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CARITAS-Magazin »Talentmanagement - Konkret Consult Ruhr

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Personalmarketing<br />

Ausgabe 101/2013<br />

Talen<br />

TALENTMANAGEMENT<br />

Strategien und Konzepte in der Caritas<br />

Ausgabe 01/2013


2<br />

Inhalt:<br />

Talentmanagement – Auch in der Sozialwirtschaft Seite 2<br />

Wie gewinnt man Talente Seite 2<br />

Kompetenzbasierte Personalentwicklung im Franz Sales Haus Seite 5<br />

TAFF – Talente in der AWO finden und fördern Seite 6<br />

Talente entdecken – Potenziale fördern Seite 9<br />

Trendfuture Seite 12<br />

Projekte zum Thema Seite 16<br />

Links zum Thema Seite 16<br />

TALENTMANAGEMENT - AUCH IN DER SOZIALWIRTSCHAFT!<br />

Andrea Kobialka<br />

Jede Einrichtung hat gute Mitarbeiter, deren Potenziale noch nicht entdeckt sind. Kennen Sie die<br />

verborgenen Talente Ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Wissen Sie, wer Interesse hat, auf der<br />

Karriereleiter weiter nach oben zu steigen oder sich fachlich zu spezialisieren Wissen Sie, wem sie<br />

dies auch zutrauen können<br />

Statt sich Fach- und Führungskräfte von außen<br />

ins Boot zu holen, hat es viele Vorteile, den eigenen<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit<br />

zu geben, zu zeigen, zu welchen Leistungen<br />

sie in der Lage sind und ihnen eine Perspektive<br />

in der eigenen Einrichtung zu schaffen. So<br />

können Führungspositionen gezielt besetzt und<br />

gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an den Träger<br />

gebunden werden. Allerdings braucht es auch<br />

ein gutes Konzept dafür, wie die Talente in der<br />

Einrichtung entdeckt, entwickelt und eingesetzt<br />

werden können.<br />

1,5 Jahresgehälter kostet im Durchschnitt die<br />

Neubesetzung einer Stelle mit einer externen<br />

Kraft – die Ausschreibung, das Einstellungsverfahren<br />

und die Einarbeitung eingerechnet. Dieses<br />

Geld kann auch in die gezielte Förderung der<br />

eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesteckt<br />

werden.<br />

Das Talentmanagement ist ein wichtiger Bestandteil<br />

des Personalmarketings, denn es bietet die<br />

Möglichkeit einer gezielten Personalentwicklung<br />

und der Personalbindung.<br />

Das Talentmanagement findet derzeit in der Sozialwirtschaft<br />

noch recht wenig Anwendung, mit<br />

Ausnahme einer Reihe von Projekten, die im<br />

Rahmen der rückenwind!-Projekte vom Europäischen<br />

Sozialfonds gefördert werden. Diese Projekte<br />

aber zeigen: Talentmanagement ist auch in<br />

der Sozialwirtschaft ein wichtiges und sinnvolles<br />

Instrument der Personalentwicklung.<br />

Neben grundlegenden Informationen zum Talentmanagement<br />

erhalten Sie hier Einblicke in<br />

realisierte Projekte zum Talentmanagement in der<br />

Sozialwirtschaft.<br />

In den kommenden Monaten werden weitere<br />

Ausgaben „Strategien und Konzepte in der Caritas“<br />

erscheinen. Darin möchten wir Ihnen Praxisbeispiele<br />

zu verschiedenen Themenfeldern des<br />

Personalmarketings in der Caritas aufzeigen.<br />

Geplant sind u.a. Ausgaben zum Thema „Jugendliche<br />

gewinnen“ und „Social Media“.<br />

Wenn Sie Interesse am Bezug dieser Publikationsreihe<br />

haben, können Sie die weiteren Ausgaben<br />

gerne kostenlos bei personalmarketing@caritas.de<br />

anfordern.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und<br />

viele praktische Anregungen!<br />

Andrea Kobialka<br />

WIE GEWINNT MAN TALENTE<br />

von Beatrix Vogt-Wuchter und Sarah Hoffmann<br />

Der Begriff Talent Management wurde Ende der 1990er Jahre im Rahmen einer Studie über den am<br />

Arbeitsmarkt herrschenden „war of talents“ durch das Beratungsunternehmen McKinsey geprägt.<br />

Auch über zehn Jahre später ist Talent Management noch ein hochaktuelles Thema in der Personalwirtschaft.<br />

