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Text der Rede ( .pdf 15 kB) - IG Metall

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<strong>Rede</strong> OB Büchelmeier zur Demonstration „Für Demokratie und<br />

Toleranz“ am 08. Oktober 2005 auf dem Fridolin-Endraß-Platz<br />

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger von Friedrichshafen, verehrte<br />

Gäste, liebe Demokratinnen und Demokraten,<br />

wir haben hier auf dem Fridolin-Endraß-Platz einen Stopp auf unserem<br />

Zug für Demokratie und Toleranz eingelegt. Und das aus gutem Grund,<br />

erinnert dieser Platz doch an einen Mann, <strong>der</strong> für seine demokratische<br />

und menschenfreundliche Überzeugung im Februar 1940 von den Nazis<br />

umgebracht worden ist. Fridolin Endraß stand damals weitestgehend<br />

allein. Wir sind heute aber viele.<br />

Vor ihm hatten unter an<strong>der</strong>em 1935 in Friedrichshafen in den Dornier-<br />

Werken <strong>der</strong> Bootsbauer Josef Steidle, <strong>der</strong> Schlosser Artur Göritz, <strong>der</strong><br />

Tischler Josef Lovasz und die Stenotypistin Lieselotte Hermann einen<br />

Wi<strong>der</strong>stand organisiert. Alle vier wurden im Juni 1937 in Berlin<br />

hingerichtet. Denken wir auch an Georg Elser, den Hitler-Attentäter, <strong>der</strong><br />

1925 bei Dornier gearbeitet hatte und 1939 in München eine Bombe<br />

gegen Hitler zünden wollte. Er wurde bei Konstanz gefasst und am 9.<br />

April 1945 hingerichtet.<br />

Beson<strong>der</strong>s gegen Ende des Nazi-Regimes gab es Wi<strong>der</strong>stand von<br />

konservativen, liberalen und sozialistisch gesinnten Menschen, von<br />

Arbeitern und Handwerkern und führenden, oftmals adeligen Militärs,<br />

von Gläubigen und Atheisten:<br />

Die Überzeugung, dass Freiheit, Gerechtigkeit und Toleranz gegenüber<br />

dem an<strong>der</strong>s Denkenden, dem an<strong>der</strong>s Gläubigen, dem an<strong>der</strong>norts<br />

Geborenen höchste Werte sind, führte die Menschen damals zusammen<br />

und führt uns heute hier her. Ich bin stolz und freue mich als<br />

Oberbürgermeister <strong>der</strong> Stadt und aller ihrer Bürgerinnen und Bürger,<br />

dass dieser Schulterschluss <strong>der</strong> Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, <strong>der</strong><br />

Sportler, <strong>der</strong> Polizei und all <strong>der</strong>er, die offenen Auges durch die Welt<br />

gehen, so gut gelungen ist. Respekt Ihnen allen, dass Sie heute mit mir<br />

für unsere Stadt zeigen: Demokratie braucht Mut. Den Mut, für<br />

menschliche Grundwerte einzustehen.<br />

Der Fridolin-Endraß-Platz ist für uns nicht erst heute zum Ort <strong>der</strong><br />

Begegnung geworden. Hier erinnern wir uns an die Tradition des<br />

Wi<strong>der</strong>stands in unserer Stadt. Wir erinnern uns daran, wohin blin<strong>der</strong>


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Hass führen kann. Viele Millionen Tote hat die falsche Überzeugung vom<br />

Herrenmenschen verschuldet. Damals gab es auch in Friedrichshafen<br />

nationalsozialistisches Unrecht, Konzentrationslager und<br />

Zwangsarbeiterelend.<br />

Wir werden hier ermahnt, dass die falschen Ideale immer wie<strong>der</strong><br />

aufblühen und neue Wurzeln in verblendeten Menschen schlagen<br />

können. Menschenverachtung und Ausgrenzung dürfen keinen Raum<br />

finden in Friedrichshafen. Unsere Stadt hat eine gute Tradition <strong>der</strong><br />

Weltläufigkeit, <strong>der</strong> Aufgeschlossenheit und des Zusammenlebens mit<br />

Menschen aller Nationen entwickelt, die wir uns nicht kaputt machen<br />

lassen.<br />

Damit wir Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit tagtäglich leben können,<br />

brauchen wir nicht nur anständige, aufrechte und mutige Menschen,<br />

son<strong>der</strong>n auch die Polizei, die uns schützt. Natürlich auch heute auf<br />

unserem Gang für Demokratie und Gerechtigkeit. Städte und Kommunen<br />

können nur existieren, wenn ihre Bürgerinnen und Bürger Sicherheit<br />

haben, wenn sie wissen, es gibt eine Anlaufstelle, die im Ernstfall<br />

eingreift. Darauf kann sich je<strong>der</strong> Bürger verlassen.<br />

Ich danke allen Polizistinnen und Polizisten, ob uniformiert o<strong>der</strong> nicht<br />

uniformiert, dafür, dass sie sich für uns stark machen. Ich danke heute<br />

vor allem Kriminaldirektor Karlheinz Wolfsturm und allen denen, die zur<br />

Polizeidirektion Friedrichshafen gehören, für die gute Zusammenarbeit,<br />

für die Unterstützung bei Festen und Veranstaltungen, für die Hilfe im<br />

Ausnahmefall und im Alltag. Sie sind es, die immer wie<strong>der</strong> für uns den<br />

Kopf hinhalten müssen. Ich habe Hochachtung vor ihnen allen. Wir<br />

lassen uns das gute Verhältnis zu ihnen nicht mies machen.<br />

Zeigen wir heute, was richtig ist, nämlich Offenheit statt Engstirnigkeit,<br />

Toleranz statt Ablehnung, Frieden statt Hass, Zusammenhalt statt Zwist,<br />

Mitmenschlichkeit statt Menschenverachtung.<br />

Es gilt das gesprochene Wort.

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