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AGS 15: Beitrag Stadtbüro (Expertise für MBV NRW (2007))

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Mobilisierung privater Eigentümer<br />

von Wohnimmobilien für den Stadterneuerungsprozess<br />

www.nrw.de


2<br />

Impressum<br />

Mobilisierung privater Eigentümer von Wohnimmobilien für den Stadterneuerungsprozess<br />

Auftraggeber:<br />

Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

Bearbeitung:<br />

Planungsgruppe STADTBÜRO<br />

Stadtplanung • Stadtforschung • Projektentwicklung • Beratung<br />

www.stadtbuero.com • info@stadtbuero.com<br />

Dipl.-Ing. Carsten Schäfer, Stadtplaner AKNW<br />

Dipl.-Ing. Antonia Schulitz, Raumplanerin<br />

Dipl.-Ing. Natalie Roemert, Raumplanerin<br />

in Kooperation mit<br />

C4C creative GmbH<br />

www.c4c.com • info@c4c.com<br />

Dipl.-Psych. Uwe Jung, Marketing- und Kommunikationsmanager<br />

Dipl. Kauffrau Andrea Sachs<br />

Wir danken den Vertretern des Ministeriums für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen,<br />

der Innovationsagentur Stadtumbau <strong>NRW</strong>, den Vertretern der beteiligten Beispielstädte und den lokalen<br />

Akteuren für ihr Interesse, ihre engagierte Diskussion und ihre konstruktive Mitarbeit und Unterstützung.<br />

Dortmund/Gelsenkirchen, Dezember <strong>2007</strong><br />

Eine Vorbemerkung zum Sprachgebrauch:<br />

Die deutsche Sprache bietet keine flüssigen Begriffe, die den weiblichen und männlichen Akteuren gleichermaßen<br />

gerecht wird. Entweder wird der Text langatmig oder die Lesbarkeit leidet darunter. Um die<br />

ohnehin vielschichtige Materie nicht noch unnötig zu belasten, passt sich dieses Konzept dem gängigen<br />

Sprachgebrauch an. Wenn vom Bürger oder Verwaltungsmitarbeiter die Rede ist, so schließt dies die Bürgerin<br />

oder die Mitarbeiterin ebenso ein. Die weiblichen Beteiligten und Betroffenen werden um Verständnis<br />

gebeten.


3<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung ...................................................................................................................................................................Seite 4<br />

1. 1. Die Bedeutung privater Eigentümer für die Stadterneuerung ..................................................Seite 5<br />

1.2. Andere Wege einer Erfolg versprechenden Mobilisierung privater Eigentümer ....................Seite 5<br />

1. 3. Aufbau und Anwendung des vorliegenden Berichts ....................................................................Seite 8<br />

2. Grundlagen der mobilisierenden Kommunikation ...................................................................................... Seite 10<br />

3. Zielgruppen der Kommunikation ..................................................................................................................... Seite 16<br />

3. 1. Kernzielgruppe Eigentümer ............................................................................................................ Seite 16<br />

3. 2. Weitere Zielgruppen und Multiplikatoren ................................................................................... Seite 24<br />

4. Prozessgestaltung ................................................................................................................................................ Seite 28<br />

4. 1. Phasen der Mobilisierung ................................................................................................................. Seite 28<br />

4. 2. Erfolgsfaktoren der Mobilisierung ................................................................................................. Seite 33<br />

5. Maßnahmen einer Mobilisierungskampagne .............................................................................................. Seite 36<br />

5. 1. Maßnahmen in Vorbereitungsphasen .......................................................................................... Seite 37<br />

5.2. Maßnahmen in Startphasen ............................................................................................................. Seite 41<br />

5. 3. Maßnahmen in Umsetzungsphasen ............................................................................................. Seite 45<br />

5. 4. Maßnahmen in Stabilisierungsphasen ......................................................................................... Seite 49<br />

6. Beispielkommunen .............................................................................................................................................. Seite 50<br />

6. 1. Witten-Annen ...................................................................................................................................... Seite 51<br />

6.2. Heiligenhaus-Oberilp .......................................................................................................................... Seite 56<br />

6. 3. Herne Wanne-Mitte ........................................................................................................................... Seite 60<br />

6. 4. Gelsenkirchen City (Altstadt) ........................................................................................................... Seite 66<br />

7. Fördermöglichkeiten ........................................................................................................................................... Seite 70<br />

Quellenverzeichnis ................................................................................................................................................... Seite 76<br />

Stichwortverzeichnis ................................................................................................................................................ Seite 83


4<br />

1. Einleitung<br />

Private Eigentümer zum Handeln im Rahmen eines Stadterneuerungsprozesses zu veranlassen ist eine<br />

wichtige Aufgabe, der sich die Planung aktuell gegenüber stehen sieht. Mit dem vorliegenden Bericht<br />

„Mobilisierung privater Eigentümer von Wohnimmobilien für den Stadterneuerungsprozess“ wird eine<br />

Methodik vorgestellt, um privates Engagement und letztendlich auch privates Kapital rege und wirksam<br />

zu machen für eine erfolgreiche und dauerhafte Stadterneuerung.<br />

Die Methodik basiert auf den Erfahrungen, die die Planung in Stadterneuerungsprozessen in den letzten<br />

Jahren gemacht hat. Dabei hat sich gezeigt, dass die aktive Einbindung der Betroffenen eine grundlegende<br />

Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung darstellt. Ergänzt werden diese Vorerfahrungen durch<br />

Erkenntnisse, die in Unternehmen im Zuge der Durchführung des so genannten „Veränderungsmanagements“<br />

1 gewonnen wurden.<br />

1<br />

bewusster Steuerungsprozess zur Umsetzung umfassender, bereichsübergreifender und inhaltlich weit reichender Veränderung in<br />

einer Organisation im Zuge der Umsetzung von neuen Strategien, Strukturen, Systemen, Prozessen oder Verhaltensweisen.


5<br />

1.1. Die Bedeutung privater Eigentümer für die Stadterneuerung<br />

Investitionen auf öffentliche und private Schultern verteilen<br />

Die Stadterneuerung steht aktuell vor entscheidenden Veränderungen bzw. befindet sich schon mitten<br />

im Veränderungsprozess. Erneuerungsprozesse weisen nur noch selten positive ökonomische Wachstumsperspektiven<br />

auf. Zudem sind die Ausgangsbedingungen der Entwicklung städtebaulicher Erneuerungsgebiete<br />

vielfach alles andere als positiv. Eine Vielzahl von strukturellen Schwächen stellt das Ergebnis<br />

eines langjährigen Erosionsprozesses dar. Modernisierungsstau, Funktionsverluste, Verlust der Bedeutung<br />

z.B. als Einkaufslage und zunehmende Leerstandszahlen gehen häufig einher mit signifikanten demografischen<br />

Veränderungen wie Einwohnerverlusten, Alterung der Bevölkerung und steigende Anteile von<br />

Personen mit Migrationshintergrund. Alles in allem belasten die genannten Faktoren das Standortimage<br />

und summieren sich zu einer sich teilweise selbst verstärkenden Abwärtsspirale. Die Investitionszurückhaltung<br />

privater Grundstücks- und Immobilieneigentümer lässt sich in vielen Fällen durch eine gewisse<br />

Perspektivlosigkeit erklären. Der Glaube an den Standort ist oftmals verringert. Hinzu kommen die Engpässe<br />

in den öffentlichen Haushalten, die das Handeln der jeweiligen Kommune einschränken. Umfassende,<br />

öffentlich finanzierte Sanierungen sind heutzutage undenkbar. Die öffentliche Hand kann durch<br />

Investitionen in Infrastruktur und Freiraum nur einen Rahmen für die positive Entwicklung eines erneuerungsbedürftigen<br />

Standortes schaffen, der durch privates Engagement ausgefüllt werden muss.<br />

Fakt ist daher, dass für städtebauliche Erneuerungsmaßnahmen innerhalb von Förderkulissen der Städtebauförderprogramme<br />

„Stadtumbau West“ oder „Soziale Stadt“ ohne die inhaltliche und finanzielle Beteiligung<br />

privater Eigentümer keine umfassende Erfolgsbilanz gezogen werden kann.<br />

Private Einzeleigentümer verfügen in der Summe über die größten Bestände<br />

Bislang konnten in den zahlreichen Erneuerungsgebieten in Nordrhein-Westfalen nachahmenswerte Erfolge<br />

durch die Zusammenarbeit mit großen Wohnungsgesellschaften erzielt werden. Dies betrifft vor allem<br />

Stadtquartiere aus den 1950er bis 1970er Jahren, da hier meist sehr homogene Eigentumsverhältnisse<br />

bestehen und sich eine Vielzahl von Gebäuden in der Hand eines Eigentümers befindet. Das erleichtert<br />

die Ansprache der Eigentümer. Zudem sind Wohnungsgesellschaften allein aufgrund ihrer professionellen<br />

Verwaltung vielfach besser über sich abzeichnende Veränderungen der Marktbedingungen informiert<br />

und reagieren gezielter mit Erfolg versprechenden Investitionen.<br />

Für gewachsene Stadtquartiere aus der Gründerzeit oder Innenstadtbereiche sind die gesammelten<br />

Erfahrungen bislang von geringerem Erfolg gekennzeichnet. Die vielfältig aufgesplitteten Eigentumsverhältnisse<br />

in diesen städtischen Bereichen erschweren die Ansprache und die Einbindung der privaten<br />

Eigentümer.<br />

Auf dem deutschen Wohnungsmarkt werden nur ca. ein Viertel der vorhandenen Wohneinheiten von professionellen<br />

Anbietern verwaltet und vermarktet. Damit sind gut drei Viertel aller Wohnungen im Besitz<br />

von Einzeleigentümern, die entweder das Wohneigentum selbst nutzen oder privat vermieten 2 . Die privaten<br />

Einzeleigentümer verfügen somit über die größten Wohnungsbestände. Zwangsläufig müssen sie für<br />

die Stadterneuerung „mit auf den Weg“ genommen werden, um sichtbare Erfolge zu erzielen. Doch wie<br />

ist das zu bewerkstelligen, wenn für Standorte in Stadterneuerungsgebieten nur mit viel Phantasie und<br />

großem Idealismus eine hoffnungsvolle Zukunft gezeichnet werden kann und viele Eigentümer schon<br />

resigniert haben<br />

1.2. Andere Wege einer Erfolg versprechenden Mobilisierung privater Eigentümer<br />

Im vorliegenden Bericht werden andere Wege einer Erfolg versprechenden Mobilisierung privater Eigentümer<br />

zur Mitwirkung in Stadterneuerungsprozessen dargestellt. Im Auftrag des Ministeriums für Bauen<br />

und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen wurde von der Planungsgruppe STADTBÜRO in Kooperation<br />

2<br />

errechnet auf Basis Statistisches Bundesamt Mikrozensus 2002: Wohnungsbestand in Deutschland gesamt: 38,7 Mio. WE davon 9,8 Mio. WE<br />

professionell-gewerbliche Anbieter (25,3 %), 13,8 Mio. WE private Kleinanbieter (35,7 %), <strong>15</strong>,1 Mio. WE Selbstnutzer (39,0 %)<br />

3<br />

eim Einzelnen handelt es sich um die Gebiete Witten-Annen und Heiligenhaus-Oberilp (Förderkulisse Soziale Stadt) sowie Herne-Wanne-Mitte<br />

und Gelsenkirchen-City (Förderkulisse Stadtumbau West)


6<br />

mit der C4C creative GmbH am Beispiel von vier Modellgebieten aus den Förderkulissen „Stadtumbau<br />

West“ und „Soziale Stadt“ ein idealisiertes Vorgehen zur Mobilisierung privater Eigentümer für Stadterneuerungsaufgaben<br />

erarbeitet 3 . Kommunikative Verfahren und Instrumente stehen dabei im Vordergrund.<br />

Ziel ist es, eine bestimmte Zielgruppe (private Hauseigentümer) zu einem gewünschten Verhalten<br />

zu veranlassen (bestenfalls Investition). Verhalten aber basiert auf Einstellungen. Eine gewünschte Einstellung<br />

kann nicht erzwungen werden. Vielmehr muss, teilweise auch aufwändige, Überzeugungsarbeit<br />

geleistet werden. Ein konsequenter Dialog, also das Sprechen über die „gute Sache“, ist dazu unverzichtbar.<br />

Genau diesen Dialog kann Kommunikation zielgerichtet initiieren und dann argumentativ und mit<br />

der notwendigen emotionalen Qualität in Gang halten. Die Möglichkeiten, die sich durch eine systematische<br />

Kommunikation ergeben, dürfen nicht unterschätzt werden. Gleichzeitig muss aber auch offen gesagt<br />

werden, dass allein durch den Einsatz von Kommunikationsmedien noch keine Projekterfolge erwartet<br />

werden dürfen. Die Kommunikation im Mobilisierungsprozess unterscheidet sich in vielen Punkten<br />

von der bisher in Planungsprozessen angewandten Kommunikationsstrategie.<br />

Bisherige Vorgehensweisen waren auf konkrete Planinhalte programmiert<br />

Planungskommunikation subsumiert sich bislang insbesondere unter die Oberbegriffe „Beteiligung“,<br />

„Partizipation“ oder „Kooperation“. Planungskommunikation zielt vor allem auf die konsequente Einbindung<br />

der Betroffenen in den Prozess der Lösungsfindung. In unterschiedlicher Intensität werden die<br />

Akteure, Bürger oder Investoren in das Planungsgeschehen eingebunden. Aufhänger der Beteiligungen<br />

sind konkrete Planungsvorhaben, die in der Darstellung im Mittelpunkt stehen. Über die Einbindung der<br />

Betroffenen soll eine demokratische Legitimation, eine stärkere Verbundenheit mit der Lösung erreicht<br />

werden. Im Endeffekt sollen die Betroffenen aktiv an der Umweltgestaltung mitwirken, weil dadurch<br />

eine stärkere Identifizierung der Beteiligten mit dem Ergebnis vorausgesetzt werden kann. Es besteht die<br />

begründete Hoffnung, dass dadurch die Lösungen nachhaltig gesichert werden können. Die Beteiligten<br />

agieren achtsamer gegenüber den neuen Gegebenheiten, wenn sie einen eigenen <strong>Beitrag</strong> geliefert haben.<br />

Meist werden diese Beteiligungen sehr formalisiert durchgeführt. Es werden Termine angeboten, zu denen<br />

breit und auch häufig persönlich eingeladen wird. Teilweise wird mit den Beteiligungsaktionen einer<br />

gesetzlichen Notwendigkeit Rechnung getragen.<br />

Die Beteiligungsverfahren haben vielfach gute Ergebnisse erzielt. Planungsinhalte konnten geschärft und<br />

auf die Bedürfnisse der örtlichen Akteure besser zugeschnitten werden. Auch die Resonanz nach Fertigstellung<br />

war durch die vor geschalteten Beteiligungen meist mehrheitlich positiv. Vieles wurde mit gesundem<br />

Menschenverstand in einer viel versprechenden Art umgesetzt und lässt sich mit den Methoden,<br />

die für die Durchführung von „Veränderungsprozessen“ propagiert werden, vergleichen.<br />

Einschränkend muss aber auch festgehalten werden, dass mit diesen Aktivitäten keine umfassenden Erfolge<br />

erzielt werden konnten. Insbesondere eine breit angelegte Mobilisierung der Akteure stellt sich mit<br />

den bisherigen Verfahren nur bedingt ein.<br />

Das Andere an der dargestellten Methodik<br />

Um die Erfolgschancen bei der Mobilisierung von Akteuren zu erhöhen, erläutert der vorliegende Bericht<br />

eine Kommunikations-Methodik, die einige entscheidende Unterschiede zum bisherigen Vorgehen aufweist.<br />

Es lassen sich insbesondere die folgenden sieben Punkte benennen.