Der Erfolg eines Unternehmens steht und fällt mit<br />

seinen Mitarbeitenden und das Personalmanagement<br />

gewinnt aufgrund folgender Faktoren<br />

stetig an Bedeutung:<br />

<br />

Der demografische Wandel, der insbesondere<br />

die Pflege- und Gesundheitsbranche treffen<br />

wird, verlangt eine angepasste Personalpolitik.<br />

Ausgabe 01/2013


3<br />

<br />

<br />

<br />

Dem bereits spürbaren Fach- und Führungskräftemangel<br />

in der Sozialwirtschaft muss<br />

entgegen gewirkt werden.<br />

Innovationsfähigkeit ist der Schlüsselfaktor<br />

auch in der Sozialwirtschaft um sich bei stetig<br />

ändernden Rahmenbedingungen und im<br />

Wettbewerb behaupten zu können.<br />

Dem Wertewandel der Gesellschaft hinsichtlich<br />

einer ausgewogenen Work-Life-Balance<br />

muss mehr Beachtung geschenkt werden.<br />

<br />

Um sich als Unternehmen am Arbeitsmarkt behaupten<br />

zu können, müssen die Schlüsselpositionen<br />

optimal besetzt werden. Talent Management<br />

setzt genau hier an: bei der Identifizierung und<br />

Gewinnung von Talenten. Darüber hinaus sorgt<br />

das Talent Management für den Einsatz eines<br />

Talents an der richtigen Position und für eine<br />

langfristige Bindung der Mitarbeitenden an das<br />

Unternehmen. Zunächst stellt sich die Frage, was<br />

ist unter Talent zu verstehen In der Literatur<br />

herrscht keine einheitliche Definition über Talente.<br />

Im Sinne des Talent Management handelt es dabei<br />

um Mitarbeitende, die sich aufgrund ihrer Leistungen<br />

und Fähigkeiten in Schlüsselpositionen<br />

befinden oder geeignet sind diese zu besetzen<br />

und damit wesentlich zur Wertschöpfung des Unternehmens<br />

beitragen.<br />

Talent Management – ein ganzheitlicher Ansatz<br />

Ein umfassendes Talent Management-Konzept<br />

beinhaltet eine Talentstrategie, welche im Einklang<br />

mit der Unternehmensstrategie und -kultur<br />

steht. Auf dieser Strategie können darauf aufbauende<br />

Prozesse definiert werden. Zu diesen Prozessen<br />

zählt die Identifizierung der Talente, deren<br />

Rekrutierung und Gewinnung sowie die Entwicklung<br />

und Bindung an das Unternehmen.<br />

Bindung<br />

Entwicklung<br />

Identifizierung<br />

Gewinnung<br />

Talente identifizieren<br />

Damit Talente gefunden werden, müssen zunächst<br />

die Schlüsselpositionen und Anforderungen<br />

an diese definiert werden. Die Talentsuche<br />

kann sowohl intern im Unternehmen standfinden,<br />

als auch extern auf dem Arbeitsmarkt. Altersgruppen<br />

oder Hierarchiestufen stellen dabei keine<br />

Hürde dar. Ob ein potenzieller Kandidat zu der<br />

gesuchten Stelle passt, kann durch die Überprüfung<br />

von Anforderungs- und Kompetenzprofil erfolgen.<br />

Dazu kann ein auf das Talent Management<br />

abgestimmtes Assessment-Center zusätzlich<br />

durchgeführt werden. Es bietet sich zudem an<br />

einen Talentpool anzulegen, auf welchen man bei<br />

der Suche nach neuen Mitarbeitenden zurückgreifen<br />

kann.<br />

Talente gewinnen<br />

Sobald Talente identifiziert sind, gilt es, diese für<br />

das Unternehmen zu gewinnen. Dies gestaltet<br />

sich bei internen Talenten einfacher als bei externen.<br />

Um auch externe Talente zu gewinnen,<br />

braucht es eine Arbeitgebermarke, damit das<br />

Unternehmen als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen<br />

wird.<br />

Talente entwickeln<br />

Aus- und Weiterbildungen tragen maßgeblich zu<br />

der Entwicklung der Talente im Unternehmen bei.<br />

Wichtig ist es hierbei Weiterentwicklungsmaßnahmen<br />

anzubieten, die ressourcenorientiert ansetzen<br />

und die Potenziale der Mitarbeitenden<br />

ausschöpfen.<br />

Talente binden<br />

Um Mitarbeitende langfristig im Unternehmen zu<br />

halten, muss ihnen eine an ihren Stärken entsprechende<br />

Position zugewiesen werden. Ziel ist es,<br />

dass sich die Mitarbeitenden im Unternehmen<br />

wohl fühlen. Neben möglichen Karrierechancen<br />

muss den Mitarbeitenden die Möglichkeit gegeben<br />

werden sich bei ihrer Arbeit selbst zu verwirklichen<br />

sowie eine ausgeglichene Work-Life-<br />

Balance zu finden. Anreizsysteme bieten etwa ein<br />

geeignetes Instrument um Mitarbeitende langfristig<br />

zu halten. Damit sich eine Wirkung der Anreizsysteme<br />

bemerkbar macht, ist es wichtig, dass<br />

sie die Unternehmenskultur widerspiegeln und zur<br />

Motivation anregen.<br />

Durch einen ganzheitlichen Talent Management-<br />

Ansatz können wesentlich Wettbewerbsvorteile<br />

gegenüber der Konkurrenz aufgebaut werden. Um<br />

Wirkung und Nutzen des Talent Managements zu<br />

gewährleisten, muss eine regelmäßige Überprüfung<br />

stattfinden. Hierfür bietet sich eine Implementierung<br />

von Messinstrumenten und Kenngrößen<br />

an. Dadurch können die einzelnen Prozesse<br />

optimiert und angepasst werden. Zudem empfiehlt<br />

sich eine Evaluierung, der durch das Konzept<br />

besetzten Stellen. In Krisenzeiten ist ein systematisches<br />

und nachhaltiges Talent Management<br />

unabkömmlich.<br />

Praxisbeispiel: Microsoft<br />

Beim Thema Talent Management setzt Microsoft<br />

vor allem auf Eigenverantwortung. Microsoft hat<br />

für die Karriereentwicklung einen Ansatz namens<br />

„70-20-10“ entwickelt. 70 Prozent der Karriereentwicklung<br />

macht der Joballtag aus. Microsoft ist<br />

der Auffassung, dass Lerneffekte überwiegend<br />

durch Erfahrungen „on the Job“ gesammelt wer-<br />

Ausgabe 01/2013


4<br />

den und nicht durch Bücher oder Seminare. Weiterhin<br />

tragen das Lernen durch Andere, mit Hilfe<br />

von Mentoring und Coachings mit 20 Prozent zur<br />

Weiterentwicklung der Mitarbeitenden bei. Lediglich<br />

zehn Prozent der Entwicklungsmaßnahmen<br />

im Hause Microsoft finden durch formale Trainings<br />

statt. Durch halbjährliche Mitarbeitergespräche<br />

bestimmen Mitarbeitende und Führungskräfte<br />

Entwicklungsschritte und legen einen Karriereplan<br />

an. Zudem wird in den Gesprächen besprochen,<br />

in welche Richtung sich der Mitarbeitende entwickeln<br />

möchte und welche konkreten Maßnahmen<br />

(beispielsweise Trainings, Coachings oder Job-<br />

Rotation) dazu notwendig sind.<br />

Ein weiterer wesentlicher Teil des Talent Management<br />

bei Microsoft ist die Identifizierung und<br />

Förderung von sogenannten „High Potentials“.<br />

Darunter sind Mitarbeitende zu verstehen, die sich<br />

im Durchschnitt schneller und besser entwickeln<br />

als ihre Kollegen. Die High Potentials werden in<br />

einem Talent Pool zusammengefasst und zu gegebener<br />

Zeit für Führungspositionen rekrutiert.<br />

Auch die Nachfolgeplanung ist ein fortschrittlich<br />

entwickelter Prozess. Die Manager selbst definieren,<br />

welche Talente sie in der Lage sehen eine<br />

Managementposition zu besetzen. Sobald dann<br />

eine Managerposition frei wird, beginnt ein internes<br />

Auswahlverfahren. Vor einer Beförderung<br />

müssen die Nachwuchskräfte jedoch ein Assessment<br />

Center durchlaufen. Hierbei werden Situationen<br />

und Entscheidungsszenarien unter der Anleitung<br />

von internen und externen Trainern durchgespielt,<br />

welche die Talente auf die zukünftige<br />

Position vorbereiten. Maßnahmen, die zur Talententwicklung<br />

und -bindung dienen, fasst Microsoft<br />

unter dem Begriff Management Excellence zusammen.<br />

Management Excellence soll Mitarbeitende<br />

binden, die Qualität gewährleisten und das<br />

Unternehmen von seinen Wettbewerbern abheben.<br />

Microsoft ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden<br />

die Werte und Ziele des Unternehmens verkörpern.<br />

Führungskräfte müssen überdies eine<br />

Vorbildfunktion übernehmen, Kritik ihrer Mitarbeitenden<br />

annehmen und zu ihren Fehlern stehen<br />

können. Zudem haben sie die Aufgabe die Karriereentwicklung<br />

der Mitarbeitenden individuell voranzutreiben<br />

und für eine ausgewogene Work-<br />

Life-Balance zu sorgen.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, dass Microsoft<br />

bei seinem Talent Management das Hauptaugenmerk<br />

nicht auf die Rekrutierung der Talente,<br />

sondern auf die Entwicklung und Bindung der<br />

Talente an das Unternehmen legt.<br />

Fazit<br />

Das Talent Management kann ein systematisches<br />

Personalmanagement nicht ersetzen. Es ist jedoch<br />

ein wichtiger Baustein des Personalmarketings,<br />

um Schlüsselpositionen bestmöglich und<br />

nachhaltig zu besetzen. Neben dem Personalmanagement<br />

kann Talent Management auch dem<br />

Risikomanagement zu geordnet werden. Ein systematisches<br />

Talent Management-Konzept trägt<br />

nämlich auch dazu bei, dass Kapazitäts- und Produktivitätsrisiken<br />

minimiert werden, welche vor<br />

allem durch den Austritt der Babyboom-<br />

Generation aus dem Arbeitsmarkt resultieren. Nur<br />

durch ein strategisch und langfristig aufgebautes<br />

Talent Management können die Wettbewerbsvorteile<br />

optimal genutzt werden.<br />

Talent Management eröffnet engagierten und<br />

qualifizierten Mitarbeiter(innen) eigenverantwortlich<br />

und kreativ ihren Arbeitsplatz sowie ihren<br />

Karriereweg mitzugestalten. Die Unternehmen der<br />

Sozialwirtschaft sollten hier den bereits etablierten<br />

Beispielen folgen und ein auf ihre Bedürfnisse und<br />

Rahmenbedingungen zugeschnittenes Talent<br />

Management implementieren. Dies ist eine wesentliche<br />

Voraussetzung dafür, auch zukünftig<br />

qualifizierte und motivierte Führungskräfte zu<br />

gewinnen, für soziale und sozialwirtschaftliche<br />

Berufe zu begeistern und damit die Unternehmenskultur<br />

weiterzuentwickeln.<br />

Quellen:<br />

PricewaterhouseCoopers (2009): Minimierung von<br />

Personalrisiken durch effektives Talent-<br />

Management.<br />

Adrian Ritz, Norbert Thom (Hrsg.) (2011): Talent<br />

Management: Talente identifizieren, Kompetenzen<br />

entwicklen, Leistungsträger erhalten.<br />

McKinsey & Company (2001): The War of Talent.<br />

Microsoft Corporation: Die Karriere selbst in der<br />

Hand (Pressemitteilung unter:<br />

http://careers.microsoft.com/careers/de/de/home.<br />

aspx, letzter Zugriff am 03.01.2013)<br />

Autorinnen & Kontakt:<br />

Sarah Hoffmann, Projektassistenz & Beatrix Vogt-<br />

Wuchter, Management- u. Organisationsberaterin<br />

contec GmbH, Tel. 07154 803735, E-Mail: vogtwuchter@contec.de<br />

Ausgabe 01/2013


KOMPETENZBASIERTE PERSONALENTWICKLUNG IM FRANZ<br />

SALES HAUS<br />

von Nina Montag<br />

Wie auch Wirtschaftsunternehmen stehen Soziale Einrichtungen auf Grund (Sozial-) politischer Vorgaben,<br />

Ressourcenknappheit, Fachkräftemangel und weiteren Einflussfaktoren des gesellschaftlichen<br />

