11 - Kölner Philharmonie
11 - Kölner Philharmonie
11 - Kölner Philharmonie
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Foto: Harald Morsch<br />
Erwin Grosche wurde 1955 geboren. Er lebt<br />
heute als Kabarettist, Schauspieler und Autor in Paderborn.<br />
Neben Kleinkunst- und Theaterproduktionen<br />
schreibt er Kinderbücher und dreht Filme. Er erhielt<br />
u. a. 1999 den Deutschen Kleinkunstpreis und wurde im<br />
Jahr 2000 Kulturpreisträger der Stadt Paderborn. Seit<br />
2003 ist er Schirmherr von UNICEF Paderborn und seit<br />
2009 Botschafter der »Stiftung Lesen«. Im Jahr 2007<br />
erhielt er den Peter-Hille-Literaturpreis für Kabarett<br />
und poetische Kleinkunst. Bei uns war er zuletzt im<br />
März 2010 mit dem Kinderkonzert Mälzels magisches<br />
Metronom mit dem Ensemble bach, blech & blues zu<br />
Gast.<br />
Lisa Grosche ist freiberufliche Schauspielerin<br />
und Sprecherin. Schon während ihrer Ausbildung am<br />
Hamburger Schauspielstudio Frese wirkte sie an den<br />
großen Häusern der Hansestadt in verschiedensten<br />
Produktionen mit. Seit ihrem Diplom im Frühjahr 2006<br />
spielte sie u. a. die Titelrolle in Käthchen von Heilbronn<br />
auf Kampnagel. Am Thalia Theater war Lisa Grosche in<br />
der Uraufführung Sinn von Anja Hilling und am Schauspielhaus<br />
Hamburg in Third Life von Tim Staffel zu sehen.<br />
Aktuell ist sie zu sehen in Frau Müller muss weg im<br />
Theater Kontraste im Winterhuder Fährhaus in Hamburg.<br />
Als Sprecherin ist Lisa Grosche immer wieder für<br />
Hörbücher und Lesungen (u. a. für hr 2, NDR, Randomhouse)<br />
tätig. Das Kinderhörbuch Anne, Bankräuberkurt<br />
und der Plastiktütenschatz von Erwin Grosche, dem sie<br />
ihre Stimme gab, wurde mehrfach ausgezeichnet. Bei<br />
uns ist sie heute zum ersten Mal zu Gast.<br />
Vorschau<br />
So<br />
<strong>11</strong><br />
März<br />
15:00<br />
Sphärenmusik – Vom Klang der Sterne<br />
Konzert für Kinder ab 10<br />
Winfried Bönig Orgel<br />
Ranga Yogeshwar Moderation<br />
Schon in der Antike war man davon überzeugt,<br />
dass Himmelskörper durch ihre Bewegungen Töne<br />
erzeugen, die für uns Menschen eigentlich nicht hörbar<br />
sind. Schade, denn es stellt sich natürlich die Frage,<br />
wie genau denn nun so ein Planet klingt. Und gibt es<br />
einen musikalischen Unterschied zwischen Venus<br />
und Mars? Mit Hilfe der Orgel versuchen Domorganist<br />
Winfried Bönig und Astrophysiker Ranga Yogeshwar,<br />
den Klang der Sterne in die <strong>Kölner</strong> <strong>Philharmonie</strong> zu<br />
holen und für uns hörbar zu machen.<br />
Kinder-Abo 4<br />
Foto: Florian Profitlich<br />
Concerto Köln zählt zu den führenden Ensembles<br />
im Bereich der historischen Aufführungspraxis.<br />
Seit seiner Gründung im Jahr 1985 ist Concerto<br />
Köln regelmäßiger Gast in den renommierten Konzertsälen<br />
und bei den großen Musikfestivals rund um den<br />
Globus. Zahlreiche Tourneen führten das Ensemble<br />
nach Nord- und Südamerika, nach China, Japan und<br />
Südkorea sowie nach Israel und in die meisten Länder<br />
Europas. Ein Markenzeichen des Ensembles ist die<br />
