Lesen Sie mehr! - ML-Trainings
Lesen Sie mehr! - ML-Trainings
Lesen Sie mehr! - ML-Trainings
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Warum Kunden kaufen<br />
Wie neueste Erkenntnisse der Gehirnforschung die<br />
Vermarktung von Produkten und Dienstleistungen<br />
beeinflussen werden<br />
Von Jörg Löhr<br />
„Funktionelle Magnetresonanztomografie“ heißt das neue<br />
Zauberwort. So bezeichnen Wissenschaftler ein Verfahren, mit<br />
dem sie anhand magnetischer Schwingungen menschliche<br />
Gehirnaktivitäten messen können. Das noch recht neue bildgebende<br />
Verfahren ermöglicht es Forschern erstmals, dem Gehirn bei der<br />
Arbeit zuzusehen. Bewegt ein Proband im „Hirnscanner“ beispielsweise<br />
seine Hand, so können die Wissenschaftler auf dem<br />
Computermonitor genau sehen, welches Hirnareal dabei aktiviert<br />
wird. Mehr noch: <strong>Sie</strong> erfahren, wie Informationen und Reize von<br />
außen im Gehirn verarbeitet werden und in welchen Hirnarealen<br />
Entscheidungen ablaufen.<br />
Mit diesem Handwerkszeug gerüstet, sieht die Hirnforschung<br />
spannenden Zeiten entgegen. Die Wissenschaftler erwarten<br />
Einsichten in menschliches Denken und Erleben ebenso wie neue<br />
Erkenntnisse über psychische Erkrankungen.<br />
Dass dieser Erkenntnisgewinn nicht nur in Forscherrunden diskutiert,<br />
sondern auch in großem Stil genutzt werden kann, liegt auf der<br />
Hand. In der Medizin, in der Pädagogik, aber auch im Marketing. Im<br />
Kampf gegen psychische Erkrankungen, in der Absicht<br />
größtmöglichen Lernerfolg zu erzielen oder mit der Absicht,<br />
Kaufentscheidungen beim Kunden zu verstehen und auch<br />
herbeizuführen.<br />
Das Rätsel „Kunde“ lösen<br />
Tatsächlich boomt das Neuromarketing, jenes interdisziplinäre<br />
Forschungsgebiet, das es sich zur Aufgabe macht, neurophysiologische<br />
und psychologische Erkenntnisse für das Marketing<br />
zu interpretieren. Ziel ist es, <strong>mehr</strong> darüber zu erfahren, wann und<br />
warum welche Kunden welches Produkt kaufen.<br />
J Ö R G L Ö H R E R F O L G S T R A I N I N G / Ulrichsplatz 6 / D – 86150 Augsburg / www.joerg-loehr.com<br />
Telefon +49 (0)821- 346 54-66 / Telefax +49 (0)821- 346 54-98 / E-Mail info@joerg-loehr.com
Wie kommen Kaufentscheidungen tatsächlich zustande? Welche<br />
Gehirnareale werden durch welche Produktstimuli aktiviert?<br />
Auch wenn die Forschung noch am Anfang steht – einige Testreihen<br />
lieferten bereits spannende Ergebnisse. Und eines steht schon jetzt<br />
fest: Das Bild vom rational agierenden Kunden ist unhaltbar.<br />
Viel<strong>mehr</strong>, so sind die Forscher überzeugt, bestimmen Emotionen<br />
ganz maßgeblich all unsere Entscheidungen – auch unsere<br />
Kaufentscheidungen.<br />
Mal angenommen, es ist Samstag, <strong>Sie</strong> haben frische Brötchen geholt<br />
und sind noch rasch in den Supermarkt gegangen, um Marmelade<br />
einzukaufen. Und da stehen <strong>Sie</strong> nun vor zwei Regalmetern Auswahl<br />
– für welches Marmeladenglas entscheiden <strong>Sie</strong> sich und warum?<br />
<strong>Lesen</strong> <strong>Sie</strong> sich die Angaben zu den Inhaltsstoffen durch, machen <strong>Sie</strong><br />
langwierige Preisvergleiche? Schon möglich, so die Erkenntnis der<br />