Wandels vor der Herausforderung, den damit einhergehenden wachsenden Anforderungen an<br />

das Personal gerecht zu werden.<br />

5<br />

Deshalb stellte man sich auch im Franz Sales<br />

Haus die Frage, welche Kompetenzen benötigt<br />

werden und wie die Potenziale der Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen erkannt und gezielt entwickelt<br />

werden können, um die Qualität der Arbeit auch in<br />

Zukunft sicherzustellen.<br />

Die Antwort auf diese Frage lieferte die Entwicklung<br />

eines EDV-gestützten Kompetenzmanagementsystems,<br />

mit dem die wachsenden Anforderungen<br />

an die Arbeit in der Behindertenhilfe mit<br />

den Kompetenzen der Mitarbeiter abgeglichen<br />

werden können. Dies bildet die Grundlage zur<br />

anschließenden Durchführung von Bildungsbedarfsanalysen,<br />

um für die gezielte Entwicklung<br />

von Kompetenzen der Mitarbeitenden passgenaue<br />

Weiterbildungsmaßnahmen planen und<br />

umsetzen zu können.<br />

Eine besondere Herausforderung bei der Entwicklung<br />

lag darin, ein handhabbares, einfach strukturiertes<br />

Personalentwicklungsinstrument zu schaffen<br />

und gleichzeitig die Bandbreite der Arbeitsbereiche<br />

des Franz Sales Hauses und somit die<br />

unterschiedlichen Anforderungen zu berücksichtigen.<br />

Das Franz Sales Haus<br />

Das Franz Sales Haus und die verbundenen Unternehmen<br />

sind Träger von Einrichtungen mit über<br />

1.600 Plätzen für überwiegend geistig und seelisch<br />

behinderte Menschen aller Altersstufen und<br />

Behinderungsgrade. Zum Verbund gehören neben<br />

der Franz Sales Wohnen GmbH und der<br />

Franz Sales Werkstätten GmbH auch der Integrationsbetrieb<br />

in time gGmbH, die Franz Sales<br />

Schule gGmbH für die Aus- und Weiterbildung<br />

von Mitarbeitenden in der Behindertenhilfe, die<br />

Franz Sales Förderschule und die Sportgemeinschaft<br />

DJK Franz Sales Haus e. V. sowie die in<br />

service GmbH. Von den fast 1.000 Mitarbeitenden<br />

ist der größte Teil in den verschiedenen Einrichtungen<br />

des stationären oder ambulant betreuten<br />

Wohnens beschäftigt sowie in den vier Werkstätten<br />

für Menschen mit Behinderung.<br />

Weiterhin galt es, die Besonderheiten einer Einrichtung<br />

der Behindertenhilfe zu beachten. So<br />

müssen einerseits politische Vorgaben beachtet<br />

werden und andererseits stehen die individuellen<br />

Bedürfnisse der Menschen mit Behinderung nach<br />

Selbstbestimmung und Teilhabe im Vordergrund.<br />

Hierbei kommt neben der rein fachlichen Qualifikation<br />

der Mitarbeitenden vor allem sozialen<br />

Kompetenzen wie Empathie und Reflexionsfähigkeit<br />

eine besondere Bedeutung zu.<br />

Einbindung der Mitarbeitenden und Technik<br />

Bei der Entwicklung des Systems war die Einbindung<br />

aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen über<br />

alle Hierarchieebenen hinweg besonders wichtig.<br />

So wurden im Rahmen von Teamreflexionen<br />

wichtige Kompetenzen und zukünftige Anforderungen<br />

gesammelt. Diese umfassende Sammlung<br />

wurde in einem nächsten Schritt im Rahmen von<br />

Sitzungen und Workshops gemeinsam mit Mitarbeitenden<br />

und Führungskräften strukturiert und für<br />

das Kompetenzmodell aufbereitet. Kompetenzkategorien<br />

wurden entwickelt, Kompetenzbegriffe<br />

wurden entsprechend geclustert und beschrieben.<br />

Durch diese Partizipation aller Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen konnte gewährleistet werden,<br />

dass das daraus resultierende Kompetenzmodell<br />

auf die Anforderungen des Franz Sales Hauses<br />

abgestimmt ist und inhaltlich eine hohe Relevanz<br />

für die Einrichtung besitzt.<br />

Des Weiteren kam der intensiven Schulung der<br />

Führungskräfte in Bezug auf das Kompetenzmanagementsystem<br />

eine besondere Bedeutung zu.<br />

Das Ziel des dafür entwickelten Curriculums war<br />

die Qualifizierung der Leitungskräfte im Sinne<br />

einer „Führungskraft als Personalentwickler“, da<br />

das System dezentral von allen Leitungskräften<br />

eigenverantwortlich genutzt und umgesetzt wird.<br />

So wurde zu Beginn des Projektes im Rahmen<br />

eines Workshops zur Einführung in das Kompetenzmanagementsystem<br />

intensiv zu den Themen<br />

Kompetenzen und Anforderungen gearbeitet. Das<br />

erarbeitete Wissen wurde anschließend durch die<br />

Führungskräfte als Multiplikatoren in die Mitarbeiterschaft<br />

getragen. Da die Einschätzung der<br />

Kompetenzen der Mitarbeitenden im Rahmen von<br />

Mitarbeitergesprächen vollzogen wird, haben<br />

Trainings zur lösungsorientierten Gesprächsführung<br />

stattgefunden. Dort wurden verschiedene<br />

Gesprächssituationen analysiert und der Umgang<br />

damit trainiert. Eine wertschätzende Gesprächsführung,<br />

Beobachtung und Wahrnehmung, der<br />

Aufbau einer Vertrauenskultur sowie professionelles<br />

Feedback bildeten die Schwerpunkte dieser<br />

Veranstaltungen.<br />

Zur systematischen Erfassung und Auswertung<br />

der Daten wurde ein geeignetes EDV-System<br />

eingeführt. Die entsprechenden Schulungen beinhalteten<br />

die Vorgehensweise bei der Dateneingabe,<br />

die flexiblen Auswertungsmöglichkeiten und<br />

Ausgabe 01/2013


6<br />

die Ergebnisdokumentation. Die anschließenden<br />

Seminare zu „Maßnahmen der Personalentwicklung“<br />

behandelten im Schwerpunkt vor allem die<br />

Thematik der „arbeitsalltagsnahen Personalentwicklung“.<br />

Neben klassischen Seminaren kann<br />

somit auf „das Lernen am Arbeitsplatz“ im Rahmen<br />

von Coachings, Mentorensystemen und<br />

Teamreflexionen als Weiterbildungsmaßnahme<br />

zurückgegriffen werden, um das Verhalten direkt<br />

am Arbeitsplatz reflektieren und weiterentwickeln<br />

zu können.<br />

Nach einem ersten flächendeckenden Durchlauf<br />

konnten nun erste Weiterbildungsangebote im<br />

Franz Sales Haus geplant und umgesetzt werden.<br />

Durch die Transparenz und immer offene Kommunikation<br />

ist die Einführung des Kompetenzmanagementsystems<br />

von der Mitarbeiterschaft insgesamt<br />

gut aufgenommen worden. Eine anstehende<br />

Evaluation wird Aufschluss über eventuell<br />

notwendige Anpassungen oder Optimierungen<br />

geben. Neben der vorausschauenden Konzeption,<br />

Planung und Umsetzung passgenauer Weiterbildungsangebote<br />

angesichts zukünftiger Anforderungen<br />

an die Arbeit im Franz Sales Haus kann<br />

das System weiterhin als Grundlage zur Einstellung<br />

neuer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie<br />

für die Nachwuchsförderung und -gewinnung eingesetzt<br />

werden. Ein weiterer Nutzen liegt in der<br />

Anwendung im Bereich des Wissensmanagements.<br />

Wenn Schlüsselpositionen und damit wichtige<br />

Kompetenzen die Organisation verlassen,<br />

kann mit Hilfe eines solchen Systems ein strukturierter<br />

Wissenstransfer zwischen Vorgängern und<br />

Nachfolgern geplant und umgesetzt werden.<br />

Als Handlungsempfehlung bei der Einführung<br />

eines solchen Personalentwicklungsinstrumentes<br />

ist die Einplanung genügend zeitlicher Ressourcen<br />

zur Konzeption und Implementierung zu nennen.<br />

Zudem sind eine Sensibilisierung der gesamten<br />

Organisation und die Möglichkeit der Partizipation<br />

der gesamten Mitarbeiterschaft notwendig,<br />

um die Akzeptanz für das Instrument zu erhöhen.<br />

Auch die intensive Schulung der Leitungskräfte<br />

bildet eine wichtige Grundlage für den erfolgreichen<br />

Einsatz, denn nur dann können die erarbeiteten<br />

Konzepte und Methoden eines solchen Systems<br />

wirkungsvoll integriert und eingesetzt werden.<br />

Autorin & Kontakt:<br />

Nina Montag, Leiterin der Projekts „Kompetenzbasierte<br />

Personalentwicklung im Franz Sales<br />

Haus“, Tel. 0201/2769 – 576, E-Mail:<br />

nina.montag@franz-sales-haus.de<br />

TAFF – TALENTE IN DER AWO FINDEN UND FÖRDERN<br />

von Maria Kölpien<br />

„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Talente!“ – unter diesem Motto hat sich in den vergangenen<br />

drei Jahren viel getan bei der AWO Schleswig-Holstein gGmbH. Im Rahmen des Projektes<br />

