Übung für Fortgeschrittene Fall 3 - Prof. Dr. Rainer Schröder
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<strong>Prof</strong>. <strong>Dr</strong>. <strong>Rainer</strong> <strong>Schröder</strong> WS 2004/05<br />
Bürgerliches Recht – <strong>Übung</strong> <strong>für</strong> <strong>Fortgeschrittene</strong><br />
<strong>Fall</strong> 3<br />
(Lösung)<br />
- vertiefend BGHZ 117, 318; 61, 63; 66, 43 –<br />
A. B U: Schadensersatz, §§ 280 I u. III, 281 I, 634 Nr. 4 BGB<br />
I. Werkvertrag zwischen B und U, § 631 BGB (+)<br />
II. Pflichtverletzung, § 280 I BGB<br />
- Mangelhaftigkeit der Dachkonstruktion,<br />
§ 633 II 2 Nr. 2 BGB (+)<br />
gemessen am gewöhnlichen Verwendungszweck<br />
und üblicher Beschaffenheit<br />
Pflicht zur mangelfreien Lieferung, § 633 I BGB<br />
- Exkulpation des Werkunternehmers U, § 280 I 2 BGB (–)<br />
III. Schadenspositionen<br />
1. Minderwert, Sanierungsaufwand - §§ 280 III, 281 BGB<br />
a) Qualifizierung als Schadensersatz statt der Leistung<br />
- Ausgleich <strong>für</strong> die nicht wie geschuldet erbrachte Leistung<br />
- wg. Bezug zur Leistung „Schadensersatz statt der<br />
Leistung“<br />
Anwendung des § 281 I 1 BGB (+)<br />
b) „unter den Voraussetzungen des § 280 I BGB“ (+) s.o.
2<br />
c) Fristsetzung zur Nacherfüllung oder Leistung,<br />
§ 281 I 1 BGB (–)<br />
- Fristsetzung gem. § 281 II Alt. 2 BGB oder<br />
gem. § 636 Alt. 3 BGB entbehrlich wg. Arglist des U <br />
- Kenntnis des U von Konstruktionsfehlern (–)<br />
- Zurechnung nach § 278 BGB (–)<br />
- § 280 I 2 BGB: Verschulden des U und dessen<br />
Mitarbeiter vermutet<br />
aber: Berufung des B auf Entbehrlichkeit der Fristsetzung<br />
wg. Arglist (Ausnahmeregel) Beweislast beim Gläubiger<br />
- BGH bejaht Arglist bei Organisationsmängeln im<br />
Unternehmen<br />
- Darlegungslast des Bestellers: gravierender Mangel an bes.<br />
wichtigen Gewerken od. augenfälliger Mangel an weniger<br />
wichtigen Bauteilen Indiz <strong>für</strong> mangelhafte Organisation<br />
hier: durch Mangel Gefährdung der Stabilität des Daches<br />
Indiz <strong>für</strong> Organisationsmängel (+), damit Arglist (+)<br />
Ergebnis: Fristsetzung entbehrlich<br />
d) Verjährung, § 214 I BGB<br />
- Ablauf der kurzen Verjährungsfrist,<br />
§ 634a I Nr. 2, II BGB (+)<br />
- Verjährungsverlängerung, §§ 634a III, 195, 199 BGB <br />
- Arglist (+) s.o.<br />
- Beginn der kenntnis- bzw. erkennbarkeitsabhängigen<br />
<strong>Dr</strong>ei-Jahres-Frist des § 199 I BGB (–)
3<br />
kenntnis- und erkennbarkeitsunabhängige Zehn-Jahres-<br />
Maximalfrist des § 199 III Nr. 1 BGB<br />
- Schaden, der im Minderwert des Daches liegt, entsteht<br />
mit Abnahme<br />
Verjährung 20 Jahre nach Abnahme des Bauwerkes (+)<br />
- gleiches gilt <strong>für</strong> Sanierungsaufwand, da Sanierungsbedarf<br />
von Anfang an bestand<br />
P Sanierungsaufwand nach Einsturz höher als vorher,<br />
vgl. unten „Weiterfresser“<br />
2. Arztkosten, Traktor<br />
a) Qualifizierung als Schaden nach § 280 I BGB<br />
§ 280 I erfasst klassische pVV-Fälle – Schäden an<br />
sonstigen Rechtsgütern als der Leistung<br />
= Mangelfolgeschäden<br />
- hier: Schäden an Körper und (sonstigem) Eigentum<br />
(Traktor) = Mangelfolgeschäden (+)<br />
b) Voraussetzungen des § 280 I BGB (+)<br />
c) Verjährung, § 214 I BGB<br />
- Ablauf der kurzen Verjährungsfrist,<br />
§ 634a I Nr.2, II BGB (+)<br />
- Verjährungsverlängerung, §§ 634a III, 195, 199 BGB <br />
- Arglist (+), s.o.<br />
- Beginn der <strong>Dr</strong>ei-Jahres-Frist §§ 195, 199 BGB (–), s.o.
