AGS 15: Beitrag Stadtbüro (Expertise für MBV NRW (2007))
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Mobilisierung privater Eigentümer<br />
von Wohnimmobilien für den Stadterneuerungsprozess<br />
www.nrw.de
2<br />
Impressum<br />
Mobilisierung privater Eigentümer von Wohnimmobilien für den Stadterneuerungsprozess<br />
Auftraggeber:<br />
Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
Bearbeitung:<br />
Planungsgruppe STADTBÜRO<br />
Stadtplanung • Stadtforschung • Projektentwicklung • Beratung<br />
www.stadtbuero.com • info@stadtbuero.com<br />
Dipl.-Ing. Carsten Schäfer, Stadtplaner AKNW<br />
Dipl.-Ing. Antonia Schulitz, Raumplanerin<br />
Dipl.-Ing. Natalie Roemert, Raumplanerin<br />
in Kooperation mit<br />
C4C creative GmbH<br />
www.c4c.com • info@c4c.com<br />
Dipl.-Psych. Uwe Jung, Marketing- und Kommunikationsmanager<br />
Dipl. Kauffrau Andrea Sachs<br />
Wir danken den Vertretern des Ministeriums für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />
der Innovationsagentur Stadtumbau <strong>NRW</strong>, den Vertretern der beteiligten Beispielstädte und den lokalen<br />
Akteuren für ihr Interesse, ihre engagierte Diskussion und ihre konstruktive Mitarbeit und Unterstützung.<br />
Dortmund/Gelsenkirchen, Dezember <strong>2007</strong><br />
Eine Vorbemerkung zum Sprachgebrauch:<br />
Die deutsche Sprache bietet keine flüssigen Begriffe, die den weiblichen und männlichen Akteuren gleichermaßen<br />
gerecht wird. Entweder wird der Text langatmig oder die Lesbarkeit leidet darunter. Um die<br />
ohnehin vielschichtige Materie nicht noch unnötig zu belasten, passt sich dieses Konzept dem gängigen<br />
Sprachgebrauch an. Wenn vom Bürger oder Verwaltungsmitarbeiter die Rede ist, so schließt dies die Bürgerin<br />
oder die Mitarbeiterin ebenso ein. Die weiblichen Beteiligten und Betroffenen werden um Verständnis<br />
gebeten.
3<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung ...................................................................................................................................................................Seite 4<br />
1. 1. Die Bedeutung privater Eigentümer für die Stadterneuerung ..................................................Seite 5<br />
1.2. Andere Wege einer Erfolg versprechenden Mobilisierung privater Eigentümer ....................Seite 5<br />
1. 3. Aufbau und Anwendung des vorliegenden Berichts ....................................................................Seite 8<br />
2. Grundlagen der mobilisierenden Kommunikation ...................................................................................... Seite 10<br />
3. Zielgruppen der Kommunikation ..................................................................................................................... Seite 16<br />
3. 1. Kernzielgruppe Eigentümer ............................................................................................................ Seite 16<br />
3. 2. Weitere Zielgruppen und Multiplikatoren ................................................................................... Seite 24<br />
4. Prozessgestaltung ................................................................................................................................................ Seite 28<br />
4. 1. Phasen der Mobilisierung ................................................................................................................. Seite 28<br />
4. 2. Erfolgsfaktoren der Mobilisierung ................................................................................................. Seite 33<br />
5. Maßnahmen einer Mobilisierungskampagne .............................................................................................. Seite 36<br />
5. 1. Maßnahmen in Vorbereitungsphasen .......................................................................................... Seite 37<br />
5.2. Maßnahmen in Startphasen ............................................................................................................. Seite 41<br />
5. 3. Maßnahmen in Umsetzungsphasen ............................................................................................. Seite 45<br />
5. 4. Maßnahmen in Stabilisierungsphasen ......................................................................................... Seite 49<br />
6. Beispielkommunen .............................................................................................................................................. Seite 50<br />
6. 1. Witten-Annen ...................................................................................................................................... Seite 51<br />
6.2. Heiligenhaus-Oberilp .......................................................................................................................... Seite 56<br />
6. 3. Herne Wanne-Mitte ........................................................................................................................... Seite 60<br />
6. 4. Gelsenkirchen City (Altstadt) ........................................................................................................... Seite 66<br />
7. Fördermöglichkeiten ........................................................................................................................................... Seite 70<br />
Quellenverzeichnis ................................................................................................................................................... Seite 76<br />
Stichwortverzeichnis ................................................................................................................................................ Seite 83
4<br />
1. Einleitung<br />
Private Eigentümer zum Handeln im Rahmen eines Stadterneuerungsprozesses zu veranlassen ist eine<br />
wichtige Aufgabe, der sich die Planung aktuell gegenüber stehen sieht. Mit dem vorliegenden Bericht<br />
„Mobilisierung privater Eigentümer von Wohnimmobilien für den Stadterneuerungsprozess“ wird eine<br />
Methodik vorgestellt, um privates Engagement und letztendlich auch privates Kapital rege und wirksam<br />
zu machen für eine erfolgreiche und dauerhafte Stadterneuerung.<br />
Die Methodik basiert auf den Erfahrungen, die die Planung in Stadterneuerungsprozessen in den letzten<br />
Jahren gemacht hat. Dabei hat sich gezeigt, dass die aktive Einbindung der Betroffenen eine grundlegende<br />
Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung darstellt. Ergänzt werden diese Vorerfahrungen durch<br />
Erkenntnisse, die in Unternehmen im Zuge der Durchführung des so genannten „Veränderungsmanagements“<br />
1 gewonnen wurden.<br />
1<br />
bewusster Steuerungsprozess zur Umsetzung umfassender, bereichsübergreifender und inhaltlich weit reichender Veränderung in<br />
einer Organisation im Zuge der Umsetzung von neuen Strategien, Strukturen, Systemen, Prozessen oder Verhaltensweisen.
5<br />
1.1. Die Bedeutung privater Eigentümer für die Stadterneuerung<br />
Investitionen auf öffentliche und private Schultern verteilen<br />
Die Stadterneuerung steht aktuell vor entscheidenden Veränderungen bzw. befindet sich schon mitten<br />
im Veränderungsprozess. Erneuerungsprozesse weisen nur noch selten positive ökonomische Wachstumsperspektiven<br />
auf. Zudem sind die Ausgangsbedingungen der Entwicklung städtebaulicher Erneuerungsgebiete<br />
vielfach alles andere als positiv. Eine Vielzahl von strukturellen Schwächen stellt das Ergebnis<br />
eines langjährigen Erosionsprozesses dar. Modernisierungsstau, Funktionsverluste, Verlust der Bedeutung<br />
z.B. als Einkaufslage und zunehmende Leerstandszahlen gehen häufig einher mit signifikanten demografischen<br />
Veränderungen wie Einwohnerverlusten, Alterung der Bevölkerung und steigende Anteile von<br />
Personen mit Migrationshintergrund. Alles in allem belasten die genannten Faktoren das Standortimage<br />
und summieren sich zu einer sich teilweise selbst verstärkenden Abwärtsspirale. Die Investitionszurückhaltung<br />
privater Grundstücks- und Immobilieneigentümer lässt sich in vielen Fällen durch eine gewisse<br />
Perspektivlosigkeit erklären. Der Glaube an den Standort ist oftmals verringert. Hinzu kommen die Engpässe<br />
in den öffentlichen Haushalten, die das Handeln der jeweiligen Kommune einschränken. Umfassende,<br />
öffentlich finanzierte Sanierungen sind heutzutage undenkbar. Die öffentliche Hand kann durch<br />
Investitionen in Infrastruktur und Freiraum nur einen Rahmen für die positive Entwicklung eines erneuerungsbedürftigen<br />
Standortes schaffen, der durch privates Engagement ausgefüllt werden muss.<br />
Fakt ist daher, dass für städtebauliche Erneuerungsmaßnahmen innerhalb von Förderkulissen der Städtebauförderprogramme<br />
„Stadtumbau West“ oder „Soziale Stadt“ ohne die inhaltliche und finanzielle Beteiligung<br />
privater Eigentümer keine umfassende Erfolgsbilanz gezogen werden kann.<br />
Private Einzeleigentümer verfügen in der Summe über die größten Bestände<br />
Bislang konnten in den zahlreichen Erneuerungsgebieten in Nordrhein-Westfalen nachahmenswerte Erfolge<br />
durch die Zusammenarbeit mit großen Wohnungsgesellschaften erzielt werden. Dies betrifft vor allem<br />
Stadtquartiere aus den 1950er bis 1970er Jahren, da hier meist sehr homogene Eigentumsverhältnisse<br />
bestehen und sich eine Vielzahl von Gebäuden in der Hand eines Eigentümers befindet. Das erleichtert<br />
die Ansprache der Eigentümer. Zudem sind Wohnungsgesellschaften allein aufgrund ihrer professionellen<br />
Verwaltung vielfach besser über sich abzeichnende Veränderungen der Marktbedingungen informiert<br />
und reagieren gezielter mit Erfolg versprechenden Investitionen.<br />
Für gewachsene Stadtquartiere aus der Gründerzeit oder Innenstadtbereiche sind die gesammelten<br />
Erfahrungen bislang von geringerem Erfolg gekennzeichnet. Die vielfältig aufgesplitteten Eigentumsverhältnisse<br />
in diesen städtischen Bereichen erschweren die Ansprache und die Einbindung der privaten<br />
Eigentümer.<br />
Auf dem deutschen Wohnungsmarkt werden nur ca. ein Viertel der vorhandenen Wohneinheiten von professionellen<br />
Anbietern verwaltet und vermarktet. Damit sind gut drei Viertel aller Wohnungen im Besitz<br />
von Einzeleigentümern, die entweder das Wohneigentum selbst nutzen oder privat vermieten 2 . Die privaten<br />
Einzeleigentümer verfügen somit über die größten Wohnungsbestände. Zwangsläufig müssen sie für<br />
die Stadterneuerung „mit auf den Weg“ genommen werden, um sichtbare Erfolge zu erzielen. Doch wie<br />
ist das zu bewerkstelligen, wenn für Standorte in Stadterneuerungsgebieten nur mit viel Phantasie und<br />
großem Idealismus eine hoffnungsvolle Zukunft gezeichnet werden kann und viele Eigentümer schon<br />
resigniert haben<br />
1.2. Andere Wege einer Erfolg versprechenden Mobilisierung privater Eigentümer<br />
Im vorliegenden Bericht werden andere Wege einer Erfolg versprechenden Mobilisierung privater Eigentümer<br />
zur Mitwirkung in Stadterneuerungsprozessen dargestellt. Im Auftrag des Ministeriums für Bauen<br />
und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen wurde von der Planungsgruppe STADTBÜRO in Kooperation<br />
2<br />
errechnet auf Basis Statistisches Bundesamt Mikrozensus 2002: Wohnungsbestand in Deutschland gesamt: 38,7 Mio. WE davon 9,8 Mio. WE<br />
professionell-gewerbliche Anbieter (25,3 %), 13,8 Mio. WE private Kleinanbieter (35,7 %), <strong>15</strong>,1 Mio. WE Selbstnutzer (39,0 %)<br />
3<br />
eim Einzelnen handelt es sich um die Gebiete Witten-Annen und Heiligenhaus-Oberilp (Förderkulisse Soziale Stadt) sowie Herne-Wanne-Mitte<br />
und Gelsenkirchen-City (Förderkulisse Stadtumbau West)
6<br />
mit der C4C creative GmbH am Beispiel von vier Modellgebieten aus den Förderkulissen „Stadtumbau<br />
West“ und „Soziale Stadt“ ein idealisiertes Vorgehen zur Mobilisierung privater Eigentümer für Stadterneuerungsaufgaben<br />
erarbeitet 3 . Kommunikative Verfahren und Instrumente stehen dabei im Vordergrund.<br />
Ziel ist es, eine bestimmte Zielgruppe (private Hauseigentümer) zu einem gewünschten Verhalten<br />
zu veranlassen (bestenfalls Investition). Verhalten aber basiert auf Einstellungen. Eine gewünschte Einstellung<br />
kann nicht erzwungen werden. Vielmehr muss, teilweise auch aufwändige, Überzeugungsarbeit<br />
geleistet werden. Ein konsequenter Dialog, also das Sprechen über die „gute Sache“, ist dazu unverzichtbar.<br />
Genau diesen Dialog kann Kommunikation zielgerichtet initiieren und dann argumentativ und mit<br />
der notwendigen emotionalen Qualität in Gang halten. Die Möglichkeiten, die sich durch eine systematische<br />
Kommunikation ergeben, dürfen nicht unterschätzt werden. Gleichzeitig muss aber auch offen gesagt<br />
werden, dass allein durch den Einsatz von Kommunikationsmedien noch keine Projekterfolge erwartet<br />
werden dürfen. Die Kommunikation im Mobilisierungsprozess unterscheidet sich in vielen Punkten<br />
von der bisher in Planungsprozessen angewandten Kommunikationsstrategie.<br />
Bisherige Vorgehensweisen waren auf konkrete Planinhalte programmiert<br />
Planungskommunikation subsumiert sich bislang insbesondere unter die Oberbegriffe „Beteiligung“,<br />
„Partizipation“ oder „Kooperation“. Planungskommunikation zielt vor allem auf die konsequente Einbindung<br />
der Betroffenen in den Prozess der Lösungsfindung. In unterschiedlicher Intensität werden die<br />
Akteure, Bürger oder Investoren in das Planungsgeschehen eingebunden. Aufhänger der Beteiligungen<br />
sind konkrete Planungsvorhaben, die in der Darstellung im Mittelpunkt stehen. Über die Einbindung der<br />
Betroffenen soll eine demokratische Legitimation, eine stärkere Verbundenheit mit der Lösung erreicht<br />
werden. Im Endeffekt sollen die Betroffenen aktiv an der Umweltgestaltung mitwirken, weil dadurch<br />
eine stärkere Identifizierung der Beteiligten mit dem Ergebnis vorausgesetzt werden kann. Es besteht die<br />
begründete Hoffnung, dass dadurch die Lösungen nachhaltig gesichert werden können. Die Beteiligten<br />
agieren achtsamer gegenüber den neuen Gegebenheiten, wenn sie einen eigenen <strong>Beitrag</strong> geliefert haben.<br />
Meist werden diese Beteiligungen sehr formalisiert durchgeführt. Es werden Termine angeboten, zu denen<br />
breit und auch häufig persönlich eingeladen wird. Teilweise wird mit den Beteiligungsaktionen einer<br />
gesetzlichen Notwendigkeit Rechnung getragen.<br />
Die Beteiligungsverfahren haben vielfach gute Ergebnisse erzielt. Planungsinhalte konnten geschärft und<br />
auf die Bedürfnisse der örtlichen Akteure besser zugeschnitten werden. Auch die Resonanz nach Fertigstellung<br />
war durch die vor geschalteten Beteiligungen meist mehrheitlich positiv. Vieles wurde mit gesundem<br />
Menschenverstand in einer viel versprechenden Art umgesetzt und lässt sich mit den Methoden,<br />
die für die Durchführung von „Veränderungsprozessen“ propagiert werden, vergleichen.<br />
Einschränkend muss aber auch festgehalten werden, dass mit diesen Aktivitäten keine umfassenden Erfolge<br />
erzielt werden konnten. Insbesondere eine breit angelegte Mobilisierung der Akteure stellt sich mit<br />
den bisherigen Verfahren nur bedingt ein.<br />
Das Andere an der dargestellten Methodik<br />
Um die Erfolgschancen bei der Mobilisierung von Akteuren zu erhöhen, erläutert der vorliegende Bericht<br />
eine Kommunikations-Methodik, die einige entscheidende Unterschiede zum bisherigen Vorgehen aufweist.<br />
Es lassen sich insbesondere die folgenden sieben Punkte benennen.
7<br />
1. Kommunikation aus Sicht der Adressaten<br />
Die notwendige Überzeugungsarbeit gelingt nur, wenn die transportierten Argumente für den<br />
Eigentümer nachvollziehbar sind und seinen Nutzenerwartungen entsprechen. Daher gilt es,<br />
insbesondere den wirtschaftlichen Nutzen heraus zu stellen. Der private Eigentümer wird damit<br />
als Investor betrachtet. Somit basiert das Vorgehen entscheidend auf einem Perspektivenwechsel.<br />
Der Prozess wird aus Sicht der notwendig einzubindenden Akteure gestaltet. Das vielfach schwer<br />
zu vermittelnde Ziel der Stadterneuerung bleibt dabei natürlich im Blickfeld, wird aber aus einem<br />
anderen Blickwinkel kommuniziert. Betont werden Inhalte, die die anzusprechenden privaten<br />
Eigentümer für ein Engagement überzeugen.<br />
2. Strategischer Gesamtprozess<br />
Die Mobilisierung ist als dauerhafte Aktivität zu organisieren und ist damit Teil der Gesamtstrategie<br />
des Stadterneuerungsprozesses. Wichtige Weichen für einen erfolgreichen Ablauf sollten schon in<br />
der Vorbereitung der Stadterneuerungsmaßnahme gestellt werden. Es sind deshalb schon vorab<br />
Fragen zu klären wie z.B. wer eingebunden werden muss, welches Gesamtziel verfolgt wird, welche<br />
Umsetzungsschritte erfolgen sollten etc.<br />
3. Bildung einer Chancengemeinschaft<br />
Der Stadterneuerungsprozess wird von mehreren Schultern getragen. Neben der Stadtverwaltung, der<br />
Politik, den Vor-Ort-Akteuren, den Einwohnern, den Eigentümern sind häufig auch Institutionen wie<br />
die örtlichen Kreditinstitute, der Mieterverein u.ä. eingebunden oder sollten eingebunden werden. Wie<br />
innerhalb dieses Akteursgeflechts die Rollen und Verantwortungen verteilt sind, welche Arbeitsteilung<br />
oder welche Kooperationen sinnvoll sind, ist am besten schon zu Beginn des Prozesses zu klären. So<br />
können alle ihren Erwartungen und ihren Möglichkeiten entsprechend eingebunden werden.<br />
4. Konsequente Kommunikation einer tragfähigen Gesamtzielsetzung<br />
Alle am Stadterneuerungsprozess Beteiligten müssen auf ein gemeinsames Ziel eingeschworen<br />
werden. Dieses von allen weitgehend mitgetragene zukünftige Bild des Standortes, eventuell i.S. einer<br />
gemeinsamen Vision des Standortes, kann eine verlässliche Perspektive für Investitionen darstellen.<br />
Eine solche gemeinsame Zielsetzung sollte während des gesamten Prozesses grundsätzlich und<br />
möglichst permanent kommuniziert werden.<br />
5. Dauerhafte, verlässliche Begleitung<br />
Wichtig für eine erfolgreiche Einbindung der privaten Eigentümer ist, Vertrauen aufzubauen,<br />
Verlässlichkeit zu dokumentieren und Kompetenz zu beweisen. Die Mobilisierung und damit der<br />
Gesamtprozess sind somit, wie in den meisten Stadterneuerungsgebieten der Förderkulisse „Soziale<br />
Stadt“ und „Stadtumbau West“ schon gang und gäbe, durch einen Vor-Ort-Ansprechpartner zu<br />
gewährleisten.<br />
6. Konkrete Beteiligung an der Umsetzung<br />
Ziel der Mobilisierung ist die Veranlassung der privaten Eigentümer zum Handeln. Die Eigentümer<br />
sollen in ihren Bestand investieren, damit Geld in die Hand nehmen und sich entsprechend der<br />
gemeinsamen Zielsetzung für ihre Immobilie und im Endeffekt für den Standort engagieren. Um<br />
Menschen zu einer Beteiligung an der Umsetzung zu motivieren sind andere Kommunikationsmechan<br />
ismen gefragt als zur Diskussion von Lösungsansätzen für öffentliche Planungen.<br />
7. Alle Betroffenen im Blick, die Eigentümer im speziellen Fokus<br />
Die Ergebnisse des Stadterneuerungsprozesses sollen allen Einwohnern, Gewerbetreibenden und<br />
örtliche Aktiven zu Gute kommen. Über eine gelungene und breite Einbindung aller Akteure wird<br />
das Motiv des Erneuerungsprozesses zusätzlich besser weitertransportiert. Eine Mobilisierung von<br />
privaten Eigentümern darf also nicht nur diese Zielgruppe im Fokus haben. Informationen, die über<br />
den Stadterneuerungsprozess veröffentlicht werden, werden zudem zwangsläufig auch von anderen<br />
in den Gebieten aufgenommen.
8<br />
Der Kern des Vorgehens zur Mobilisierung privater Eigentümer von Wohnimmobilien für den Stadterneuerungsprozess<br />
lässt sich wie folgt zusammenfassen: Es geht weniger um ein Lenken der angesprochenen<br />
Aktiven. Vielmehr muss die gewünschte Aktivität eingeworben werden. Dabei darf nichts vorgeschrieben<br />
sein. In einem gemeinsam zu entwickelnden Rahmen müssen Dinge ermöglicht werden. Dazu ist auch<br />
eine kontinuierliche Begleitung erforderlich, die Vertrauen aufbaut und Verlässlichkeit demonstriert. Damit<br />
wird nicht partiell interveniert, sondern dauerhaft initiiert und moderiert, um eine Nachhaltigkeit des<br />
Planungsprozesses zu erreichen.<br />
1.3. Aufbau und Anwendung des vorliegenden Berichts<br />
Der vorliegende Bericht gibt einen Überblick über die von der Planungsgruppe STADTBÜRO in Kooperation<br />
mit der C4C creative GmbH im Auftrag des Ministeriums für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen erarbeitete Methode zur Mobilisierung von privaten Eigentümern von Wohnimmobilien für<br />
den Stadterneuerungsprozess. Dabei kann jedoch kein vollständiger Handlungsleitfaden für alle Aspekte<br />
einer Mobilisierungskampagne gegeben werden. Im Vordergrund stehen kommunikative Verfahren und<br />
Instrumente, die einen entscheidenden <strong>Beitrag</strong> zu einer erfolgreichen Mobilisierung leisten. Weitergehende<br />
Aspekte – insbesondere z.B. Details zu notwendigen Instrumenten – können nur angeschnitten<br />
werden.<br />
Der Bericht zeigt zunächst im Kapitel 2 „Grundlagen der Kommunikation“ auf, warum Kommunikation<br />
bei der Mobilisierung eine so entscheidende Rolle spielt und welche Aspekte berücksichtigt werden müssen,<br />
um durch Kommunikation auch wirklich Veränderungen im Verhalten der Eigentümer zu bewirken.<br />
In Kapitel 3 werden die Zielgruppen der Mobilisierung, nämlich die unterschiedlichen Eigentümergruppen<br />
aber auch die notwendigen Multiplikatoren beschrieben. Die Spezialisierung auf die richtigen Eigentümergruppen<br />
ist entscheidend für eine erfolgreiche Mobilisierung. Es soll eine Vorstellung vermittelt<br />
werden, welche Eigentümer in einem Stadterneuerungsgebiet vorkommen, nach welchen wirtschaftlichen<br />
Kriterien sie handeln, wie sie denken und wie sie letztendlich zu einem <strong>Beitrag</strong> zur Stadterneuerung<br />
mobilisiert werden können.<br />
Im 4. Kapitel wird der Rahmen der Prozessgestaltung dargestellt. Hierbei geht es zunächst um die unterschiedlichen<br />
Phasen eines Mobilisierungsprozesses, in denen jeweils unterschiedliche kommunikative<br />
Ziele und Maßnahmen im Vordergrund stehen. Des Weiteren werden die für den gesamten Mobilisierungsprozess<br />
bedeutsamen Erfolgsfaktoren erläutert.<br />
Hinweis zum Umgang mit<br />
Hinweis zum Umgang mit<br />
„Gebietstypen“<br />
Die Ergebnisse der vorliegenden Studie<br />
zeigen, dass sich anhand von städtebaulichen<br />
oder funktionalen Gebietstypen keine<br />
passende Mobilisierungskampagne für<br />
ähnliche Gebietstypen ableiten lassen. Die<br />
Auswahl von Maßnahmen muss vielmehr<br />
in Abhängigkeit der Standortbegabungen,<br />
besonderer Problemstellung und vor allem<br />
der Eigentümerstruktur und deren Interessen,<br />
Motivationslagen und Schwierigkeiten<br />
konkret vor Ort geschehen.<br />
Kapitel 5 geht auf konkrete Maßnahmen einer Mobilisierungskampagne<br />
ein. Die Darstellung ist nicht<br />
im Sinne einer Bedienungsanleitung verfasst, sondern<br />
zeigt auf, welche Maßnahmen zu welchem<br />
Zeitpunkt des Prozesses sinnvoll zum Einsatz kommen<br />
sollten. Für jeden Mobilisierungsprozess ist<br />
dabei die konkrete Situation vor Ort entscheidend,<br />
so dass keine allgemeingültigen Einsatzzwecke<br />
erläutert werden können.<br />
In Kapitel 6 werden, für die vier Modellgebiete,<br />
konkrete Hinweise für die Mobilisierung aufgezeigt.<br />
Die vier Stadterneuerungsgebiete decken<br />
verschiedene städtebauliche, stadtstrukturelle und<br />
funktionale Gebietstypen ab und befinden sich in unterschiedlichen Phasen der Mobilisierung. Die gebietsbezogenen<br />
Empfehlungen sollen Anregungen geben für Akteure, die in ihrer Kommune einen Mobilisierungsprozess<br />
organisieren wollen.<br />
Kapitel 7 zeigt Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für private Eigentümer in Stadterneuerungsgebieten<br />
auf.<br />
In den Kapiteln werden durch VerweiseHinweise auf relevante Maßnahmen bzw. Grundlagen der Kommunikation<br />
gegeben. Zur besseren Auffindbarkeit bestimmter Aspekte dient das Stichwortverzeichnis.
9<br />
Methodik der Erarbeitung<br />
Der vorliegende Bericht basiert auf umfangreichen Internet- und Literaturanalysen zu den Themen Stadterneuerung,<br />
Kommunikation und Mobilisierung von Eigentümern. Zudem konnten die beauftragten<br />
Büros Erkenntnisse aus anderen Projektszusammenhängen übertragen und für das Thema Eigentümermobilisierung<br />
nutzbar machen.<br />
Informationsgrundlage für die vier Modellgebiete bilden zum einen statistische Daten und Gutachten der<br />
beteiligten Städte sowie eigene Begehungen der Gebiete. Zum anderen wurden persönliche Gespräche<br />
mit den Stadtverwaltungen und – wo vorhanden – dem Vor-Ort-Management geführt. Entscheidend<br />
waren jedoch die in jedem Beispielgebiet durchgeführten Workshops zur Eigentümermobilisierung. Ziel<br />
der Workshops war es einerseits Informationen über Besonderheiten des Gebietes und die Eigentümerstruktur<br />
zu erhalten und andererseits die theoretisch erarbeiteten Ergebnisse mit der Praxis der Stadterneuerung<br />
vor Ort rückzukoppeln. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass das in der Kommunikationswissenschaft<br />
gegründete Vorgehen der Mobilisierung konkret an der Praxis der Stadtplanung orientiert<br />
ist. Teilnehmer dieser Workshops waren die jeweils relevanten Akteure in den unterschiedlichen Gebieten,<br />
wie z.B. Stadtverwaltung, Stadtteil- oder Quartiersmanagement, Wohnungsgesellschaften, Haus- und<br />
Grundbesitzervereine, bekannte und engagierte Schlüsseleigentümer, Mietervereine, Kreditinstitute etc.
10<br />
2. Grundlagen der mobilisierenden Kommunikation<br />
Wie in jedem Prozess, in dem Menschen für das Partizipieren an Projekten oder Maßnahmen überzeugt<br />
und gewonnen werden sollen, ist auch im Prozess der Mobilisierung privater Hauseigentümer die Kommunikation<br />
unverzichtbar.<br />
Dabei ist der Stellenwert der Kommunikation ebenso stetig gewachsen, wie die Komplexität und mediale<br />
Vielfalt, in der wir Kommunikation heute, z.B. in Marketing und Werbung, erleben. Die Übertragung von<br />
Kommunikationsinstrumenten aus Werbung und Marketing stellt besonders dann eine Herausforderung<br />
dar, wenn durch den Einsatz von Kommunikation Verhalten erzeugt oder zumindest wahrscheinlich gemacht<br />
werden soll. Denn spätestens hier zeigt sich, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Kommunikation<br />
und menschlichem Verhalten nicht einfach unterstellt werden kann.<br />
Anders als bei kommunizierenden technischen Systemen 4 , bei denen die Information eines Senders die<br />
Reaktion eines Empfängers definiert determiniert, folgt die menschliche Kommunikation komplexen<br />
Wirkmechanismen. Diese können durch Soziologie, Psychologie und verwandte Wissenschaften derzeit<br />
nur unzureichend erklärt werden.<br />
Folgt man den Ergebnissen der Kommunikationswissenschaft, können günstige von ungünstigen Bedingungen<br />
für die das Verhalten stimulierende Kommunikation abgegrenzt werden. Das Aufzeigen dieser<br />
Bedingungen ist Gegendstand der nachfolgenden Ausführungen.<br />
Exkurs: „Man kann nicht nicht kommunizieren“<br />
Paul Watzlawick formuliert fünf bedeutende Axiome. Dazu zählt z.B. der Satz: „man kann nicht<br />
nicht kommunizieren“. Allein die Gegenwart eines Menschen veranlasst andere Menschen zu<br />
Interpretationen und Annahmen, auch wenn dieser Mensch scheinbar nicht spricht. Die anderen<br />
Menschen bewerten z.B. das äußere Erscheinungsbild oder versuchen, seine nonverbalen Signale<br />
der Körpersprache zu deuten.<br />
Darüber hinaus unterstellt Watzlawick, dass jede Art von Kommunikation rationale Aspekte enthält<br />
(etwa nüchterne Informationen, z.B. Zeit- und Ortsangaben), dann allerdings vor allem emotionale<br />
Botschaften trägt, die wesentlich zu einer Akzeptanz und zum Erfolg von Kommunikation<br />
beitragen oder aber diese Kommunikation verhindern (oder zu Kommunikationsstörungen<br />
führen). So beeinflusst z.B. schon die Quelle einer Information (der Sender, Absender) maßgeblich<br />
die Bewertung der Information (etwa „Bild-Zeitung“ im Vergleich zur „Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung“).<br />
vgl. Beavin, Janet H.; Jackson, Don D.; Watzlawick, Paul: Menschliche Kommunikation- Formen,<br />
Störungen, Paradoxien. 1969<br />
Kommunikation, Information und Dialog<br />
Kommunikation kommt aus dem lateinischen (communicare) und bedeutet soviel wie teilen, gemeinsam<br />
erarbeiten. Ein wesentlicher Bestandteil von Kommunikation ist die Information. Information und Kommunikation<br />
sind untrennbar miteinander verbunden, wobei Kommunikation deutlich mehr ist, als die<br />
reine Weitergabe von Information.<br />
Im Gegensatz zur reinen Information zielt Kommunikation von vorn herein auf den Austausch zwischen<br />
Sendern und Empfängern. Das bedeutet, dass auf das kommunikative Angebot eines Senders eine Reaktion<br />
des Empfängers folgt. Die Reaktion macht dann Empfänger zu Sendern und der ehemalige Sender<br />
der Botschaft wird zum Empfänger. Aus diesem wechselseitigen Austausch entsteht Dialog. Dialog ist der<br />
erste Erfolg einer mobilisierenden Kommunikation, denn im Aufnehmen eines Dialoges manifestiert sich<br />
bereits konkretes Verhalten 4 .<br />
4<br />
vgl. etwa Informatik: Kommunikation zwischen zwei Computern<br />
5<br />
Der Empfänger wird sich z.B. konkret verhalten, indem er sich zu einer Veranstaltung anmeldet, einen Fragebogen ausfüllt und zurück<br />
sendet oder in anderer Weise seine Botschaft als Reaktion auf das Kommunikationsangebot übermittelt.
11<br />
Erfolgreich mobilisierende Kommunikation zielt auf die Initiierung von Dialog. Der Dialog ist die erste<br />
erreichbare Ausprägung von Verhalten.<br />
Abb. 1: „Stadt“ initiiert die Kommunikation.<br />
Ob diese Kommunikation auch zu Verhalten führt, etwa zum<br />
erwünschten Dialog, hängt sowohl von der tatsächlichen<br />
Informationslogistik (werden alle Empfänger erreicht) als auch von<br />
den psychologischen Bewertungen der Empfänger ab (erkennen die<br />
Empfänger die Botschaft als relevant oder wird sie ignoriert)<br />
Allein das „Erreichen“ von Menschen ist bereits eine erste und allzu oft unterschätzte Hürde für die mobilisierende<br />
Kommunikation. „Erreichen“ bedeutet, dass die Botschaft nicht nur in den Wahrnehmungsbereich<br />
der Empfänger gelangt, also z.B. ein Schreiben postalisch zugestellt wird. Erreichen bedeutet auch,<br />
dass die Botschaft von den Empfängern tatsächlich auch wahrgenommen und bewertet wird.<br />
Damit ist also sowohl der verlässliche Weg der Botschaft zu den Empfängern wesentlich für den Kommunikationserfolg<br />
6 , als auch die Art, wie die Botschaft sich den Empfängern präsentiert. So wird ein<br />
einzelnes unpersonalisiertes Schreiben mit einem wenig verständlichen Text und einer sich nur schwer<br />
erschließenden Botschaft vielleicht physisch den Weg zu den Empfängern finden, dort vielleicht aber als<br />
nicht relevant bewertet und im Weiteren ignoriert. Eine so inszenierte Kommunikation wäre dann bereits<br />
an der ersten möglichen Hürde gescheitert.<br />
Für die Gründe des Scheiterns können, aufgrund mangelnder Informationen bestenfalls Hypothesen herangezogen<br />
werden. Es könnte versucht werden, diese Hypothesen auf der Basis psychologischer Theorien<br />
zu evaluieren. Geeigneter erscheint allerdings der Weg, die positiv wirkenden Mechanismen für die Kommunikation<br />
deutlich zu machen, um auf dieser Basis die Kommunikation von vornherein unter bestmöglichen<br />
Bedingungen zu inszenieren und Kommunikationsfehler nach Möglichkeit zu vermeiden.<br />
Verhaltensorientiertes Sender-Empfänger-Verständnis von Kommunikationsprozessen<br />
Menschliches Verhalten basiert auf überaus komplexen weitgehend unbekannten Regelwerken, die in der<br />
Psychologie auch „Black Box“ genannt werden. Das Verhalten kann deshalb wissenschaftlich kaum exakt<br />
erklärt und damit auch kaum verlässlich vorhergesagt werden. Für das hier zu betrachtende Verhalten<br />
(„Einstieg in einen Dialog über die Partizipation am Stadtentwicklungsprozess“ und später „Partizipation<br />
am Stadtentwicklungsprozess durch private Investitionen“) kann aber davon ausgegangen werden, dass<br />
es auf der Basis willentlich getroffener Entscheidungen entsteht und nicht als unbewusstes oder instinktives<br />
Verhalten.<br />
6<br />
Sind die Empfänger überhaupt bekannt, liegen verlässliche Adressdaten hinsichtlich Post/Fax/Email vor
12<br />
Um sich für oder gegen die Aufnahme des Dialoges im Prozess der Stadtentwicklung zu entscheiden,<br />
werden also kognitive Prozesse in Gang gesetzt. Mit Hilfe dieser psychischen Prozesse bewerten Empfänger<br />
das Dialogangebot des Senders hinsichtlich zweier grundsätzlich dominanter Kriterien:<br />
- die Relevanz (Ist der Dialog/das Thema für mich persönlich wichtig)<br />
- der Nutzen (Was bringt mir das).<br />
Es muss davon ausgegangen werden, dass Nutzen und Relevanz nicht unabhängig voneinander bewertet<br />
werden, sondern eng miteinander verknüpft sind. Was einem Menschen nutzt, ist auch relevant für ihn,<br />
aber nicht alles, was ihm relevant erscheint (z.B. Sportergebnisse des Wochenendes), hat auch einen direkten<br />
Nutzen für ihn.<br />
Die eigentliche Aufgabe der erfolgreich mobilisierenden Kommunikation kann also darin gesehen werden,<br />
zunächst den Dialog mit den Zielgruppen zu initiieren. Dies geschieht in aller Regel dadurch, dass<br />
gleich bei den ersten Dialogangeboten die Relevanz für die Empfänger besonders deutlich herausgestellt<br />
und ohne Umwege ebenso deutlich kommuniziert wird.<br />
Darüber hinaus muss das Dialogangebot von Beginn an den Nutzen für den Empfänger erkennen lassen.<br />
Dies insbesondere dann, wenn im Zuge des weiteren Dialoges konkretes Verhalten erwartet wird 7 .<br />
Über Relevanz und Nutzen entscheidet sich also in der Regel, ob ein Dialogangebot wahrgenommen<br />
oder gleich zu Beginn ignoriert wird. In der Folge wird der Dialogprozess über eine intensivere Beschäftigung<br />
mit den Themen des Stadtumbaus fortgesetzt. Erst dann entscheidet sich auch, inwieweit die<br />
Bereitschaft bereits besteht oder zumindest durch den Prozess entwickelt werden kann, den Stadtentwicklungsprozess<br />
als eine gemeinschaftlich zu bewältigende Aufgabe zu begreifen und ihn mit privaten<br />
Investitionen zu befördern.<br />
Die Bereitschaft zur privaten Investition im Sinne des Stadtentwicklungsprozesses setzt aber auch voraus,<br />
dass eben dieser Prozess von den Zielgruppen nicht nur als nützlich und relevant erkannt wird, sondern<br />
dass die mit der Stadtentwicklung verbundenen Ziele und bestenfalls auch die Visionen akzeptiert und<br />
geteilt werden können. Die Einstellung der zu mobilisierenden Zielgruppe sollte also zum eigentlichen<br />
Stadtentwicklungsprozess, zu den damit verbundenen Zielen und Visionen, kompatibel sein. Letztlich<br />
prägt sich konkretes Verhalten eben nur dann in einer speziellen Richtung aus, wenn es zur eigenen inneren<br />
Einstellung (Überzeugung) und zu den eigenen Wertmaßstäben passt.<br />
7<br />
Konkretes Verhalten ist bereits die Teilnahme an Informationsveranstaltungen oder die Bereitschaft, Informationen über<br />
Fördermöglichkeiten oder über technisch/energetisch sinnvolle Investitionen aufzunehmen.
