Die alten Gemeindebriefe 1958 und 1959 - SONNTAGSBLATT
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Damals<br />
Im September <strong>1958</strong> erfahren wird, dass bei<br />
dem Missionsfest 744,82 DM gespendet<br />
wurden. Über 200,- DM mehr als im Jahr<br />
zuvor. Also hat der Spendenaufruf damals<br />
seine Wirkung getan.<br />
Pastor Neuser berichtet hier von einem Besuch<br />
in der Patengemeinde Görlitz. Er<br />
schreibt, dass es trotz aller Bemühungen<br />
nicht möglich war, eine Einreiseerlaubnis zu<br />
erh<strong>alten</strong>. Mit dem Hinweis, dass Fre<strong>und</strong>schaftsbesuche<br />
nicht gestattet sein, wurde<br />
er abgewiesen. Trotzdem traf Pastor Neuser<br />
auf Umwegen den Pfarrer aus Görlitz, der<br />
seinen Sommerurlaub in Greifswald verbracht<br />
hat <strong>und</strong> auf der Rückreise über Berlin<br />
fuhr <strong>und</strong> man sich hier treffen konnte.<br />
Man verabredete, wie man die Patengemeinde<br />
in Görlitz aus Leopoldshöhe betreuen <strong>und</strong><br />
unterstützen könnte. Es wird darauf hingewiesen,<br />
dass auf jeden Fall die Kollekte des<br />
kommenden Sonntags für die Patengemeinde<br />
in Görlitz verwandt werden soll.<br />
In einem zusätzlichen „Sonntagsblatt“ am<br />
25.9.<strong>1958</strong> berichtet Pastor Neuser über seine<br />
Zusammenkunft mit Pastor Seibt aus Görlitz.<br />
Es wird berichtet, dass man sich in der<br />
„russischen Zone“ im Bahnhof Friedrich-<br />
Strasse getroffen hat <strong>und</strong> mit dem Zug zum<br />
Bahnhof Zoo in Westberlin unterwegs war,<br />
als man eine Frau, die neben Pastor Neuser<br />
saß aus dem Zug heraus zwang. Pastor Neuser<br />
schreibt, wie bewegt er in diesem Moment<br />
war <strong>und</strong> wie stark betroffen alle Mitreisenden<br />
waren. Erst als man in Westberlin<br />
ankam, entspannte sich die Situation.<br />
Hier erfuhr Pastor Neuser um die Probleme<br />
<strong>und</strong> Schwierigkeiten der Patengemeinde<br />
Görlitz. Der Pfarrbezirk dort hatte 6.000 Seelen<br />
<strong>und</strong> nur 6 Konfirmanden in dem Jahr.<br />
Viele Jugendliche verließen den Konfirmationsunterricht<br />
<strong>und</strong> gingen zur Jugendweihe.<br />
Er berichtet, dass durch den Wegfall der<br />
Lebensmittelkarten in der sowjetisch beset-<br />
Credo! | 9<br />
zen Zone die Preise für Lebensmittel verdoppelt<br />
<strong>und</strong> verdreifacht hatten. Viele Menschen<br />
der Gemeinde konnten sich gerade so<br />
„über Wasser“ h<strong>alten</strong> <strong>und</strong> nur das Nötigste<br />
kaufen.<br />
Er schreibt, das man in die Wohnung des<br />
Pastors eingedrungen ist <strong>und</strong> dessen Bücher<br />
beschlagnahmt hat. <strong>Die</strong>se wurden dann in<br />
der Stadt in einem Schaufenster zur Schau<br />
gestellt mit dem Titel: Das sind die Hetzschriften,<br />
aus denen Eure Pastoren ihre Predigten<br />
vorbereiten. Pastor Neuser bittet die<br />
Gemeindeglieder weiterhin die Patengemeinde<br />
mit hochwertigen Nahrungs- <strong>und</strong><br />
Lebensmitteln, Kleidung <strong>und</strong> Schuhe zu<br />
unterstützen. Er weist darauf hin, dass man<br />
immer noch einmal im Monat ein Paket<br />
dorthin versenden kann.<br />
Im November <strong>1958</strong> wird im Gemeindebrief<br />
auf die anstehende Visitation hingewiesen.<br />
Hier erfahren wir, dass die letzte Visitation<br />
1931 war. Davor war sie im Jahr 1924,<br />
zurzeit von Pastor Hänisch. Davor war sie<br />
1919 <strong>und</strong> davor 1901, als Pastor Tölle hier<br />
seinen <strong>Die</strong>nst tat. Pastor Neuser erläutert,<br />
das es in der NS-Zeit nicht ratsam war, Visitationen<br />
durchzuführen, da man sich sonst<br />
seitens des Staates zu sehr in kirchliche<br />
Angelegenheiten eingemischt hätte.<br />
In der Dezemberausgabe <strong>1958</strong> erfahren wir<br />
von der Altenfeier im Gemeindehaus, wo<br />
man 74 alte Leute (ab dem 75. Lebensjahr)<br />
begrüßen konnte. Man berichtet, das man<br />
diese Altersgrenze setzen musste, da sonst<br />
nicht alle an der reich gedeckten Kaffeetafel<br />
Platz gef<strong>und</strong>en hätten.<br />
Ab Januar <strong>1959</strong> hieß der Gemeindebrief<br />
„Sonntagsblatt“ <strong>und</strong> sollte fortan 2 Mal im<br />
Monat erscheinen. Bei wichtigen Anlässen<br />
sogar noch öfter.<br />
Mehr darüber erfahren Sie in unserer nächsten<br />
Ausgabe des Credo!