03.01.2015 Aufrufe

Petra Gröbinger, 16 Jahre, Geb, 9.9.1994 - Wiener Bezirksblatt

Petra Gröbinger, 16 Jahre, Geb, 9.9.1994 - Wiener Bezirksblatt

Petra Gröbinger, 16 Jahre, Geb, 9.9.1994 - Wiener Bezirksblatt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

© <strong>Petra</strong> Gröbinger, <strong>16</strong> <strong>Jahre</strong><br />

„Jap, wir hatten uns seit dem Chorkonzert Sorgen um Wolferl gemacht, er war seit<br />

seiner Panne verschwunden“, antwortete Toni.<br />

„Bitte schildert mir alles wieder was ihr heute heraus gefunden oder mitbekommen<br />

habt. Ich muss alles wissen.“<br />

Sepp stampfte ein paar mal nervös mit den Füßen auf, aber Toni schilderte dem<br />

Major das ganze Konzert und wie böse der Kapellmeister, war als Wolferl das hohe<br />

C nicht getroffen hatte. Franz nickte hin und wieder bejahend. Als Toni fertig war dem<br />

Major Kropfinger alles zu schildern fragte der, ob das alles war. Toni und Franz<br />

nickten doch Sepp brach ein leises aber deutliches Nein heraus. „ Ich habe das noch<br />

niemanden erzählt weil ich nicht dachte, dass es einmal wichtig sein wird. Als ich<br />

heute im Nachmittagsunterricht auf die Toilette musste bekam ich ein Gespräch von<br />

unserem Herrn Direktor und unserem Kapellmeister mit. Sie sprachen über Wolferl<br />

und wie schlecht er in letzter Zeit geworden ist. Sein Notendurchschnitt sank und der<br />

Kapellmeister war auch immer unzufriedener mit ihm.“ Sepp schaute kurz in die<br />

Runde um klar zu machen, dass ihm niemand bös war wenn er jetzt ein Geheimnis<br />

erzählen musste. „ Sie sagten etwas von seiner Mutter, das sie im Irrenhaus sei und<br />

dass sein Vater schon lang nicht mehr leben würde. Sie meinten dass er keine<br />

Verwandten mehr hätte und dass es niemanden auffiele wenn er verschwinden<br />

würde“, gestand er.<br />

Der Major nickte und lächelte Sepp Mut zu:“ Noch etwas was du mir erzählen<br />

möchtest“ Der Junge schüttelte den Kopf.<br />

Kropfinger bedankte sich und ging wieder zu seinen Leuten um Näheres über den<br />

Tod des Jungen zu erfahren. „Gibt es schon Neuigkeiten Landl“ fragte er den<br />

obersten Kriminaltechniker. Der zwinkerte kurz und realisierte wer vor ihm stand.<br />

Seine Miene wurde kalt und er begann zu berichten:“ Also, der Junge ist nicht an der<br />

herausgeschnittenen Zunge gestorben. Er wurde offenbar mit einem Schlag auf den<br />

Kopf bewusstlos gemacht und dann an den Baum gebunden. Als er wieder zu sich<br />

kam hat man ihm die Zunge rausgeschnitten und etwas später erdrosselt.“ Der<br />

Kriminaltechniker schaute zufrieden und rückte seine Brille zurecht. Kropfinger<br />

nickte, “ wissen sie auch schon die ungefähre Todesuhrzeit“ „ Naja das kann ich<br />

noch nicht so ganz genau sagen, aber es war ungefähr zwischen sechs und sieben<br />

Uhr, abends“, sagte Landl. Kropfinger bedankte sich und suchte nun den<br />

Kapellmeister auf. Der musste hier in der Nähe sein.<br />

Er suchte den Augarten ab und schließlich fand er ihn in seinem Büro im ersten<br />

Stock der Schule. „Darf ich eintreten“, fragte der Major und ging sofort in das<br />

Zimmer. Kapellmeister Pribalak war ein klein gewachsener Mann mit schwarzem<br />

zerzaustem Haar. „Wie kann ich ihnen behilflich sein, Major Kropfinger“, fragte er in<br />

einem etwas überheblichen Ton. „Ja, wenn sie so wollen. Ich habe ein paar Fragen<br />

an sie über ihren Schüler Wolferl Tritschka. Er wurde heute Abend tot an einem<br />

Baum gefesselt gefunden. Was taten sie zwischen sechs und sieben Uhr“ „Naja ich<br />

war hier in meinem Büro. Das kann leider niemand bezeugen. Ich hatte noch etwas<br />

mit dem Chorkonzert von heute Vormittag zu tun und musste mich auch noch um<br />

andere Konzerte und Hausübungen meiner Schüler kümmern. Wie sie vielleicht<br />

wissen ist das hier die Schule der <strong>Wiener</strong> Sängerknaben.“ Beantwortete der<br />