TAFF: „Talente in der AWO finden und fördern“ wurden verschiedene Instrumente zur Personalentwicklung<br />

konzipiert. Das Projekt zieht eine erfolgreiche Bilanz.<br />

In Zeiten des Fachkräftemangels, in denen jedes<br />

Unternehmen darüber nachdenkt, wie es an Attraktivität<br />

gewinnt, damit es im Wettbewerb um<br />

talentierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter punktet,<br />

sind innovative Ideen gefragt. Insbesondere<br />

der demographische Wandel sowie der damit<br />

verbundene Fachkräftemangel stellt die Unternehmen<br />

vor wachsende Herausforderungen: Zum<br />

Beispiel gestaltet es sich immer schwieriger,<br />

Fach- und Führungskräfte extern zu rekrutieren.<br />

Es gilt daher zu ermitteln, welche Talente die Beschäftigten<br />

in den eigenen Einrichtungen und<br />

Diensten haben. Im zweiten Schritt geht es darum,<br />

wie diese gefördert und in eine langfristige<br />

Karriereplanung eingebunden werden können.<br />

Das Ziel ist es, mit Hilfe der im Projekt entwickelten<br />

Leitideen, Ansätze und Konzepte, Talente und<br />

Potentiale im bestehenden Personalstamm zu<br />

identifizieren und deren persönliche, berufliche<br />

Entwicklungswege gezielt zu fördern.<br />

Ob junge Nachwuchskräfte oder langjährige<br />

Fachkräfte: Das aktive Mitgestalten der Beschäftigten<br />

beim Erfassen der eigenen Fähigkeiten und<br />

Ausgabe 01/2013


7<br />

der Planung der eigenen Karriere ist stets von<br />

großer Bedeutung. Leistungsstarke und engagierte<br />

Fach- und Führungskräfte werden motiviert und<br />

unterstützt, sich intensiv mit ihren Kompetenzen<br />

und Stärken auseinanderzusetzen und diese gezielt<br />

weiter auszubauen.<br />

Die TAFF-Zielgruppe<br />

Zur Zielgruppe gehören alle Fachkräfte mit einer<br />

mindestens dreijährigen Ausbildung aus den Bereichen<br />

Kindertagesstätten und AWO Pflege:<br />

Erzieherinnen/Erzieher<br />

Sozialpädagoginnen/Sozial-pädagogen sowie<br />

sozialpädagogische Fachkräfte<br />

Pflegefachkräfte<br />

Projektverlauf<br />

Eine strategische Personalbedarfsanalyse und<br />

-planung, bei der auch zukünftig notwendige<br />

Kompetenzen erhoben werden, schafft einen soliden<br />

Projektauftakt. Im nächsten Schritt wurde ein<br />

Kompetenzmodell entwickelt, welches die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter mit ihren Vorgesetzten<br />

in Form einer Selbst- und Fremdeinschätzung<br />

anwenden. Die am Projekt beteiligten Talente<br />

nehmen im Anschluss daran am Development<br />

Center teil: Sie haben die Chance, sich einen Tag<br />

lang mit ihren Kompetenzen und möglichen Entwicklungsschritten<br />

zu beschäftigen.<br />

Gemäß der jeweiligen persönlichen Lebens- und<br />

Berufsphase werden in einem persönlichen Kompetenzpass<br />

Entwicklungswege über mehrere Jahre<br />

hinweg dokumentiert. Es können nach individueller<br />

Abstimmung sowohl Schritte in Richtung<br />

einer Fach-/Expertenlaufbahn als auch in Richtung<br />

einer Führungslaufbahn unternommen werden.<br />

Alle Instrumente und Veranstaltungen zielen darauf<br />

ab, Stärken zu stärken. Neben der Multiplikation<br />

von Fachthemen werden interne und externe<br />

Fortbildungen initiiert (z.B. „Kommunikation und<br />

Konfliktmanagement“) und Hospitationen angeregt.<br />

Ein weiteres Angebot stellen die Führungskräftetrainings<br />

sowie damit verbundene Einzelcoachings<br />

dar.<br />

„TAFF greift die unterschiedlichen Kompetenzen<br />

und Potentiale unserer Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter auf und ermöglicht<br />

damit eine gezielte Personalentwicklung<br />

und -bindung.“<br />

(Maria Kölpien,<br />

Projektkoordinatorin)<br />

Begleitung und Methoden<br />

Während des gesamten Projektverlaufs wird das<br />

Projekt durch eine Steuerungsgruppe (Projektteam<br />

und Geschäftsführung) sowie durch einen<br />

Beirat (Vertreter der Branchen `Kindertagesstätte´<br />

und `AWO Pflege´ sowie Betriebsräte) begleitet.<br />

Sie überwachen neben der Entwicklung und Umsetzung<br />

der Instrumente vor allem auch das methodische<br />

Vorgehen aller Maßnahmen.<br />

Das Projekt unterliegt hohen Qualitätsstandards.<br />

Der Einsatz verschiedener Verfahren und die<br />

Kombination verschiedener Methoden ermöglicht<br />

eine sehr differenzierte und qualifizierte Einschätzung<br />

der Talente. Der Projektaufbau lässt sich als<br />

multimodular bezeichnen. Die einzelnen Bausteine<br />

sollen mit einem hohen Praxis- und Selbstkompetenzanteil<br />

sowie unter der Maßgabe der<br />

Methodenvielfalt umgesetzt werden.<br />

Darüber hinaus ermöglichen die angewandten<br />

Instrumente eine breite Diagnostik: Sowohl fachliche<br />

und methodisch-analytische als auch kommunikativ-zwischenmenschliche<br />

Kompetenzen<br />

und persönliche Eigenschaften werden einbezogen.<br />

Unsere Empfehlungen für eine gelungene<br />

Handlungsstrategie:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Der Einsatz eines Kompetenzmodells,<br />

um Potentiale mittels Selbst-<br />

/Fremdeinschätzung sichtbar zu machen,<br />

stellt die Basis dar.<br />

Die Einbindung und qualifizierende Unterstützung<br />

der Vorgesetzten ist eine<br />

wichtige Komponente im Projekt.<br />

Sie werden zu Personalförderungs- und<br />

Führungsthemen geschult.<br />

Durch Einführung des Kompetenzpasses<br />

und die damit verbundenen regelmäßigen<br />

Gespräche wird die Umsetzung und Dokumentation<br />

der Entwicklungspläne gefördert.<br />

Die individuellen Einzelbausteine (z.B.<br />

Hospitation, Mentoring, Softskill-Training,<br />

Einzelcoaching) festigen die Personalplanung.<br />

Eine enge, systematische Begleitung<br />

und Beratung aller Beteiligten ist notwendig<br />

und wirkt sehr unterstützend.<br />

Durch die Befragung der Teilnehmenden<br />

im Rahmen einer Mitarbeiterbindungsmessung<br />

fühlen sich die Beschäftigten<br />

beteiligt.<br />

Die bereichsübergreifende Zusammenund<br />

Netzwerkarbeit zwischen Kindertagesstätten<br />

und Altenhilfeeinrichtungen ermöglicht<br />

neue Wege des Austausches.<br />

Ergebnisse und Nachhaltigkeit<br />

Das rückenwind-Projekt wird für den Zeitraum<br />

vom 01. August 2010 bis zum 31. Juli 2013 unter<br />

der Leitung von Irmgard Stremlau durch Zuwendungen<br />

aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF)<br />

Ausgabe 01/2013


8<br />

und dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales<br />

(BMAS) unterstützt.<br />

„Rückblickend lässt sich sagen, dass die Beschäftigung<br />

und Wertschätzung von Talenten<br />

die Mitarbeiterbindung stärkt.“<br />

(Irmgard Stremlau,<br />

Projektleiterin)<br />

Das Ziel, das Thema Personalentwicklung spartenübergreifend<br />

im Unternehmen zu kommunizieren<br />

und für die Beschäftigten greifbar zu machen,<br />

konnte umgesetzt werden. In gemeinsamer Arbeit<br />

mit den Akteuren in den Einrichtungen und Diensten<br />

vor Ort wurden neue, innovative Instrumente<br />

und Konzepte entwickelt und erprobt.<br />

Die Identifikation von Kompetenzen und Potentialen<br />

hat bei der AWO Schleswig-Holstein gGmbH<br />

dadurch an Aufmerksamkeit gewonnen:<br />

Moderne und ganzheitliche Personalentwicklung<br />

umfasst neben dem Suchen (`das Finden´) und<br />

der Entwicklung (`das Fördern´) vor allem eine<br />

langfristige Bindung (`das Binden´) qualifizierter<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Die dazu durchgeführte Messung konnte mit einer<br />

Teilnehmerquote von 60,4 % erfolgreich abgeschlossen<br />

werden.<br />

Es wurde deutlich, dass die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter eine sehr hohe Bindung zum Unternehmen<br />

