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Homöopathie und Naturheilkunde in der Kälbergesundheit - Naturland

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Es ersche<strong>in</strong>t, als<br />

würden Erkrankungen<br />

bei Kälbern<br />

trotzt Optimierung<br />

<strong>der</strong> Haltung immer<br />

schlimmer werden.<br />

Nun spielt gerade<br />

bei Durchfallerkrankungen<br />

von Kälbern<br />

die Haltungsform<br />

e<strong>in</strong>e große Rolle,<br />

denn <strong>der</strong> Laufstall<br />

ist im Gr<strong>und</strong>e e<strong>in</strong><br />

„Wohn-Klo“ mit den<br />

zugehörigen Fäkalbakterien<br />

<strong>und</strong> Keimen.<br />

Diese Keime<br />

<strong>und</strong> ganz beson<strong>der</strong>s<br />

die Coli-Bakterien<br />

können sich bei<br />

immungeschwäch-<br />

Arbeitserleichternde <strong>und</strong> optimale Tränkehygiene ist ten Kälbern schnell<br />

e<strong>in</strong> Garant für ges<strong>und</strong>e Kälber Foto: Birgit Gnadl zum Bestandsproblem<br />

entwickeln.<br />

Entscheidend für die Ges<strong>und</strong>erhaltung s<strong>in</strong>d optimale hygienische<br />

Voraussetzungen. Beispielsweise sollten „Billig-Eimer“ aus dem<br />

Baumarkt nicht zur Milchverfütterung verwendet werden, die<br />

dar<strong>in</strong> enthaltenen Weichmacher führen zu Vergiftungsersche<strong>in</strong>ungen<br />

bei Kälbern. Sauberes Tr<strong>in</strong>kwasser aus täglich gere<strong>in</strong>igten<br />

Tränken sollte <strong>in</strong> jedem Stall e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit<br />

se<strong>in</strong>.<br />

1. R<strong>und</strong> um die Geburt<br />

Kälberges<strong>und</strong>heit fängt schon vor <strong>der</strong> Geburt an: Vorbereitende<br />

Homöopathika wie z. B. Caulophylum C30 werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten<br />

Woche alle zwei Tage verabreicht. Die Geburt verläuft dann<br />

wesentlich leichter. Ist man anwesend, ist es wichtig, <strong>der</strong> Kuh<br />

Zeit zu lassen – Zeit ist meist <strong>der</strong> beste Geburtshelfer. Kälber,<br />

die ohne menschliche Hilfe zur Welt kommen, s<strong>in</strong>d bekannter<br />

weise gesün<strong>der</strong>. Bei schweren Geburten o<strong>der</strong> Fehllagen ist langes<br />

Abwarten natürlich nicht angebracht.<br />

Titelthema<br />

PRAXIS – Tierische Erzeugung<br />

Der Erreger ist nichts, das Milieu ist alles!<br />

<strong>Homöopathie</strong> <strong>und</strong> Naturheilk<strong>und</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kälberges<strong>und</strong>heit<br />

Nach <strong>der</strong> Geburt sollte man es zur Gewohnheit werden lassen,<br />

Kalb <strong>und</strong> Kuh jeweils e<strong>in</strong>e Gabe Arnica C30 zu verabreichen.<br />

Beim Kalb nimmt es die Folgen des Geburtsstresses <strong>und</strong> verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

Nabel<strong>in</strong>fektionen, bei <strong>der</strong> Kuh för<strong>der</strong>t es die Abschwellung<br />

<strong>der</strong> Geburtswege <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en zügigen Abgang <strong>der</strong> Nachgeburt.<br />

Saugreflex<br />

Problematisch wird es, wenn sich <strong>der</strong> Saugreflex nach <strong>der</strong> Geburt<br />

nicht e<strong>in</strong>stellt – meist e<strong>in</strong>e Folge von Stress bei <strong>der</strong> Geburt. Als<br />

Folgemittel von Arnica C30 wirkt etwa 1 St<strong>und</strong>e nach <strong>der</strong> Geburt<br />

Aconitum C30, auch hier ist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Gabe ausreichend.<br />

