Konsensuspapier (pdf)
Konsensuspapier (pdf)
Konsensuspapier (pdf)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
H.HALTMAYER, G.RECHBERGER, P.SKRIBOTH, A.SPRINGER, W.WERNER<br />
Substitutionsgestützte Behandlung Opioidabhängiger<br />
III. PRAKTISCHE DURCHFÜHRUNG<br />
III.1. Bedeutung und Positionierung der Substitution in der Suchtbehandlung<br />
Abhängigkeit von Opioiden ist eine Erkrankung mit unterschiedlichen, zumeist chronischen<br />
Verlaufsformen (Uchtenhagen 2000). Substitutionsbehandlung ist die „Standardbehandlung“<br />
(Fischer und Kayer 2006) bzw. „Therapie der Wahl“ (Meili et al. 2008) der<br />
Opioidabhängigkeit. Sie erfolgt in ambulanten, stationären (Krankenhäusern, Gefängnissen),<br />
zunehmend aber auch in suchtspezifischen stationären Behandlungssettings (z.B. Teilentzüge<br />
bei Abhängigkeit von mehreren Substanzen, Stabilisierung, Reduktion, Umstellungen von<br />
Substitutionsmitteln, Langzeitbehandlungen).<br />
Die Opioid-Substitution (substitutionsgestützte Behandlung) ist – unter Berücksichtigung der<br />
unterschiedlichen Verlaufsformen von Suchterkrankungen – nicht als Konkurrenz, sondern<br />
als Erweiterung zu abstinenzorientierten (abstinenzgestützten) ambulanten wie stationären<br />
Behandlungsformen zu sehen: Je nach Verlauf und Schweregrad einer Suchterkrankung,<br />
Vorerfahrungen, Motivation und sozialer Situation des Patienten können abstinenz- und<br />
substitutionsgestützte Behandlungen aufeinander folgen.<br />
Wie in der Einleitung dargestellt (siehe Kapitel I–II/„Empfehlungen“) ist ein rascher,<br />
erleichterter (niedrigschwelliger) Zugang zur Substitutionsbehandlung von besonderer<br />
Bedeutung, um grundsätzlich zur Behandlung geeignete und motivierte Patienten auch<br />
erreichen zu können. Dabei ist – entsprechend den unterschiedlichen Verlaufsformen – eine<br />
Vielfalt an unterschiedlichen Angeboten anzustreben: Substitutionsbehandlungen in<br />
allgemeinmedizinischen Ordinationen, psychiatrischen Praxen, Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrischen Einrichtungen, multiprofessionell ausgestatteten Spezialeinrichtungen<br />
mit niedrig- wie auch höherschwelligen Angeboten sowie stationären und halbstationären<br />
Spezialeinrichtungen.<br />
Der Zugang zur Substitution sollte zeitlich nicht begrenzt sein.<br />
III.2. Aspekte der Multiprofessionalität<br />
Opioid-Substitution ermöglicht in vielen Fällen die Betreuung und Behandlung einer<br />
ansonsten nur schwer erreichbaren Gruppe multimorbider Patienten. Dadurch eröffnen sich<br />
über die reine Verschreibung von Opioiden hinaus weitere Möglichkeiten in den Bereichen<br />
Diagnostik, medizinische (somatische, psychiatrische) bzw. psychotherapeutische<br />
Behandlungen, sowie psychosoziale Betreuungen. Beispielhaft erwähnt sei, dass substituierte<br />
Patienten in der Lage sind, komplexe längerfristige medizinische HIV- und/oder Hepatitis-<br />
ÖGABS 2009 13