Wiederentdeckung unbekannterer Komponisten. Die<br />
künstlerische Leitung liegt seit 2005 in den Händen<br />
von Flötist Martin Sandhoff. Neben Markus Hoffmann,<br />
dem eigenen Konzertmeister, werden gelegentlich<br />
auch externe Konzertmeister wie zuletzt Hiro Kurosaki<br />
oder Mayumi Hirasaki engagiert. Bei größer besetzten<br />
Produktionen arbeitet Concerto Köln zudem mit verschiedenen<br />
Dirigenten zusammen. Dazu zählen u. a.<br />
Kent Nagano, Ivor Bolton, Daniel Harding, René Jacobs,<br />
Marcus Creed, Peter Dijkstra, Laurence Equilbey<br />
und Emmanuelle Haïm.<br />
Seit Oktober 2009 besteht eine Partnerschaft mit dem<br />
High-End-Audiospezialisten MBL. Förderer wie das Land<br />
Nordrhein-Westfalen, die Kunststiftung NRW, die Stadt<br />
Köln, der TÜV Rheinland, der Landschaftsverband Rheinland,<br />
die Bauwens Group und die Rhein EnergieStiftung<br />
Kultur unterstützen Concerto Köln. Bei uns war Concerto<br />
Köln zuletzt im Dezember 20<strong>11</strong> zu Gast.<br />
3<br />
Kinder-Abo<br />
Erwin Grosche Erzähler<br />
Lisa Grosche Erzählerin<br />
Concerto Köln<br />
Keine Pause<br />
Ende gegen 16:00<br />
»Heute haun<br />
Sonntag<br />
12. Februar 2012<br />
15:00<br />
wir auf die Pauke«<br />
Konzert für Kinder ab 7 Jahren Musikalische Konzeption: Lorenzo Alpert<br />
Das Konzert im Radio: 19.02.2012, Kiraka – Der Kinderradiokanal, 12:00<br />
Foto: Shutterstock
Foto: Shutterstock<br />
»Heute haun<br />
wir auf die Pauke«<br />
Wenn Cowboys ihren Hut lässig in die Stirn schieben,<br />
Hexen auf hölzernen Besen durch die Lüfte jagen und<br />
Prinzessinnen ihr schönstes Kleid tragen, dann ist Karneval.<br />
Pappnasige Clowns schunkeln mit feschen Funkenmariechen,<br />
gruselige Geister flirten mit schicken<br />
Matrosenbräuten. Aus allen Kneipen schallt Musik,<br />
während draußen auf der Straße die dicke Trommel<br />
mit ihrem Bum – Bum – Bum, Bum, Bum den Karnevalszug<br />
ankündigt. Kammelle (Bonbons) und Strüssjer<br />
(Blumen) füllen die Taschen, Bützjer (Küsschen) werden<br />
großzügig verteilt. Alle Jecken sind außer Rand<br />
und Band. Wir stehen mitten drin und bestaunen die<br />
schön geschmückten Wagen, die an uns vorüberziehen.<br />
Ein schmales, langgestrecktes Boot aus schwarzem<br />
Holz bleibt vor uns stehen. In der Mitte prangen<br />
Sitze aus rotem Samt, die geschwungenen Lehnen<br />
sind mit Gold und Edelsteinen bestückt. An der Spitze<br />
des Schiffchens steht ein Mann in gestreiftem T-Shirt<br />
und schwenkt seinen Strohhut. Lachend streckt er<br />
uns die Hand entgegen: alle einsteigen! Willkommen<br />
an Bord! Wir machen es uns auf den Samtsitzen bequem.<br />
Und bevor wir fragen können, wohin die Reise<br />
geht, nimmt unser Schiffchen an Fahrt auf. Bedächtig<br />
treibt der Mann das Boot mit einem langen Holzruder<br />
voran. Wir gleiten durch enge Kanäle, unter niedrigen<br />
Brücken hindurch, vorbei an Häusern, die auf Pfählen<br />
im Wasser stehen. Unsere Fahrt mündet in einen breiten<br />
Wasserweg. Sonnenstrahlen tanzen auf smaragdgrünem<br />
Wasser. Überall herrscht wuseliges Treiben.<br />