AWO Schleswig-Holstein gGmbH haben.<br />

Alle bisher umgesetzten TAFF-Aktivitäten konnten<br />

für und vor allem gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern aktiv umgesetzt werden –<br />

und das mit Erfolg!<br />

Richtet man in der Sozialwirtschaft in Zukunft den<br />

Blick vermehrt auf das Thema Personalentwicklung,<br />

ist auch der demographische Wandel keine<br />

Störgröße im Unternehmen, der es sich lediglich<br />

anzupassen gilt, sondern eine Chance, die Potentiale<br />

aller Beschäftigten bestmöglich zu nutzen.<br />

Diese Perspektive empfehlen wir allen Unternehmen,<br />

die sich dem Fachkräftemangel stellen müssen.<br />

TAFF unterstützt die Entwicklung von leistungsstarken<br />

und engagierten Fach- und Führungskräften.<br />

Mit Hilfe der im Projekt entwickelten Instrumente<br />

und Konzepte soll es möglich werden, Talente<br />

im bestehenden Personalstamm zu identifizieren<br />

und deren berufliche Entwicklungswege<br />

gezielt zu fördern. Ein eigens geschaffenes Kompetenzmodell<br />

zur Talentidentifikation wird Anwendung<br />

finden.<br />

Autorin und Kontakt:<br />

Maria Kölpien, AWO Schleswig-Holstein<br />

gGmbH, Tel. 0 43 42 – 88 60 83 , E-Mail:<br />

maria.koelpien@awo-sh.de<br />

www.altenpflege-ausbildung.org<br />

Stimmen unserer Teilnehmerinnen und Teilnehmer:<br />

„Mitarbeiter müssen über die positiven Seiten des Projektes aufgeklärt und überzeugt werden – das<br />

macht Arbeit und das kostet viel Zeit, die sich aber lohnt.“<br />

„TAFF arbeitet sehr professionell: Jeder wird da abgeholt wo er steht und man wird individuell wahrgenommen.“<br />

„Ich habe den Workshop als sehr wertschätzend und anerkennend bezogen auf die eigenen Fähigkeiten<br />

erlebt.“<br />

„Meine Mitarbeiterin hat am TAFF-Workshop teilgenommen und kam begeistert und motiviert zurück.<br />

Der Tag hat sie persönlich bereichert und gestärkt. Alle Dinge, die ich ihr seit zweieinhalb Jahren immer<br />

wieder sage, wurden bestätigt – wie sie mir lächelnd berichtete!“<br />

„TAFF schafft Kontakte und zeigt uns einmal mehr, wie konstruktiv Netzwerkarbeit sein kann.“<br />

„Der Kompetenzpass ist total genial. Ich hätte den gerne sofort für alle Kolleginnen im Haus!“<br />

„Wir orientieren uns in den Mitarbeiterjahresgesprächen am Kompetenzmodell von TAFF: Das belebt<br />

die Gespräche ungemein und führt bei den Kolleginnen zu einer viel höheren Zufriedenheit, weil die<br />

Ergebnisse sofort sichtbar werden.“<br />

Ausgabe 01/2013


9<br />

TALENTE ENTDECKEN - POTENZIALE FÖRDERN<br />

von Dr. Klaus Herzberg und Jochen Schneider<br />

Ein Karriereweg muss nicht zwangsläufig immer eine andere Hierarchie-Ebene bedeuten, für viele<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist auch eine „horizontale Karriereentwicklung“ eine spannende<br />

Alternative. In der "Franziska Schervier" Altenhilfe gibt es beide Möglichkeiten.<br />

Die Franziska Schervier Altenhilfe gGmbH ist<br />

Träger von sieben vollstationären Pflegeeinrichtungen,<br />

zwei Altenpflegeschulen und Anbieter von<br />

Betreutem Wohnen an fünf Standorten in Nordrhein-Westfalen,<br />

Hessen und Rheinland-Pfalz und<br />

beschäftigt insgesamt 790 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.<br />

Als wir im Jahr 2009 unsere jährliche einrichtungsübergreifende<br />

Zielkonferenz durchführten,<br />

wurde uns deutlich, dass wir uns in den Jahren<br />

zuvor sehr intensiv und erfolgreich um die Qualität<br />

Entwicklung in unseren Einrichtungen gekümmert<br />

hatten. Wir spürten aber auch, dass wir uns vor<br />

allem auch angesichts des schon spürbaren<br />

Fachkräftemangels in der Pflege die Perspektive<br />

„Personal“ in unserer Balanced Scorecard in den<br />

Mittelpunkt rücken und uns verstärkt um die Weiterentwicklung<br />

unseres Personalmanagements<br />

kümmern mussten. Unser Antrag zur Förderung<br />

eines Projektes in der Projektlinie „Rückenwind für<br />

die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft“ hatte<br />

Erfolg und so konnten wir uns ab 2011 für drei<br />

Jahre mit der systematischen Weiterentwicklung<br />

unseres Personalmanagements im Fachbereich<br />

Pflege kümmern. Unter dem Titel „Talente entdecken<br />

- Potenziale entwickeln“ wollten wir uns vor<br />

allem um folgende Themen kümmern:<br />

1. Mitarbeiter im Fachbereich Pflege langfristig<br />

binden<br />

2. Schlüsselkräfte im Fachbereich Pflege identifizieren<br />

und entwickeln<br />

3. Neue Karriere-/Entwicklung Wege aufzeigen<br />

und gestalten<br />

4. Talente im Fachbereich Pflege identifizieren<br />

und systematisch entwickeln<br />

5. Rahmenbedingungen für die Führungskräfte<br />

der dritten Ebene optimieren<br />

Mitarbeiter am Fachbereich Pflege langfristig<br />

binden<br />

Zu Projektbeginn beauftragten wir die Unternehmensberatung<br />

<strong>Konkret</strong> <strong>Consult</strong> <strong>Ruhr</strong> GmbH mit<br />