Kapellmeister. „ Das ist mir durchaus bewusst, Mister. Aber worauf ich hinaus<br />

möchte ist das Gespräch heute Nachmittag mit dem Direktor der Schule.“ Kurz<br />

entglitt dem Kapellmeister das Gesicht doch er fasste sich sofort wieder. „Ich sprach


mit dem Direktor über den Vorfall während des Konzertes. Wolferl ist mir in letzter<br />

Zeit schon öfters unangenehm aufgefallen. Als ich ihn einmal darauf ansprach, sagte<br />

er, dass mache er mir zufleiß er wolle nicht mehr in diese Schule gehen. Ich nahm<br />

das hin, denn viele Schüler haben solche Phaßen aber die vergehen wieder. Erst<br />

heute Vormittag habe ich es dem Direktor gemeldet. Der habe gesagt dass, Wolferl<br />

Probleme zu Hause hätte. Seine Mutter sei in Steinhof, warum hat er mir nicht<br />

gesagt. Schweigepflicht. Ich habe dem Direktor gesagt, dass es nicht mehr so weiter<br />

gehen kann und dass diese Phase ungewöhnlich lange andauert. Der Direktor<br />

meinte nur der arme Bub habe keine weiteren Verwandten außer seiner Mutter. Also<br />

beschlossen wir ihm noch eine Chance zu geben und ihn individuell zu fördern.“ Als<br />

der Kapellmeister mit seinem Bericht fertig war stand er auf und ging zu Tür:“ Ich<br />

muss sie jetzt leider bitten zu gehen, denn ich habe noch eine Menge Papierkram zu<br />

erledigen.“ Kropfinger schaute ihm in die Augen und ging.<br />

Währenddessen setzten sich die drei Jungs auf eine Parkbank. Franz schnaufte:“<br />

Also das der arme Wolferl so grausam umgebracht worden ist hätt ich mir nicht<br />

gedacht. Das er sich versteckt oder so hätt ich mir vorgestellt.“ Die anderen zwei<br />

nickten. Plötzlich aber hörte Toni ein knacken hinter sich. Er drehte sich erschrocken<br />

um. Dort war aber nichts. Doch dann hörte er dasselbe noch einmal. Dann geschah<br />

alles ganz schnell, alle drei Jungs wurden von der Parkbank gerissen und in die<br />

<strong>Geb</strong>üsche gezerrt.<br />

„ Seit jetzt ganz still. Ich muss euch was über euren kleinen Freund sagen. Sein<br />

Vater hatte ein paar Schulden in Untergrundorganisationen. Er hatte sich etwas Geld<br />

ausgeliehen um seine Forschungsarbeiten finanzieren zu können. Er versprach<br />

ihnen 20 % des Gewinnes und versicherte ihnen das Geld zurück zu erstatten. Als<br />

seine Forschungen nicht voran gingen machten sie ihm gehörigen Druck. Er<br />

versuchte sich vor ihnen zu verstecken doch es gelang ihm nicht. Der arme Herr<br />

Tritscka wurde so wahnsinnig, dass er sich schließlich umbrachte.<br />

Die Mafia hatte aber noch immer ihr Geld nicht zurück, deswegen machten sie jetzt<br />

Wolferls Mutter Druck und ihr wisst wie das ausging. Also ein Tipp, mischt euch nicht<br />

in diese Sache ein, sonst seit ihr auch dran, aber bitte gebt dem Kommissar den<br />

Tipp, dass es die Mafia war. Ich würde es ja selbst tun, aber ich war bis vor kurzem<br />

auch ein Mitglied. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass sie jetzt das arme<br />

Kind in diese Sache mit hineinziehen mussten. Ich habe gesagt, dass ich da nicht<br />

mitmache und rechne damit, dass sie mich jetzt auch umbringen wollen, damit ich<br />

keine Geheimnisse weiter erzählen kann. Also bitte tut mir den Gefallen und sagt es<br />

dem Kommissar. So und jetzt geht. Wenn ihr mit mir gesehen werdet dann ereilt<br />

euch das selbe Schicksal wie eurem Freund.“<br />

Die drei Jungs taumelten aus dem <strong>Geb</strong>üsch, sagten nichts und machten sich auf die<br />

Suche nach dem Major Kropfinger.<br />

Der war damit beschäftigt seine Notizen mit einem schwarzen Kaffee ohne Zucker<br />

und Milch, zu grübeln. Mittlerweile hatte er auch den Direktor der Schule und ein paar<br />

Schüler befragt. Der Direktor hatte die Aussage des Kapellmeisters bestätigt und die<br />

Schüler wussten nichts. Ihm war klar, er musste zu Wolferls Mutter. Er wusste wie<br />

unangenehm dieser Besuch werden würde doch hier kam er nicht weiter.<br />

Eine halbe Stunde später bekam er Besuch von Wolferls Freunden Toni, Franz und<br />

Sepp. Sie erzählten ihm, dass ihnen jemand gesagt hat, dass Wolferls Vater<br />

Probleme mit der Mafia gehabt hat und dass er sich deswegen umgebracht hat.<br />

Dann hatten sie seine Mutter bearbeite und die hielt allem nicht stand und landete im<br />