7<br />

1. Kommunikation aus Sicht der Adressaten<br />

Die notwendige Überzeugungsarbeit gelingt nur, wenn die transportierten Argumente für den<br />

Eigentümer nachvollziehbar sind und seinen Nutzenerwartungen entsprechen. Daher gilt es,<br />

insbesondere den wirtschaftlichen Nutzen heraus zu stellen. Der private Eigentümer wird damit<br />

als Investor betrachtet. Somit basiert das Vorgehen entscheidend auf einem Perspektivenwechsel.<br />

Der Prozess wird aus Sicht der notwendig einzubindenden Akteure gestaltet. Das vielfach schwer<br />

zu vermittelnde Ziel der Stadterneuerung bleibt dabei natürlich im Blickfeld, wird aber aus einem<br />

anderen Blickwinkel kommuniziert. Betont werden Inhalte, die die anzusprechenden privaten<br />

Eigentümer für ein Engagement überzeugen.<br />

2. Strategischer Gesamtprozess<br />

Die Mobilisierung ist als dauerhafte Aktivität zu organisieren und ist damit Teil der Gesamtstrategie<br />

des Stadterneuerungsprozesses. Wichtige Weichen für einen erfolgreichen Ablauf sollten schon in<br />

der Vorbereitung der Stadterneuerungsmaßnahme gestellt werden. Es sind deshalb schon vorab<br />

Fragen zu klären wie z.B. wer eingebunden werden muss, welches Gesamtziel verfolgt wird, welche<br />

Umsetzungsschritte erfolgen sollten etc.<br />

3. Bildung einer Chancengemeinschaft<br />

Der Stadterneuerungsprozess wird von mehreren Schultern getragen. Neben der Stadtverwaltung, der<br />

Politik, den Vor-Ort-Akteuren, den Einwohnern, den Eigentümern sind häufig auch Institutionen wie<br />

die örtlichen Kreditinstitute, der Mieterverein u.ä. eingebunden oder sollten eingebunden werden. Wie<br />

innerhalb dieses Akteursgeflechts die Rollen und Verantwortungen verteilt sind, welche Arbeitsteilung<br />

oder welche Kooperationen sinnvoll sind, ist am besten schon zu Beginn des Prozesses zu klären. So<br />

können alle ihren Erwartungen und ihren Möglichkeiten entsprechend eingebunden werden.<br />

4. Konsequente Kommunikation einer tragfähigen Gesamtzielsetzung<br />

Alle am Stadterneuerungsprozess Beteiligten müssen auf ein gemeinsames Ziel eingeschworen<br />

werden. Dieses von allen weitgehend mitgetragene zukünftige Bild des Standortes, eventuell i.S. einer<br />

gemeinsamen Vision des Standortes, kann eine verlässliche Perspektive für Investitionen darstellen.<br />

Eine solche gemeinsame Zielsetzung sollte während des gesamten Prozesses grundsätzlich und<br />

möglichst permanent kommuniziert werden.<br />

5. Dauerhafte, verlässliche Begleitung<br />

Wichtig für eine erfolgreiche Einbindung der privaten Eigentümer ist, Vertrauen aufzubauen,<br />

Verlässlichkeit zu dokumentieren und Kompetenz zu beweisen. Die Mobilisierung und damit der<br />

Gesamtprozess sind somit, wie in den meisten Stadterneuerungsgebieten der Förderkulisse „Soziale<br />

Stadt“ und „Stadtumbau West“ schon gang und gäbe, durch einen Vor-Ort-Ansprechpartner zu<br />

gewährleisten.<br />

6. Konkrete Beteiligung an der Umsetzung<br />

Ziel der Mobilisierung ist die Veranlassung der privaten Eigentümer zum Handeln. Die Eigentümer<br />

sollen in ihren Bestand investieren, damit Geld in die Hand nehmen und sich entsprechend der<br />

gemeinsamen Zielsetzung für ihre Immobilie und im Endeffekt für den Standort engagieren. Um<br />

Menschen zu einer Beteiligung an der Umsetzung zu motivieren sind andere Kommunikationsmechan<br />

ismen gefragt als zur Diskussion von Lösungsansätzen für öffentliche Planungen.<br />

7. Alle Betroffenen im Blick, die Eigentümer im speziellen Fokus<br />

Die Ergebnisse des Stadterneuerungsprozesses sollen allen Einwohnern, Gewerbetreibenden und<br />

örtliche Aktiven zu Gute kommen. Über eine gelungene und breite Einbindung aller Akteure wird<br />

das Motiv des Erneuerungsprozesses zusätzlich besser weitertransportiert. Eine Mobilisierung von<br />

privaten Eigentümern darf also nicht nur diese Zielgruppe im Fokus haben. Informationen, die über<br />

den Stadterneuerungsprozess veröffentlicht werden, werden zudem zwangsläufig auch von anderen<br />

in den Gebieten aufgenommen.


8<br />

Der Kern des Vorgehens zur Mobilisierung privater Eigentümer von Wohnimmobilien für den Stadterneuerungsprozess<br />

lässt sich wie folgt zusammenfassen: Es geht weniger um ein Lenken der angesprochenen<br />

Aktiven. Vielmehr muss die gewünschte Aktivität eingeworben werden. Dabei darf nichts vorgeschrieben<br />

sein. In einem gemeinsam zu entwickelnden Rahmen müssen Dinge ermöglicht werden. Dazu ist auch<br />

eine kontinuierliche Begleitung erforderlich, die Vertrauen aufbaut und Verlässlichkeit demonstriert. Damit<br />

wird nicht partiell interveniert, sondern dauerhaft initiiert und moderiert, um eine Nachhaltigkeit des<br />

Planungsprozesses zu erreichen.<br />

1.3. Aufbau und Anwendung des vorliegenden Berichts<br />

Der vorliegende Bericht gibt einen Überblick über die von der Planungsgruppe STADTBÜRO in Kooperation<br />

mit der C4C creative GmbH im Auftrag des Ministeriums für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen erarbeitete Methode zur Mobilisierung von privaten Eigentümern von Wohnimmobilien für<br />

den Stadterneuerungsprozess. Dabei kann jedoch kein vollständiger Handlungsleitfaden für alle Aspekte<br />

einer Mobilisierungskampagne gegeben werden. Im Vordergrund stehen kommunikative Verfahren und<br />

Instrumente, die einen entscheidenden <strong>Beitrag</strong> zu einer erfolgreichen Mobilisierung leisten. Weitergehende<br />

Aspekte – insbesondere z.B. Details zu notwendigen Instrumenten – können nur angeschnitten<br />

werden.<br />

Der Bericht zeigt zunächst im Kapitel 2 „Grundlagen der Kommunikation“ auf, warum Kommunikation<br />

bei der Mobilisierung eine so entscheidende Rolle spielt und welche Aspekte berücksichtigt werden müssen,<br />

um durch Kommunikation auch wirklich Veränderungen im Verhalten der Eigentümer zu bewirken.<br />

In Kapitel 3 werden die Zielgruppen der Mobilisierung, nämlich die unterschiedlichen Eigentümergruppen<br />

aber auch die notwendigen Multiplikatoren beschrieben. Die Spezialisierung auf die richtigen Eigentümergruppen<br />

ist entscheidend für eine erfolgreiche Mobilisierung. Es soll eine Vorstellung vermittelt<br />

werden, welche Eigentümer in einem Stadterneuerungsgebiet vorkommen, nach welchen wirtschaftlichen<br />

Kriterien sie handeln, wie sie denken und wie sie letztendlich zu einem <strong>Beitrag</strong> zur Stadterneuerung<br />

mobilisiert werden können.<br />

Im 4. Kapitel wird der Rahmen der Prozessgestaltung dargestellt. Hierbei geht es zunächst um die unterschiedlichen<br />

Phasen eines Mobilisierungsprozesses, in denen jeweils unterschiedliche kommunikative<br />

Ziele und Maßnahmen im Vordergrund stehen. Des Weiteren werden die für den gesamten Mobilisierungsprozess<br />

bedeutsamen Erfolgsfaktoren erläutert.<br />

Hinweis zum Umgang mit<br />

Hinweis zum Umgang mit<br />

„Gebietstypen“<br />

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie<br />

zeigen, dass sich anhand von städtebaulichen<br />

oder funktionalen Gebietstypen keine<br />

passende Mobilisierungskampagne für<br />

ähnliche Gebietstypen ableiten lassen. Die<br />

Auswahl von Maßnahmen muss vielmehr<br />

in Abhängigkeit der Standortbegabungen,<br />

besonderer Problemstellung und vor allem<br />

der Eigentümerstruktur und deren Interessen,<br />

Motivationslagen und Schwierigkeiten<br />

konkret vor Ort geschehen.<br />

Kapitel 5 geht auf konkrete Maßnahmen einer Mobilisierungskampagne<br />

ein. Die Darstellung ist nicht<br />

im Sinne einer Bedienungsanleitung verfasst, sondern<br />

zeigt auf, welche Maßnahmen zu welchem<br />

Zeitpunkt des Prozesses sinnvoll zum Einsatz kommen<br />

sollten. Für jeden Mobilisierungsprozess ist<br />

dabei die konkrete Situation vor Ort entscheidend,<br />

so dass keine allgemeingültigen Einsatzzwecke<br />

erläutert werden können.<br />

In Kapitel 6 werden, für die vier Modellgebiete,<br />

konkrete Hinweise für die Mobilisierung aufgezeigt.<br />

Die vier Stadterneuerungsgebiete decken<br />

verschiedene städtebauliche, stadtstrukturelle und<br />

funktionale Gebietstypen ab und befinden sich in unterschiedlichen Phasen der Mobilisierung. Die gebietsbezogenen<br />

Empfehlungen sollen Anregungen geben für Akteure, die in ihrer Kommune einen Mobilisierungsprozess<br />

organisieren wollen.<br />

Kapitel 7 zeigt Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten für private Eigentümer in Stadterneuerungsgebieten<br />

auf.<br />

In den Kapiteln werden durch VerweiseHinweise auf relevante Maßnahmen bzw. Grundlagen der Kommunikation<br />

gegeben. Zur besseren Auffindbarkeit bestimmter Aspekte dient das Stichwortverzeichnis.


9<br />

Methodik der Erarbeitung<br />

Der vorliegende Bericht basiert auf umfangreichen Internet- und Literaturanalysen zu den Themen Stadterneuerung,<br />

Kommunikation und Mobilisierung von Eigentümern. Zudem konnten die beauftragten<br />

Büros Erkenntnisse aus anderen Projektszusammenhängen übertragen und für das Thema Eigentümermobilisierung<br />

nutzbar machen.<br />

Informationsgrundlage für die vier Modellgebiete bilden zum einen statistische Daten und Gutachten der<br />

beteiligten Städte sowie eigene Begehungen der Gebiete. Zum anderen wurden persönliche Gespräche<br />

mit den Stadtverwaltungen und – wo vorhanden – dem Vor-Ort-Management geführt. Entscheidend<br />

waren jedoch die in jedem Beispielgebiet durchgeführten Workshops zur Eigentümermobilisierung. Ziel<br />

der Workshops war es einerseits Informationen über Besonderheiten des Gebietes und die Eigentümerstruktur<br />

zu erhalten und andererseits die theoretisch erarbeiteten Ergebnisse mit der Praxis der Stadterneuerung<br />

vor Ort rückzukoppeln. Hierdurch soll sichergestellt werden, dass das in der Kommunikationswissenschaft<br />

gegründete Vorgehen der Mobilisierung konkret an der Praxis der Stadtplanung orientiert<br />

ist. Teilnehmer dieser Workshops waren die jeweils relevanten Akteure in den unterschiedlichen Gebieten,<br />

wie z.B. Stadtverwaltung, Stadtteil- oder Quartiersmanagement, Wohnungsgesellschaften, Haus- und<br />

Grundbesitzervereine, bekannte und engagierte Schlüsseleigentümer, Mietervereine, Kreditinstitute etc.