13<br />
Abbildung 2: Wirkung von Nutzen auf das Verhalten<br />
Abb. 2: Die eigene Einstellung bestimmt weitgehend unser Verhalten. Einstellungen werden auf der<br />
Basis eigener Erfahrungen, aufgrund von Beobachtungen Dritter (Lernen am Modell) oder aufgrund von<br />
Informationen entwickelt. Die Veränderung oder Bestätigung der eigenen Einstellung erfolgt vor allem<br />
aufgrund des erkennbaren individuellen Nutzens.<br />
Der Aufbau von „zielführenden“ Einstellungen über das „WIR-PRINZIP“<br />
Private Investitionen im Rahmen der Stadtentwicklung zu initiieren und eine entsprechende Anzahl von<br />
privaten Hauseigentümern an der Stadtentwicklung zu beteiligen bedeutet auch, gemeinsame Ziele und<br />
Strategien zu verfolgen und eine gemeinsame Einstellung zu besitzen. Denn eine zur Stadtentwicklung<br />
positive Einstellung ist letztlich Voraussetzung für das positive Verhalten, also für die Bereitschaft zur<br />
Beteiligung an den Investitionen.<br />
Eine solche gemeinsame Einstellung kann dann nachhaltig aufgebaut werden, wenn eine „SOLL-Einstellung“<br />
vor dem Eintritt in den Dialog entwickelt wurde und dann überzeugend kommuniziert werden<br />
kann. Der klare Dialogvorteil ist die Überzeugung der Zielgruppen zur Investition in eine klar entwickelte<br />
Vision. Dies besitzt durchweg weniger kommunikative Hürden, als die Überzeugung zur Investition in<br />
eine unbekannte/unklare Zukunft.<br />
Im Folgenden wird der Prozess zum Aufbau dieser gemeinsam geteilten Einstellung das „WIR-PRINZIP“<br />
genannt. Dabei unterstellt das „WIR-Prinzip“ in der Stadtentwicklung in erster Linie das Akzeptieren der<br />
Tatsache, dass der Einzelne durch das abgestimmte Verhalten innerhalb der Gemeinschaft stärker profitiert,<br />
als er dies allein könnte 8 .<br />
Das WIR-Prinzip unterstellt dann eine gemeinsame (partizipativ entwickelte) Vision für einen Stadtteil<br />
bzw. für ein Stadtquartier. Eine solche Vision zu entwickeln ist durchaus vergleichbar mit einem konzentrierten<br />
Marketingprozess in der freien Wirtschaft, nur, dass hier der betreffende Stadtteil das Produkt,<br />
bzw. die Leistung darstellt. Eben dieses Produkt muss für klar umrissene Zielgruppen attraktiv gestaltet<br />
werden 9 . Dabei sollten sich das Leitbild und die Formulierung der gegenwärtigen und zukünftigen Leistung<br />
eines Standortes immer auch an den natürlichen Begabungen des Standortes orientieren.<br />
Wenn das Produkt gemeinsam ausreichend attraktiv gestaltet werden kann, wird sich dies positiv auf die<br />
Nachfrage (etwa Nachfrage nach Wohnungen) auswirken mit einem positiven Effekt auf die erzielbaren<br />
8<br />
Wenn der Nachbar in sein Haus investiert, wird der Standort werthaltiger und davon profitiert auch mein Haus (vgl. auch Kapitel 4.2<br />
Erfolgsfaktoren: Aufbau einer Chancengemeinschaft).<br />
9<br />
vgl. etwa Erfordernisse an zielgruppengerechte Wohnungen im Zuge des demografischen Wandels; Erfordernisse an eine stabile,<br />
zielgruppengerechte Infrastruktur, Entwicklung eines städtischen Leitbildes, etc.
14<br />
Erlöse (Erträge, Mietpreise). Gleichzeitig stellt ein gemeinsames Leitbild, bzw. eine gemeinsam entwickelte<br />
Vision auch die Grundlage zur Kommunikation im Sinne von positiver Imagebildung dar (vgl. auch<br />
Kapitel 4.2 Erfolgsfaktoren: Image).<br />
Im Marketing wird das aktive, im Zeitverlauf stabil aufeinander abgestimmte und balancierte Kombinieren<br />
von Produkteigenschaften, Preis und Kommunikation mit der Bildung einer „Marke“ bezeichnet.<br />
Wenn in der Vorbereitung eines Stadtentwicklungsprozesses eine solche Vision (Leitbild) entwickelt wurde,<br />
wird erfolgreich mobilisierende Kommunikation darauf setzen, Befürworter („Fans“) für diese Vision<br />
zu gewinnen. Dabei empfiehlt es sich im Rahmen der Kommunikation zwingend eine ansprechende Symbolik<br />
zu entwickeln (z.B. Logo, Signet, Corporate Design) und diese mit den zentralen Botschaften etwa in<br />
Form eines Claims (Slogans, Appells) zu kombinieren.<br />
Quelle: http://www.wolfsburg.de/www2/leitbild/aufruf.htm<br />
Das WIR-Prinzip<br />
Ziel: Das WIR-Prinzip, man kann es auch Leitbild oder Vision nennen, dient der aktiven Zukunftsplanung.<br />
Langfristig gewünschte Entwicklungsrichtungen werden festgelegt. Es wird somit ein visionäres „Bild“<br />
über einen gewünschten, in der Zukunft liegenden Zielzustand entworfen.<br />
Zweck: Der als WIR-Prinzip entworfene und gewünschte Zukunftszustand kann nur erreicht werden,<br />
wenn in der Gegenwart entsprechende Maßnahmen initiiert und umgesetzt werden. Die Gegenwart wird<br />
also aufgewertet zum aktiven Gestaltungszeitraum. In ihr müssen die grundlegenden Weichenstellungen<br />
in der Weise vorgenommen werden, dass der gewünschte Zustand auch erreicht wird. Damit ist das<br />
WIR-Prinzip auch ein Instrument der Kulturveränderung und eine Perspektive zur Entwicklung konkreter<br />
Maßnahmen und (privater) Investitionen.<br />
Vorgehen: Die Entwicklung des WIR-Prinzips muss partizipativ geschehen, um eine ausreichende<br />
Akzeptanz zu erreichen. Sinnvoll ist die Vorbereitung in einem Gremium mit ausgewählten<br />
Multiplikatoren und „Sprechern“ des Stadterneuerungsgebietes. Es gibt keine zwingenden Vorgaben zur<br />
Entwicklung des WIR-Prinzips. Es können aber Leitfragen zur Orientierung vorgegeben werden:<br />
- Was macht das Stadterneuerungsgebiet aus (Standortbegabungen)<br />
- Welches Profil soll das Stadterneuerungsgebiet erhalten<br />
- In welchem Verhältnis steht das Stadterneuerungsgebiet zu umliegenden Bereichen (Gesamtstadt,<br />
angrenzende Stadtteile, angrenzende Kommunen)<br />
- Was muss im Stadterneuerungsgebiet zusätzlich geschehen (im Bereich Handel, Wohnen etc.)<br />
- Für wen ist das Stadterneuerungsgebiet ein attraktiver Standort (Zielgruppen für das Wohnen,<br />
Branchenbesatz im Einzelhandel)<br />
- Wie wird die erfolgreiche Entwicklung nachzuweisen sein (Indikatoren zur Erfolgsmessung festlegen)
<strong>15</strong><br />
Wirksamkeit: Die Wirksamkeit lässt sich nicht generell einschätzen. Sie hängt von der Prozessqualität<br />
und der Verantwortlichkeit der Beteiligten ab.<br />
Zeitpunkt: Das WIR-Prinzip sollte am Anfang des gesamten Prozesses erstmalig formuliert werden.<br />
Im Laufe des Gesamtprozesses ist eine sequentielle, schrittweise Anpassung an die veränderten<br />
Gegebenheiten vielfach sinnvoll. Zudem ist ein ernsthaftes und stringentes Vorgehen in der<br />
Umsetzung der Vorgaben des WIR-Prinzips erforderlich, was einen langen Atem voraus setzt.<br />
Fallstricke: Die Entwicklung eines WIR-Prinzips unter Beteiligung konkurrierender Parteien ist<br />
anfällig für Konflikte. Hiermit sind nicht zwangsläufig politische Parteien gemeint, sondern z.B. auch<br />
konkurrierende Allianzen örtlicher Kaufmannschaften etc.<br />
Durch diese gemeinsam verwendete Symbolik gewinnt die Kommunikation im Zeitverlauf einerseits an<br />
- Effizienz die Nachrichten der Stadtentwicklung werden durch eingeführte und dann bekannte Symbole<br />
schnell erkannt/wieder erkannt<br />
- Relevanz durch die verwendete Symbolik wird der Prozess über die Zeit als stabil erkannt und werden<br />
z.B. positive Nachrichten dem Prozess zugeordnet; dadurch werden Assoziationen im Hinblick<br />
auf Zufälligkeit oder Kurzlebigkeit vermieden<br />
Die motivationale Ausprägung im „WIR-Prinzip“<br />
Individuelles Verhalten basiert auf individuellen Einstellungen. Die Konfrontation mit einer „Soll-Einstellung“<br />
im Stadtentwicklungsprozess und das Angebot, sich auf diese SOLL-Einstellung einzulassen werden<br />
deshalb individuell auf mehr oder weniger Akzeptanz stoßen.<br />
Dabei werden es die im Prozess zur Verfügung stehenden Ressourcen kaum zulassen, auf jede möglicherweise<br />
anzutreffende Einstellung individuell einzugehen. Motivational werden deshalb drei Ausprägungen<br />
voneinander unterschieden, auf die im Sinne einer erfolgreichen Mobilisierung unterschiedlich eingegangen<br />
wird.<br />
Abbildung 3: Motivationslagen<br />
Abb. 3: Bei Konfrontation mit einer definiert erarbeiteten Einstellung werden sich unterschiedlich<br />
stark ausgeprägte Motivationen zeigen, diese Einstellung zu teilen. Für einen Prozess im Sinne der<br />
Stadtentwicklung empfiehlt sich die vereinfachte Einteilung der Motivationszustände in drei wesentliche<br />
Gruppen.
16<br />
Im Sinne einer erfolgreichen Mobilisierung werden zunächst die Zielgruppen erreicht, die bereits eine<br />
hohe Akzeptanz zum Stadtentwicklungsprozess besitzen und damit eine große Bereitschaft zeigen, eben<br />
diesen durch persönliches Engagement mit zu tragen.<br />
Durch die frühe Einbindung der einstellungskongruenten Zielgruppen erhält der Gesamtprozess bereits<br />
in einer frühen Phase eine hohe Dynamik. Die früh eingebundenen Zielgruppen werden im positiven Fall<br />
zu frühen Investitionen bereit sein, was dann wieder Beispiel gebend im Prozess eingesetzt werden kann.<br />
Durch die frühen Beispiele kann eine intensivere, stärker argumentative Kommunikation vorbereitet und<br />
dann realisiert werden, über die dann auch die motivational schwerer zu erreichenden weiteren Zielgruppen<br />
angesprochen werden können (Vgl. Kapitel 3: Zielgruppen; Kapitel 4: Prozessgestaltung).<br />
3. Zielgruppen der Kommunikation<br />
3.1. Kernzielgruppe Eigentümer<br />
Eigentümertypen als Denkmodell<br />
Die Spezialisierung auf die richtigen Eigentümergruppen ist entscheidend für eine erfolgreiche Mobilisierung.<br />
Die Beschreibung der unterschiedlichen Typen von Eigentümern von Mehrfamilienhäusern in diesem<br />
Kapitel dient bei der Durchführung der Mobilisierungskampagne im Wesentlichen als Denkmodell.<br />
Es soll aufzeigen, welche Eigentümer in einem Stadterneuerungsgebiet vorhanden sein können, nach<br />
welchen wirtschaftlichen Kriterien sie handeln und wie sie denken. Aufgrund der mangelnden Datenlage<br />
bezüglich der Merkmale von privaten Haus- und Grundeigentümern wurden diese Eigentümertypen im<br />
Wesentlichen durch qualitative Einschätzungen hergeleitet. Diese basieren auf einem fundierten Erfahrungshintergrund<br />
der Gutachter in Stadterneuerungsprozessen, vorliegenden Studien 10 sowie auf den im<br />
Rahmen des Projektes durchgeführten Workshops mit Vertretern des Ministeriums für Bauen und Verkehr<br />
des Landes <strong>NRW</strong> und der Stadtverwaltungen aus den vier Modellkommunen.<br />
Erfolgsfaktoren sind: Ausreichendes Wissen über die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen;<br />
Bewusste Beziehungspflege; Spezifische Leistungsangebote; Fähigkeit zur permanenten<br />
Anpassung, Verlässlichkeit, Erreichbarkeit, gleiche Sprache<br />
Ziele einer Zielgruppenorientierung: Stärkung des Wir-Gefühls; Aufbau von Bekanntheit;<br />
Vermittlung der angestrebten Rolle; Identifikation; Profilierung als partnerschaftlicher<br />
Problemlöser; Kompetenz-Beweis durch konkrete Angebote/Maßnahmen; Motivation<br />
Grundsatz: Um private Eigentümer zu mobilisieren muss man wissen, wie die unterschiedlichen<br />
Eigentümertypen „denken“ und wie private Vermietungsimmobilien wirtschaftlich funktionieren<br />
(als Kapitalanlage)<br />
Vielzahl von Faktoren spielt eine Rolle<br />
Für die Bewirtschaftung der Immobilien und die Ansprache der Eigentümer haben eine Reihe von Faktoren<br />
und Merkmalen eine Bedeutung. Dies beginnt bei der Motivationslage, der Finanzkraft, der Bewirtschaftungsstrategie<br />
bis hin zu Faktoren wie Wohnort, Alter und Bildungsstand (siehe Grafik). Aus Sicht<br />
des Marketings ist eine „Eins-zu-Eins-Kommunikation“ anzustreben, bei dem auf jeden Kunden individuell<br />
eingegangen wird. So können die gewünschten Produkte bzw. Angebote optimal vermittelt werden.<br />
Im Rahmen der Stadterneuerung ist diese Art der Kommunikation aufgrund der hohen Anzahl an Eigentümern<br />
sowie dem unverhältnismäßig hohen Analyseaufwand kaum realisierbar. Zudem bleibt offen, ob<br />
im Vergleich zu einer konsequenten, langfristig und breit angelegten Mobilisierungskampagne überhaupt<br />
eine höhere Wirksamkeit erreicht werden kann.
17<br />
Abbildung 4: Merkmale zur Unterscheidung von Eigentümern<br />
Um dennoch zielgerichtet auf die Eigentümer zugehen zu können, werden in diesem Kapitel die entscheidenden<br />
Merkmale und die wesentlichen Eigentümertypen aufgezeigt. Für die Mobilisierung wesentlich<br />
ist zunächst die Unterscheidung nach den Motivationslagen der Eigentümer hinsichtlich der Mobilisierung.<br />
Anschließend werden für die Mobilisierung wichtige Eigenschaften der Eigentümer aufgezeigt.<br />
Anhand verschiedener Merkmale werden „Eigentümertypen“ gebildet, die in Stadterneuerungsgebieten<br />
mehrheitlich vorkommen. Abschließend wird der Umgang mit wichtigen Sondergruppen, nämlich Eigentümergemeinschaften,<br />
Eigentümer von Schlüsselimmobilien und Eigentümer mit Migrationshintergrund,<br />
erläutert.<br />
Breite Kommunikation bei gezielter Auswahl der Nutzenargumente<br />
Die benannten Eigentümergruppen und –typen kommen in unterschiedlicher Ausprägung und Häufigkeit<br />
in den verschiedenen Stadterneuerungsgebieten vor. Bei der Konzeption der Mobilisierungskampagne<br />
sollten daher in Abhängigkeit von der Bedeutung der einzelnen Eigentümertypen oder besonderen<br />
Merkmalen der Eigentümer am Standort die Maßnahmen und insbesondere die Argumentation gewählt<br />
werden. Hierzu sind eine genaue Analyse der Eigentümer im Gebiet sowie ein systematisches „Kennenlernen“<br />
der Eigentümer notwendig. Die Kontakte zu den Eigentümern müssen dauerhaft und kontinuierlich<br />
gepflegt werden und der Prozess sollte so angelegt sein, dass eine permanente Anpassung an veränderte<br />
Bedarfe möglich bleibt (siehe Kapitel 5: Maßnahmen in der Analysephase und Startphase).<br />
Die Kommunikationsmedien werden dabei technisch – zumindest am Anfang der Kampagne – immer auf<br />
alle Eigentümer angesetzt, z.B. Verschickungsaktionen, Plakate etc. Eine Einteilung der Eigentümer nach<br />
Motivationslagen und Merkmale ist aufgrund der hierfür benötigten “weichen” oder sehr persönlichen<br />
Daten nicht möglich oder würde einen nicht gerechtfertigten Aufwand mit sich bringen. Die zielgerichtete<br />
Argumentation führt dennoch bei der beabsichtigen Gruppe zu einer entsprechenden “Reaktion”. Wurden<br />
durch erste Kontakte und ein Kennenlernen der Eigentümer die Gruppen genauer identifziert, kann<br />
auch eine systematische Ansprache bestimmter Unterrgruppen erfolgen.<br />
10<br />
vgl. BMVBS/BBR <strong>2007</strong>; Private Eigentümer im Stadtumbau. Werkstatt Praxis, Heft 47
18<br />
Zielgruppen nach Motivation: Die „Aufgeschlossenen“, „Abwartenden“ und „Ablehnenden“<br />
Die Unterscheidung nach der Motivation der Eigentümer in Bezug auf die Ziele und Inhalte der Stadterneuerung<br />
ist zentral für die Durchführung der Mobilisierungskampagne. Die Theorie der mobilisierenden<br />
Kommunikation besagt, dass in Veränderungsprozessen immer drei Gruppen auftreten, die sich in unterschiedlicher<br />
Intensität mobilisieren lassen (siehe Kapitel 2). Diese Gruppen werden in diesem Bericht<br />
nach ihrer Motivation hinsichtlich der Mobilisierung „Aufgeschlossene“, „Abwartende“ und „Ablehnende“<br />
genannt.<br />
Abbildung 5: Drei Eigentümergruppen nach Motivationslage<br />
Die Gruppe der „Aufgeschlossenen“ (ein eher kleinere Gruppe, geschätzt liegt ihr Anteil bei circa 10 bis<br />
20 % der Eigentümer) weist eine hohe Ansprechbarkeit und eine große Einstellungskongruenz zu den<br />
Zielen der Stadterneuerung auf. Sie sind beispielsweise der Meinung, dass im Stadtteil etwas passieren<br />
muss, dass es ihre Pflicht als Vermieter sei, die Immobilie in einem guten Zustand zu erhalten oder planen<br />
schon länger Investitionen. Häufig haben diese Eigentümer eine starke Verwurzelung im Stadtteil,<br />
beispielsweise weil sie dort leben oder weil sie früher dort gelebt haben. Eigentümer, die an öffentlichen,<br />
thematischen Veranstaltungen teilnehmen, sind zum Großteil dieser Gruppe zuzurechnen. Aufgrund der<br />
genannten Einstellungskongruenz sind diese Eigentümer leicht davon zu überzeugen, in ihre Immobilie<br />
zu investieren. Häufig reicht eine reine Informationsvermittlung über den Prozess und eventuell bestehende<br />
Angebote für Eigentümer aus. Gegebenenfalls sind wenige (Top-) Argumente (z.B. darstellbar in<br />
einem Flyer, siehe Kapitel 5) oder ein kleiner Anreiz (z.B. Beratungsangebot) notwendig, um sie zu Investitionen<br />
zu mobilisieren.<br />
Die Gruppe der „Abwartenden“ (die größte Gruppe, deren Anteil geschätzt bei circa 60 bis 80 % der Eigentümer<br />
liegt) weist eine zunächst abwartende und kritische Einstellung auf. Diese Eigentümer haben<br />
sich noch nicht für oder gegen eine Investition entschieden und beobachten, ob sich die versprochenen<br />
Ergebnisse wirklich einstellen. Teilweise führen auch Desinteresse oder ein wenig professionelles Agieren<br />
der Kleineigentümer zu einem Informationsdefizit über den Stadterneuerungsprozess oder die Marktsituation.<br />
Zur Mobilisierung dieser Eigentümer sind daher eine intensive Ansprache sowie eine vertiefte<br />
thematische Argumentation notwendig, durch die der Nutzen für den Eigentümer deutlich herausgestellt<br />
wird. Dabei ist es zentral, anhand der nachfolgend beschriebenen Kriterien zu analysieren, welche<br />
Nutzenargumente für die jeweiligen Eigentümer vor Ort besonders relevant sind und diese entsprechend<br />
zu vermarkten und zu kommunizieren. Besonders hilfreich sind auch die Darstellung von bereits umgesetzten,<br />
positiven Erneuerungsprojekten und eine Überzeugungsarbeit von Eigentümer zu Eigentümer.
19<br />
Neben den zwei bereits beschriebenen Gruppen gibt es in allen Veränderungsprozessen auch Personen,<br />
die dem Prozess ablehnend gegenüber stehen und schwer oder gar nicht zu überzeugen sind. Die Gruppe<br />
der „Ablehnenden“ (circa 10 bis 20 % der Eigentümer) lehnt eine Investition im Kern ab (Überkritsche<br />
Einstellung). Daher sind sie auch den positiv auf die Investition gerichteten Argumenten gegenüber kaum<br />
aufgeschlossen und schwer zu überzeugen. Entsprechend sind die „Ablehnenden“ nur schwer oder auch<br />
trotz aller Bemühungen nicht für eine Investition zu gewinnen. Wichtig ist, dies frühzeitig zu erkennen,<br />
um die eigenen Ressourcen nicht zu verschwenden. Erkennbar sind die „Ablehnenden“ zumeist an kompletter<br />
Inaktivität in Bezug auf den Stadterneuerungsprozess, zum Teil resultierend durch Unwissenheit<br />
und Desinteresse. Einige der „Ablehnenden“ treten im Prozess jedoch auch als „Gegenaktivisten“ auf, die<br />
versuchen den Prozess mit negativen Argumenten zu stören. Je nach Multiplikatorfunktion dieses Gegenaktivisten<br />
muss hier seitens der Prozesssteuerung zügig gegengesteuert werden. Gegebenfalls kann<br />
es gelingen, einen „Ablehnenden“ durch vertiefte Argumentation zu einem „Abwartenden“ zu machen.<br />
Wenn Eigentümer auftreten, die unter keinen Umständen zu einer Investition zu mobilisieren sind, sollte<br />
versucht werden, ihnen den Ausstieg zu ermöglichen, d.h. die Immobilie an einen investitionsbereiten<br />
Eigentümer zu verkaufen (siehe Kapitel 5).<br />
Die an dieser Stelle vorgenommene Definition bezieht sich lediglich auf die Einstellung gegenüber der<br />
Stadterneuerung. Das Kriterium, ob ein Eigentümer beispielsweise finanziell zu Investitionen in der Lage<br />
ist, spielt dabei keine Rolle. Auf weitere Kriterien, die neben der Motivation für die Mobilisierung eine<br />
zentrale Bedeutung haben, wird im Folgenden eingegangen.<br />
Mobilisierungsrelevante Eigenschaften der Eigentümer<br />
Ein zentrales Kriterium, das bei der Mobilisierung eine Rolle spielt, ist die ökonomische Verwertung der<br />
Immobilie. Einige Eigentümer orientieren sich vor allem an den erwirtschafteten Mietüberschüssen. Sie<br />
verzichten auf kostenintensive Investitionen und Veränderungen, um ihre Überschüsse nicht zu reduzieren.<br />
Im Rahmen der Mobilisierung sind für diese Eigentümer Maßnahmen besonders relevant, die Kosten<br />
reduzieren oder langfristig Mieteinnahmen sichern.<br />
Für eine große Gruppe von Eigentümern liegt das wesentliche Bewirtschaftungsziel in der Entschuldung.<br />
Die Immobilie dient häufig als Altersvorsorge. Die Mieteinnahmen werden zur Abzahlung von Krediten<br />
genutzt, daher bleibt häufig kein großer Spielraum für Investitionen. Die Eigentümer gehen davon aus,<br />
dass der Werterhalt der Immobilie (auch bei geringen Investitionen) gesichert ist. Das Ziel einer Wertsteigerung<br />
ist untergeordnet. Die Eigentümer engagieren sich häufig für den Standort.<br />
Eine weitere eher klein einzuschätzende Gruppe von Eigentümern betrachtet die Wertentwicklung ihrer<br />
Immobilie als Einkommensquelle. Diese Eigentümer zu gewinnen, ist aufgrund ihrer langfristigen und<br />
strategischen Orientierung besonders wichtig für den Stadterneuerungsprozess.<br />
Ein weiteres ebenfalls essentielles Kriterium im Rahmen der Mobilisierung ist die Zahlungsfä<br />
higkeit der<br />
Eigentümer. So gibt es Eigentümer, die von ihrer Motivation her als „Aktivisten“ einzuordnen sind, jedoch<br />
aufgrund ihrer finanziellen Situation handlungsunfä<br />
hig sind. Andere Eigentümer können investieren,<br />
wollen aber nicht... Es ist entscheidend, zu differenzieren ob die fehlende Investitionsbereitschaft aus der<br />
Finanzlage oder der Motivation oder Bewirtschaftungsstrategie entsteht, um angepasste Hilfsangebote<br />
bzw. Argumente zu liefern. In Stadterneuerungsgebieten stellt die fehlende finanzielle Handlungsfä<br />
higkeit<br />
der Eigentümer oftmals ein großes Problem dar. Hier sind angepasste Lösungen zu entwickeln, wie<br />
z.B. die Förderung von Investitionen durch Haus- und Hofflächenprogramme, die Zusammenarbeit mit<br />
Kreditinstituten, um Zugänge zu Krediten zu ermöglichen. In einigen Fällen kann es jedoch auch notwen-<br />
dig sein, komplett zahlungsunfä<br />
hige Eigentümer durch einen Verkauf ihrer Immobilie zu unterstützen<br />
(Optionen Wohnrecht oder Aufteilung in Eigentumswohnungen prüfen).<br />
Eine wichtige Rolle spielt zudem auch der Wohnort der Eigentümer. Hierbei lässt sich unterscheiden nach<br />
Eigentümern, die in ihrer eigenen Immobilie leben, Eigentümern, die in der gleichen Stadt leben, Eigentümern,<br />
die in der Region leben und Eigentümern, die außerhalb der Region, d.h. weit entfernt leben. Es ist<br />
davon auszugehen, dass Eigentümer, die in ihrer Immobilie leben, die höchste Bindung an den Standort<br />
und ihre Immobilie haben. Eigentümer, die weit entfernt leben, haben die Immobilie dagegen häufig<br />
geerbt oder als Kapitalanlage gekauft. Sie kennen die lokalen Gegebenheiten wenig und haben teilweise<br />
nur ein geringes Interesse an der Immobilie. Zusätzlich ergeben sich durch den Wohnort der Eigentümer
20<br />
unterschiedliche Möglichkeiten der Ansprache, beispielsweise bei Eigentümerforen, persönlichem Aufsuchen<br />
der Eigentümer oder Präsentation des Vorhabens auf Stadtteilfesten etc. Wurde in einem Stadterneuerungsgebiet<br />
ein besonders hoher Anteil von entfernt lebenden Eigentümern identifiziert, sollte<br />
hiermit gezielt umgegangen werden. Eigentümer, die nicht in der Stadt leben, verfügen gar nicht über die<br />
Informationen, da sie keinen Zugang zur lokalen Presse haben.<br />
Eigentümertypen<br />
Aus der Vielschichtigkeit der privaten Haus- und Grundeigentümer in Stadterneuerungsgebieten werden<br />
im Folgenden anhand von unterschiedlichen Kriterien Eigentümertypen gebildet. Diese typisierten Eigentümer<br />
vermitteln ein Bild der Eigentümer, die im Rahmen eines Stadterneuerungsprozesses auftreten<br />
können. Anhand dieses Denkmodells können die Eigentümer besser eingeschätzt, angesprochen und<br />
schließlich mobilisiert werden.<br />
Objektliebhaber: Die so genannten „Objektliebhaber“ weisen eine insgesamt unterdurchschnittliche<br />
Renditeerwartung auf und investieren ohne starke Beachtung der Wirtschaftlichkeit in ihr Objekt, um<br />
es nach eigenen ästhetischen Ansprüchen zu erhalten. Häufig sind dies Eigentümer, die selber in der<br />
Immobilie wohnen oder eine hohe Verwurzelung mit ihr aufweisen. Einher geht zumeist auch eine hohe<br />
Identifikation mit dem Standort. Objektliebhaber weisen eine gute Zahlungsfä<br />
higkeit auf, sie sind langfristig<br />
orientiert und schnell von Innovationen zu überzeugen. In Bezug auf die Mobilisierung gehören sie<br />
zur Gruppe der „Aufgeschlossenen“. Sie sind an dem Standort interessiert und recherchieren selbst nach<br />
Informationen, beispielsweise hinsichtlich Beratungsangeboten, Fördermitteln, etc. Eventuell kann es<br />
notwendig sein, Objektliebhaber bzgl. Marktsituation und Nachfragergruppen zu beraten, damit marktgerecht<br />
investiert wird.<br />
Wertoptimierer: Die Gruppe der Wertoptimierer orientiert sich wirtschaftlich vor allem an der Wertentwicklung<br />
der Immobilie und in gewissem Umfang auch an den erzielbaren Mietüberschüssen. Aufgrund<br />
der Orientierung an der Wertsteigerung werden auch umfangreiche und kostenintensive Erhaltungs- und<br />
Modernisierungsinvestitionen vorgenommen. Der Markt und die Nachfragergruppen werden analysiert<br />
und dementsprechend investiert. Die Wertoptimierer haben meist eine gute Finanzausstattung. In Bezug<br />
zur Mobilisierung sind sie „Aufgeschlossene“. Wertoptimierer sind am Standort und generell an Innovationen<br />
interessiert und recherchieren selbst nach Informationen, beispielsweise hinsichtlich Beratungsangeboten.<br />
Gewohnheitserhalter: Bei der vermutlich großen Gruppe der Gewohnheitserhalter liegt die Ökonomische<br />
Verwertung insbesondere in der Werterhaltung. Die Immobilie dient häufig als Altersvorsorge bzw. sicherer<br />
Wert. Ziel ist daneben das Halten der Mieter und die Sicherung von Mieteinnahmen. Die Gewohnheitserhalter<br />
unternehmen alle notwendigen Erhaltungsinvestitionen. Jedoch besitzen sie zumeist wenig<br />
vertiefte wohnungswirtschaftliche Kenntnisse und agieren im Vermietungsgeschäft wenig professionell.<br />
Die Gewohnheitserhalter sind zumeist „Abwartende“, die „aufgerüttelt“ werden müssen und einen Beratungs-<br />
und Argumentationsbedarf hinsichtlich Werterhaltung, Marktsituation und Professionalisierung<br />
des Vermietungsgeschäfts aufweisen.<br />
Gewinnmaximierender Erhalter: Das Ziel dieser Eigentümer liegt vor allem in der Erwirtschaftung eines<br />
möglichst hohen Mietüberschusses. Deshalb werden lediglich wenig kostenintensive und zwingend notwendige<br />
Erhaltungsinvestitionen vorgenommen. Oftmals ist das Vermietungsgeschäft dieser Eigentümer<br />
in Stadterneuerungsprozessen auf die Empfä<br />
nger von (sicheren) Transfereinkommen ausgerichtet. Die<br />
Gewinnmaximierenden Erhalter gehören zumeist zu den „Abwartenden“. Sie weisen eine prinzipiell ansprechbare<br />
und interessierte, aber noch nicht entschiedene Haltung auf. Sie müssen überzeugt werden,<br />
dass die seitens des Stadterneuerungsprozesses erwünschten Investitionen zu einer Kostenreduktion<br />
oder der langfristigen Sicherung ihrer Mieteinnahmen führen. Für diese Gruppe spielen finanzielle Anreize<br />
durch Förderprogramme eine entscheidende Rolle.<br />
Standortbegründeter Minimalerhalter: Aufgrund des negativ wahrgenommenen Standortes (vor allem<br />
bezüglich Mieterklientel, Image) führt der standortbegründete Minimalerhalter lediglich kleinere Erhaltungsinvestitionen<br />
durch. Oft sind dies alteingesessene, ältere deutsche Eigentümer. Es besteht ein<br />
hohes Level an Frustration und ein häufiges Argument ist z.B. „Ich würde investieren, aber nicht für diese<br />
Mieter“. Aus diesem Grund werden die noch möglichen Mieteinnahmen ohne größere Investitionen abge-
21<br />
schöpft. Die Standortbegründeten Minimalerhalter sind abhängig von der Höhe ihres noch verbleibenden<br />
Standortglaubens „Abwartende“ oder „Ablehnende“. Sie treten im Prozess häufig als „Meckerer“ auf, die<br />
von den guten alten Zeiten erzählen. Um hier zu mobilisieren sind die Vermittlung einer glaubhaften Zukunftsvision<br />
sowie eine intensive thematische Argumentation notwendig. Finanzielle Anreize spielen eine<br />
geringere Rolle, da die Finanzausstattung der Standortbegründeten Minimalerhalter zumeist gut ist.<br />
Renditeorientierter Exit-Stratege: Bei den Renditeorientierten Exit-Strategen handelt es sich um die im<br />
Volksmund „Ausschlachter“ oder „Zwischenverwerter“ genannten Eigentümer. Das ökonomische Ziel<br />
ist das Abschöpfen der kurzfristigen Rendite ohne eigene Investitionen vorzunehmen. In einigen Fällen<br />
kaufen Immobilienfirmen für sie eigentlich uninteressante Gebäude im Rahmen eines Paketkaufs. Die<br />
häufig durchgeführten Privatisierungen an die Mieter bringen für den Stadterneuerungsprozess die Gefahr<br />
mit sich, dass die resultierende sehr kleinteilige, häufig wenig solvente Eigentümerstruktur kaum<br />
für Investitionen zu mobilisieren ist. Die Renditeorientierten Exit-Strategen sind „Ablehnende“ bei denen<br />
wahrscheinlich keine Mobilisierung möglich ist. Hier sollte wenn möglich, der Eigentumsübergang positiv<br />
beeinflusst werden.<br />
Standortbegründeter Exit-Stratege: Die standortbegründeten Exit-Strategen investieren aufgrund ihres<br />
fehlenden Glaubens an den Standort nicht mehr und tragen sich mit Verkaufsabsichten. Es handelt sich<br />
zumeist um „Ablehnende“, die nicht mehr zu gewinnen sind. In einigen Fällen kann es möglich sein, durch<br />
das Aufzeigen einer fundierten Zukunftsvision „Abwartende“ aus ihnen zu machen.<br />
Investitionsunfä<br />
hige: Aus finanziellen oder persönlichen Gründen (Alter, Gesundheit etc.) sind die Investi-<br />
tionsunfä<br />
higen mit der Bewirtschaftung ihrer Immobilie überfordert. Hier müssen Hilfsangebote entsprechend<br />
der persönlichen Situation vermittelt werden (insbesondere auch Angebote anderer Institutionen).<br />
Gegebenenfalls sollte die Option eines Verkaufs aufgezeigt werden, wobei ein langfristiges Wohnrecht<br />
gesichert werden könnte. Die Personen können sowohl handlungsunfä<br />
hige „Aufgeschlossene“, „Abwartende“<br />
oder auch „Ablehnende“ sein.<br />
Sondergruppen Wohneigentumsgemeinschaften nach WEG und Erbengemeinschaften<br />
Wohneigentümergemeinschaften: Eigentümergemeinschaften – d.h. Erbengemeinschaften oder Eigentümergemeinschaften<br />
nach Wohneigentumsgesetz (WEG) – machen häufig einen relativ hohen Anteil an<br />
Eigentümern aus. Hier besteht eine besondere Problematik, da Eigentümergemeinschaften aufgrund der<br />
Notwendigkeit zu einem gemeinsam getragenen Beschluss zu kommen, weniger handlungsfä<br />
hig sind als<br />
Einzeleigentümer.<br />
In Eigentümergemeinschaften nach Wohneigentumsgesetz (WEG) ergeben sich – trotz der mit der Novellierung<br />
des WEG zum 01. Juli <strong>2007</strong> geschaffenen Möglichkeit, Modernisierungsmaßnahmen mit<br />
„qualifizierter Mehrheit“ zu beschließen (siehe Exkurs) – oftmals langwierige und komplizierte Aushandlungsprozesse.<br />
Allein aufgrund der Notwendigkeit zur Kommunikation können Eigentümergemeinschaften<br />
weniger zeitnah und flexibel entscheiden als Einzeleigentümer. Bei einem hohen Anteil an auswärts<br />
lebenden Miteigentümern besteht das Problem, dass für die qualifizierte Mehrheit drei Viertel aller Eigentümer<br />
– nicht nur der anwesenden Eigentümer – nötig sind.