Gondeln schippern hin und her. Zwischen hohen, blau<br />
und weiß bemalten Säulen legt unser Gondoliere das<br />
Boot an. Endstation! Alle aussteigen! Verzaubert reiben<br />
wir uns die Augen. Wir sind in Venedig gelandet, am<br />
Canale Grande. Verkleidete Gestalten mit perlenbestickten<br />
Masken, federbesetzten Hüten und Umhängen<br />
aus Samt und Seide flanieren durch die Gassen.<br />
Auf der Piazza San Marco, im Schatten des Markusdoms<br />
mit seiner hohen Campanile, werden Feuerwerke<br />
entfacht, Akrobaten führen ihre Kunststücke vor, es<br />
wird getanzt, gesungen und gelacht.<br />
Natürlich darf Musik bei all dem Zauber nicht fehlen.<br />
Antonio Vivaldi war ein berühmter Komponist, der<br />
Festmusik für den Karneval geschrieben hat. In Venedig<br />
kannte sich Vivaldi bestens aus, denn er wurde vor<br />
über 330 Jahren in der Lagunenstadt geboren. Zur Eröffnung<br />
des Karnevals im Jahr 1735 schrieb er seine<br />
Oper Il Bajazet. Aufgeführt wurde sie allerdings nicht<br />
in Venedig, sondern in der italienischen Stadt Verona.<br />
Viele Jahre war Venedig das Zentrum der Opernwelt<br />
gewesen. Wer prächtige Opern erleben wollte, mit berühmten<br />
Sängern und großen Orchestern, mit kunstvollen<br />
Bühnenbildern und üppigen Kostümen, der<br />
musste nach Venedig fahren. Schon bald konnte man<br />
Opern im venezianischen Stil überall in Italien und sogar<br />
in ganz Europa erleben.<br />
Festlich eröffnet wird die Oper Il Bajazet mit einer Sinfonia.<br />
Das ganze Orchester spielt ein einfaches Thema<br />
zum mitsummen und tanzen. Mal laut, mal leiser,<br />
mal in dieser, mal in jener Tonart wird es wiederholt.<br />
Dann ergreifen die Celli das Wort mit einer wehmütigen<br />
Melodie. Das Orchester stimmt ein und spielt mal<br />
mit den tiefen Streichern zusammen, mal im Wechsel.<br />
Typisch Barockmusik. Im Takt der Musik hüpfen wir<br />
davon. Draußen vor dem Opernhaus wartet schon unser<br />
Gondoliere auf uns. Alle einsteigen! Weiter geht’s<br />
nach Paris. Und was erwartet uns dort? Die Aufführung<br />
einer Oper über den Karneval in Venedig! Der berühmte<br />
französische Barockkomponist André Campra war<br />
vom ausgelassen Karnevalstreiben in Venedig so begeistert,<br />
dass er gleich zwei Werke darüber schrieb:<br />
Le Carnaval de Venise und Les Festes vénitiennes. Mit<br />
schwungvollen Tänzen, kunstvollen Arien und vielen<br />
Theatereffekten schuf er eine gelungene Mischung<br />
aus Oper und Ballett. André Campra selbst stammte<br />
aus Südfrankreich. Schon als kleiner Junge sang er im<br />
Chor und mit siebzehn Jahren schrieb er seine ersten<br />
Werke. Karriere machte er als Komponist und Organist<br />
an der berühmten Pariser Kathedrale Notre Dame. Weil<br />
André Campra vor allem Kirchenmusik komponierte,<br />
durfte er eigentlich keine Opernmusik schreiben. Aber<br />
das war André Campra egal. Im Gegenteil: gerade seine<br />
Opern wurden großartige Erfolge – weshalb er aus<br />
dem Dienst der Kirche entlassen wurde.<br />
Und wie wurde vor 300 Jahren in Deutschland Karneval<br />
