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sicherheit in bern · bärenfieber · bern schön bebrillt - baernbox

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SICHERHEIT IN BERN<br />

<strong>sicherheit</strong> <strong>in</strong> <strong>bern</strong> «Sicherheit lässt sich nicht alle<strong>in</strong> mit mehr Polizei erreichen»<br />

Sicherheit ist e<strong>in</strong> Dauerthema – auch <strong>in</strong> der Stadt Bern. Mit<br />

e<strong>in</strong>em Bündel verschiedenster Massnahmen versucht die Bundesstadt,<br />

die Sicherheit weiter zu verbessern. Dabei ist längst<br />

nicht nur die Polizei gefordert.<br />

Text: Mart<strong>in</strong>a Rettenmund<br />

Sich sicher fühlen ist das e<strong>in</strong>e. Sicher se<strong>in</strong> das andere. Daran zeigt<br />

sich der Grundkonflikt, der Sicherheit im öffentlichen Raum begleitet:<br />

Sicherheit lässt sich zwar messen, <strong>in</strong>dem man die Anzahl der<br />

erfassten Straftaten auswertet. Doch auch wenn e<strong>in</strong>e Stadt aufgrund<br />

der Krim<strong>in</strong>alstatistik objektiv betrachtet als sicher gilt: Das<br />

subjektive Sicherheitsempf<strong>in</strong>den des E<strong>in</strong>zelnen, der nachts zu Fuss<br />

von der Tramhaltestelle nach Hause geht, kann sich davon erheblich<br />

unterscheiden. Dies gilt auch für Bern. Im nationalen und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Vergleich schneidet die Stadt bei der Sicherheit gut<br />

bis sehr gut ab. Trotzdem bleibt das Thema <strong>in</strong> der öffentlichen Diskussion<br />

e<strong>in</strong> Dauerbrenner. Und hat unlängst mit der Publikation der<br />

jüngsten Krim<strong>in</strong>alstatistik neuen Auftrieb erhalten: Demnach hat<br />

die Anzahl der strafbaren Delikte <strong>in</strong> der Stadt Bern zugenommen.<br />

Vielfältige Probleme<br />

Was tut die Stadt dagegen? Ähnlich komplex wie die Analyse von<br />

objektiver und subjektiver Sicherheit s<strong>in</strong>d die Lösungsansätze. «Mit<br />

mehr Polizeipräsenz alle<strong>in</strong> ist es nicht getan», sagt Geme<strong>in</strong>derat<br />

Reto Nause von der Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie<br />

der Stadt Bern. Schlecht beleuchtete Gassen, unbelebte Plätze<br />

oder herumliegender Müll tangieren das subjektive Sicherheitsgefühl<br />

der Menschen ebenso. Daneben hat die Stadt mit gesellschaftlichen<br />

Phänomenen zu kämpfen, die sich nicht mit e<strong>in</strong>fachen<br />

Rezepten lösen lassen: Etwa die permanente Verfügbarkeit von<br />

Alkohol, der sorglose Umgang mit fremdem Eigentum oder das veränderte<br />

Ausgehverhalten.<br />

Ke<strong>in</strong>e Symptombekämpfung<br />

Die Stadt komb<strong>in</strong>iert deshalb polizeiliche Massnahmen mit e<strong>in</strong>er<br />

gesamtheitlichen Sicherheits- und Sozialpolitik, die z. B. auch die<br />

Suchthilfe oder den K<strong>in</strong>desschutz umfasst. Ganz nach dem Motto:<br />

Nicht nur die Symptome bekämpfen, sondern das Problem an der<br />

Wurzel packen. So beteiligt sich die Stadt an verschiedenen Präventionsprojekten<br />

gegen Gewalt und Vandalismus. Zu erwähnen ist<br />

etwa die Sensibilisierungskampagne «Subers Bärn – zäme geits!»,<br />

der von Stadt, Hauseigentümerverband, Gebäudeversicherung und<br />

Bern City getragene Vere<strong>in</strong> CasaBlanca, der gegen Sprayereien<br />

ankämpft, oder das im Bereich Vandalismus- und Gewaltprävention<br />

tätige Projekt «No more rumore». Es will Jugendliche für die Auswirkungen<br />

von Vandalenakten sensibilisieren. Nebst den städtischen<br />

Schulen s<strong>in</strong>d daran auch die Kantonspolizei und Bernmobil<br />

beteiligt. Der gesamtheitliche Sicherheitsansatz fliesst zudem auch<br />

<strong>in</strong> die Bauplanung mit e<strong>in</strong>. Mit baulichen und gestalterischen<br />

Massnahmen - beispielsweise e<strong>in</strong>er verbesserten Beleuchtung –<br />

können unsichere oder gefühlsmässig unangenehme Orte stark<br />

aufgewertet werden, so geschehen etwa beim Bahnhofaufgang<br />

Neuengasse.<br />

Aufgabenteilung zwischen Stadt und Kanton<br />

All dies zeigt: Sicherheit zu gewährleisten, ist e<strong>in</strong>e Querschnittsaufgabe.<br />

E<strong>in</strong>e Aufgabe, die e<strong>in</strong>e enge Zusammenarbeit der Stadt<br />

mit Institutionen, Quartierleisten und der Bevölkerung erfordert.<br />

E<strong>in</strong>er der wichtigsten Partner ist die Kantonspolizei. Sie ist seit 2008<br />

für die Sicherheits- und Verkehrspolizei <strong>in</strong> der Stadt zuständig.<br />