10<br />

2. Grundlagen der mobilisierenden Kommunikation<br />

Wie in jedem Prozess, in dem Menschen für das Partizipieren an Projekten oder Maßnahmen überzeugt<br />

und gewonnen werden sollen, ist auch im Prozess der Mobilisierung privater Hauseigentümer die Kommunikation<br />

unverzichtbar.<br />

Dabei ist der Stellenwert der Kommunikation ebenso stetig gewachsen, wie die Komplexität und mediale<br />

Vielfalt, in der wir Kommunikation heute, z.B. in Marketing und Werbung, erleben. Die Übertragung von<br />

Kommunikationsinstrumenten aus Werbung und Marketing stellt besonders dann eine Herausforderung<br />

dar, wenn durch den Einsatz von Kommunikation Verhalten erzeugt oder zumindest wahrscheinlich gemacht<br />

werden soll. Denn spätestens hier zeigt sich, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Kommunikation<br />

und menschlichem Verhalten nicht einfach unterstellt werden kann.<br />

Anders als bei kommunizierenden technischen Systemen 4 , bei denen die Information eines Senders die<br />

Reaktion eines Empfängers definiert determiniert, folgt die menschliche Kommunikation komplexen<br />

Wirkmechanismen. Diese können durch Soziologie, Psychologie und verwandte Wissenschaften derzeit<br />

nur unzureichend erklärt werden.<br />

Folgt man den Ergebnissen der Kommunikationswissenschaft, können günstige von ungünstigen Bedingungen<br />

für die das Verhalten stimulierende Kommunikation abgegrenzt werden. Das Aufzeigen dieser<br />

Bedingungen ist Gegendstand der nachfolgenden Ausführungen.<br />

Exkurs: „Man kann nicht nicht kommunizieren“<br />

Paul Watzlawick formuliert fünf bedeutende Axiome. Dazu zählt z.B. der Satz: „man kann nicht<br />

nicht kommunizieren“. Allein die Gegenwart eines Menschen veranlasst andere Menschen zu<br />

Interpretationen und Annahmen, auch wenn dieser Mensch scheinbar nicht spricht. Die anderen<br />

Menschen bewerten z.B. das äußere Erscheinungsbild oder versuchen, seine nonverbalen Signale<br />

der Körpersprache zu deuten.<br />

Darüber hinaus unterstellt Watzlawick, dass jede Art von Kommunikation rationale Aspekte enthält<br />

(etwa nüchterne Informationen, z.B. Zeit- und Ortsangaben), dann allerdings vor allem emotionale<br />

Botschaften trägt, die wesentlich zu einer Akzeptanz und zum Erfolg von Kommunikation<br />

beitragen oder aber diese Kommunikation verhindern (oder zu Kommunikationsstörungen<br />

führen). So beeinflusst z.B. schon die Quelle einer Information (der Sender, Absender) maßgeblich<br />

die Bewertung der Information (etwa „Bild-Zeitung“ im Vergleich zur „Frankfurter Allgemeinen<br />

Zeitung“).<br />

vgl. Beavin, Janet H.; Jackson, Don D.; Watzlawick, Paul: Menschliche Kommunikation- Formen,<br />

Störungen, Paradoxien. 1969<br />

Kommunikation, Information und Dialog<br />

Kommunikation kommt aus dem lateinischen (communicare) und bedeutet soviel wie teilen, gemeinsam<br />

erarbeiten. Ein wesentlicher Bestandteil von Kommunikation ist die Information. Information und Kommunikation<br />

sind untrennbar miteinander verbunden, wobei Kommunikation deutlich mehr ist, als die<br />

reine Weitergabe von Information.<br />

Im Gegensatz zur reinen Information zielt Kommunikation von vorn herein auf den Austausch zwischen<br />

Sendern und Empfängern. Das bedeutet, dass auf das kommunikative Angebot eines Senders eine Reaktion<br />

des Empfängers folgt. Die Reaktion macht dann Empfänger zu Sendern und der ehemalige Sender<br />

der Botschaft wird zum Empfänger. Aus diesem wechselseitigen Austausch entsteht Dialog. Dialog ist der<br />

erste Erfolg einer mobilisierenden Kommunikation, denn im Aufnehmen eines Dialoges manifestiert sich<br />

bereits konkretes Verhalten 4 .<br />

4<br />

vgl. etwa Informatik: Kommunikation zwischen zwei Computern<br />

5<br />

Der Empfänger wird sich z.B. konkret verhalten, indem er sich zu einer Veranstaltung anmeldet, einen Fragebogen ausfüllt und zurück<br />

sendet oder in anderer Weise seine Botschaft als Reaktion auf das Kommunikationsangebot übermittelt.


11<br />

Erfolgreich mobilisierende Kommunikation zielt auf die Initiierung von Dialog. Der Dialog ist die erste<br />

erreichbare Ausprägung von Verhalten.<br />

Abb. 1: „Stadt“ initiiert die Kommunikation.<br />

Ob diese Kommunikation auch zu Verhalten führt, etwa zum<br />

erwünschten Dialog, hängt sowohl von der tatsächlichen<br />

Informationslogistik (werden alle Empfänger erreicht) als auch von<br />

den psychologischen Bewertungen der Empfänger ab (erkennen die<br />

Empfänger die Botschaft als relevant oder wird sie ignoriert)<br />

Allein das „Erreichen“ von Menschen ist bereits eine erste und allzu oft unterschätzte Hürde für die mobilisierende<br />

Kommunikation. „Erreichen“ bedeutet, dass die Botschaft nicht nur in den Wahrnehmungsbereich<br />

der Empfänger gelangt, also z.B. ein Schreiben postalisch zugestellt wird. Erreichen bedeutet auch,<br />

dass die Botschaft von den Empfängern tatsächlich auch wahrgenommen und bewertet wird.<br />

Damit ist also sowohl der verlässliche Weg der Botschaft zu den Empfängern wesentlich für den Kommunikationserfolg<br />

6 , als auch die Art, wie die Botschaft sich den Empfängern präsentiert. So wird ein<br />

einzelnes unpersonalisiertes Schreiben mit einem wenig verständlichen Text und einer sich nur schwer<br />

erschließenden Botschaft vielleicht physisch den Weg zu den Empfängern finden, dort vielleicht aber als<br />

nicht relevant bewertet und im Weiteren ignoriert. Eine so inszenierte Kommunikation wäre dann bereits<br />

an der ersten möglichen Hürde gescheitert.<br />

Für die Gründe des Scheiterns können, aufgrund mangelnder Informationen bestenfalls Hypothesen herangezogen<br />

werden. Es könnte versucht werden, diese Hypothesen auf der Basis psychologischer Theorien<br />

zu evaluieren. Geeigneter erscheint allerdings der Weg, die positiv wirkenden Mechanismen für die Kommunikation<br />

deutlich zu machen, um auf dieser Basis die Kommunikation von vornherein unter bestmöglichen<br />

Bedingungen zu inszenieren und Kommunikationsfehler nach Möglichkeit zu vermeiden.<br />

Verhaltensorientiertes Sender-Empfänger-Verständnis von Kommunikationsprozessen<br />

Menschliches Verhalten basiert auf überaus komplexen weitgehend unbekannten Regelwerken, die in der<br />

Psychologie auch „Black Box“ genannt werden. Das Verhalten kann deshalb wissenschaftlich kaum exakt<br />

erklärt und damit auch kaum verlässlich vorhergesagt werden. Für das hier zu betrachtende Verhalten<br />

(„Einstieg in einen Dialog über die Partizipation am Stadtentwicklungsprozess“ und später „Partizipation<br />

am Stadtentwicklungsprozess durch private Investitionen“) kann aber davon ausgegangen werden, dass<br />

es auf der Basis willentlich getroffener Entscheidungen entsteht und nicht als unbewusstes oder instinktives<br />

Verhalten.<br />

6<br />

Sind die Empfänger überhaupt bekannt, liegen verlässliche Adressdaten hinsichtlich Post/Fax/Email vor


12<br />

Um sich für oder gegen die Aufnahme des Dialoges im Prozess der Stadtentwicklung zu entscheiden,<br />

werden also kognitive Prozesse in Gang gesetzt. Mit Hilfe dieser psychischen Prozesse bewerten Empfänger<br />

das Dialogangebot des Senders hinsichtlich zweier grundsätzlich dominanter Kriterien:<br />

- die Relevanz (Ist der Dialog/das Thema für mich persönlich wichtig)<br />

- der Nutzen (Was bringt mir das).<br />

Es muss davon ausgegangen werden, dass Nutzen und Relevanz nicht unabhängig voneinander bewertet<br />

werden, sondern eng miteinander verknüpft sind. Was einem Menschen nutzt, ist auch relevant für ihn,<br />

aber nicht alles, was ihm relevant erscheint (z.B. Sportergebnisse des Wochenendes), hat auch einen direkten<br />

Nutzen für ihn.<br />

Die eigentliche Aufgabe der erfolgreich mobilisierenden Kommunikation kann also darin gesehen werden,<br />

zunächst den Dialog mit den Zielgruppen zu initiieren. Dies geschieht in aller Regel dadurch, dass<br />

gleich bei den ersten Dialogangeboten die Relevanz für die Empfänger besonders deutlich herausgestellt<br />

und ohne Umwege ebenso deutlich kommuniziert wird.<br />

Darüber hinaus muss das Dialogangebot von Beginn an den Nutzen für den Empfänger erkennen lassen.<br />

Dies insbesondere dann, wenn im Zuge des weiteren Dialoges konkretes Verhalten erwartet wird 7 .<br />

Über Relevanz und Nutzen entscheidet sich also in der Regel, ob ein Dialogangebot wahrgenommen<br />

oder gleich zu Beginn ignoriert wird. In der Folge wird der Dialogprozess über eine intensivere Beschäftigung<br />

mit den Themen des Stadtumbaus fortgesetzt. Erst dann entscheidet sich auch, inwieweit die<br />

Bereitschaft bereits besteht oder zumindest durch den Prozess entwickelt werden kann, den Stadtentwicklungsprozess<br />

als eine gemeinschaftlich zu bewältigende Aufgabe zu begreifen und ihn mit privaten<br />

Investitionen zu befördern.<br />

Die Bereitschaft zur privaten Investition im Sinne des Stadtentwicklungsprozesses setzt aber auch voraus,<br />

dass eben dieser Prozess von den Zielgruppen nicht nur als nützlich und relevant erkannt wird, sondern<br />

dass die mit der Stadtentwicklung verbundenen Ziele und bestenfalls auch die Visionen akzeptiert und<br />

geteilt werden können. Die Einstellung der zu mobilisierenden Zielgruppe sollte also zum eigentlichen<br />

Stadtentwicklungsprozess, zu den damit verbundenen Zielen und Visionen, kompatibel sein. Letztlich<br />

prägt sich konkretes Verhalten eben nur dann in einer speziellen Richtung aus, wenn es zur eigenen inneren<br />

Einstellung (Überzeugung) und zu den eigenen Wertmaßstäben passt.<br />

7<br />

Konkretes Verhalten ist bereits die Teilnahme an Informationsveranstaltungen oder die Bereitschaft, Informationen über<br />

Fördermöglichkeiten oder über technisch/energetisch sinnvolle Investitionen aufzunehmen.


13<br />

Abbildung 2: Wirkung von Nutzen auf das Verhalten<br />

Abb. 2: Die eigene Einstellung bestimmt weitgehend unser Verhalten. Einstellungen werden auf der<br />

Basis eigener Erfahrungen, aufgrund von Beobachtungen Dritter (Lernen am Modell) oder aufgrund von<br />

Informationen entwickelt. Die Veränderung oder Bestätigung der eigenen Einstellung erfolgt vor allem<br />

aufgrund des erkennbaren individuellen Nutzens.<br />

Der Aufbau von „zielführenden“ Einstellungen über das „WIR-PRINZIP“<br />

Private Investitionen im Rahmen der Stadtentwicklung zu initiieren und eine entsprechende Anzahl von<br />

privaten Hauseigentümern an der Stadtentwicklung zu beteiligen bedeutet auch, gemeinsame Ziele und<br />

Strategien zu verfolgen und eine gemeinsame Einstellung zu besitzen. Denn eine zur Stadtentwicklung<br />

positive Einstellung ist letztlich Voraussetzung für das positive Verhalten, also für die Bereitschaft zur<br />

Beteiligung an den Investitionen.<br />

Eine solche gemeinsame Einstellung kann dann nachhaltig aufgebaut werden, wenn eine „SOLL-Einstellung“<br />

vor dem Eintritt in den Dialog entwickelt wurde und dann überzeugend kommuniziert werden<br />

kann. Der klare Dialogvorteil ist die Überzeugung der Zielgruppen zur Investition in eine klar entwickelte<br />

Vision. Dies besitzt durchweg weniger kommunikative Hürden, als die Überzeugung zur Investition in<br />

eine unbekannte/unklare Zukunft.<br />

Im Folgenden wird der Prozess zum Aufbau dieser gemeinsam geteilten Einstellung das „WIR-PRINZIP“<br />

genannt. Dabei unterstellt das „WIR-Prinzip“ in der Stadtentwicklung in erster Linie das Akzeptieren der<br />

Tatsache, dass der Einzelne durch das abgestimmte Verhalten innerhalb der Gemeinschaft stärker profitiert,<br />

als er dies allein könnte 8 .<br />

Das WIR-Prinzip unterstellt dann eine gemeinsame (partizipativ entwickelte) Vision für einen Stadtteil<br />

bzw. für ein Stadtquartier. Eine solche Vision zu entwickeln ist durchaus vergleichbar mit einem konzentrierten<br />

Marketingprozess in der freien Wirtschaft, nur, dass hier der betreffende Stadtteil das Produkt,<br />

bzw. die Leistung darstellt. Eben dieses Produkt muss für klar umrissene Zielgruppen attraktiv gestaltet<br />

werden 9 . Dabei sollten sich das Leitbild und die Formulierung der gegenwärtigen und zukünftigen Leistung<br />

eines Standortes immer auch an den natürlichen Begabungen des Standortes orientieren.<br />

Wenn das Produkt gemeinsam ausreichend attraktiv gestaltet werden kann, wird sich dies positiv auf die<br />

Nachfrage (etwa Nachfrage nach Wohnungen) auswirken mit einem positiven Effekt auf die erzielbaren<br />

8<br />

Wenn der Nachbar in sein Haus investiert, wird der Standort werthaltiger und davon profitiert auch mein Haus (vgl. auch Kapitel 4.2<br />

Erfolgsfaktoren: Aufbau einer Chancengemeinschaft).<br />

9<br />

vgl. etwa Erfordernisse an zielgruppengerechte Wohnungen im Zuge des demografischen Wandels; Erfordernisse an eine stabile,<br />

zielgruppengerechte Infrastruktur, Entwicklung eines städtischen Leitbildes, etc.


