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schmitzkatze - Schmitz Buch

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Pflichtveranstaltung<br />

48 <strong>schmitzkatze</strong> 12<br />

Es ist einige Monate her. Meine Mitarbeiterin Mirjam Hillmann macht mich auf einen<br />

Mann aufmerksam, den ich eigentlich längst kennen müsste: Jan-Uwe Rogge. Der 63jährige<br />

ist Pädagoge und Autor mehrerer Bücher, die eine Gesamtauflage von einigen Millionen<br />

Exemplaren erreicht haben. In Kamen sei eine Veranstaltung mit Herrn Rogge und<br />

dort könne man doch einmal prüfen, ob es sich lohne könnte, diesen Schriftsteller für eine<br />

Veranstaltung in Essen zu gewinnen. Ich kann mich noch gut erinnern, was ich damals<br />

dachte: Kamen? Pädagogik? Vortrag? Wer will denn da hin? Wen interessiert das? Aber<br />

gut, wenn sie es unbedingt möchte, komme ich eben mit. Betrachte ich es als eine Art<br />

Pflichtveranstaltung.<br />

In Kamen dann die erste Überraschung. Die Veranstalter hatten die Stadthalle angemietet.<br />

Es kam aber noch dicker, diese platzte mit über 700 Gästen aus allen Nähten, neunzig Prozent<br />

davon sind Frauen. Ist Erziehung immer noch nur Frauensache, denke ich? Wieso lassen sich<br />

nur wenige Männer motivieren? Um kurz nach Acht betrat ein unscheinbarer Mann die Bühne,<br />

Hemd, blaue Jeans, schütteres Haar. Er schob sich seine Brille auf die Nase, schaute sich um<br />

und sagte erst einmal nichts. Was danach kam, ist mit nichts zu vergleichen, was ich bisher<br />

an Vortragskünsten erlebt habe. Zettel und Bleistift hätten die Zuhörerinnen getrost stecken<br />

lassen können.<br />

»Ich bin immer gerne etwas eher hier im Raum und beobachte die Leute, die hereinkommen.«<br />

beginnt Jan-Uwe Rogge fast zaghaft. »Dann gehe ich in mich und überlege, ob ich bei diesen<br />

Leuten Kind sein möchte. Eine Antwort gebe ich mir schnell und sie ist immer eindeutig: NEIN!<br />

Auf gar keinen Fall. Das würde ich nicht aushalten.«<br />

Seine Gäste stehen jetzt nicht etwa auf und verlassen unter Protest den Saal – nein, sie schlagen<br />

sich auf die Schenkel und lachen. Das wird sich in den nächsten eineinhalb Stunden nicht<br />

ändern. Jan Uwe Rogge hält uns einen Spiegel vor, erklärt, was in der Erziehung heranwachsender<br />

Kinder – sagen wir mal – suboptimal läuft und wir sitzen da und schütteln uns vor Lachen.<br />

Wochen später treffe ich Jan-Uwe Rogge in einem Dorstener Hotel wenig vorbereitet zu<br />

einem Interview.

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