. Die vergleichsweise große Schließhäufigkeit ergibt sich aus der geringen<br />

Schutzhöhe im Hinterland von lediglich NN +2,50 m 12 (RAHMENENTWURF [2012]).<br />

Zur Anpassung der Hochwasserschutzanlagen, und damit auch des Geeste-Sperrwerks, an<br />

die Erfordernisse des Generalplans Küstenschutz hatte der SWAH bremenports mit der Erstellung<br />

eines Rahmenentwurfes beauftragt. Bestandteil dieser im Sommer 2012 vorgelegten<br />

12 Dies entspricht einer Höhe von lediglich 0,65 m über dem mittleren Hochwasser (MThw) von NN +1,85 m.<br />

Dok-ID 379963 Seite 27


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Ausarbeitung ist u. a. eine detaillierte Untersuchung von insgesamt 4 Standorten für den<br />

Neubau des Geeste-Sperrwerks (RAHMENENTWURF [2012]).<br />

Beispielhaft wird nachstehend die seitens des Magistrats der Seestadt Bremerhaven sowie<br />

der lokalen Anwohner favorisierte Standort-Variante näher beschrieben. Diese sieht den<br />

Neubau des Sperrwerks im Bereich der Geeste-Kaje vor [4].<br />

Abb. 20<br />

Geestemündung mit bestehender Deichlinie und Vorzugsvariante des Magistrats der Seestadt<br />

Bremerhaven, bremenports<br />

Als Vorteile eines Neubaus an dieser Stelle werden im RAHMENENTWURF [2012] u. a. benannt<br />

+ Gewährleistung des Hochwasserschutzes auch während der Bauphase<br />

+ geringer Einfluss auf vorhandene Ver- und Entsorgungsleitungen<br />

+ keine Beeinflussung der Fährverkehre zwischen Bremerhaven und Blexen und eine<br />

+ Verkürzung der Deichlinie.<br />

Dok-ID 379963 Seite 28


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Als Nachteile eines Neubaus an dieser Stelle werden im RAHMENENTWURF [2012] u. a.<br />

benannt<br />

- hohes Kostenrisiko durch mögliche Beeinträchtigung / Sicherung des Bauwerksbestands<br />

im Bereich des Fähranlegers<br />

- Herstellung in mehreren Bauabschnitten erforderlich<br />

- Verlust des Binnenschiffsliegeplatzes an der Geeste-Kaje sowie eine<br />

- Verknüpfung des Hochwasserschutzes mit betrieblichen Belangen Dritter (hier Interessenskonflikt<br />

mit dem WSA Bremerhaven).<br />

Zur Ermittlung der Vorzugsvariante ist nun eine Abwägung zwischen den Anforderungen des<br />

Hochwasserschutzes, des wirtschaftlichen und verantwortungsvollen Umgangs mit den zur<br />

Verfügung stehenden Investitions- und Unterhaltungsmitteln sowie den jeweiligen Auswirkungen<br />

auf Dritte und die Umwelt zu treffen. Für die Fortführung der Planungen sind zudem<br />

weiterführende Abstimmungen mit dem Land Niedersachsen (Kostenbeteiligung) sowie mit<br />

den weiteren Planungsbeteiligten erforderlich (RAHMENENTWURF [2012]).<br />

Bei Realisierung des Sperrwerks-Neubaus soll das bewegliche Klappteil der Kennedy-<br />

Brücke in jedem Fall erhalten bleiben, um die Schifffahrt auf der Geeste nicht einzuschränken<br />

und weiterhin die Unterhaltung der Wassertiefen zu ermöglichen. Die vorhandenen<br />

Sperrwerkselemente sollen dagegen zurückgebaut werden. Als Verschlusssystem sollen<br />

beim Neubau Stemmtore aus Stahl zum Einsatz kommen (RAHMENENTWURF [2012]).<br />

Fazit: Der Neubau des Geeste-Sperrwerkes und die Anpassung der Hochwasserschutzanlagen<br />

werden prägend für das Areal der Geestemündung sein. Vor diesem Hintergrund sollte,<br />

vor allen weiteren Entscheidungen zum Ersatz, zur Sanierung bzw. zur Umgestaltung<br />

einzelner Uferbauwerke im Bereich der künftigen Hochwasserschutzlinie, die Entscheidung<br />

zur Lage sowie zur Ausgestaltung des Geeste-Sperrwerkes und der Hochwasserschutzanlagen<br />

abgewartet werden.<br />

Dok-ID 379963 Seite 29


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

5 Liegeplatzsituation<br />

5.1 Vorhandene Nutzungen<br />

Eine grundlegende Veränderung der zurzeit die Geestemündung überwiegend befahrenden<br />