der Durchführung einer Mitarbeiterbefragung im<br />

Fachbereich Pflege, weil wir verlässliche Daten<br />

haben wollten, um das Ausmaß der Bindung der<br />

Mitarbeiter an unsere Einrichtungen beurteilen zu<br />

können. Das Ergebnis: insbesondere die emotionale<br />

Bindung der Mitarbeiter (an den Träger, die<br />

Einrichtung, das Team) ist in fast allen unserer<br />

Einrichtungen stark ausgeprägt. Eine genauere<br />

Analyse der Ergebnisse zeigte aber auch: in einzelnen<br />

Wohnbereichen fühlen sich die Mitarbeiter<br />

deutlich weniger gebunden. Im Rahmen von<br />

Teamworkshops (wohnbereichsbezogen) wurde<br />

herausgearbeitet, wodurch sich Mitarbeiterinnen<br />

an unsere Einrichtung/unsere Trägergesellschaft<br />

gebunden fühlen: hier ein Auszug der Ergebnisse:<br />

positives Feedback zur Qualität der Arbeit von<br />

relevanten Akteuren (MDK-Ergebnisse, Multiplikatoren,<br />

Ärzte, etc.)<br />

innovatives Image des Trägers und überzeugende<br />

Konzepte (Betreuung der Mentor Bewohner,<br />

Sterbebegleitung, etc.)<br />

die Offenheit des Trägers für Mitarbeiter anderer<br />

Glaubensrichtungen und aus anderen<br />

Kulturen<br />

die seelsorgerische Begleitung, die auch den<br />

Mitarbeitern zu Gute kommt<br />

Führungskräfte, die auf die individuellen Lebensumstände<br />

der Mitarbeiter eingehen und<br />

diese individuell unterstützen<br />

Entwicklungschancen auch für Mitarbeiter,<br />

deren Weg nicht „stromlinienförmig“ verlaufen<br />

ist/die die Einrichtung verlassen haben und<br />

zurückgekehrt sind<br />

lebendige Teamkulturen, die Zugehörigkeit<br />

und Beheimatung ermöglichen<br />

In den Wohnbereichen mit auffallend geringeren<br />

Bindungswerten haben wir vertiefende Analysen<br />

durchgeführt. Hier zeigten sich typische Effekte<br />

von chronisch überlasteten Teams (meist im Zusammenhang<br />

mit der langfristigen Kompensation<br />

von krankheitsbedingten Ausfällen, etc.)<br />

Schlüsselkräfte im Fachbereich Pflege identifizieren<br />

und entwickeln<br />

Uns war klar, dass wir unsere Anstrengungen zur<br />

Bindung von Mitarbeitern fokussieren müssen,<br />

wenn wir langfristig Erfolg haben wollen. Wir wissen,<br />

dass einzelne Personen in speziellen Funktionen<br />

für den Erfolg unserer Einrichtungen von<br />

besonderer Bedeutung sind. Und wir gehen davon<br />

aus, dass das Risiko steigen wird, Schlüsselkräfte<br />

zu verlieren angesichts verstärkter Bemühungen<br />

von Konkurrenten, attraktive Jobangebote zu<br />

schaffen und gutes Personal z.B. durch „Direktansprache“<br />

abzuwerben. Umso wichtiger wird es,<br />

Schlüsselkräften bestmögliche Arbeitsbedingungen<br />

zu bieten und das Verlustrisiko bewusst zu<br />

managen. Wir haben deshalb in allen Einrichtungen<br />

1) unsere Schlüsselkräfte identifiziert; 2) die<br />

Abwanderungsmöglichkeit bewertet; 3) versucht,<br />

den Abwanderungswunsch von Schlüsselkräften<br />

adäquat einzuschätzen. Alle Ergebnisse haben<br />

wir dann in einer Verlust-Risiko-Matrix pro Einrichtung<br />

gebündelt. Resultat: Insbesondere die Bewertung<br />

des Abwanderungswunschs hat den Blick<br />

der Führungskräfte für „schwache Signale“ sinkender<br />

Bindung geschärft. Dennoch gilt: Die bis-<br />

Ausgabe 01/2013


10<br />

herigen Schritte waren „erste Schritte“ auf dem<br />

Weg zur systematischen Bindung der „Schlüsselkräfte“.<br />

Es besteht die Gefahr, dass es hier bei<br />

einer anekdotischen, einmaligen Übung bleibt.<br />

Eine Möglichkeit sehen wir hier in der Verknüpfung<br />

der Instrumente mit den jährlichen Mitarbeiterentwicklungsgesprächen.<br />

Neue Karriere-/Entwicklungswege aufzeigen<br />

und gestalten<br />

Natürlich war uns schnell bewusst, dass wir die<br />

Mitarbeiterbindung steigern können, wenn wir den<br />

Mitarbeiterinnen attraktive Entwicklungs- und Karriereperspektiven<br />

anbieten können. Doch schnell<br />

breitete sich erst mal Ratlosigkeit aus, denn die<br />

Entwicklung von Karriereperspektiven in einer<br />

Pflegeeinrichtung sind begrenzt. Neue Impulse<br />

erhielten wir, als wir uns mit dem Konzept der<br />

„horizontalen Karriereentwicklung“ beschäftigten.<br />

Nur in dieser Perspektive würde es möglich sein,<br />

neue Angebote zu entwickeln. Im ersten Schritt<br />

analysierten wir unsere Beauftragten-/ Expertenfunktionen.<br />

Und stellten dabei fest, dass wir hier<br />

kein einheitliches Konzept in unseren Einrichtungen<br />

verfolgten. Eine erste Analyse ergab eine<br />

eher ungeordnete Vielfalt von unterschiedlichen<br />

Funktionen. Und die Erkenntnis einer starken<br />

Leitungszentrierung bei der Besetzung der Funktionen.<br />

Im zweiten Schritt bewerteten wir die vorgehaltenen<br />

Experten-/Beauftragtenfunktionen in<br />

zweifacher Hinsicht.<br />

1. Welche Funktionen sind für die Entwicklung<br />

unserer Einrichtungen von strategischer und zukunftsweisender<br />

Bedeutung<br />

2. Welche Funktionen sind geeignet, potenzialstarken<br />

Mitarbeitern attraktive Entwicklungswege<br />

zu eröffnen<br />

Folgende Funktionen erfüllen beide genannten<br />

Anforderungen:<br />

1. Ethik-Koordinator<br />

2. Demenz-Koordinator<br />

3. Palliativ-Care-Koordinator<br />

4. Ehrenamtskoordinator<br />

5. Fachkraft Hygiene<br />

6. Praxisanleiter<br />

Diese genannten Funktionen sind so gestaltet,<br />

dass potenzialstarke Mitarbeiterinnen herausgehobene<br />

Verantwortung übernehmen können, indem<br />

sie zu den bestimmten Themenbereichen<br />

Kolleginnen/Kollegen fachlich anleiten und beraten,<br />

interne Schulungen durchführen, koordinieren<br />

und oder moderieren und tätig werden, Steuerungsaufgaben<br />

übernehmen, sich konzeptionell<br />

einbringen und herausgehobene Qualitätssicherungs-<br />

und entwicklungsverantwortung übernehmen.<br />

Mitarbeiter, die eine der sechs beschriebenen<br />

Stabsfunktionen übernehmen, erhalten eine<br />

angemessene Funktionszulage.<br />

Zurzeit führen wir die neu zugeschnittenen Stabsfunktionen<br />

in allen Einrichtungen nach und nach<br />

ein. Im Rahmen der Einführung wollen wir entscheiden,<br />

inwiefern und in welchem Umfang eine<br />

Freistellung zur Wahrnehmung der jeweiligen<br />

Stabsfunktionen notwendig und möglich ist. Jeweils<br />

ein Jahr nach Einführung einer neuen<br />

Stabsfunktion wollen wir den Nutzen systematisch<br />

evaluieren. Denn uns ist bewusst, dass die neue<br />

beschriebenen horizontalen Karrierewege langfristig<br />

nur dann etabliert werden können, wenn sie<br />

nachweisbaren Nutzen stiften und von den Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern entsprechend anerkannt<br />

