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SATIRE
Halali!
Eine nicht ganz ernst gemeinte Betrachtung zur Jagd
Wenn im Herbst die Blätter zu fallen beginnen, fallen
auch wieder die ersten Schüsse in Feld, Wald und Wiese.
Fallen dann noch Jagdhörner und das Gebell von
Hunden in das allgemeine „Konzert“ ein,
ist der Fall klar: Die Jagdsaison ist eröffnet!
Eine liebevoll-kritische Betrachtung unseres Autors.
Nichts leichter als das, die Jagd und ihre grün gewandeten
Protagonisten zu verdammen. Und nichts billiger. Sind
es doch oft die Uneingeweihten, die sich über Jagdbräuche
und -kleidung, ja sogar die eigene Jägersprache lustig
machen. Und damit ist nicht das Jägerlatein gemeint, bei
dem der harmlose Frischling zum aggressiven Keiler mutiert
und jedes lebhafte Kaninchen zum stattlichen Hasen.
Auch von dem sagenhaften Schuss, der gleich drei
Tauben vom Himmel holte und deren Körper auch noch einen
Fuchs erschlugen, soll hier nicht die Rede sein. Diente
die Jagd früher neben der durchaus vorhandenen Statussymbolik
vor allem auch der Nahrungsbeschaffung, ist
dies heute eigentlich überfl üssig. Führt doch jeder gut sor-
OKTOBER 2008 | 30
tierte Supermarkt heute Wild. Meist allerdings als eiskalten
Klotz, den auch der gewöhnliche Jagdverächter, nach
gebotener Auftauphase und anschließend gesotten und
gebraten, mit reichhaltigen Sättigungsbeilagen genießerisch
verschlingt. Ob ihm wohl klar ist, dass auch dieser
Klotz einmal fröhlich auf seinen vier Beinen durch Wälder
und Auen streifte, Umschau hielt nach einem geeigneten
Partner und, sobald sich Nachwuchs einstellte, ein durchaus
kuscheliges Familienleben führte?
Die Jagd ist viel mehr als das gesellschaftliche Treiben
durchgeknallter Honoratioren, die jedem Bambi den Lauf
ihrer übergroßen Vierlingsbüchse zwischen die Augen halten
und, ohne mit der Wimper zu zucken, ihm eine Kugel in
den Kopf jagen. Begleitet von notorisch kläffenden Hunden
mit borstigem Fell, landet der Kadaver dann auf der
Ladefl äche eines möglichst großvolumigen Geländewagens
und schließlich am sogenannten Sammelplatz, dem
Friedhof der Kuscheltiere. Dort folgen dann einige blutige
Rituale, anschließend wird kräftig ins Horn gestoßen,
noch mehr getrunken und noch mehr dem Lateinischen,
siehe oben, gefrönt. So die landläufi ge Meinung. Und die
falsche.
Wer heute die Jagd freizeitmäßig ausführen möchte, muss
sich strengen Regeln und entsprechenden Prüfungen unterziehen.
Dabei lernt der Prüfl ing alles über das Leben der
Tiere, das nachhaltige Bejagen und weidgerechte Erlegen,
was natürlich eine ausführliche Waffenkunde beinhaltet.
Viel Theorie, aber auch ausgefeilte praktische Arbeit. An
diesen hohen Ansprüchen scheitern viele Prüfl inge und
die Abbrecherquote ist entsprechend hoch. Tragen doch
die zukünftigen Jäger viel Verantwortung, denn sie sollen
vor allem die Erhaltung eines artenreichen und gesunden
Wildbestandes ermöglichen. Und ein wenig Ursprünglichkeit
und Naturverständnis in unsere ach so technisierte
Welt einbringen. Dass dazu auch Geselligkeit, gewisse Rituale
und ein passender Lebensstil gehören, zeichnet ja
nicht nur die Jäger aus, sondern auch die Golfer, Angler,
Tennisspieler, Freizeitkapitäne und Pferdeliebhaber oder
was immer wir Menschen so treiben.
Michael Blum
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