22<br />
Exkurs: Das neue Wohneigentumsgesetz erleichtert Modernisierungen<br />
Mit der Novelle des Wohneigentumsgesetzes zum 01. Juli <strong>2007</strong> erleichtert der Gesetzgeber unter<br />
anderem die Entscheidungsfindung in Eigentümergemeinschaften. Nach alter Gesetzeslage konnten<br />
wichtige Entscheidungen über Modernisierungsmaßnahmen nur einstimmig getroffen werden.<br />
Dies ermöglichte es einzelnen Eigentümern die ganze Gemeinschaft zu blockieren und führte zu<br />
einem regelrechten „Modernisierungsstau“. Nun können Modernisierungen und Anpassungen des<br />
gemeinschaftlichen Eigentums an den Stand der Technik, wie z.B. energiesparende Sanierung oder<br />
Anbau von Balkonen mit einer „qualifizierten Mehrheit“ beschlossen werden. Das bedeutet, dass<br />
eine Mehrheit von drei Vierteln aller stimmberechtigten Wohnungseigentümer, die zugleich mehr<br />
als die Hälfte der Miteigentumsanteile vertreten, ausreicht. Dabei gilt das so genannte „Kopfprinzip“<br />
wonach jeder Eigentümer eine Stimme hat, unabhängig von der Anzahl der Wohnungen im Besitz.<br />
Bei gemeinsamem Eigentum an einer Wohnung (z.B. Eheleute) gibt es ebenfalls nur eine Stimme.<br />
Wurde eine Maßnahme mit einer „qualifizierten Mehrheitsentscheidung“ beschlossen, müssen<br />
auch die Gegner die Maßnahme und die entstehenden Kosten mittragen. Sie können den Beschluss<br />
gerichtlich anfechten, wenn die Modernisierung die Eigenart der Wohnanlage verändern würde (z.B.<br />
Luxussanierungen) oder für einzelne Eigentümer unbillige Beeinträchtigungen entstünden. Dies gilt<br />
beispielsweise wenn die Kosten finanziell nicht tragbar sind und der Eigentümer deshalb verkaufen<br />
müsste.<br />
Über Maßnahmen der Instandhaltung und der „Modernisierenden Instandsetzung“ ist weiterhin mit<br />
einfacher Mehrheit zu entscheiden. Auch für bauliche Veränderungen genügt eine einfache Mehrheit,<br />
soweit die betroffenen Eigentümer zustimmen. Die neue Gesetzeslage ermöglicht zudem, dass mit<br />
„qualifizierter Mehrheit“ entschieden werden kann, die finanziellen Lasten für Instandhaltungs- und<br />
Reparaturmaßnahmen nach dem „Nutzen“ oder „Gebrauch“ der einzelnen Eigentümer zu verteilen.<br />
Beispielsweise kann bei der Sanierung von Fenstern die Anzahl der Fenster in der Wohnung als<br />
Berechnungsgrundlage heran gezogen werden oder beim Einbau eines Fahrstuhls kann der finanzielle<br />
<strong>Beitrag</strong> der Erdgeschosseigentümer deutlich reduziert werden. Nach alter Gesetzeslage galt immer die<br />
Größe der Miteigentumsanteile als Verteilungsschlüssel.<br />
Darüber hinaus kann mit einfacher Mehrheit über Art und Weise von Zahlungen, beispielsweise<br />
für Betriebskosten, die nun ebenfalls Gebrauchsabhängig und nicht nach Miteigentumsanteilen<br />
berechnet werden können, Folgen verspäteter Zahlung, Kosten für eine besondere Nutzung des<br />
Gemeinschaftseigentums oder über einen besonderen Verwaltungsaufwand beschlossen werden.<br />
Verbesserungen ergeben sich auch durch die Klärung der finanziellen Verpflichtungen der Eigentümer<br />
untereinander. Vor dem 01. Juli <strong>2007</strong> übertrugen sich die Forderungen auf die übrigen Eigentümer,<br />
wenn ein Eigentümer zahlungsunfähig wurde. Nun wurde die Haftungshöhe entsprechend der Höhe<br />
des Miteigentumsanteils begrenzt. Zudem können Eigentümergemeinschaften ihre Ansprüche im<br />
Rahmen einer Zwangsversteigerung in einem bestimmten Umfang vorrangig geltend machen.<br />
Für die Mobilisierbarkeit von Eigentümergemeinschaften ist zu unterscheiden, ob die Immobilien überwiegend<br />
von den Eigentümern selbst oder zu Renditezwecken genutzt werden. Bei Selbstnutzern besteht<br />
tendenziell eine höhere Mobilisierbarkeit, da der Eigentümer vor Ort ist, eine Verbundenheit mit dem Objekt<br />
aufweist und ggf. einen direkten Nutzen durch die Modernisierung erhält. Bei Renditeobjekten leben<br />
die Eigentümer häufig nicht am Ort und sind allein aus diesem Grund schwer zugänglich.<br />
Erbengemeinschaften sind nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt. Sie dienen grundsätzlich<br />
dazu, den Nachlass durch ihre Auseinandersetzung zu verteilen und dadurch die Erbengemeinschaft zu<br />
beendigen. Aus diesem Grund machen Erbengemeinschaften in der Regel nur einen sehr kleinen Anteil<br />
der Eigentümer in einem Stadtteil aus. Aufgrund der Eigenschaft als „Übergangslösung“ werden durch<br />
Erbengemeinschaften zumeist keine Investitionen vorgenommen. Problematisch werden Erbengemeinschaften,<br />
wenn keine Einigung über die Aufteilung der Erbmasse gefunden wird und die Erbengemeinschaft<br />
zu einer konfliktbeladenden Dauersituation wird. Dabei besteht jedoch grundsätzlich ein Anspruch<br />
jedes Erben auf Auflösung der Gemeinschaft, ggf. durch eine Zwangsversteigerung.
23<br />
Innerhalb der Eigentümergemeinschaften können jeweils alle der vorher beschriebenen Eigentümertypen<br />
vorhanden sein. Aus den oben beschriebenen Gründen können ganze Eigentümergemeinschaften nur<br />
selten als Aktivisten agieren. Bei überwiegend ablehnender oder abwartender Haltung der Eigentümer<br />
sollte die Mobilisierungsarbeit nicht zu sehr auf Eigentümergemeinschaften konzentriert werden, um<br />
die eigenen begrenzten Ressourcen nicht zu verschwenden.. Aufgrund der beschriebenen Hemmnisse<br />
können hier keine schnellen positiven Ergebnisse erwartet werden. Es sollte zu einem späteren Zeitpunkt<br />
mit WEG umgegangen werden, um dann auch die „Abwartenden“ und „Ablehnenden“ innerhalb der<br />
Gemeinschaft argumentativ bedienen zu können. Bei einer zentralen Bedeutung der Immobilie einer<br />
Eigentümergemeinschaft für den Stadterneuerungsprozess kann das Vor-Ort-Personal den internen Diskussionsprozess<br />
begleiten und moderieren. Oder es können Lösungswege erarbeitet werden, wie nicht<br />
handlungsbereite Eigentümer ausgekauft werden können (ggf. mit Zwangsversteigerung).<br />
Sondergruppe Eigentümer mit Schlüsselimmobilien<br />
Für den gesamten Stadterneuerungsprozess spielen die so genannten „Schlüsselimmobilien“ eine besondere<br />
Rolle. Dies sind städtebaulich herausragende Gebäude, Immobilien an Eingangs- oder besonderen<br />
Platzsituationen oder besonders hervorstechende notleidende Immobilien. Sie prägen das Stadtbild und<br />
Image des Stadtteils in einer ganz besonderen Weise. Die Eigentümer dieser Immobilien können jedem<br />
der vorher beschriebenen Gruppen und Typen angehören. Wenn die Eigentümer nicht zur Gruppe der<br />
investitionsbereiten Aktivisten zählen, ist eine persönliche Ansprache dieser Eigentümer sinnvoll. Dabei<br />
sollte im Sinne der „Eins-zu-Eins-Kommunikation“ versucht werden, die besonderen Problemlagen dieser<br />
Eigentümer zu erkennen und soweit möglich spezielle Hilfs- und Unterstützungsangebote zu entwickeln.<br />
Der geeignete Zeitpunkt scheint zu Beginn der Umsetzungsphase zu liegen, wenn bereits erste gute Beispiele<br />
realisiert wurden und die Beratungsangebote etabliert sind.<br />
Sondergruppe Eigentümer mit Migrationshintergrund<br />
Eigentümer mit Migrationshintergrund bilden heute in vielen Stadterneuerungsgebieten einen hohen<br />
und zukünftig weiter steigenden Anteil der Eigentümer. Dabei unterscheiden sich im Allgemeinen die<br />
Motivationslagen bei der Bewirtschaftung von Gebäuden und die Bedürfnisse nicht wesentlich von denen<br />
der deutschen Eigentümer. Eigentümer mit Migrationshintergrund können bezüglich ihrer Motivation,<br />
Bewirtschaftungsstrategie, Finanzsituation etc. jedem der vorher beschriebenen Gruppen und Typen<br />
angehören. Tendenziell ist jedoch eine eher familienbezogene Vermietung und Bestandserhaltung festzustellen.<br />
Vor-Ort wird jedoch zum Teil kritisch gesehen, dass im Hinblick auf die Gestaltung der Immobilien<br />
Unterschiede bestehen, die teilweise kulturell oder durch anderen Anspruch begründet sind. Modernisierungs-<br />
und Instandhaltungsmaßnahmen werden oftmals in Eigenleistung oder innerhalb des Familien-<br />
oder Freundeskreises erbracht. Dies kann zu geringeren Standards führen. Die unterschiedlichen<br />
Gestaltungsansprüche führen mitunter auch zu einem Verdrängungseffekt in Bezug auf andere Bevölkerungsgruppen.<br />
Andererseits stellen Eigentümer mit Migrationshintergrund ein großes Potenzial für viele<br />
Stadterneuerungsgebiete dar. Sie verfügen häufig noch über ausreichend Kapital und investieren in vernachlässigte<br />
Gebäude. Durch andere Vermarktungkanäle – häufig Familienbezogen – bekommen sie ihre<br />
Gebäude vermietet. Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass das Ziel in der Stadterneuerung nicht nur<br />
die Vermeidung von Leerständen ist, sonder vielmehr die Stabilisierung und Aufwertung der Quartiere.<br />
Die benötigte Ansprache von Eigentümern mit Migrationshintergrund unterscheidet sich wesentlich. Eine<br />
Ansprache in der Muttersprache kann sinnvoll sein zur Öffnung der Personen und zur Vertrauensbildung.<br />
Darüber hinaus können auch muttersprachliche Medien genutzt werden (auf türkisch beispielsweise Hürriyet,<br />
Milliet mit regionalen Ausgaben). Es sollte keine reine Übersetzung statt finden, sondern auch eine<br />
Vermittlung der Sanierungsziele. Gegebenenfalls kann eine spezielle Beratung angeboten werden. Eine<br />
wesentliche Rolle in der Kommunikation vieler Personen mit Migrationshintergrund spielt eine mündliche<br />
Weitergabe der Informationen. Dieses Prinzip sollte durch gezielte Ansprache und Überzeugung wichtiger<br />
Multiplikatoren genutzt werden.<br />
Insgesamt sollte der Gruppe der Eigentümer mit Migrationshintergrund im Mobilisierungsprozess besondere<br />
Aufmerksamkeit geschenkt werden, um die möglichen Potenziale nutzen zu können.
24<br />
3.2. Weitere Zielgruppen und Multiplikatoren<br />
Die Stadterneuerung ist ein komplexer Prozess von dem nahezu alle im betreffenden Stadtquartier lebenden<br />
Menschen betroffen sind. Und zwar völlig unabhängig davon, ob sie Eigentümer oder Mieter sind<br />
oder ob sie sich aufgrund der eigenen Berufstätigkeit im Stadtquartier aufhalten oder dort einem eigenen<br />
Gewerbe nachgehen.<br />
Ein optimal ausgerichteter und umfassender Prozess könnte sich zum Ziel setzen, alle Menschen des<br />
Stadtquartiers zu erreichen und für die Ziele der Stadterneuerung zu begeistern. Insbesondere aufgrund<br />
der erforderlichen Effizienz des Ressourceneinsatzes kann ein solches Vorgehen allerdings nur ein theoretisches<br />
Denkmodell sein.<br />
Damit wird es also notwendig, im Mobilisierungsprozess Personen und Personengruppen zu identifizieren,<br />
die für die Ziele der Stadterneuerung einen wesentlichen <strong>Beitrag</strong> leisten können und deshalb aktiv in<br />
den Prozess eingebunden werden müssen. Diese Personen(-gruppen) können sich je nach Stadtquartier<br />
unterscheiden. Insofern sollte in der Vorbereitungsphase eines Prozesses eine genaue Analyse angestellt<br />
werden, um alle relevanten Zielgruppen zu identifizieren. Es muss festgestellt werden, wie ihre<br />
Einbindung organisatorisch verlässlich sichergestellt wird (siehe auch Erfolgsfaktoren: Organisation der<br />
Chancengemeinschaft) und welche Rollen und Verantwortlichkeiten sie im Prozess übernehmen können.<br />
Hauptadressat des Prozesses und damit Kernzielgruppe bleibt natürlich, wie weiter oben beschrieben, die<br />
Gruppe der privaten Hauseigentümer.<br />
Interne und externe Zielgruppen und Multiplikatoren<br />
Multiplikatoren werden, je nach Standort und regionaler Ausrichtung, hinsichtlich ihrer Interessen, ihrer<br />
Bedeutung und organisatorischen Strukturen ganz unterschiedlich sein. Es ist mit Blick auf den Prozesserfolg<br />
sinnvoll, zwischen internen und externen Zielgruppen und Multiplikatoren zu unterscheiden.<br />
Als „intern“ können Personen und -gruppen bezeichnet werden, die ebenfalls der Kommune, bzw. der<br />
Stadtverwaltung zugeordnet werden können. Diese intern wichtigen Gruppen/Institutionen sind z.B. die<br />
Verwaltungsstelle des (Ober-)Bürgermeisters, die Wirtschaftsförderung, Institutionen des Stadt- oder<br />
Bezirksmarketings, sowie andere kommunale Stellen und Einrichtungen. Wichtig sind auch die politisch<br />
gewählten Vertreter in den Ratsfraktionen.<br />
„Externe“ Personen und -gruppen umfassen damit alle Institutionen, die nicht mit der Stadtverwaltung<br />
oder Politik im direkten Zusammenhang stehen, deren Engagement im Stadtquartier aber Erfolg versprechend<br />
ist. Entweder, weil sie hilfreiche Ressourcen oder nützliches Know-how einbringen können oder,<br />
weil sie über entsprechende Netzwerke verfügen oder ihr Wort ein „starkes Gewicht“ aufweist, sie also<br />
als Multiplikatoren für die Überzeugungsarbeit hilfreich sein können.<br />
Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, stischen Einschätzung des <strong>Beitrag</strong>es, den diese Multiplikatoren einbringen<br />
können, kann es sinnvoll sein, zur Einschätzung des <strong>Beitrag</strong>es, den diese Multiplikatoren einbringen<br />
können, zwischen reinen Meinungsmultiplikatoren (hier zu nennen sind etwa Presse-, Medienvertreter,<br />
prominente Stadtpersönlichkeiten) und <strong>Beitrag</strong>smultiplikatoren zu unterscheiden, die einen substantiellen<br />
<strong>Beitrag</strong> in der Sache leisten können. Dies sind z.B. Multiplikatoren wie die Handwerkskammer<br />
durch das Aufstellen von Beratungsangeboten durch die Handwerksmeister. Diese sollten schon während<br />
der Analysephase in den Mobilisierungsprozess mit einbezogen werden, da sie über wertvolle Kenntnisse<br />
über die Vor-Ort-Situation sowie die Strukturen der Eigentümer verfügen.<br />
Interne Zielgruppen<br />
Für die identifizierten internen Zielgruppen sollte gleich zu Beginn eines Prozesses eine Einschätzung darüber<br />
erfolgen, wie diese in den Prozess eingebunden werden, bzw. welchen positiven <strong>Beitrag</strong> sie leisten<br />
können. Es wird sicher Institutionen geben, die lediglich über den Stand des Prozess informiert werden,<br />
um auch hier eine breite Akzeptanz zu gewährleisten. Andere Institutionen werden über die Informiertheit<br />
und Akzeptanz aber einen positiven <strong>Beitrag</strong> zum Prozess leisten können, da sie eine ganz andere<br />
Kommunikationsebene nutzen, als es die Stadt kann. Hier gilt es, diesen <strong>Beitrag</strong> für das Projekt einzuwerben<br />
und sinnvoll in den Prozess zu integrieren.
25<br />
So ist es sicher sinnvoll, die politischen Vertreter eines Stadtquartiers über den Stadterneuerungsprozess<br />
zu informieren und diese auch im Sinne des Prozesses als Befürworter zu gewinnen, ohne dass diese in<br />
den Prozess selbst aktiv eingebunden werden.<br />
Die Stadtspitze kann aber über die Akzeptanz hinaus einen <strong>Beitrag</strong> dergestalt leisten, dass sie sich an die<br />
Spitze des Prozesses stellt und diesen z.B. in angemessener Form gegenüber der Kernzielgruppe argumentiert.<br />
Die Bedeutung (Relevanz, Wichtigkeit) des Prozesses gegenüber der Kernzielgruppe wird z.B.<br />
auch dadurch dokumentiert und erkennbar, dass ein Einladungsschreiben zu einer Veranstaltung von der<br />
Stadtspitze ausgeht und z.B. eine Veranstaltung gemeinsam mit dieser durchgeführt wird. Auch kann die<br />
Stadtspitze medial, etwa in Presseberichten oder in Grußworten der aufgelegten Broschüren, eingebunden<br />
werden.<br />
In anderer Weise können mit der kommunalen Wirtschaftsfö<br />
rderung mögliche Beiträge im Projekt erarbeitet<br />
werden. Private Hauseigentümer sind eben auch Investoren und es kann sinnvoll sein, sie aus dieser<br />
Investorenperspektive zu sehen und über entsprechende Anreize für Investitionen nachzudenken.<br />
Einen wichtigen <strong>Beitrag</strong> können die kommunalen Institutionen leisten, die Marketingaufgaben übernehmen<br />
oder im Sinne der kommunalen Öffentlichkeitsarbeit agieren. Die kommunalen Pressestellen kennen<br />
die in der Region wichtigen Medienvertreter und können einen Zugang zu diesen herstellen. Ebenso<br />
können Berichte und Informationen über den Stadterneuerungsprozess sicher auch unter Mitwirkung der<br />
kommunalen Presseverantwortlichen befördert werden.<br />
Eine spezielle Aufgabe wird den Stadtmarketinginstitutionen zukommen. Diese können auf der Basis<br />
er eigenen Aktivitäten und Kompetenzen wesentliche Beiträge liefern. Daher ist zu entscheiden, ob das<br />
Stadtmarketing im Falle einer notwendig werdenden Imagebildung eben diese zentrale, den eigentlichen<br />
Prozess der Stadterneuerung vorbereitende oder begleitende Aufgabe übernimmt.<br />
In jedem Falle und ganz unabhängig von der Höhe und der Bedeutung des <strong>Beitrag</strong>s einer jeweiligen Institution<br />
kann unterstellt werden, dass alle internen Zielgruppen ihrerseits einen Zugang zu externen Personen<br />
und Multiplikatoren haben, den die Projektverantwortlichen im Sinne des Projektes nutzen können<br />
und nutzen sollten.<br />
Externe Zielgruppen<br />
Im Rahmen der Stadterneuerung werden eine Reihe von Multiplikatoren, Institutionen und Organisationen<br />
vom eigentlichen Prozess betroffen sein, bzw. können diesen Prozess mit ihren Möglichkeiten befördern<br />
oder (im schlimmsten Fall) auch behindern. Ausgewählte Multiplikatoren werden nachfolgend kurz<br />
dargestellt.<br />
Multiplikatoren aus der Immobilienwirtschaft<br />
Es ist nahe liegend, in Stadterneuerungsprozessen zunächst nach Multiplikatoren aus der Immobilienwirtschaft<br />
zu schauen.<br />
Eine enge Abstimmung mit den Wohnungsunternehmen vor Ort sollte selbstverständlicher Bestandteil<br />
des Stadterneuerungsprozesses sein. Dabei können Wohnungsunternehmen oft auch bei der Mobilisierung<br />
von privaten Hauseigentümern einen größeren <strong>Beitrag</strong> leisten. Es kann zum Beispiel die eigene<br />
<strong>Expertise</strong> im Sinne einer Beratung von kleineren Hauseigentümern in den Prozess eingebracht werden<br />
(siehe Erfolgsfaktor: Aufbau der Chancengemeinschaft, Beratung). Es wären auch Beiträge im Sinne von<br />
„Patenschaften“ für bestimmte in der Nachbarschaft gelegene Quartiere vorstellbar. Zusätzlich könnten<br />
Einkaufsvorteile (Kontakt zu Architekten und Handwerkern im Sinne längerfristiger Verträge) als zusätzliches<br />
Nutzenargument sinnvoll in den Prozess eingebracht werden.<br />
Die Wohnungsunternehmen selbst werden ein hohes Interesse auch am Imagezuwachs in ihren Quartieren<br />
haben und es kann deshalb eine Bereitschaft unterstellt werden, sich an (Image ausprägenden) Kampagnen<br />
und Maßnahmen zu beteiligen, bzw. diese zu unterstützen.
26<br />
Auch Banken und Sparkassen prägen die Immobilienwirtschaft ganz wesentlich, etwa durch Finanzierungen,<br />
Versicherungen und besondere Angebote der Finanzwirtschaft (etwa Bausparverträge), aber auch<br />
durch die Vermittlung von Immobilien und allen damit verbundenen Dienstleistungen und Tätigkeiten<br />
(etwa Standortgutachten, Wertgutachten, etc.). Zudem werden Sparkassen und Banken einen ganz eigenen<br />
und direkten Zugang zu privaten Hauseigentümern haben, da diese oft mehrheitlich zu ihren Kunden<br />
zählen.<br />
Im positiven Sinne werden die Finanzinstitute vor Ort schon deshalb ein hohes wirtschaftliches Eigeninteresse<br />
an der positiven Entwicklung des Standortes haben, weil sie z.B. dadurch die Werthaltigkeit bereits<br />
vergebener Darlehen sichern oder aber bei Investitionen von der Neuvergabe von Darlehen profitieren.<br />
Darüber hinaus werden die Vor-Ort-Institute in der Regel durch lokale Wirtschaftsinteressen geprägt (in<br />
unterschiedlicher Ausprägung: für die Sparkassen trifft dies sicher in höherem Maße zu, als für Filialen der<br />
überregional agierenden Banken), weil sie eben hier ihre privaten und gewerblichen Kunden erreichen.<br />
Ein prosperierender Stadtteil liegt deshalb im eigenen wirtschaftlichen Interesse, so dass auch eine Bereitschaft<br />
unterstellt werden kann, an den so wichtigen Prozessen in der Stadterneuerung nach Kräften<br />
mitzuwirken oder sich sogar an einer dem Prozess vor geschalteten oder begleitenden Imagebildung zu<br />
beteiligen.<br />
Im negativen Sinne kann aber auch beobachtet werden, dass Bankenvertreter ihren Kunden von einer<br />
Investition in einen Stadtbezirk abraten, wenn z.B. das Image und die weitere Entwicklung des Bezirks<br />
negativ eingeschätzt werden. An dieser Stelle wird deutlich, wie wichtig die Einbindung dieser Multiplikatoren<br />
ist, um nicht den Prozess insgesamt ins Leere laufen zu lassen.<br />
Die Finanzinstitute vor Ort können über ihr spezifisches Fachwissen einen substantiellen <strong>Beitrag</strong> zur Strategieentwicklung<br />
leisten. Ebenso können sie wichtige Distributoren von Informationen sein. Dies kann<br />
z.B. durch das einfache Auslegen von Broschüren in den Vor-Ort-Filialen, durch das Aufstellen mobiler<br />
Präsentationen, durch das Versenden von Informationen oder durch die Initiierung eigener oder die Beteiligung<br />
an, im Prozess selbst organisierten Veranstaltungen geschehen. In Finanzierungsfragen (Darlehen,<br />
Fördermittel) übernehmen sie wesentliche Aufgaben in der Beratung privater Eigentümer und gegebenenfalls<br />
auch durch die Bereitstellung besonderer Kreditleistungen, die die Ziele der Stadterneuerung<br />
unterstützen.<br />
Neben der herausragenden Position der Banken und Sparkassen kann aber auch von weiteren Beteiligten<br />
der Immobilienwirtschaft ein positiver <strong>Beitrag</strong> geleistet werden. Hier sind insbesondere die Immobilien-<br />
makler,<br />
Projektentwicklungsgesellschaften und Vertreter von Versicherungsinstituten zu nennen. Aber<br />
auch Architekten, Bausachverständige und Gutachter können wichtige Impulse geben. Sie alle sind fachlich<br />
ausdifferenzierte Experten, wenn es um die Investitionen in den Hausbestand geht und werden in der<br />
einen oder anderen Weise den Investitionsprozess begleiten oder beeinflussen. Gerade der Aufbau eines<br />
Expertenpools mit sachkundigen Architekten und in Kooperation mit Handwerkern (siehe Erfolgsfaktor<br />
Beratung) kann entscheidende, für die Investition förderliche Impulse an die fachlich meist überforderten<br />
und deshalb z.B. abwartenden Hauseigentümer liefern.<br />
Weitere Multiplikatoren<br />
In der Vorbereitungsphase werden möglicherweise auch weitere Multiplikatoren identifiziert, die in einem<br />
erkennbaren Zusammenhang mit der Investitionsbereitschaft privater Hausbesitzer stehen und im<br />
positiven Sinne des Prozesses hier einen hilfreichen <strong>Beitrag</strong> leisten können.<br />
Presse- und Medienvertreter sind die wesentlichen Meinungsmultiplikatoren mit meist hoher Reichweite.<br />
Sie tragen bedeutend zur Imagebildung eines Quartiers bei, lassen sich aber aufgrund des Verständnisses<br />
der eigenen Unabhängigkeit kaum organisatorisch fest in den Prozess einbinden. Auch ohne Einbindung<br />
sollte diese Gruppe sämtliche prozessrelevanten Informationen rechtzeitig und authentisch erhalten. Es<br />
kann empfehlenswert sein, die Pressearbeit durch einen hierauf spezialisierten ortsansässigen Journalisten,<br />
eine Presseagentur oder die internen Presseverantwortlichen vornehmen zu lassen.<br />
Auch die Mieter können eine wichtige Funktion im Mobilisierungsprozess übernehmen, da sie in direktem<br />
Kontakt zu den Eigentümern stehen. Sie haben die Möglichkeit, auf kurzen Wegen die Situation vor Ort<br />
zu verdeutlichen und sich bei den Eigentümern für eine Investition in deren Immobilie einzusetzen. Dies
27<br />
kann im Mobilisierungsprozess unter Umständen sogar als Druckmittel wirken, wenn die Mieter in Erwägung<br />
ziehen, aufgrund fehlender Instandsetzungsmaßnahmen und sonstiger Investitionen, das Mietverhältnis<br />
zu kündigen.<br />
Haus&Grund, als Organisation privater Hausbesitzer und Vermieter, ist sicher für die Meinungsbildung<br />
ein oft wesentlicher Multiplikator. Sie haben einen direkten Zugang zu einer meist größeren Anzahl von<br />
Hauseigentümern und können bei Dialogangeboten im Sinne der Mobilisierung durch ihre hohe Glaubwürdigkeit<br />
gegenüber den Eigentümern, z.B. durch Schreiben an ihre Mitglieder oder durch redaktionelle<br />
Berichterstattungen, positiv einwirken. Im Sinne einer Wahrnehmung der Interessen ihrer Mitglieder<br />
können auch die Organisation eines Beratungsangebotes oder die Organisation thematisch zentrierter<br />
Veranstaltungen wichtige Beiträge im Prozess darstellen.<br />
Der Mieterbund kann in der Wahrnehmung der Interessen seiner Klientel Meinungsmultiplikator für ganz<br />
wesentliche Botschaften sein. Schließlich werden wesentliche Imagekomponenten (siehe Erfolgsfaktor<br />
Standortimage) durch die Bewohner des Stadtquartiers selbst getragen. Dabei können sowohl positive<br />
als auch negative Impulse vom Mieterbund ausgehen. Durch eine Beteiligung am Mobilisierungsprozess<br />
kann er die Mieter z.B. motivieren, bei den Eigentümern für Investitionen zu werben. Negativimpulse<br />
werden allerdings ausgestrahlt, wenn sich z.B. Mietinteressierte an den Mieterbund wenden, dieser aber<br />
von einer Anmietung in einem bestimmten Stadtquartier auf Grund des schlecht eingeschätzten Images<br />
abrät. Dies würde durch die Nichtvermietung und die sinkende Nachfrage zu einer Schwächung des<br />
Standortes führen, was im Ergebnis zu Einnahmeverlusten und Rentabilitätsdefiziten, schließlich zu einer<br />
Investitionsbremse führen kann.<br />
Gleiches gilt für Gewerbevereine und Werbegemeinschaften, die in Stadtquartieren oft lokale Wirtschaftsinteressen<br />
bündeln und schon deshalb ein hohes wirtschaftliches Eigeninteresse besitzen, gleichzeitig<br />
aber oft auch über einen eigenen Zugang zu Personen der Kernzielgruppe verfügen.<br />
Kulturvereine, Vereine und Organisationen, deren Mitglieder einen ethnischen Hintergrund aufweisen,<br />
spielen oft eine große Rolle bei der Meinungsbildung und bei der Mobilisierung ihrer Klientel, sich auf<br />
einen Dialog in der Sache einzulassen. Dies insbesondere in Quartieren, in denen eine Vielzahl von Hauseigentümern<br />
eben einen solchen Migrationshintergrund aufweist.<br />
Steuerberater sind oft erste Ratgeber bei Investitionsentscheidungen, bzw. lösen im Zweifel auch Investitionen<br />
aus. Sie besitzen ein meist hohes Ansehen und Vertrauen bei ihren Kunden und können sowohl<br />
substantiell in der Sache (Argumentation des Nutzens, etwa Mieterbindung, Finanzierungschancen) beteiligt<br />
sein, als auch direkt, etwa durch die Übernahme von Hausverwaltungen einwirken. Steuerberater<br />
haben in der Regel einen sehr direkten Kontakt zu ihren Kunden, den sie auch zum Transport von Informationen<br />
und Angeboten im Rahmen der Stadterneuerung nutzen können.<br />
Die berufsständischen Organisationen, etwa die Industrie- und Handelskammern, die Handwerkskammer<br />
und die Kreishandwerkerschaften, der Einzelhandelsverband oder auch die lokale Vertretung des deutschen<br />
Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA), können wichtige Aufgaben im Rahmen eines Prozesses<br />
übernehmen. So wäre es z.B. vorstellbar, dass in Kooperation mit den Kreishandwerkerschaften oder<br />
der Handwerkskammer, ein handwerklicher Expertenpool vor Ort ausgebildet und kommuniziert wird.<br />
Dieser Expertenpool kann insbesondere im Bereich der Beratung Aufgaben übernehmen, ebenso aber<br />
(mit hohem eigenen wirtschaftlichen Interesse) Investitionen in der Ausführung begleiten. Insbesondere<br />
von in der Stadterneuerung noch jungen Themen (energetische Sanierung, bedarfsgerechtes barrierefreies<br />
Umbauen von Wohnungen) können so wesentliche Impulse ausgehen.<br />
Planung der Zielgruppen<br />
Die in den Prozess einzubindenden Zielgruppen sollten in einem speziellen Zielgruppendiagramm hinsichtlich<br />
der Organisation ihrer Einbindung (Chancengemeinschaft, runder Tisch) und ihres <strong>Beitrag</strong>es in<br />
der Sache (Rolle und Verantwortlichkeit) eingeschätzt und für den Prozess eingeplant werden. Bereits<br />
in der Vorbereitungsphase müssen die Vertreter dieser Zielgruppen dann entsprechend für den Prozess<br />
gezielt angesprochen, dadurch begeistert und somit gewonnen und anschließend offiziell eingebunden<br />
werden.
28<br />
4. Prozessgestaltung<br />
Eigentümer zum Mitmachen zu animieren und eventuell sogar eine Veränderung ihrer bisherigen Einstellung<br />
zu erreichen und im Endeffekt „Lust“ auf Investitionen zu wecken, ist nicht von heute auf morgen<br />
zu bewerkstelligen. Dafür ist die Aufgabe, Veränderungen in einem Stadterneuerungsgebiet anzustoßen<br />
und dauerhaft umzusetzen, von zu großer Komplexität. Zudem muss, überhöht oder auch fast pathetisch<br />
formuliert, eine „breite Bewegung“ in Gang gesetzt werden. Schließlich bewegt sich die Stadterneuerung<br />
innerhalb schwieriger Rahmenbedingungen, die eine Mobilisierungsstrategie zur Aktivierung privater<br />
Eigentümer fast unabdingbar und zu einem wesentlichen Bestandteil einer städtebaulichen Sanierungsmaßnahme<br />
machen.<br />
Aus diesen Gründen ist die Mobilisierung privater Eigentümer als längerfristiger, dauerhafter Prozess anzulegen.<br />
Eine gute Vorbereitung, Ausdauer und Geduld sind wichtige Voraussetzungen, um einen solchen<br />
Prozess zu organisieren und zu begleiten. Die Methodik sollte keinesfalls nur abschnittsweise zum Einsatz<br />
kommen.<br />
Im folgenden Kapitel werden die wesentlichen Ankerpunkte einer in idealer Weise durchgeführten Mobilisierung<br />
erläutert und die wichtigen Erfolgsfaktoren für eine gewinnende Einbindung der privaten Eigentümer<br />
in die Stadterneuerungsaufgabe benannt.<br />
4.1. Phasen der Mobilisierung<br />
Orientierung an Marketing- und Managementmethoden<br />
Marketing- und Managementwissen stellen eine hilfreiche Grundlage dar, um eine wirkungsvolle Methodik<br />
zur Transformation des Nicht-Verhaltens der privaten Eigentümer hin zu einem wünschenswerten<br />
(Investitions)Verhalten zu bewirken. Jede Art der Veränderung bezogen auf einen Menschen oder eine<br />
Gruppe folgt einem typischen Verlauf. Hier wurden auf dem Gebiet der Betriebswirtschaft hilfreiche Erkenntnisse<br />
gewonnen. Diese Kenntnisse können zum Teil übertragen werden, um eine anhaltende Mobilisierung<br />
privater Eigentümer zu erreichen.<br />
Gedankliche Hilfestellung liefert hierbei z.B. die Diffusionstheorie, die die Zusammenhänge der Einführung<br />
neuartiger Produkte erläutert. Die Grundüberlegung dieser Theorie geht davon aus, dass eine kleine<br />
Gruppe von „Innovatoren“ neuartige Produkte direkt nach Markteinführung kaufen. Sie haben mehr oder<br />
weniger auf das neue Produkt gewartet und ihnen reicht häufig die bloße Information darüber aus, dass<br />
das Produkt nun zum Verkauf steht. Die weitere Verbreitung der Produkte ist ganz entscheidend abhängig<br />
von der erreichten „kritischen Masse“ von Käufern. Die Weiterverbreitung basiert daher auf der Wirkung<br />
der Mundpropaganda und den zu wählenden Verkaufsargumenten. Es gibt demnach Käufergruppen,<br />
deren Einstellung kongruent zu den Vorzügen des neuen Produkts ist. Das sind die Innovatoren. Darüber<br />
hinaus gibt es Zauderer, die sich aber durch immer größer werdende Gruppen von Käufern von den Produktvorzügen<br />
überzeugen lassen.