14<br />

Erlöse (Erträge, Mietpreise). Gleichzeitig stellt ein gemeinsames Leitbild, bzw. eine gemeinsam entwickelte<br />

Vision auch die Grundlage zur Kommunikation im Sinne von positiver Imagebildung dar (vgl. auch<br />

Kapitel 4.2 Erfolgsfaktoren: Image).<br />

Im Marketing wird das aktive, im Zeitverlauf stabil aufeinander abgestimmte und balancierte Kombinieren<br />

von Produkteigenschaften, Preis und Kommunikation mit der Bildung einer „Marke“ bezeichnet.<br />

Wenn in der Vorbereitung eines Stadtentwicklungsprozesses eine solche Vision (Leitbild) entwickelt wurde,<br />

wird erfolgreich mobilisierende Kommunikation darauf setzen, Befürworter („Fans“) für diese Vision<br />

zu gewinnen. Dabei empfiehlt es sich im Rahmen der Kommunikation zwingend eine ansprechende Symbolik<br />

zu entwickeln (z.B. Logo, Signet, Corporate Design) und diese mit den zentralen Botschaften etwa in<br />

Form eines Claims (Slogans, Appells) zu kombinieren.<br />

Quelle: http://www.wolfsburg.de/www2/leitbild/aufruf.htm<br />

Das WIR-Prinzip<br />

Ziel: Das WIR-Prinzip, man kann es auch Leitbild oder Vision nennen, dient der aktiven Zukunftsplanung.<br />

Langfristig gewünschte Entwicklungsrichtungen werden festgelegt. Es wird somit ein visionäres „Bild“<br />

über einen gewünschten, in der Zukunft liegenden Zielzustand entworfen.<br />

Zweck: Der als WIR-Prinzip entworfene und gewünschte Zukunftszustand kann nur erreicht werden,<br />

wenn in der Gegenwart entsprechende Maßnahmen initiiert und umgesetzt werden. Die Gegenwart wird<br />

also aufgewertet zum aktiven Gestaltungszeitraum. In ihr müssen die grundlegenden Weichenstellungen<br />

in der Weise vorgenommen werden, dass der gewünschte Zustand auch erreicht wird. Damit ist das<br />

WIR-Prinzip auch ein Instrument der Kulturveränderung und eine Perspektive zur Entwicklung konkreter<br />

Maßnahmen und (privater) Investitionen.<br />

Vorgehen: Die Entwicklung des WIR-Prinzips muss partizipativ geschehen, um eine ausreichende<br />

Akzeptanz zu erreichen. Sinnvoll ist die Vorbereitung in einem Gremium mit ausgewählten<br />

Multiplikatoren und „Sprechern“ des Stadterneuerungsgebietes. Es gibt keine zwingenden Vorgaben zur<br />

Entwicklung des WIR-Prinzips. Es können aber Leitfragen zur Orientierung vorgegeben werden:<br />

- Was macht das Stadterneuerungsgebiet aus (Standortbegabungen)<br />

- Welches Profil soll das Stadterneuerungsgebiet erhalten<br />

- In welchem Verhältnis steht das Stadterneuerungsgebiet zu umliegenden Bereichen (Gesamtstadt,<br />

angrenzende Stadtteile, angrenzende Kommunen)<br />

- Was muss im Stadterneuerungsgebiet zusätzlich geschehen (im Bereich Handel, Wohnen etc.)<br />

- Für wen ist das Stadterneuerungsgebiet ein attraktiver Standort (Zielgruppen für das Wohnen,<br />

Branchenbesatz im Einzelhandel)<br />

- Wie wird die erfolgreiche Entwicklung nachzuweisen sein (Indikatoren zur Erfolgsmessung festlegen)


<strong>15</strong><br />

Wirksamkeit: Die Wirksamkeit lässt sich nicht generell einschätzen. Sie hängt von der Prozessqualität<br />

und der Verantwortlichkeit der Beteiligten ab.<br />

Zeitpunkt: Das WIR-Prinzip sollte am Anfang des gesamten Prozesses erstmalig formuliert werden.<br />

Im Laufe des Gesamtprozesses ist eine sequentielle, schrittweise Anpassung an die veränderten<br />

Gegebenheiten vielfach sinnvoll. Zudem ist ein ernsthaftes und stringentes Vorgehen in der<br />

Umsetzung der Vorgaben des WIR-Prinzips erforderlich, was einen langen Atem voraus setzt.<br />

Fallstricke: Die Entwicklung eines WIR-Prinzips unter Beteiligung konkurrierender Parteien ist<br />

anfällig für Konflikte. Hiermit sind nicht zwangsläufig politische Parteien gemeint, sondern z.B. auch<br />

konkurrierende Allianzen örtlicher Kaufmannschaften etc.<br />

Durch diese gemeinsam verwendete Symbolik gewinnt die Kommunikation im Zeitverlauf einerseits an<br />

- Effizienz die Nachrichten der Stadtentwicklung werden durch eingeführte und dann bekannte Symbole<br />

schnell erkannt/wieder erkannt<br />

- Relevanz durch die verwendete Symbolik wird der Prozess über die Zeit als stabil erkannt und werden<br />

z.B. positive Nachrichten dem Prozess zugeordnet; dadurch werden Assoziationen im Hinblick<br />

auf Zufälligkeit oder Kurzlebigkeit vermieden<br />

Die motivationale Ausprägung im „WIR-Prinzip“<br />

Individuelles Verhalten basiert auf individuellen Einstellungen. Die Konfrontation mit einer „Soll-Einstellung“<br />

im Stadtentwicklungsprozess und das Angebot, sich auf diese SOLL-Einstellung einzulassen werden<br />

deshalb individuell auf mehr oder weniger Akzeptanz stoßen.<br />

Dabei werden es die im Prozess zur Verfügung stehenden Ressourcen kaum zulassen, auf jede möglicherweise<br />

anzutreffende Einstellung individuell einzugehen. Motivational werden deshalb drei Ausprägungen<br />

voneinander unterschieden, auf die im Sinne einer erfolgreichen Mobilisierung unterschiedlich eingegangen<br />

wird.<br />

Abbildung 3: Motivationslagen<br />

Abb. 3: Bei Konfrontation mit einer definiert erarbeiteten Einstellung werden sich unterschiedlich<br />

stark ausgeprägte Motivationen zeigen, diese Einstellung zu teilen. Für einen Prozess im Sinne der<br />

Stadtentwicklung empfiehlt sich die vereinfachte Einteilung der Motivationszustände in drei wesentliche<br />

Gruppen.


16<br />

Im Sinne einer erfolgreichen Mobilisierung werden zunächst die Zielgruppen erreicht, die bereits eine<br />

hohe Akzeptanz zum Stadtentwicklungsprozess besitzen und damit eine große Bereitschaft zeigen, eben<br />

diesen durch persönliches Engagement mit zu tragen.<br />

Durch die frühe Einbindung der einstellungskongruenten Zielgruppen erhält der Gesamtprozess bereits<br />

in einer frühen Phase eine hohe Dynamik. Die früh eingebundenen Zielgruppen werden im positiven Fall<br />

zu frühen Investitionen bereit sein, was dann wieder Beispiel gebend im Prozess eingesetzt werden kann.<br />

Durch die frühen Beispiele kann eine intensivere, stärker argumentative Kommunikation vorbereitet und<br />

dann realisiert werden, über die dann auch die motivational schwerer zu erreichenden weiteren Zielgruppen<br />

angesprochen werden können (Vgl. Kapitel 3: Zielgruppen; Kapitel 4: Prozessgestaltung).<br />

3. Zielgruppen der Kommunikation<br />

3.1. Kernzielgruppe Eigentümer<br />

Eigentümertypen als Denkmodell<br />

Die Spezialisierung auf die richtigen Eigentümergruppen ist entscheidend für eine erfolgreiche Mobilisierung.<br />

Die Beschreibung der unterschiedlichen Typen von Eigentümern von Mehrfamilienhäusern in diesem<br />

Kapitel dient bei der Durchführung der Mobilisierungskampagne im Wesentlichen als Denkmodell.<br />

Es soll aufzeigen, welche Eigentümer in einem Stadterneuerungsgebiet vorhanden sein können, nach<br />

welchen wirtschaftlichen Kriterien sie handeln und wie sie denken. Aufgrund der mangelnden Datenlage<br />

bezüglich der Merkmale von privaten Haus- und Grundeigentümern wurden diese Eigentümertypen im<br />

Wesentlichen durch qualitative Einschätzungen hergeleitet. Diese basieren auf einem fundierten Erfahrungshintergrund<br />

der Gutachter in Stadterneuerungsprozessen, vorliegenden Studien 10 sowie auf den im<br />

Rahmen des Projektes durchgeführten Workshops mit Vertretern des Ministeriums für Bauen und Verkehr<br />

des Landes <strong>NRW</strong> und der Stadtverwaltungen aus den vier Modellkommunen.<br />

Erfolgsfaktoren sind: Ausreichendes Wissen über die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen;<br />

Bewusste Beziehungspflege; Spezifische Leistungsangebote; Fähigkeit zur permanenten<br />

Anpassung, Verlässlichkeit, Erreichbarkeit, gleiche Sprache<br />

Ziele einer Zielgruppenorientierung: Stärkung des Wir-Gefühls; Aufbau von Bekanntheit;<br />

Vermittlung der angestrebten Rolle; Identifikation; Profilierung als partnerschaftlicher<br />

Problemlöser; Kompetenz-Beweis durch konkrete Angebote/Maßnahmen; Motivation<br />

Grundsatz: Um private Eigentümer zu mobilisieren muss man wissen, wie die unterschiedlichen<br />

Eigentümertypen „denken“ und wie private Vermietungsimmobilien wirtschaftlich funktionieren<br />

(als Kapitalanlage)<br />

Vielzahl von Faktoren spielt eine Rolle<br />

Für die Bewirtschaftung der Immobilien und die Ansprache der Eigentümer haben eine Reihe von Faktoren<br />

und Merkmalen eine Bedeutung. Dies beginnt bei der Motivationslage, der Finanzkraft, der Bewirtschaftungsstrategie<br />

bis hin zu Faktoren wie Wohnort, Alter und Bildungsstand (siehe Grafik). Aus Sicht<br />

des Marketings ist eine „Eins-zu-Eins-Kommunikation“ anzustreben, bei dem auf jeden Kunden individuell<br />

eingegangen wird. So können die gewünschten Produkte bzw. Angebote optimal vermittelt werden.<br />

Im Rahmen der Stadterneuerung ist diese Art der Kommunikation aufgrund der hohen Anzahl an Eigentümern<br />

sowie dem unverhältnismäßig hohen Analyseaufwand kaum realisierbar. Zudem bleibt offen, ob<br />

im Vergleich zu einer konsequenten, langfristig und breit angelegten Mobilisierungskampagne überhaupt<br />

eine höhere Wirksamkeit erreicht werden kann.


17<br />

Abbildung 4: Merkmale zur Unterscheidung von Eigentümern<br />

Um dennoch zielgerichtet auf die Eigentümer zugehen zu können, werden in diesem Kapitel die entscheidenden<br />

Merkmale und die wesentlichen Eigentümertypen aufgezeigt. Für die Mobilisierung wesentlich<br />

ist zunächst die Unterscheidung nach den Motivationslagen der Eigentümer hinsichtlich der Mobilisierung.<br />

Anschließend werden für die Mobilisierung wichtige Eigenschaften der Eigentümer aufgezeigt.<br />

Anhand verschiedener Merkmale werden „Eigentümertypen“ gebildet, die in Stadterneuerungsgebieten<br />

mehrheitlich vorkommen. Abschließend wird der Umgang mit wichtigen Sondergruppen, nämlich Eigentümergemeinschaften,<br />

Eigentümer von Schlüsselimmobilien und Eigentümer mit Migrationshintergrund,<br />

erläutert.<br />

Breite Kommunikation bei gezielter Auswahl der Nutzenargumente<br />

Die benannten Eigentümergruppen und –typen kommen in unterschiedlicher Ausprägung und Häufigkeit<br />

in den verschiedenen Stadterneuerungsgebieten vor. Bei der Konzeption der Mobilisierungskampagne<br />

sollten daher in Abhängigkeit von der Bedeutung der einzelnen Eigentümertypen oder besonderen<br />

Merkmalen der Eigentümer am Standort die Maßnahmen und insbesondere die Argumentation gewählt<br />

werden. Hierzu sind eine genaue Analyse der Eigentümer im Gebiet sowie ein systematisches „Kennenlernen“<br />

der Eigentümer notwendig. Die Kontakte zu den Eigentümern müssen dauerhaft und kontinuierlich<br />

gepflegt werden und der Prozess sollte so angelegt sein, dass eine permanente Anpassung an veränderte<br />

Bedarfe möglich bleibt (siehe Kapitel 5: Maßnahmen in der Analysephase und Startphase).<br />

Die Kommunikationsmedien werden dabei technisch – zumindest am Anfang der Kampagne – immer auf<br />

alle Eigentümer angesetzt, z.B. Verschickungsaktionen, Plakate etc. Eine Einteilung der Eigentümer nach<br />

Motivationslagen und Merkmale ist aufgrund der hierfür benötigten “weichen” oder sehr persönlichen<br />

Daten nicht möglich oder würde einen nicht gerechtfertigten Aufwand mit sich bringen. Die zielgerichtete<br />

Argumentation führt dennoch bei der beabsichtigen Gruppe zu einer entsprechenden “Reaktion”. Wurden<br />

durch erste Kontakte und ein Kennenlernen der Eigentümer die Gruppen genauer identifziert, kann<br />

auch eine systematische Ansprache bestimmter Unterrgruppen erfolgen.<br />

10<br />

vgl. BMVBS/BBR <strong>2007</strong>; Private Eigentümer im Stadtumbau. Werkstatt Praxis, Heft 47


18<br />

Zielgruppen nach Motivation: Die „Aufgeschlossenen“, „Abwartenden“ und „Ablehnenden“<br />

Die Unterscheidung nach der Motivation der Eigentümer in Bezug auf die Ziele und Inhalte der Stadterneuerung<br />

ist zentral für die Durchführung der Mobilisierungskampagne. Die Theorie der mobilisierenden<br />

Kommunikation besagt, dass in Veränderungsprozessen immer drei Gruppen auftreten, die sich in unterschiedlicher<br />