Bei verzögerten Geburtsabläufen kann Sauerstoffmangel entstehen.<br />

Durch e<strong>in</strong>e Gabe Opium C200 kann das Gehirn vor weiteren<br />

Schäden geschützt werden. Wenn sich Kälber gegen das Tränken<br />

stark wehren, schafft e<strong>in</strong>malig Chamomilla C30 Abhilfe.<br />

Stalleigenes Kolostrum ist das wertvollste Prophylaktikum,<br />

das durch nichts zu ersetzen ist! Dem Kalb muss so bald wie<br />

möglich Kolostrum verabreicht werden, bis zu vier Liter s<strong>in</strong>d für<br />

die erste Mahlzeit möglich. Als wertvolles Kolostrum gelten die<br />

ersten zwei Gemelke <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> ersten 12 St<strong>und</strong>en nach <strong>der</strong><br />

Geburt. Kolostrum sollte nicht im Stall von e<strong>in</strong>er Mahlzeit zur<br />

nächsten gelagert werden, es reichert sich schnell mit Keimen an.<br />

Bei <strong>der</strong> ersten Gabe darf das Kalb ruhig im Liegen tr<strong>in</strong>ken, dann<br />

sollte es aber (<strong>in</strong>nerhalb von 12 St<strong>und</strong>en) selbstständig aufstehen<br />

können. Ist dies nicht <strong>der</strong> Fall, kann dies e<strong>in</strong> Anzeichen für Vitam<strong>in</strong>-<br />

E <strong>und</strong> Selenmangel se<strong>in</strong>. Dies sollte durch e<strong>in</strong>e Injektion (5<br />

ml unter die Haut) ausgeglichen werden, am besten <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong><br />

ersten 12 Lebensst<strong>und</strong>en.<br />

2. Frühdurchfall<br />

In vielen Betrieben nimmt <strong>der</strong> Kälberdurchfall <strong>und</strong> hier <strong>der</strong><br />

sogenannte Frühdurchfall sehr aggressive Formen an. Meist s<strong>in</strong>d<br />

mehrere Faktoren dafür verantwortlich (Rota-cor<strong>in</strong>a Viren, E. coli<br />

Bakterien, Kryptosporidien).<br />

In jedem Fall ist es s<strong>in</strong>nvoll, Kälbern <strong>in</strong> den ersten 14 Tagen ab<br />

<strong>der</strong> 2. Mahlzeit 3x täglich 1,5 Liter Milch zu füttern. Dies ist e<strong>in</strong>e<br />

<strong>der</strong> wichtigsten Maßnahmen, um Bestandsweise gehäuft auftretenden<br />

Frühdurchfall unter Kontrolle zu halten. Für Kälberdurchfall<br />

gibt es natürlich sehr viele Homöopathische Mittel, die hier<br />

nicht alle aufgeführt werden können.<br />

<strong>Naturland</strong> Nachrichten 03 / Juni 2012<br />

Foto: Ralf Alsfeld<br />

39


PRAXIS – Tierische Erzeugung<br />

Die bewährtesten Mittel bei Kälberdurchfall:<br />

Am zweiten Lebenstag ist es bei männlichen Fleckviehkälbern<br />

angebracht, das Mittel Calcium carbonicum C200 zu verabreichen.<br />

Bei weiblichen Kälbern wirkt Pulsatilla C200 konstitutionell<br />

stabilisierend. Beim Auftreten von ersten Durchfallanzeichen, ist<br />

Aloe socotr<strong>in</strong>a C30 e<strong>in</strong> sehr gut wirksames Mittel. Es kann, je<br />

nach Schwere <strong>der</strong> Erkrankung, e<strong>in</strong> bis fünf Mal täglich verabreicht<br />

werden - am besten aufgelöst (siehe Kasten).<br />

Um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen ist es wichtig, e<strong>in</strong>e<br />

Zwischentränke (neben Milch) mit fertiger o<strong>der</strong> selbstgemachter<br />

Elektrolytlösung (wichtig: immer mit Natriumbikarbonat)<br />

anzubieten. Es kann auch kurzfristig Tee verabreicht werden.<br />

Bei geschädigter Darmflora o<strong>der</strong> bei Schwäche als Folge des<br />

Flüssigkeitsverlustes wirkt als Zwischentränke R<strong>in</strong>gelblumentee<br />

hervorragend. Nicht geeignet ist schwarzer Tee, dies ist e<strong>in</strong> sogenannter<br />