29<br />
Abbildung 6: Diffusionskurve nach E.M. Rogers<br />
In ähnlicher Weise muss der Prozess der Mobilisierung verlaufen. Kurz zusammengefasst gilt daher folgender<br />
Mechanismus: In der ersten Phase müssen die Eigentümer erreicht werden, die den Inhalten, Zielen<br />
und Ideen der Stadterneuerung positiv gegenüber eingestellt sind. Mit Hilfe dieser positiven Beispiele<br />
gilt es, die große Mehrheit zu überzeugen.<br />
Hilfestellungen durch die Kenntnisse aus Veränderungsprozessen<br />
Weitere hilfreiche Anregungen für die Ausgestaltung eines Mobilisierungsprozesses bieten die Methoden<br />
des so genannten „Veränderungsmanagements“ oder auch „Change Management“ genannt. Mit Veränderungsmanagement<br />
wird ein bewusster Steuerungsprozess zur Umsetzung umfassender, bereichsübergreifender<br />
und inhaltlich weit reichender Veränderung in einer Organisation im Zuge der Umsetzung von<br />
neuen Strategien, Strukturen, Systemen, Prozessen oder Verhaltensweisen bezeichnet. Damit bestehen<br />
hier vielfältige Parallelen zur gewünschten Mobilisierung privater Eigentümer, deren Verhaltensweisen ja<br />
auch verändert werden sollen.<br />
Acht Grundsätze zur Durchführung von Veränderungsprozessen<br />
(John Kotter: A force for Change: How Leadership Differs from Management (1990))<br />
• erzeugen Sie ein Gefühl von Dringlichkeit<br />
• Schaffen Sie eine Koalition<br />
• Entwickeln Sie eine klare Vision<br />
• Teilen Sie die Vision (mit)<br />
• Bevollmächtigen Sie Leute zum Entfernen von Hindernissen<br />
• Sichern Sie kurzfristige Gewinne<br />
• Konsolidieren Sie und machen Sie weiter<br />
• Befestigen Sie die Änderungen
30<br />
Mindestens fünf dieser Grundsätze zur Durchführung von Veränderungsprozessen sind für die erfolgreiche<br />
Gestaltung von Mobilisierungsprozessen von großer Bedeutung.<br />
• Dringlichkeit: Der Stadterneuerungsprozess sollte unbedingt als wichtiges Thema für die Stadtentwicklung<br />
deklariert werden. Wichtige Multiplikatoren sollten in den Prozess eingebunden werden.<br />
Insbesondere die Stadtspitze sollte signalisieren, dass ihr der Stadterneuerungsprozess ein ernstes<br />
Anliegen ist.<br />
• Koalition: Der Stadterneuerungsprozess sollte auf breiter Basis arbeiten. Daher sind frühzeitig wichtige<br />
Multiplikatoren in den Prozess einzubinden. Es gilt alle bedeutenden lokalen Akteure zu berücksichtigen<br />
und von Anfang an Rollen und Verantwortungen auf mehreren Schultern zu verteilen.<br />
• Vision: Für die Beteiligten bzw. die für den Prozess zu gewinnenden Akteure sollte eine verlässliche<br />
Perspektive hinsichtlich der Entwicklung des Stadterneuerungsgebietes dargestellt werden. Die Kommunikation<br />
einer von einer großen Mehrheit getragenen Vision zur Zukunft des Standortes ist wertvoll,<br />
um den Prozess verlässlich zu gestalten. Im Endeffekt ergibt sich hierdurch auch eine belastbare<br />
Perspektive für das wirtschaftliche Handeln der Eigentümer. Entscheidend ist dabei, dass die Vision<br />
der Meinung einer breiten Mehrheit entspricht und konsequent kommuniziert wird.<br />
• Erfolgskommunikation: Der Stadterneuerungsprozess ist zwar ein langfristiges Unterfangen, aber<br />
eine positive Wendung der Gebietsentwicklung muss frühzeitig signalisiert werden. Daher sind möglichst<br />
kurzfristige Erfolge zu erarbeiten und zu vermarkten, um damit auch eine Aufbruchstimmung<br />
zu erzeugen.<br />
• Dauerhaftigkeit: Eine nur kurzfristige Motivation kann teilweise sogar schädlich wirken, weil sie zu<br />
viele unrealistische Erwartungen erweckt. Dauerhaftigkeit der Projekte und Maßnahmen ist daher,<br />
neben der schnellen Umsetzung, ein wichtiges Ziel einer Mobilisierung privater Eigentümer.<br />
Mobilisierung als offener, dialogorientierter und kreativer Prozess<br />
In Mobilisierungsprojekten ist vor allem Kommunikation eine durchgehend wichtige Aufgabe, ihr Stellenwert<br />
kann nicht hoch genug bewertet werden.<br />
Kommunikation findet im Prozess des Wandels immer statt: Bürger diskutieren über geplante oder laufende<br />
Veränderungen, egal ob sie gut informiert sind oder nicht. Erfahrungsgemäß führt Nicht-Kommunikation<br />
oft dazu, dass viele Betroffene unterstellen, es wurden bereits Entscheidungen gefällt, über die sie<br />
jedoch keine Informationen erhalten haben. Als Folge brodelt die Gerüchteküche.<br />
Intensive, gut strukturierte und effektiv eingesetzte Kommunikation ist ein wesentlicher Faktor auf dem<br />
Weg zu mehr Beteiligung der Betroffenen an Veränderungsprojekten und kann somit ein Erfolgsfaktor für<br />
den Wandel selbst sein.<br />
Die Kommunikationsmaßnahmen müssen konzeptionell gestützt sein. Sie müssen zielgruppengerecht,<br />
dauerhaft und seriös sein, wenn sie zum Ziel führen sollen. Via Kommunikation läuft ein großer Teil der<br />
Motivation und der Vertrauensbildung. Kommunikation ist daher der wichtige Schlüssel für eine erfolgreiche<br />
Mobilisierung privater Eigentümer. Und zwar umso mehr, je größer das Gebiet ist. Kommunikation<br />
umfasst dabei alle wichtigen Kanäle der Kontaktaufnahme, von A wie Außenbüro, über P wie persönliches<br />
Gespräch bis Z wie Zeitung.<br />
Der Veränderungsprozess sollte grundsätzlich gut vorbereitet werden. Daher ist es unabdingbar, ein klares<br />
Bild über die Ausgangssituation zu haben und eine Strategie für den Gesamtprozess zu entwickeln,<br />
letztendlich die notwendigen Schritte planvoll vorzubereiten. Zunächst gilt es, die Bedingungen und Voraussetzungen<br />
im Stadterneuerungsgebiet genau zu prüfen, bestimmte Strukturen und Gegebenheiten<br />
zu berücksichtigen und die eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu schaffen. Das alles bedeutet einen<br />
engen Kontakt und eine enge Zusammenarbeit mit den Betroffenen im Stadterneuerungsgebiet. Nur<br />
über Nähe kann man schneller auf die Bedürfnisse der Eigentümer eingehen.
31<br />
Wichtige Schritte auf dem Weg zur Eigentümer-Mobilisierung:<br />
• Bedarfe analysieren<br />
• Soll-Zustand definieren<br />
• Notwendige Strukturen entwickeln<br />
• Vision und Ziele formulieren<br />
• Einstellungen und Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer eruieren<br />
• Verantwortliche zur Unterstützung einbinden<br />
• Wichtigkeit des Prozesses darstellen<br />
• alle Eigentümer und Betroffene einbeziehen<br />
• Glaubwürdigkeit vorleben<br />
• Erfolge kommunizieren<br />
• Beständigkeit sichern<br />
Die Betroffenen sollten stets über die Gründe der Veränderung, die konkreten Inhalte, die einzelnen Prozessschritte,<br />
alle relevanten Folgen sowie in Feedbackprozessen über Erfolge, gegebenenfalls auch Misserfolge<br />
des Veränderungsvorhabens informiert werden. Bei schnell aufeinander folgenden Ereignissen in<br />
Mobilisierungsprozessen ist es besser etwas unvollständig, aber dafür häufig zu kommunizieren als abzuwarten,<br />
bis irgendwann exakt informiert werden kann.<br />
Bewohner und Gewerbetreibende eines Stadterneuerungsgebietes sind in der Regel durch die Erneuerungsaktivitäten<br />
berührt, ohne dass sie einen aktiven Part bei der Formulierung der Wandlungsstrategie<br />
oder der Umsetzung der Veränderung spielen. Um den Prozess auf eine breite Basis zu stellen, sollten die<br />
Inhalte des Stadterneuerungsprozesses breit in der Öffentlichkeit kommuniziert werden, um Einblicke zu<br />
vermitteln, Erfolge zu dokumentieren, die relevanten Akteure zu benennen und insgesamt Ansatzpunkte<br />
zu einer aktiven Teilnahme zu bieten.<br />
Um eine gelungene Umsetzung der Veränderungen zu ermöglichen, sollte man bestrebt sein, Widerstände<br />
abzubauen und durch offene Kommunikation Vertrauen bei den Beteiligten aufzubauen. Im Idealfall<br />
sollte Kommunikation über eine Veränderung sowohl früher beginnen als auch später aufhören als die<br />
Veränderung selbst. Damit alle Betroffenen, den Wandlungsprozess, der selbst stets Veränderungen<br />
unterliegt, kontinuierlich verfolgen können, zeichnet sich Kommunikation in Mobilisierungs-Prozessen<br />
durch vielfältige Rückkopplung bzw. Feedbackschleifen im laufenden Prozess aus.<br />
Wer nicht schon zu Beginn von Mobilisierungs-Projekten klar kommuniziert und die Betroffenen im Projektverlauf<br />
ständig abholt, wird später wenig Akzeptanz für notwendige Maßnahmen vorfinden. Häufig<br />
bauen sich sogar massive Widerstände auf, die nur mühsam zu überwinden sind. Um eine erfolgreiche<br />
Umsetzung der Veränderungen zu ermöglichen, muss durch eine offene Kommunikation Vertrauen bei<br />
den Eigentümern aufgebaut werden. Eine gute Kommunikation ist nicht beliebig, sondern verbindlich.<br />
Verbindlichkeit schafft Glaubwürdigkeit, Glaubwürdigkeit schafft Vertrauen, Vertrauen schafft Verhaltensänderung.
32<br />
1. Stufe der Mobilisierung: Ansprechen; Aufmerksamkeit und Relevanz bei den Eigentümern<br />
erreichen<br />
2. Stufe der Mobilisierung: Überzeugen; Argumente werden durch den Eigentümer als relevant<br />
erkannt<br />
3. Stufe der Mobilisierung: Verhalten; Eigentümer beteiligen sich an der Stadterneuerung<br />
Vier Phasen strukturieren den Mobilisierungsprozess<br />
Der Entwicklungspfad einer Eigentümermobilisierung lässt sich in vier Phasen gliedern, in denen jeweils<br />
unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden.<br />
Die typischen Phasen eines Mobilisierungsprozesses sind: Vorbereitung, Start, Umsetzung und Stabilisierung.<br />
Um einen tief greifenden Wandel zu gestalten, sollte jede Phase komplett durchlaufen werden – die<br />
Übergänge sind jedoch fließend. Die Dauer der Phasen ist nicht vorab zu bestimmen. In der Praxis wird es<br />
auch vielfältige Überschneidungen geben. Es besteht kein direkt umsetzbares Modell, das ähnlich einer<br />
Bedienungsanleitung abgearbeitet werden kann. Letztendlich bestimmen die Bedingungen in dem jeweiligen<br />
Stadterneuerungsgebiet die konkrete Abfolge der Schritte.<br />
In der Strategieumsetzung gibt es für jede einzelne Phase Instrumente, die das Vorgehen situationsbezogen<br />
erleichtern. Dabei stellt die Koppelung der einzelnen Phasen eines Veränderungsprozesses mit einer<br />
gezielten Kommunikationsstrategie das Fundament des Mobilisierungserfolges dar.<br />
Abbildung 7: Phasen des Mobilisierungsprozesses<br />
Kernaktivitäten in den Mobilisierungs-Phasen<br />
Die vier Phasen der Mobilisierung haben jeweils unterschiedliche Umsetzungszwecke. Im Folgenden werden<br />
die Phasen kurz beschrieben und wichtige Aktivitäten dargestellt.<br />
Die Vorbereitungsphase dient, entsprechend ihrer Bezeichnung, der Vorbereitung der Mobilisierung. In<br />
dieser Phase soll grundsätzlich für alle Beteiligten Orientierung geschaffen werden. Diese Phase hat einen<br />
hohen Stellenwert, da hier die wichtigen Weichen gestellt werden. Es gilt, eine Strategie zu entwickeln
33<br />
und insgesamt den Rahmen für das weitere Vorgehen zu setzen. Diese Phase entspricht im weitesten<br />
Sinne dem üblichen Vorgehen der Stadtplanung zur Initiierung von Erneuerungsprojekten. Damit werden<br />
auf Basis umfangreicher Bestandsanalysen und –bewertungen die Kernpunkte der zukünftigen Entwicklung<br />
umschrieben. Produkt dieser Phase wird ein Handlungs- oder Entwicklungskonzept sein. Dabei ist<br />
jedoch darauf zu achten, dass nicht nur (städte-)bauliche Aspekte analysiert werden, sondern auch die<br />
Struktur der Eigentümer und die sich hieraus ergebenden Bedarfe.<br />
Darüber hinaus sollte aber in dieser Phase schon eine tragfähige und von vielen mitgetragene Vision entwickelt<br />
werden. Zusätzlich gilt es, in dieser Phase Einfluss-, Macht- und Widerstandsstrukturen zu erkennen.<br />
Die örtlichen Akteure müssen in den Erneuerungsprozess entsprechend ihrer Kompetenzen und<br />
Möglichkeiten eingebunden werden. Es geht darum, frühzeitig Rollen und Verantwortungen zu verteilen<br />
und haltbare Koalitionen zu schmieden. Daraus sollte sich eine Multiplikatoren-Gruppe zusammen finden,<br />
die genügend Überzeugungskraft, Kompetenz und Macht hat, den Veränderungsprozess zu gestalten<br />
und Überzeugung sowie Aufbruchstimmung glaubwürdig vorzuleben.<br />
In der Startphase geht es buchstäblich los. Ziel dieser Phase ist es, Bewegung zu erzeugen und Aufbruchstimmung<br />
in das Stadterneuerungsgebiet hinein zu tragen. Die Multiplikatoren werden aktiv in den<br />
Prozess eingebunden, um für den Veränderungsprozess zu werben. Die Kommunikation wird gestartet. Es<br />
findet eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten der Stadterneuerung statt. Diese<br />
Phase dient insbesondere auch dem Aufbau von Kontakten zu den Eigentümern und es sollte jede Möglichkeit<br />
zur vertrauensvollen Information und Kommunikation der Vision und Strategien genutzt werden.<br />
Dabei gilt es zunächst, die Gruppe der „Aufgeschlossenen“ (vgl. Kapitel 3.1) in den Prozess einzubinden.<br />
Hierdurch können wichtige Impulse für den gesamten Prozess gesetzt werden. Die ersten vom Erneuerungsprozess<br />
überzeugten Eigentümer können als Multiplikatoren genutzt werden, um weitere Eigentümer<br />
zu gewinnen.<br />
Ab dieser Phase sind Maßnahmen zu entwickeln. Größere Projekte sollten möglichst in kleinere Aktivitäten<br />
aufgeteilt werden, um kurzfristige Erfolge kommunizieren zu können, die eine Signalwirkung entfalten<br />
können. Dabei ist es nicht wichtig, dass an den „Schmuddelecken“ begonnen wird. In diesen Bereichen<br />
finden sich zumeist keine einfach zu mobilisierenden Eigentümer, sondern solche, die sich erst nach<br />
einem längeren Prozess (oder gar nicht) mobilisieren lassen. Frühzeitige, vorzeigbare Ergebnisse sind aber<br />
wichtig, um weitere Eigentümer zu Investitionen anzuregen und den gesamten Stadterneuerungsprozess<br />
voran zu treiben! Die Umsetzung von Maßnahmen sollte an ein Vor-Ort-Büro gekoppelt werden, dass<br />
darüber hinaus Projekte, Vorgehensweisen und Maßnahmen koordiniert und steuert.<br />
In der Umsetzungsphase ist grundsätzlich das Handeln zu intensivieren. Die Umsetzungsphase dient<br />
dem verstärkten Beziehungsaufbau, um die Anzahl der involvierten Eigentümer zu vergrößern. Die vielen<br />
noch unschlüssigen Eigentümer sind weiter zu motivieren: aus „Beobachtern“ werden „Beteiligte“. Über<br />
positive Beispiele wird die Anzahl der mobilisierten Eigentümer erhöht. Den Leistungen der schon aktiven<br />
Eigentümer wird somit eine adäquate Anerkennung gezollt.<br />
Die Stabilisierungsphase dient dem Vertrauensausbau. Es gilt, Selbstverständlichkeit zu erzeugen! Ein<br />
regelmäßiges Feedback zeigt an, ob das Zukunftsbild mit dem tatsächlichen Handeln der Eigentümer<br />
übereinstimmt. Bei Abweichungen können geeignete Maßnahmen abgeleitet werden, die stabilisierenden,<br />
verbessernden oder erneuernden Charakter haben. Dadurch werden die gefundenen Lösungen<br />
selbstverständlich.<br />
4.2. Erfolgsfaktoren der Mobilisierung<br />
Durch Berücksichtigung der Erfolgsfaktoren in der Durchführung des Mobilisierungsprozesses kann erwartet<br />
werden, dass die Mobilisierung erfolgreich realisiert wird. Die im Folgenden aufgeführten, zentralen<br />
Erfolgsfaktoren für eine Ziel führende Mobilisierung sind Nutzen, Standortimage, Beratung, Organisation<br />
der Chancengemeinschaft und Außenauftritt und wurden insbesondere auch in den Workshops in<br />
den Modellkommunen erarbeitet und bestätigt.
34<br />
Abbildung 8: Erfolgsfaktoren der Mobilisier<br />
Nutzen<br />
Eine bedürfnisorientierte Nutzenargumentation ist der Kern einer erfolgreichen Eigentümer-Mobilisierung.<br />
Nur wenn die Eigentümer verstehen, was ihnen angeboten wird, werden sie die Leistung auch<br />
entsprechend wertschätzen. Jeder Eigentümer entscheidet sich für die Alternative, für die der subjektive<br />
Nutzen am größten erscheint. Denn jeder Mensch versucht die Entscheidung zu treffen, die seinen Bedürfnissen<br />
am meisten entspricht.<br />
Nach den Erkenntnissen der Kommunikationstheorie kann ein bestimmtes Verhalten nur erreicht werden,<br />
wenn über die Kommunikation die Einstellung verändert wird. Der größte Motor für eine Veränderung der<br />
Einstellung ist bei allen Menschen der erwartete Nutzen. Dieser kann sich entweder auf den egoistischen<br />
(wirtschaftlichen) Nutzen oder auch auf einen sozialen Nutzen beziehen (siehe Kapitel 2).<br />
Das Nutzenargument wird im Rahmen der Mobilisierung privater Eigentümer vor allem finanzieller<br />
Art sein, so dass z.B. Argumente wie die langfristige Wertsteigerung der Immobilie, langfristige sichere<br />
Mieteinnahmen, die Altersvorsorge durch die Immobilie oder der Zugang zu Fördermitteln hier im Vordergrund<br />
stehen wird. Daneben sollte auch eine psychologische Nutzenargumentation (z.B. Wohlfühlen,<br />
Lebensqualität) Berücksichtigung finden. Wichtig bei der Kommunikation des Nutzens ist, dass ein „Perspektivenwechsel“<br />
vorgenommen wird und der Nutzen aus Sicht der Eigentümer dargestellt wird.<br />
• Ein Nutzenargument muss erkennbare Vorteile, Verbesserungen für die Eigentümer<br />
kommunizieren.<br />
• Nutzenargumente müssen aus Sicht des Eigentümers formuliert werden, frei nach dem<br />
Marketing-Motto: Ein Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.<br />
• Das Nutzenargument muss konkret, griffig und verständlich sein.<br />
• Je mehr der Nutzen die emotionalen Motive der Eigentümer trifft, umso besser ist seine<br />
Wirkung.
35<br />
Standortimage<br />
Das Thema Image ist bei jeder Eigentümer-Mobilisierung das zentrale Thema, da das Image auf Entscheidungen<br />
der Bewohner, Eigentümer, zukünftiger Mieter oder z.B. Kreditwirtschaft Einfluss hat. Auf Grundlage<br />
der vorhandenen Standortbegabungen sollte ein positives Leitbild entwickelt werden, mit dem sich<br />
die Bürger identifizieren können. Dieser Prozess ist jedoch nur dann erfolgreich, wenn es dauerhaft gelingt,<br />
möglichst viele Kräfte einer Stadt (unterschiedliche Partner und Zielgruppen) zu bündeln und unter<br />
einem nachhaltigen Leitbild auf gemeinsame Ziele und Maßnahmen auszurichten.<br />
In der Kommunikation wird die Entwicklung gemeinsamer Einstellungen/Visionen das „Wir-Prinzip“ genannt.<br />
Das „Wir-Prinzip“ mit der zugrunde liegenden Soll-Einstellung muss zu Beginn einer Kampagne<br />
gemeinsam tragfähig entwickelt und formuliert werden. Die Formulierung des „Wir-Prinzips“ ist von elementarer<br />
Bedeutung und muss mit großer Sorgfalt erarbeitet werden, da es die Grundlage der weiteren<br />
Mobilisierungsschritte darstellt. Denn eine Mobilisierung kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten eine<br />
gemeinsame „Soll-Einstellung“ entwickeln. Oberstes Ziel ist es daher, ein deutliches „Wir-Gefühl“ in den<br />
Quartieren/Kommunen zu erreichen, zu stärken und zu stabilisieren (siehe Kapitel 2).<br />
Gleichzeitig muss dem negativen Image durch konkrete Fakten die Basis entzogen werden. Dies gelingt<br />
beispielsweise mit einer Kampagne/Öffentlichkeitsarbeit nach dem Motte „Stimmt es eigentlich, dass...“.<br />
Beratung<br />
Für die oftmals wenig professionell agierenden Kleineigentümer ist eine gute Beratung wichtig und kann<br />
einen großen Überzeugungsbeitrag zur Mobilisierung leisten. Beratungsangebote werden nach den Erfahrungen<br />
dankend angenommen. Sie sind Garant für die Zufriedenheit, denn nicht zuletzt baut eine<br />
verlässliche, fundierte Beratung eine belastbare Vertrauensbasis auf.<br />
Wichtige Themen für die Beratung sind die generelle Markt- oder Bewirtschaftungsstrategie, die Finanzierung,<br />
die Bautechnik und Umsetzung von Modernisierungsmaßnahmen. In manchen Fällen dehnen sich<br />
die Beratungsinhalte auch auf ganze Lebensbereiche aus. Die Beratung muss lokal angeboten werden,<br />
leicht zugänglich sein und die verschiedenen Beratungsleistungen zumindest an verantwortliche Stellen<br />
in der Stadtverwaltung oder an Fachleute aus einem zu bildenden Beraterpool weiter vermitteln (Rundum-Beratung).<br />
Dabei ist es wichtig, mögliche Hemmschwellen (Fachchinesisch, Bürokratie-Skepsis, etc.)<br />
bei den Eigentümern abzubauen und seriös und „neutral“ aufzutreten. Für Eigentümer mit Migrationshintergrund<br />
ist oftmals eine Beratung in ihrer jeweiligen Landessprache sinnvoll.<br />
Organisation der Chancengemeinschaft<br />
Der Begriff „Chancengemeinschaft“ umschreibt sehr eindrucksvoll die Bedingungen, in denen die Stadterneuerung<br />
agieren muss. In den Stadtteilen mit geringen Entwicklungsperspektiven müssen sich Eigentümer,<br />
Stadtverwaltung, Gewerbetreibende, Kommunalpolitik und andere Aktive und entscheidende<br />
Multiplikatoren zusammen tun, um auf Basis der bestehenden Chancen eine positive Entwicklung voran<br />
zu bringen. Es geht also darum, gemeinsam bei den positiven Ausgangsbedingungen im Stadtteil anzusetzen<br />
und eine Schicksalsgemeinschaft zu einer Verantwortungs- und Chancengemeinschaft machen.<br />
Wesentlich für den Aufbau einer Chancengemeinschaft ist eine koordinierende und initiierende Stelle,<br />
wie z.B. ein Vor-Ort-Büro, das eine Kümmererfunktion einnimmt. Zu Beginn des Prozesses muss analysiert<br />
werden, welche Personen in die Chancengemeinschaft eingebunden werden sollen und welche Rolle und<br />
Aufgabe sie erfüllen können. Es gilt strategische Partner wie z.B. Wohnungsunternehmen und Kreditwirtschaft<br />
einzubinden und konkrete Rollen zu verteilen: können z.B. Wohnungsunternehmen Beratungsleistungen<br />
für die Kleineigentümer anbieten<br />
Daneben findet man häufig Eigentümer im Quartier, die sich bereits mit bestimmten Themen (Sanierung,<br />
altengerechte Wohnungen, Balkon-Vorbau etc.) auseinandergesetzt haben und die als Multiplikatoren<br />
wirken können. Hier gilt es, das Potenzial und Know-How der Einzeleigentümer für die Gemeinschaft zu<br />
nutzen. Was bereits schon gut umgesetzt worden ist oder gut funktioniert, muss nicht nochmals neu<br />
erfunden werden (z.B. Tipps Balkonanbau, Fahrstuhl-Einsatz, Lösungen bei Heizungsproblemen).
36<br />
Eigentümer eines Quartiers befinden sich oftmals in der gleichen Situation, haben die gleichen Probleme,<br />
ähnliche Wertvorstellungen, Bedürfnisse, ein gemeinsames Anliegen, etc. Denkbar ist daher die Etablierung<br />
einer gemeinsamen Plattform, wo Tipps und Erfahrungen untereinander ausgetauscht werden<br />
können oder wo man einen „persönlichen“ Paten zur Seite gestellt bekommt. So lässt sich eine produktive<br />
Gemeinsamkeit durch Einsatz aller Beteiligten zu Gunsten einer gemeinsamen und besseren Zukunft<br />
herstellen! Zudem kann z.B. die Übernahme von Patenschaften emotional, öffentlichkeitswirksam kommuniziert<br />
werden. Das stärkt das Wir-Gefühl der Eigentümer im Quartier und liefert interessanten „Stoff“<br />
für eine gute Story.<br />
Außenauftritt<br />
Der Außenauftritt oder die Corporate Communication verfolgt das Ziel, in den Köpfen der Eigentümer<br />
eine klare und wieder erkennbare Außendarstellung, eine einheitliche Ansprache, ein unverwechselbares<br />
Erscheinungsbild und/oder eine tragfähige Identität zu verankern. Kommunikative Elemente auf ganz unterschiedlichen<br />
Ebenen müssen nahtlos und widerspruchsfrei ineinander greifen und ein großes Ganzes<br />
bilden. Deshalb ist es entscheidend, dass alle Botschaften aus einem übergeordneten Leitbild abgeleitet<br />
werden. Dieses muss kommuniziert werden und einheitlich und konsequent umgesetzt werden. Die Identität<br />
eines Quartiers manifestiert sich in der Summe seiner Kommunikation.<br />
Eine professionelle Außendarstellung bietet die Chance, sich bemerkbar zu machen, sich eindeutig zu<br />
positionieren und seine Stärken, Werte und Ziele über Gestaltungselemente wie z.B. ein Logo symbolhaft<br />
nach außen zu tragen.<br />
Die Nutzung einer gemeinsamen Symbolik, z.B. eines Logos oder eines Signets erhöht die Bedeutung<br />
eines Themas und schafft gemeinsame Identität der Eigentümer. Ein Logo unterstreicht zudem die Bedeutung<br />
des Namens. Das kann durch ein grafisches Symbol und/oder die Auswahl einer passenden Schrift<br />
geschehen. Ein gutes Logo sollte prägnant und wiedererkennbar sein und als Identifikationsmerkmal für<br />
die Stadt / das Quartier stehen.<br />
Darüber hinaus reicht das Spektrum vom einheitlichen Design der Kommunikationsmedien bis hin zum<br />
Auftreten der Mitarbeiter des Vor-Ort-Büros und dessen Verortung. So sollte beispielsweise die Verlässlichkeit<br />
der Ansprechbarkeit an allen Stellen gleichermaßen kommuniziert werden.<br />
5. Maßnahmen einer Mobilisierungskampagne<br />
Erfolgreiche Mobilisierung benötigt Methode. Formale Methoden erleichtern nicht nur den Projektablauf<br />
oder sparen Kräfte für Unvorhergesehenes sondern sind entscheidend für den Projekterfolg. Das Phasenmodell<br />
ist daher ein zentrales Instrument, um den Mobilisierungsprozess erfolgreich voranzutreiben (vgl.<br />
Kap. 4.1).<br />
Planvolles Vorgehen ist entscheidend<br />
Die Koppelung dieser einzelnen Phasen mit einer gezielten Kommunikationsstrategie ist das Fundament<br />
für eine erfolgreiche Mobilisierung. Pro Phase können eine Vielzahl von Maßnahmen durchgeführt werden.<br />
Die Kunst des Veränderungsprozesses besteht nun aber darin, unter oftmals restriktiven Rahmenbedingungen<br />
ein geeignetes Set von Aktionen und Maßnahmen zu gestalten, zu koordinieren und in einem<br />
fortschreitenden Prozess weiter zu entwickeln.<br />
Bevor die Instrumente ausgewählt und kombiniert werden, empfiehlt es sich deshalb, zunächst zu analysieren,<br />
in welcher Phase sich der Mobilisierungsprozess befindet. Dies hilft zu beurteilen, ob eine nur<br />
kurzfristige Intervention oder ein dauerhaft angelegter Prozess zur Verhaltenssteuerung notwendig ist<br />
und welche Maßnahmen zielführend sein können.
37<br />
Strategien zur Förderung einer nachhaltigen Mobilisierung zielen dabei grundsätzlich auf die Veränderung<br />
oder den Erwerb einer gewünschten Einstellung der Zielgruppen und in der Konsequenz auf ein<br />
entsprechendes Verhalten (vgl. Kapitel 2). Im Ergebnis soll der private Hauseigentümer den Sinn der<br />
Zusammenarbeit erkennen, in den Dialog eintreten und dann mit privaten Investitionen in den Hausbestand<br />
zum Gesamterfolg beitragen. Bei allen Kommunikationsmaßnahmen steht damit der Eigentümer<br />
als Adressat im Mittelpunkt. Er muss die Relevanz des Themas und den Nutzen für sich selbst erkennen.<br />
Veränderungsprozesse erfolgen in der Regel aber sehr langsam. Bei der Auswahl der Maßnahmen sollte<br />
daher auf die unterschiedliche zeitliche Wirksamkeit und auf entsprechende Indikatoren geachtet<br />
werden. Am besten werden die Maßnahmen so kombiniert, dass sich ihre Wirkung über einen längeren<br />
Zeitraum hinweg ergänzt. Die Maßnahmen dürfen einander nicht widersprechen, sollten miteinander<br />
verzahnt sein und in eine gemeinsame Strategie einzahlen.<br />
Schematische Darstellung möglicher Kommunikationsmaßnahmen in Veränderungsprozessen<br />
5.1. Maßnahmen in Vorbereitungsphasen<br />
Wichtige Weichenstellungen für die folgenden Phasen<br />
Die Vorbereitungsphase ist die wohl intensivste und wichtigste Phase eines Prozesses. Die Vorbereitungsphase<br />
dient insbesondere der Analyse der Status Quo-Bedingungen (vgl. Kap 6). Darüber hinaus wird<br />
analysiert, wie intensiv (Planung der Ressourcen) der anschließende Prozess zu gestalten ist. Sämtliche<br />
Weichen für die sich dann anschließenden „aktiven“ Phasen werden gestellt. Strategische Festsetzungen<br />
können in späteren Phasen nur noch mit besonderem Aufwand korrigiert werden, so dass sich die intensive<br />
Vorbereitung auf den Prozess in jedem Fall auszahlt.<br />
Die Vorbereitungsphase sollte auch der Analyse und Planung der „Erfolgsfaktoren“ dienen (siehe Kapitel<br />
4.2). So sollte das Standortimage analysiert und Veränderungen geplant werden, die möglichen Teilnehmer<br />
in einer Chancengemeinschaft sowie mögliche Beratungstools identifiziert und die „Nutzenargumentationen“<br />
zusammengestellt werden.
38<br />
Wesentlich in der Vorbereitungsphase ist es in jedem Falle, gemäß des WIR-PRINZIPS (vgl. Kapitel 2) eine<br />
Vision für das Stadtquartier, bzw. eine SOLL-Einstellung“ sorgfältig zu erarbeiten und diese für eine spätere<br />
Umsetzung in Kommunikationsmedien zu formulieren.<br />
Mögliche Maßnahmen:<br />
Kreis der ‚Internen Multiplikatoren’ gewinnen: Zunächst muss bei allen Beteiligten des „inneren Kreises“<br />
(siehe Kapitel 3.2) ein Bewusstsein für die Notwendigkeit einer strategischen Neuorientierung und eines<br />
professionellen Mobilisierungsprozesses geschaffen werden. Dies wird später ausgedehnt auf die sich bildende<br />
Chancengemeinschaft. Es muss eine Veränderungskultur geschaffen werden, in der jeder Beteiligte<br />
die Notwendigkeit der Veränderung erkennt.<br />
Thema ‚wichtig machen’: Es sollte eine Übereinkunft für den Veränderungsprozess bei den Verantwortlichen<br />
der Stadt (z.B. Bürgermeister) eingeholt werden. Dies dient dazu, das Projekt ’wichtig zu machen’<br />
und es auch (verwaltungs)intern auf die Top-Prioritätenliste zu setzen. Wird die Bedeutung des Projektes<br />
von Politik und Verwaltung entsprechend ’vorgelebt’ können Eigentümer einfacher überzeugt werden.<br />
Adressdatei aufbauen: Schon in der Vorbereitungsphase werden Zugänge zu den Adressen der Zielgruppen<br />
identifiziert, da diese in den späteren Phasen das Fundament der Kommunikation darstellen. Die<br />
Adressen der Eigentümer sind in den Städten zum Zweck der Erhebung der Grundsteuerabgaben vorhanden.<br />
Wenn diese aus Datenschutzgründen nicht genutzt werden können (ggf. bei externen Dienstleistern)<br />
muss eine Adressdatei durch eine mühsame Recherche und Befragung der Bewohner zusammengestellt<br />
werden. Die Datei sollte im Laufe des Prozesses gepflegt und aktualisiert werden, um eine engere Beziehung<br />
zu den Eigentümern (im Sinne eines Customer-Relationship) aufzubauen. Besonders interessante<br />
Merkmale der Eigentümer sind beispielsweise, ob sie als Multiplikatoren fungieren können oder ob sie im<br />
Quartier leben.<br />
Analyse der Eigentümer und Eigentümergruppen: Als Grundlage für die Eigentümermobilisierung sollte<br />
in der Vorbereitungsphase vor allem die vorhandene Eigentümerstruktur analysiert und eine Einschätzung<br />
von Motivationen und möglichen Hürden (siehe Kap. Zielgruppen) vorgenommen werden. Die<br />
Analyse der Eigentümer und Zielgruppen kann entweder über eine Eigentümerbefragung erfolgen oder<br />
über Gespräche mit Experten des lokalen Wohnungsmarktes (z.B. Quartiersmanager, Schlüsseleigentümer,<br />
Kreditinstitute, Makler). Durch eine Befragung lassen sich genauere Merkmale der Zielgruppen<br />
und auch „weiche“ Informationen, wie besondere Bedürfnisse der Eigentümer, Investitionsbedarfe und<br />
–absichten aber auch Alter, Geschlecht und Wohnort ermitteln. Allerdings muss vor der Durchführung<br />
einer Befragung abgewogen werden, ob der erhebliche Aufwand (Adressenrecherche, Vorbereitung, Datenverarbeitung,<br />
Auswertung) auch im Verhältnis zu den erzielbaren Aussagen bzw. zur Notwendigkeit<br />
der Ergebnisse zur Vorbereitung des Prozesses steht. Eventuell lassen sich durch Expertengespräche ausreichende<br />
Informationen einholen. Eine genaue Quantifizierung der Zielgruppen ist für die Mobilisierung<br />
nicht notwendig.<br />
Wertvolle Informationen über die Eigentümer und ihre Zuordnung in die verschiedenen Eigentümergruppen<br />
und -typen liefern auch Veranstaltungen und persönliche Gespräche. Beispielsweise gehören Eigentümer,<br />
die Informationsveranstaltungen besuchen, in den meisten Fällen zur Gruppe der „Aufgeschlossenen“.<br />
Weitere Situationsanalyse: Neben den Eigentümerstrukturen sollten weitere Faktoren analysiert werden,<br />
wie beispielsweise die (städte-)baulichen Handlungsbedarfe sowie der Wohnungs- und Gebäudebestand.<br />
Dies geschieht in den meisten Stadterneuerungsgebieten im Rahmen der Erarbeitung von Städtebaulichen<br />
Entwicklungskonzepten oder Integrierten Handlungskonzepten (siehe folgende Maßnahme).<br />
Darüber hinaus sollten eine Einfluss- und Widerstands-Analyse (ergeben sich z.B. durch die Ausprägung<br />
des Standortimages wesentliche Hürden) und eine Stärken-, Schwächen, Chancen- und Risikoanalyse<br />
erarbeitet werden, die die „natürlichen Standortbegabungen“ darstellen hilft (s. auch Standortimage<br />
analysieren).<br />
Konzepterarbeitung: Wenn noch kein Entwicklungs- oder Handlungskonzept für den Stadtteil vorliegt,<br />
sollte dieses in der Vorbereitungsphase in einem kooperativen Prozess erarbeitet werden. Neben den<br />
städtebaulichen Analysen und Zielen sollte das Konzept auch die Informationen über die Eigentümer-
39<br />
struktur sowie Mobilisierungsstrategien für unterschiedliche Zielgruppen umfassen. Es sollten Impulsprojekte<br />
entwickelt werden, an denen die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren eingeübt<br />
werden kann (vgl. Kap 6).<br />
Standortimage analysieren und Imagekampagne planen: Für den Prozess der Mobilisierung ist es zentral,<br />
zu Beginn des Prozesses eine Einschätzung des bestehenden Images des Stadtquartiers vorzunehmen<br />
und dieses in Relation zur tatsächlichen Situation zu beschreiben. Je nach Ausprägung des Images kann<br />
es notwendig werden, eine frühe Intervention zu planen. Wenn also z.B. das Image des Stadtteils extrem<br />
negativ eingeschätzt wird, ist es sehr wahrscheinlich, dass eben dieses negative Image privaten Investitionen<br />
konträr entgegensteht (vgl. Kap 6). So könnten z.B. wichtige Meinungsmultiplikatoren (Bankenvertreter,<br />
Immobilienwirtschaft) eher von privaten Investitionen abraten. In einer solchen Situation ist die<br />
Gefahr hoch, dass ein gestarteter Mobilisierungsprozess ohne Berücksichtigung dieses Umstandes weitgehend<br />
ins Leere läuft und dass zur Vorbereitung privater Investitionen zunächst eine Intervention, d.h.<br />
Schritte zur Verbesserung des Images, notwendig wird.<br />
Sollte eine Intervention in Richtung Image notwendig erscheinen, kann sie (je nach Ergebnis der Analyse),<br />
vor dem eigentlichen Mobilisierungsprozess geschaltet werden, um diesen entsprechend vorzubereiten<br />
oder parallel (aber möglichst früh) den Prozess zu begleiten. Eine Imagekampagne unterscheidet sich vom<br />
eigentlichen Mobilisierungsprozess, da sie z.B. andere Zielgruppen mit anderen Medien erreicht. Aus diesem<br />
Grund sollte die Imagekampagne parallel zum eigentlichen Mobilisierungsprozess und damit ganz<br />
eigenständig geplant und durchgeführt werden. Es können zwar „ähnliche“ nicht aber zwingend „identische“<br />
Symbole und Slogans verwendet werden.<br />
Vision entwickeln: Eine Vision ist ein lebendiges, positives Bild von einer erstrebenswerten Zukunft. Sie<br />
basiert auf den natürlichen Begabungen des jeweiligen Standortes und muss zwingend realistisch umsetzbare<br />
Zielsetzungen beinhalten. Sie ist deshalb authentisch und bietet den Beteiligten die Chance zur<br />
Identifikation (was unrealistische Visionen nicht vermögen). Zu Beginn des Prozesses muss analysiert<br />
werden, ob es bereits eine klar kommunizierte Vision gibt. Wenn nicht, sollten eine Vision (Leitbild) und<br />
messbare Strategien entwickelt, intern kommuniziert, bzw. entsprechend entschieden und für die spätere<br />
Kommunikation formuliert werden.<br />
Zielkatalog definieren und Controllingsystem aufbauen: Ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess kann<br />
nur greifen, wenn die zu erbringende Leistung klar definiert und quantifizierbar ist. Messungen und die<br />
Überprüfung von Meilensteinen dienen zur Überprüfung der Zielerreichung und unterstreichen zudem<br />
die Ernsthaftigkeit eines Unterfangens. Daher sollte zu Beginn des Prozesses ein Zielkatalog definiert<br />
und Ziele operationalisiert (messbar machen) und Meilensteine definiert werden. Hierbei sollte geklärt<br />
werden: Was will ich erreichen (Ziele und Teilziele) Wie wichtig ist die Erreichung der Ziele (Prioritäten)<br />
Klären, ob es auch anders geht. Sind die Ziele messbar Sind die Ziele realistisch Sind die Ziele positiv<br />
formuliert Mögliche Ziele sind z.B. „in einem Zeitraum von sechs Monaten sollen 40% aller Eigentümer<br />
den Prozess kennen / sollen 10% aller Eigentümer in den Dialog eingestiegen sein (Informationsveranstaltungen<br />
besucht haben …) / sollen x Maßnahmen durchgeführt worden sein“…<br />
Prozessplanung: Wichtig zu Beginn des Prozesses ist auch die Intensität des Prozesses zu planen. Das<br />
heißt Zeitrahmen und Startzeit festlegen, Phasen im Zeitverlauf planen und das Budget planen und bereitstellen.<br />
Die Rollen und Verantwortlichkeiten der Prozessbeteiligten sollten frühzeitig festgelegt werden<br />
(später ausdehnen auf die Chancengemeinschaft).<br />
Aufbau der Chancengemeinschaft: Der Begriff Chancengemeinschaft umschreibt die hilfreiche Vernetzung<br />
der vor Ort wichtigen, kompetenten und einflussreichen Personengruppen und Institutionen. Die<br />
„Mitglieder“ müssen neben Kompetenz und Einfluss möglichst auch Überzeugungskraft besitzen und<br />
sollten frühzeitig ausgewählt und eingebunden werden. Die frühe Beteiligung von wesentlichen Multiplikatoren<br />
wirkt positiv auf die Arbeit der Chancengemeinschaft. Die integrierten Experten (etwa Immobilienwirtschaft,<br />
Banken, Architekten, …) können auch positiv zur Strategieentwicklung herangezogen<br />
werden. Zu beantworten sind folgende Fragen (vgl. Kap 6): Welche Multiplikatoren können sinnvoll sein<br />
Welche Voraussetzungen müssen vorhanden sein Welche Kompetenzen sind hilfreich
40<br />
Kommunikationskonzept entwickeln: In der Vorbereitungsphase sollte das grundlegende Kommunikationskonzept<br />
entwickelt werden. Elemente der Kommunikationsstrategie sind:<br />
• Sender: Wer ist Absender der Kommunikation (ist es die Stadt, sind es verschiedene Organisationen<br />
gemeinsam mit der Stadt in einer gemeinschaftlichen Initiative) Wer kann als Meinungsführer und<br />
Multiplikator wirken)<br />
• Empfänger: Welche Zielgruppen sind zu berücksichtigen Wie sehen ihre Informationsbedürfnisse<br />
und Interessenlagen aus<br />
Wege und Medieneinsatz: Auf welchem Wege erreiche ich die identifizierten Zielgruppen am besten<br />
(persönliches Gespräch, Tagespresse, Internet etc.) Welche Medien setze ich in den weiteren Phasen<br />
ein Welche Maßnahmen (auch für Teilzielgruppen) kann ich einsetzen (Flyer, öffentliche Veranstaltungen,<br />
Werkstätten etc.)<br />
Inhalte: Welche Inhalte können und sollen kommuniziert werden Welche Nutzenargumente müssen<br />
kommuniziert werden. Wie (mit welchen Argumenten, mit welchen Stilmitteln) kommuniziere ich<br />
die Relevanz des Themas<br />
Umfang: Wie viel und wie offen soll kommuniziert werden<br />
Zeitpunkte: Wann und in welcher Reihenfolge soll kommuniziert werden<br />
• Der Prozess benötigt im Sinne der Strategie (Stichwort „WIR-PRINZIP“) eine eigene Symbolik. Hierzu<br />
müssen z.B. ein Logo / Signet in Zusammenhang mit einem über den gesamten Prozess hinweg stabilem<br />
Design professionell entwickelt werden.<br />
• Um die Initiative zu unterstützen sollte auch ein sprachlicher Appell (Claim, Slogan, Appell) formuliert<br />
und während der Prozesslaufzeit stabil verwendet werden.
