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Die praefatio in Aulus Gellius' Noctes Atticae - Sebastian Fischer

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[...] et quasi demonstratione vestigiorum contenti persequantur ea post, si libebit, vel libris<br />

repertis vel magistris. (praef. 17)<br />

Als vollwertiges Mitglied e<strong>in</strong>er sich über Bildung def<strong>in</strong>ierten sozialen (städtischen,<br />

nicht zweisprachigen, sondern b<strong>in</strong>ationalen 34 ) Elite ist Gellius im Besitz der<br />

erwünschten <strong>in</strong>tellektuellen Eigenschaften, die er sich auf den attischen Land<br />

aneignete, und kann daher jetzt als Vermittlungs<strong>in</strong>stanz für die hom<strong>in</strong>es novi gelten,<br />

denen die <strong>Noctes</strong> <strong>Atticae</strong> durch den allgeme<strong>in</strong>en Überblick über zeitgenössisch<br />

relevante Wissensbereiche –<br />

Quod erunt autem <strong>in</strong> his commentariis pauca quaedam scrupulosa et anxia vel ex grammatica<br />

vel ex dialectica vel etiam ex geometria, quodque erunt item paucula remotiora super augurio<br />

iure et pontificio, non oportet ea defugere quasi aut cognitu non utilia aut perceptu difficilia.<br />

(praef. 13)<br />

– e<strong>in</strong>en Zugang zu gesellschaftlich erwarteten Kenntnissen eröffnen. 35 Gellius greift<br />

dabei <strong>in</strong> die gesamte Schatztruhe des Wissens und will ke<strong>in</strong>eswegs mit allzu<br />

bekannten Materialien langweilen:<br />

et satis hoc blandum est non esse haec neque <strong>in</strong> scholis decantata neque <strong>in</strong> commentariis<br />

protrita. (praef. 15)<br />

Lediglich Wissensgebiete, die nicht vermögen, den Bildungshunger zu stillen, den<br />

Geist zu erwärmen, die Er<strong>in</strong>nerung besser zu ummanteln, die Gedanken lebendiger zu<br />

machen oder die Freizeit vergnüglicher zu gestalten, werden im pädagogischen<br />

Programm nicht allzu ausführlich behandelt: 36<br />

[...] an m<strong>in</strong>utae istae admonitiones et pauxillulae nequaquam tamen s<strong>in</strong>t vel ad alendum studium<br />

vescae vel ad oblectandum fovendumque animum frigidae, sed eius sem<strong>in</strong>is generisque s<strong>in</strong>t, ex<br />

quo facile adolescant aut <strong>in</strong>genia hom<strong>in</strong>um vegetiora aut memoria adm<strong>in</strong>iculatior aut oratio<br />

sollertior aut sermo <strong>in</strong>corruptior aut delctatio <strong>in</strong> otio atque <strong>in</strong> ludo liberalior. (praef. 16)<br />

So ist doch erkenntlich, dass er zwar e<strong>in</strong>er Strömung zuzurechnen ist, die ihr<br />

Augenmerk besonders auf Autoren ausserhalb des klassizistischen Kanons wirft, aber<br />

se<strong>in</strong> Werk ke<strong>in</strong>e Verdrängung der Klassiker beabsichtigt, sondern vielmehr den<br />

literarischen Kreis geradezu nonchalant 37 <strong>in</strong> die Vorklassik und nach ausserhalb der<br />

vulgata zu erweitern sucht. 38<br />

34 B<strong>in</strong>der: Vir elegantissimi eloquii, S. 113.<br />

35 Pausch: Biographie und Bildungskultur, S. 23f.<br />

36 Holford-Strevens: <strong>Aulus</strong> Gellius, S. 37.<br />

37 B<strong>in</strong>der: Vir elegantissimi eloquii, S. 113.<br />

38 Pausch: Biographie und Bildungskultur, S. 156f.<br />

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