DIE KAUFMÃNNISCHE SCHULE - vLw Stiftung NRW eV
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Persönliches<br />
39<br />
Auftrag des Ministerium die Lehrerinnen und Lehrer an Berufskollegs<br />
überprüfen, ob sie auch wirklich zu viel arbeiten. Heraus kam natürlich,<br />
dass sie viel zu viel arbeiten. Reinhard Schultz und ich hatten<br />
dann die Aufgabe, den Kolleginnen und Kollegen Hilfestellung zu<br />
geben, wie sie sich durch optimale Schulorganisation und persönliche<br />
Organisation erheblich entlasten könnten. Da mussten wir viel<br />
Überzeugungsarbeit leisten.<br />
Als die berufsbildenden Schulen in den 90er-Jahren sich zu Berufskollegs<br />
entwickelten, hat der <strong>vLw</strong> umfangreiche Hilfestellungen gegeben,<br />
die wir als Vorstand den Lehrerinnen und Lehrern vorstellten: Doppelqualifikation,<br />
Bildungsgänge, didaktische Jahresplanungen u. a. –<br />
solche Begriffe mussten an den Mann oder die Frau gebracht werden.<br />
Auf vielen Veranstaltungen des <strong>vLw</strong> war ich präsent. Jede Veranstaltung<br />
war eigentlich nur von besonderem Wert, wenn auch darüber<br />
berichtet worden ist. Also habe ich regelmäßig in unserer Verbandszeitschrift<br />
die kaufmännische Schule berichtet, was wir so im<br />
Vorstand gemacht haben.<br />
Ich durfte mit fünf verschiedenen Landesvorsitzenden im Vorstand<br />
zusammenarbeiten:<br />
• Franz-Heinrich Strierath, meinem stellvertretenden Schulleiter an<br />
der damaligen Kaufmännischen Schule in Neuss,<br />
• Harald Manstein, zuletzt Schulleiter in Aachen,<br />
• Helmuth Peek, zuletzt Schulleiter Berufskolleg Bachstraße, Düsseldorf,<br />
• Prof. Dr. Hermann Hansis, zuletzt Schulleiter in Köln, und<br />
• Elke Vormfenne, Schulleiterin in Münster.<br />
Jeder Vorsitzende hat oder hatte Eigenarten und Schwerpunkte –<br />
irgendwie sind sie wohl mit mir klargekommen. Sie hatten mich vom<br />
Vorgänger übernommen, wohl weil ich einfach vor Ort war. Dieses<br />
Vor-Ort-Sein hat mir überhaupt erst die Arbeit ermöglicht. So musste<br />
ich meinen 40. Geburtstag in der Geschäftsstelle Klever Straße<br />
verbringen: Dort floss Wasser durch die Decke auf unsere Einrichtung.<br />
Zu Hause warteten die Gäste auf das Geburtstagskind, in der<br />
Geschäftsstelle musste ich jedoch Sicherungsmaßnahmen wegen des<br />
Wasserschadens ergreifen.<br />
An einem Sonntag 2005 wurde in der neuen Geschäftsstelle ein<br />
Einbruchschaden festgestellt. Also musste ich hin. Die Polizei empfing<br />
mich dann an der Tür und befragte mich.<br />
1988 kam ich für ein Jahr in den Hauptpersonalrat für Berufsbildende<br />
Schulen beim Kultusministerium. Auch das war eine sehr interessante<br />
Zeit. Seitdem habe ich eine große Hochachtung vor den Kolleginnen<br />
und Kollegen in den Personalräten, die dort unter erheblichen Belastungen<br />
eine wichtige Aufgabe erfüllen. Da ich 1989 Schulleiter<br />
wurde, habe ich mich aus dem Hauptpersonalrat zurückgezogen.<br />
Verband und Schulleitung lasteten mich vollkommen aus.<br />
Der Umzug in die Völklinger Straße 9 zu Beginn der 2000er-Jahre<br />
ermöglichte einen deutlichen Professionalisierungsschub für die<br />
Geschäftsstelle und den Landesvorstand. Die anderen Lehrerverbände<br />
hatten attraktive Büros, sie konnten Repräsentanten aus Politik<br />
und Verwaltung in deren Geschäftsstellen einladen. Wir konnten das<br />
nicht. In der neuen Geschäftsstelle leisteten wir uns endlich professionelles<br />