41<br />
Beispielhafte Darstellung Eigentümer-Befragung<br />
Ziel: Dient der Gewinnung von Daten über den Wohnungsbestand im Erneuerungsgebiet,<br />
der Eigentümerstruktur, den Investitionsbedarfen und -zielen sowie der Abfrage „weicher“<br />
Informationen zum Standort.<br />
Zeitpunkt: Ist in der Vorbereitungsphase durchzuführen, kann i.S. einer Evaluation auch später im<br />
Prozess zu Vergleichszwecken wiederholt werden.<br />
Alternative: Alternativ können die gewünschten Informationen über Expertengespräche (z.B.<br />
Immobilienmakler, Kreditinstitute, Haus und Grund-Vereine etc.) erhoben werden, die Ergebnisse<br />
werden aber eher qualitativer Natur sein.<br />
Reichweite: Die Reichweite ist für statistisch relevante Aussagen meist ausreichend (ca. 40<br />
% Rücklaufquoten sind realistisch), es können aber keine flächendeckenden Erhebungen<br />
erwartet werden. Auskünfte werden in der Hauptsache durch motivierte Eigentümer gegeben<br />
(Aufgeschlossene und evtl. Abwartende)<br />
Vorteil: Mit der Befragung erhält man eine belastbare Basis für die Entwicklung von Maßnahmen<br />
und Beratungsangeboten<br />
Nachteil: Vergleichsweise hoher Aufwand<br />
5.2. Maßnahmen in Startphasen<br />
Wer erfolgreich kommunizieren will, muss Kommunikation nicht geschehen lassen, sondern geschehen<br />
machen! Frühzeitige und ehrliche Information baut das Vertrauen bei den Eigentümern auf. Verbindlichkeit,<br />
Transparenz und persönliche Kommunikation wirken motivierend. Die Kommunikation zielt auf die<br />
möglichst breite Bekanntmachung eines Projektes im Stadtquartier. Dabei wird unterstellt, dass möglichst<br />
viele Eigentümer über den Prozess informiert werden und so nahezu alle mindestens die Chance<br />
zur Aufnahme des Dialoges haben und diese auch erkennen.
42<br />
In der Startphase aktiv kommunizieren<br />
In der Startphase eines Prozesses wird die Kommunikation sich zunächst darauf konzentrieren, den Prozess<br />
selbst vorzustellen (Vorstellungsphase oder Announcement). Die Ziele des Prozesses (orientiert an<br />
den Zielen des Stadtumbaus) werden bekannt gemacht, ebenso die Ansprechpartner und Prozessbeteiligten<br />
mit ihren Rollen und Verantwortungen. Schon früh sollte die Relevanz des Themas und der Nutzen<br />
kommuniziert werden. Ebenso zielt die erste Kommunikation zwingend auf die Aufnahme des Dialoges<br />
mit privaten Hauseigentümern. Die für die Stadterneuerung zuständigen Ansprechpartner sind jetzt verlässlich<br />
„ansprechbereit“ und kommunizieren dies durch geeignete Medien permanent.<br />
In der Startphase sollen zunächst die „motivational günstigen“ Zielgruppen (Stichwort: Aufgeschlossene)<br />
erreicht und für eine Beteiligung gewonnen werden. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, schon im<br />
frühen Prozessverlauf erste „Mitmacher“ zu gewinnen und damit dem Prozess die notwendige Dynamik<br />
zu verleihen. Erstes Mitmachen beweist die Sinnhaftigkeit eines Verhaltens (einer Investition) und gibt<br />
ein gutes Beispiel für weitere Eigentümer. Es kann davon ausgegangen werden, dass hierfür Medien ausreichen,<br />
die inhaltlich wenig intensiv argumentieren und den Prozess als solches mit seinen Angeboten,<br />
Visionen etc. vorstellen und zur Mitwirkung der Eigentümer auffordern.<br />
Mögliche Maßnahmen zur Initiierung des Dialoges<br />
Ansprechpartner der Stadterneuerung vor Ort organisieren und „ansprechbar“ machen: Dies kann über<br />
ein „Vor-Ort-Büro“ geschehen, sollte aber in jedem Falle quartiersnah erfolgen. Die Ansprechbarkeit (möglichst<br />
komfortable Sprech- und Besuchszeiten, Telefon-/Faxnummern und auch Email-Adresse) sollten<br />
permanent in allen eingesetzten Medien bekannt gemacht werden. Die handelnden Personen sollten<br />
nach Möglichkeit mit Vor- und Zunamen und mit ihrem Gesicht in den Medien auftreten. So kann bereits<br />
früh die Distanz zu den Zielgruppen verringert und der beabsichtigte Dialog befördert werden.<br />
Ein Vor-Ort-Büro sollte als solches erkannt werden und z.B. an einem stark frequentierten Ort des Quartiers<br />
(z.B. Fußgängerzone/Marktplatz) sichtbar und sofort identifizierbar platziert sein (vgl. Kap 6). Die<br />
Büroräume sollten darüber hinaus möglichst „niederschwellig“ erreichbar sein, um keine Hürden aufzubauen.<br />
Es ist für den Gesamtprozess eher förderlich, wenn die Kommunikation (z.B. die Kommunikation<br />
der Vision) eine breitere Öffentlichkeit erreicht, also auch Zielgruppen, die nicht Eigentümer sind, sondern<br />
z.B. Mieter. Es muss davon ausgegangen werden, dass solche Zielgruppen dann auch im möglichen Gespräch<br />
mit der eigentlichen Zielgruppe auf diesen Prozess aufmerksam machen und damit die Bekanntheit<br />
unterstützen.<br />
Einbindung der Chancengemeinschaft: Bereits früh gilt es, die „Chancengemeinschaft“ nach Rollen und<br />
Verantwortungen organisatorisch und stabil in den Prozess einzubinden. Dies kann z.B. über die Organisation<br />
eines runden Tisches (vgl. Kap 6), eines Beirats o.ä. Gremienformen geschehen, an dem sich die<br />
Teilnehmer der Chancengemeinschaft verlässlich zusammenfinden. Die Chancengemeinschaft soll nach<br />
außen, also z.B. durch Berichterstattung in den Medien oder durch Beschreibung des Gremiums in den<br />
eingesetzten Kommunikationsmedien, erkennbar sein.<br />
Kommunikation der Ziele und Visionen: Über entsprechende Medien sollen neben den handelnden Personen<br />
auch die mit dem Prozess verbundenen Ziele kommuniziert werden. Um die Ziele der Stadterneuerung<br />
kommunizieren zu können wird bereits früh die damit verbundene Vision kommuniziert. Dem „WIR-<br />
PRINZIP“ folgend, werden in den späteren Phasen des Prozesses vor allem die weniger stark motivierten<br />
Zielgruppen anzusprechen sein. Die Erfolg versprechende Mobilisierung dieser Zielgruppen muss auf den<br />
Aufbau einer positiven Einstellung zielen und genau dies ist schon früh vorzubereiten.<br />
Intensive Öffentlichkeits- und Pressearbeit: In der Startphase muss eine intensive Öffentlichkeits- und<br />
Pressearbeit konzipiert und gestartet werden. Alle eingesetzten Medien sollten nach Möglichkeit die für<br />
den Gesamtprozess entwickelte Symbolik nutzen (Corporate Communication, bzw. Corporate Design mit<br />
Logo/Signet, Slogan/Claim, einheitlicher Bildsprache, etc.).
43<br />
Beispielhafte Darstellung Multiplikatoren-Einsatz<br />
Ziel: Durch die Koalition mit bekannten Persönlichkeiten aus dem Quartier soll die Relevanz des<br />
Prozesses dokumentiert und die Überzeugungskraft der Personen genutzt werden.<br />
Zeitpunkt: Ist in der Vorbereitungsphase vorzubereiten und möglichst während des gesamten<br />
Prozesses zu nutzen.<br />
Alternative: Alternativen bestehen nicht.<br />
Reichweite: Die Reichweite ist abhängig von der Bekanntheit, den Sympathie-Werten und der<br />
Glaubwürdigkeit der Persönlichkeit.<br />
Vorteil: Der Multiplikator-Einsatz kann aufmerksamkeitsstark und bemerkenswert wirken.<br />
Nachteil: Durch eine verfehlte Auswahl geeigneter Multiplikatoren kann „der Schuss nach hinten<br />
losgehen“.<br />
Fallstricke: Vor dem Einsatz der Multiplikatoren muss abgeklärt werden, welchen Stellenwert die<br />
Personen innerhalb des Quartiers einnehmen.<br />
Basismedien für einen Mobilisierungsprozess in der Startphase<br />
• Geschäftsbögen (Briefbögen, Faxformular, Visitenkarten)<br />
• eine kurze Selbstdarstellung (Ansprechpartner, Erreichbarkeit, Prozessziele und Ziele für den Stadtteil)<br />
z.B. in Form einer kleinen Broschüre, eines kleinen Faltblattes/Flyers. Beim Flyer ist darauf zu<br />
achten, dass hier keine Argumentation erfolgen kann. In einem Flyer können lediglich Ansprechpartner<br />
und die zentralen Top-Argumente dargestellt werden. Dies ist zur Gewinnung von Eigentümern,<br />
die zur Gruppe der „Aufgeschlossenen“ gehören, ausreichend. Zur Überzeugung von weiteren Eigentümergruppen<br />
muss jedoch auf andere Medien zurückgegriffen werden.<br />
• ein Basisvortrag, z.B. in Form eines Powerpoint-Foliensatzes,<br />
• eine Internetsite (mit den wesentlichen Kerninformationen, insbesondere Ansprechpartner und im<br />
Prozess Handelnde, Ziele und Visionen, Pressebereich mit Download, Informationen im Downloadbereich,<br />
ein integrierter eMail-Response). Die Internetsite sollte im Prozessverlauf ausbaufähig sein, es<br />
empfiehlt sich daher die Verwendung eines zeitgemäßen Content Management Systems (CMS).<br />
• eine Präsentationswand, etwa ein faltbares Display, bzw. ein mobiler Ausstellungsstand<br />
• ein kleinformatiges Basisposter (Format ev. A3 / A2) zur Ankündigung von Veranstaltungen, zur Bekanntmachung<br />
der Initiative, etc. Das Poster sollte jeweils aktualisiert in kleinen Auflagen produziert<br />
werden und kann dann z.B. in Form von Aushängen im öffentlichen Raum oder in den Geschäftsräumen<br />
von Kooperationspartnern Veranstaltungen ankündigen.<br />
• kleinere, sinnvoll ausgewählte Geschenke (so genannte „ GiveAways“) zur Unterstützung des schnellen<br />
Aufbaus von Bekanntheit. Die GiveAways werden z.B. an private Hauseigentümer nach Bekanntgabe<br />
der genauen Anschrift als kleines „Dankeschön“ abgegeben. Es empfiehlt sich der Einsatz von<br />
GiveAways mit Standortbezug und Zweitnutzen (so kann z.B. der Jahreswandkalender mit Motiven<br />
aus dem Quartier oder der Darstellung einer Vision mit Quartiersbezug ein sinnvolles Geschenk darstellen;<br />
gleichzeitig könnten fachliche Informationen integriert sein- etwa Fördermöglichkeiten, hilfreiche<br />
Ansprechpartner). Bei Aufbau z.B. eines Architekten- oder Handwerkerpools könnten die sich<br />
beteiligenden Firmen in einen solchen Kalender integriert werden
44<br />
Beispielhafte Darstellung Öffentlichkeitsarbeit<br />
Ziel: Durch eine permanente Berichterstattung Interesse und Akzeptanz unter den Eigentümer<br />
entwickeln.<br />
Zeitpunkt: Die Öffentlichkeitsarbeit beginnt spätestens in der Startphase und muss über den<br />
gesamten Prozess hinweg organisiert werden.<br />
Alternative: Alternativen bestehen nicht. Nur über eine konsequente Öffentlichkeitsarbeit können<br />
die Inhalte der Stadterneuerung transportiert werden.<br />
Reichweite: Die Reichweite ist abhängig von den gewählten Medien. Es sollte ein umfangreicher<br />
Medienmix genutzt werden (Tagespresse, Stadtteilzeitung, Internet etc.).<br />
Vorteil: Eine gut geplante und durchgeführte Öffentlichkeitsarbeit hilft, Aufmerksamkeit zu<br />
erzeugen und Verständnis sowie Glaubwürdigkeit zu transportieren.<br />
Nachteil: Die Öffentlichkeitsarbeit ist auch abhängig von der Bereitschaft der Medienvertreter, im<br />
Sinne des Projektes zu berichten.<br />
Fallstricke: Medienarbeit benötigt ein Konzept und eine Botschaft. Antworten auf die<br />
grundlegenden PR-Fragen: WER – WAS - MIT WEM – WIE - WARUM erleichtern die eigene Planung.<br />
.<br />
Erste Kommunikationsmaßnahmen in der „Startphase“<br />
• Presseberichte zum Projektauftakt (etwa Pressegespräch zur Büroeröffnung; Interviews mit wesentlichen<br />
Multiplikatoren, etwa aus der Chancengemeinschaft, etc.)<br />
• Eigentümerforum, auf dem die Ergebnisse der Analysephase vorgestellt werden, wo Ideen, Bedarfe<br />
und Wünsche geäußert werden können und wo für die Mitarbeit am weiteren Prozess geworben<br />
wird.<br />
• Verschickung von Infobriefen an die vorab selektierten Zielgruppen mit ersten Informationen oder<br />
schon mit konkreten Einladungen zu Veranstaltungen (etwa Themenabende, themenspezifische<br />
Informationsveranstaltungen, etc.)<br />
• Einbindung weiterer Medien wie Zeitschriften und Organe von Institutionen (z.B. Haus und Grund,
45<br />
IHK, HWK etc.) und gemeinsame Berichterstattung<br />
• Kleine Roadshow: Aushängen von kleinformatigen Plakaten und Aufstellen mobiler Präsentationen<br />
(Displays) in entsprechenden Räumen (etwa Bankfilialen, Einzelhandel, frequentierte öffentliche<br />
Räume).<br />
• Vorträge zum Prozessbeginn über den Prozessstart und die damit verbundenen Ziele (die Vision) bei<br />
passenden Gelegenheiten, etwa bei Multiplikatorenmeetings (z.B. Regionalausschuss der IHK, Treffen<br />
der Innungen in der Kreishandwerkerschaft, Immobilienmessen der örtlichen Banken, etc.)<br />
• Start eines Wettbewerbes, etwa Ideenwettbewerb (im Rahmen der Ausbildung einer gemeinsamen<br />
Vision), Fassadenwettbewerb, etc.<br />
Sie haben eine Idee<br />
Wir kümmern uns darum!<br />
Sprechen Sie mit uns und reichen Sie Ihre Idee bis zum 30. Juni<br />
<strong>2007</strong> ein. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich im Rahmen des Ideenwettbewerbs<br />
intensiv beraten zu lassen. Das Projektbüro unterstützt<br />
Sie bei der Bewertung, Weiterentwicklung und Umsetzung Ihrer<br />
Geschäftsidee.<br />
Sie haben Gelegenheit, in speziell durchgeführten Ideenwerkstätten<br />
aus Ihrem Branchenwissen Erfolg versprechende Geschäftsideen<br />
zu entwickeln. Wenn Sie Ihre Idee schon konkret formulieren<br />
können, unterstützen wir Sie z. B. in Einzelberatungen zu wirtschaftlichen<br />
Fragestellungen oder erarbeiten mit Ihnen ein<br />
tragfähiges Marketingkonzept.<br />
Wer kann teilnehmen<br />
Berechtigt sind alle wirtschaftlich tätigen Personen, Unternehmen,<br />
Freiberufler und Organisationen. Beiträge von Gruppen oder Unternehmenskooperationen<br />
sind ausdrücklich willkommen.<br />
Starten Sie jetzt in eine aussichtsreiche<br />
Zukunft – starten Sie mit Ihrer Idee!<br />
Wenn sie mit Ihrer Idee am Wettbewerb zum Modellprojekt<br />
„GenerationenZukunft“ teilnehmen möchten, dann sind die<br />
nächsten Schritte ganz einfach!<br />
Teilnahmeformulare in Form eines Fragebogens finden Sie im<br />
Internet. Sie können es herunterladen, ausfüllen und entweder<br />
per Post, Fax oder E-Mail an das Projektbüro zurück senden. Im<br />
Internet finden Sie auch weitere Informationen über den<br />
Wettbewerb und das Modellprojekt.<br />
www.generationenzukunft-dortmund.de<br />
Oder Sie wenden sich direkt an das Projektbüro „Generationen-<br />
Zukunft“. Hier stehen wir Unternehmen, Gewerbetreibenden und<br />
Freiberuflern gerne zur Seite und übersenden Ihnen z. B. die<br />
Teilnahmeunterlagen per Post.<br />
Wie kann ich teilnehmen<br />
Wenn Sie sich mit Ihrer Geschäfts- oder Projektidee am Wettbewerb<br />
beteiligen wollen, reicht es aus, uns eine kurze Projektskizze mit<br />
den wichtigsten Fakten ihres Vorhabens zur Verfügung zu stellen.<br />
Nutzen Sie dazu unser Teilnahmeformular im Internet oder informieren<br />
Sie sich direkt im Projektbüro und fordern Sie die Unterlagen<br />
per Post an.<br />
Wie geht’s dann weiter<br />
In der Phase 1 sammeln wir Ihre Ideen und beraten Sie bei der<br />
Formulierung des Geschäftsmodells. Eine Fachjury wählt aus allen<br />
Beiträgen die zehn besten aus. In der Phase 2 werden die zehn<br />
ausgewählten Beiträge dann intensiv begleitet. Das heißt, die<br />
zehn Gewinner werden bei der konkreten Ausarbeitung eines<br />
Geschäftsmodells fachlich intensiv unterstützt. Sie erhalten für<br />
Ihren Aufwand je 1.000 Euro.<br />
Frau Gundula Pickhardt<br />
Projektbüro „GenerationenZukunft“<br />
Bezirksverwaltungsstelle Dortmund-Hörde<br />
Hörder Bahnhofstraße 16<br />
44263 Dortmund<br />
Tel.: 0231 / 222 78 00<br />
Fax: 0231 / 477 64 30<br />
E-Mail: info@gzas.de<br />
Projektpartner:<br />
Dieses Projekt wird gefördert durch:<br />
Haben Sie eine Idee Nehmen Sie teil am<br />
Ideenwettbewerb „GenerationenZukunft“ <strong>2007</strong><br />
GenerationenZukunft<br />
Neue Chancen für wirtschaftliches<br />
Handeln<br />
Wir suchen Zukunftsideen für Dortmund –<br />
Ideen für eine Zukunft der Generationen<br />
Die Preisgelder<br />
Die drei besten Geschäftsmodelle werden zusätzlich prämiert. Für<br />
den ersten Preis gibt es 4.000 Euro, für den zweiten 3.000 Euro<br />
und den dritten 1.000 Euro.<br />
Beispielhafte Darstellung Flyer-Gestaltung<br />
Ziel: Indirekten Kontakt mit den Eigentümer herstellen, um darüber eine Interaktion zu initiieren.<br />
Zeitpunkt: Flyer können nur am Anfang eines Prozesses eingesetzt werden, da sie nur zur<br />
Darstellung von Informationen, aber nicht zur Argumentation geeignet sind.<br />
Alternative: Alternativ können auch Mailings oder Presseberichte diese Funktion übernehmen.<br />
Reichweite: Über Flyer können nur Aufgeschlossene zu einer Interaktion angeregt werden,<br />
es besteht aber die Hoffnung, dass die anderen Eigentümer zumindest die Botschaft indirekt<br />
wahrnehmen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder erkennen.<br />
Vorteil: Einfaches, vielfältig einsetzbares Medium (als Beilage eines Mailings, zur Auslage in<br />
örtlichen Institutionen wie Kreditinstituten etc.).<br />
Nachteil: Flyer können in der vorhandenen Medienvielfalt neben kommerziellen Werbebotschaften<br />
untergehen.<br />
Fallstricke: Flyer können fälschlicherweise als Medium zur Argumentation verwendet werden.<br />
Dadurch sind sie häufig zu textlastig. Flyer müssen aber, um wirksam zu sein, bildhaft<br />
Aufmerksamkeit erregen (Grundsatz: Keep it simpel and stupid).<br />
5.3. Maßnahmen in Umsetzungsphasen<br />
Um die Wahrscheinlichkeit zur Aufnahme des Dialoges zu erhöhen, müssen die Dialogbemühungen nach<br />
der Startphase weiter verstärkt werden. Dialog wird aber vor allem dann wahrscheinlich, wenn eine möglichst<br />
direkte und persönlich geprägte Beziehung (Face to Face) zu den Gesprächspartnern (Hauseigentümer)<br />
aufgebaut werden kann.
46<br />
Gezielte Ansprache und Argumentieren des Nutzens<br />
In der Umsetzungsphase werden neben den „Aufgeschlossenen“ weitere Eigentümergruppen gezielt<br />
angesprochen. Es muss unterstellt werden, dass diese den Prozess bereits kennen (ansonsten hätte die<br />
Mobilisierungskampagne in der Vorphase versagt), sich aber noch nicht aktiv damit auseinander gesetzt<br />
haben. Diese Eigentümer gehören zu den Zielgruppen, die sich zunächst eher abwartend (oder sogar<br />
abweisend) verhalten. Die Einbindung dieser Eigentümer wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nur dann<br />
gelingen, wenn auch „passende“ Argumente vorgestellt werden. Es gilt jetzt stärker die Vision aber auch<br />
den eigentlichen Nutzen in der Sache zu argumentieren. Ein zum Start aufgelegter Flyer, der das Projekt<br />
und die Ziele vorstellt, wird hier nicht mehr ausreichen. In dieser Phase müssen argumentative Medien,<br />
etwa Themenbroschüren eingesetzt werden. Die Pressearbeit greift das Thema intensiver auf und „Best<br />
Practice Beispiele“ (vgl. Kap 6) argumentieren modellhaft. Zudem müssen die Gesprächsangebote aufrechterhalten<br />
werden, so dass ein Kontakt jederzeit möglich ist.<br />
Mögliche Maßnahmen:<br />
• Organisation konkreter Beratungsangebote (etwa zu baufachlichen Themen, zu wirtschaftlichen<br />
oder juristischen Themen) in Gruppen oder Einzelberatungen (siehe Erfolgsfaktor Beratung)<br />
• Kooperation mit Experten aus unterschiedlichen Bereichen der Wohnungswirtschaft und Organisation<br />
von konkreten Beratungsangeboten über die Einrichtung eines Beraterpools<br />
• Eventuell subventionierte Beratungsangebote<br />
• Haus- und Hofflächenprogramme<br />
• Intensivierung von Einzelgesprächen<br />
• Versand von themenkonzentrierten Broschüren, etwa über Fördermöglichkeiten, bauchfachliche<br />
Themen, juristische Themen, etc.<br />
• Anreicherung der Pressearbeit durch themenkonzentrierte Berichterstattung. Etwa Presseberichte zu<br />
energetisch sinnvollen Investitionen oder zu strategisch bedeutsamen Entwicklungen im Stadtteil.<br />
Kommentare und O-Töne/Interviews von bekannten Experten.<br />
• Stärkere Kommunikation der Vision, z.B. über multimediale Elemente (Film über die Veränderung im<br />
Stadtquartier)<br />
• Kommunikation von laufenden, abgeschlossenen und geplanten Maßnahmen, in denen private Hauseigentümer<br />
(aber auch Wohnungsgesellschaften und öffentliche Hand) in das Quartier investiert haben<br />
im Sinne eines vorbildhaften „Best Practice“ (z.B. Best-Practice-Broschüre, Wettbewerb „Schönste<br />
Fassade“). Dadurch kann Veränderung erlebbar und sichtbar gemacht werden.<br />
• Belohnung privater Investoren (etwa durch Besichtigung der Maßnahme durch den Oberbürgermeister,<br />
durch Dankschreiben, etc.)<br />
In Quartieren mit einem hohen Anteil an ethnischen Zielgruppen sind interkulturelle Kommunikationsunterschiede<br />
einzubeziehen und Maßnahmen darauf abzustimmen. Je höher die Affinität der Zielgruppe zu<br />
der zu übermittelnden Information, desto höher die Aussicht auf eine erfolgreiche Verhaltensänderung.<br />
Kommunikationsmaßnahmen sind evtl. zielgruppenspezifisch auszugestalten. Sprachbarrieren sind ebenso<br />
zu berücksichtigen, wie der Einbezug entsprechender Persönlichkeiten und Multiplikatoren mit einem<br />
gleichen ethnischen Hintergrund (vgl. Kapitel 3.1 Sondergruppe Eigentümer mit Migrationshintergrund).<br />
Dialoginitiative durch Betonung des Nutzens verstärken<br />
Die Intensivierung des Dialogs mit den Einzeleigentümern ist, wie schon angesprochen, das wesentliche<br />
Ziel der Umsetzungsphase. Dies geschieht in der Regel durch das Formulieren von Angeboten, die für die<br />
Dialogpartner einen Nutzen erwarten lassen. So sind Informationen über Fördermöglichkeiten über woh-
47<br />
nungswirtschaftliche Gesetze und Regularien ebenso geeignet, wie Informationsangebote im Hinblick<br />
auf die strategische Neuausrichtung eines Stadtquartiers oder infrastrukturelle Anpassungen.<br />
Weitere Kommunikationsmaßnahmen:<br />
• Initiierung einer themenspezifischen Veranstaltungsreihe, bzw. Initiierung von Informationsveranstaltungen<br />
oder Themenabende mit persönlicher Einladung<br />
• Initiierung von Veranstaltungen in Kooperation mit weiteren Organisationen (Banken, Haus&Grund,<br />
Steuerberatungsgesellschaften)<br />
• Aufruf zum Einreichen von bereits vorhandenen Projektideen und Verbesserungsvorschlägen<br />
• Einzelgespräche mit privaten Eigentümern<br />
• Initiierung eines Netzwerkes „Stadterneuerung“ mit Einladung an aktive Eigentümer und ergänzt<br />
um Experten aus der Wohnungswirtschaft, alternativ Initiierung eines wohnungswirtschaftlichen<br />
„Stammtisches“ in einer quartiersbekannten Gastronomie<br />
Für die genannten Termine ist es empfehlenswert, wenn die Einladung von prominenten Fürsprechern<br />
(etwa (Ober)Bürgermeister, bekannte (prominente) Stadtpersönlichkeiten, bekannte Fachreferenten) erfolgt.<br />
Dies signalisiert Wichtigkeit für den Eigentümer.<br />
Beispielhafte Darstellung Einzelgespräch<br />
Ziel: Der direkte Kontakt mit den Eigentümern dient dem Vertrauensaufbau und der gemeinsamen<br />
Lösungssuche.<br />
Zeitpunkt: Das persönliche Gespräch sollte auch schon in der Startphase gesucht werden.<br />
Der persönliche Kontakt zu den Eigentümern ist über den gesamten Prozess von elementarer<br />
Bedeutung.<br />
Alternative: Alternativen zum persönlichen Gespräch bestehen nicht.<br />
Reichweite: Das persönliche Gespräch muss mit jedem Eigentümer gesucht werden. Mit den<br />
„Aufgeschlossenen“ ist ein Gespräch einfacher als mit „Abwartenden“ oder sogar „Ablehnenden“,<br />
aber gerade die letztgenannten sind von größerer Bedeutung, da sie intensiver betreut werden<br />
müssen.<br />
Vorteil: Mit persönlichen Gesprächen lässt sich für den Erfolg des Mobilisierungsprozesses<br />
erforderliches Vertrauen aufbauen, Lösungsmöglichkeiten können gemeinsam erarbeitet und<br />
Hilfestellung angeboten werden.<br />
Nachteil: Die Welt des Menschen ist weder isoliert noch linear, sondern sehr komplex. Dies kann zur<br />
Folge haben, dass der Eigentümer beim besten Zuhören nicht vollständig verstanden wird.<br />
Fallstricke: Im Einzelgespräch müssen Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit und Kompetenz vermittelt<br />
werden.<br />
Basiskommunikationsmedien<br />
• Einladungsschreiben (personalisiert, mit jeweiligem Gesprächsangebot); Einsatz der Basisbroschüre<br />
mit der Nutzenargumentation; Beilegen eines einfachen Kontaktformulars zur Anmeldung (z.B. Rückfax).
48<br />
• Begleitende Presse- und Medienarbeit, Ankündigung von Veranstaltungen über die Medien, Nachberichterstattung<br />
• Ankündigung von Veranstaltungen durch Plakataushang (Einsatz aktualisiertes Basisplakat)<br />
• Ankündigung jeder Veranstaltung auch Online über die eigene und über weitere Internetseiten;<br />
Möglichkeit zur Online-Anmeldung; Nachbericht mit Nennung von anwesenden Personen.<br />
Beispielhafte Darstellung Veranstaltungen<br />
Ziel: Veranstaltungen wie Eigentümerforen, Werkstätten etc. dienen der Information und<br />
Mitwirkung der Eigentümer am Stadterneuerungsprozess, dem Austausch unter den Eigentümern,<br />
dem Aufbau von Vertrauen sowie dem Abbau des schlechten Gebietsimages.<br />
Zeitpunkt: Veranstaltungen sollten regelmäßig durchgeführt werden, die erste Veranstaltung ist<br />
frühzeitig einzuplanen (Ende der Vorbereitungsphase oder Beginn der Startphase).<br />
Alternative: Veranstaltungen können nach Teilgebieten oder Themen unterschieden werden,<br />
denkbar sind auch Thematische Vorträge oder Vorträge durch Multiplikatoren.<br />
Reichweite: Veranstaltungen werden v.a. von motivierten Eigentümern genutzt, so dass<br />
hauptsächlich „Aufgeschlossene“ evtl. auch „Abwartende“ erreicht werden können.<br />
Vorteil: Es besteht die Möglichkeit des intensiven Austauschs zwischen Eigentümern und Stadt/<br />
Stadtteilmanagement, auf die Bedürfnisse der Eigentümer kann flexibel eingegangen werden, evtl.<br />
lassen sich Eigentümer zu weiteren Maßnahmen bzw. Kooperation untereinander motivieren.<br />
Nachteil: Nur eine kleine Zahl der Eigentümer besucht solche Veranstaltungen. Hoher Aufwand, es<br />
kann daher nicht mit Allen gesprochen werden.<br />
Fallstricke: Die notwendige Adressrecherche zur direkten Ansprache kann sich als hinderlich<br />
erweisen. Die Ziele der Veranstaltung sollten klar umrissen sein, damit die Veranstaltung nicht ihre<br />
Wirkung verfehlt.
49<br />
5.4. Maßnahmen in Stabilisierungsphasen<br />
In der Stabilisierungsphase geht es darum, die eingeleiteten Maßnahmen langfristig zu etablieren und die<br />
Investitions- und Einsatzbereitschaft der Eigentümer im Stadtteil auch über die Zeitspanne der Mobilisierungskampagne<br />
hinaus nachhaltig zu sichern. Die Inhalte wandeln sich also. Die Kommunikationsmaßnahmen<br />
hingegen wandeln sich nicht weiter, müssen nur zielgerecht eingesetzt werden.<br />
• Langfristige Veränderungskultur sowie eine stetige Veränderungsbereitschaft schaffen. Die Bedingungen<br />
innerhalb der Stadterneuerungsgebiete ändern sich im Laufe der mehrjährigen Erneuerungsprozesse.<br />
Themen wechseln (aktuell ist aufgrund des demnächst verpflichtenden Energiepasses für<br />
Gebäude das Thema Wärmedämmung sehr wichtig), aber auch die Zusammensetzung der Zielgruppe<br />
wandelt sich durch Verkäufe. Darauf muss der Prozess dauerhaft reagieren.<br />
• Wachsende Glaubwürdigkeit nutzen, um regelmäßig und vorausschauend Mobilisierungsthemen zu<br />
analysieren und Wandlungsbedarf zu definieren. Der Dialog muss also konsequent weiter geführt<br />
werden. Ein „Customer-Relationsship-System“ (vgl. Vorbereitungsphase) kann im Laufe des Gesamtprozesses<br />
eine wichtige Grundlage zur Aufrechterhaltung des Dialogs darstellen. Mit Hilfe der konsequenten<br />
Kundenpflege können passgenaue Beratungs- und Informationsangebote für die Eigentümer<br />
bereitgestellt werden.<br />
• Folgeprojekte durchführen. Insbesondere für bislang noch nicht angegangene „Problem-Fälle“ können<br />
evtl. auf Basis des bei den Eigentümern erarbeiteten Vertrauens Lösungen gefunden werden. Damit<br />
wird dem Problem die Chance genommen, langfristig Schaden anzurichten. Die Einbeziehung der so<br />
genannten „Ablehnenden“ kann aber nur in der Stabilisierungsphase erfolgen, wenn hierdurch nicht<br />
der Gesamtprozess von Anfang an behindert wird.<br />
• Erfolge konsolidieren und Veränderungen institutionalisieren. Die permanente Öffentlichkeitsarbeit<br />
muss zwingen weiter geführt werden. Erzielte Erfolge, das Herausstellen von „Best Practice“-Beispielen<br />
ist eine Daueraufgabe im Rahmen der Mobilisierung.<br />
• Permanentes Controlling der Mobilisierungsprozesse. Die Definition neuer Zielsetzungen und die<br />
Überprüfung der selbst gesteckten Ziele helfen nicht nur, die Qualität des Prozesses aufrecht zu erhalten.<br />
Hierüber kann darüber hinaus die Wirksamkeit des Prozesses transparent dokumentiert werden.<br />
Zudem lassen sich notwendige Anpassungen der Vorgehensweise leichter erkennen.<br />
• Evaluation: Bewertung des Prozesses, Einsatz von Feedbackbögen, regelmäßige Befragungen. Im<br />
Sinne der Qualitätssicherung und im Sinne einer Anpassung der Prozessinhalte an die Bedarfe der<br />
Zielgruppen ist eine permanente Evaluation der eigenen Tätigkeit von Vorteil. Diese Evaluationsanforderungen<br />
können in den Prozess integriert werden. So ist z.B. eine lückenlose Dokumentation der<br />
Beratungstätigkeit und der Beratungsinhalte vorteilhaft, um Beratungsbedarfe zu erkennen.