Intensität mobilisieren lassen (siehe Kapitel 2). Diese Gruppen werden in diesem Bericht<br />

nach ihrer Motivation hinsichtlich der Mobilisierung „Aufgeschlossene“, „Abwartende“ und „Ablehnende“<br />

genannt.<br />

Abbildung 5: Drei Eigentümergruppen nach Motivationslage<br />

Die Gruppe der „Aufgeschlossenen“ (ein eher kleinere Gruppe, geschätzt liegt ihr Anteil bei circa 10 bis<br />

20 % der Eigentümer) weist eine hohe Ansprechbarkeit und eine große Einstellungskongruenz zu den<br />

Zielen der Stadterneuerung auf. Sie sind beispielsweise der Meinung, dass im Stadtteil etwas passieren<br />

muss, dass es ihre Pflicht als Vermieter sei, die Immobilie in einem guten Zustand zu erhalten oder planen<br />

schon länger Investitionen. Häufig haben diese Eigentümer eine starke Verwurzelung im Stadtteil,<br />

beispielsweise weil sie dort leben oder weil sie früher dort gelebt haben. Eigentümer, die an öffentlichen,<br />

thematischen Veranstaltungen teilnehmen, sind zum Großteil dieser Gruppe zuzurechnen. Aufgrund der<br />

genannten Einstellungskongruenz sind diese Eigentümer leicht davon zu überzeugen, in ihre Immobilie<br />

zu investieren. Häufig reicht eine reine Informationsvermittlung über den Prozess und eventuell bestehende<br />

Angebote für Eigentümer aus. Gegebenenfalls sind wenige (Top-) Argumente (z.B. darstellbar in<br />

einem Flyer, siehe Kapitel 5) oder ein kleiner Anreiz (z.B. Beratungsangebot) notwendig, um sie zu Investitionen<br />

zu mobilisieren.<br />

Die Gruppe der „Abwartenden“ (die größte Gruppe, deren Anteil geschätzt bei circa 60 bis 80 % der Eigentümer<br />

liegt) weist eine zunächst abwartende und kritische Einstellung auf. Diese Eigentümer haben<br />

sich noch nicht für oder gegen eine Investition entschieden und beobachten, ob sich die versprochenen<br />

Ergebnisse wirklich einstellen. Teilweise führen auch Desinteresse oder ein wenig professionelles Agieren<br />

der Kleineigentümer zu einem Informationsdefizit über den Stadterneuerungsprozess oder die Marktsituation.<br />

Zur Mobilisierung dieser Eigentümer sind daher eine intensive Ansprache sowie eine vertiefte<br />

thematische Argumentation notwendig, durch die der Nutzen für den Eigentümer deutlich herausgestellt<br />

wird. Dabei ist es zentral, anhand der nachfolgend beschriebenen Kriterien zu analysieren, welche<br />

Nutzenargumente für die jeweiligen Eigentümer vor Ort besonders relevant sind und diese entsprechend<br />

zu vermarkten und zu kommunizieren. Besonders hilfreich sind auch die Darstellung von bereits umgesetzten,<br />

positiven Erneuerungsprojekten und eine Überzeugungsarbeit von Eigentümer zu Eigentümer.


19<br />

Neben den zwei bereits beschriebenen Gruppen gibt es in allen Veränderungsprozessen auch Personen,<br />

die dem Prozess ablehnend gegenüber stehen und schwer oder gar nicht zu überzeugen sind. Die Gruppe<br />

der „Ablehnenden“ (circa 10 bis 20 % der Eigentümer) lehnt eine Investition im Kern ab (Überkritsche<br />

Einstellung). Daher sind sie auch den positiv auf die Investition gerichteten Argumenten gegenüber kaum<br />

aufgeschlossen und schwer zu überzeugen. Entsprechend sind die „Ablehnenden“ nur schwer oder auch<br />

trotz aller Bemühungen nicht für eine Investition zu gewinnen. Wichtig ist, dies frühzeitig zu erkennen,<br />

um die eigenen Ressourcen nicht zu verschwenden. Erkennbar sind die „Ablehnenden“ zumeist an kompletter<br />

Inaktivität in Bezug auf den Stadterneuerungsprozess, zum Teil resultierend durch Unwissenheit<br />

und Desinteresse. Einige der „Ablehnenden“ treten im Prozess jedoch auch als „Gegenaktivisten“ auf, die<br />

versuchen den Prozess mit negativen Argumenten zu stören. Je nach Multiplikatorfunktion dieses Gegenaktivisten<br />

muss hier seitens der Prozesssteuerung zügig gegengesteuert werden. Gegebenfalls kann<br />

es gelingen, einen „Ablehnenden“ durch vertiefte Argumentation zu einem „Abwartenden“ zu machen.<br />

Wenn Eigentümer auftreten, die unter keinen Umständen zu einer Investition zu mobilisieren sind, sollte<br />

versucht werden, ihnen den Ausstieg zu ermöglichen, d.h. die Immobilie an einen investitionsbereiten<br />

Eigentümer zu verkaufen (siehe Kapitel 5).<br />

Die an dieser Stelle vorgenommene Definition bezieht sich lediglich auf die Einstellung gegenüber der<br />

Stadterneuerung. Das Kriterium, ob ein Eigentümer beispielsweise finanziell zu Investitionen in der Lage<br />

ist, spielt dabei keine Rolle. Auf weitere Kriterien, die neben der Motivation für die Mobilisierung eine<br />

zentrale Bedeutung haben, wird im Folgenden eingegangen.<br />

Mobilisierungsrelevante Eigenschaften der Eigentümer<br />

Ein zentrales Kriterium, das bei der Mobilisierung eine Rolle spielt, ist die ökonomische Verwertung der<br />

Immobilie. Einige Eigentümer orientieren sich vor allem an den erwirtschafteten Mietüberschüssen. Sie<br />

verzichten auf kostenintensive Investitionen und Veränderungen, um ihre Überschüsse nicht zu reduzieren.<br />

Im Rahmen der Mobilisierung sind für diese Eigentümer Maßnahmen besonders relevant, die Kosten<br />

reduzieren oder langfristig Mieteinnahmen sichern.<br />

Für eine große Gruppe von Eigentümern liegt das wesentliche Bewirtschaftungsziel in der Entschuldung.<br />

Die Immobilie dient häufig als Altersvorsorge. Die Mieteinnahmen werden zur Abzahlung von Krediten<br />

genutzt, daher bleibt häufig kein großer Spielraum für Investitionen. Die Eigentümer gehen davon aus,<br />

dass der Werterhalt der Immobilie (auch bei geringen Investitionen) gesichert ist. Das Ziel einer Wertsteigerung<br />

ist untergeordnet. Die Eigentümer engagieren sich häufig für den Standort.<br />

Eine weitere eher klein einzuschätzende Gruppe von Eigentümern betrachtet die Wertentwicklung ihrer<br />

Immobilie als Einkommensquelle. Diese Eigentümer zu gewinnen, ist aufgrund ihrer langfristigen und<br />

strategischen Orientierung besonders wichtig für den Stadterneuerungsprozess.<br />

Ein weiteres ebenfalls essentielles Kriterium im Rahmen der Mobilisierung ist die Zahlungsfä<br />

higkeit der<br />

Eigentümer. So gibt es Eigentümer, die von ihrer Motivation her als „Aktivisten“ einzuordnen sind, jedoch<br />

aufgrund ihrer finanziellen Situation handlungsunfä<br />

hig sind. Andere Eigentümer können investieren,<br />

wollen aber nicht... Es ist entscheidend, zu differenzieren ob die fehlende Investitionsbereitschaft aus der<br />

Finanzlage oder der Motivation oder Bewirtschaftungsstrategie entsteht, um angepasste Hilfsangebote<br />

bzw. Argumente zu liefern. In Stadterneuerungsgebieten stellt die fehlende finanzielle Handlungsfä<br />

higkeit<br />

der Eigentümer oftmals ein großes Problem dar. Hier sind angepasste Lösungen zu entwickeln, wie<br />

z.B. die Förderung von Investitionen durch Haus- und Hofflächenprogramme, die Zusammenarbeit mit<br />

Kreditinstituten, um Zugänge zu Krediten zu ermöglichen. In einigen Fällen kann es jedoch auch notwen-<br />

dig sein, komplett zahlungsunfä<br />

hige Eigentümer durch einen Verkauf ihrer Immobilie zu unterstützen<br />

(Optionen Wohnrecht oder Aufteilung in Eigentumswohnungen prüfen).<br />

Eine wichtige Rolle spielt zudem auch der Wohnort der Eigentümer. Hierbei lässt sich unterscheiden nach<br />

Eigentümern, die in ihrer eigenen Immobilie leben, Eigentümern, die in der gleichen Stadt leben, Eigentümern,<br />

die in der Region leben und Eigentümern, die außerhalb der Region, d.h. weit entfernt leben. Es ist<br />

davon auszugehen, dass Eigentümer, die in ihrer Immobilie leben, die höchste Bindung an den Standort<br />

und ihre Immobilie haben. Eigentümer, die weit entfernt leben, haben die Immobilie dagegen häufig<br />

geerbt oder als Kapitalanlage gekauft. Sie kennen die lokalen Gegebenheiten wenig und haben teilweise<br />

nur ein geringes Interesse an der Immobilie. Zusätzlich ergeben sich durch den Wohnort der Eigentümer


20<br />

unterschiedliche Möglichkeiten der Ansprache, beispielsweise bei Eigentümerforen, persönlichem Aufsuchen<br />

der Eigentümer oder Präsentation des Vorhabens auf Stadtteilfesten etc. Wurde in einem Stadterneuerungsgebiet<br />

ein besonders hoher Anteil von entfernt lebenden Eigentümern identifiziert, sollte<br />

hiermit gezielt umgegangen werden. Eigentümer, die nicht in der Stadt leben, verfügen gar nicht über die<br />

Informationen, da sie keinen Zugang zur lokalen Presse haben.<br />

Eigentümertypen<br />

Aus der Vielschichtigkeit der privaten Haus- und Grundeigentümer in Stadterneuerungsgebieten werden<br />

im Folgenden anhand von unterschiedlichen Kriterien Eigentümertypen gebildet. Diese typisierten Eigentümer<br />

vermitteln ein Bild der Eigentümer, die im Rahmen eines Stadterneuerungsprozesses auftreten<br />

können. Anhand dieses Denkmodells können die Eigentümer besser eingeschätzt, angesprochen und<br />

schließlich mobilisiert werden.<br />

Objektliebhaber: Die so genannten „Objektliebhaber“ weisen eine insgesamt unterdurchschnittliche<br />

Renditeerwartung auf und investieren ohne starke Beachtung der Wirtschaftlichkeit in ihr Objekt, um<br />

es nach eigenen ästhetischen Ansprüchen zu erhalten. Häufig sind dies Eigentümer, die selber in der<br />

Immobilie wohnen oder eine hohe Verwurzelung mit ihr aufweisen. Einher geht zumeist auch eine hohe<br />

Identifikation mit dem Standort. Objektliebhaber weisen eine gute Zahlungsfä<br />

higkeit auf, sie sind langfristig<br />

orientiert und schnell von Innovationen zu überzeugen. In Bezug auf die Mobilisierung gehören sie<br />

zur Gruppe der „Aufgeschlossenen“. Sie sind an dem Standort interessiert und recherchieren selbst nach<br />

Informationen, beispielsweise hinsichtlich Beratungsangeboten, Fördermitteln, etc. Eventuell kann es<br />

notwendig sein, Objektliebhaber bzgl. Marktsituation und Nachfragergruppen zu beraten, damit marktgerecht<br />

investiert wird.<br />

Wertoptimierer: Die Gruppe der Wertoptimierer orientiert sich wirtschaftlich vor allem an der Wertentwicklung<br />

der Immobilie und in gewissem Umfang auch an den erzielbaren Mietüberschüssen. Aufgrund<br />

der Orientierung an der Wertsteigerung werden auch umfangreiche und kostenintensive Erhaltungs- und<br />

Modernisierungsinvestitionen vorgenommen. Der Markt und die Nachfragergruppen werden analysiert<br />

und dementsprechend investiert. Die Wertoptimierer haben meist eine gute Finanzausstattung. In Bezug<br />

zur Mobilisierung sind sie „Aufgeschlossene“. Wertoptimierer sind am Standort und generell an Innovationen<br />

interessiert und recherchieren selbst nach Informationen, beispielsweise hinsichtlich Beratungsangeboten.<br />

Gewohnheitserhalter: Bei der vermutlich großen Gruppe der Gewohnheitserhalter liegt die Ökonomische<br />

Verwertung insbesondere in der Werterhaltung. Die Immobilie dient häufig als Altersvorsorge bzw. sicherer<br />

Wert. Ziel ist daneben das Halten der Mieter und die Sicherung von Mieteinnahmen. Die Gewohnheitserhalter<br />

unternehmen alle notwendigen Erhaltungsinvestitionen. Jedoch besitzen sie zumeist wenig<br />

vertiefte wohnungswirtschaftliche Kenntnisse und agieren im Vermietungsgeschäft wenig professionell.<br />

Die Gewohnheitserhalter sind zumeist „Abwartende“, die „aufgerüttelt“ werden müssen und einen Beratungs-<br />

und Argumentationsbedarf hinsichtlich Werterhaltung, Marktsituation und Professionalisierung<br />

des Vermietungsgeschäfts aufweisen.<br />

Gewinnmaximierender Erhalter: Das Ziel dieser Eigentümer liegt vor allem in der Erwirtschaftung eines<br />

möglichst hohen Mietüberschusses. Deshalb werden lediglich wenig kostenintensive und zwingend notwendige<br />

Erhaltungsinvestitionen vorgenommen. Oftmals ist das Vermietungsgeschäft dieser Eigentümer<br />

in Stadterneuerungsprozessen auf die Empfä<br />

nger von (sicheren) Transfereinkommen ausgerichtet. Die<br />

Gewinnmaximierenden Erhalter gehören zumeist zu den „Abwartenden“. Sie weisen eine prinzipiell ansprechbare<br />

und interessierte, aber noch nicht entschiedene Haltung auf. Sie müssen überzeugt werden,<br />

dass die seitens des Stadterneuerungsprozesses erwünschten Investitionen zu einer Kostenreduktion<br />

oder der langfristigen Sicherung ihrer Mieteinnahmen führen. Für diese Gruppe spielen finanzielle Anreize<br />

durch Förderprogramme eine entscheidende Rolle.<br />

Standortbegründeter Minimalerhalter: Aufgrund des negativ wahrgenommenen Standortes (vor allem<br />

bezüglich Mieterklientel, Image) führt der standortbegründete Minimalerhalter lediglich kleinere Erhaltungsinvestitionen<br />

durch. Oft sind dies alteingesessene, ältere deutsche Eigentümer. Es besteht ein<br />

hohes Level an Frustration und ein häufiges Argument ist z.B. „Ich würde investieren, aber nicht für diese<br />