4<br />
- Maximalfrist <strong>für</strong> andere als Körperschäden nach<br />
§ 199 III 1 Nr. 1 BGB bzw. § 199 III 1 Nr. 2 i.V.m.<br />
§ 199 III 2 BGB<br />
Verjährung 10 Jahre nach Entstehung des Schadens<br />
bzw. 30 Jahre ab Pflichtverletzung<br />
hier:<br />
- Ablauf der 10 Jahres Frist ab Schadensentstehung (–),<br />
da Schaden am Traktor erst mit Einsturz des Daches<br />
- Ablauf der 30 Jahres Frist ab Pflichtverletzung<br />
(= Abnahme des mangelhaften Werkes) (–)<br />
- Maximalfrist <strong>für</strong> Körperschäden nach § 199 II BGB 30<br />
Jahre ab Pflichtverletzung<br />
hier: Ablauf der 30 Jahres Frist nach Pflichtverletzung (–)<br />
3. Ergebnis: §§ 280 I u. III, 281 I, 634 Nr. 4 BGB (+) bzgl.<br />
Arztkosten und Wiederbeschaffungswert des Traktors<br />
B. B U: Schadensersatz, § 831 BGB<br />
I. Schadenszufügung durch Verrichtungsgehilfen<br />
1. Mitarbeiter des U als Verrichtungsgehilfen (+)<br />
- als Angestellte weisungsgebunden und sozial abhängig<br />
2. Schadenszufügung in Ausführung der Verrichtung (+)<br />
P deliktische Schadenszufügung i.S.d. §§ 823 ff. <br />
- Körper- und Traktorschäden (+)
5<br />
Integritätsinteresse, welches vom Deliktsrecht erfasst ist<br />
- Sanierungsaufwand nach Weiterfresserrechtsprechung<br />
(BGHZ 67, 359, 364 ff.; 86, 256; NJW 1983, 812)<br />
Stoffgleichheit (BGHZ 39, 366, 367) - § 823 I BGB (–)<br />
Stoffungleichheit § 823 I BGB (+)<br />
Mangel kann mit vertretbarem Aufwand behoben<br />
werden, ohne das eine komplette Neuleistung<br />
erforderlich ist<br />
(schwierig bei Gebäuden, vgl. BGH NJW 1981, 2248;<br />
2001, 1346)<br />
hier: beide Ergebnisse vertretbar<br />
3. Verschulden des Geschäftsherrn<br />
- bei Auswahl der Mitarbeiter (–)<br />
- bei Überwachung der Geeignetheit der Mitarbeiter (–)<br />
- bei Leitung der Ausführung der Verrichtung (+)<br />
Instruktion, Überwachung der Arbeitsstelle bzw.<br />
Organisation der Arbeiten<br />
daher Exkulpation des U (–)<br />
4. Verjährung<br />
- sh. werkvertragliche Betrachtung<br />
P Wann ist Sanierungsaufwand <strong>für</strong> ein eingestürztes Dach<br />
entstanden <br />
5. Ergebnis: § 831 BGB (+)
6<br />
C. B U: Schadensersatz, § 823 I BGB<br />
- hier wegen Organisationsverschulden des U<br />
- nur dort von Belang, wo sich Geschäftsherr <strong>für</strong><br />
Verrichtungsgehilfen exkulpieren konnte