50<br />
6. Beispielkommunen<br />
Im Rahmen des Projektes wurden vier Stadterneuerungsgebiete aus Nordrhein-Westfalen untersucht, die<br />
sich aktuell in der Förderung innerhalb der Programmkulissen „Soziale Stadt“ und „Stadtumbau West“<br />
befinden. Anhand der intensiven Beschäftigung mit den Beispielgebieten sollten zum einen die theoretisch<br />
erarbeiteten Ergebnisse mit der Praxis der Stadterneuerung vor Ort rückgekoppelt werden, um das<br />
aus der Kommunikationswissenschaft begründete Vorgehen der Mobilisierung konkret an der Praxis der<br />
Stadtplanung zu orientieren. Zum anderen konnten durch die Workshops vor Ort Anregungen gegeben<br />
werden für Akteure, die in ihrer Kommune einen Mobilisierungsprozess organisieren wollen.<br />
Die vier Stadterneuerungsgebiete decken verschiedene städtebauliche, stadtstrukturelle und – funktionale<br />
Gebietstypen ab. Das Spektrum reicht von gewachsenen, baulich gemischten innerstädtischen<br />
Gebieten (Gelsenkirchen City, Herne Wanne) über historisch gewachsene Stadtteile in Stadtrandlage mit<br />
Versorgungsfunktion (Witten Annen) bis zu Stadterweiterungsgebieten mit<br />
einheitlichem Geschosswohnungsbestand der 1960er bis 1980er Jahre (Heiligenhaus Oberilp). Darüber<br />
hinaus befinden sich die Beispielkommunen in unterschiedlichen Phasen der Mobilisierung. Während in<br />
Annen der Stadterneuerungsprozess noch in der Anfangsphase steht und bisher keine Ansätze zur Mobilisierung<br />
von Eigentümern unternommen wurden, wurden in Gelsenkirchen City, Heiligenhaus Oberilp und<br />
Herne Wanne bereits verschiedene Maßnahmen durchgeführt.<br />
Allerdings lässt sich anhand von städtebaulichen oder funktionalen Gebietstypen keine passende Mobilisierungskampagne<br />
für ähnliche Gebietstypen ableiten. Die Auswahl von Maßnahmen muss vielmehr in<br />
Abhängigkeit der Standortbegabungen, besonderer Problemstellung und vor allem der Eigentümerstruktur<br />
und deren Interessen, Motivationslagen und Schwierigkeiten geschehen. Die Mobilisierungsbereitschaft<br />
und die besonderen Anforderungen lassen sich grundsätzlich nicht aus Gebietstypen ableiten. Da<br />
eine direkte Übertragung der Vorgehensweise ausgeschlossen ist, muss in jedem Gebiet zu Beginn des<br />
Prozesses eine hinreichende Analyse der Ausgangsbedingungen erfolgen (siehe Maßnahmen in der Vorbereitungsphase).<br />
Anhand der zur Verfügung gestellten statistischen Daten, vorliegenden Gutachten und Analysen, wurden<br />
die Gebiete hinsichtlich ihrer Lage im Raum, der Bevölkerungsstruktur, Eigentumsverhältnisse und –struktur<br />
sowie Stärken und Schwächen charakterisiert. Zudem wurden ausführliche Begehungen der Gebiete<br />
vorgenommen. Um individuelle Informationen zu den besonderen Standortbedingungen und Anforderungen,<br />
zum Stand des Erneuerungsvorhabens, den bisherigen Schritten in der Eigentümermobilisierung<br />
sowie Einschätzungen zu den bisherigen Erfolgen und Misserfolgen zu erhalten, wurden Gespräche mit<br />
den Stadtverwaltungen und – wo vorhanden – dem Vor-Ort-Management geführt.<br />
In jedem Beispielgebiet wurde ein Workshop zur Eigentümermobilisierung durchgeführt. Teilnehmer dieser<br />
Workshops waren die jeweils relevanten Akteure in den unterschiedlichen Gebieten, wie z.B. Stadtverwaltung,<br />
Stadtteil- oder Quartiersmanagement, Wohnungsgesellschaften, Haus- und Grundbesitzervereine,<br />
bekannte und engagierte Schlüsseleigentümer, Mietervereine, Kreditinstitute etc. Ziel war es, weitere<br />
Informationen über Besonderheiten des Gebietes und die Eigentümerstruktur zu erhalten sowie mit den<br />
betroffenen Akteuren erste Handlungsansätze zu diskutieren und Ideen auszutauschen.
51<br />
Handlungsempfehlungen zur Gestaltung einer Mobilisierungskampagne<br />
Die in der Folge getroffenen Anmerkungen zum Stand der Einbindung privater Eigentümer spiegeln die<br />
Ergebnisse der Workshops wieder. In allen Workshops wurden die in diesem Bericht ausführlich dargestellten<br />
Erfolgsfaktoren einerseits identifiziert und erarbeitet, andererseits durch die Diskussion mit<br />
den Beteiligten entsprechend evaluiert. Durch die Diskussionsbeiträge in den Workshops konnten die<br />
Erfolgsfaktoren zudem auch mit einzelnen konkreten, auf die jeweilige Situation basierenden Beispielen<br />
angereichert werden. In den folgenden Anmerkungen wird deshalb auf diese Erfolgskriterien Bezug genommen<br />
und werden die einzelnen Anmerkungen und Beispiele in Bezug auf diese Erfolgskriterien wiedergegeben.<br />
Das in diesem Bericht vorgestellte optimale Vorgehen zur Eigentümermobilisierung unterstellt zudem<br />
einen Prozess mit aufeinander folgenden Phasen, in denen die Eigentümer unterschiedlich intensiv angesprochen<br />
werden. Dieser Prozess ist in den Beispielkommunen ganz unterschiedlich weit vorangeschritten<br />
oder befindet sich noch in der Vorbereitung.<br />
Die Erfolgsfaktoren, etwa die wichtige Imagebildung, sind unterschiedlich ausgeprägt. Die hier dargestellten<br />
Handlungsempfehlungen können deshalb (im Sinne eines optimal geplanten Prozesses und vor dem<br />
Hintergrund der vorliegenden Informationen) nur sehr grob sein. Die Ausarbeitung eines jeweils spezifischen<br />
und individuell auf den Standort konzentrierten optimalen Prozesses würde allerdings eine intensive<br />
Arbeit vor Ort bedingen, was nicht Gegenstand dieser Arbeit ist.<br />
6.1. Witten Annen<br />
Der Stadterneuerungsprozess steht in Witten Annen<br />
am Anfang. Für das Programmgebiet besteht<br />
damit die Chance, eine Mobilisierungskampagne<br />
von Anfang an mit zu denken und die entsprechenden<br />
Schritte vorzubereiten und einzuleiten. Damit<br />
grenzt sich dieser Stadtteil von den anderen betrachteten<br />
Gebieten ab.<br />
6.1.1. Gebietscharakterisierung<br />
Das Soziale Stadt Gebiet Annen liegt am östlichen<br />
Rand des Stadtgebietes und grenzt im Südwesten direkt an die Wittener Innenstadt an. Mit ca. 17.500<br />
Einwohnern umfasst es den zentralen Bereich des Stadtteils Annen sowie angrenzende Wohnbereiche.<br />
Es handelt sich um einen innenstadtnahen Stadtteil mit eigenem Zentrum zur Nahversorgung und guter<br />
Infrastrukturausstattung (Schulen, Kindergärten, VHS, Stadtbücherei).
52<br />
Die Baustruktur im Zentrum des Stadtteils ist geprägt durch eine überwiegend gründerzeitliche Bebauung.<br />
Das Stadterneuerungsgebiet umfasst aber auch Bereiche mit Ein- und Zweifamilienhäusern sowie<br />
in den Randlagen in sich geschlossene Gebäudeensembles aus den 1920er Jahren und der Nachkriegszeit.<br />
Wesentliche Probleme des Gebietes liegen in der Bevölkerungsstruktur, mit einem vergleichsweise hohen<br />
Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund und Einwohner in Abhängigkeit von Transfereinkommen.<br />
Innerhalb des Gebietes kommt es zu einer kleinräumig verschärften sozialen Segregation und damit Konzentration<br />
der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Funktionsschwächen finden sich auch in den Einzelhandelslagen<br />
und den gewerblichen Arealen. Parallel zur heterogen baulichen Struktur mit Geschosswohnungsbauten<br />
und größeren Einfamilienhausbereichen besteht ein nur geringer Zusammenhalt der<br />
Stadtteilbevölkerung. Einzelne Teile des Programmgebietes belasten das Image Annens negativ.<br />
Das Programmgebiet wurde Anfang <strong>2007</strong> in das Förderprogramm Soziale Stadt aufgenommen. Ein Stadtteilmanagement<br />
hat im Oktober <strong>2007</strong> die Arbeit aufgenommen.<br />
Bevölkerungsstruktur<br />
Einwohner<br />
Anteil<br />
Bevölkerungsentwicklung<br />
Sozialhilfeempfänger<br />
Arbeitslosenquote<br />
Anteil<br />
Ausländer<br />
Anteil 0-24<br />
Jahre<br />
Anteil 25-64<br />
Jahre<br />
Anteil 65 und<br />
älter<br />
Stand 31.12.2005 01.12.2004 01.12.2004 31.12.2005 31.12.2005 31.12.2005 31.12.2005<br />
Stadt Witten 101.588<br />
Witten-Annen 17.406<br />
- 5 %<br />
(1992-2005)<br />
-1,9 %<br />
(2003-2005)<br />
4,4% 8,3% 8,3% 24,3% 54,7% 21,0%<br />
11,9% 10,6% 10,6% 26,6% 53,8% 19,6%<br />
Quelle: Amt f. Stadtentwicklung, Statistik u. Wahlen; Amt f. Jugendhilfe u. Schule der Stadt Witten, Eigene Darstellung<br />
Eigentumsverhältnisse und Eigentümerstruktur<br />
Im Stadtteil Annen (nicht identisch mit dem Programmgebiet) gibt es insgesamt 6.714 Wohneinheiten.<br />
Der überwiegende Teil der Wohnungen befinden sich in privatem Eigentum, das sehr kleinteilig verteilt<br />
ist. Fast zwei Drittel der Eigentümer leben in ihrer Immobilie (im Stadtteil Annen sind noch große, fast<br />
ländlich geprägte Bereiche mit Einfamilienhäusern eingeschlossen). Nur etwa jeder zehnte Eigentümer<br />
lebt außerhalb von Witten. Grundsätzlich besteht durch den hohen Anteil vor Ort lebender Eigentümer<br />
ein großes Potenzial zur direkten Ansprache, was die Mobilisierung der Einzeleigentümer erleichtern<br />
kann.<br />
Nach Einschätzung der Teilnehmer an dem im Rahmen Projektes Eigentümermobilisierung des in Annen<br />
durchgeführten Workshops sind die Gründe für die mangelnde Investitionsbereitschaft bei den Eigentümern<br />
vielfältig. Zum Teil liegt diese begründet in dem schlechten Image des Gebiets, der fehlenden<br />
Perspektive des Einzelhandelsstandorts, der mangelnden Identifikation sowie dem Ziel, möglichst hohe<br />
Renditen abzuschöpfen. Es wird sogar von gezielter Deinvestition berichtet, mit dem Ziel, das Gebäude<br />
später abzubrechen. Die zunehmende Zahl an Eigentümern mit Migrationshintergrund wird als Chance<br />
betrachtet, da sie ehemalige Problemimmobilien wieder modernisieren.<br />
Stärken, Schwächen, Potenziale<br />
Annen ist ein Nebenzentrum mit Grundversorgungsfunktion des Stadtteils sowie Teilen der angrenzenden<br />
Stadtteile.<br />
Trotz verstärkter Bemühungen der Stadt und der Eigentümer der Ladenlokale bestehen jedoch Defizite<br />
und erhöhte Leerstände.<br />
Positive Entwicklungsbedingungen sind neben dem Nahversorgungsangebot das Kulturleben sowie die<br />
Möglichkeit, im Grünen zu Wohnen.<br />
Die geplante Gründung eines „Initiativkreis Wohnen“ 11 ist eine potenzielle Chance für die Erarbeitung von<br />
Strategien zur Mobilisierung von Einzeleigentümern.
53<br />
6.1.2. Handlungsempfehlungen<br />
Witten Annen steht am Anfang des Stadterneuerungsprozesses. Dies ist eine günstige Bedingung, um die<br />
Mobilisierung privater Eigentümer direkt in den Verlauf des Stadterneuerungsprozesses einzubinden. Wesentlich<br />
hierzu ist eine intensive, gründliche Vorbereitung. Für die Vorbereitungsphase (vgl. Kap. 4) sollte<br />
entsprechend Zeit eingeplant werden.<br />
Erfolgsfaktor Image<br />
In dem in Witten Annen im Rahmen des Projektes zur Eigentümermobilisierung durchgeführten Workshop<br />
ergaben sich Anhaltspunkte dafür, dass zentrale Probleme des Programmgebietes Witten Annen im<br />
schlechten Image einzelner Teilbereiche des Stadtteils liegen.<br />
Aufgrund der erkannten Imageprobleme sollte daher geprüft werden, ob das derzeitige Image einer Mobilisierung<br />
privater Hauseigentümer entgegensteht, so dass zukünftige Strategien und Prozesse mit hoher<br />
Wahrscheinlichkeit ins Leere laufen. Es ist deshalb zu empfehlen, vor der Planung des Gesamtprozesses<br />
das Image zu analysieren. Erste Hypothesen könnten gezielte Expertengespräche (etwa mit Experten<br />
aus der Immobilienwirtschaft, Kreditinstituten, Schlüsseleigentümer etc.) erbringen, die dann über eine<br />
Befragung eines erweiterten Expertenkreises und durch Befragung von relevanten Gruppen (insbesondere<br />
Eigentümer) abgesichert werden könnten. Ziel der Analyse sollte es dabei auch sein, die natürlichen<br />
Begabungen des Standortes festzustellen und für die Ausprägung eines Images nutzbar zu machen (vgl.<br />
Kap 5).<br />
Ansatzpunkte für eine Aufwertung des bestehenden Images sind nach den Aussagen der Teilnehmer am<br />
Workshop in Witten Annen insbesondere das Wohnen am Grün mit der direkten Naturbeziehung sowie<br />
das vorhandene Angebot der Nahversorgung. Darüber hinaus bestehen Ansätze einer Kultur- und Musikszene,<br />
die perspektivisch für ein positives Image des Stadtteils Annen stehen können.<br />
Je nach Ergebnissen könnte es empfehlenswert sein, Image fördernde Maßnahmen einem Prozess vorzuschalten<br />
oder den Mobilisierungsprozess parallel mit Image fördernden Maßnahmen zu begleiten.
54<br />
In jedem Falle ist eine Auseinandersetzung mit den Standortbegabungen notwendig, um in der Folge eine<br />
tragfähige Vision zu entwickeln, aus der dann auch die SOLL-Einstellung abgeleitet und in der Eigentümermobilisierung<br />
eingesetzt werden kann (vgl. Kap 2).<br />
Erfolgsfaktor: Außenauftritt (corporate communication)<br />
Grundsätzlich ist die Entwicklung eines einheitlichen Außenauftritts eine wichtige Voraussetzung für die<br />
erfolgreiche Umsetzung einer Mobilisierung (vgl. Kap. 4).<br />
In Annen bietet sich aufgrund der Tatsache, dass der Gesamtprozess am Anfang steht, die Gelegenheit,<br />
von Beginn an dem Gesamtprozess mit einer geeigneten Symbolik und einem erarbeiteten Motto (Appell,<br />
Slogan) ein „Gesicht“ zu geben.<br />
Imagekampagne und Stadterneuerungsprozess sollten dabei nicht identisch in ihrer Bildsprache entwickelt<br />
werden. Die Mobilisierung sollte gegenüber der Imagekampagne mit einem deutlich an die Zielgruppe<br />
gerichteten Appell versehen werden (nach dem Motto: „Gemeinsam investieren – gemeinsam<br />
profitieren“).<br />
Die für die Imagekampagne verwendeten Gestaltungsdetails sollten sich allerdings in der Gestaltung des<br />
Außenauftritts wieder finden, bzw. erkennbar sein.<br />
Empfehlenswert ist die Zusammenarbeit mit ortsansässigen Kommunikationsexperten, -agenturen zur<br />
Definition der Außendarstellung („corporate communication“).<br />
Erfolgsfaktor Chancengemeinschaft<br />
Für die Ausbildung einer Chancengemeinschaft (vgl. Kap 4) ist für Annen die Bedeutung der Beteiligung<br />
der örtlichen Kreditinstitute, insbesondere der örtlichen Sparkasse, betont worden.<br />
Die Sparkasse Witten besitzt bereits Erfahrungen in der Bereitstellung von Renovierungskrediten, deren<br />
Vergabe an die Beauftragung Wittener Handwerksbetriebe geknüpft ist. Dieses Beispiel könnte eventuell<br />
auch auf Annen übertragen werden. Grundsätzlich besteht der Wunsch, dass über die Angebote der Sparkasse<br />
stärker öffentlich informiert wird.<br />
Das Beispiel der Wittener Sparkasse zeigt die Bereitschaft zur Mitwirkung. Darüber hinaus zeigt sich auch<br />
die Möglichkeit, durch Kooperationen neue und attraktive Angebote zu entwickeln. Es wäre insofern zu<br />
prüfen, welche weiteren Akteure (neben den Banken und Sparkassen) sinnvoll in den Prozess integriert<br />
werden können. Dabei können im Rahmen der Chancengemeinschaft ganz unterschiedliche Aufgaben<br />
bewältigt werden. So könnte etwa die Entwicklung neuer Beratungsangebote, die Formulierung strategischer<br />
Ausrichtungen und Ziele (z.B. für entscheidende Projekte wie etwa der Neubau des Ärztehaus auf<br />
der „Ostermann-Spitze“, Realisierung von Studentenwohnen im Nahbereich der Uni Witten-Herdecke/<br />
Dirschauer Straße), die gemeinsame Beförderung solcher Projekte und die gemeinsame Kommunikationsarbeit<br />
unterstützen.<br />
Darüber hinaus sollte der Versuch unternommen werden, Kooperationen zwischen Eigentümern und z.B.<br />
Handwerksbetrieben, Architekten oder der Wohnungswirtschaft zu initiieren. Diese könnten sich auf die<br />
Beratung, aber auch auf konkretes Handeln beziehen, etwa durch die Organisation eines gemeinsamen<br />
Einkaufs und der daraus zu erzielenden Kosteneinsparungen.<br />
Erfolgsfaktor Nutzen<br />
Es ist dringend zu empfehlen, schon vor dem Start der Kommunikation zur Mobilisierung den relevanten<br />
Nutzen eines Dialoges und einer möglichen Investition für den Eigentümer zu erarbeiten. Da die Bereitschaft<br />
zur Investition (wenn diese nicht ohnehin vorhanden ist) zunächst einen Dialog voraussetzt, sind<br />
10<br />
Im Rahmen des Stadtentwicklungsprozesses „Unser Witten 2020“ wurde ein Expertenkreis zur Erarbeitung des Masterplans Wohnen<br />
gegründet. Hier wurden bereits diverse Projektideen für Seniorenwohnen und alternative Wohnprojekte (u.a. Behinderte), entwickelt. Es<br />
besteht Interesse zukünftig auch Projekte im Bestand zu unterstützen. Dieses Gremium soll als gesamtstädtische Austauschplattform<br />
aller am Wohnungs- und Immobilienmarkt beteiligten Akteure weiter Bestand haben.
55<br />
auch Nutzenargumente im Hinblick auf diesen Dialog notwendig.<br />
Erfolg versprechend wird die Argumentation über den Wert der Immobilie sein (vgl. Kap. 3). So könnte z.B.<br />
durch eine sehr einfache und verständliche Methode den Eigentümern verdeutlicht werden, dass durch<br />
die Stadterneuerung eine Erhöhung der Lagequalität erfolgt, die sich wiederum positiv auf den Wert der<br />
Immobilie auswirkt. Mit Blick auf die für viele Eigentümer wichtige Bedeutung der Immobilie als Altersvorsorge<br />
könnte ein Zugang zu den Eigentümern über Themen wie „Wissen Sie was ihr Objekt noch wert<br />
ist“ oder „Meinen Sie, Sie können auch noch im Alter in Ihrer Immobilie wohnen bleiben“ erfolgen.<br />
Für Teile von Annen wird es nach Auskunft der Teilnehmer am Workshop zum Mobilisierungsprojekt in<br />
Annen in Folge der Entwicklung eines neuen Ärztehauses und des Umzugs von Arztpraxen in den Neubau<br />
zu Leerständen in Einzelimmobilien kommen. Die von Leerständen betroffenen Eigentümer sollten mit<br />
Hilfe von Adressmaterial der Stadtverwaltung gezielt angesprochen werden. Den Eigentümern ist möglichst<br />
Unterstützung bei der Entwicklung von Nachnutzungen, z.B. eine Umnutzung zu Wohnraum für<br />
ältere Menschen, anzubieten.<br />
Bevor die Mobilisierungskampagne wirken kann, müssen bei vielen Eigentümern Ängste abgebaut werden.<br />
Wenn ein Eigentümer bereits Mindereinnahmen durch seine Immobilie zu verzeichnen hat, fürchtet<br />
er, dass weitere Investitionen ebenfalls unrentierlich sein könnten. Wenn aber eine wirtschaftliche Perspektive<br />
aufgezeigt werden kann, können auch aktuell risikoreich erscheinende Investitionen evtl. sinnvoll<br />
erscheinen.<br />
Aktuell sind auch Wärmedämmmaßnahmen ein wichtiges Thema, um vor dem Hintergrund des bald<br />
verpflichtenden Energiepasses einen Zugang zu den Eigentümern zu erlangen. In Annen stellt sich für den<br />
Bestand in der Bebelstraße der bestehende Denkmalschutz teilweise als Einschränkung dar.<br />
Bei der thematischen Argumentation müssen räumliche Unterschiede beachtet werden. Eine beispielhafte<br />
Unterscheidung könnte wie folgt aussehen:<br />
• Eigentümer von Immobilien im Zentrum des Stadtteils Annen haben ein größeres Interesse an Zusammenhängen<br />
durch die Vermietung an Einzelhandelsnutzungen. Das Stadtteilzentrum ist zudem<br />
ein räumlicher Bereich mit Identifikationsstiftender Wirkung und wird daher im Erneuerungsprozess<br />
höchste Priorität erhalten.<br />
• Eigentümer in reinen Wohngebieten mit einer Bausubstanz überwiegend aus den 1950er-1970er<br />
Jahren mit hohem Sanierungsbedarf wie z.B. an der Dirschauer Straße könnten Unterstützung bekommen<br />
zur Entwicklung von Angeboten für studentisches Wohnen. Die unmittelbare Nähe zur Uni<br />
Witten-Herdecke und die mittelfristig geplante Verdopplung der Studentenzahl von auf 2.000 könnte<br />
eine Entwicklungsperspektive für den Gebäudebestand darstellen. Demgegenüber ist als Beispiel<br />
die Schellingstraße problematisch aufgrund der Besitzverhältnisse. Der Bestand gehört Eigentümergemeinschaften<br />
und viele der Eigentümer wohnen außerhalb von Annen. Hier wird es insbesondere<br />
auch darum gehen, grundsätzlich den Kontakt zu den Mitgliedern der Eigentümergemeinschaften zu<br />
suchen.<br />
Erfolgsfaktor Beratung<br />
Die Beratung ist ein weiterer zentraler Aspekt der Mobilisierung. Über die Beratung kann der Dialog initiiert<br />
und intensiviert werden (vgl. Kap 4).<br />
Allgemein gilt es, die Beratungsbedarfe vor Ort zu analysieren, z.B. über eine Eigentümerbefragung. Vielfach<br />
besteht eine Abwärtsspirale nach dem Motto mein Nachbar macht nichts, deshalb mache ich auch<br />
nichts. Im Rahmen der Mobilisierungskampagne müsste diese Argumentation aufgebrochen werden.<br />
Durch die ersten modernisierten Gebäude könnte ein sozialer Druck entstehen, der weitere Investitionen<br />
nachziehen lässt.<br />
Die Diskussion im Workshop in Witten Annen im Rahmen des Projektes Eigentümermobilisierung lässt<br />
erste konkrete Ansätze für viel versprechende Beratungsangebote ableiten. So besteht insbesondere im<br />
Stadtteilzentrum ein großer Anteil an Eigentümern mit Migrationshintergrund. Für diese Eigentümer-
56<br />
gruppe sollte ein besonderes Beratungsangebot geschaffen werden. Durch eine gezielte Ansprache muss<br />
auf diese Eigentümer zugegangen werden. Sprachliche Barrieren sind dabei kaum zu erwarten. Verlässlichkeit<br />
und Glaubwürdigkeit sind auch für diese Eigentümergruppe die wesentlichen Merkmale, um<br />
gegenüber dem Beratungsangebot Vertrauen aufzubauen. Darüber hinaus besteht ein sehr aktueller Beratungsbedarf<br />
für die Eigentümer der Immobilien, die durch den Umzug von Arztpraxen in das Ärztehaus<br />
Leerstände zu verzeichnen haben. Diese Eigentümer sollten im Hinblick auf sinnvolle Nachnutzungen ein<br />
Beratungsangebot erhalten. Dies müsste unterstützt werden durch eine konkrete Finanzierungsberatung<br />
und evtl. ein Finanzierungsangebot durch z.B. die örtliche Sparkasse.<br />
Vor Ort sollten die Möglichkeiten zum Aufbau eines Beratungsangebotes eruiert und fallweise umgesetzt<br />
werden. Dieses Beratungsangebot kann z.B. aus einem Pool örtlicher Experten wie Architekten/Sparkasse/Immobilienfachwirte<br />
etc.<br />
Wichtig ist darüber hinaus die transparente Kommunikation des Beratungsangebotes, das verlässlich<br />
verfügbar sein muss. Für die Umsetzung bedeutet dies die Beachtung einiger sehr einfacher, praktischer<br />
Dinge, wie z.B. die Sicherung der telefonischen Erreichbarkeit oder zumindest ein Rückruf am gleichen<br />
Tag.<br />
6.2. Heiligenhaus-Oberilp<br />
Die Oberilp ist ein ein Siedlungsbereich,<br />
der 1950er bos 1970er Jahre in Stadtrandlage.<br />
Seit 1993 wird hier Stadterneuerung<br />
betrieben. Es gibt im Quartier ein<br />
Vor-Ort-Büro, welches mit einer halben<br />
Stelle durch einen Sozialarbeiter besetzt<br />
ist. Der Mobilisierungsprozess in Heiligenhaus-Oberilp<br />
hat im Laufe der letzten<br />
Jahre schon einige verwertbare Erfolge zu<br />
verbuchen. Darauf kann bei einer zukünftigen<br />
Mobilisierung zurückgegriffen und<br />
aufgebaut werden.<br />
6.2.1. Gebietscharakterisierung<br />
Das Stadtumbaugebiet Oberilp liegt ca. 2 km von der Innenstadt Heiligen haus entfernt. Die Haupterschließung<br />
des Stadtteils erfolgt von der Höseler Straße aus. Der Einfahrts bereich ist großzügig gestaltet.<br />
Der südliche Teil des Wohngebietes ist durch Geschosswohnungsbau aus den 1960er bis 1970er Jahren<br />
geprägt. Im Norden grenzt ein Einfamilienhausgebiet an.<br />
Im Rahmen des Programms „Stadtumbau West“ wurde der Wohnkomplex Rhönstraße 10-12 aus den Jahren<br />
1973 bis 1975 rückgebaut, um eine Neuordnung und Aufwertung des Wohnungsbestandes im Stadtteil<br />
Oberilp zu vollziehen. Es ist angedacht, dort Bauflächen für nachfrageorientierte Wohnbebauung,<br />
vorrangig Einfamilienhausbebauung, auszuweisen. Aufgrund der Ergebnisse einer Haushaltsbefragung<br />
zur Wohnsituation in Oberilp im Mai und Juni 2006 wird davon ausgegangen, dass die Neubebauung<br />
größtenteils von Bewohnern des Gebietes in Anspruch genommen wird, gewünscht ist aber auch Zuzug<br />
von Außerhalb. Der Europaplatz, der Schulhof sowie das Jugendhaus wurden aufbauend auf das 1999<br />
erarbeitete Handlungskonzept im Rahmen des Soziale Stadt-Prozesses neu gestaltet.<br />
Das Gebiet befindet sich prinzipiell in attraktiver Lage. Es verfügt über gute Verkehrsanbindungen, selbst<br />
durch Flugverkehr durch die Nähe zum Flughafen Düsseldorf. Zudem liegt es in unmittelbarer Nähe zum<br />
Golfplatz und hochattraktiven Wohnbereichen und verfügt durch den Grünzug, der sich durch das Gebiet<br />
zieht, über attraktive Grünflächen.<br />
Aktuell wird ein großes städtebauliches Projekt verwirklicht. Nördlich der Höseler Straße wird ein neues<br />
Gebiet erschlossen, das durch einen „Brückenschlag“ mit der Oberilp verbunden werden soll und in welchem<br />
ein Zentrum zur Nahversorgung geplant ist.
57<br />
Übersicht Bevölkerungsstruktur<br />
Einwohner empfänger Arbeitslosenquote<br />
Ausländeranteil<br />
Anteil 0-18<br />
Jahre<br />
Anteil 19-64<br />
Jahre<br />
Anteil über 65<br />
Jahre<br />
Stand Juni 2004 Juni 2004 Juni 2004 Juni 2004 Juni 2004 Juni 2004 Juni 2004<br />
Stadt Heiligen haus 28.237 3% 6,9% 12% 17% 63% 19%<br />
Pro grammge biet<br />
Oberilp<br />
2.456 7,8% 11% 35% 24% 66% 10%<br />
Quelle: Sozialraumstudie Oberilp, 2004<br />
Eigentumsverhältnisse und Eigentümerstruktur<br />
Die schon erwähnte Haushaltsbefragung hat<br />
ergeben, dass 91% der befragten Haushalte zur<br />
Miete wohnen.<br />
Neben dem Bestand der Sahle Immobilien GbR<br />
mit rund 160 Wohneinheiten besteht im Gebiet<br />
insgesamt eine eher kleinteilige Eigentümerstruktur.<br />
Das Gebiet ist zudem durch eine hohe<br />
Eigentümerfluktuation geprägt. Problematisch<br />
ist, dass in der Verganganheit oftmals Eigentümer Immobilien erworben haben, die anschließend nicht<br />
mehr in der Lage sind, weiterhin in den Bestand zu investieren. Zudem gibt es Eigentümer, die lediglich an<br />
einer kurzfristigen Rendite interessiert sind und aus diesem Grund nicht in die Immobilie investieren.<br />
Zwischen der Stadt Heiligenhaus und einigen ortsansässigen Wohnungsunternehmen wurde im Jahr<br />
2005 eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Darin verpflichten sich alle Unterzeichner weiterhin<br />
an der zukunftsfähigen Entwicklung der Wohnungsbestände mitzugestalten. Ziel der Vereinbarung ist es,<br />
einen Rahmen für die zukünftige Belegungs- und Modernisierungspolitik in der Oberilp zu geben.<br />
Stärken, Schwächen, Potenziale<br />
Das Wohngebiet Oberilp ist erst in den 1960er Jahren entstanden. Die Wärmeversorgung wird im gesamten<br />
Gebiet einseitig und kostenintensiv über Elektrospeicherheizungen gesichert, was angesichts steigender<br />
Strompreise die Vermietbarkeit belastet. Bei entsprechender Nachfrage würden die Stadtwerke<br />
Heiligenhaus GmbH einen Gasanschluss in den Stadtteil verlegen.<br />
Die Gebäude sind zum überwiegenden Teil mit Aufzügen ausgestattet und barrierefrei, was den Standort<br />
für die Zielgruppen Senioren sowie Familien mit Kindern interessant macht.<br />
Gemäß einer Bewohnerbefragung gibt es insgesamt eine hohe Identifikation der Bewohner mit dem<br />
Stadtteil Oberilp. Das Image der Oberilp in der Gesamtstadt ist jedoch eher negativ behaftet.<br />
Durch die Neuansiedlung eines Einzelhandelsstandortes nördlich der Höseler Straße erfährt die Oberilp in<br />
naher Zukunft eine Attraktivitätssteigerung indem die Nahversorgung wesentlich verbessert wird.<br />
Zudem verfügt die Oberilp über eine hervorragende Lage und Verkehrsanbindung, die den Standort sowohl<br />
für ältere als auch für junge Menschen attraktiv macht.