Mieter“. Aus diesem Grund werden die noch möglichen Mieteinnahmen ohne größere Investitionen abge-


21<br />

schöpft. Die Standortbegründeten Minimalerhalter sind abhängig von der Höhe ihres noch verbleibenden<br />

Standortglaubens „Abwartende“ oder „Ablehnende“. Sie treten im Prozess häufig als „Meckerer“ auf, die<br />

von den guten alten Zeiten erzählen. Um hier zu mobilisieren sind die Vermittlung einer glaubhaften Zukunftsvision<br />

sowie eine intensive thematische Argumentation notwendig. Finanzielle Anreize spielen eine<br />

geringere Rolle, da die Finanzausstattung der Standortbegründeten Minimalerhalter zumeist gut ist.<br />

Renditeorientierter Exit-Stratege: Bei den Renditeorientierten Exit-Strategen handelt es sich um die im<br />

Volksmund „Ausschlachter“ oder „Zwischenverwerter“ genannten Eigentümer. Das ökonomische Ziel<br />

ist das Abschöpfen der kurzfristigen Rendite ohne eigene Investitionen vorzunehmen. In einigen Fällen<br />

kaufen Immobilienfirmen für sie eigentlich uninteressante Gebäude im Rahmen eines Paketkaufs. Die<br />

häufig durchgeführten Privatisierungen an die Mieter bringen für den Stadterneuerungsprozess die Gefahr<br />

mit sich, dass die resultierende sehr kleinteilige, häufig wenig solvente Eigentümerstruktur kaum<br />

für Investitionen zu mobilisieren ist. Die Renditeorientierten Exit-Strategen sind „Ablehnende“ bei denen<br />

wahrscheinlich keine Mobilisierung möglich ist. Hier sollte wenn möglich, der Eigentumsübergang positiv<br />

beeinflusst werden.<br />

Standortbegründeter Exit-Stratege: Die standortbegründeten Exit-Strategen investieren aufgrund ihres<br />

fehlenden Glaubens an den Standort nicht mehr und tragen sich mit Verkaufsabsichten. Es handelt sich<br />

zumeist um „Ablehnende“, die nicht mehr zu gewinnen sind. In einigen Fällen kann es möglich sein, durch<br />

das Aufzeigen einer fundierten Zukunftsvision „Abwartende“ aus ihnen zu machen.<br />

Investitionsunfä<br />

hige: Aus finanziellen oder persönlichen Gründen (Alter, Gesundheit etc.) sind die Investi-<br />

tionsunfä<br />

higen mit der Bewirtschaftung ihrer Immobilie überfordert. Hier müssen Hilfsangebote entsprechend<br />

der persönlichen Situation vermittelt werden (insbesondere auch Angebote anderer Institutionen).<br />

Gegebenenfalls sollte die Option eines Verkaufs aufgezeigt werden, wobei ein langfristiges Wohnrecht<br />

gesichert werden könnte. Die Personen können sowohl handlungsunfä<br />

hige „Aufgeschlossene“, „Abwartende“<br />

oder auch „Ablehnende“ sein.<br />

Sondergruppen Wohneigentumsgemeinschaften nach WEG und Erbengemeinschaften<br />

Wohneigentümergemeinschaften: Eigentümergemeinschaften – d.h. Erbengemeinschaften oder Eigentümergemeinschaften<br />

nach Wohneigentumsgesetz (WEG) – machen häufig einen relativ hohen Anteil an<br />

Eigentümern aus. Hier besteht eine besondere Problematik, da Eigentümergemeinschaften aufgrund der<br />

Notwendigkeit zu einem gemeinsam getragenen Beschluss zu kommen, weniger handlungsfä<br />

hig sind als<br />

Einzeleigentümer.<br />

In Eigentümergemeinschaften nach Wohneigentumsgesetz (WEG) ergeben sich – trotz der mit der Novellierung<br />

des WEG zum 01. Juli <strong>2007</strong> geschaffenen Möglichkeit, Modernisierungsmaßnahmen mit<br />

„qualifizierter Mehrheit“ zu beschließen (siehe Exkurs) – oftmals langwierige und komplizierte Aushandlungsprozesse.<br />

Allein aufgrund der Notwendigkeit zur Kommunikation können Eigentümergemeinschaften<br />

weniger zeitnah und flexibel entscheiden als Einzeleigentümer. Bei einem hohen Anteil an auswärts<br />

lebenden Miteigentümern besteht das Problem, dass für die qualifizierte Mehrheit drei Viertel aller Eigentümer<br />

– nicht nur der anwesenden Eigentümer – nötig sind.


22<br />

Exkurs: Das neue Wohneigentumsgesetz erleichtert Modernisierungen<br />

Mit der Novelle des Wohneigentumsgesetzes zum 01. Juli <strong>2007</strong> erleichtert der Gesetzgeber unter<br />

anderem die Entscheidungsfindung in Eigentümergemeinschaften. Nach alter Gesetzeslage konnten<br />

wichtige Entscheidungen über Modernisierungsmaßnahmen nur einstimmig getroffen werden.<br />

Dies ermöglichte es einzelnen Eigentümern die ganze Gemeinschaft zu blockieren und führte zu<br />

einem regelrechten „Modernisierungsstau“. Nun können Modernisierungen und Anpassungen des<br />

gemeinschaftlichen Eigentums an den Stand der Technik, wie z.B. energiesparende Sanierung oder<br />

Anbau von Balkonen mit einer „qualifizierten Mehrheit“ beschlossen werden. Das bedeutet, dass<br />

eine Mehrheit von drei Vierteln aller stimmberechtigten Wohnungseigentümer, die zugleich mehr<br />

als die Hälfte der Miteigentumsanteile vertreten, ausreicht. Dabei gilt das so genannte „Kopfprinzip“<br />

wonach jeder Eigentümer eine Stimme hat, unabhängig von der Anzahl der Wohnungen im Besitz.<br />

Bei gemeinsamem Eigentum an einer Wohnung (z.B. Eheleute) gibt es ebenfalls nur eine Stimme.<br />

Wurde eine Maßnahme mit einer „qualifizierten Mehrheitsentscheidung“ beschlossen, müssen<br />

auch die Gegner die Maßnahme und die entstehenden Kosten mittragen. Sie können den Beschluss<br />

gerichtlich anfechten, wenn die Modernisierung die Eigenart der Wohnanlage verändern würde (z.B.<br />

Luxussanierungen) oder für einzelne Eigentümer unbillige Beeinträchtigungen entstünden. Dies gilt<br />

beispielsweise wenn die Kosten finanziell nicht tragbar sind und der Eigentümer deshalb verkaufen<br />

müsste.<br />

Über Maßnahmen der Instandhaltung und der „Modernisierenden Instandsetzung“ ist weiterhin mit<br />

einfacher Mehrheit zu entscheiden. Auch für bauliche Veränderungen genügt eine einfache Mehrheit,<br />

soweit die betroffenen Eigentümer zustimmen. Die neue Gesetzeslage ermöglicht zudem, dass mit<br />

„qualifizierter Mehrheit“ entschieden werden kann, die finanziellen Lasten für Instandhaltungs- und<br />

Reparaturmaßnahmen nach dem „Nutzen“ oder „Gebrauch“ der einzelnen Eigentümer zu verteilen.<br />

Beispielsweise kann bei der Sanierung von Fenstern die Anzahl der Fenster in der Wohnung als<br />

Berechnungsgrundlage heran gezogen werden oder beim Einbau eines Fahrstuhls kann der finanzielle<br />

<strong>Beitrag</strong> der Erdgeschosseigentümer deutlich reduziert werden. Nach alter Gesetzeslage galt immer die<br />

Größe der Miteigentumsanteile als Verteilungsschlüssel.<br />

Darüber hinaus kann mit einfacher Mehrheit über Art und Weise von Zahlungen, beispielsweise<br />

für Betriebskosten, die nun ebenfalls Gebrauchsabhängig und nicht nach Miteigentumsanteilen<br />

berechnet werden können, Folgen verspäteter Zahlung, Kosten für eine besondere Nutzung des<br />

Gemeinschaftseigentums oder über einen besonderen Verwaltungsaufwand beschlossen werden.<br />

Verbesserungen ergeben sich auch durch die Klärung der finanziellen Verpflichtungen der Eigentümer<br />

untereinander. Vor dem 01. Juli <strong>2007</strong> übertrugen sich die Forderungen auf die übrigen Eigentümer,<br />

wenn ein Eigentümer zahlungsunfähig wurde. Nun wurde die Haftungshöhe entsprechend der Höhe<br />

des Miteigentumsanteils begrenzt. Zudem können Eigentümergemeinschaften ihre Ansprüche im<br />

Rahmen einer Zwangsversteigerung in einem bestimmten Umfang vorrangig geltend machen.<br />

Für die Mobilisierbarkeit von Eigentümergemeinschaften ist zu unterscheiden, ob die Immobilien überwiegend<br />

von den Eigentümern selbst oder zu Renditezwecken genutzt werden. Bei Selbstnutzern besteht<br />

tendenziell eine höhere Mobilisierbarkeit, da der Eigentümer vor Ort ist, eine Verbundenheit mit dem Objekt<br />

aufweist und ggf. einen direkten Nutzen durch die Modernisierung erhält. Bei Renditeobjekten leben<br />

die Eigentümer häufig nicht am Ort und sind allein aus diesem Grund schwer zugänglich.<br />

Erbengemeinschaften sind nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt. Sie dienen grundsätzlich<br />

dazu, den Nachlass durch ihre Auseinandersetzung zu verteilen und dadurch die Erbengemeinschaft zu<br />

beendigen. Aus diesem Grund machen Erbengemeinschaften in der Regel nur einen sehr kleinen Anteil<br />

der Eigentümer in einem Stadtteil aus. Aufgrund der Eigenschaft als „Übergangslösung“ werden durch<br />

Erbengemeinschaften zumeist keine Investitionen vorgenommen. Problematisch werden Erbengemeinschaften,<br />

wenn keine Einigung über die Aufteilung der Erbmasse gefunden wird und die Erbengemeinschaft<br />

zu einer konfliktbeladenden Dauersituation wird. Dabei besteht jedoch grundsätzlich ein Anspruch<br />

jedes Erben auf Auflösung der Gemeinschaft, ggf. durch eine Zwangsversteigerung.


23<br />

Innerhalb der Eigentümergemeinschaften können jeweils alle der vorher beschriebenen Eigentümertypen<br />

vorhanden sein. Aus den oben beschriebenen Gründen können ganze Eigentümergemeinschaften nur<br />

selten als Aktivisten agieren. Bei überwiegend ablehnender oder abwartender Haltung der Eigentümer<br />

sollte die Mobilisierungsarbeit nicht zu sehr auf Eigentümergemeinschaften konzentriert werden, um<br />

die eigenen begrenzten Ressourcen nicht zu verschwenden.. Aufgrund der beschriebenen Hemmnisse<br />

können hier keine schnellen positiven Ergebnisse erwartet werden. Es sollte zu einem späteren Zeitpunkt<br />

mit WEG umgegangen werden, um dann auch die „Abwartenden“ und „Ablehnenden“ innerhalb der<br />

Gemeinschaft argumentativ bedienen zu können. Bei einer zentralen Bedeutung der Immobilie einer<br />

Eigentümergemeinschaft für den Stadterneuerungsprozess kann das Vor-Ort-Personal den internen Diskussionsprozess<br />

begleiten und moderieren. Oder es können Lösungswege erarbeitet werden, wie nicht<br />

handlungsbereite Eigentümer ausgekauft werden können (ggf. mit Zwangsversteigerung).<br />

Sondergruppe Eigentümer mit Schlüsselimmobilien<br />

Für den gesamten Stadterneuerungsprozess spielen die so genannten „Schlüsselimmobilien“ eine besondere<br />

Rolle. Dies sind städtebaulich herausragende Gebäude, Immobilien an Eingangs- oder besonderen<br />

Platzsituationen oder besonders hervorstechende notleidende Immobilien. Sie prägen das Stadtbild und<br />

Image des Stadtteils in einer ganz besonderen Weise. Die Eigentümer dieser Immobilien können jedem<br />

der vorher beschriebenen Gruppen und Typen angehören. Wenn die Eigentümer nicht zur Gruppe der<br />

investitionsbereiten Aktivisten zählen, ist eine persönliche Ansprache dieser Eigentümer sinnvoll. Dabei<br />

sollte im Sinne der „Eins-zu-Eins-Kommunikation“ versucht werden, die besonderen Problemlagen dieser<br />

Eigentümer zu erkennen und soweit möglich spezielle Hilfs- und Unterstützungsangebote zu entwickeln.<br />

Der geeignete Zeitpunkt scheint zu Beginn der Umsetzungsphase zu liegen, wenn bereits erste gute Beispiele<br />

realisiert wurden und die Beratungsangebote etabliert sind.<br />

Sondergruppe Eigentümer mit Migrationshintergrund<br />

Eigentümer mit Migrationshintergrund bilden heute in vielen Stadterneuerungsgebieten einen hohen<br />

und zukünftig weiter steigenden Anteil der Eigentümer. Dabei unterscheiden sich im Allgemeinen die<br />

Motivationslagen bei der Bewirtschaftung von Gebäuden und die Bedürfnisse nicht wesentlich von denen<br />

der deutschen Eigentümer. Eigentümer mit Migrationshintergrund können bezüglich ihrer Motivation,<br />

Bewirtschaftungsstrategie, Finanzsituation etc. jedem der vorher beschriebenen Gruppen und Typen<br />

angehören. Tendenziell ist jedoch eine eher familienbezogene Vermietung und Bestandserhaltung festzustellen.<br />

Vor-Ort wird jedoch zum Teil kritisch gesehen, dass im Hinblick auf die Gestaltung der Immobilien<br />

