schmitzkatze - Schmitz Buch
schmitzkatze - Schmitz Buch
schmitzkatze - Schmitz Buch
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Zum Ende des Jahres gibt es einen leckeren<br />
Schmaus: Wir bieten diverse kleine Vorspeisen, von<br />
denen einige sogar zweigängig sind. Außerdem<br />
gibt es zahlreiche Aperitifs aus Gedichten, Kurzcartoons<br />
und Schokolade, woraufhin man zwischen<br />
einigen Hauptgängen wählen kann. Darunter<br />
befinden sich dicke Schinken, bittersüße Familiengeschichten<br />
und ländliche Beilagen. Gerne können<br />
Sie zur Abrundung noch eine luftige Lebenserzählung<br />
oder ihr schwereres Gegenstück zu sich<br />
nehmen. Jedenfalls sind wir überzeugt, dass keiner<br />
hungrig nach Hause gehen muss. Guten Appetit!<br />
34 <strong>schmitzkatze</strong> 12<br />
Timothée de Fombelle<br />
Tobie Lolness:<br />
Ein Leben in der Schwebe<br />
dtv, 11,95 Euro<br />
Es war eine rein zufällige Entdeckung:<br />
Eine Geschichte, die<br />
ungewohnt klang und neugierig<br />
machte. Und was soll ich sagen? Es<br />
lohnt sich!<br />
Tobie Lolness, dreizehn Jahre alt,<br />
lebt als millimeterkleiner Winzling<br />
in den Ästen einer Eiche. Nachdem<br />
sein Vater eine Erfindung für sich<br />
behält, wird die Familie geächtet und<br />
verbannt. Jo Mitch, ein finsterer<br />
Geldsack, spürt sie auf und sperrt<br />
sie ein, um ihnen die Erfindung abzutrotzen.<br />
Nur Tobie kann fliehen.<br />
Auf der Flucht versucht er nun,<br />
seine Eltern zu befreien und findet<br />
seine große Liebe.<br />
Die Geschichte ist in schöner<br />
Sprache erzählt und überrascht mit<br />
liebevollen Ideen. Sowohl der Schauplatz<br />
als auch viele Figuren beleben<br />
das Ganze mit einem besonderen<br />
Charme; viele Zeichnungen bringen<br />
den letzten Schliff. Die Ereignisse<br />
erstrecken sich über zwei Bücher,<br />
wobei ich das Lesen in einem Rutsch<br />
empfehle. Erst gemeinsam sind sie<br />
nicht nur lohnend, sondern toll.<br />
Ab 12.<br />
Alles ganz einfach + Nichts leichter<br />
als das<br />
Coppenrath Verlag, 12,95 Euro<br />
Bereits vor einigen Monaten<br />
brachte der Coppenrath Verlag zwei<br />
»baugleiche« Sachbücher heraus, die<br />
beide je ein Gebiet des Allgemeinwissens<br />
abdeckten. Kaum, dass ich<br />
sie entdeckte, schnappte ich sie mir<br />
und war restlos begeistert. In edlem<br />
Rahmen werden jeweils 50 Theorien<br />
auf eigenen Doppelseiten zusammengefasst,<br />
einmal philosophische<br />
und einmal naturwissenschaftliche.<br />
Sowohl die Gestaltung und Aufarbeitung<br />
der Themen als auch die<br />
zugängliche Art der Texte machen<br />
wirklich Lust darauf, sich in die Materie<br />
einzulesen. So erfährt man auf<br />
bekömmliche, jedoch niemals platte<br />
Weise von Schrödingers Katze, Epikurs<br />
Rätsel, der Gaia-Hypothese und<br />
dem Placeboeffekt. Zwar vermögen<br />
die Abrisse in den Büchern natürlich<br />
kein ausführliches Studium<br />
ersetzen, doch für einen Überblick<br />
oder als Appetitanreger taugen sie<br />
allemal.<br />
Kaffee und Schokolade<br />
Verlag Zabert & Sandmann, 9,95 Euro<br />
Schokolade ist anerkanntermaßen<br />
ein Grundnahrungsmittel. Vielleicht<br />
gar das wichtigste von allen. Und<br />
genau dieser Tatsache zollt dieser<br />
Großband Tribut. Auf beinahe 280<br />
Seiten tummeln sich weit über<br />
100 Rezepte rund um das dunkle<br />
Wunder. Und es geht hier nicht nur<br />
um Kuchenrezepte (obwohl allein<br />
schon die Fotos dazu satt machen),<br />
sondern auch um Plätzchen,<br />
Muffins, Konfekt, Waffeln, Mousse<br />
au chocolat, Nusskaffee und vieles<br />
mehr. Alles, wozu man Schokolade<br />
mischen kann, ist hier vertreten.<br />
Detailliert beschrieben, mit Tipps<br />