„Eisenräuber“, <strong>der</strong> beim Kalb zur Anämie (Blutarmut)<br />

führt.<br />

Bei blutigem, gelb-grünem Durchfall hat sich das Mittel Ipecacuanha<br />

C30 drei bis fünf Mal täglich e<strong>in</strong>en Tag lang bewährt.<br />

Nachfolgend sollte e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Gabe Phosphorus C30 die<br />

Heilung <strong>und</strong> Wie<strong>der</strong>herstellung <strong>der</strong> Darmfunktion zum Abschluss<br />

br<strong>in</strong>gen. Phosphorus wirkt bei langbe<strong>in</strong>igen, leicht schreckhaften,<br />

aber neugierigen Kälbern beson<strong>der</strong>s gut.<br />

Wurde das Kalb überfüttert, was Durchfall, aber auch große,<br />

unverdaute hellgelbe Kothaufen verursachen kann, gibt man Nux<br />

vomica C200, hier ist meist e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>malige Gabe ausreichend.<br />

Wenn die Hautfalte nach dem Haut-Abziehtest stehen bleibt, lässt das auf e<strong>in</strong>en<br />

akuten Flüssigkeitsmangel schließen. Foto: Birgit Gnadl<br />

Werden Durchfall-Kälber mit <strong>Homöopathie</strong> behandelt, bleibt trotz<br />

Durchfall <strong>der</strong> Appetit meist erhalten. Sollte <strong>der</strong> Durchfall aber<br />

zu spät bemerkt werden <strong>und</strong> das Kalb schon sehr schwach se<strong>in</strong>,<br />

muss <strong>der</strong> Tierarzt die verlorene Flüssigkeit über e<strong>in</strong>e Infusion<br />

zuführen. Üblicherweise s<strong>in</strong>d hier fünf bis zehn Liter erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Der schnelle E<strong>in</strong>satz von homöopathischen Mitteln aus <strong>der</strong> Stallapotheke<br />

kann manchen Krankheitsverlauf verkürzen o<strong>der</strong> gar<br />

ganz unterb<strong>in</strong>den. Das passende homöopathische Mittel hilft dem<br />

Immunsystem des Tieres, sich selbst zu heilen.<br />

3. Zusätzliche Therapiemöglichkeiten:<br />

Kälberdecke<br />

Kälber mit Durchfall s<strong>in</strong>d extrem anfällig für den Verlust von<br />

Körperwärme. Untertemperatur (unter 37 °C) als Durchfall-Folgeersche<strong>in</strong>ung<br />

ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Hauptgründe für Kälberverluste.<br />

40 <strong>Naturland</strong> Nachrichten 03 / Juni 2012<br />

Um die Körpertemperatur zu erhalten, deckt man das Kalb zu<br />

(alter Pullover ohne Ärmel o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Kälberdecke verwenden).<br />

Das hält den Körper warm. Das Kalb benötigt alle Energien für<br />

die Krankheit.<br />

Sollte Untertemperatur vorhanden se<strong>in</strong>, ist e<strong>in</strong>e zusätzliche Gabe<br />

von 2 ml Propolist<strong>in</strong>ktur (zwei Mal täglich direkt <strong>in</strong>s Maul) oft<br />

lebensrettend.<br />

Rotlicht trocknet den Körper aus <strong>und</strong> begünstigt die Keimvermehrung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>streu. Untersuchungen haben gezeigt, dass sich<br />

Bakterien durch die Rotlichtbestrahlung <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er St<strong>und</strong>e<br />

um das zweifache vermehren können.<br />

Das Zudecken des Kalbes ist sehr för<strong>der</strong>lich für die Genesung. Foto: Birgit Gnadl<br />

Blutwurztr<strong>in</strong>ktur<br />

Zehn Tropfen Blutwurz T<strong>in</strong>ktur (aus <strong>der</strong> Apotheke) pro Mahlzeit<br />

<strong>der</strong> Milch beizumengen wirkt sich beim Durchfallkalb sehr positiv<br />

auf die Darmflora aus. Blutwurz kann ebenfalls vorbeugend verabreicht<br />

werden.<br />

Karotten<br />

Karotten 1 St<strong>und</strong>e lang kochen. Es löst sich daraus e<strong>in</strong> Enzym,<br />

welches nachweislich die Darmflora reguliert. Nach dem Kochen<br />

die Karotten pürieren <strong>und</strong> unter die Tränke geben (ca. 200ml mit<br />