Unterschiede bestehen, die teilweise kulturell oder durch anderen Anspruch begründet sind. Modernisierungs-<br />

und Instandhaltungsmaßnahmen werden oftmals in Eigenleistung oder innerhalb des Familien-<br />

oder Freundeskreises erbracht. Dies kann zu geringeren Standards führen. Die unterschiedlichen<br />

Gestaltungsansprüche führen mitunter auch zu einem Verdrängungseffekt in Bezug auf andere Bevölkerungsgruppen.<br />

Andererseits stellen Eigentümer mit Migrationshintergrund ein großes Potenzial für viele<br />

Stadterneuerungsgebiete dar. Sie verfügen häufig noch über ausreichend Kapital und investieren in vernachlässigte<br />

Gebäude. Durch andere Vermarktungkanäle – häufig Familienbezogen – bekommen sie ihre<br />

Gebäude vermietet. Hierbei muss jedoch beachtet werden, dass das Ziel in der Stadterneuerung nicht nur<br />

die Vermeidung von Leerständen ist, sonder vielmehr die Stabilisierung und Aufwertung der Quartiere.<br />

Die benötigte Ansprache von Eigentümern mit Migrationshintergrund unterscheidet sich wesentlich. Eine<br />

Ansprache in der Muttersprache kann sinnvoll sein zur Öffnung der Personen und zur Vertrauensbildung.<br />

Darüber hinaus können auch muttersprachliche Medien genutzt werden (auf türkisch beispielsweise Hürriyet,<br />

Milliet mit regionalen Ausgaben). Es sollte keine reine Übersetzung statt finden, sondern auch eine<br />

Vermittlung der Sanierungsziele. Gegebenenfalls kann eine spezielle Beratung angeboten werden. Eine<br />

wesentliche Rolle in der Kommunikation vieler Personen mit Migrationshintergrund spielt eine mündliche<br />

Weitergabe der Informationen. Dieses Prinzip sollte durch gezielte Ansprache und Überzeugung wichtiger<br />

Multiplikatoren genutzt werden.<br />

Insgesamt sollte der Gruppe der Eigentümer mit Migrationshintergrund im Mobilisierungsprozess besondere<br />

Aufmerksamkeit geschenkt werden, um die möglichen Potenziale nutzen zu können.


24<br />

3.2. Weitere Zielgruppen und Multiplikatoren<br />

Die Stadterneuerung ist ein komplexer Prozess von dem nahezu alle im betreffenden Stadtquartier lebenden<br />

Menschen betroffen sind. Und zwar völlig unabhängig davon, ob sie Eigentümer oder Mieter sind<br />

oder ob sie sich aufgrund der eigenen Berufstätigkeit im Stadtquartier aufhalten oder dort einem eigenen<br />

Gewerbe nachgehen.<br />

Ein optimal ausgerichteter und umfassender Prozess könnte sich zum Ziel setzen, alle Menschen des<br />

Stadtquartiers zu erreichen und für die Ziele der Stadterneuerung zu begeistern. Insbesondere aufgrund<br />

der erforderlichen Effizienz des Ressourceneinsatzes kann ein solches Vorgehen allerdings nur ein theoretisches<br />

Denkmodell sein.<br />

Damit wird es also notwendig, im Mobilisierungsprozess Personen und Personengruppen zu identifizieren,<br />

die für die Ziele der Stadterneuerung einen wesentlichen <strong>Beitrag</strong> leisten können und deshalb aktiv in<br />

den Prozess eingebunden werden müssen. Diese Personen(-gruppen) können sich je nach Stadtquartier<br />

unterscheiden. Insofern sollte in der Vorbereitungsphase eines Prozesses eine genaue Analyse angestellt<br />

werden, um alle relevanten Zielgruppen zu identifizieren. Es muss festgestellt werden, wie ihre<br />

Einbindung organisatorisch verlässlich sichergestellt wird (siehe auch Erfolgsfaktoren: Organisation der<br />

Chancengemeinschaft) und welche Rollen und Verantwortlichkeiten sie im Prozess übernehmen können.<br />

Hauptadressat des Prozesses und damit Kernzielgruppe bleibt natürlich, wie weiter oben beschrieben, die<br />

Gruppe der privaten Hauseigentümer.<br />

Interne und externe Zielgruppen und Multiplikatoren<br />

Multiplikatoren werden, je nach Standort und regionaler Ausrichtung, hinsichtlich ihrer Interessen, ihrer<br />

Bedeutung und organisatorischen Strukturen ganz unterschiedlich sein. Es ist mit Blick auf den Prozesserfolg<br />

sinnvoll, zwischen internen und externen Zielgruppen und Multiplikatoren zu unterscheiden.<br />

Als „intern“ können Personen und -gruppen bezeichnet werden, die ebenfalls der Kommune, bzw. der<br />

Stadtverwaltung zugeordnet werden können. Diese intern wichtigen Gruppen/Institutionen sind z.B. die<br />

Verwaltungsstelle des (Ober-)Bürgermeisters, die Wirtschaftsförderung, Institutionen des Stadt- oder<br />

Bezirksmarketings, sowie andere kommunale Stellen und Einrichtungen. Wichtig sind auch die politisch<br />

gewählten Vertreter in den Ratsfraktionen.<br />

„Externe“ Personen und -gruppen umfassen damit alle Institutionen, die nicht mit der Stadtverwaltung<br />

oder Politik im direkten Zusammenhang stehen, deren Engagement im Stadtquartier aber Erfolg versprechend<br />

ist. Entweder, weil sie hilfreiche Ressourcen oder nützliches Know-how einbringen können oder,<br />

weil sie über entsprechende Netzwerke verfügen oder ihr Wort ein „starkes Gewicht“ aufweist, sie also<br />

als Multiplikatoren für die Überzeugungsarbeit hilfreich sein können.<br />

Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, stischen Einschätzung des <strong>Beitrag</strong>es, den diese Multiplikatoren einbringen<br />

können, kann es sinnvoll sein, zur Einschätzung des <strong>Beitrag</strong>es, den diese Multiplikatoren einbringen<br />

können, zwischen reinen Meinungsmultiplikatoren (hier zu nennen sind etwa Presse-, Medienvertreter,<br />

prominente Stadtpersönlichkeiten) und <strong>Beitrag</strong>smultiplikatoren zu unterscheiden, die einen substantiellen<br />

<strong>Beitrag</strong> in der Sache leisten können. Dies sind z.B. Multiplikatoren wie die Handwerkskammer<br />

durch das Aufstellen von Beratungsangeboten durch die Handwerksmeister. Diese sollten schon während<br />

der Analysephase in den Mobilisierungsprozess mit einbezogen werden, da sie über wertvolle Kenntnisse<br />

über die Vor-Ort-Situation sowie die Strukturen der Eigentümer verfügen.<br />

Interne Zielgruppen<br />

Für die identifizierten internen Zielgruppen sollte gleich zu Beginn eines Prozesses eine Einschätzung darüber<br />

erfolgen, wie diese in den Prozess eingebunden werden, bzw. welchen positiven <strong>Beitrag</strong> sie leisten<br />

können. Es wird sicher Institutionen geben, die lediglich über den Stand des Prozess informiert werden,<br />

um auch hier eine breite Akzeptanz zu gewährleisten. Andere Institutionen werden über die Informiertheit<br />

und Akzeptanz aber einen positiven <strong>Beitrag</strong> zum Prozess leisten können, da sie eine ganz andere<br />

Kommunikationsebene nutzen, als es die Stadt kann. Hier gilt es, diesen <strong>Beitrag</strong> für das Projekt einzuwerben<br />

und sinnvoll in den Prozess zu integrieren.


25<br />

So ist es sicher sinnvoll, die politischen Vertreter eines Stadtquartiers über den Stadterneuerungsprozess<br />

zu informieren und diese auch im Sinne des Prozesses als Befürworter zu gewinnen, ohne dass diese in<br />

den Prozess selbst aktiv eingebunden werden.<br />

Die Stadtspitze kann aber über die Akzeptanz hinaus einen <strong>Beitrag</strong> dergestalt leisten, dass sie sich an die<br />

Spitze des Prozesses stellt und diesen z.B. in angemessener Form gegenüber der Kernzielgruppe argumentiert.<br />

Die Bedeutung (Relevanz, Wichtigkeit) des Prozesses gegenüber der Kernzielgruppe wird z.B.<br />

auch dadurch dokumentiert und erkennbar, dass ein Einladungsschreiben zu einer Veranstaltung von der<br />

Stadtspitze ausgeht und z.B. eine Veranstaltung gemeinsam mit dieser durchgeführt wird. Auch kann die<br />

Stadtspitze medial, etwa in Presseberichten oder in Grußworten der aufgelegten Broschüren, eingebunden<br />

werden.<br />

In anderer Weise können mit der kommunalen Wirtschaftsfö<br />

rderung mögliche Beiträge im Projekt erarbeitet<br />

werden. Private Hauseigentümer sind eben auch Investoren und es kann sinnvoll sein, sie aus dieser<br />

Investorenperspektive zu sehen und über entsprechende Anreize für Investitionen nachzudenken.<br />

Einen wichtigen <strong>Beitrag</strong> können die kommunalen Institutionen leisten, die Marketingaufgaben übernehmen<br />

oder im Sinne der kommunalen Öffentlichkeitsarbeit agieren. Die kommunalen Pressestellen kennen<br />

die in der Region wichtigen Medienvertreter und können einen Zugang zu diesen herstellen. Ebenso<br />

können Berichte und Informationen über den Stadterneuerungsprozess sicher auch unter Mitwirkung der<br />

kommunalen Presseverantwortlichen befördert werden.<br />

Eine spezielle Aufgabe wird den Stadtmarketinginstitutionen zukommen. Diese können auf der Basis<br />

er eigenen Aktivitäten und Kompetenzen wesentliche Beiträge liefern. Daher ist zu entscheiden, ob das<br />

Stadtmarketing im Falle einer notwendig werdenden Imagebildung eben diese zentrale, den eigentlichen<br />

Prozess der Stadterneuerung vorbereitende oder begleitende Aufgabe übernimmt.<br />

In jedem Falle und ganz unabhängig von der Höhe und der Bedeutung des <strong>Beitrag</strong>s einer jeweiligen Institution<br />

kann unterstellt werden, dass alle internen Zielgruppen ihrerseits einen Zugang zu externen Personen<br />

und Multiplikatoren haben, den die Projektverantwortlichen im Sinne des Projektes nutzen können<br />

und nutzen sollten.<br />

Externe Zielgruppen<br />

Im Rahmen der Stadterneuerung werden eine Reihe von Multiplikatoren, Institutionen und Organisationen<br />

vom eigentlichen Prozess betroffen sein, bzw. können diesen Prozess mit ihren Möglichkeiten befördern<br />

oder (im schlimmsten Fall) auch behindern. Ausgewählte Multiplikatoren werden nachfolgend kurz<br />

dargestellt.<br />

Multiplikatoren aus der Immobilienwirtschaft<br />

Es ist nahe liegend, in Stadterneuerungsprozessen zunächst nach Multiplikatoren aus der Immobilienwirtschaft<br />

zu schauen.<br />

Eine enge Abstimmung mit den Wohnungsunternehmen vor Ort sollte selbstverständlicher Bestandteil<br />

des Stadterneuerungsprozesses sein. Dabei können Wohnungsunternehmen oft auch bei der Mobilisierung<br />

von privaten Hauseigentümern einen größeren <strong>Beitrag</strong> leisten. Es kann zum Beispiel die eigene<br />

<strong>Expertise</strong> im Sinne einer Beratung von kleineren Hauseigentümern in den Prozess eingebracht werden<br />

(siehe Erfolgsfaktor: Aufbau der Chancengemeinschaft, Beratung). Es wären auch Beiträge im Sinne von<br />

„Patenschaften“ für bestimmte in der Nachbarschaft gelegene Quartiere vorstellbar. Zusätzlich könnten<br />

Einkaufsvorteile (Kontakt zu Architekten und Handwerkern im Sinne längerfristiger Verträge) als zusätzliches<br />

Nutzenargument sinnvoll in den Prozess eingebracht werden.<br />

Die Wohnungsunternehmen selbst werden ein hohes Interesse auch am Imagezuwachs in ihren Quartieren<br />

haben und es kann deshalb eine Bereitschaft unterstellt werden, sich an (Image ausprägenden) Kampagnen<br />

und Maßnahmen zu beteiligen, bzw. diese zu unterstützen.


