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© Philipp Hugger - Wiener Bezirksblatt

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© <strong>Philipp</strong> <strong>Hugger</strong>, 11 Jahre<br />

„Ja, wir haben ihn gefunden“, sagte Toni leise, der immer noch nicht fassen konnte,<br />

was passiert war. „Wann war das“, fragte Major Kropfinger. „Anfang der<br />

Dämmerung“, sagte Sepp, „so um sieben.“ „Hatte Wolfgang irgendwelche Feinde“<br />

Die drei Freunde überlegten kurz. „Ich glaube nicht.“, antwortete Sepp.<br />

Als die drei sich in ihrem Zimmer trafen, meinte Franz: „Habt ihr eine Ahnung, wer es<br />

gewesen sein könnte“ „Glaubt ihr, es war Selbstmord Vor drei Wochen ist ja seine<br />

Mutter bei einem Autounfall ums Leben gekommen. „Sepp blickte seine Freunde<br />

fragend an. „Sicher nicht“, antwortete Toni, „Erstens, welcher Trottel schneidet sich<br />

selbst die Zunge heraus Zweitens, er kann sich ja nicht selbst an den Baum<br />

fesseln.“<br />

„Schaut mal, was gerade unter der Tür durchkam.“ Franz zeigte seinen Freunden<br />

einen Zettel, auf dem stand: „Ich glaube, ich weiß, wer Wolfgang abgemurkst hat. Ich<br />

treffe euch um 23 Uhr bei der alten Eiche.“<br />

Die alte Eiche befand sich in der Nordseite des Gartens, während Wolferl im<br />

West‐Teil des Gartens ermordet wurde. Zehn Minuten vor 23 Uhr schlichen sich<br />

Franz, Sepp und Toni aus dem Haus. Sie mussten vorsichtig sein, denn sie hatten<br />

Ausgangssperre. Sie gingen die Treppen hinunter, auf denen schöne und teure<br />

asiatische Teppiche lagen. Sie gingen am Bild des Hl. Jakobus vorbei, der<br />

Schutzpatron des Hauses war. Dann drückten die Drei die großen Torflügel aus<br />

Teakholz auf.<br />

Als sie kurz nach elf bei der Eiche ankamen, bekamen sie einen Schock. Karl, der<br />

auch ein Sängerknabe war, wurde an den Baum gefesselt. Wie der Assistent eines<br />

Messerwerfers war Karl von Messern umgeben, die rund um ihn im Baum steckten.<br />

Das Schlimmste war, dass Karls Kopf ihm zu Füßen lag. Sepp, der leicht aus der<br />

Ruhe zu bringen war, wurde bleich und fiel in Ohnmacht.<br />

Ein zweites Mal wurde Major Kropfinger zum Heim der Sängerknaben gerufen.<br />

Nachdem Toni, Sepp und Franz zum zweiten Mord befragt wurden, trafen sie sich in<br />

ihrem Zimmer. Zuerst sagten sie gar nichts. „Was glaubt ihr, wollte Karl uns sagen“,<br />

fragte Toni. „Also wenn ihr mich fragt“ meinte Franz, „hat Karl die Nachricht gar nicht<br />

geschrieben. Ich glaubʼ, irgendwer wollte uns zu ihm locken. Ihr habt ja gesehʼn, wie<br />

komisch uns der Major angeschaut hat.“ Sepp mischte sich ein: „Stimmt, ich glaube,<br />

er denkt wir hätten damit etwas zu tun.“<br />

Am nächsten Tag bei der Probe herrschte bedrückte Stimmung. Die Sängerknaben<br />

standen in ihren blauen, mit Gold verzierten Fransen und sangen die Zauberflöte von<br />

Wolfgang Amadeus Mozart. Aber es klappte nicht so ganz. Kurz darauf brach<br />

Kapellmeister Pribalak die Probe ab. Die Kinder wurden wieder in die Zimmer<br />

geschickt.<br />

Es waren schöne Zimmer. In jedem Platz für vier Personen. Franz, Sepp und Toni<br />

waren nur noch zu dritt in ihrem Zimmer, denn Wolfgang hatte ja keines mehr nötig.<br />

In jedem Zimmer standen zwei Stockbetten und ein großer Schrank aus Eiche. Auf


der Blumentapete hing ein Spiegel. Nun setzten sich die drei Freunde auf den<br />

Flokatiboden und sahen fern. Gerade als Naruto Shippuden anfing, klopfte es an der<br />

Tür. Es war Markus, der Bruder von Wolfgang. „Ich wollte euch etwas sagen, nämlich<br />

vor kurzem ist ja Mutter gestorben, und Mama hatte mich, Wolfgang und Karl als<br />

Erben bestimmt. Niemand weiß, warum Karl auch etwas bekommt, aber es ist halt<br />

so. Und Mamas neuer Freund bekommt auch ein wenig.“<br />

„Moment mal“, sagte Sepp, „vielleicht hat der Freund von deiner Mama ja Wolfgang<br />

und Karl umgebracht. Wenn er dich auch noch umbringt, ist er der Alleinerbe.“<br />

Kurz darauf hatte Major Kropfinger eine Hausdurchsuchung angeordnet, nachdem<br />

die vier Jungen ihm die Geschichte erzählt hatten.<br />

Nach der Hausdurchsuchung hatte der Major keine guten Nachrichten. Man hatte<br />

zwar im Haus von Till Proder, dem Freund von Karls Mama, die Zunge von Wolfgang<br />

gefunden, aber damit konnte man nichts beweisen, denn diese hätte man ihm<br />

unterschieben können. Leise schlich der Schatten durch das Palais des Heims der<br />

S.ngerknaben. Er schlich in ein Zimmer. Vor ihm stand das Bett von Markus. Sein<br />

Gesicht lag im Dunkeln, aber er trug seinen Auto‐Pyjama. Er ließ das Messer<br />

niedersausen. Da gingen Lichter an und Polizisten luden ihre Waffen und richteten<br />

sie auf Till Proder. Aus dem Hintergrund trat Markus. Franz hatte sich Markus<br />

Pyjama angezogen und sich in dessen Bett gelegt, in der Hoffnung, der Mörder<br />

werde, bevor er zustechen kann, verhaftet.<br />

Nun war Franz erstochen – mit einem Messer, das genauso aussah wie die, die um<br />

Karl im Baum steckten. Proder wollte sich wehren, aber als er mit seinem Messer<br />

einen Polizisten attackieren wollte, schoss ihm dieser mit einem Schuss in den Fuß.<br />

Schreiend fiel Till Proder zu Boden. Brüllend schlug Till um sich, doch das nuẗzte ihm<br />

nichts mehr. Alle Anwesenden waren einen Schritt zurückgewichen. Jetzt stürzten<br />

sich drei Polizisten auf den Verletzten und fesselten ihn mit einem neuen, silbrig<br />

glänzenden Paar Handschellen die Hände hinterm Rücken. Sepp und Toni stiegen<br />

aus ihren Betten und brachten Major Kropfinger das blutverschmierte Messer.<br />

Drei Wochen später war alles vor Gericht geregelt worden. Till Proder war zu<br />

lebenslanger Haft in einer Einzelzelle verurteilt worden. Markus bekam als Alleinerbe<br />

53.000 €. Markus, Toni und Sepp bleiben als einzige zu dritt in einem Zimmer. Das<br />

leere Bett war immer frisch gemacht als Erinnerung an Wolfgang, Karl und Franz. Als<br />

die Sängerknaben zehn Tage später die Zauberflöte in der Oper sangen, feierten sie<br />

einen großen Erfolg.<br />

Ende

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