58<br />
6.2.2. Handlungsempfehlungen<br />
Aufbauend auf einen Stadterneuerungsprozess innerhalb der Förderkulisse „Soziale Stadt“ wurde in den<br />
letzten Jahren durch ein Vor-Ort-Büro ein Mobilisierungsprozess in Heiligenhaus-Oberilp in Gang gesetzt.<br />
Ende der 1990er Jahre hat sich aus der zweimal jährlich stattfindenden Stadtteilkonferenz der „Runde<br />
Tisch Wohnungswirtschaft“ gegründet, der in regelmäßigen Abständen einberufen wird. Neben den Unterzeichnern<br />
einer 2005 aus dem Runden Tisch heraus entstandenen Kooperationsvereinbarung zwischen<br />
der Stadt Heiligenhaus und den ortsansässigen Wohnungsunternehmen, werden zu diesen Treffen auch<br />
alle der Stadtverwaltung bekannten Einzeleigentümer aus der Oberilp eingeladen.<br />
In jüngster Vergangenheit wurde ein Gebäude (Harzstraße 7) vorbildhaft saniert. Diese Maßnahme beeinflusst<br />
die Außenwirkung der Oberilp sehr positiv. Auch weitere Eigentümer sind durchaus bereit, in ihre<br />
Bestände zu investieren. Als Hemmnis gilt hierbei allerdings die einseitige und kostenintensive Energieversorgung<br />
im Quartier über Elektrospeicherheizungen.<br />
Insgesamt ist in Oberilp schon viel bewegt worden, worauf bei einer zukünftigen Mobilisierung zurückgegriffen<br />
und aufgebaut werden kann.<br />
Erfolgsfaktor Image<br />
Das Image in der Oberilp hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, scheint aber weiterhin problematisch<br />
und sollte deshalb durch weitere gezielte und kontinuierliche Maßnahmen verbessert werden.<br />
Dabei wird das Image innerhalb des Quartiers überwiegend als positiv empfunden. Hier hat sicher auch<br />
die Vor-Ort Arbeit einen wichtigen <strong>Beitrag</strong> geleistet.<br />
Allerdings lässt sich vermuten, dass die Einschätzung gesamtstädtisch und in der Gesamtregion eher<br />
negativer geprägt ist. Es scheint deshalb empfehlenswert, bei einer Intensivierung des Mobilisierungsprozesses<br />
die Imageausprägung durch entsprechende Erhebungen abzusichern und dann für eine gemeinsame<br />
Standortvision verfügbar zu machen (vgl. Kap 5).<br />
Die Perspektive für den Standort Oberilp wird insbesondere durch die positiven Standortbegabungen<br />
geprägt. So könnte eine Ausrichtung auf seniorengerechtes Wohnen bzw. Mehrgenerationenwohnen eine<br />
Erfolg versprechende Zielsetzung sein, da durch die neue Nahversorgung nördlich der Höseler Straße die<br />
Attraktivität der Oberilp für diese Gruppe steigt.<br />
Die Vermarktung von beispielhaften Maßnahmen oder Modellprojekten in der Oberilp und die Hilfe von<br />
Multiplikatoren können das Image verbessern. Hier könnte z.B. die vorbildhafte Sanierung des Gebäudes
59<br />
Harzstraße 7 für eine konsequente Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden. Die Öffentlichkeitsarbeit sollte<br />
dabei auf unterschiedliche Medien ausgedehnt werden und neben der Stadtteilzeitung „Der Oberilper“<br />
auch das Internet und Tageszeitungen wie z.B. WAZ einbeziehen (vgl. Kap 5). Auch die Vesendung des<br />
„Oberilper“ an Eigentümer, die nicht vor Ort leben sollte eingeführt werden. Es ist zu überdenken, ob es<br />
sinnvoll sein kann, diese auch über einen digitalen Newsletter zu informieren. Darüber hinaus könnte<br />
durch die Einbeziehung von lokal prominenten Persönlichkeiten positive Signale einer Veränderung gesetzt<br />
werden, was den Ruf auch gesamtstädtisch verbessern würde.<br />
Erfolgsfaktor Außenauftritt<br />
Durch das seit 1993 existierende Büro vor Ort ist eine direkte Ansprache der Projektverantwortlichen<br />
grundsätzlich gegeben. Zudem ist nicht nur der Standort des Vor-Ort-Büros eingespielt und bekannt, auch<br />
die verantwortlichen Personen sind durch die langjährige Arbeit in der Oberilp identifizierbar. Mit der<br />
Stadtteilzeitung „Der Oberilper“ besitzt das Projekt zusätzlich ein mediales Organ.<br />
In Anbetracht der notwendigen Anstrengungen in Hinblick auf die Standortprofilierung, bzw. des Imagetransfers<br />
ist zu empfehlen, eine eigene Symbolik für die Oberilp im Sinne eines Logo/ Slogans zu erarbeiten.<br />
Der Auftritt in einem eigenen Design könnte die Phase einer Intensivierung des Prozesses kommunikativ<br />
unterstützen. In diesem Zusammenhang sollte auch über die Überarbeitung und dauerhafte Pflege<br />
der bestehenden Internetpräsenz nachgedacht werden. Gerade das Internet ist eine wichtige Informationsquelle<br />
für nicht in Heiligenhaus wohnende Eigentümer und bietet generell die Möglichkeit, auch medial<br />
breiter inszeniert den Kontakt zu weiteren Zielgruppen (Kernzielgruppe Eigentümer, Meinungs- und<br />
<strong>Beitrag</strong>smultiplikatoren) zu erschließen.<br />
Das Stadtteilbüro weist derzeit noch zu wenige Kompetenzen in baulichen und architektonischen Fragestellungen<br />
auf, um eine direkten Ansprache der Eigentümer zu übernehmen. Hier ist eine Ergänzung<br />
der personellen Besetzung zu empfehlen, um den Beratungsbedarf der Eigentümer vor Ort abdecken zu<br />
können.<br />
Erfolgsfaktor Chancengemeinschaft<br />
Auf die bereits verlässlich organisierten Strukturen des „Runden Tisches Wohnungswirtschaft“ lässt sich<br />
ein intensivierter Prozess aufbauen. Dabei wäre zu überprüfen, ob bereits alle notwendigen, bzw. im Prozess<br />
förderlichen Kompetenzen am runden Tisch versammelt sind oder ob vielleicht weitere Arbeitskreise<br />
oder Netzwerke installiert werden sollten. Wie weiter oben dargestellt, bieten sich z.B. durch das aktive<br />
Einbeziehen von Banken und Sparkassen Chancen zur Intensivierung des Prozesses (vgl. Kap. 5). Situativ<br />
könnten auch weitere Kompetenzen in die Chancengemeinschaft eingebunden werden. Die Stadt Heiligenhaus<br />
hat in Bezug auf die Veränderung der Energieversorgung hierzu z.B. auch schon mal Vertreter mit<br />
entsprechendem Know how eingeladen. Diese Vorgehensweise sollte etabliert werden. Besonders hervorzuheben<br />
ist das Engagement und die Bereitschaft der Sahle GmbH sich für den Standort zu engagieren.<br />
Sie könnte z.B. eine Vor-Ort-Beratung für Kleineigentümer anbieten.<br />
Erfolgsfaktor Nutzen<br />
Über die Formulierung konkreter Nutzen kann auch die Intensivierung des Prozesses in Heiligenhaus-<br />
Oberilp befördert werden (vgl. Kap 5). Hier lassen sich schon aus dem Ergebnis des Workshops und den<br />
dort formulierten Beiträgen einige Erwartungen privater Eigentümer ableiten.<br />
Ein wichtiges Thema ist hierbei die Energieversorgung. Die Eigentümer in der Oberilp haben das Ziel, eine<br />
energetische Sanierung im Gebiet in nächster Zukunft zu realisieren, d.h. es sollen Wärmedämmmaßnahmen<br />
umgesetzt werden. Die Eigentümer sind aber unsicher bezüglich der zukünftigen Energiequelle,<br />
weshalb sie Zurückhaltung bezüglich ihrer Investitionen üben.<br />
Hier muss den Eigentümer in direkten Gesprächen der Vorteil einer umfassenden energetischen Sanierung<br />
aufgezeigt werden. Es sind dabei nicht Fragen der erzielbaren bzw. der notwendigerweise zur Investitionstilgung<br />
erforderlichen Miethöhen von Bedeutung. Erstrebenswert wäre natürlich ein Rechenmodell,<br />
das realistisch aufzeigen kann, dass die durch die energetische Sanierung entstehenden Kosten bei<br />
gleich bleibenden Bruttomietkosten durch eine Erhöhung der Grundmiete wieder erwirtschaftet werden
60<br />
können, da die so genannte zweite Miete durch die Energieeinsparung tendenziell sinkt.<br />
Eine weitere wichtige Argumentationshilfe bildet die Entwicklung und Kommunikation wohnungswirtschaftlicher<br />
Perspektive für den Standort Oberilp ab. Wenn die Eigentümer eine realistische Vermietungsperspektive<br />
erkennen, sind sie eher bereit, zu investieren.<br />
Diese Argumentationen sollten möglichst mit einer Finanzierungsberatung gekoppelt werden .<br />
Erfolgsfaktor Beratung<br />
Einzeleigentümer verfolgen das Vermietungsgeschäft meist neben einer anderen Tätigkeit. Ihnen fehlen<br />
deshalb das Fachwissen und meist auch die Zeit, sich fehlende Informationen einzuholen. Aus diesem<br />
Grund wurde aus dem Teilnehmerkreis des Workshops in Heiligenhaus der Wunsch nach einem umfassenden<br />
Beratungsangebot („Rundum-Sorglos-Paket“) geäußert.<br />
Wichtige Aspekte sind dabei Kenntnisse aus einer Analyse des lokalen Wohnungsmarkts, über die insbesondere<br />
auswärtige Eigentümer nicht immer verfügen. Der Mietspiegel ist oftmals nicht ausreichend, um<br />
sich einen adäquaten Überblick zu verschaffen, da Standortbesonderheiten nicht berücksichtigt werden.<br />
Darüber hinaus ist das Interesse an Informationen über Finanzierungsmöglichkeiten bzw. Förderprogramme<br />
nicht nur bei Einzeleigentümern, sondern auch bei größeren Investoren groß. Insbesondere Eigentümergemeinschaften<br />
würden eine Fördermittelberatung gerne in Anspruch nehmen, da den Eigentümergemeinschaften<br />
oftmals der Zugang zu den Fördermitteln nicht bekannt ist.<br />
Aber auch architektonische Beratungen, Hilfestellung zur Beauftragung von Handwerksleistungen und<br />
Energieberatungen könnten Einzeleigentümer in der Vorbereitung von erforderlichen Baumaßnahmen<br />
unterstützen.<br />
Die Kommune kann dies selbst nicht gewährleisten. Wohnungsunternehmen haben diese Kompetenzen<br />
häufig in ihrem Unternehmen gebündelt. Eine Zusammenarbeit wäre hier Erfolg versprechend. Dies<br />
könnte eine Aufgabe für die Chancengemeinschaft sein.<br />
Das Angebot von Beratungsleistungen, wie es mit dem genannten „Rundum-Sorglos-Paket“ definiert ist,<br />
braucht einen Kümmerer, der vor Ort ansprechbar sein muss. Die Ausweitung der personellen Kompetenzen<br />
im Stadtteilbüro könnte hierfür eine wichtige Voraussetzung darstellen.<br />
6.3. Herne Wanne-Mitte<br />
Das Stadtumbaugebiet Herne-Wanne umschließt<br />
das ehemalige Zentrum der früher selbstständigen<br />
Großstadt Wanne-Eickel. Wanne-Mitte ist geprägt<br />
durch gewachsenen, überwiegend gründerzeitlichen<br />
Gebäudebestand und eine entsprechend<br />
kleinteilige Eigentümerstruktur. Nach einem erfolgreichen<br />
Start in die Eigentümermobilisierung<br />
geht es in der nächsten Zeit darum, die Gruppe der<br />
mobilisierten Eigentümer zu erweitern.<br />
6.3.1. Gebietscharakterisierung<br />
Das Stadtumbaugebiet Herne Wanne-Mitte umfasst die städtebauliche Mitte des Stadtbezirks Wanne<br />
mit dem zentralen Einzelhandelsbereich und den angrenzenden Wohngebieten. Bis zur kommunalen<br />
Gebietsreform im Jahr 1975, durch die die Städte Herne und Wanne-Eickel zur Stadt Herne zusammengefasst<br />
wurden, war das heutige Stadtumbaugebiet das Zentrum der ehemals selbstständigen Stadt Wanne-Eickel.<br />
Das heute nur noch der Versorgung der Bevölkerung des Stadtbezirks dienende Zentrum verzeichnete in<br />
den letzten Jahren mit den deutlichen Funktionsverlusten auch einen baulichen Niedergang. Das Image
61<br />
des Stadtteils ist negativ und zunehmend konzentriert sich eine als problematisch wahrgenommene<br />
Wohnbevölkerung in Wanne-Mitte.<br />
Das Stadtumbaugebiet beinhaltet neben gründerzeitlichen Bebauungsstrukturen mit Wohn- und Gewerbenutzungen,<br />
die im Wesentlichen entlang der Hauptstraße konzentriert sind, auch größere Siedlungsbereiche<br />
aus den 1920/30er Jahren und aus der Nachkriegszeit. Neben Geschosswohnungsbauten sind<br />
besonders im nordwestlichen Bereich des Gebietes auch Einfamilienhäuser in das Stadtumbaugebiet<br />
eingeschlossen. Mit dem alten Rathaus, der Stadtbücherei, der Post, vier Schulen, verschiedenen Kindergärten,<br />
dem Krankenhaus u.a. liegen wichtige Infrastruktureinrichtungen im Gebiet.<br />
Im Jahr 2006 wurde Wanne in das Bund-Länder-Programm Stadtumbau West aufgenommen. Im gleichen<br />
Jahr begann das Stadtumbaumanagement seine Arbeit.<br />
Bevölkerungsstruktur<br />
Einwohner<br />
(Hauptwohnsitz)<br />
Bevölkerungs-<br />
entwicklung<br />
Anteil<br />
Sozialhilfeempfänger<br />
Arbeitslosenquote<br />
Anteil<br />
Ausländer<br />
Anteil 0-24 Jahre<br />
Anteil 25-64<br />
Jahre<br />
Anteil 65 und<br />
älter<br />
Stand 31.12.2005 seit 1990 31.12..2002 31.12..2002 31.12.2005 31.12.2005 31.12.2005 31.12.2005<br />
Stadt Herne 166.093 - 6 % 5,7 % 10,9 % 12,0 % 25,0 % 53,9 %<br />
21,1 %<br />
Wanne-Mitte 6.982 - 7 % 6,5 %* 11,9%* 17,1 % 24,8 % 52,8 % 22,4 %<br />
Quelle: Fachbereich Stadtentwicklung, Stadtforschung und Wahlen der Stadt Herne, * Stadtbezirk Wanne<br />
Eigentumsverhältnisse und Eigentümerstruktur<br />
Von der geschätzten Gesamtzahl von 4.400 Wohnungen<br />
im Stadtumbaugebiet sind 20 % im Besitz<br />
von Wohnungsunternehmen und 80 % im Eigentum<br />
von privaten Eigentümern. Von den Wohneinheiten<br />
im Kleineigentum wird der Großteil durch Eigentümergemeinschaften<br />
verwaltet. Es besteht ein kleiner<br />
Anteil von Eigentümern, die außerhalb von Herne<br />
bzw. der Region wohnen (siehe Grafik).<br />
Im März 2006 wurde eine flächendeckende Befragung<br />
der privaten Haus- und Grundeigentümer durchgeführt. Der Rücklauf lag bei 40 %. Die wichtigsten<br />
Ergebnisse:<br />
• Breite Struktur an Wohnungsgrößen bei einem Mietpreis, der den Spielraum des geltenden Mietenspiegels<br />
ausschöpft (d.h. sowohl sehr günstige als auch teurere Wohnungen)<br />
• 45 % der Eigentümer haben ihre Wohnung gut vermietet, 27 % haben wechselnde Mieter in Zeiten<br />
des Leerstands, 6 % geben langfristigen Wohnungsleerstand an<br />
• Ein Drittel aller antwortenden Eigentümer sieht einen Sanierungsbedarf am eigenen Gebäude, besonders<br />
bei den Fassaden und Dächern.<br />
• An den Wohnungen sieht nur ein Viertel aller Eigentümer einen Modernisierungsbedarf, insbesondere<br />
bei den Sanitäranlagen. Hinsichtlich Grundrissveränderungen sowie Anbau und Modernisierung<br />
von Balkonen wird dagegen kaum Handlungsbedarf erkannt.<br />
• Ein Drittel der Eigentümer plant, in das eigene Gebäude zu investieren, während ein Viertel aller Eigentümer<br />
in die eigenen Wohnungen investieren will.<br />
• Nur 8 % der antwortenden Einzeleigentümer beabsichtigen für die geplanten Instandhaltungs- und
62<br />
Modernisierungsmaßnahmen Fördermittel in Anspruch zu nehmen. Der hohe Anteil von Eigentümern,<br />
die hierzu keine Angabe machen, lässt auf ein Informationsdefizit über vorhandene Fördermöglichkeiten<br />
schließen.<br />
• Größte Probleme im Vermietungsgeschäft sind die Auswahl geeigneter Mieter, die geringe Wohnungsnachfrage<br />
insgesamt sowie die zunehmenden Wohnungsleerstände.<br />
• Nach der Befragung lassen sich etwa 10 % der Eigentümer als Bestandsverbesserer einstufen (kein<br />
Sanierungsbedarf, trotzdem Investitionen geplant), circa 75 % Bestandserhalter (Sanierungsbedarf,<br />
Investitionen geplant + kein Sanierungsbedarf und keine Investitionen geplant), 8 % wollen trotz<br />
Sanierungsbedarf nicht investieren.<br />
• 3 % haben konkrete Verkaufsabsichten, 17 % tragen sich mit dem Gedanken zu verkaufen und 9 %<br />
werden das Gebäude in den nächsten Jahren vererben<br />
Stärken, Schwächen, Potenziale<br />
Wanne-Mitte hat als Stadtbezirkszentrum eine entsprechende Versorgungsbedeutung auch über den<br />
Stadtteil hinaus.<br />
Wanne-Mitte hat mit dem „Mond von Wanne-Eickel“ ein überregional bekanntes Signet. Das mit diesem<br />
fast national bekannten Symbol agierende „Theater Mondpalast“ wirkt auch aufgrund seines regionalen<br />
Einzugsbereiches als Imagegewinn.<br />
In Wanne-Mitte wird ein ausgeprägtes Lokalkolorit gelebt. Diese Verbundenheit überträgt sich auf die<br />
Eigentümer und die Mieter gleichermaßen.<br />
Die vorhandenen öffentlichen Infrastrukturangebote wie Rathaus, Bibliothek, insgesamt vier Schulen<br />
sowie das St. Anna Hospital können als Faustpfand gelten, das entsprechend Frequenz in das Stadtbezirkszentrum<br />
bringt und letztendlich auch den Wohnstandort aufwertet.<br />
Wanne-Mitte verfügt über eine gute Verkehrsanbindung über das Fernstraßennetz und den Schienenverkehr.<br />
Die auffälligen architektonischen Qualitäten durch Gebäude aus der Jahrhundertwende-Zeit geben dem<br />
Standort ein unverwechselbares Gesicht.
63<br />
6.3.2. Handlungsempfehlungen<br />
Im Rahmen der Vorbereitung und Implementierung des Stadtumbauprozesses wurden verschiedene,<br />
aufeinander aufbauende Schritte zur Einbindung und Mobilisierung privater Einzeleigentümer unternommen.<br />
Die in Wanne-Mitte durchgeführten Elemente der Mobilisierungskampagne lassen sich im Wesentlichen<br />
der Vorbereitungs- und Startphase (vgl. Kap 4) zuordnen. Für den weiteren Prozess ist zu klären,<br />
wie weitergehende Schritte zur Intensivierung der Mobilisierung aussehen müssen und ob bereits alle<br />
Erfolgsfaktoren ausreichend stark ausgeprägt sind.<br />
Das bisherige Vorgehen im Stadtumbaugebiet Wanne-Mitte<br />
In der Vorbereitungsphase wurde z.B. ein städtebauliches Entwicklungskonzept diskursiv erarbeitet.<br />
Die Inhalte des Konzeptes wurden durch eine Eigentümerbefragung, die eine hohe Rücklaufquote<br />
aufwies, fundiert. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer Eigentümerversammlung zur<br />
Diskussion gestellt.<br />
In der Startphase wurde vor der Eröffnung des Stadtumbaubüros ein stellvertretend für den<br />
Gesamtprozess stehendes Logo/ Wortmarke (jetzt Wanne!) entwickelt. Mit dem Start wurde über<br />
den Stadtumbauprozess breit informiert. Ein Flyer, der über die Inhalte des Programms informiert,<br />
wurde an alle Eigentümer im Programmgebiet verschickt. Die Lokalpresse war von Anfang an<br />
in den Prozess eingebunden. Die Vor-Ort-Präsenz des Stadtumbaumanagements ermöglicht<br />
die direkte Ansprache der Eigentümer und Akteure. In verschiedenen thematischen Foren<br />
(„Wohnen“ und „Wanne Zentrum“) wurden mit den Eigentümern und Akteuren Zielrichtungen<br />
und Maßnahmen diskutiert. Mit dem für das Stadtumbaugebiet ins Leben gerufenen Hofund<br />
Hausflächenprogramm, das der Aufwertung des Gebäudebestandes dient, konnte eine<br />
intensive Kontaktaufnahme mit den örtlichen Gebäudeeigentümern erreicht werden. In diesem<br />
Zusammenhang wird auch eine kostenlose architektonische Erstberatung angeboten, die die<br />
Eigentümer auch bei grundsätzlichen Fragestellungen der Instandsetzung und Modernisierung<br />
unterstützt.<br />
Erfolgsfaktor Image<br />
Die Investitionsbereitschaft der Eigentümer in Wanne-Mitte ist durch das schlechte Image sehr eingeschränkt.<br />
Das zeigte sich in der Diskussion im Rahmen des Workshops zum Projekt Eigentümermobilisierung.<br />
Das Image bzw. die propagierte Entwicklungsperspektive (Vision) des Standortes wird als wichtige<br />
Grundlage und Motivation für Investitionen gesehen. Belastbare Zielaussagen würden vielen Eigentümern<br />
eine größere Investitionssicherheit geben.<br />
Neben den Standortbegabungen wie die zentrale, verkehrsgünstige Lage, Fußläufigkeit, Infrastrukturausstattung<br />
etc. sollten deshalb auch die erarbeiteten Entwicklungsperspektiven für Wanne Mitte positiv<br />
und offensiv öffentlich vermarktet werden. Es sind viele Maßnahmen geplant, die dem Standort entscheidend<br />
ein neues Gesicht geben werden: Die Planung am Glückaufplatz, die Planung am Buschmannshof,<br />
die Neugestaltung des Postparks. Wichtig ist dabei auch, nicht nur Maßnahmen zu verkünden, die in<br />
Kürze realisiert werden sollen, sondern auch längerfristige Perspektiven aufzuzeigen. Hiermit könnte eine<br />
gemeinsame Soll-Einstellung entwickelt werden (vgl. Kap 2). Unterstützend kann hierbei die Bewerbung<br />
für die Aktion „Ab in die Mitte“ wirken. Erstmals wurde kommunalpolitisch beschlossen, dass sich für das<br />
nächste Jahr nicht das Zentrum von Herne, sondern der Standort Wanne-Mitte für die Aktion bewirbt.<br />
Insgesamt gilt es zu prüfen, ob für die geplante Intensivierung des Mobilisierungsprozesses Imagebarrieren<br />
existieren und wie weit es bereits gelungen ist, ein stabiles Image auszuprägen. Dies meint einerseits<br />
dass Image nach innen und die bereits nach innen kommunizierten Signale und Inhalte im Zuge des<br />
Mobilisierungsprozesses („jetzt Wanne!“), andererseits aber auch die Wahrnehmung des Wohnstandor-
64<br />
tes in den umliegenden Regionen. Aus den Diskussionen im Rahmen des Workshops ist abzuleiten, dass<br />
der Standort weit schlechter wahrgenommen wird, als er bei realistischer Betrachtung tatsächlich ist.<br />
Vielfach wird dieses negative Bild an Einzelbeobachtungen festgemacht, etwa die zeitweise am Standort<br />
beobachtete Drogenszene oder die vorhandenen Leerstände. Hier muss zwingend angesetzt werden, um<br />
belastbar ein Image für die Zukunft zu kreieren.<br />
Ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung eines zukunftsfähigen Images ist die Profilierung des<br />
Standortes auch in Richtung spezieller Zielgruppen. Im Endeffekt gilt es, eine Kommunikation und mediale<br />
Inszenierung der Vision zur Zukunft von Wanne-Mitte zu erarbeiten. Angesichts der Versorgungsbedeutung<br />
des Einzelhandelsstandortes Wanne-Mitte bietet es sich möglicherweise an, die Imagebotschaften<br />
auch in die umliegenden Regionen durch eine geeignete mediale Inszenierung zu transferieren. Hierzu<br />
sollte dann die Zusammenarbeit mit Kommunikationsbüros in der Region gesucht werden.<br />
Erfolgsfaktor Außenauftritt (corporate communication)<br />
Für den in Gang gesetzten Prozess existieren bereits Festlegungen in der visuellen Kommunikation und<br />
der Gestaltung. Mit dem Motto „jetzt Wanne!“ wird ein aktiver Appell formuliert und in Kommunikationsmedien<br />
(Flyer) umgesetzt. Demnach ist jetzt in der Intensivierungsphase der Mobilisierung zu prüfen<br />
(siehe auch Erfolgsfaktor Image), ob sich durch die Feststellung der Standortbegabungen und durch die<br />
Formulierung eines tragfähigen Imageprofils auch ein Anpassungsbedarf bei den nach innen für den Prozess<br />
eingesetzten Kommunikationsmedien ergibt.<br />
Grundsätzlich ist aber festzuhalten, dass die Arbeit des Stadtumbaubüros von den im Workshop zum<br />
Projekt Eigentümermobilisierung anwesenden Einzeleigentümern als sehr positiv bewertet wurde. Die<br />
Erreichbarkeit, die Lage und insbesondere die verlässliche Kommunikation sind wesentliche Bausteine für<br />
eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den örtlichen Eigentümern.<br />
Erfolgsfaktor Chancengemeinschaft<br />
Zur Intensivierung des Projektes in den nächsten Phasen wird die stärkere organisatorische Verankerung<br />
und positive Einbindung von wesentlichen Multiplikatoren erforderlich werden. Ziel muss es insbesondere<br />
sein, neue (weitere) Personen und Institutionen in den Prozess einzubinden, um in der Folge auch breitere<br />
Beratungsangebote oder sogar kooperative Modelle realisieren zu können. Ziel der Chancengemeinschaft<br />
sollte es auch sein, klare strategische Perspektiven für den Standort heraus zu arbeiten, um die<br />
Eigentümer in den späteren Phasen am strategisch konzipierten Stadtumbau zu beteiligen, bzw. diese für<br />
diesen Prozess zu gewinnen. Insbesondere aktive Eigentümer sollten stärker als Multiplikatoren fungieren<br />
und andere Eigentümer auf die Möglichkeiten des Prozesses und die Notwendigkeiten hinweisen („Wanner<br />
reden mit Wannern“). Im Endeffekt gilt es, die vorhandenen sozialen Netzwerke zu nutzen. In diesem<br />
gesamten Prozess könnte auch der örtliche Mieterverein als Informationsquelle eine wichtige Rolle spielen<br />
. So wäre es z.B. denkbar, dass die Eigentümer mit dem Mieterverein kommunizieren, um Hinweise auf<br />
seriöse Mietgesuche zu bekommen.<br />
Die vorhandenen Ressourcen und die engagierten Personen in Wanne können den Imagewandel mit konkreten<br />
Maßnahmen vorantreiben. Hier ist ein Zusammenspiel von Kommune und Privaten unerlässlich.<br />
So könnte die Stadt die Rahmenbedingungen durch den Abbau bürokratischer Hürden und der Absatzbedingungen<br />
der Gewerbetreibenden im Zentrum von Wanne, z.B. durch Senkung oder Abschaffung von<br />
Park- und Sondernutzungsgebühren, verbessern. Im Gegenzug sollten die Eigentümer beispielsweise ihre<br />
Ladenlokale zu günstigen Mietbedingungen anbieten. Die Geschäftsflächen könnten dann genutzt werden,<br />
um qualitätvolle Waren oder Dienstleistungen und begleitende Events anzubieten. Die im Workshop<br />
beteiligten Akteure wiesen darauf hin, dass kleine Maßnahmen vielfach aus eigenen Mitteln bewerkstelligt<br />
werden können, was letztendlich die Umsetzung beschleunigt, da ein Warten auf Fördermittel nicht<br />
erforderlich sei. Eine wichtige Stellung nimmt in diesem ganzen Prozess das Stadtumbaumanagement<br />
ein, das die Vor-Ort-Akteure untereinander vernetzen muss.
65<br />
Erfolgsfaktor Nutzen<br />
In Wanne-Mitte wurden für den Stadtumbauprozess insbesondere die so genannten „Aufgeschlossen“<br />
aktiviert. Für die erwartete Intensivierung des Mobilisierungsprozesses werden vor allem auch motivational<br />
weiter entfernte Zielgruppen anzusprechen und nach Möglichkeit auch einzubinden sein. Diese<br />
Absicht kann nur durch eine stärkere argumentative Auseinandersetzung mit den Eigentümern erfolgen,<br />
die sich an den Nutzenerwartungen der Eigentümer orientieren (vgl Kap 3).<br />
Auf der Basis der bereits realisierten Projekterfahrungen in Wanne sollten deshalb die bereits gefundenen<br />
und genutzten Argumente gesammelt und durch die weitere Diskussion mit Eigentümern und durch das<br />
Gespräch mit weiteren Experten ergänzt und angereichert werden. Hinweise haben sich im Workshop<br />
im Rahmen des Projektes Eigentümermobilisierung ergeben. So haben verschiedene Teilnehmer darauf<br />
hingewiesen, dass eine qualitätvolle Aufwertung der Wohnungen mit Balkonanbauten sowie der Realisierung<br />
von barrierefreien Wohnungen viel versprechende Zukunftsinvestitionen darstellen, um so dem<br />
demographischen Wandel Rechnung zu tragen. Ein argumentativer Zugang kann sich vielfach auch über<br />
die Mieterzufriedenheit ergeben. Zufriedene Mieter sind häufig auch dauerhafte Mieter, so dass die Mietdauer<br />
und damit die verlässliche Mieteinnahme letztendlich also vom Zustand des Gebäudes abhängig<br />
ist.<br />
Erfolgsfaktor Beratung<br />
Das Stadtumbaubüro Wanne-Mitte bietet ein sehr umfangreiches und kompetentes Beratungsangebot<br />
an. Ein das Team des Stadtumbaubüros ergänzender Architekt bietet den Eigentümern nicht nur architektonische<br />
Erstberatungen an, sondern erläutert auch Förderzugänge. Die Eigentümer bekommen auch<br />
Hilfestellungen in Bezug auf bürokratische Hürden, so dass z.B. die notwendigen Schritte für ein Antragsverfahren<br />
in einer einfacheren und verständlicheren Sprache vermittelt werden. Hinweise werden auch<br />
für die Einholung und Bewertung von Angeboten von Handwerksunternehmen gegeben. Darüber hinaus<br />
beinhaltet das Beratungsangebot auch Aussagen zu wohnungswirtschaftlichen Aspekten, um so eine<br />
zielgerichtete Investition zu unterstützen und gleichzeitig die öffentlichen Mittel effektiv einzusetzen.<br />
Das vorhandene Beratungsangebot kommt damit den Bedürfnissen der Eigentümer nach einem zentralen<br />
Beratungsangebot, das von verlässlichen Beratern offeriert wird, sehr nahe.<br />
Empfehlenswert ist eine weitergehende Vernetzung der vorhandenen Ressourcen und Wissensquellen. So<br />
könnte das Stadtumbaubüro beispielsweise auch Informationen zwischen Maklern und Eigentümern vermitteln,<br />
um dadurch die Vermietung leerer Ladenlokale zu vereinfachen. Es gilt auch, die Möglichkeiten<br />
zum Ausbau eines breiteren Beratungsangebotes durch z.B. den Aufbau eines Expertenpools zu eruieren<br />
und fallweise umzusetzen.<br />
Hilfreich für eine Intensivierung der Eigentümerberatung kann auch die Einbeziehung von Know how der<br />
Gebäudewertermittlung sein. Aussagen zur Wertentwicklungen der Gebäude sind dabei von besonderer<br />
Bedeutung, um somit den Eigentümern eine Zukunftsprojektion potenzieller Investitionen zu ermöglichen.<br />
Diese Inhalte könnten verdichtet werden zu einer Strategieberatung, die auch wohnungswirtschaftliche<br />
Aspekte noch stärker einbezieht. So könnten Eigentümer Hinweise erhalten, wie sie in den nächsten<br />
Jahren agieren sollten, um ihre Immobilie zumindest im Wert zu sichern.
66<br />
6.4. Gelsenkirchen City (Altstadt)<br />
Der Prozess der Eigentümermobilisierung in Gelsenkirchen City ist<br />
bereits sehr weit fortgeschritten. Es gilt demnach für das Stadtumbaugebiet<br />
zusätzliche Aspekte der Eigentümermobilisierung zu erarbeiten.<br />
6.4.1. Gebietscharakterisierung<br />
Das ca. 90 ha große Stadtumbaugebiet Gelsenkirchen City mit<br />
rund 9.000 Einwohnern stellt neben Gelsenkirchen-Buer eines der<br />
Hauptversorgungszentren der Stadt dar. Es verfügt neben zentralen<br />
Verwaltungseinrichtungen über einen innenstadttypischen Mix aus<br />
Einzelhandel, Dienstleistung, Gastronomie und Kultur, was ihm eine<br />
hohe Attraktivität verschafft. Das Gebiet ist gekennzeichnet durch<br />
eine überwiegend mehrgeschossige, dichte Blockrandbebauung, wenigen öffentlichen Grün- und Freiflächen<br />
sowie das Stadtbild prägende Gebäude, wie den Hauptbahnhof oder das Verwaltungsgericht. Die<br />
Gelsenkirchener City wurde im 2. Weltkrieg in großen Teilen zerstört, so dass fast die Hälfte der Gebäude<br />
aus den 1950er/60er Jahren stammt. Im Gebiet sind lediglich 3% Ein- und Zweifamilienhäuser sowie<br />
überwiegend kleine und mittlere Wohnungen angesiedelt. Damit verfügt es über ein wenig ausgeprägtes<br />
zielgruppenspezifisches Wohnungsangebot. Die Leerstandsquote im Gebiet liegt mit 4,3% über dem gesamtstädtischen<br />
Durchschnitt von 3%.<br />
Das Image des Gebiets wird trotz einer insgesamt positiven Entwicklung seit der Programmaufnahme<br />
2003 sowohl in seiner Innen- als auch in der Außenwirkung sehr negativ wahrgenommen. Durch den<br />
wachsenden Ausländeranteil, ein unattraktives Erscheinungsbild sowie die sich verschlechternde Einzelhandelsstruktur<br />
sinkt die Attraktivität der City.
67<br />
Bevölkerungsstruktur<br />
Einwohner<br />
Sozialhilfeempfänger<br />
Arbeitslosenquote<br />
Ausländeranteil<br />
Anteil 0-18<br />
Jahre<br />
Anteil 19-65<br />
Jahre<br />
Anteil über 66<br />
Jahre<br />
Stand<br />
Dezember<br />
2006<br />
Dezember<br />
2004<br />
Dezember<br />
2004<br />
Dezember<br />
2006<br />
Dezember<br />
2006<br />
Dezember<br />
2006<br />
Dezember<br />
2006<br />
Stadt<br />
Gelsenkirchen<br />
269.064 7% 13% 13,17 % 17,63 % 61,33 % 21,04 %<br />
Gelsenkirchen City 8.895 10% 16,3% 19,99 % <strong>15</strong>,67 % 62,18 % 22,<strong>15</strong> %<br />
Eigentumsverhältnisse und Eigentümerstruktur<br />
Im Rahmen eines durch Empirica erstellten Gutachtens zur Wohnsituation in Gelsenkirchen City wurden<br />
rund 1.200 Eigentümer befragt, die insgesamt 980 Wohneinheiten besitzen. Diese Wohneinheiten befinden<br />
sich zu mehr als zwei drittel jeweils im Eigentum eines Einzeleigentümers. Die weiteren sind im<br />
Besitz verschieden großer Eigentümergemeinschaften.<br />
Rund 72% der Eigentümer vermieten ihr Objekt vollständig, rund ein Viertel vermietet lediglich Teile des<br />
Hauses. 3% der Eigentümer nutzen die gesamte Immobilie selbst. Die Eigentumswohnungen sind zu 60%<br />
von den Eigentümern selbst genutzt.<br />
Insgesamt weisen die im Gebiet liegenden Gebäude keine bedeutenden Bestandsmängel auf. Die Eigentümer<br />
investieren größtenteils lediglich in Instandhaltungsmaßnahmen und sehen keinen Spielraum für<br />
eine Qualitätssteigerung der Wohnungen oder eine Steigerung der Mieteinnahmen. Die Eigentümerbefragung<br />
im Rahmen des Gutachtens hat ergeben, dass ein großer Anteil der Eigentümer über zu wenig<br />
Eigenkapital für Investitionen verfügt. Zudem sehen viele auf Grund der mangelnden Marktperspektive<br />
ein zu hohes finanzielles Risiko für Investitionen. Etwa 20% der Befragten sind mit einer Modernisierung<br />
schlicht überfordert.<br />
Standortbegabungen/ Stärken, Schwächen, Potenziale<br />
Die City Gelsenkirchen verfügt aufgrund ihrer guten Verkehrsanbindung über eine gute Erreichbarkeit einer<br />
hohen Zahl an Arbeitsplätzen. Das macht diesen Standort besonders für junge Berufstätige attraktiv.<br />
Ein hohes Maß an Urbanität und die große Vielfalt an Versorgungsangeboten macht Gelsenkirchen City<br />
aber auch zu einem anziehenden Standort für generationenübergreifendes bzw. seniorengerechtes Wohnen.<br />
Um die Attraktivität des Gebiets noch zu verstärken, ist es empfehlenswert, die Aufenthaltsqualität für<br />
die angesprochenen Zielgruppen weiterhin zu erhöhen und fehlende Angebote im Bereich Gastronomie<br />
zu ergänzen.<br />
6.4.2. Handlungsempfehlungen<br />
Der Prozess der Eigentümermobilisierung in Gelsenkirchen City ist bereits weit fortgeschritten. Vor Beginn<br />
der Mobilisierung wurde eine detaillierte Bestandsaufnahme der Wohnimmobilien am Standort<br />
durchgeführt. Zudem wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, welches Gelsenkirchen City als Wohnstandort<br />
bewertet. Teil dieses Gutachtens war eine Eigentümer- und Bewohnerbefragung mit einer Rücklaufquote<br />
von 25%.<br />
Zur finanziellen Unterstützung sanierungswilliger Eigentümer hat die Stadt Gelsenkirchen ein Haus- und<br />
Hofflächenprogramm aufgelegt und mit einer Fördermittelbroschüre beworben. Diese wurde vom Stadtumbaubüro<br />
an alle bekannten Eigentümer der City versandt, um eine möglichst hohe Informationsdichte<br />
zu erreichen. Neben der Kommunikation über eine Broschüre findet eine intensive Betreuung einzelner<br />
Eigentümer durch das Stadtumbaubüro Gelsenkirchen City statt.
68<br />
Erfolgsfaktor Image<br />
Das gesamtstädtische Image Gelsenkirchens bietet derzeit keine ausreichende Profilierungschance für die<br />
Stadtquartiere. Auch Gelsenkirchen City kann sich entsprechend der Ergebnisse der Eigentümerbefragung<br />
von empirica nicht ausreichend profilieren und bietet derzeit kaum Chancen zur Formulierung einer starken<br />
und überzeugenden Vision.<br />
Es wäre deshalb empfehlenswert und mit Experten (Stadtmarketing, Kommunikationsexperten, Immobilienwirtschaft)<br />
zu beraten und einzuschätzen, inwieweit das derzeitige Image eine Blockade für einen<br />
Mobilisierungsprozess darstellt, auf das besonders reagiert werden muss. Diese Einschätzung sollte über<br />
die Diskussion mit weiteren Experten (Chancengemeinschaft) abgesichert werden, um daraus Handlungsoptionen<br />
abzuleiten.<br />
Aufgrund der vielfältigen (positiven) Bedingungen scheint es möglich, eine tragfähige Vision zu entwickeln<br />
und diese angemessen attraktiv zu inszenieren. Der vollzogene Wandel ist als positives Signal auch<br />
nach Außen zu transportieren. Es wäre zu empfehlen, diese Vision dann (in Abstimmung mit dem Stadtmarketing)<br />
mindestens im Stadtquartier breit zu kommunizieren (vgl. Kap 5).<br />
Erfolgsfaktor Außenauftritt<br />
Da der Mobilisierungsprozess bereits weit vorangeschritten ist, liegt die Vermutung nahe, dass der Außenauftritt<br />
bereits fest definiert ist. Das Logo des Stadtumbaubüros ist stark an den Auftritt der Stadt<br />
Gelsenkirchen angelehnt, nutzt derzeit also kaum eine eigene Symbolik. Aus diesem Grund sollte untersucht<br />
werden, ob für eine Intensivierung der Mobilisierung eine neue kommunikative Symbolik gewählt<br />
wird. Hier ist auch zu berücksichtigen, welche Entscheidungen im Rahmen des Imageaufbaus getroffen<br />
werden.<br />
Zu überdenken ist darüber hinaus die Zugänglichkeit der Räumlichkeiten des Stadtumbaubüros. Die Büroräume<br />
sind selbst für direkte Nachbarn kaum erkennbar. Das Stadtumbaubüro tritt dadurch im Straßenbild<br />
als Akteur gar nicht in Erscheinung. Möglicherweise könnte über eine verstärkte, sichtbare Präsenz<br />
und einer niederschwelligen Erreichbarkeit die Akzeptanz des Prozesses noch weiter erhöht werden.<br />
Erfolgsfaktor Chancengemeinschaft<br />
Es erscheint ebenso ratsam, auch im weiter vorangeschrittenen Prozess, die Gründung und organisatorische<br />
Verankerung einer Chancengemeinschaft intensiver zu betreiben. Insbesondere die Bankenvertreter<br />
äußerten im Workshop in Gelsenkirchen ihre Bereitschaft, einer solchen Initiative beizutreten und diese<br />
zu unterstützen (etwa konkret die Broschüre zu den Förderprogrammen zur Beratung bei ihren Kunden<br />
einzusetzen und sich weiter an Diskussionen zu beteiligen, bzw. kooperativ auch bei Veranstaltungen
69<br />
einzubringen). Dadurch ergäben sich neue Möglichkeiten der Kooperation, insbesondere könnten z.B. die<br />
Möglichkeiten der Partner zur Kommunikation mit den Eigentümern genutzt und neue Beratungsangebote<br />
installiert werden.<br />
Entsprechend der Diskussionsbeiträge im Workshop besteht ein allgemeiner Wunsch nach mehr Kooperation<br />
und mehr Transparenz in Bezug auf den Stadtumbau. Insgesamt sollte die Kommunikation untereinander<br />
ausgeweitet werden. Das bezieht zum einen die beteiligten Akteure insgesamt mit ein, betrifft<br />
aber auch den Dialog der Eigentümer untereinander<br />
Erfolgsfaktor Nutzen<br />
Die vorhandenen Erfahrungen im Hinblick auf die in der Vergangenheit eingesetzten Argumente könnten<br />
analysiert und dokumentiert werden und böten dadurch die Chance, einen neuen und überarbeiteten<br />
Nutzenkatalog anzulegen. Insbesondere die Diskussion mit Bankenvertretern hat gezeigt, dass auch aus<br />
diesem Kreis (Finanzen, Wirtschaftlichkeit, Rendite) weitere Argumente gefunden werden und kommunikativ<br />
eingesetzt werden können.<br />
Häufig lassen private Eigentümer auch zielgruppenadäquate Angebote vermissen. So könnte z.B. für<br />
den Standort Gelsenkirchen-City die Ausrichtung auf seniorengerechtes Wohnen inkl. des Angebotes<br />
von Balkonen und Personenaufzügen eine langfristig erfolgreiche Strategie darstellen im Hinblick auf<br />
die zentrale Lage mit den entsprechenden Vorzügen in der Versorgung mit Einzelhandel, medizinischen<br />
Dienstleistungen und Angeboten des ÖPNV.<br />
Erfolgsfaktor Beratung<br />
Aus den durchgeführten Workshops in den unterschiedlichen Quartieren wir allerorts die Beratung als<br />
fundamental wichtiger Baustein einer Eigentümermobilisierung gesehen. Eigentümer äußern sich oft<br />
überfordert, die strategisch richtigen Entscheidungen zu treffen oder aber schlicht die baufachlichen Situationen<br />
und Perspektiven richtig einschätzen und entsprechend handeln zu können. Die für das Quartier<br />
Gelsenkirchen City angefertigte Studie der empirica kommt dann auch zu einem vergleichbaren Ergebnis.<br />
Die Beratung kann sich aber außerhalb der baufachlichen Themen auch auf die marktstrategische Beratung<br />
von Perspektiven ausdehnen. Die Marktchancen werden von privaten Hauseigentümern oft kaum<br />
gesehen, weil Ihnen dazu die verdichteten Informationen fehlen (auch die durch den demografischen<br />
Wandel verschobenen Bedarfe und Anforderungen an das Wohnungsangebot sind insbesondere bei privaten<br />
Hauseigentümern noch nicht „angekommen“). Aber auch empirica kommt in ihrer Studie zu dem<br />
Schluss, dass ein wie auch immer geartetes Beratungsangebot in jedem Falle auch offensiv und aktiv<br />
„verkauft“ werden muss, um die Eigentümer zu erreichen.<br />
Die Einführung einer Kompetenz-Plattform, die finanzielle, bauliche, planerische Kompetenz etc. bündelt,<br />
wird als günstige Bedingung für die Bündelung der vorhandenen Kompetenzen i.S. einer zielgerichteten<br />
Beratung und Unterstützung der privaten Eigentümer angesehen.<br />
Als notwendig und sinnvoll wird ein „Sanierungsbegleiter für Immobilienbesitzer“ angesehen. Diese Kümmererfunktion<br />
sollte vorhandene Kompetenzen in einem Netzwerk bündeln (z.B. Kreishandwerkerschaft,<br />
Handwerkskammer, Verbraucherzentrale, Kreditwirtschaft, Stadtverwaltung etc.). Den Eigentümern sollten<br />
wohnungswirtschaftliche Strategien aufgezeigt werden, auf die sie ihre Investitionsentscheidungen<br />
aufbauen können.