Gewerbe- und fremdenpolizeiliche Leistungen erbr<strong>in</strong>gt die Stadt<br />

jedoch weiterh<strong>in</strong> selbstständig. So geht beispielsweise die Fremdenpolizei<br />

mit gezielten Aktionen gegen organisierte Bettelbanden<br />

vor. Und auch die Interventionstruppe PINTO, deren Mitarbeitenden<br />

regelmässig auf der Gasse präsent s<strong>in</strong>d, ist e<strong>in</strong>e Dienstleistung<br />

der Stadt.<br />

Das Ziel dabei ist immer dasselbe: die Sicherheit <strong>in</strong> der Stadt weiter<br />

zu verbessern.<br />

Interview mit Reto Nause<br />

Geme<strong>in</strong>derat und Direktor für Sicherheit, Umwelt und Energie der Stadt Bern.<br />

Herr Nause, fühlen Sie sich <strong>in</strong> Bern sicher?<br />

Durchaus. Klar haben wir <strong>in</strong> der Stadt gewisse Sicherheitsprobleme,<br />

doch die lassen sich zeitlich und örtlich relativ präzise e<strong>in</strong>grenzen.<br />

Ich tr<strong>in</strong>ke me<strong>in</strong> Bier nach den Stadtratssitzungen jedenfalls<br />

immer noch auswärts. Und das mit e<strong>in</strong>em guten Gefühl.<br />

Die Anzahl der strafbaren Delikte hat aber im letzten Jahr<br />

zugenommen.<br />

Die Zunahme ist weitgehend erklärbar: Es kam 2009 zu vermehrten<br />

Anzeigen wegen Sachbeschädigungen und Betäubungsmitteldelikten.<br />

Bei den Sachbeschädigungen hat das Projekt CasaBlanca<br />

e<strong>in</strong>e Rolle gespielt, das auf den Ostr<strong>in</strong>g ausgeweitet wurde. Und bei<br />

den Betäubungsmitteldelikten ist der Anstieg auf die konsequente<br />

Polizeipräsenz <strong>in</strong> der Drogenszene zurückzuführen: Mehr Kontrollen<br />

führen zu mehr Anzeigen. Da spricht die Statistik nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

gegen uns.<br />

Nichtsdestotrotz werden <strong>in</strong> der Stadt Bern am drittmeisten Straftaten<br />

pro Kopf der Bevölkerung begangen. In Bern kommen 172<br />

Straftaten auf 1000 E<strong>in</strong>wohner, <strong>in</strong> Zürich s<strong>in</strong>d es bloss 158. Wie erklären<br />

Sie sich das?<br />

Solche Vergleiche s<strong>in</strong>d schwierig, weil die Voraussetzungen nicht<br />

dieselben s<strong>in</strong>d. So besitzt Bern <strong>in</strong>nerhalb der Agglomeration und<br />

des Kantons nicht nur e<strong>in</strong>e starke Zentrumsfunktion, sondern ist<br />

auch Bundes- und Tourismusstadt. Wir hatten beispielsweise im letzten<br />

Jahr 215 Kundgebungen und 530 öffentliche Veranstaltungen <strong>in</strong><br />

der Stadt. Dies zeigt ihre Attraktivität. Im Vergleich zu anderen<br />

Hauptstädten ist Bern sehr sicher. Laut e<strong>in</strong>er Mercer-Studie gehört<br />

Bern nach Luxemburg zur zweitsichersten Hauptstadt weltweit.<br />

Also ke<strong>in</strong> Handlungsbedarf?<br />

Doch. Die Statistik zeigt, dass es vermehrt zu Raubdelikten und<br />

Sachbeschädigungen kommt und dass die Gewalt qualitativ zunimmt.<br />

Insbesondere an Wochenenden, nach Mitternacht und an<br />

bestimmten Brennpunkten <strong>in</strong> der Stadt ist die Situation zuweilen<br />

kritisch. Ich b<strong>in</strong> deshalb froh, dass die Berner Stimmberechtigten<br />

im März dem Ausbau der sichtbaren Polizeipräsenz und der<br />

Gassenarbeit von PINTO zugestimmt haben. So können wir an den<br />

Hotspots der Stadt verstärkt Präsenz markieren.<br />

Was tut die Stadt für die Sicherheit?<br />

Die Stadt verfolgt im Bereich der Sicherheit e<strong>in</strong>en ganzheitlichen<br />

Ansatz, der sowohl Repression, Prävention und Präsenz durch die<br />

Polizei sowie soziale, gestalterische und bauliche Massnahmen im<br />

öffentlichen Raum umfasst. Es braucht den Polizisten auf der<br />

Strasse, aber manche Probleme lassen sich damit nicht lösen. E<strong>in</strong><br />

Beispiel ist die Grosse Schanze. Statt mehr Polizei braucht es dort<br />

e<strong>in</strong>e Belebung. Da s<strong>in</strong>d verschiedene Akteure gefordert.<br />

Wie beim Thema Gewalt im Sport<br />

SICHERHEIT IN BERN<br />

Genau. Auch hier braucht es e<strong>in</strong> Zusammenspiel aller Player – von<br />

den Klubs über die Polizei bis zur Fanarbeit. Bern nimmt <strong>in</strong> Sachen<br />

Fortsetzung Seite 6<br />

Fotos von Marcus Gyger, der das Thema<br />

«Sicherheit <strong>in</strong> Bern» auf se<strong>in</strong>e persönliche Weise<br />

<strong>in</strong>terpretiert hat. Marcus Gyger ist<br />

freier Fotograf und lebt und arbeitet <strong>in</strong> Bern<br />

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