Berufsschifffahrtsflotte - und damit auch des zugehörigen Liegeplatzbedarfes - ist für die<br />

kommenden Jahre nicht zu erwarten. Während der zunehmende Einsatz von Multifunktionsschiffen<br />

seitens des WSA Bremerhaven und eine weiter fortschreitende Aufgabenbündelung<br />

beim Wasserzoll und bei der Wasserschutzpolizei eher für eine Verkleinerung der Berufsschifffahrtsflotte<br />

und damit auch des jeweiligen Liegeplatzbedarfes sprechen, lassen beispielsweise<br />

der Platzbedarf für den Neubau des Geeste-Sperrwerkes sowie die nach Abschluss<br />

der Mittelweseranpassung ggf. zu erwartenden größeren Binnenschiffseinheiten<br />

eher auf eine gegenteilige Entwicklung schließen. In der Summe kann daher davon ausgegangen<br />

werden, dass sich beide Effekte gegenseitig kompensieren werden und es damit<br />

nicht zu einer grundlegenden Veränderung des Liegeplatzbedarfes im Bereich der<br />

Geestemündung kommen wird.<br />

5.2 Offshore-Windenergie<br />

5.2.1 OTB<br />

Aus den 2011 seitens der Bundesregierung beschlossenen Gesetzen zur Energiewende<br />

sowie der hieraus für Bremerhaven resultierenden, nochmals dynamisierten Entwicklung der<br />

Offshore-Windenergiebranche, ergeben sich für die Seestadt an der Wesermündung erhebliche<br />

Chancen und Potenziale. Um diese nutzen zu können, ist insbesondere eine Realisierung<br />

des Offshore-Terminals Bremerhaven (OTB) im Blexer Bogen vorgesehen. Ohne Realisierung<br />

des Offshore-Terminals wird die Entwicklung der Offshore-Windenergiebranche in<br />

Bremerhaven stagnieren und ggf. sogar schrumpfen (POTENZIALANALYSE [2011]).<br />

Aus Sicht des Landes Bremen soll der OTB möglichst zeitnah errichtet werden. Die im Rahmen<br />

der Referenzplanung für den OTB Bremerhaven festgelegten Abmessungen betragen<br />

ca. 500 m schwerlastfähige Kajenlänge und ca. 25 ha Hinterlandfläche am mind. 11 m tiefen<br />

Wasser.<br />

Die mit dem Bau des OTB im Blexer Bogen verknüpfte Verkleinerung der Blexen Reede um<br />

zwei Seeschiffswarteplätze wird aller Voraussicht nach nicht zu einer Abnahme der Verfügbarkeit<br />

freier Liegeplatzkapazitäten in anderen Hafenarealen Bremerhavens führen, da die<br />

aktuelle Referenzplanung eine Kompensation im unmittelbaren Umfeld des OTB vorsieht.<br />

Grundsätzlich ergibt sich vor dem Hintergrund der für die Zukunft erwarteten weiteren Zunahme<br />

der OWE-Umschlagsaktivitäten auch eine zunehmende Zahl von OWE-<br />

Schiffsbewegungen in allen Hafenarealen Bremerhavens und damit auch in der<br />

Geestemündung. Inwieweit diese Zunahme von Schiffsbewegungen künftig auch zu einer<br />

konkreten Zunahme des Liegeplatzbedarfes für OWE-Serviceschiffe führen wird, und wenn<br />

Dok-ID 379963 Seite 30


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

ja, wo genau zusätzliche Liegeplätze für welche Schiffseinheiten benötigt werden, kann zurzeit<br />

nicht abschließend beantwortet werden.<br />

Um die grundsätzliche Verfügbarkeit von Liegeplätzen für OWE-Serviceschiffe zu ermitteln,<br />

wurden die Hafenareale Bremerhavens seitens bremenports einer Analyse unterzogen. Diese<br />

arbeitete heraus, dass die Serviceflotte, die ein Offshore-Errichterschiff benötigt, in ihrer<br />