Wissenschaftler – Ihre Gefühle kaufen dennoch mit.<br />
Die Macht der Marken<br />
Bestimmte Marken etwa verknüpfen wir mit bestimmten<br />
Erinnerungen – Erinnerungen an unsere Kindheit zum Beispiel, an<br />
uns wichtige Menschen, an besondere Erlebnisse, einen<br />
wunderbaren Urlaub vielleicht. Diese Emotionen treten unbewusst<br />
immer dann auf den Plan, wenn wir das Marmeladenglas mit dem<br />
vertrauten Logo entdecken. Wenn wir es dann auch noch kaufen,<br />
fühlen wir uns belohnt. Entscheiden wir uns aus rationalen Gründen<br />
– etwa, weil das Produkt teurer ist als andere – dagegen, haben wir<br />
das Gefühl, verzichtet zu haben, und können uns selbst über<br />
gespartes Geld nicht recht freuen.<br />
Festgestellt haben Forscher auch, dass es von Mensch zu Mensch<br />
ganz unterschiedlich sein kann, welche Marke diese positiven<br />
Emotionen auslöst. Nicht unbedingt eine allgemeine Bekanntheit sei<br />
hier ausschlaggebend, sondern ausschließlich die persönliche<br />
Lieblingsmarke. Dass es bei dieser Präferenz keinerlei „zweiten<br />
Platz“ im Markenranking des Gehirns gibt, hat selbst renommierte<br />
Forscher überrascht.<br />
J Ö R G L Ö H R E R F O L G S T R A I N I N G / Ulrichsplatz 6 / D – 86150 Augsburg / www.joerg-loehr.com<br />
Telefon +49 (0)821- 346 54-66 / Telefax +49 (0)821- 346 54-98 / E-Mail info@joerg-loehr.com
Spannend ist auch die Erkenntnis, dass eine Marke sogar unser<br />
Geschmacksempfinden beeinflussen kann. Im Jahr 2002 sorgte eine<br />
wissenschaftliche Studie in den USA dazu für große<br />
Medienresonanz. Ein Forscherteam hatte festgestellt, dass<br />
Probanden bei einer Verkostung angaben, Pepsi-Cola schmecke<br />
besser als Coca-Cola. Das war aber nur so lange der Fall, solange<br />
sie nicht wussten dass es Pepsi-Cola war. Sobald die jeweiligen<br />
Colaproben gekennzeichnet waren, gaben die Versuchspersonen<br />
nicht nur an, Coca-Cola schmecke besser, auch ihre Gehirnaktivität<br />
ließ sich so interpretieren. Das Resümee der Forscher: Das<br />
Geschmackszentrum im Gehirn würde anders aktiviert, wenn die<br />
Marke bekannt sei. Die „richtige“ Marke bereite das Geschmacksempfinden<br />
im Gehirn so vor, dass es auf den eigentlichen Stimulus<br />
gar nicht <strong>mehr</strong> ankomme!<br />
Einmal überzeugt, immer überzeugt?<br />
Je häufiger uns eine Marke im positiven Sinne begegnet, desto <strong>mehr</strong><br />
Einfluss hat sie auf unsere Gehirnaktivität. In unserer Erinnerung<br />
setzen sich Marken besonders gut fest, die die ersten ihrer<br />
Produktklasse waren bzw. deren Name im Sprachgebrauch als<br />
Synonym für ein Produkt verwendet wird – das Papiertaschentuch<br />
Tempo etwa.<br />
Einer der Forschungspioniere auf diesem Gebiet, der Münchner<br />
Psychologieprofessor Ernst Pöppel, ist überzeugt, dass starke<br />
Marken unabhängig vom Produkt jeweils in ähnlicher Weise im<br />
Gehirn repräsentiert sind und identische Aktivierungsmuster<br />
aufweisen. Vergleiche man in einer Produktkategorie eine starke mit<br />
einer schwächeren Marke, so zeigt sich in der Aktivierung deutliche<br />
Unterschiede. Sein Fazit ist, dass es im Gehirn eine Art Benchmark<br />
gebe, den eine Marke erreichen muss, um das Markenranking eines<br />
