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Das Jahr 2004 - Rechenschaftsbericht - Amnesty International

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KAMPAGNE ■<br />

Usbekistan Kämpferinnen gegen die Todesstrafe auf Deutschland-Besuch<br />

Nach wie vor ergehen Todesurteile in Usbekistan<br />

in einem korrupten Strafrechtssystem,<br />

dessen Gerichte Foltervorwürfen<br />

nicht nachgehen. Weder die Verurteilten<br />

noch deren Anwälte und Angehörige<br />

werden über Ort und Zeitpunkt der Hinrichtung<br />

informiert.<br />

So erging es auch Tamara Tschikunowa,<br />

Gründerin der Organisation „Mütter gegen<br />

Todesstrafe und Folter“ und Preisträgerin<br />

des <strong>International</strong>en Nürnberger<br />

Menschenrechtspreises 2005. Ihr Sohn Dimitri<br />

wurde 1999 des Mordes angeklagt,<br />

zum Tode verurteilt und sechs Monate<br />

später, am 10. Juli 2000, heimlich hingerichtet.<br />

Tamara Tschikunowa erfuhr nicht<br />

einmal, wo man ihren Sohn begraben hat.<br />

Seitdem kämpft sie für Familien, die sich<br />

in einer ähnlichen Situation befinden.<br />

Auch Dilobar Chudoberganowa engagiert<br />

sich ehrenamtlich bei „Mütter gegen<br />

Todesstrafe und Folter“, seit ihr Bruder<br />

Iskandar am 5. Februar 2002 unter „Terrorismusverdacht“<br />

festgenommen und<br />

gefoltert wurde. Seine Familie erfuhr erst<br />

anderthalb Monate später von seiner Inhaftierung.<br />

Am 28. November 2002<br />

wurde Iskandar Chudoberganowa zum<br />

Tode verurteilt und muss seitdem täglich<br />

mit der Vollstreckung des Urteils rechnen.<br />

Auf Einladung von amnesty international<br />

besuchten die beiden Todesstrafen-<br />

Gegnerinnen Anfang November <strong>2004</strong><br />

Deutschland, um von ihrem engagierten<br />

Kampf zu berichten. Seit dieser Vortragsreise<br />

haben sie vermehrt Drohungen vom<br />

usbekischen Geheimdienst und der Staatsanwaltschaft<br />

erhalten.<br />

■<br />

Sudan ai erhielt Zugang zur Krisenregion Darfur<br />

Eine hochrangige Delegation unter Leitung<br />

der internationalen Generalsekretärin<br />

von ai, Irene Khan, reiste vom 14. bis<br />

21. September in den Sudan. Die Delegation,<br />

darunter Annette Weber von der<br />

deutschen Sektion, sprach mit sudanesischen<br />

Regierungsvertretern und Nichtregierungsorganisationen.<br />

ai war die erste<br />

Menschenrechtsorganisation, die das<br />

Land nach Ausbruch der Darfur-Krise<br />

offiziell bereisen durfte.<br />

Bereits im Juli <strong>2004</strong> hatte ai den Bericht<br />

„Sudan, Darfur: Rape as a weapon of<br />

war“ veröffentlicht. Er dokumentierte die<br />

Ergebnisse einer Ermittlungsreise im Mai<br />

<strong>2004</strong>. Hunderte Überlebende, Zeuginnen<br />

und Zeugen von sexueller Gewalt wurden<br />

befragt, die Namen von 250 Frauen, die<br />

im Zusammenhang mit dem Konflikt Vergewaltigungen<br />

erlitten, aufgeführt und<br />

einige Fälle exemplarisch dokumentiert.<br />

Zeugnisse, die ohne jeden Zweifel belegten,<br />

dass Vergewaltigung und andere Formen<br />

sexueller Gewalt in der Krisenregion<br />

in großem Umfang stattfanden.<br />

Es wurde deutlich, dass die schwerwiegenden<br />

Menschenrechtsverletzungen an<br />

Frauen bewusst als Kriegswaffe eingesetzt<br />

wurden, um die betroffenen Frauen,<br />

ihre Familien und Gemeinschaften zu demütigen,<br />

zu bestrafen, zu vertreiben und<br />

Angst unter ihnen zu verbreiten. Der Bericht<br />

untersuchte nicht nur die unmittelbaren<br />

Konsequenzen für die überlebenden<br />

Frauen, sondern auch langfristige<br />

Auswirkungen: Die Betroffenen werden<br />

stigmatisiert und geächtet, was sie häufig<br />

in weitere gesundheitliche Gefahr und<br />

schwere wirtschaftliche und soziale Not<br />

bringt.<br />

Nach zahlreichen Gesprächen mit Opfern<br />

von Übergriffen der Janjawid-Milizen,<br />

führenden Regierungsmitgliedern, Mitarbeitern<br />

von Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen<br />

und Besuchen vieler zerstörter<br />

Dörfer zog die ai-Delegation eine erschreckende<br />

Bilanz: <strong>Das</strong> Leben und der<br />

Lebensraum Hunderttausender in Darfur<br />

ist zerstört. Nach ihrer Rückkehr berichtete<br />

Irene Khan, dass viele Regierungsmitglieder<br />

die Verantwortung für die begangenen<br />

Menschenrechtsverletzungen und<br />

die Verletzung internationaler Menschenrechtsstandards<br />

immer noch leugnen. Die<br />

Reitermilizen morden, vergewaltigen und<br />

brandschatzen weiter. Der Flüchtlingsstrom<br />

reißt nicht ab.<br />

Nach der Sudan-Mission forderte ai umso<br />

dringlicher die Entwaffnung der Janjawid-<br />

Milizen, die Einrichtung einer internationa-<br />

Foto: ap<br />

len Untersuchungskommission und die<br />

Bestrafung der Täter. Darfur muss auf der<br />

Agenda der internationalen Gemeinschaft<br />

bleiben, bis es den Menschen dort möglich<br />

ist, in Freiheit und Sicherheit zu leben.<br />

Dazu ist auch eine massive Aufstockung<br />

der internationalen Beobachter notwendig.<br />

■<br />

Sudanesische Frauen in einem Flüchtlingslager in Dafur.<br />

LT GEGEN FRAUEN VERHINDERN<br />

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