Größe und Art, je nach gewählter Vorgehensweise zur Errichtung der Offshore-<br />

Windkraftanlagen, variiert. Prinzipiell ist davon auszugehen, dass pro Errichterschiff ein Plattformversorger<br />

(bis 75 m Länge), ein Crewboot (15 - 30 m Länge), ein Survey-Schiff (rd. 40 m<br />

Länge) sowie ein Kabelleger (variable Längen) benötigt werden. Zusätzlich kommen in Bremerhaven<br />

noch Bargen bzw. Pontons und Schlepper hinzu, die die OWE-Anlagenteile von<br />

den Produktionsstätten im Fischereihafen zu den derzeit in den Kaiserhäfen (ABC-Halbinsel)<br />

und an der Stromkaje (CT Süd) liegenden Errichterschiffen transportieren (KÖNIG [2012]).<br />

Im Rahmen der Analyse wurde zudem geprüft, welche Liegeplätze sofort und ohne zusätzliche<br />

Maßnahmen jederzeit für Serviceschiffe nutzbar wären. Unter Berücksichtigung definierter<br />

Liegeplatzanforderungen sowie der aktuellen Kajen-Nutzungssituation zeigte sich im Ergebnis,<br />

dass Liegeplatzkapazitäten zur sofortigen und ständigen Nutzung nur im Bereich des<br />

Fischereihafens verfügbar sind. Hierbei handelt es sich um einen Kajenabschnitt im Schleusenhafen<br />

Ostseite (Janssen-Pier) und um einen weiteren im Fischereihafen II Ostseite (Island-Pier)<br />

(KÖNIG [2012]).<br />

Janssen-Pier<br />

Island-Pier<br />

Abb. 21<br />

Übersicht Liegeplätze für OWE-Service-Schiffe im Fischereihafen, bremenports<br />

Die Janssen-Pier bietet auf 100 m Länge beispielsweise Platz für 3 Serviceschiffe mit einer<br />

Länge von jeweils bis zu 30 m oder für einen Plattformversorger von 75 m Länge und ein<br />

kleines Serviceschiff. Am Island-Pier sind z. Zt. 150 m Kaje verfügbar, die auf ihrer ganzen<br />

Dok-ID 379963 Seite 31


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Länge auch im Päckchen belegt werden kann, da ein ausreichend breites Fahrwasser für<br />

passierende Schiffe zur Verfügung steht. Damit steht beispielsweise eine ausreichende<br />

Kajenlänge für 8 Serviceschiffe (je 2 im Päckchen) von je ca. 30 m Länge zur Verfügung<br />

(KÖNIG [2012]).<br />

5.2.2 Auswirkungen auf die Geestemündung<br />

Für den Bereich der Geestemündung ist festzustellen, dass unter Zugrundelegung des heutigen<br />

Zustands der Kajen und der lokal vorhandenen Wassertiefen keine Kapazitäten für<br />

zusätzliche Liegeplätze für die Berufsschifffahrt und damit auch für OWE-Serviceschiffe zur<br />

Verfügung stehen. Alle Bereiche in denen Schiffe heute liegen können, sind entweder bereits<br />

ständig oder temporär belegt bzw. müssen als Reserve-, Not- oder Bedarfsliegeplätze dauerhaft<br />

frei gehalten werden. Die Areale, in denen theoretisch noch zusätzliche freie Liegeplatzkapazitäten<br />

vorhanden sind, wie beispielsweise im Vorhafen (Geestehafen) und im Alten<br />

Vorhafen, können aufgrund starker Sedimentablagerungen (Sohle fällt bei Niedrigwasser<br />

trocken) sowie teilweise baufälliger Kajen derzeit nicht genutzt werden. Da dort seit vielen<br />

Jahren keine Schiffe mehr abgelegt worden sind, wären vor einer erneuten Nutzung zunächst<br />

Baggerarbeiten, Standsicherheitsprüfungen sowie ggf. Kajensanierungen durchzuführen.<br />

