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FernUni Hochschulzeitung "Perspektive", Ausgabe 50, Winter 2014

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Studierende und Alumni<br />

<strong>FernUni</strong> Perspektive Seite 13<br />

Dr. Katharina Hammerer<br />

Mutmacherin für chronisch Kranke<br />

Louise Hoffmann<br />

Zuhause an der <strong>FernUni</strong><br />

Es dauert ein wenig länger, bis Dr.<br />

Katharina Hammerer am Telefon ist.<br />

Die pensionierte Religionslehrerin<br />

aus Braunau am Inn (62) in Oberösterreich<br />

ist chronisch krank. Sie hat<br />

gerade ihre Promotion an der Fern-<br />

Universität in Hagen mit „Magna<br />

cum Laude“ abgeschlossen.<br />

Ihre Freude über den Erfolg ist riesig.<br />

„Für mich als chronisch Kranke<br />

war ein Studium überhaupt nur<br />

durch die Angebote der <strong>FernUni</strong><br />

möglich“, erzählt sie. Früher zog es<br />

sie in die Berge – bis ihre Gesundheit<br />

nicht mehr mitspielte. „Die Krankheit<br />

darf mein Leben nicht bestimmen“,<br />

beschloss sie und erklomm<br />

im Rekordtempo einen Gipfel nach<br />

dem anderen im Studium: Magister,<br />

Master und Promotion an der<br />

Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften<br />

in nur 17 Semestern.<br />

Mit <strong>50</strong> Jahren musste Katharina<br />

Hammerer aus gesundheitlichen<br />

Gründen in den vorzeitigen Ruhestand<br />

gehen,<br />

im selben Jahr begann<br />

sie mit dem<br />

Fernstudium und<br />

erfüllte sich ihren<br />

Jugendtraum von<br />

einem Hochschulstudium.<br />

Ihre Ausbildung zur Religionslehrerin<br />

absolvierte sie seinerzeit<br />

an einer pädagogischen Akademie.<br />

„Das war mit einem Hochschulstudium<br />

nicht zu vergleichen“, erklärt<br />

Katharina Hammerer. Eine Präsenzuni<br />

wäre für sie nicht in Frage<br />

gekommen. „In einem überfüllten<br />

Hörsaal mehrere Stunden zu sitzen,<br />

das wäre für mich mit viel Anstrengung,<br />

Stress und Schmerzen verbunden<br />

gewesen“, sagt sie.<br />

Kleinere Startschwierigkeiten hielten<br />

die Österreicherin nicht vom Studieren<br />

ab. „Anfangs war ich mit dem<br />

Computer nicht versiert“, blickt sie<br />

Katharina<br />

Hammerer<br />

zurück. Auch die richtigen Studienfächer<br />

musste sie erst finden. „Hilfreich<br />

waren die Präsenzseminare in<br />

Altaussee mit Prof. Dr. Heinz Abels<br />

und Prof. Dr. Dr. Wieland Jäger. Dadurch<br />

hat sich mir die Soziologie erschlossen“,<br />

sagt Katharina Hammerer.<br />

„Gerade am Anfang war der<br />

Austausch in der Gruppe wichtig.“<br />

„Für mich als chronisch Kranke war ein Studium überhaupt<br />

nur durch die Angebote der <strong>FernUni</strong> möglich.“<br />

Soziologie und Soziale Verhaltenswissenschaften<br />

kristallisierten sich<br />

als Hauptfächer für ihr Magisterstudium<br />

heraus. Nach dem Abschluss<br />

und einer Pause von fünf Jahren<br />

schrieb sie sich zum Masterstudiengang<br />

„Individualisierung und Sozialstruktur“<br />

ein. Es folgte die Promotion<br />

in der Religionssoziologie. Ihr Thema:<br />

„Seelsorge in Zeiten gesellschaftlicher<br />

Individualisierung und religiöser<br />

Pluralisierung – eine soziologische<br />

Analyse“. Damit verband sie verschiedene<br />

Interessensgebiete – Soziologie,<br />

Psychologie und Religion.<br />

„Da mir das Studium so viel Freude<br />

und Selbstvertrauen geschenkt<br />

hat, würde ich gerne andere kranke<br />

oder behinderte Studierende ermutigen“,<br />

sagt Katharina Hammerer.<br />

„An der <strong>FernUni</strong>versität wurden<br />

mir Wohlwollen und Respekt<br />

entgegen gebracht. Der Abschluss<br />

ist Erfüllung und Bestätigung zugleich.“<br />

Ihre Beeinträchtigung verschwieg<br />

sie lieber, da sie keine Bevorzugung<br />

wünschte. Auf die Hilfestellungen<br />

an der <strong>FernUni</strong> für<br />

chronisch kranke und behinderte<br />

Studierende verzichtete sie bewusst.<br />

„Aber es war ein gutes Gefühl<br />

zu wissen, dass es eine Stelle<br />

gibt, an die man sich notfalls wenden<br />

könnte“, sagt sie. Der größte<br />

Vorteil des Fernstudiums bestand<br />

für sie darin, das Tempo flexibel zu<br />

bestimmen. Einen Zeitplan hatte<br />

sie gar nicht erst aufgestellt. „Das<br />

geht bei einer chronischen Erkrankung<br />

nicht“, sagt die 62-Jährige.<br />

„Es gab Tage, wo nichts ging und<br />

dann wieder Tage,<br />

Katharina Hammerer<br />

wo ich nächtelang<br />

gearbeitet habe.“<br />

Eine Prüfung nicht<br />

anzutreten, kam<br />

für sie nicht in<br />

Frage. „Diese Macht wollte ich<br />

der Krankheit nicht einräumen“,<br />

sagt sie. Wenn irgendwie möglich,<br />

nutzte sie die Gelegenheit, Prüfungen<br />

im Rahmen eines Seminares<br />

abzulegen oder per Videokonferenz.<br />

Insgesamt nahm sie die beschwerliche<br />

Anreise nach Hagen<br />

vier Mal in Kauf, zuletzt für ihre<br />

Disputation.<br />

Mit ihrer erfolgreichen Promotion<br />

ist Dr. Katharina Hammerer ihrer<br />

Ansicht nach im Ruhestand, woran<br />

aber Freunde und Bekannte<br />

nicht so recht glauben. „Mit einigen<br />

Studierenden bin ich noch<br />

in Kontakt und habe manchmal<br />

die Rolle einer Mentorin inne“, erzählt<br />

Katharina Hammerer. „Auch<br />

meine studierende Enkelin gibt mir<br />

Arbeiten zum Korrekturlesen. Das<br />

freut mich besonders.“ can<br />

Dritte Runde im Bundesförderprogramm<br />

23 Deutschlandstipendien vergeben<br />

Die <strong>FernUni</strong>versität in Hagen vergibt<br />

zum dritten Mal Deutschlandstipendien:<br />

23 Studierende – 15 Frauen<br />

und acht Männer – erhalten<br />

ab dem <strong>Winter</strong>semester <strong>2014</strong>/15<br />

eine monatliche Unterstützung von<br />

300 Euro aus dem Bundesförderprogramm<br />

Deutschlandstipendium. Jeweils<br />

die Hälfte tragen das Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung<br />