Konsumenten anzuführen. Wenn die Marken erst einmal in<br />
Topposition stehen, erfordern die starken Marken vom Gehirn<br />
weniger kortikale Aktivität als schwächere Marken.<br />
Starke Marken werden vom Konsumenten intuitiv erfasst.<br />
Starke Marken vermitteln Vertrauen und Sicherheit.<br />
Starke Marken werden emotional positiv bewertet.<br />
Starke Marken lösen bildliche und begriffliche Assoziationen<br />
aus.<br />
J Ö R G L Ö H R E R F O L G S T R A I N I N G / Ulrichsplatz 6 / D – 86150 Augsburg / www.joerg-loehr.com<br />
Telefon +49 (0)821- 346 54-66 / Telefax +49 (0)821- 346 54-98 / E-Mail info@joerg-loehr.com
Vereinfacht formuliert muss eine Marke, um erfolgreich und stark zu<br />
sein, zu einem Teil der persönlichen Identität eines Menschen<br />
werden.<br />
Wer am Namen oder am Logo einer Marke Veränderungen<br />
vornimmt, sollte darum vorsichtig sein. Forscher haben nämlich<br />
ebenso festgestellt, dass Erinnerungen und Emotionen nur mit dem<br />
Original verknüpft sind. Zu starke Veränderungen also können<br />
durchaus wesentliche Auswirkungen auf das Kaufverhalten haben.<br />
Schnäppchen als Schlüsselreiz<br />
Doch nicht nur von Marken lassen sich Verbraucher beeinflussen –<br />
auch Sonderangebote wirken wie Schlüsselreize. So konnten<br />
Neurowissenschaftler der Universität Bonn tatsächlich nachweisen,<br />
dass ein Rabatt zumindest bei einigen Menschen die Aktivität in<br />
Gehirnregionen unterdrückt, die sonst bei Kaufentscheidungen auf<br />
Hochtouren arbeitet. Rabattsymbole beeinflussen demnach die<br />
Wahrnehmung von Preisen und Kaufentscheidungsprozessen, weil<br />
sie im limbischen System sofort Teile des Belohnungssystems<br />
aktivieren, die das menschliche Handeln stark beeinflussen. Dieser<br />
Effekt würde sich bei „Überreizung“ aber auch wieder abschwächen.<br />
Fakt ist: Ganz egal, wie sehr wir uns bemühen, nach objektiven<br />
Kriterien einzukaufen – unsere Gefühle shoppen immer mit. Unser<br />
Bewusstsein wird bei Kaufentscheidungen in den meisten Fällen<br />
nicht einmal eingeschaltet. Was der Diplompsychologe und<br />
Neuromarketingexperte Dr. Hans-Georg Häusel mit drei Argumenten<br />
begründet:<br />
Erstens: Zeitgewinn. Werden Motiv- und Emotionsprogramme ohne<br />
Bewusstsein direkt ins Handeln umgesetzt, laufen Reaktionen<br />
schneller ab.<br />
Zweitens: In unseren Motiv- und Emotionsprogrammen und den dort<br />
abgespeicherten Erfahrungen ist das enthalten, was sich bewährt<br />
hat.<br />
Drittens: Bewusstsein benötigt jede Menge Energie. Denken wir<br />
intensiv und bewusst nach, verbrauchen wir 20 Prozent der Energie,<br />
die unserem gesamten Körper zur Verfügung steht.<br />
J Ö R G L Ö H R E R F O L G S T R A I N I N G / Ulrichsplatz 6 / D – 86150 Augsburg / www.joerg-loehr.com<br />
Telefon +49 (0)821- 346 54-66 / Telefax +49 (0)821- 346 54-98 / E-Mail info@joerg-loehr.com
Doch was bedeutet das für den Absatz von Produkten und<br />
Dienstleistungen? Was für das Marketing? Was für die<br />
Werbebranche?<br />
Ein wesentlicher Bereich, der sich aus oben genannten<br />
Erkenntnissen ergibt, ist die Notwendigkeit der Markenbildung.<br />
Hat eine Marke einen Logenplatz im Gehirn eines Konsumenten<br />