Der hiermit verknüpfte hohe bauliche und finanzielle Aufwand steht in keinem Verhältnis<br />

zum erwarteten Nutzen.<br />

Fazit: Im Zusammenhang mit den zunehmenden OWE-Umschlagsaktivitäten werden auch<br />

die Schiffsbewegungen von OWE-Einheiten in der Geestemündung zunehmen. Hinsichtlich<br />

der Liegeplatzsituation ist festzustellen, dass die Schaffung zusätzlicher Liegeplätze in der<br />

Geestemündung aufgrund der aktuell vorhandenen Belegungssituation, überwiegend baufälliger<br />

Kajen sowie umfangreicher Baggerarbeiten mit einem unverhältnismäßig hohen finanziellen<br />

Aufwand verbunden wäre. Es wird daher empfohlen, den Status Quo in diesem Zusammenhang<br />

nicht zu verändern. Im Umfeld der Geestemündung stehen zurzeit zur sofortigen<br />

und ständigen Nutzung noch freie zusätzliche Liegeplätze an zwei Kajenabschnitten im<br />

Fischereihafen zur Verfügung.<br />

Dok-ID 379963 Seite 32


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

6 Handlungserfordernisse / Prioritätenliste<br />

Die wesentlichen Herausforderungen für die zukünftige Entwicklung der Geestemündung in<br />

Bremerhaven liegen einerseits in der Realisierung der Sanierungserfordernisse der bis zu<br />

100 Jahre alten Uferbauwerke, andererseits in der Anpassung der lokalen Hochwasserschutzanlagen<br />

einschließlich des Geeste-Sperrwerkes.<br />

Die Entwicklungen in der Offshore-Windenergie-Branche in Bremerhaven werden, anders als<br />

in den Hafenarealen Fischerei- und Überseehafen sowie im Blexer Bogen, das Erscheinungsbild<br />

der Geestemündung voraussichtlich nicht grundlegend verändern.<br />

Damit die Geestemündung ihre heutigen Funktionen als Liegebereich, Teil der Hochwasserschutzlinie,<br />

Verwaltungs-, Forschungs-, Wohn- und Freizeitareal mit historischen Wurzeln<br />

auch künftig in vollem Umfang erfüllen kann, muss in den kommenden Jahren in die vorhandenen<br />

Uferbauwerke und in neue Hochwasserschutzanlagen investiert werden. Unterbleiben<br />

beispielsweise die Investitionen in die Uferbauwerke muss im Extremfall damit gerechnet<br />

werden, dass einzelne Strukturen bzw. Elemente aufgrund ihres stark sanierungsbedürftigen<br />

Zustands ohne Vorwarnung abrutschen oder ganz in sich zusammenfallen.<br />

Die in den vorstehenden Abschnitten erläuterten bauwerksspezifischen Handlungserfordernissen<br />

sind im Folgenden in Form einer Prioritätenliste zusammengefasst.<br />

Dok-ID 379963 Seite 33


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Tab. 3<br />

Handlungserfordernisse / Prioritätenliste, bremenports<br />

Struktur Örtlichkeit Länge<br />

[m]<br />

Baujahr<br />

Eigentümer / Unterhaltungspflichtiger<br />

Priorität<br />

Schadensbild / Handlungserfordernis<br />

Realisierungszeitraum<br />

Neubau<br />

Sperrwerk<br />

Standort in der Diskussion<br />

/ Neubau Bremen und Niedersachsen Gewährleistung des Hochwasserschutzes<br />

1 - 2 mittelfristig<br />

Mole Geeste-Nordmole 174 1913 Bremen eingeschränkte Standsicherheit,<br />

dringender Sanierungsbedarf<br />

1 kurzfristig<br />

Böschung Südlich Geeste-Südmole 235 1956, 1980 Bremen abgängig, Sanierungsbedarf 1 kurzfristig<br />