werden.<br />

Talente im Fachbereich Pflege identifizieren<br />

und systematisch entwickeln<br />

Ein so genannter Talentpool besteht aus einer<br />

Reihe von vier aufeinander aufbauenden eintägi-<br />

Ausgabe 01/2013


11<br />

gen Workshops und zwei individuellen Mitarbeiterberatungen,<br />

die über ein Jahr verteilt stattfinden.<br />

An jedem Talentpool können bis zu 15 Teilnehmer<br />

mitwirken. Mitarbeiterinnen können hier<br />

ihre Talente, Kompetenzen und Fertigkeiten systematisch<br />

sichten oder neu entdecken und auf<br />

dieser Basis den eigenen beruflichen Entwicklungsweg<br />

in unseren Einrichtungen in Abstimmung<br />

mit den verantwortlichen Führungskräften<br />

vor Ort planen. Dem Ganzen liegt ein am christlichen<br />

Menschenbild ausgerichtetes Talentverständnis<br />

zu Grunde. Wir gehen davon aus, dass<br />

jeder Mensch über individuelle Begabung und<br />

Fähigkeiten und Kompetenzen verfügt und entwicklungsfähig<br />

ist. Deswegen sprechen wir mit<br />

dem Talentpool nicht nur junge Nachwuchskräfte<br />

sondern ganz allgemein entwicklungsfähige und -<br />

bereite Mitarbeiter aller Altersstufen an.<br />

Das Zwischenfazit bei der Umsetzung des Konzepts<br />

Talentpool fällt eher enttäuschend aus: das<br />

Angebot wird von einer eher geringen Zahl von<br />

Mitarbeitern sehr positiv aufgefasst und als Chance<br />

zur eigenen Entwicklung verstanden. In der<br />

Mehrzahl stehen die Mitarbeiter dem Angebot<br />

aber skeptisch gegenüber. Man fürchtet, dass die<br />

Teilnahme am Programm automatisch mit zukünftigen<br />

Verpflichtungen einhergeht. Außerdem<br />

scheuen sich viele Mitarbeiter, persönliche, karrierebezogene<br />

Fragen im Rahmen einer gemischten<br />

Gruppe offen anzusprechen.<br />

Im Zusammenhang mit der Konzeption des Talentpools<br />

wurde uns deutlich, dass wir ein zuverlässiges<br />

Instrumentarium benötigen um Talent<br />

und Potenziale überhaupt angemessen einschätzen<br />

zu können. Unser bereits 2004 eingeführtes<br />

Mitarbeiter-Beurteilungssystem reicht dafür nicht<br />

aus. Zurzeit entwickeln wir unseren sog. Kompetenzatlas<br />

(auf der Basis des Kompetenzansatzes<br />

nach Prof. John Erpenbeck/Prof. Volker Heyse).<br />

Wir haben zu allen Funktionen in unseren Einrichtungen<br />

bereits Kompetenz-Anforderungsprofile<br />

erstellt. Diese Kompetenz-Anforderungsprofile<br />

sollen Führungskräften und Beschäftigten zur<br />

Verfügung stehen, um sich systematisch mit den<br />

eigenen Stärken und Entwicklungsbereichen zu<br />

beschäftigen und die eigene Kompetenzentwicklung<br />

motiviert anzugehen. Hier ein Auszug:<br />

Erste Anwendungserfahrungen (im Testlauf) sind<br />

sehr ermutigend. Führungskräfte und Mitarbeiter<br />

erleben es als sehr hilfreich, dass zu allen Kompetenzen<br />

jeweils konkretisierende/relevante Beschreibungen<br />

einer zu geringen und einer übertrieben<br />

starken Ausprägung vorliegen.<br />

Wir sind bereits dabei, eine browserfähige Lösung<br />

zur Selbst- und Fremdeinschätzung umzusetzen.<br />

Im Laufe des Jahres werden wir die softwarebasierte<br />

Version einführen und Führungskräfte und<br />

Mitarbeiter in der Nutzung und Handhabung des<br />

Konzeptes systematisch schulen.<br />

Rahmenbedingungen für die Führungskräfte<br />

der dritten Ebene optimieren (Programm NEU<br />

IN FÜHRUNG zur Heranführung neuer Führungskräfte<br />

an ihre Aufgabe)<br />

Hintergrund unseres Programms ist die Erfahrung,<br />

dass wir neue Führungskräfte in der Vergangenheit<br />

oft ins kalte Wasser geworfen haben.<br />

Ausgabe 01/2013


12<br />

Manche haben sich freigeschwommen! Aber viele<br />

neue Führungskräfte sind gescheitert oder haben<br />

den Start sofort verpatzt, sodass später mit viel<br />

Mühe nachgebessert werden musste. Die Folge:<br />

solche missglückten Einstiege senken die Motivation<br />

und Bereitschaft talentierter Mitarbeiter, sich<br />

überhaupt für eine Führungstätigkeit zu interessieren<br />

oder zu entscheiden. Mit dem Programm NEU<br />

IN FÜHRUNG unterstützen wir Führungskräfte<br />

durch ein abgestimmtes Vorgehen in den ersten<br />

sechs Monaten. Dabei sollen neue Führungskräfte<br />

nicht passiv eingearbeitet werden sondern sollen<br />

ihre eigene Einarbeitung anhand einer Leitlinie<br />

zu einem persönlichen, selbst gesteuerten Projekt<br />

machen. Jede neue Führungskraft erhält einen<br />

Reader, der zum einen Anregungen zur Selbstreflexion<br />

erhält und zum anderen obligatorische Arbeitsschritte,<br />

die neue Führungskräfte in Abstimmung<br />

mit ihrer vorgesetzten Führungskraft verbindlich<br />

bearbeiten müssen.<br />

1. Beispiele für Anregungen zur Selbstreflexion:<br />

Ermittlung von Chancen und Risiken aufgrund des<br />

eigenen Rekrutierungsweges (vom Stellvertreter<br />

zum Leiter, etc.); Beschäftigung mit der Hinterlassenschaft<br />

des Vorgängers<br />

2. Beispiele für die obligatorischen Arbeitsschritte:<br />

ein systematisches Übergabegespräch mit dem<br />

Vorgänger führen; systematische Kennenlerngespräche<br />

mit den eigenen neuen Mitarbeitern führen;<br />

den Veränderungsbedarf im eigenen neuen<br />

Arbeitsbereich analysieren und die Veränderungen<br />

systematisch planen und abstimmen; regelmäßige<br />

Auswertungsgespräche mit der eigenen<br />

Vorgesetzten führen; den eigenen Unterstützungs-<br />

und Schulungsbedarf ermitteln; Begleitung<br />

durch einen externen Coach, etc.<br />

Die ersten Erfahrungen mit dem Programm NEU<br />

IN FÜHRUNG sind sehr ermutigend. Neue Führungskräfte<br />

sind begeistert über diese neue Form<br />

der Begleitung in eine neue Führungstätigkeit<br />

hinein. Klären müssen wir noch, in welchen Fällen<br />

wir das Programm einsetzen wollen. Denn nicht<br />

alle Führungskräfte benötigen eine solche intensive<br />

Begleitung in der ersten Zeit.<br />

Autoren und Kontakt:<br />

Dr. Klaus Herzberzg, Franziska Schervier" Altenhilfe<br />

GmbH, www.schervier-altenhilfe.de und<br />

Jochen Schneider, <strong>Konkret</strong> <strong>Consult</strong> <strong>Ruhr</strong> GmbH,<br />

E-Mail: jochen.schneider@kcr-net.de, Tel. 0209<br />

167 1250, www.kcr-net.de<br />

TRENDFUTURE<br />

von Christoph Heusel<br />

TrendFuture (TF) ist ein trägerübergreifendes Personalentwicklungsprogramm zur systematischen<br />

Entwicklung von Führungs- und Führungsnachwuchskräften in der Region um Stuttgart.<br />

TrendFuture ist ein (erstes) unternehmensübergreifendes<br />

Personalentwicklungsprojekt großer<br />

katholischer Träger innerhalb der Diözese Rottenburg-Stuttgart<br />

und hat Pilotcharakter. TF hat<br />

eine Laufzeit von 3 Jahren und endet als Projekt<br />

zum 31. August 2013. Anschließend wird TF in<br />

einen Regelbetrieb überführt. Das Projekt hat ein<br />

finanzielles Gesamtvolumen von ca. 1.2 Mio €<br />

und wird zu 40% von den Kooperationspartner<br />

durch Personalfreistellungen, Seminargebühren,<br />

Infrastruktur und finanzielle Zuschüsse getragen.<br />

60% der Projektkosten werden aus Mitteln des<br />

Europäischen Sozialfonds und des Bundesministeriums<br />

für Arbeit und Soziales im Rahmen des<br />

ESF-Programms „Rückenwind–Für die Beschäftigten<br />

in der Sozialwirtschaft“ gefördert. Im Projekt<br />

TF werden Konzeptionen, Curricula und<br />

Seminare für ein breit angelegtes Entwicklungsprogramm<br />

entwickelt, getestet und optimiert sowie<br />

Strukturen für eine nachhaltige Verstetigung<br />

nach Projektende geschaffen. Der Aufbau und die<br />

Umsetzung eines unternehmensübergreifendes<br />

Forums für Nachwuchsführungskräfte ist ebenso<br />

ein Kernstück des Projektes. Die Kooperationspartner<br />

sind die Paul Wilhelm von Keppler-<br />

Stiftung, Sindelfingen (Projektträger und Projektleitung),der<br />

Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart<br />

e.V., der Caritasverband für Stuttgart<br />

e.V., die St. Elisabeth-Stiftung, Bad Waldsee,<br />

die Stiftung Haus Lindenhof, Schwäbisch Gmünd<br />

und die Stiftung Liebenau mit der St. Anna-Hilfe<br />

für ältere Menschen gGmbH. Die Partner haben<br />

einen Kooperationsvertrag abgeschlossen und<br />

koordinieren das Projekt in einem Beirat. Wissenschaftlicher<br />

Projektpartner ist die Katholische<br />

Hochschule Freiburg mit ihrem Institut für Angewandte<br />

Forschung, Entwicklung und Weiterbildung<br />

(IAF). Das IAF arbeitet im konzeptionellen<br />

Projektteam mit und ist mit der Prozess- und<br />

Ergebnisevaluation des Projekts beauftragt.<br />

Ausgabe 01/2013


13<br />

Zielperspektiven von TrendFuture<br />

Für Personalverantwortliche und Führungskräfte<br />

gibt es folgende Perspektiven:<br />

Vertiefen / Festigen der Führungsfähigkeiten<br />

Souveränes Handeln als Führungskraft<br />

Befähigen zur Bewältigung neuer und veränderter<br />

Herausforderungen<br />

<br />

<br />

Netzwerk- und sozialraumorientiertes Handeln<br />

Schaffung von persönlichen Entwicklungsperspektiven.<br />

Die Ziele der für Führungsnachwuchskräfte lauten:<br />

Entwickeln der Führungsfähigkeiten<br />

Voraussetzungen schaffen für die Übernahme<br />

(erster) Führungspositionen<br />

Begleitung auf dem Weg zur Führungskraft<br />

durch Mentoren<br />

Binden an das Unternehmen durch Karrieremöglichkeiten.<br />

Für die Unternehmen und Einrichtungen der Kooperationspartner<br />

ergeben sich folgende Perspektiven:<br />

Nachhaltige Personalentwicklung zum Erhalt<br />

der Zukunftsfähigkeit<br />

Aufbau eines Pools von Mentoren/innen zur<br />

Begleitung und Unterstützung von Nachwuchskräften<br />

im Forum<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Netzwerkbildung durch den Aufbau eines<br />