70<br />
7. Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten<br />
Investitionen bedürfen zwangsläufig Kapital. Insbesondere in Stadterneuerungsgebieten ist die finanzielle<br />
Leistungsfähigkeit der Eigentümer häufig eingeschränkt. Dies hängt nicht nur mit der Bonität der<br />
Gebäudeeigner zusammen. Aufgrund der Standortdefizite ist auch oftmals die Leistungsfähigkeit der<br />
Immobilien und damit auch der beleihungsfähige Sicherheitenwert der Gebäude geringer als es für eine<br />
Kreditvergabe nach den Basel II-Kriterien notwendig wäre. Schlussendlich sind die Gestaltungsspielräume<br />
der Immobilieneigentümer hierdurch begrenzt. Kreditinstitute beleihen die Immobilie nicht aufgrund der<br />
schwierigen Ausgangslage und der wenig rosigen Zukunftsaussichten. So wird eine positivere Entwicklung<br />
des Stadterneuerungsgebietes vielleicht schon im Keim erstickt.<br />
Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Kreditinstituten ist daher eine wichtige Voraussetzung, um Investitionen<br />
im Stadterneuerungsgebiet zu erleichtern (vgl. Kap. Prozessgestaltung).<br />
Darüber hinaus bestehen noch vielfältige Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten über öffentliche Quellen.<br />
Informationen zu den Förderprogrammen und Hilfestellungen zur Beantragung der Mittel sollten<br />
zum Repertoire der Beratungstätigkeit des Vor-Ort-Büros gehören.<br />
Neben den Programmen, die die KfW aus Bundes-, Landes- und kommunalen Mitteln anbietet, gibt es<br />
auch die Möglichkeit, sich über alternative Finanzierungsmethoden entsprechende Mittel zu verschaffen.<br />
Zwei dieser Möglichkeiten sind die Einrichtung eines Stadtentwicklungsfonds sowie das genossenschaftliche<br />
Wohnen.<br />
KfW-Fördermittel<br />
Wohnen<br />
• Wohnraum modernisieren (Bund/ Darlehen)<br />
Zielgruppe dieses Förderprogramms sind Träger von Investitionsmaßnahmen für selbst genutzte und<br />
vermietete Wohngebäude. Es werden Maßnahmen gefördert, die der Energieeinsparung und der energetischen<br />
Modernisierung an Wohngebäuden dienen. Der Bund gewährt Darlehen bis zu 100% der förderfähigen<br />
Kosten.<br />
Weitere Informationen gibt es bei der KfW-Bank: www.kfw-foerderbank.de<br />
• Wohnraumförderung -Darlehen für Schwerbehinderte (Land/Darlehen)<br />
Das Programm zielt auf Baumaßnahmen zur behindertengerechten Anpassung von Wohnraum ab. Gefördert<br />
werden Maßnahmen, die im Zusammenhang mit der Neuschaffung, dem Erwerb oder der Nachrüstung<br />
von Eigenheimen, selbst genutzten Eigentumswohnungen oder Mieteinfamilienhäusern stehen. Die<br />
Fördersumme beträgt maximal 20.000 € und hängt von der Einkommensgruppe des Antragstellers ab.<br />
Weitere Informationen gibt es bei der <strong>NRW</strong>-Bank oder der Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> (WFA): www.<br />
nrwbank.de<br />
• Wohnraumförderung -Selbst genutztes Wohneigentum (Land/Darlehen)<br />
Antragsberechtigt sind Haushalte mit mindestens einer volljährigen Person und einem Kind sowie Haushalte<br />
mit mindestens einer schwer behinderten Person. Gefördert wird die Bildung von Wohneigentum<br />
durch Neuschaffung, Ersterwerb und Erwerb von Eigenheimen und selbst genutzten Eigentumswohnungen<br />
sowie die Änderung, Nutzungsänderung und Erweiterung von Gebäuden und die Anpassung an<br />
geänderte Wohnbedürfnisse. Die Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> unterstützt Neubauvorhaben mit<br />
zinsgünstigen Darlehen bis zu 45.000 € je nach Einkommensgruppe und den Erwerb bestehenden Wohnraums<br />
mit zinsgünstigen Darlehen von bis zu 90% der Erwerbskosten.<br />
Weitere Informationen gibt es bei der <strong>NRW</strong>-Bank oder der Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> (WFA): www.<br />
nrwbank.de
71<br />
• Wohnraumförderung –Mietwohnungen<br />
Die Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> fördert die Neuschaffung von Mietwohnungen und zur Vermietung<br />
bestimmter Eigentumswohnungen durch Neubau, Änderung, Nutzungsänderung und Erweiterung von<br />
Gebäuden sowie die Änderung von Mietwohnungen an geänderte Wohnbedürfnisse. Gefördert wird mit<br />
zinsgünstigen Darlehen, deren Höhe vom Standort und der Zweckbestimmung des Gebäudes abhängig<br />
ist.<br />
Weitere Informationen gibt es bei der <strong>NRW</strong>-Bank oder der Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> (WFA): www.<br />
nrwbank.de<br />
• Wohneigentumssicherungshilfe (Land/ Darlehen)<br />
Das Förderprogramm dient der Erhaltung von Wohneigentum für Familien in wirtschaftlichen Notlagen,<br />
denen der Verlust ihrer selbst genutzten Immobilie droht. Die Wohnbauförderungsanstalt gewährt ein<br />
zinsloses Darlehen zur Ablösung, Deckung oder Senkung laufender Zahlungsverpflichtungen, wobei die<br />
Darlehenshöhe vom Einzelfall abhängt.<br />
Weitere Informationen gibt es bei der <strong>NRW</strong>-Bank oder der Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> (WFA): www.<br />
nrwbank.de<br />
• Reduzierung von Barrieren im Wohnungsbestand (Land/ Darlehen)<br />
Zielgruppe dieses Förderprogramms sind Eigentümer, Erbbauberechtigte und sonstige Verfügungspersonen,<br />
die Maßnahmen zur Reduzierung von Barrieren in bestehenden Mietwohnungen, Eigenheimen und<br />
Eigentumswohnungen vornehmen möchten. Zinsgünstige Darlehen werden z.B. für die Umgestaltung<br />
von Bad und Küche, für Grundrissänderungen zur Schaffung notwendiger Bewegungsflächen, für die<br />
Verbreiterung der Türen sowie für den Um- oder Einbau eines Aufzuges vergeben.<br />
Weitere Informationen gibt es bei der <strong>NRW</strong>-Bank oder der Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> (WFA): www.<br />
nrwbank.de<br />
• Wohnungswirtschaftliche Maßnahmen in Sozialwohnungsbeständen (Land/ Darlehen)<br />
Das Programm dient der Verbesserung der Wohnverhältnisse in Sozialwohnungsbeständen in Großsiedlungen,<br />
Wohnanlagen oder hochgeschossigen Gebäuden der 1960er und 1970er Jahre. Antragsberechtigt<br />
sind Eigentümer, Erbbauberechtigte sowie sonstige Verfügungspersonen. Die Wohnbauförderungsanstalt<br />
<strong>NRW</strong> unterstützt mit zinsgünstigen Darlehen z.B. Wohnumfeldmaßnahmen oder den Einbau und die<br />
Modernisierung von Aufzugsanlagen.<br />
Weitere Informationen gibt es bei der <strong>NRW</strong>-Bank oder der Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> (WFA): www.<br />
nrwbank.de<br />
Energetische Sanierung<br />
• CO2-Gebäudesanierungsprogramm (Bund/ Darlehen)<br />
Zielgruppe dieses Förderprogramms sind Träger von Investitionsmaßnahmen für selbstgenutzte und<br />
vermietete Wohngebäude. Der Bund gewährt Darlehen bis zu 100% der Kosten, bei Maßnahmen die zur<br />
Einsparung von Energie an Wohngebäuden dienen. Ziel ist die energetische Sanierung auf Neubau Niveau<br />
nach der EnEV (Energieeinsparverordnung) oder besser.<br />
Weitere Informationen gibt es bei der KfW-Bank: www.kfw-foerderbank.de
72<br />
• CO2-Gebäudesanierungsprogramm (Bund/ Zuschuss)<br />
Das Programm zielt auf Eigentümer von Ein- bis Zweifamilienhäusern oder Eigentumswohnungen in<br />
Wohneigentumsgemeinschaften ab. Es werden Maßnahmen gefördert, die der Energieeinsparung an den<br />
Gebäuden nach EnEV oder besser dienen. Der Bund gewährt einen Zuschuss in Höhe von 10% der förderfähigen<br />
Kosten (max. 5.000€/ WE), wenn die Werte nach §3 EnEV eingehalten werden und einen Zuschuss<br />
in Höhe von 17,5% (max. 8.750€/WE), wenn die Werte um 30% oder mehr unterschritten werden.<br />
Weitere Informationen gibt es bei der KfW-Bank: www.kfw-foerderbank.de<br />
• Solarstrom erzeugen (Bund/ Darlehen)<br />
Das Programm zielt auf Träger von Investitionsmaßnahmen in die Errichtung, Erweiterung oder den<br />
Erwerb von kleineren Photovoltaik-Anlagen, deren Anlagen, die Anforderungen des EEG (Erneuerbare<br />
Energien Gesetz) erfüllen. Diese Anlagen werden bis zu 100% der förderfähigen Kosten, aber einem maximalen<br />
Darlehensvolumen von bis zu 50.000€ gefördert.<br />
Weitere Informationen gibt es bei der KfW-Bank: www.kfw-foerderbank.de<br />
• Energiesparprogramm „Vor-Ort-Beratung“ (Bund/ Zuschuss)<br />
Zielgruppe sind Eigentümer von Gebäuden und mit schriftlicher Genehmigung der Eigentümer auch<br />
Mieter. Der Bund gewährt einen Zuschuss für eine Energieberatung in Bezug auf baulichen Wärmeschutz,<br />
Wärmeerzeugung und –verteilung, Warmwasserbereitung und die Nutzung erneuerbarer Energien. Beratungen,<br />
die mit der Ausstellung eines Energiepasses verbunden sind, werden jedoch nicht gefördert.<br />
Weitere Informationen gibt es beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA): www.bafa.<br />
de<br />
Kommunale Lösungen zur Mobilisierung privater Eigentümer<br />
• Haus- und Hofflächenprogramme<br />
Haus- und Hofflächenprogramme können nach den Förderrichtlinien zur Stadterneuerung des Landes<br />
<strong>NRW</strong> aufgelegt werden. Dabei entscheiden die Vergaberichtlinien der Kommune in Übereinkunft mit den<br />
o.g. Förderichtlinien über die Antragstellung sowie die Höhe der Fördermittel.<br />
Alternative Lösungen<br />
• Stadtentwicklungsfonds<br />
Die Grundidee der Stadtentwicklungsfonds sind revolvierende Fonds, die z.T. aus EFRE-Mitteln gespeist<br />
werden sollen und über den sich wiederholenden Zyklus von Kreditvergabe und Rückzahlung zu einer<br />
effektiveren Mehrfachnutzung eines Teils der Strukturfondsmittel beitragen sollen. Finanztechnisch<br />
handelt es sich bei einem Fonds um für „bestimmte Zwecke gehaltene Geldmittel oder Vermögenswerte<br />
(Sondervermögen), die z.T. auch unter besonderer Verwaltung stehen“. Die Idee umfasst den Kreislauf von<br />
Kapitalbereitstellung, Investition, Renditeerzielung, Ausschüttung, Rückzahlung und Re-Investition. Wichtig<br />
ist im städtebaulichen Kontext, dass nicht in wenige große, sondern in mehrere kleine Projekte investiert<br />
wird (zur Senkung des Anlagerisikos und Erhöhung der Rendietechancen) und, dass durch die Idee<br />
des public private finance (Zusammenführung öffentlicher und privater Mittel und eigenverantwortliche,<br />
an den Fondszielen ausgerichtete Investitionsentscheidung durch einen Fondsmanager) im Interesse der<br />
Investoren bzw. Fondseigner gehandelt wird.<br />
Der Einsatz von Stadtentwicklungsfonds führt dazu, dass Investitionen in die Stadtentwicklung zunehmend<br />
durch kreditorientierte Instrumente unterstützt werden (z.B. Darlehensfonds, Zinssubvention von<br />
Darlehen, Garantiefonds, Risikokapitalfonds/Eigenkapitalfonds).
73<br />
Rechtliche Grundlage für den Einsatz von EFRE-Mitteln in revolvierende Darlehens- und Beteiligungsinstrumente<br />
wurde mit der Regel 8 im Anhang der Verordnung [EG] 448/2004 geschaffen.<br />
Weitere Informationen gibt es beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: www.bbr.bund.de<br />
• Genossenschaftliches Wohnen<br />
In <strong>NRW</strong> werden die Gründung von Genossenschaften im Bestand und die Neuschaffung von Miet- und<br />
Genossenschaftswohnungen durch Ausbau oder Erweiterung von Wohnhäusern oder durch Änderung<br />
von Mietwohnungen zur Anpassung an geänderte Wohnbedürfnisse gefördert. Die Förderung setzt voraus,<br />
dass mindestens 50 % der Haushalte in der Genossenschaft solche sind, die die Einkommensgrenze<br />
nach § 9 Abs. 2 WoFG i.V.m. § 1 der Verordnung zum WoFG <strong>NRW</strong> um 40 % nicht überschreiten.<br />
Die genossenschaftlichen Prinzipien beruhen auf dem Identitätsprinzip, der Selbsthilfe, der Selbstverwaltung<br />
und der Selbstverantwortung. Die zweifache Beziehung der Mitglieder einer Wohnungsgenossenschaft,<br />
die sowohl als Kapitalanleger als auch als Kunden des Unternehmens fungieren, führt dazu, dass<br />
die sonst üblichen Gegensätze zwischen Eigentümer- und Mieterinteressen abgeschwächt werden. Das<br />
Ziel genossenschaftlichen Wohnens ist die kostendeckende Bereitstellung von Wohnraum ohne nutzerfremde<br />
Kapitalinteressen. Genossenschaftsmitglieder sind wirtschaftliche Miteigentümer und erfahren<br />
dadurch Mietsicherheit und Schutz vor Verdrängung und Kündigung, der über die allgemeinen mietrechtlichen<br />
Bestimmungen hinaus geht und den Mitgliedern bestandssicheren Wohnraum bietet. Die Mitgliederförderung<br />
bedingt eine Orientierung an den Bedürfnissen der Bewohner/ Mitglieder und veranlasst<br />
Genossenschaften, auf sich verändernde Wohnbedürfnisse/ Anforderungen an das Wohnen zu reagieren.<br />
Weitere Informationen gibt es beim Ministerium für Bauen und Verkehr <strong>NRW</strong>: www.mbv.nrw.de
74<br />
Weiterführende Informations- und Datenquellen für Berater und Eigentümer<br />
Fördermittel<br />
http://www.baufoerderer.de<br />
http://www.nrwbank.de/de/<br />
wohnraumportal<br />
Förderportal der Verbraucherzentrale und der kfw-<br />
Bank, Überblick über alle Fördermöglichkeiten<br />
(Zuschüsse und Darlehen)<br />
Barrierefreiheit, erstmalige Erstellung einer Wohnung,<br />
Erwerb von Neu- und Gebrauchtimmobilien<br />
Beantragung bei Stadt- und Kreisverwaltungen<br />
http://www.kfw-foerderbank.de/DE_<br />
Home/Bauen_Wohnen_Energiesparen/<br />
index.jsp<br />
Erwerb von Wohneigentum, Modernisierungen<br />
von Wohnimmobilien (Einfamilien- und<br />
Mehrfamilienhäuser), energetische Sanierungen,<br />
Errichtung von Photovoltaik-Anlagen, Bau eines<br />
Energiesparhauses<br />
Beantragung über Hausbank<br />
http://www.mbv.nrw.de/bau/Wohnen/<br />
foerderung/index.php<br />
Überblick über Förderprogramme<br />
- Abbau von Barrieren<br />
- Soziale Wohnraumförderung<br />
- Miet- und Genossenschaftswohnungen<br />
http://www.finanzamt.de<br />
http://www.klima-sucht-schutz.de/<br />
foerderratgeber1.0.html<br />
http://www.foerderdata.de<br />
Steuerbonus für Handwerkerleistungen,<br />
handwerkliche Renovierungs-, Erhaltungs- und<br />
Modernisierungsarbeiten am Haus, in der Wohnung<br />
und auf dem Grundstück, z.B. Tapezierer-, Maler-,<br />
Fliesenleger-, Sanitär-, Elektriker-, Maurer-, Trockenbau-<br />
, Garten- und Wegebauarbeiten (nur Personalkosten,<br />
max. 600 € pro Haushalt)<br />
Fördermittel zur energetischen Modernisierung/<br />
Sanierung<br />
Suchmaschine für private Eigentümer, nach<br />
Angabe der geplanten Maßnahme können<br />
Fördermöglichkeiten gesucht werden
75<br />
Bautechnische Informationen<br />
http://www.baupreise.de/<br />
http://www.zukunft-bauen-nrw.de<br />
http://www.baulinks.de/index.htm<br />
Auflistung von Preisspannen nach<br />
Handwerkerleistungen<br />
Allgemeine Informationen zum Bauen, insbesondere<br />
innovatives Bauen.<br />
Allgemeine Informationen zum Bauen mit Verlinkung<br />
zu Herstellern.
76<br />
Quellenverzeichnis<br />
Literatur<br />
• Beavin, Janet H.; Jackson, Don. D; Watzlawick, Paul (1969): Menschliche Kommunikation- Formen,<br />
Störungen, Paradoxien<br />
• Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (2005): Modelle genossenschaftlichen Wohnens,<br />
ExWoSt-Informationen 28/1. Bonn<br />
• Bundesministerium für Verkehr, Bauen und Stadtentwicklung (BMVBS), Bundesamt für Bauwesen<br />
und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (<strong>2007</strong>): Private Eigentümer im Stadtumbau- Werkstatt Praxis,<br />
Heft 47<br />
• Hackenbroch, Kirsten (2006): Stadtumbau mit privaten Kleineigentümern in Ostdeutschland.<br />
Unveröffentlichte Diplomarbeit an der Universität Dortmund. Dortmund<br />
• Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen (ILS <strong>NRW</strong>) (<strong>2007</strong>): Kommunikationsstrategien regionaler Kooperationen. Dortmund<br />
• Kotter, John (1990): A force for Change- How Leadership defers from Management<br />
• Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (<strong>2007</strong>): Wohnraumförderungsprogramm<br />
<strong>2007</strong>. Düsseldorf<br />
• Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg, Referat Internationale<br />
Zusammenarbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Datenmanagement (2005): Stadtumbau gestalten-<br />
Erfolgsfaktoren für integrierte teilräumliche Konzepte im Land Brandenburg. Potsdam<br />
• Statistisches Bundesamt DESTATIS (2006): Projektbericht Immobilienwirtschaft 2006 in Deutschland-<br />
Entwicklungen und Ergebnisse. Wiesbaden<br />
Internetquellen<br />
• Website foerderdata.de: Fördermittelauskunft<br />
• Website Förderportal der Verbraucherzentrale und der KfW-Bank: URL 01.06.<strong>2007</strong> http://baufeorderer.de<br />
• Website KfW-Bank: 01.06.<strong>2007</strong> URL http://www.kfw-foerderbank.de/DE_Home/Bauen_Wohnen_Energiesparen/index.jsp<br />
• Website Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen: 01.06.<strong>2007</strong> URL<br />
http://www.mbv.nrw.de/bau/Wohnen/foerderung/index.php<br />
• Website <strong>NRW</strong>-Bank: URL 01.06.<strong>2007</strong> http://www.nrwbank.de/de/wohnraumportal<br />
• Website Telepolis: Stadtumbau durch Kommunikation; URL 19.07.<strong>2007</strong> http://www.heise.de/tp/<br />
r4/artukel/24/24925/1.html<br />
• http://www.wolfsburg.de/www2/leitbild/aufruf.htm
77<br />
Literatur zu den Beispielkommunen<br />
Gelsenkirchen<br />
• Empirica- Qualitative Marktforschung, Stadt- und Strukturforschung GmbH im Auftrag der Stadt<br />
Gelsenkirchen (<strong>2007</strong>): Gelsenkirchen-City als Wohnstandort- Endbericht. Bonn<br />
• Stadt Gelsenkirchen- Referat Wirtschaftsförderung -Statistikstelle- (<strong>2007</strong>): Innerstädtische<br />
Strukturdaten 2006- Bevölkerungsstatistik nach Stadtteilen. Gelsenkirchen<br />
• Projektdatenbank Stadtumbau-West <strong>NRW</strong>, URL, 01.10.<strong>2007</strong>: http://www.urbano.de/stadtumbau/pdf/heiligenhaus.pdf<br />
• Informationsgespräch am 25.09.<strong>2007</strong> im Stadtumbaubüro Gelsenkirchen-City<br />
• Workshop zur Mobilisierung privater Eigentümer in Gelsenkirchen- City im Stadtumbaubüro<br />
Gelsenkirchen-City am <strong>15</strong>.10.<strong>2007</strong>, Teilnehmer s. Anhang<br />
• Fotos: Stadt Gelsenkirchen<br />
Heiligenhaus<br />
• InWIS Forschung und Beratung GmbH im Auftrag der Stadt Heiligenhaus (2006): Haushaltsbefragung<br />
zur Wohnsituation in Heiligenhaus-Oberilp- Ergebnisbericht, Bochum<br />
• Kartendarstellung aus Integriertem Stadtteilentwicklungskonzept, Post und Welters im Auftrag<br />
der Stadt Heiligenhaus (2003): Eigentümerstruktur<br />
• Kartendarstellung aus Integriertem Stadtteilentwicklungskonzept, Post und Welters im Auftrag<br />
der Stadt Heiligenhaus (2003): Städtebauliche Rahmenbedingungen<br />
• Kartendarstellung aus Integriertem Stadtteilentwicklungskonzept, Post und Welters im Auftrag<br />
der Stadt Heiligenhaus (2003): Wohnungsart in den Beständen<br />
• Stadt Heiligenhaus (1999): Integrierte Entwicklung des Stadtteils Heiligenhaus-Oberilp; Heiligenhaus<br />
• Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, Prof. Dr. Metzger-Pregizer im Auftrag des Fördervereins<br />
für Kinder- und Jugendhilfe in Oberilp e.V. (2004): Sozialraumstudie Oberilp- Kleinräumig-<br />
Untersuchung wichtiger statistischer Bereiche des Stadtteils Oberilp der Stadt Heiligenhaus,<br />
Essen-Kettwig<br />
• Projektdatenbank Stadtumbau-West <strong>NRW</strong>, URL, 25.05.<strong>2007</strong>: http://www.urbano.de/stadtumbau/pdf/heiligenhaus.pdf<br />
• Informationsgespräch am 08.08.<strong>2007</strong> im Stadtteilbüro Oberilp<br />
• Workshop im Stadtteilbüro in Heiligenhaus-Oberilp Oberilp am 04.09.<strong>2007</strong>, Teilnehmer s. Anhang<br />
• Fotos: Planungsgruppe STADTBÜRO<br />
Herne<br />
• Amt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (LDS <strong>NRW</strong>) (2006): Vorausberechnung<br />
der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens 2005-2025.<br />
Düsseldorf
78<br />
• InWIS Forschung und Beratung GmbH (2003): Wohnungsmarktprognose Herne. Bochum<br />
• Oberstadtdirektor der Stadt Herne, Amt für Stadtentwicklung, Stadtforschung und Statistik (Hrsg.)<br />
(2004): Bevölkerungsprognose 2002-20<strong>15</strong>, Vorausberechnung für die Gesamtstadt und die vier<br />
Stadtbezirke. Herne<br />
• Planungsgruppe STADTBÜRO im Suftrag der Stadt Herne (2006): Stadtumbau in Wanne-Mitte -<br />
Städtebauliches Entwicklungskonzept für den Bereich Herne Wanne-Mitte. Dortmund/ Herne<br />
• Workshop zur Mobilisierung privater Eigentümer in Wanne-Mitte im Rathaus Wanne am<br />
18.09.<strong>2007</strong>, Teilnehmer s. Anhang<br />
• Fotos: Sebastian Niehoff<br />
Witten<br />
• Amt für Stadtentwicklung, Statistik und Wahlen der Stadt Witten: Soziastruktur der Stadt Witten.<br />
Witten<br />
• InWIS Forschung und Beratung (2006): Wohnungsmarktanalyse für die Stadt Witten- Zwischenergebnisse.<br />
Bochum<br />
• Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten (2006): Vorbereitung der Stadterneuerung<br />
in Witten-Annen -Integriertes Handlungskonzept. Dortmund<br />
• Workshop zur Mobilisierung privater Eigentümer in Annen am 28.08.<strong>2007</strong> in der VHS Witten-Annen,<br />
Teilnehmer s. Anhang<br />
• Fotos: Planungsgruppe STADTBÜRO
79<br />
Teilnehmerliste des Workshops zur Eigentümermobilisierung in Gelsenkirchen-City am <strong>15</strong>.10.<strong>2007</strong><br />
Name<br />
Sabine Brenne<br />
Sascha Duddek<br />
Janine Feldmann<br />
Armin Hardes<br />
Marcus Hensel<br />
Stephan Kemper<br />
Philip Kirsch<br />
Institution<br />
SEB Bank<br />
Commerzbank AG<br />
Stadterneuerung Gelsenkirchen<br />
Stadt Gelsenkirchen, Referat Umwelt<br />
Sparkasse Gelsenkirchen<br />
Stadtumbaubüro Gelsenkirchen<br />
Rüter-Schuhe GmbH<br />
S. Krümmel Verbraucherzentrale<br />
J. Lessenich Eigentümer<br />
Sabine Nakelski<br />
Siegbert Panteleit<br />
Erich Schmitz<br />
Gundula Siegert<br />
Hendryk Sroka<br />
Ministerium für Bauen und Verkehr <strong>NRW</strong><br />
Stadtumbaubüro Gelsenkirchen<br />
Eigentümer<br />
Stadt Gelsenkirchen, Wohnbaufö<br />
rderung<br />
SEB Bank<br />
B. Stemmer Eigentümerin<br />
Markus Sturm<br />
Joachim Vortmann<br />
Birgit Wend<br />
Volksbank Ruhr Mitte<br />
Citibank<br />
Stadtumbaubüro Gelsenkirchen
80<br />
Teilnehmerliste des Workshops zur Eigentümermobilisierung in Heiligenhaus-Oberilp am 04.09.<strong>2007</strong><br />
Name<br />
Harald Flügge<br />
David Froessler<br />
Walter Gode<br />
Ulrich Hamacher<br />
Barbara Joeres<br />
Heike Kortmann<br />
Klaus-Peter Kronenberg<br />
Institution<br />
Stadt Heiligenhaus<br />
Innovationsagentur Stadtumbau <strong>NRW</strong><br />
Mieterverein<br />
Kreissparkasse Düsseldorf<br />
Ministerium für Bauen und Verkehr <strong>NRW</strong><br />
KP-Immoentwicklung<br />
-Mittler-Verwaltung-<br />
Andreas Krysciak AG Harzstraße 5<br />
Thomas Langmesser<br />
Irene Littek-Braun<br />
Sabine Nakelski<br />
Orkan Ötztürk<br />
Siegfried Peterburs<br />
Andre G. Saar<br />
Peter Schwirtz<br />
Heiderose Semeria<br />
Jugendamt Heiligenhaus<br />
Eigentümerin<br />
Ministerium für Bauen und Verkehr <strong>NRW</strong><br />
Eigentümer<br />
Stadt Heiligenhaus<br />
Stadt Heiligenhaus<br />
Bürgergemeinschaft Oberilp (BGO)<br />
Sahle Wohnen GbR
81<br />
Teilnehmerliste des Workshops zur Eigentümermobilisierung in Herne Wanne-Mitte am 18.09.<strong>2007</strong><br />
Name<br />
Anne Al Orfali<br />
Frank Bornmann<br />
Dominik Erbelding<br />
Doris Franken<br />
Rainer Grüning<br />
Institution<br />
Orfa-Immobilien<br />
Innovationsagentur <strong>NRW</strong><br />
Innovationsagentur <strong>NRW</strong><br />
Immobilieneigentümerin<br />
Herner Sparkasse<br />
Michael Hilbt-Senger Stadt Herne, FB 41/4<br />
Dr. Peter Kroos<br />
Axel Küpper<br />
Stadtumbaubüro Wanne Mitte<br />
LBS Herne<br />
Heike Lindemann Stadt Herne, FB 51/3<br />
Jochem Maliga Stadt Herne, FB 51/3<br />
Sonja Mrowka<br />
Frau Niewiadomsky<br />
Kay Noell<br />
Frau Pogoreutz<br />
Thomas Reuter<br />
Dirk Ruß<br />
Christian Schoß<br />
Gisbert Schwarzhoff<br />
Herr Stachowski),<br />
Holger Wennrich<br />
LBS Herne<br />
Immobilieneigentümerin<br />
Ministerium für Bauen und Verkehr, <strong>NRW</strong><br />
Immobilieneigentümerin<br />
DMB-Mieterverein<br />
Stadtumbaubüro Wanne Mitte<br />
Vestische Wohnungsgesellschaft Herne<br />
Vestische Wohnungsgesellschaft Herne<br />
DMB-Mieterverein<br />
Stadtmarketing Herne GmbH
82<br />
Teilnehmerliste des Workshops zur Eigentümermobilisierung in Witten-Annen am 28.08.<strong>2007</strong><br />
Name<br />
Institution<br />
Axel Armbrust<br />
Siedlungsgesellschaft Witten mbH<br />
René Bemba<br />
Sparkasse Witten, Geschäftstelle Annen<br />
Prof.Dr.Dr. Jürgen Dieckmann<br />
Bürgerinitiative für ein l(i)ebenswertes Annen e.V.<br />
David Froessler<br />
Innovationsagentur Stadtumbau<br />
Heinz Hetschold<br />
Architekturbüro bap<br />
Ralph Hiltrop<br />
Dirk Kampheuer<br />
Stadtverwaltung Witten, Projekt ‚Unser Witten 2020’, Masterplan<br />
Wohnen<br />
Daniel-Gewerbe und Wohnimmobilien GbR<br />
Petra Klein<br />
Stadtverwaltung Witten, Projekt ‚Soziale Stadt Annen’<br />
Thomas Kummer<br />
AK Ladenlokalmanagement Annen<br />
Klaus Lohmann Bürgermeister der Stadt Witten a. D.<br />
Hannelore Lopau<br />
Wohnungsgenossenschaft Witten Ost e.G.<br />
Gertrud Nehm<br />
Immobilieneigentümerin<br />
Edgar Neufeld<br />
AK Ladenlokalmanagement Annen, URBANITAS
83<br />
Stichwortverzeichnis<br />
• Adressaten 7<br />
• Adressdatei (der Eigentümer) 38<br />
• Analyse der Eigentümerstruktur 38<br />
• Außenauftritt 36<br />
• Banken und Sparkassen 26, 54<br />
• Befragung der Eigentümer 38, 55<br />
• <strong>Beitrag</strong>smultiplikatoren 24<br />
• Beratung 18, 25, 27, 35<br />
• Berufsständische Organisationen (IHK,<br />
HWK, Einzelhandelsverband etc.) 27<br />
• Bewirtschaftungsstrategien 19<br />
• Broschüre 25, 26, 43, 46<br />
• Chancengemeinschaft 7, 35<br />
• Controlling 39<br />
• Dialog 7, 10, 30<br />
• Eigentümerforum 44<br />
• Eigentümergemeinschaften 21, 22<br />
• Eigentümertypen 16, 20<br />
• Einstellung 5, 12, <strong>15</strong><br />
• Energetische Erneuerung 27, 46, 59<br />
• Erbengemeinschaften 21<br />
• Ethnische Zielgruppen (Migrationshintergrund)<br />
23<br />
• Flyer 40, 43, 45<br />
• Gebietstypen (städtebauliche und funktionale) 8<br />
• Gegenaktivisten 19<br />
• Gewerbevereine und Werbegemeinschaften 27<br />
• Gewinnmaximierender Erhalter 20<br />
• Gewohnheitserhalter 20<br />
• Haus- und Hofflächenprogramm 19, 46<br />
• Haus&Grund, 27, 47<br />
• Heuschrecken, siehe Renditeorientierter Exit-<br />
Stratege 21<br />
• Image 14, 25, 35<br />
• Information 10<br />
• Investitionsunfähige 21<br />
• Kommunikation 40<br />
• Kommunikationskonzept 40<br />
• Kooperationen 6, 26, 46<br />
• Kreditinstitute 7, 19, 38, 41<br />
• Kulturvereine 27<br />
• Kümmerer 35<br />
• Meckerer, siehe Gegenaktivisten 19<br />
• Meinungsmultiplikatoren 24, 26, 39<br />
• Mieter 20, 26<br />
• Migrationshintergrund (Eigentümer mit M.) 23<br />
• Multiplikatoren 24<br />
• Nutzen 34<br />
• Objektliebhaber 20<br />
• Öffentlichkeitsarbeit 44, 50, 36, 42<br />
• Ökonomische Verwertung 19<br />
• Perspektivenwechsel 7, 34<br />
• Phasen der Mobilisierung 28, 51<br />
• Politische Vertreter 24, 25<br />
• Presse 40, 42, 46, 47, 20, 24, 25, 26<br />
• Prozessplanung 39<br />
• Relevanz 12, <strong>15</strong>, 25, 32, 37, 42, 43<br />
• Renditeorientierter Exit-Stratege 21<br />
• Schlüsselimmobilien (strategisch wichtige<br />
Immobilien) 23<br />
• Selbstnutzer 5, 22<br />
• Sender-/Empfänger-Modell 11<br />
• Situationsanalyse 38<br />
• Stadtmarketing 25<br />
• Stadtspitze 25, 30<br />
• Stadtteilmanagement 48<br />
• Stadtumbau-Management 61, 63<br />
• Standortbegründeter Exit-Stratege 22<br />
• Standortbegründeter Minimalerhalter 21<br />
• Standortimage 35<br />
• Steuerberater 27<br />
• Strategische Gesamtzielsetzung 7, 37<br />
• Veränderungsprozesse / Change Management<br />
18, 29, 33, 37<br />
• Veranstaltungen 18, 25, 39, 40, 44, 48<br />
• Verhaltensänderung 31,46<br />
• Vision 7, 12, 14, 21, 29, 35, 39, 42, 46<br />
• Vor-Ort-Büro 33, 35, 36, 42<br />
• Wertentwicklung 19, 65<br />
• Wertoptimierer 21<br />
• WIR-Prinzip 35<br />
• Wirtschaftsförderung 24<br />
• Wohneigentumsgesetz (Novellierung) 22<br />
• Wohnort der Eigentümer 19, 38<br />
• Wohnungsunternehmen 25, 35 57, 60<br />
• Zielgruppen 8, 16