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Neue Funde - M. Pressler - Anne-Frank-Gesamtschule Havixbeck

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Die Familie der <strong>Anne</strong> <strong>Frank</strong>: Mit Empathie und Sachkenntnis | <strong>Frank</strong>furter Rundschau -<br />

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Page 2 of 2<br />

25.10.2009<br />

Alfred Stern verheirateten Kusine. In dieser hochgebildeten Familie - Sterns Vater war der erste<br />

ungetaufte Jude, der ordentlicher Professor an einer deutschen Universität wurde - lernte sie ungemein<br />

viel.<br />

1886 heiratete Alice Michael <strong>Frank</strong>. Die Kindheit der vier aus dieser Ehe hervorgegangenen Geschwister -<br />

darunter <strong>Anne</strong> <strong>Frank</strong>s Vater Otto - war zunächst überaus glücklich. Michael <strong>Frank</strong>s Bankgeschäft<br />

prosperierte. 1901 kaufte er ein geräumiges Haus im <strong>Frank</strong>furter Dichterviertel. Zum Haus gehörten ein<br />

großer Garten, Dienstpersonal, Privatlehrer.<br />

Als Michael 1909 plötzlich starb, musste sich die Familie einschränken. Zwar existierte das Bankgeschäft<br />

unter Alices sachkundiger Führung weiter, es erlitt aber vor dem Ersten Weltkrieg starke Einbrüche. Als<br />

Deutschnationale waren alle Familienmitglieder im Krieg involviert, die Söhne Robert, Otto und Herbert<br />

als Soldaten an der Front, Alice und ihre Tochter Leni als Lazaretthelferinnen. Wie vielen Juden nutzte<br />

ihnen dieser Dienst am deutschen Vaterland später wenig.<br />

Der enge Familienzusammenhalt, der sich in schwierigen Zeiten wie der Weltwirtschaftskrise 1929<br />

bewährt hatte, half in den 30er Jahren nur noch bedingt. Robert ging als Kunsthändler nach London;<br />

Otto als Kaufmann mit seiner Frau Edith und den beiden Töchtern Margot und <strong>Anne</strong> nach Amsterdam;<br />

Herbert nach Paris; Leni mit ihrem Mann Erich Elias und den beiden Söhnen Robert und Buddy nach<br />

Basel. Die Brüder von Edith <strong>Frank</strong> emigrierten in die USA.<br />

Ediths Mutter holten <strong>Anne</strong> <strong>Frank</strong>s Eltern zu sich nach Amsterdam. Lenis Familie in Basel nahm Lenis<br />

Mutter Alice und die Mutter ihres Mannes Erich bei sich auf. Im Juli 1942 erhielt Leni Elias einen<br />

Geburtstagsgruß von Otto <strong>Frank</strong> mit Grüßen von seiner Frau und seinen Töchtern Margot und <strong>Anne</strong> - ein<br />

Vierteljahr vor ihrem Geburtstag, weil, wie Otto <strong>Frank</strong> wenige Tage vor dem Untertauchen der Familie im<br />

Versteck schrieb, "wir später keine Gelegenheit haben".<br />

Otto überlebte als einziger von denen, die sich im Hinterhaus der Prinzengracht versteckten. Aus<br />

Auschwitz kam er über Odessa, Czernowitz, Marseille nach Holland zurück. Erschüttert und traurig<br />

schrieb ihm seine Schwester Leni: "Armer, lieber, guter Ottel, mit was haben wir es verdient, verschont<br />

geblieben zu sein" Diese quälende Frage stellte sich die ganze Familie, insbesondere auch <strong>Anne</strong>s Cousin<br />

Buddy, mit dem sie die Liebe zum Schlittschuhlaufen geteilt hatte und der als großer Eiskunstläufer<br />

vierzehn Jahre auf Welttournee war.<br />

Durch <strong>Pressler</strong>s mit viel Empathie und Sachkenntnis geschriebene vielschichtige Familiengeschichte ist<br />

aus einem privaten Fund mit gutem Grund ein öffentlicher geworden. Lernen und intensiv Anteil nehmen<br />

können wir immer nur am Schicksal Einzelner. Denn - so Primo Levi - "müssten oder könnten wir die<br />

Leiden aller erleiden, könnten wir nicht leben".<br />

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[ document info ]<br />

Copyright © FR-online.de 2009<br />

Dokument erstellt am 16.10.2009 um 16:27:02 Uhr<br />

Letzte Änderung am 16.10.2009 um 17:13:41 Uhr<br />

Erscheinungsdatum 16.10.2009 | Ausgabe: d<br />

URL: http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/feuilleton/em_cnt=2018949&em_loc=89

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