Wasser pürierte Karotten pro Mahlzeit).<br />

Sauermilchtränke<br />

Bei Gefahr durch Coli-Bakterien sollte man Sauermilchtränke<br />

verfüttern, denn Coli-Keime s<strong>in</strong>d empf<strong>in</strong>dlich gegen Säure. Es<br />

gibt <strong>in</strong>dustrielle Sauermilchtränken, Essigzusatz o<strong>der</strong> Grapefruitextrakt.<br />

Joghurt o<strong>der</strong> Buttermilch <strong>in</strong> die Milch zu geben hat sich<br />

ebenso bewährt. E<strong>in</strong>e richtig zubereitete Joghurttränke ist die<br />

wirksamste Form <strong>der</strong> Sauermilchtränke.<br />

4. Räude Milben – Behandlung ohne Chemie!<br />

Räude beg<strong>in</strong>nt meistens an Kopf <strong>und</strong> Schwanz, aber auch an<br />

Innen- <strong>und</strong> Außenseite <strong>der</strong> H<strong>in</strong>terbe<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Euterrückseite.<br />

Es kommt zu starkem Juckreiz an den befallenen Stellen,<br />

Haarausfall, Schorfbildung grau- <strong>und</strong> schuppig. Werden <strong>der</strong> Haut,<br />

Hautverdickungen. Räude tritt meistens im W<strong>in</strong>ter auf, wenn<br />

weniger Tageslicht vorhanden ist. Grabmilben verursachen Räude<br />

<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Die Behandlung<br />

mit sogenannten „Pour on“ Präparaten ist hier unverhältnismäßig.<br />

Die Homöopathische Therapie besteht aus e<strong>in</strong>er täglichen Gabe<br />

Sulfur C200 für jeweils drei Tage.<br />

Örtlich werden die befallenen Stellen mit Kernseife e<strong>in</strong>geschäumt,<br />

um den pH-Wert <strong>der</strong> Haut zu verän<strong>der</strong>n. Am darauffolgenden<br />

Tag die Krusten mit e<strong>in</strong>em Striegel abkratzen <strong>und</strong> mit<br />

herkömmlichem Speiseöl e<strong>in</strong>reiben. Gegebenenfalls nach e<strong>in</strong>er<br />

Woche noch e<strong>in</strong>mal nur Öl auftragen. Diese Anwendung ist sehr<br />

wirksam!


Dosierung Homöopathischer Mittel:<br />

• Zur Behandlung werden immer drei bis fünf Globuli<br />

verabreicht (= e<strong>in</strong>e Gabe), die Wie<strong>der</strong>holungen s<strong>in</strong>d sehr<br />

<strong>in</strong>dividuell zu gestalten.<br />

Homöopathische Mittel sollen sich auf <strong>der</strong> Schleimhaut<br />

auflösen, um optimale Wirkung zu erzielen (Maul, Nasenloch,<br />

Scheide).<br />

• Am e<strong>in</strong>fachsten <strong>und</strong> genauso wirksam ist es, die Globuli<br />

aufzulösen <strong>und</strong> dem erkrankten Tier <strong>in</strong> fraktionierter<br />

Weise zu verabreichen (drei Globuli <strong>in</strong> 100 ml Wasser)<br />

• Diese Lösung wird dem Tier auf die Nase gesprüht (ca.<br />

drei Sprühstöße o<strong>der</strong> fünf ml – am besten die Globuli<br />

gleich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Sprühflasche auflösen).<br />

• Dieses Wasser ist ca. fünf Tage haltbar. Die Haltbarkeit<br />

des Wassers kann mit zwei cl 30-40%- Schnaps auf<br />

100 ml verlängert werden.<br />

Weitere Infos unter www.nutztierhomoeopathie.de<br />

PRAXIS – Tierische Erzeugung<br />

l<strong>in</strong>ks: Räude vor <strong>der</strong> Behandlung <strong>und</strong> rechts: Räude 4 Tage nach <strong>der</strong> Behandlung<br />

mit Kernseife <strong>und</strong> Speiseöl. Fotos: Birgit Gnadl<br />

Birgit Gnadl, Tierheilpraktiker<strong>in</strong><br />

<strong>Naturland</strong> Nachrichten 03 / Juni 2012<br />

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