gefeiert? Um das herauszufinden, steigen wir wieder in<br />
unsere Gondel und schippern über die Elbe nach Dresden.<br />
Dort regierte im 18. Jahrhundert Friedrich August I.,<br />
Kurfürst von Sachsen. Es heißt, er konnte mit der bloßen<br />
Hand Hufeisen verbiegen. Deshalb wurde er auch<br />
»August, der Starke« genannt. 24 Jahre war August alt,<br />
als er an die Macht kam. Bis dahin war er oft zum Vergnügen<br />
durch Europa gereist, an die Höfe der Fürsten<br />
und Könige. Vor allem der prunkvolle Hof Ludwigs XIV.<br />
in Versailles hatte ihn tief beeindruckt. Deshalb ließ er<br />
auch in Dresden große Gemäldegalerien und prächtige<br />
Bauwerke errichten. Genauso fasziniert war er<br />
vom Karneval in Venedig. Tagelang tauchte er ein ins<br />
farbenprächtige Gewühl der Lagunenstadt. Und weil<br />
August so ein großer Karnevalsfan war und bunte Kostüme<br />
liebte, wurde bald auch am Dresd ner Hof und in<br />
den Straßen der Stadt Karneval gefeiert. Zur größten<br />
Attraktion dieser Feste gehörten Wagen mit »lebenden<br />
Bildern«. Diese »Tableaux vivants«, wie sie auf Französisch<br />
hießen, waren im 18. Jahrhundert groß in Mode.<br />
Schauspieler stellten dabei eine Geschichte nach und<br />
blieben so – wie auf einem Bild – unbeweglich stehen.<br />
Lebende Bilder konnte man damals auf der Theaterbühne<br />
sehen, bei Festen, bei Militärparaden und eben<br />
bei Karnevalszügen.<br />
Der Komponist Georg Philipp Telemann hat Musik<br />
komponiert, die zu diesen lebenden Bildern hervorragend<br />
passt. Auf vier Wagen ziehen sie jetzt an uns vorüber:<br />
zuerst der Wagen der Komödianten mit Harlekin,<br />
Colombine, Pierrot und Mezzetino. Es folgt der Wagen<br />
der Athleten, die ihre Muskeln spielen lassen. Auf dem<br />
nächsten Wagen treiben Magier und Hexen ihr Unwesen<br />
und schließlich zieht der Wagen der Wassergötter<br />
an uns vorüber. Georg Philipp Telemann reihte in<br />
seiner Musik, den sogenannten Ouvertüren, Tänze aneinander,<br />
die damals sehr in Mode waren. Wie kaum<br />
ein anderer Komponist kannte er den Geschmack des<br />
Publikums. Er griff die neuesten Trends aus Italien,<br />
Frankreich und Deutschland auf und charakterisierte<br />
mit Tönen Götter, Menschen, Tiere und Landschaften.<br />
Oder Wasser! Seine Wassermusik, die zum Wagen der<br />
Wassergötter erklingt, hat den Beinamen Hamburger<br />
Ebb und Fluth. Denn als Telemann sie vor fast 300 Jahren<br />
schrieb, lebte er gerade in Hamburg. Ähnlich wie<br />
Venedig liegt Hamburg direkt am Wasser. In seiner<br />
Wassermusik versuchte Telemann das Element »Wasser«<br />
darzustellen. Zu Beginn der Einleitung ist die See<br />
noch ruhig, gleichmäßig plätschert die Begleitung der<br />
Streicher, über die die Flöten eine langsame Melodie<br />
spielen. Dann taucht der Meeresgott Triton auf. Er ist<br />
zu Scherzen aufgelegt und bringt Bewegung ins Spiel.<br />
Zu den wiegenden Klängen der Sarabande fällt die<br />
Meeresnymphe Thetis in tiefen Schlaf. Doch Aeolus,<br />
der Gott des Windes, pustet sie wach und lässt mit einer<br />
scharfen Brise die Meereswogen tanzen.<br />
Sylvia Systermans