und private Förderer. 215<br />

Bewerbungen lagen dem Auswahlgremium<br />

vor.<br />

Studieren mit<br />

Behinderung<br />

oder einer<br />

chronischen<br />

Erkrankung:<br />

An der <strong>FernUni</strong><br />

gibt es<br />

vielfältige<br />

Hilfen.<br />

Über zehn Stipendien kann sich die<br />

Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften<br />

freuen, sechs erhält die<br />

Fakultät für Mathematik und Informatik,<br />

fünf wurden der Fakultät für<br />

Wirtschaftswissenschaft zuerkanntzwei<br />

erhält die Rechtswissenschaftliche<br />

Fakultät.<br />

Die Förderer im<br />

Studienjahr <strong>2014</strong>/15<br />

Die Förderer für das Studienjahr<br />

<strong>2014</strong>/15 sind: die Gesellschaft der<br />

Freunde der <strong>FernUni</strong>versität e.V.;<br />

Sparkasse Hagen; Dörken AG,<br />

Herdecke; Risse + Wilke Kaltband<br />

GmbH & Co KG, Iserlohn; SIHK zu<br />

Hagen; Rotary Club Hagen-Lenne;<br />

Klaus Hacker, Hagen; Bernd Pederzani,<br />

Hagen; Hans-Rudolf Hermannsen,<br />

Hagen; zusammengefasste Einzelspenden<br />

und Gelder; Dr. Claudio<br />

Gruler, Schweizer Absolvent der<br />

<strong>FernUni</strong>versität sowie ein weiterer<br />

Absolvent, der namentlich nicht genannt<br />

werden möchte. aw<br />

Louise Hoffmann hat zwei Lebensmittelpunkte:<br />

Stuttgart und Hagen.<br />

In Stuttgart wohnt sie, in Hagen studiert<br />

sie. Präziser: hat sie studiert.<br />

„Die <strong>FernUni</strong> ist mein zweites Zuhause<br />

gewesen“, resümiert Hoffmann.<br />

Ein wenig Wehmut klingt<br />

durch, der Abschied von der Hagener<br />

Hochschule ist noch frisch. Die<br />

26-Jährige hat gerade ihre Bachelor-Arbeit<br />

für Kulturwissenschaften<br />

abgegeben. Sie wechselt an eine<br />

Präsenzuni – in Stuttgart. „Ich habe<br />

mir die Entscheidung nicht leicht<br />

gemacht, aber ich möchte gern einen<br />

Master nur in Geschichte machen.“<br />

Geschichte ist das wichtige wissenschaftliche<br />

Thema für Louise Hoffmann.<br />

Schon während ihres Bachelor-Studiums<br />

hat sie sich auf die<br />

Landesgeschichte Stuttgart spezialisiert.<br />

Es wird ihr wissenschaftlicher<br />

Schwerpunkt bleiben. „Ich finde Archivbesuche<br />

sehr spannend. Da findet<br />

man tolle Quellen.“ Nachdem<br />

sie für eine Hausarbeit an der Fern-<br />

Uni in einem Stuttgarter Archiv für<br />

Schriftkultur recherchiert hat, engagiert<br />

sie sich dort ehrenamtlich. Damit<br />

hat sich ein potenzielles Berufsfeld<br />

nach dem Master-Abschluss eröffnet.<br />

Erststudium als Fernstudium<br />

Wenn sie nicht noch promoviert.<br />

„Meine Kommilitonen in Kulturwissenschaften<br />

haben mir das jedenfalls<br />

prophezeit. Aber das weiß<br />

ich noch nicht“, lacht sie. Bei ihren<br />

Mitstudierenden war sie „das<br />

Küken von der <strong>FernUni</strong>“. Louise<br />

Hoffmann war 22, als sie sich in<br />

Hagen eingeschrieben hat. Direkt<br />

nach dem Abitur in Italien. Dort<br />

hat sie 14 Jahre mit ihren Eltern<br />

gelebt, sie ist zweisprachig aufgewachsen.<br />

Dennoch musste sie einen<br />

Sprachtest ablegen. Die Prüfung<br />

verzögerte den Studienstart –<br />

