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Geschlechter-Vorurteile in Partnerschaft und Familie - IBP Institut

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Dar<strong>in</strong> liegt das Heimtückische, Geme<strong>in</strong>e von <strong>Geschlechter</strong>vorurteilen für e<strong>in</strong>e <strong>Partnerschaft</strong>: Der<br />

kle<strong>in</strong>e Anteil am Verhalten des Partners, der dem Vorurteil entspricht, wird durch die selektive Brille<br />

stark vergrössert wahrgenommen <strong>und</strong> bestimmt zunehmend den Gesamte<strong>in</strong>druck vom Partner. Bis<br />

zum Moment, <strong>in</strong> dem die «Erkenntnis» aufblitzt: «Hab ich es doch geahnt, sie / er ist eben doch nicht<br />

anders als alle Frauen/Männer». Meist kommt dann e<strong>in</strong> tiefes Gefühl von Betrogense<strong>in</strong> auf, wenn die<br />

Illusion zerplatzt, der andere sei e<strong>in</strong>e andere, bessere Sorte Mann / Frau. Dieser Moment der<br />

Ernüchterung ist von Partnern oft ganz genau benennbar. Wenn jetzt das der Illusion<br />

zugr<strong>und</strong>eliegende <strong>Geschlechter</strong>vorurteil nicht erkannt wird, kann die emotionale Gr<strong>und</strong>lage der<br />

Beziehung zerbrechen. Umgekehrt kann im guten Fall die Desillusionierung zum Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er<br />

vorurteilsfreieren Wahrnehmung der Partner<strong>in</strong> / des Partners werden <strong>und</strong> tiefes, anhaltendes<br />

Vertrauen sich entwickeln.<br />

Die eben geschilderte verhängnisvolle Entwicklung tritt besonders rasch <strong>und</strong> heftig e<strong>in</strong>, wenn es <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Beziehung tatsächlich zu e<strong>in</strong>er emotionalen Verletzung, e<strong>in</strong>em Vertrauensbruch kommt,<br />

beispielsweise <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Aussenbeziehung. Dann explodieren die <strong>Geschlechter</strong>vorurteile<br />

förmlich, übernehmen die Regie vollständig <strong>und</strong> sabotieren fruchtbare Kommunikation nachhaltig.<br />

Nun ist jede Interaktion zwischen den Partnern von den <strong>Vorurteile</strong>n durchtränkt <strong>und</strong> es wird ohne Hilfe<br />

von aussen sehr schwer se<strong>in</strong>, die Beziehung zu retten, das Vertrauen wieder aufzubauen.<br />

In analoger Weise wirken <strong>Geschlechter</strong>vorurteile <strong>in</strong> der <strong>Familie</strong>. Väter <strong>und</strong> Mütter mit<br />

<strong>Geschlechter</strong>vorurteilen nehmen e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d dieses Geschlechtes verzerrt war, machen es vielleicht zum<br />

regelmässigen Sündenbock, trauen ihm nichts zu, werten es subtil bis offensichtlich ab, können es<br />

nicht optimal <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Entwicklung unterstützen. Insbesondere wird die Unterstützung der<br />

psychosexuellen Entwicklung dieses K<strong>in</strong>des mangelhaft se<strong>in</strong>, allenfalls sogar zur Schädigung des<br />

K<strong>in</strong>des werden. Es kann an dieser Stelle nur angedeutet werden, wie viel Schmerz K<strong>in</strong>der erleiden,<br />

wie sehr die Entwicklung ihres Selbstwertempf<strong>in</strong>dens untergraben wird, wie viel Vertrauen zwischen<br />

K<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> Eltern zerstört wird, aufgr<strong>und</strong> von <strong>Geschlechter</strong>vorurteilen, die über die Eltern auf die<br />

K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>wirken. Dass dies meist ohne Bewusstheit oder Absicht passiert, macht es für die K<strong>in</strong>der<br />

nicht wirklich besser. Schon fast tragisch wirkt es, dass diese K<strong>in</strong>der die <strong>Geschlechter</strong>vorurteile mit<br />

grosser Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit übernehmen <strong>und</strong> an ihre K<strong>in</strong>der weitergeben werden.<br />

Die Therapie von <strong>Geschlechter</strong>-<strong>Vorurteile</strong>n<br />

Die erfolgreiche Therapie von <strong>Geschlechter</strong>vorurteilen bezweckt die Deaktivierung <strong>und</strong> Korrektur<br />

derselben. Das Ziel dieses Prozesses besteht dar<strong>in</strong>, se<strong>in</strong> Gegenüber frei von <strong>Geschlechter</strong>vorurteilen<br />

als den Menschen zu erfahren, der er / sie wirklich ist. Besonders günstig ist es, wenn Erwachsene<br />

ihre <strong>Geschlechter</strong>vorurteile therapeutisch bearbeiten, bevor sie K<strong>in</strong>der haben. Damit unterbrechen sie<br />

die Weitergabe an die nächste Generation.<br />

<strong>Vorurteile</strong> verlieren ihren Bann, ihre Destruktivität, wenn sie erkannt, benannt <strong>und</strong> anerkannt werden.<br />

Eigene <strong>Geschlechter</strong>vorurteile zu erkennen ist allerd<strong>in</strong>gs nicht e<strong>in</strong>fach. Noch weniger, sie<br />

e<strong>in</strong>zugestehen. Um die meist tief unbewussten <strong>Geschlechter</strong>vorurteile ans Licht zu br<strong>in</strong>gen, braucht<br />

es <strong>in</strong> der Regel die Unterstützung e<strong>in</strong>er geschulten Fachperson. Spezielle Übungen der Integrativen<br />

Körperpsychotherapie <strong>IBP</strong> s<strong>in</strong>d dabei sehr hilfreich.<br />

In Paarbeziehungen ist es zentral wichtig, dem Partner gegenüber se<strong>in</strong> <strong>Geschlechter</strong>vorurteil im<br />

konkreten Fall explizite anzuerkennen. Interessanterweise reicht es erfahrungsgemäss nicht aus, das<br />

Vorurteil nur gedanklich für sich im Stillen anzuerkennen. Auf körperlicher Ebene läuft es immer noch<br />

<strong>IBP</strong> <strong>Institut</strong> | <strong>Geschlechter</strong>-<strong>Vorurteile</strong> <strong>in</strong> <strong>Partnerschaft</strong> <strong>und</strong> <strong>Familie</strong><br />

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