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DAS STADTMAGAZIN FÜR RINTELN UND ... - Der Rintelner

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IHR GUTES RECHT<br />

Müssen die Väter<br />

ihren geschiedenen<br />

Ehefrauen keinen<br />

Unterhalt mehr zahlen?<br />

§ §<br />

Danach ist es so gewesen, dass<br />

Von Thorsten Frühmark,<br />

Fachanwalt für Familienrecht und Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

<strong>Der</strong> 12. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat<br />

am 18.03.2009 (XII ZR 74/08) ein Urteil zur Dauer<br />

des nachehelichen Betreuungsunterhalts verkündet.<br />

Dieses Urteil hat insbesondere bei vielen<br />

zahlungsverpfl ichteten Männern die Frage aufgeworfen,<br />

ob sie ihren geschiedenen Ehefrauen, die<br />

die gemeinsamen Kinder betreuen, auch weiterhin<br />

noch Unterhalt zahlen müssen.<br />

<strong>Der</strong> gesetzlich geregelte Anspruch<br />

auf nachehelichen Betreuungsunterhalt<br />

(Unterhalt für<br />

den Vater oder die Mutter, der/<br />

die ein gemeinsames Kind betreut)<br />

wurde vom Gesetzgeber<br />

zum 01.01.2008 neu gefasst.<br />

Rechtsprechung bis 31.12.2007<br />

Nach der bisherigen Rechtsprechung<br />

des Bundesgerichtshofs<br />

zu der alten Fassung gilt bei den<br />

Oberlandesgerichten das sogenannte<br />

Altersphasenmodell.<br />

die ein Kind betreuende Mutter<br />

erst dann einer Teilzeittätigkeit<br />

nachgehen musste, wenn das<br />

Kind das achte oder sogar teilweise<br />

das zehnte Lebensjahr<br />

vollendet hatte. Erst bei Beendigung<br />

des fünfzehnten Lebensjahres<br />

war nach dieser alten<br />

Rechtsprechung der betreuende<br />

Elternteil verpfl ichtet, einer<br />

Vollzeittätigkeit nachzugehen.<br />

Rechtsprechung seit 01.01.2008<br />

<strong>Der</strong> Bundesgerichtshof hat in<br />

Thorsten Frühmark<br />

Fachanwalt für Arbeitsrecht<br />

und Familienrecht<br />

Interessenschwerpunkte:<br />

• Arbeitsrecht<br />

• Familienrecht<br />

• Erbrecht<br />

• Allg. Vertragsrecht<br />

• Handels- und<br />

Gesellschaftsrecht<br />

22<br />

Marco Vogt<br />

Fachanwalt<br />

für Verkehrsrecht<br />

Interessenschwerpunkte:<br />

• Mietrecht<br />

• Verkehrsrecht<br />

• Strafrecht<br />

• Forderungseinzug<br />

• Versicherungsrecht<br />

der oben zitierten Entscheidung<br />

über die in der Rechtsprechung<br />

und Literatur umstrittene<br />

Rechtsfrage zu entscheiden,<br />

unter welchen Voraussetzungen<br />

dem betreuenden Elternteil eines<br />

Kindes Betreuungsunterhalt<br />

zusteht und ob dieser Anspruch<br />

zeitlich befristet werden kann.<br />

Dieser sogenannte Betreuungsunterhalt<br />

ist nicht mit dem Kindesunterhalt<br />

zu verwechseln,<br />

der dem Kind, vertreten durch<br />

den betreuenden Elternteil, auf<br />

jeden Fall zusteht. Dieser Kindesunterhalt<br />

wird bemessen<br />

nach der sogenannten Düsseldorfer<br />

Tabelle.<br />

Seit dem 01.01.2008 ist die<br />

Gesetzeslage so, dass der<br />

Kindesunterhalt vorrangig zu<br />

berücksichtigen ist. Das heißt,<br />

dass der betreuende Elternteil<br />

nur dann eigenen Unterhalt bekommt,<br />

wenn das Einkommen<br />

des unterhaltspfl ichtigen Elternteils<br />

ausreicht, den Kindesunterhalt<br />

sicher zu stellen. Nach<br />

Stefan Frühmark<br />

Fachanwalt<br />

für Sozialrecht<br />

Interessenschwerpunkte:<br />

• Sozialrecht<br />

• Arzthaftungsrecht<br />

• Erbrecht<br />

• Baurecht<br />

der neuen Regelung zu dem sogenannten<br />

Betreuungsunterhalt<br />

(§ 1570 BGB) in der seit dem<br />

01.01.2008 geltenden Fassung<br />

kann ein geschiedener Ehegatte<br />

von dem anderen wegen der<br />

Pfl ege und Erziehung eines oder<br />

mehrerer gemeinsamer Kinder<br />

für mindestens drei Jahre nach<br />

der Geburt Unterhalt verlangen.<br />

Die Dauer des Unterhalts verlängert<br />

sich, solange und so weit<br />

dies der Billigkeit entspricht.<br />

Unter dem Gesichtspunkt der<br />

Billigkeit sind die Belange des<br />

