Ausgabe 2013 - Cannstatter Wasen
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14 ❤ <strong>Cannstatter</strong> Volksfestzeitung <strong>2013</strong><br />
Doch bis es soweit ist<br />
und sich der bärtige<br />
Trupp in den bunten<br />
Umzug einreihen kann,<br />
haben Gersters reichlich zu<br />
tun. Bereits am Samstagvormittag<br />
beladen sie den Heuwagen,<br />
putzen Deichseln und<br />
Waagen. Dann polieren sie<br />
liebevoll jeweils 12 Messingtafeln,<br />
Glocken und den sogenannten<br />
Faulenzer auf Hochglanz.<br />
„Der heißt deshalb so,<br />
da, wenn der Schmuck nicht<br />
sauber poliert ist, der Fuhrmann<br />
ein Faulenzer ist“,<br />
erklärt Gerster. Er schwärzt<br />
die Geschirre und Zügel mit<br />
Schuhcreme. Und dann steht<br />
Geißen-Wellness auf dem Programm:<br />
Schlauch an, Bürste<br />
raus und ab unter die Stalldusche.<br />
„Wenn sich der Kot ins<br />
weiße Fell setzt, verfärbt es<br />
sich Gelb“, weiß der Experte<br />
aus Erfahrung und schrubbt<br />
daher lieber einmal mehr.<br />
Der Samstagnachmittag verläuft<br />
nicht weniger turbulent.<br />
Bis alles verladen ist und die<br />
Tiere versorgt sind, kriecht<br />
schon der Abend ums Haus.<br />
beitsmantel zu seinen Tieren<br />
und schaut nach dem Rechten.<br />
„Die haben keine Angst,<br />
ihnen gefällt der Trubel<br />
hier“, versichert er und herzt<br />
alle liebevoll. Dazu sei das<br />
Herbstwetter ideal. „Die Ziegen<br />
mögen es nicht so heiß“.<br />
Vor dem Heuwagen reiht Ute<br />
Gerster derweil routiniert die<br />
Geschirre auf. Dann geht es<br />
Schlag auf Schlag. Von hinten<br />
nach vorne. Ein Dutzend Mal<br />
der gleiche Ablauf. Dieselben<br />
>><br />
Auch die kleinen sind mit dabei<br />
und laufen die vier Kilometer lange<br />
Umzugsstrecke vom Kursaal auf<br />
den <strong>Wasen</strong><br />
Um vier aus den Federn<br />
„Am Sonntag klingelt der<br />
Wecker spätestens um vier<br />
Uhr“, kündigt Gerster den<br />
Umzugsmorgen an. Tatsächlich<br />
schleicht er schon kurz<br />
nach drei nervös im Haus<br />
herum. Es zieht ihn in den<br />
Stall. „Wenn eine nicht mehr<br />
sauber ist, ist sie noch mal<br />
mit dem Waschen dran“. Zur<br />
morgendlichen Stärkung<br />
serviert Gerster seinen Lieblingen<br />
Heu, Getreideschrot<br />
und Maissilage. Gegen sechs<br />
Uhr stürmt die gesättigte<br />
Bande den Anhänger, „und<br />
jede Geiß will dabei die Erste<br />
sein“, erzählt er. Gegen sieben<br />
Uhr macht sich der Tross im<br />
Halbdunkel auf den Weg in<br />
die Landeshauptstadt. Mit dabei<br />
ist immer der Stuttgarter<br />
Stadtplan.<br />
Kaum in Cannstatt angekommen,<br />
eilt Karl Gerster im Ar<br />
eingeübten Handgriffe:<br />
Ziege aus dem Anhänger<br />
raus, streicheln, platzieren,<br />
streicheln, rein ins<br />
Geschirr und wieder streicheln.<br />
Glocke, Schild und<br />
Faulenzer dran. Fertig!<br />
Sechs Paare von Weißziegen<br />
mit handgearbeiteten Ledergeschirren:<br />
eine Pracht >><br />
>><br />
Leitziege Lotte scheint das<br />
Einspannen sichtlich zu genießen