und die Einschreibung war damals<br />

nur noch an der <strong>FernUni</strong>versität in<br />

Hagen möglich.<br />

Sie studierte Vollzeit, überholte<br />

prüfungstechnisch bald ihre Kommilitoninnen<br />

und Kommilitonen in<br />

der Lerngruppe im Regionalzentrum<br />

Stuttgart. „Weil ich schneller<br />

war, habe ich die anderen eher<br />

betreut, anstatt mitzulernen.“ Für<br />

Erstsemester war sie Ansprechpartnerin<br />

bei Veranstaltungen zum<br />

Studienstart im Regionalzentrum.<br />

Beim Stuttgarter Verkehrsverbund<br />

hat sie erreicht, dass <strong>FernUni</strong>-Studierende<br />

eine vergünstigte Monatskarte<br />

bekommen.<br />

Mobile Learning<br />

An ihrer Uni hat sie sich bis zuletzt<br />

engagiert: als Referentin für die Belange<br />

der chronisch kranker und<br />

behinderter Studierender sowie Inklusion<br />

im AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss).<br />

Durch dieses<br />

Engagement kam sie regelmäßig<br />

nach Hagen. „In der Bildungsherberge<br />

hatte ich schon einen eigenen<br />

Schrank. Da war ich richtig heimisch.“<br />

Auf dem Campus auch, regelmäßig<br />

schaute sie bei ihren Dozentinnen<br />

und Dozenten vorbei.<br />

„Außerdem habe ich im Zug meine<br />

besten Hausarbeiten geschrieben.<br />

Da habe ich strukturiert wie<br />

nie gearbeitet“, erzählt sie.<br />

Louise Hoffmann<br />

Louise Hoffmann wird weiterhin<br />

als Botschafterin der <strong>FernUni</strong>versität<br />

unterwegs sein: „Das Studium,<br />

die Organisation an der Fern-<br />

Uni, die Unterstützung durch das<br />

Studierendensekretariat – das lief<br />

klasse.“ Durch ihre Zeit als AStA-<br />

Referentin hat sie eine große Portion<br />

Selbstbewusstsein gewonnen.<br />

„Das ist mir bei der Einschreibung<br />

an der neuen Uni schon zugutegekommen…“<br />

aw<br />

Impressum<br />

<strong>FernUni</strong> Perspektive<br />

Zeitung für Angehörige, Freundinnen<br />

und Freunde der <strong>FernUni</strong>versität<br />

Auflage 90.000<br />

ISSN 1610-5494<br />

Herausgeber<br />

Der Rektor der <strong>FernUni</strong>versität in Hagen,<br />

Prof. Dr.-Ing. Helmut Hoyer,<br />

und die Gesellschaft<br />

der Freunde der <strong>FernUni</strong>versität e. V.<br />

Redaktion<br />

Dez. 7 – Hochschulstrategie und<br />

Kommunikation<br />

Susanne Bossemeyer (bos) (verantwortlich)<br />

Gerd Dapprich (Da)<br />

Oliver Baentsch (bae)<br />

Anja Wetter (aw)<br />

Carolin Annemüller (can)<br />

Matthias Fejes (fej)<br />

Universitätsstr. 47, 58097 Hagen<br />

Tel. 02331 987-2422, -2413<br />

Fax 02331 987-2763<br />

E-Mail: presse@fernuni-hagen.de<br />

http://www.fernuni-hagen.de<br />

Fotos<br />

Gerd Dapprich, Carolin Annemüller,<br />

Anja Wetter, Matthias Fejes,<br />

Wikipedia Commons, Thinkstock<br />

Layout und Gestaltung<br />

Dezernat 5.2,<br />

Gabriele Gruchot<br />

<strong>FernUni</strong> Perspektive erscheint viermal jährlich.<br />

Redaktionsschluss der nächsten <strong>Ausgabe</strong><br />

ist der 6. Februar 2015.<br />

Namentlich gezeichnete Beiträge<br />

geben nicht unbedingt die Meinung<br />

der Redaktion wieder.

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