und Anregungen versehen und auf<br />
hervorragenden Fotos in Szene<br />
gesetzt ist jedes Rezept eine kleine<br />
Liebeserklärung an die Schokolade.<br />
Vor allem ist der Preis absolut<br />
überzeugend. Mein leckerstes <strong>Buch</strong><br />
dieses Jahr.<br />
Simon Tofield<br />
Simons Katze: Der Zaunkönig<br />
Goldmann Verlag, 12,– Euro<br />
Alle kannten sie, nur ich nicht, doch<br />
ich konnte ihr nicht entkommen.<br />
Die Rede ist von Simons Katze. Die<br />
ist nämlich ein kleiner Kult. Millionen<br />
Liebhaber im Netz, Fanartikel<br />
und äußerst erfolgreiche <strong>Buch</strong>verkäufe.<br />
Die Videos sind ein Reigen an<br />
witzigen Einfällen zum Verhalten<br />
von Katzen. Simons erstes <strong>Buch</strong> war<br />
ein wildes Potpourri aus Zeichnungen<br />
und Kurzcartoons, welche<br />
die gleiche Thematik haben wie die<br />
Filme - teils vergnüglich übertrieben,<br />
teils verdammt gut beobachtet,<br />
aber immer mit augenzwinkerndem<br />
Charme. Der zweite <strong>Buch</strong>ableger<br />
knüpft da an, wo der erste aufhörte,<br />
und bleibt auf konstantem Niveau.<br />
Es macht einfach Spaß, Simons Katze<br />
dabei zu begleiten, wenn sie sich<br />
zum Beispiel mit einem Nachbarskater<br />
anlegt. Selbst wenn man keinen<br />
Stubentiger sein Eigen nennt, kann<br />
man mitlachen und darüber staunen,<br />
wie gut manche Situationen<br />
getroffen sind. Katzenliebhaber<br />
müssen dieses <strong>Buch</strong> ohnehin haben.<br />
J.R.R. Tolkien<br />
Die Legende von Sigurn<br />
und Gudrún<br />
Klett-Cotta Verlag, 24,90 Euro<br />
Der Name J.R.R. Tolkien ist wohl<br />
den meisten Lesern ein Begriff. Nun<br />
wurde aber in seinem Nachlass eine<br />
Arbeit von ihm entdeckt, die anders<br />
ist als sein Hauptwerk: eine komplette<br />
Neudichtung der Edda, also<br />
der Wölflungen- und Niflungen-/<br />
Nibelungensage. Das Interessante<br />
an der Edda ist, dass wahrscheinlich<br />
nur wenige sie tatsächlich gelesen<br />
haben, aber viele Aspekte daraus<br />
unheimlich bekannt sind: Die<br />
Hauptthemen sind wie in heutigen<br />
Geschichten Hass, Liebe, Intrige<br />
und Rache. Wirklich beeindruckend<br />
sind hierbei allerdings die Kraft der<br />
Sprache und die perfekte Einhaltung<br />
des Original-Versmaßes. Sowohl<br />
die englische Originalfassung als<br />
auch die daneben gestellte deutsche<br />
Übersetzung bieten lyrischen<br />
Genuss vom Feinsten. Ich muss<br />
nur betonen, dass dieses <strong>Buch</strong> mit<br />
seinen zwei Sprachfassungen, den<br />
ausführlichen Vorworten und dem<br />
Kommentar Zeit und Muße erfordert.<br />
Ich hatte beides, und somit viel<br />
Freude beim Lesen.<br />
Josh Weil<br />
Herdentiere<br />
Dumont Verlag, 16,95 Euro<br />
Manchmal überrascht einen beim<br />
Lesen die Stille mehr als alles<br />
Andere. So war es beispielsweise<br />
bei »Winter in Maine«, und so ist es<br />
auch bei »Herdentiere«. Im Grunde<br />
geht es um die Tage im Leben des<br />
Osby Caudill nach dem Tod seines<br />
Vaters. Alles ist auf einmal anders:<br />
Der gemeinsame Hof wirkt leer, die<br />
tägliche Arbeit fühlt sich fremd an<br />
und die Einsamkeit kriecht durch die<br />
Ritzen der Wände. Osby versucht,<br />
seinen Platz zu finden und wieder an<br />
sein altes Leben anzuknüpfen. Viel<br />
geschieht nicht auf den knapp 120<br />
Seiten des <strong>Buch</strong>es, und das muss es<br />
auch nicht. Es ist die präzise und<br />
behutsame Erzählweise, sowie die<br />
aus der Novelle wehende Kargheit<br />
des ländlichen Lebens, die »Herdentiere«<br />
ausmacht. Bisweilen bedarf es<br />
nicht vieler Worte, um viel zu sagen.<br />
Manchmal überrascht einen die<br />
Stille mehr als alles Andere.