Irrenhaus. Der Komissar konnte das als erstes nicht glauben doch als er sich dann


ins Irrenhaus aufmachte kam ihm das alles sehr klar vor. Diese Vorgehensweise kam<br />

der Mafia sehr ähnlich. Er musste mit der Frau Tritschka sprechen.<br />

Im Irrenhaus angekommen machte er eine unangenehme Entdeckung.<br />

Als er nach Frau Tritschka fragte sagte ihm die kleine grauhaarige Rezeptionistin sie<br />

sei vor zwei Tagen gestorben. Er fragte ob er ihr Zimmer sehen oder ihre<br />

persönlichen Sachen begutachten durfte. Man gab ihm eine Kiste mit alten Bildern<br />

eines Babys und Kleidung. Er stöberte in alten Aufzeichnungen, Krankenakten und<br />

Rezepten bis er auf zwei Briefe stieß. Der eine war von Wolferl, der schrieb:“ Liebe<br />

Mama, ich halte es keine weitere Sekunde in dieser Schule aus. Meine Lehrer<br />

werden immer unhöflicher und ich habe das Gefühl das ich beobachtet werde. ich<br />

weiß es klingt abartig aber ständig ruhen irgendwelche Augenpaare auf mir. Aber wie<br />

geht es dir meine liebe Mama Ich habe schon lange nichts mehr von dir gehört. Ich<br />

hoffe, ich kann dich in den Ferien besuchen kommen. In Liebe, dein Wolferl. Der<br />

zweite Brief war zusammengesetzt aus verschiedenen Papierschnipseln. Ein<br />

klassischer Drohbrief:“ Wenn du nicht sofort die ganze Summe an uns zurück zahlst,<br />

muss dein Sohn dran glauben.“ Er nahm die zwei Briefe und fuhr wieder zurück in<br />

das Internat. In allen Annahmen bestätigt, stieg Kropfinger wieder in sein Auto ein.<br />

Im Internat durchsuchte er als Nächstes Wolferls Zimmer. Es war ein sehr kleines<br />

und er teilte es mit Toni, Sepp und Franz. Die drei saßen auf ihren Betten als der<br />

Kommissar und der Jungenaufseher die Tür öffneten. „Meine lieben Jungs“, begann<br />

der Kommissar. „ Ich muss euch leider mitteilen, dass Wolferls Mutter sich<br />

umgebracht hat und dass ihr Recht hattet. Da ich oder besser gesagt die<br />

österreichische Polizei in diesen Fall machtlos ist. Ein letztes Anliegen hab ich noch.<br />

Könnt ihr mir Wolferls Sachen zeigen. Ich muss sie noch dursuchen, fürs Protokoll.“<br />

Sie gaben ihm Schulsachen, Noten, Gewand, ein paar Videospiele und Fotos. Er<br />

bedankte sich und ging in sein Revier.<br />

Dort sah er sich Wolferls Sachen durch. Er fand dann schließlich einen Brief von<br />

Frau Tritschka, sie schrieb:“ Mein lieber Sohn, es sind bald Ferien und mir geht es<br />

schon viel besser, also können wir uns bestimmt sehen. Ich freue mich schon sehr<br />

auf dich. Ich muss dir aber etwas erzählen. Das kann ich dir aber nicht schreiben und<br />

wir können das auch nicht am Telefon besprechen. Ich darf dieses Wochenende<br />

Besucher empfangen. Ich werde deinem Direktor ein Fax schicken, lassen dass er<br />

dich zu mir fahren lässt. Ich freue mich schon. Bis dann, Kuss.<br />

Kropfinger sah auf das Datum. Der letzte Mittwoch. Es passte alles zusammen.<br />

Samstag besuchte Wolferl seine Mutter, die ihm von den familiären Problemen<br />

erzählt. Am Tag darauf bringt sie sich um weil sie den Gedanken nicht ertragen<br />

konnte, dass ihr Sohn in die Fehler seines Vaters hineingezogen wird. Und wieder<br />

einen Tag darauf muss der kleine Wolferl dran glauben, weil die Mafia noch nichts<br />

von Frau Tritschkas Selbstmord erfahren hatte.<br />

Kropfinger konnte nicht glauben wie schnell man eine Familie zerstören konnte. Er<br />

würde gerne wissen was Herr Tritschka erforscht hatte. Es muss so wichtig sein,<br />

dass er seinen Sohn und seine Frau dafür geopfert hatte. Ein besonders religiöser<br />

Mensch würde jetzt sagen, der liebe Gott würde sie ihm Himmel wieder alle glücklich<br />

zusammen bringen. Aber Kropfinger glaubte nicht an so etwas. Er nahm alle<br />

Beweisstücke und legte sie in eine Kiste, schrieb seinen Bericht und schloss die<br />

Kiste. Anschließend stellte er sie in das Regal mit den anderen ungelösten Fällen. Er<br />

löscht das Licht seines Büros, schloss die Tür und fuhr zu seiner geliebten Familie<br />

nach Hause.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!