moderierten, unternehmensübergreifendes<br />

Forums für Nachwuchskräfte und durch trägerübergreifende<br />

Lerngruppen in den Seminaren<br />

Schaffung von Karriereperspektiven durch<br />

vernetzte Personalentwicklung der Träger<br />

gemeinsame Personalentwicklungsperspektiven<br />

Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber für<br />

Führungskräfte<br />

Pilotprojekt und Erfahrungspool für weitere<br />

trägerübergreifende Zusammenarbeit<br />

Vernetzung mit Aktionen und Netzwerken auf<br />

Ebene des Diözesanverbandes Rottenburg-<br />

Stuttgart.<br />

Hinsichtlich Gender und Diversity möchte das<br />

Projekt folgende Ziele erreichen:<br />

Zugangsmöglichkeiten für Frauen zu höheren<br />

Führungspositionen verbessern<br />

Chance für Führungskräfte, Beruf und Familie/privates<br />

Leben besser zu vereinbaren<br />

Rahmenbedingungen für Karrieren schaffen<br />

Vielfalt managen<br />

Kultursensible Pflege (Mitarbeiter/innen und<br />

Kunden)<br />

Beitrag zu innovativen Formen der Arbeitsorganisation.<br />

Ausgabe 01/2013


14<br />

Ausgabe 01/2013


15<br />

Aktueller Stand im Projekt<br />

Derzeit findet die Durchführung und der Abschluss<br />

der Bildungsbedarfsanalyse als Grundlage<br />

für das Curriculum des Entwicklungsprogramms<br />

mit Personalleitungen und Personalentwicklern<br />

sowie der Zielgruppe Führungs- und<br />

Führungsnachwuchskräfte in Form von Workshop,<br />

Gruppeninterview, Worldcafé und Open<br />

Space Veranstaltungen statt.<br />

Weitere Meilensteine sind:<br />

Durchführung und Abschluss der Potentialanalyse<br />

– Methode: Developmentcenter.<br />

4 x 2tägige Seminare mit je 16 Teilnehmer/innen<br />

der Unternehmen, 2 Trainer, unterschiedliche<br />

Übungen / Szenen / Aufgaben.<br />

Im Vorfeld wurden 16 Beobachter/innen aus<br />

den Unternehmen der Kooperationspartner<br />

ausgebildet und in den DC eingesetzt.<br />

Durchführung „Den Wandel gestalten“- Entwicklungsprogramm<br />

für Führungskräfte.<br />

6 thematische Handlungsfelder des Curriculums<br />

(Change Management, Führung und<br />

Kommunikation, Demografie und Gesundheit,<br />

Gender und Diversity, unternehmerisches<br />

Denken und Handeln, systemisches Denken<br />

und Handeln) in 13 Seminartagen in 5 Blöcken<br />

als Pflichtpräsenztage für 4 Lerngruppen<br />

mit je 16 Teilnehmer/innen und einer Lernbegleiterin<br />

für jede Lerngruppe.<br />

Durchführung TrendFuture Forum für Nachwuchskräfte<br />

mit Mentoring mit 16 Teilnehmer/<br />

innen (Mentees) und 10 Mentoren/innen.<br />

4 Pflichtpräsenzseminaren mit inhaltlichem<br />

Input sowie Aktionen/Events zur Netzwerkbildung,<br />

Mentoring für die Teilnehmer/innen<br />

während der Projektlaufzeit, 4 weitere Termine<br />

in der Nachfolge des Projekts für 2014<br />

sind bereits vereinbart. Weitere Mentoringtermine<br />

zwischen Mentee und Mentor/in werden<br />

bilateral vereinbart und durchgeführt.<br />

Durchführung des Moduls Coaching - „Die<br />

Führungskraft als Coach“. In 5 Seminartagen<br />

in 2 Blöcken mit je 12 und 13 Teilnehmer/innen<br />

werden Führungskräfte für die<br />

Coachingaufgabe sensibilisiert und ihnen<br />

wichtige Instrumente und Methoden vermittelt.<br />

Vorbereitung einer großangelegten Abschlussveranstaltung<br />

im Juli 2013. Dabei<br />

Worldcafé mit den Führungskräften der Ebenen<br />

1 und 2 der Kooperationspartner zum<br />

Thema „gemeinsames Führungsverständnis“,<br />

Zertifikatsverleihung, Präsentationen der einzelnen<br />

Kooperationspartner, Vorstellung der<br />

Evaluationsergebnisse und Bekanntgabe der<br />

Fortführung von TF im Regelbetrieb.<br />

Erarbeitung der strukturellen, wirtschaftlichen<br />

und inhaltlichen Voraussetzungen für die<br />

nachhaltige Überführung von TF in einen Regelbetrieb.<br />

Weitere Informationen und Aktuelles kann über<br />

die Projekthomepage www.trendfuture.de abgerufen<br />

werden.<br />

Autor und Kontakt:<br />

Projektleitung: Christof Heusel, E-Mail: heusel.c@trendfuture.de,<br />

Tel.: 07031 63301 300<br />

Ausgabe 01/2013


16<br />

PROJEKTE ZUM THEMA<br />

„In Führung gehen - Einführung<br />

eines Talentmanagementsystems<br />

bei der Dortmunder Caritas“<br />

des Caritasverbandes<br />

Dortmund<br />

Das Projekt des Caritasverbandes Dortmund hat das Ziel, Fach- und<br />

Führungskräfte durch Talentscouting zu rekrutieren. Dies erfolgt durch<br />

ein Mentoring-Programm und durch Seminare zur Erweiterung der Fachund<br />

Führungskompetenzen. Das Projekt wurde von Oktober 2010 bis<br />

September 2012 durchgeführt.<br />

Weitere Informationen zum Projekt: http://www.bagfwesf.de/projekte/foerderbereich-4/in-fuehrung-gehen-einfuehrung-einestalentmanagementsystems-bei-der-dortmunder-caritas/<br />

VITAL! Vielfalt fördern - Interkulturelle<br />

Talente finden! Lernort<br />

"CariUniversity" für Personalverantwortliche<br />

der Caritas, der<br />

Caritas Iserlohn<br />

Mit dem demografischen Wandel erhöhen sich auch für Führungskräfte<br />

der Sozialwirtschaft zukünftig die Anforderungen grundlegend um interkulturelle<br />

Handlungskompetenzen, um dem Mangel an qualifiziertem<br />

Fachpersonal mit und ohne Migrationshintergrund begegnen zu können.<br />

Projektziel von VITAL! ist die Verbesserung der Personalgewinnung und<br />

-bindung von Pflegekräften mit und ohne Migrationshintergrund für interkulturelle<br />

Pflege-Teams beim Caritasverband Iserlohn. Im Fokus steht<br />

die praxiseffiziente Qualifizierung von neun Führungskräften mit begleitendem<br />

Coaching, um sie zu befähigen, verstärkt die interkulturellen<br />

Talente ihrer MitarbeiterInnen zu identifizieren, fördern und effektiv in die<br />

Arbeitsabläufe einzusetzen. Mit Implementierung der "CariUniversity" als<br />

gemeinsamer und praxisnaher Lernort erarbeiten sie als Basis ein verbandliches<br />

auf Diversität und Gender Mainstreaming ausgerichtetes<br />

Personalmanagement-Konzept. In der Umsetzungsphase zur Personalbindung<br />

lernen die Führungskräfte sinnvolle Instrumente einer interkulturellen<br />

Personal-/Teamentwicklung und erproben praktische Module mit<br />

30 Fach-und Pflegekräften. Externe Expert(inn)en begleiten die einzelnen<br />

Lernschritte. Die Geschäftsführung ist am gesamten Prozess beteiligt.<br />

Mit Projektabschluss wird eine zentrale Servicestelle zur Unterstützung<br />

von gemeinnützigen Einrichtungen zur interkulturellen Öffnung in<br />

der Altenpflege aufgebaut.<br />

LINKS ZUM THEMA<br />

Definition Wikipedia<br />

„Talent Management Studie“ Towers<br />

Perrin (2005)<br />

„Talent Management - Trend oder<br />

Chimäre“, Deutsche Gesellschaft für<br />

Personalführung e.V. (2008)<br />

„Talent Management im Mittelstand –<br />

mit innovativen Strategien gegen den<br />

Fachkräftemangel“, Ernst & Young<br />

(2011)<br />

„Talente: weltweit gesucht“ aus: Wirtschaftspsychologie<br />

aktuell, 3/2008<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Talentmanagement<br />

http://www.towersperrin.com/tp/getwebcachedocwebc=HRS/USA/<br />

2005/200510/ErgebnisberichtTalentManagementDACHStudie1020<br />

05Druckversion.pdf<br />

http://www.bagfw-esf.de/projekte/foerderbereich-4/vital-vielfalt-foerderninterkulturelle-talente-finden-lernort-cariuniversity-fuerpersonalverantwortliche-der-caritas/<br />

http://www.dgfp.de/wissen/personalwissendirekt/dokument/81720/herunterladen<br />

http://www.ey.com/Publication/vwLUAssets/Talent_Management_i<br />

m_Mittelstand_2011/$FILE/EY%20Talent%20Management%20201<br />

1.pdf<br />

http://www.wirtschaftspsychologieaktuell.de/files/Wirtschaftspsychologie_aktuell_3_08_Strack.pdf<br />

Ausgabe 01/2013


17<br />

IMPRESSUM<br />

April 2013<br />

Herausgegeben von<br />

Deutscher Caritasverband e.V.,<br />

Projekt Personalmarketing<br />

Andrea Kobialka<br />

Postfach 4 20, 79004 Freiburg<br />

Karlstraße 40, 79104 Freiburg<br />

Telefon: (0761) 200- 202<br />

E-Mail: personalmarketing@caritas.de<br />

Internet: www.caritas.de<br />

Ausgabe 01/2013

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