Kindes und die bestehenden<br />

Möglichkeiten der Kinderbetreuung<br />

durch Dritte oder städtische<br />

Einrichtungen zu berücksichtigen.<br />

Die Dauer des Anspruchs<br />

auf den Betreuungsunterhalt<br />

verlängert sich darüber hinaus,<br />

wenn dies unter Berücksichtigung<br />

der Gestaltung von Kinderbetreuung<br />

und Erwerbstätigkeit<br />

in der Ehe sowie die Dauer<br />

der Ehe der Billigkeit entspricht.<br />

<strong>Der</strong> Gesetzgeber überlässt es<br />

damit auch weiterhin dem betreuenden<br />

Elternteil, ob er das<br />

Kind in den ersten drei Lebensjahren<br />

selbst erzieht oder eine<br />

andere Betreuungsmöglichkeit<br />

in Anspruch nehmen will.<br />

Gleichwohl ist das während der<br />

ersten drei Lebensjahre erzielte<br />

Einkommen überobligatorisch,<br />

was bedeutet, dass das erzielte<br />

Einkommen des betreuenden<br />

Elternteils in den ersten drei Lebensjahren<br />

bei der Unterhaltsberechnung<br />

nicht voll berücksichtigt<br />

wird. <strong>Der</strong> betreuende<br />

Elternteil kann deswegen in den<br />

ersten drei Jahren eine auch<br />

schon bestehende Erwerbstätigkeit<br />

aufgeben und sich voll<br />

der Erziehung und Betreuung<br />

des Kindes widmen.<br />

Für die Zeit ab Vollendung des<br />

dritten Lebensjahres steht dem<br />

betreuenden Elternteil nach<br />

der gesetzlichen Neuregelung<br />

nur noch ein Anspruch auf Betreuungsunterhalt<br />

aus Billigkeitsgründen<br />

zu. Vorrangig ist<br />

deswegen stets der individuelle<br />

Umstand zu prüfen, ob und in<br />

welchem Umfang die Betreuung<br />

des Kindes auf eine andere<br />

Weise gesichert ist. Soweit die<br />

Betreuung des Kindes sichergestellt<br />

oder auf andere Weise<br />

kindgerecht möglich ist, können<br />

einer Erwerbsobliegenheit des<br />

betreuenden Elternteils allerdings<br />

auch andere Gründe entgegenstehen,<br />

insbesondere der<br />

Umstand, dass der ihm verbleibende<br />

Betreuungsanteil neben<br />

der Erwerbstätigkeit zu einer zu<br />

hohen Belastung führen kann.<br />

Letztlich führt dieses Urteil des<br />

Bundesgerichtshofs dazu, dass<br />

die Amtsgerichte und Oberlandesgerichte<br />

vor der Frage, ob<br />

auch nach dem dritten Lebensjahr<br />

Betreuungsunterhalt für den<br />

betreuenden Elternteil zu zahlen<br />

ist, zunächst zu prüfen haben, ob<br />

eine kindgerechte Möglichkeit<br />

besteht, das Kind anderweitig<br />

betreuen zu lassen. Außerdem<br />

sind weitere Gesichtspunkte zu<br />

berücksichtigen, wie das Alter<br />

des betreuenden Elternteils und<br />

seine Ausbildung etc. Feststeht<br />

bis jetzt nur, dass der betreuende<br />

Elternteil, in der Regel immer<br />

noch die Mutter, darlegen und<br />

beweisen muss, warum eine<br />

Betreuung durch Schulen oder<br />

Verwandte nicht möglich ist.<br />

In der nächsten Zeit wird sich<br />

durch die Rechtsprechung der<br />

Oberlandesgerichte genau herausstellen,<br />

wie die Vorgaben<br />

des Bundesgerichtshofs genau<br />

ausgeurteilt werden. Sicher ist<br />

wohl bislang lediglich, dass<br />

nach Ablauf des dritten Lebensjahres<br />

zunächst lediglich eine<br />

geringfügige Beschäftigung<br />

aufgenommen werden muss,<br />

möglicherweise ab dem achten<br />

Lebensjahr eine Teilzeittätigkeit<br />

und später dann eine Vollzeittätigkeit.<br />

Die Rechtsprechung wird daher<br />

in Zukunft genauer zu überprüfen<br />

sein. Bislang tendieren die<br />

Oberlandesgerichte wohl dahin,<br />

eine generelle Befristung des<br />

Betreuungsunterhalts nicht vornehmen<br />

zu wollen. Unterhaltsberechtigte<br />

und Unterhaltsverpfl<br />

ichtete sind daher gehalten,<br />

ihren Einzelfall von Rechtsanwälten<br />

überprüfen zu lassen<br />

und dann ggf. auch gerichtlich<br />

prüfen zu lassen.<br />

Schermer & Partner<br />

Steuerberatungsgesellschaft<br />

31737 Rinteln • Ostpreußenweg 9<br />

Tel. (0 57 51) 967777 • Fax 967770<br />

E-Mail: office@stb-schermer.de • www.stb-schermer.de

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