Ufermauer<br />

Geestehafen Westseite<br />

(Geestehalbinsel)<br />

116 1923 Bremen Sanierungsbedarf, Standsicherheit<br />

gefährdet<br />

2 noch offen<br />

Ufermauer<br />

Geestehafen Ostseite<br />

(südlich Fähranleger)<br />

140 1923 Bremen Sanierungsbedarf 2 noch offen<br />

Kaje und Widerlager<br />

Fähranleger rd. 15 1954 Bremen Sanierungsbedarf 2 noch offen<br />

Ufermauer<br />

Geestekaje (nördlich<br />

Fähranleger)<br />

rd. 15<br />

1920er Jahre<br />

Bremen Sanierungsbedarf 2 noch offen<br />

nachrichtlich:<br />

Kaje<br />

Tonnenhof 250 1930er und<br />

1950er Jahre<br />

Bund / WSA Bremerhaven<br />

Standsicherheit gefährdet, dringender<br />

Sanierungsbedarf<br />

1 kurzfristig, Projekt in<br />

der Ausschreibung<br />

nachrichtlich:<br />

Kaje<br />

Molenkopf Alter Vorhafen<br />

/ Geeste<br />

165 1977 Stadt Bremerhaven abschnittsweise Versackungen,<br />

ggf. Sanierungsbedarf<br />

2 - 3 noch offen<br />

Dok-ID 379963 Seite 34


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

Quellenverzeichnis<br />

Schriftquellen<br />

GENERALPLAN [2007] Generalplan Küstenschutz Niedersachsen / Bremen –<br />

Festland, Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft,<br />

Küsten- und Naturschutz, Norden, März 2007<br />

HENCKE [2009]<br />

Erhöhung der Hochwasserschutzmaßnahmen im Bereich<br />

der Geestemündung, Diplomarbeit Matthias<br />

Hencke, Leuphana Universität Lüneburg, Lüneburg, Oktober<br />

2009<br />

IMS [1995]<br />

Fischereihafenschleuse Bremerhaven - Hydraulisches<br />

Gutachten für den Vorhafen, Ingenieurgesellschaft mbH<br />

(IMS), Hamburg, 1995, unveröffentlicht<br />

ISL [2011]<br />

Auswirkungen einer Einschränkung der Reede Blexen<br />

durch den Bau des Offshore-Terminals Bremerhaven,<br />

Endbericht, Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik,<br />

Bremen, 2011, unveröffentlicht<br />

KÖNIG [2012]<br />

Analyse des aktuellen Liegeplatzangebots in Bremerhaven<br />

für Service-Schiffe der Offshore-Windenergie-<br />

Branche, Bremerhaven, 2012, unveröffentlicht<br />

POTENZIALANALYSE [2011] Regionalwirtschaftliche Potenzialanalyse für einen<br />

Offshore Terminal Bremerhaven, Nutzen-Kosten-<br />

Analyse, Endbericht, Prognos AG, Bremen / Bremerhaven,<br />

2011<br />

RAHMENENTWURF [2012]<br />

Hochwasserschutz an der Geestemündung - Rahmenentwurf,<br />

bremenports GmbH & Co. KG, Bremerhaven,<br />

Version: Rev 01,Juli 2012, unveröffentlicht<br />

Dok-ID 379963 Seite 35


Hafenorientiertes <strong>Zukunftskonzept</strong> Geestemündung Bremerhaven<br />

VORSTUDIE [2010]<br />

Hochwasserschutz an der Geestemündung – Vorstudie<br />

zum Rahmenentwurf, bremenports GmbH & Co. KG,<br />

Bremerhaven, Mai 2010, unveröffentlicht<br />

Internetquellen, E-Mails und Presseartikel<br />

[1] http://www.bremerhaven.de/meer-erleben/service-infos/stadtgeschichte/suedlicheinnenstadt.24296.html,<br />

aufgerufen am 11.01.2012<br />

[2] Fehlstart für Rammen an Tonnenhof-Kaje – Sanierung muss verschoben werden:<br />

neue Ausschreibung wegen mangelhafter Angebote, Nordsee-Zeitung vom 21.06.2012<br />

[3] E-Mail Cordula Radtke, ACOS Holding AG, Abt. Binnenschifftransporte, NWL GmbH,<br />

TRIMODAL Logistik GmbH, 08.02.2012<br />

[4] http://www.bremerhaven.de/meer-erleben/stadthaus/pressemitteilungen/2012/04/04/hochwasserschutz-wird-verbessert-neuesgeestesperrwerk-kommt.48312.html,<br />

aufgerufen am 23.07.2012<br />

Dok-ID 379963 Seite 36

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