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Kirchenzeitung Oktober 2013 der katholischen ...

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GEDICHT<br />

MANCHE FREILICH...<br />

Manche freilich müssen drunten sterben,<br />

wo die schweren Ru<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schiffe streifen,<br />

andre wohnen bei dem Steuer droben,<br />

kennen Vogelflug und die Län<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sterne.<br />

Manche liegen immer mit schweren Glie<strong>der</strong>n<br />

bei den Wurzeln des verworrenen Lebens,<br />

an<strong>der</strong>n sind die Stühle gerichtet<br />

bei den Sibyllen, den Königinnen,<br />

und da sitzen sie wie zu Hause,<br />

leichten Hauptes und leichter Hände.<br />

Doch ein Schatten fällt von jenen Leben<br />

in die an<strong>der</strong>en Leben hinüber,<br />

und die leichten sind an die schweren<br />

wie an Luft und Erde gebunden:<br />

Ganz vergessener Völker Müdigkeiten<br />

kann ich nicht abtun von meinen Li<strong>der</strong>n,<br />

noch weghalten von <strong>der</strong> erschrockenen Seele<br />

stummes Nie<strong>der</strong>fallen ferner Sterne.<br />

Viele Geschicke weben neben dem meinen,<br />

durcheinan<strong>der</strong> spielt sie alle das Dasein,<br />

und mein Teil ist mehr als dieses Lebens<br />

schlanke Flamme o<strong>der</strong> schmale Leier.<br />

Hugo von Hofmannsthal (1874 - 1929)<br />

Seite 22

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