Mobiliar, ein funktionelles PC-Netzwerk und Maschinen, mit<br />
denen wir unsere Versandaktionen rationalisieren konnten. Mussten<br />
wir in der Klever Straße die Materialien zwei Treppen hochschleppen,<br />
verpacken und wieder runter zur Post tragen, ging das alles in der<br />
Völklinger Straße mit der Sackkarre ebenerdig. Die Sitzungen konnten<br />
endlich kostengünstig mit einem Catering in der eigenen<br />
Geschäftsstelle durchgeführt werden. Die Geschäftsstelle war auch<br />
Anlaufort für unsere zahlreichen Demonstrationen vor dem Landtag,<br />
vor dem Schulministerium, auf dem Burgplatz und im Hofgarten vor<br />
dem Finanzministerium.<br />
Es wäre noch viel zu berichten. Das mache ich dann mal, wenn ich<br />
mich vielleicht mit den Verbandsakten im Archiv unter dem Dach des<br />
Berufskollegs in Neuss beschäftige. Dort liegt noch ein Kassenbuch<br />
des Landeskassierers aus den 1950er-Jahren. Damals kostete eine<br />
Vorstandssitzung ca. 35 EUR Fahrgelderstattung. Tee wurde gereicht,<br />
Butterbrote wurden mitgebracht.<br />
Während meiner aktiven Zeit im <strong>vLw</strong> habe ich viele interessante<br />
Menschen kennengelernt, die ich sonst nicht getroffen hätte. In der<br />
Geschäftsstelle habe ich mit Frau Aring, Frau Eberts und Frau Thievessen<br />
Mitarbeiterinnen gehabt, ohne die ich das alles nicht hätte schaffen<br />
können. Meine Ungereimtheiten haben sie stillschweigend ertragen.<br />
Allen, die mir bei meiner aktiven Zeit im Verband geholfen haben,<br />
sage ich an dieser Stelle herzlichen Dank. Immer, wenn ich die Arbeit<br />
nicht schaffte, habe ich Personen gefunden, die eingesprungen sind.<br />
Sicherlich gab es zahlreiche Konfliktmöglichkeiten. Es gab natürlich<br />
Mitglieder, die wegen mir ausgetreten sind. Es gab aber auch andere,<br />
die wegen mir oder trotz mir sich dem Verband angeschlossen<br />
haben. Die trotz mir im <strong>vLw</strong> verblieben sind, konnten zwischen<br />
Person und Institution deutlich unterscheiden.<br />
Zum Abschied gehört auch meine Bitte um Verzeihung, wenn ich was<br />
falsch gemacht habe oder jemanden verletzt habe. In der Hektik der<br />
Mehrfachbelastungen kann der eine oder andere Fehler passiert sein.<br />
Meist konnte ich ihn jedoch ausbügeln und Klarheit schaffen.<br />
Zum Abschied gehört aber auch der Blick in die Zukunft. Verband ist<br />
nicht mehr. Seit 1982 war ich fast jeden Montag (anfangs war es der<br />
Freitag) in der Geschäftsstelle und dort für die Mitglieder erreichbar.<br />
Meine Frau wird sich daran gewöhnen müssen, dass ich nun zu Hause<br />
bin. Der Pensionärskreis des <strong>vLw</strong> wird mich gerne aufnehmen. Auf<br />
der einen oder anderen Veranstaltung werde ich die Mitglieder<br />
wiedertreffen. Fragen Sie mich bitte nicht, was ich nun machen<br />
werde. Auf keinen Fall werde ich meine Briefmarkensammlung aus<br />
der Jugendzeit in Ordnung bringen. Die vererbe ich an meine Enkelkinder.<br />
Zur Überschrift ist anzumerken: Aufgrund meiner 28 Besuche der<br />
russischen Partnerschule unseres Neusser Berufskollegs an der Wolga<br />
ist mir das Wort so geläufig geworden, dass ich es an dieser Stelle<br />
ausdrücklich verwenden will. Es klingt deutlich netter als „Abschied“.<br />
Abschied klingt so endgültig. Ich bin weiterhin Verbandsmitglied und<br />
werde an den Aktivitäten des Verbandes teilhaben.<br />
<strong>DIE</strong> KAUFMÄNNISCHE <strong>SCHULE</strong> 3-4/10