09.11.2012 Aufrufe

pdf [6 MB] - BFW

pdf [6 MB] - BFW

pdf [6 MB] - BFW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Waldboden und Baumartenwahl<br />

Der Boden ist ein bedeutsamer Standortsfaktor<br />

und als solcher maßgeblich für die Standortstauglichkeit<br />

unserer Baumarten verantwortlich. Der<br />

Begriff „standortstaugliche“ oder „standortsgerechte“<br />

Baumart wird im Waldbau häufig verwendet.<br />

Was ist damit eigentlich gemeint?<br />

Röhrig et al. (2005) haben für die Wahl einer standortsgerechten<br />

Baumart vier Kriterien definiert:<br />

• das Erreichen des natürlichen Lebensalters, ohne<br />

frühzeitig durch Standortsmängel oder Krankheit<br />

auszufallen,<br />

• das Aufweisen eines standortsgemäßen Wachstums,<br />

• eine natürliche Verjüngung ohne übermäßigen Aufwand<br />

und<br />

• das Aufrechterhalten des standörtlichen Produktionspotenziales.<br />

Neben dieser ökologischen Stabilität wird die mechanische<br />

Stabilität auch von der waldbaulichen Bewirtschaftung<br />

(Baumartenwahl, Durchforstung) beeinflusst<br />

und ist oft standortsunabhängig.<br />

Entscheidend für die Baumartenwahl sind die klimatischen<br />

(hauptsächlich Niederschlag und Temperatur)<br />

und bodenkundlichen Verhältnisse (Bodenchemie,<br />

Bodenphysik), welche die Durchwurzelung des<br />

Bodens prägen. Je nach Wurzeltyp werden unterschiedliche<br />

Bodenhorizonte aufgeschlossen. Flachwurzelnde<br />

Baumarten können etwa tiefer liegende<br />

Bodenhorizonte nicht ausschöpfen. Dieses Wasser-<br />

ERNST LEITGEB und RAINER REITER<br />

reservoir ist tiefwurzelnden Bäumen vorbehalten, die<br />

so einen Vorteil zu Trockenzeiten haben.<br />

Das baumartenspezifische Durchwurzelungsvermögen<br />

wird durch die Bodeneigenschaften geprägt.<br />

Tonreiche, dichte Boden mit der Tendenz zu Wasserstau<br />

können im Allgemeinen nur von Spezialisten, wie<br />

zum Beispiel von Eiche und Tanne, erschlossen<br />

werden. Fehlen diese bodenphysikalischen Extreme,<br />

können aber auch Flachwurzler, wie die Fichte, tief<br />

wurzeln.<br />

Einfluss der Baumart auf den Waldboden<br />

Waldböden beeinflussen nicht nur das Wachstum der<br />

Bäume; die Bestockung beeinflusst massiv den<br />

Bodenwasserhaushalt: Bäume verbrauchen durch die<br />

Transpiration täglich 20.000 bis 40.000 Liter Wasser je<br />

Hektar. Fällt diese enorme Pumpwirkung aus, etwa<br />

durch großflächige Störungen wie Kahlschlag oder<br />

Windwurf, steigt auf Standorten, die zu Vernässung<br />

neigen, der Wasserspiegel im Boden an, oft bis an die<br />

Oberfläche. Auf derart stark vernässten Böden, die<br />

zusätzlich stark vergrasen können, ist eine Wiederbestockung<br />

für lange Zeit äußerst problematisch. Baumartenspezifische<br />

Interzeptionsverluste des Niederschlages<br />

verhindern weiters die Wassereinsickerung<br />

in den Waldboden.<br />

Auch die Durchwurzelung der Bäume hat Einfluss auf<br />

die Bodenstruktur und in weiterer Folge auf den Wasser-<br />

und Lufthaushalt. Oberflächennahe wurzelnde<br />

Baumarten tendieren dazu, die darunter liegenden<br />

3 <strong>BFW</strong>-Praxisinformation Nr. 19 - 2009<br />

B F W<br />

Foto: <strong>BFW</strong>/Reiter

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!