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Caravaggio, Der ungläubige Thomas (1601/2), Neues Palais, Potsdam<br />
In den Ostkirchen reicht diese kontemplative<br />
Gebetsform zurück bis zu den Anfängen des<br />
christlichen Mönchtums in der ägyptischen<br />
Wüste (3. Jahrhundert) und findet den Höhepunkt<br />
ihrer Praxis und theologischen Begründung<br />
auf dem Berg Athos. Durch Nil<br />
Sorskij (1433–1508) kam die Übung schon<br />
früh vom Athos nach Russland und erlebte<br />
vom Ausgang des 18. Jahrhunderts an eine<br />
neue Blütezeit, die bis zum Beginn des 20.<br />
Jahrhunderts andauerte.<br />
Im Westen ist das Jesusgebet vor allem<br />
durch den Kontakt mit der russischen Diaspora<br />
bekannt geworden. Zum Kontext<br />
dieser Übung gehören eine aufrichtige<br />
Gottsuche mit einem gesunden Streben<br />
nach Innerlichkeit sowie ein Verbundensein<br />
mit dem liturgischen und sakramentalen<br />
Leben der Kirche und nicht zuletzt<br />
das häufige Lesen der Evangelien. Das<br />
Evangelium wird im Geist des Gebetes gelesen<br />
und führt wieder ins Beten. Das Gebet<br />
wiederum nährt sich von der vorausgegangenen<br />
Lesung der Heiligen Schrift,<br />
in der das Herz Gottes sich zeigt. In einer<br />
Zeit religiöser Desorientierung und starker<br />
Verwerfungen im kirchlichen Leben<br />
wird es zunächst genügen, wenn jemand<br />
bei der aufrichtigen Suche nach Sinn in Jesus<br />
von Nazareth die Quelle seines Lebens<br />
entdeckt und zu ihr unterwegs bleibt.<br />
Peter Köster SJ<br />
<strong>Jesuiten</strong> n September 2013 n Ein Herz grösser als die Welt<br />
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