besetzt, greift er in der Regel immer wieder danach – vorausgesetzt,<br />
er macht zwischendurch keine negativen Erfahrungen.<br />
Stichwort Cue-Management. Soll ein Produkt verkauft werden, muss<br />
es den Marketingstrategen und Werbern gelingen, Signale und<br />
Reize, sogenannte „Cues“, so geschickt einzusetzen, dass sie alle<br />
Sinne des Kunden gezielt ansprechen. Farbe und Materialen, Werbe-<br />
botschaft und Design. Das Knacken eines Kekses, wenn wir<br />
hineinbeißen. Das Zischen aus der Bierflasche, wenn wir sie öffnen.<br />
Der Sound eines Motors, wenn wir ihn starten. Ob die emotionalen,<br />
sinnlichen Erwartungen an ein Produkt stimmen oder nicht, prägt die<br />
Kaufentscheidung.<br />
Jedem Typ die passende Einkaufswelt<br />
Auch der Point of Sale, der Ort der Entscheidung, hat enormen<br />
Einfluss auf unser Kaufverhalten. Die Wissenschaft unterscheidet<br />
drei große Emotionssysteme: Balance, Dominanz und Stimulanz.<br />
Aus diesen einzelnen Emotionssystemen aber ergeben sich<br />
durchaus widersprüchliche Forderungen an Warenpräsentation,<br />
Verkaufsraumgestaltung, sogar an den Preis. Während das Balancesystem<br />
Stressfreiheit, Ordnung und Überschaubarkeit fordert, kann<br />
für das Stimulanzsystem die Auswahl gar nicht groß genug sein. Was<br />
tun?<br />
Neuromarketingexperte Dr. Hans-Georg Häusel sieht die Lösung<br />
darin, emotionale POS-Welten mit Zielgruppen zu verknüpfen. Dabei<br />
definiert er Zielgruppen nach emotionalen Kriterien – etwa als<br />
Genießer und Hedonisten, die eine genuss- und erlebnisorientierte<br />
Auswahl bevorzugen, oder als Traditionalisten, die eher für „Easy-<br />
Shopping“-Welten zu begeistern sind. Wer weiß, wie die eigenen<br />
Kunden ticken, und die unbewussten Landkarten im Kopf der<br />
Konsumenten kennt, kann dieses Wissen auch gezielt einsetzen.<br />
J Ö R G L Ö H R E R F O L G S T R A I N I N G / Ulrichsplatz 6 / D – 86150 Augsburg / www.joerg-loehr.com<br />
Telefon +49 (0)821- 346 54-66 / Telefax +49 (0)821- 346 54-98 / E-Mail info@joerg-loehr.com
Die Hirnforschung wird in den kommenden Jahren sicher noch für<br />
viele spannende Erkenntnisse sorgen – und auch wenn die Angst vor<br />
Manipulation groß ist, so viel ist sicher: Diese Erkenntnisse werden<br />
das Marketing beeinflussen. Selbst wenn Skeptiker davor warnen,<br />
die bunten Hirnbilder überzuinterpretieren und die Versprechungen<br />
mancher Neuromarketingexperten für unseriös halten.<br />
Spannende Erkenntnisse der Hirnforschung<br />
70 bis 80 Prozent aller Entscheidungen fällen wir unbewusst.<br />
Doch auch in den restlichen 20 bis 30 sind wir weit weniger<br />
frei und rational wie wir immer glauben.<br />
Nur 0,00004 Prozent aller Informationen aus der Außenwelt<br />
erreichen überhaupt unser Bewusstsein. Die meisten Reize<br />
und Signale werden unbewusst verarbeitet bzw. werden in<br />
Verhalten umgesetzt, ohne dass wir es merken.<br />
Alle wesentlichen Entscheidungen, die wir treffen, sind<br />
emotional. Entscheidungen ohne emotionale Komponente<br />
sind für unser Gehirn bedeutungslos.<br />
J Ö R G L Ö H R E R F O L G S T R A I N I N G / Ulrichsplatz 6 / D – 86150 Augsburg / www.joerg-loehr.com<br />
Telefon +49 (0)821- 346 54-66 / Telefax +49 (0)821- 346 54-98 / E-Mail info@joerg-loehr.com