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11 - Virologie Wien

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M in weitere 9 distinkte Subtypen und zahlreiche zusätzliche rekombinante Formen<br />

aufgesplittert ist. Die Diversität der in einem einzigen Individuum zirklierenden HIV-<br />

Varianten kann höher sein, als jene des Influenza Virus während seiner jährlichen<br />

weltweiten Epidemie. Da in letzterem Fall praktisch jedes Jahr die Impfstoffzusammensetzung<br />

geändert werden muss, kann man sich vorstellen wie schwierig es<br />

sein wird, einen HIV-Impfstoff zu entwickeln, der möglichst gegen alle Varianten schützt,<br />

die sich in den derzeit 33 Millionen Infizierten vermehren. 2.) HIV infiziert das Immunsystem<br />

(in erster Linie CD4 Helfer T-zellen) und hat verschiedene Strategien entwickelt,<br />

um sich der Immunelimination zu entziehen. Dazu zählen die Produktion eines Proteins<br />

(nef), das zur Unterdrückung der Synthese jener Histokompatibilitätsantigene führt, die<br />

für die T-Zell Erkennung entscheidend sind, sowie eine spezielle Struktur seines<br />

Oberflächenglykoproteins, die eine wirksame Erkennung durch Antikörper behindert.<br />

3.) Als Retrovirus integriert HIV seine genetische Information in jede infizierte Zelle,<br />

wodurch es sich sowohl vor antiviralen Medikamenten als auch vor dem Immunsystem<br />

versteckt und die Infektion lebenslang erhalten bleibt.<br />

Eine HIV Vakzine und die dadurch induzierte Immunität hätte also nicht nur die<br />

gewaltige Aufgabe, mit einer Vielzahl von Virusvarianten fertig zu werden, sondern auch<br />

das Virus bei seinem Eintritt sofort zu eliminieren, noch bevor ein latentes Reservoir<br />

etabliert werden kann. Wenn sie das nicht schafft, müsste sie das Immunsystem<br />

zumindest so aktivieren, dass die CD4 Zellen nicht zerstört werden und das Virus<br />

lebenslang kontrolliert wird, ohne dass es zur Bildung von Mutanten kommt, die sich<br />

dem immunologischen Schutz entziehen. Trotz dieser fast hoffnungslosen Lage gibt es<br />

dennoch nach wie vor Raum für Optimismus. Dieser beruht darauf, dass es in Tiermodellen<br />

gelungen ist durch Impfung eine lang anhaltende Immunität zu induzieren,<br />

dass manche Infizierte Antikörper bilden, die eine breite neutralisierende Aktivität gegen<br />

viele Varianten aufweisen und dass einige wenige Infizierte schon mehr als 25 Jahre in<br />

der Lage sind, das Virus durch ihr Abwehrsystem in Schach zu halten. Es ist also noch<br />

nicht Zeit, die Flinte ins Korn zu werfen. Vielmehr verpflichtet das weltweite AIDS<br />

Problem - etwa 33 Millionen Menschen sind derzeit mit HIV infiziert - trotz des<br />

unsicheren Ausgangs mit weiteren wissenschaftlichen und finanziellen Anstrengungen<br />

einen Ausweg aus der Sackgasse zu schaffen.<br />

VIR. EP. INF. NR. _______ <strong>11</strong>/08-4<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Prof. Dr. Franz X. Heinz, Institut f. <strong>Virologie</strong> d. Med. Universität <strong>Wien</strong><br />

Redaktion: Prof. Dr. H. Holzmann, Prof. Dr. Th. Popow-Kraupp; Institut f. <strong>Virologie</strong> d. Med. Universität <strong>Wien</strong><br />

Mit Unterstützung der Firmen Baxter, Roche und Abbott.<br />

Copyright by Prof. Dr. Franz X. Heinz. Veröffentlichungen auch auszugsweise sind nur mit Genehmigung gestattet.

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