26<br />

Auch Banken und Sparkassen prägen die Immobilienwirtschaft ganz wesentlich, etwa durch Finanzierungen,<br />

Versicherungen und besondere Angebote der Finanzwirtschaft (etwa Bausparverträge), aber auch<br />

durch die Vermittlung von Immobilien und allen damit verbundenen Dienstleistungen und Tätigkeiten<br />

(etwa Standortgutachten, Wertgutachten, etc.). Zudem werden Sparkassen und Banken einen ganz eigenen<br />

und direkten Zugang zu privaten Hauseigentümern haben, da diese oft mehrheitlich zu ihren Kunden<br />

zählen.<br />

Im positiven Sinne werden die Finanzinstitute vor Ort schon deshalb ein hohes wirtschaftliches Eigeninteresse<br />

an der positiven Entwicklung des Standortes haben, weil sie z.B. dadurch die Werthaltigkeit bereits<br />

vergebener Darlehen sichern oder aber bei Investitionen von der Neuvergabe von Darlehen profitieren.<br />

Darüber hinaus werden die Vor-Ort-Institute in der Regel durch lokale Wirtschaftsinteressen geprägt (in<br />

unterschiedlicher Ausprägung: für die Sparkassen trifft dies sicher in höherem Maße zu, als für Filialen der<br />

überregional agierenden Banken), weil sie eben hier ihre privaten und gewerblichen Kunden erreichen.<br />

Ein prosperierender Stadtteil liegt deshalb im eigenen wirtschaftlichen Interesse, so dass auch eine Bereitschaft<br />

unterstellt werden kann, an den so wichtigen Prozessen in der Stadterneuerung nach Kräften<br />

mitzuwirken oder sich sogar an einer dem Prozess vor geschalteten oder begleitenden Imagebildung zu<br />

beteiligen.<br />

Im negativen Sinne kann aber auch beobachtet werden, dass Bankenvertreter ihren Kunden von einer<br />

Investition in einen Stadtbezirk abraten, wenn z.B. das Image und die weitere Entwicklung des Bezirks<br />

negativ eingeschätzt werden. An dieser Stelle wird deutlich, wie wichtig die Einbindung dieser Multiplikatoren<br />

ist, um nicht den Prozess insgesamt ins Leere laufen zu lassen.<br />

Die Finanzinstitute vor Ort können über ihr spezifisches Fachwissen einen substantiellen <strong>Beitrag</strong> zur Strategieentwicklung<br />

leisten. Ebenso können sie wichtige Distributoren von Informationen sein. Dies kann<br />

z.B. durch das einfache Auslegen von Broschüren in den Vor-Ort-Filialen, durch das Aufstellen mobiler<br />

Präsentationen, durch das Versenden von Informationen oder durch die Initiierung eigener oder die Beteiligung<br />

an, im Prozess selbst organisierten Veranstaltungen geschehen. In Finanzierungsfragen (Darlehen,<br />

Fördermittel) übernehmen sie wesentliche Aufgaben in der Beratung privater Eigentümer und gegebenenfalls<br />

auch durch die Bereitstellung besonderer Kreditleistungen, die die Ziele der Stadterneuerung<br />

unterstützen.<br />

Neben der herausragenden Position der Banken und Sparkassen kann aber auch von weiteren Beteiligten<br />

der Immobilienwirtschaft ein positiver <strong>Beitrag</strong> geleistet werden. Hier sind insbesondere die Immobilien-<br />

makler,<br />

Projektentwicklungsgesellschaften und Vertreter von Versicherungsinstituten zu nennen. Aber<br />

auch Architekten, Bausachverständige und Gutachter können wichtige Impulse geben. Sie alle sind fachlich<br />

ausdifferenzierte Experten, wenn es um die Investitionen in den Hausbestand geht und werden in der<br />

einen oder anderen Weise den Investitionsprozess begleiten oder beeinflussen. Gerade der Aufbau eines<br />

Expertenpools mit sachkundigen Architekten und in Kooperation mit Handwerkern (siehe Erfolgsfaktor<br />

Beratung) kann entscheidende, für die Investition förderliche Impulse an die fachlich meist überforderten<br />

und deshalb z.B. abwartenden Hauseigentümer liefern.<br />

Weitere Multiplikatoren<br />

In der Vorbereitungsphase werden möglicherweise auch weitere Multiplikatoren identifiziert, die in einem<br />

erkennbaren Zusammenhang mit der Investitionsbereitschaft privater Hausbesitzer stehen und im<br />

positiven Sinne des Prozesses hier einen hilfreichen <strong>Beitrag</strong> leisten können.<br />

Presse- und Medienvertreter sind die wesentlichen Meinungsmultiplikatoren mit meist hoher Reichweite.<br />

Sie tragen bedeutend zur Imagebildung eines Quartiers bei, lassen sich aber aufgrund des Verständnisses<br />

der eigenen Unabhängigkeit kaum organisatorisch fest in den Prozess einbinden. Auch ohne Einbindung<br />

sollte diese Gruppe sämtliche prozessrelevanten Informationen rechtzeitig und authentisch erhalten. Es<br />

kann empfehlenswert sein, die Pressearbeit durch einen hierauf spezialisierten ortsansässigen Journalisten,<br />

eine Presseagentur oder die internen Presseverantwortlichen vornehmen zu lassen.<br />

Auch die Mieter können eine wichtige Funktion im Mobilisierungsprozess übernehmen, da sie in direktem<br />

Kontakt zu den Eigentümern stehen. Sie haben die Möglichkeit, auf kurzen Wegen die Situation vor Ort<br />

zu verdeutlichen und sich bei den Eigentümern für eine Investition in deren Immobilie einzusetzen. Dies


27<br />

kann im Mobilisierungsprozess unter Umständen sogar als Druckmittel wirken, wenn die Mieter in Erwägung<br />

ziehen, aufgrund fehlender Instandsetzungsmaßnahmen und sonstiger Investitionen, das Mietverhältnis<br />

zu kündigen.<br />

Haus&Grund, als Organisation privater Hausbesitzer und Vermieter, ist sicher für die Meinungsbildung<br />

ein oft wesentlicher Multiplikator. Sie haben einen direkten Zugang zu einer meist größeren Anzahl von<br />

Hauseigentümern und können bei Dialogangeboten im Sinne der Mobilisierung durch ihre hohe Glaubwürdigkeit<br />

gegenüber den Eigentümern, z.B. durch Schreiben an ihre Mitglieder oder durch redaktionelle<br />

Berichterstattungen, positiv einwirken. Im Sinne einer Wahrnehmung der Interessen ihrer Mitglieder<br />

können auch die Organisation eines Beratungsangebotes oder die Organisation thematisch zentrierter<br />

Veranstaltungen wichtige Beiträge im Prozess darstellen.<br />

Der Mieterbund kann in der Wahrnehmung der Interessen seiner Klientel Meinungsmultiplikator für ganz<br />

wesentliche Botschaften sein. Schließlich werden wesentliche Imagekomponenten (siehe Erfolgsfaktor<br />

Standortimage) durch die Bewohner des Stadtquartiers selbst getragen. Dabei können sowohl positive<br />

als auch negative Impulse vom Mieterbund ausgehen. Durch eine Beteiligung am Mobilisierungsprozess<br />

kann er die Mieter z.B. motivieren, bei den Eigentümern für Investitionen zu werben. Negativimpulse<br />

werden allerdings ausgestrahlt, wenn sich z.B. Mietinteressierte an den Mieterbund wenden, dieser aber<br />

von einer Anmietung in einem bestimmten Stadtquartier auf Grund des schlecht eingeschätzten Images<br />

abrät. Dies würde durch die Nichtvermietung und die sinkende Nachfrage zu einer Schwächung des<br />

Standortes führen, was im Ergebnis zu Einnahmeverlusten und Rentabilitätsdefiziten, schließlich zu einer<br />

Investitionsbremse führen kann.<br />

Gleiches gilt für Gewerbevereine und Werbegemeinschaften, die in Stadtquartieren oft lokale Wirtschaftsinteressen<br />

bündeln und schon deshalb ein hohes wirtschaftliches Eigeninteresse besitzen, gleichzeitig<br />

aber oft auch über einen eigenen Zugang zu Personen der Kernzielgruppe verfügen.<br />

Kulturvereine, Vereine und Organisationen, deren Mitglieder einen ethnischen Hintergrund aufweisen,<br />

spielen oft eine große Rolle bei der Meinungsbildung und bei der Mobilisierung ihrer Klientel, sich auf<br />

einen Dialog in der Sache einzulassen. Dies insbesondere in Quartieren, in denen eine Vielzahl von Hauseigentümern<br />

eben einen solchen Migrationshintergrund aufweist.<br />

Steuerberater sind oft erste Ratgeber bei Investitionsentscheidungen, bzw. lösen im Zweifel auch Investitionen<br />

aus. Sie besitzen ein meist hohes Ansehen und Vertrauen bei ihren Kunden und können sowohl<br />

substantiell in der Sache (Argumentation des Nutzens, etwa Mieterbindung, Finanzierungschancen) beteiligt<br />

sein, als auch direkt, etwa durch die Übernahme von Hausverwaltungen einwirken. Steuerberater<br />

haben in der Regel einen sehr direkten Kontakt zu ihren Kunden, den sie auch zum Transport von Informationen<br />

und Angeboten im Rahmen der Stadterneuerung nutzen können.<br />

Die berufsständischen Organisationen, etwa die Industrie- und Handelskammern, die Handwerkskammer<br />

und die Kreishandwerkerschaften, der Einzelhandelsverband oder auch die lokale Vertretung des deutschen<br />

Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA), können wichtige Aufgaben im Rahmen eines Prozesses<br />

übernehmen. So wäre es z.B. vorstellbar, dass in Kooperation mit den Kreishandwerkerschaften oder<br />

der Handwerkskammer, ein handwerklicher Expertenpool vor Ort ausgebildet und kommuniziert wird.<br />

Dieser Expertenpool kann insbesondere im Bereich der Beratung Aufgaben übernehmen, ebenso aber<br />

(mit hohem eigenen wirtschaftlichen Interesse) Investitionen in der Ausführung begleiten. Insbesondere<br />

von in der Stadterneuerung noch jungen Themen (energetische Sanierung, bedarfsgerechtes barrierefreies<br />

Umbauen von Wohnungen) können so wesentliche Impulse ausgehen.<br />

Planung der Zielgruppen<br />

Die in den Prozess einzubindenden Zielgruppen sollten in einem speziellen Zielgruppendiagramm hinsichtlich<br />

der Organisation ihrer Einbindung (Chancengemeinschaft, runder Tisch) und ihres <strong>Beitrag</strong>es in<br />

der Sache (Rolle und Verantwortlichkeit) eingeschätzt und für den Prozess eingeplant werden. Bereits<br />

in der Vorbereitungsphase müssen die Vertreter dieser Zielgruppen dann entsprechend für den Prozess<br />

gezielt angesprochen, dadurch begeistert und somit gewonnen und anschließend offiziell eingebunden<br />

werden.


28<br />

4. Prozessgestaltung<br />

Eigentümer zum Mitmachen zu animieren und eventuell sogar eine Veränderung ihrer bisherigen Einstellung<br />

zu erreichen und im Endeffekt „Lust“ auf Investitionen zu wecken, ist nicht von heute auf morgen<br />

zu bewerkstelligen. Dafür ist die Aufgabe, Veränderungen in einem Stadterneuerungsgebiet anzustoßen<br />

und dauerhaft umzusetzen, von zu großer Komplexität. Zudem muss, überhöht oder auch fast pathetisch<br />

formuliert, eine „breite Bewegung“ in Gang gesetzt werden. Schließlich bewegt sich die Stadterneuerung<br />

innerhalb schwieriger Rahmenbedingungen, die eine Mobilisierungsstrategie zur Aktivierung privater<br />

Eigentümer fast unabdingbar und zu einem wesentlichen Bestandteil einer städtebaulichen Sanierungsmaßnahme<br />

machen.<br />

Aus diesen Gründen ist die Mobilisierung privater Eigentümer als längerfristiger, dauerhafter Prozess anzulegen.<br />

Eine gute Vorbereitung, Ausdauer und Geduld sind wichtige Voraussetzungen, um einen solchen<br />

Prozess zu organisieren und zu begleiten. Die Methodik sollte keinesfalls nur abschnittsweise zum Einsatz<br />

kommen.<br />

Im folgenden Kapitel werden die wesentlichen Ankerpunkte einer in idealer Weise durchgeführten Mobilisierung<br />

erläutert und die wichtigen Erfolgsfaktoren für eine gewinnende Einbindung der privaten Eigentümer<br />

in die Stadterneuerungsaufgabe benannt.<br />

4.1. Phasen der Mobilisierung<br />

Orientierung an Marketing- und Managementmethoden<br />

Marketing- und Managementwissen stellen eine hilfreiche Grundlage dar, um eine wirkungsvolle Methodik<br />

zur Transformation des Nicht-Verhaltens der privaten Eigentümer hin zu einem wünschenswerten<br />

(Investitions)Verhalten zu bewirken. Jede Art der Veränderung bezogen auf einen Menschen oder eine<br />

Gruppe folgt einem typischen Verlauf. Hier wurden auf dem Gebiet der Betriebswirtschaft hilfreiche Erkenntnisse<br />

gewonnen. Diese Kenntnisse können zum Teil übertragen werden, um eine anhaltende Mobilisierung<br />

privater Eigentümer zu erreichen.<br />

Gedankliche Hilfestellung liefert hierbei z.B. die Diffusionstheorie, die die Zusammenhänge der Einführung<br />

neuartiger Produkte erläutert. Die Grundüberlegung dieser Theorie geht davon aus, dass eine kleine<br />

Gruppe von „Innovatoren“ neuartige Produkte direkt nach Markteinführung kaufen. Sie haben mehr oder<br />

weniger auf das neue Produkt gewartet und ihnen reicht häufig die bloße Information darüber aus, dass<br />

das Produkt nun zum Verkauf steht. Die weitere Verbreitung der Produkte ist ganz entscheidend abhängig<br />

von der erreichten „kritischen Masse“ von Käufern. Die Weiterverbreitung basiert daher auf der Wirkung<br />

der Mundpropaganda und den zu wählenden Verkaufsargumenten. Es gibt demnach Käufergruppen,<br />

deren Einstellung kongruent zu den Vorzügen des neuen Produkts ist. Das sind die Innovatoren. Darüber<br />

hinaus gibt es Zauderer, die sich aber durch immer größer werdende Gruppen von Käufern von den Produktvorzügen<br />

überzeugen lassen.


29<br />

Abbildung 6: Diffusionskurve nach E.M. Rogers<br />

In ähnlicher Weise muss der Prozess der Mobilisierung verlaufen. Kurz zusammengefasst gilt daher folgender<br />

Mechanismus: In der ersten Phase müssen die Eigentümer erreicht werden, die den Inhalten, Zielen<br />

und Ideen der Stadterneuerung positiv gegenüber eingestellt sind. Mit Hilfe dieser positiven Beispiele<br />

gilt es, die große Mehrheit zu überzeugen.<br />

Hilfestellungen durch die Kenntnisse aus Veränderungsprozessen<br />

Weitere hilfreiche Anregungen für die Ausgestaltung eines Mobilisierungsprozesses bieten die Methoden<br />

des so genannten „Veränderungsmanagements“ oder auch „Change Management“ genannt. Mit Veränderungsmanagement<br />

wird ein bewusster Steuerungsprozess zur Umsetzung umfassender, bereichsübergreifender<br />

und inhaltlich weit reichender Veränderung in einer Organisation im Zuge der Umsetzung von<br />

neuen Strategien, Strukturen, Systemen, Prozessen oder Verhaltensweisen bezeichnet. Damit bestehen<br />

hier vielfältige Parallelen zur gewünschten Mobilisierung privater Eigentümer, deren Verhaltensweisen ja<br />

auch verändert werden sollen.<br />

Acht Grundsätze zur Durchführung von Veränderungsprozessen<br />

(John Kotter: A force for Change: How Leadership Differs from Management (1990))<br />

• erzeugen Sie ein Gefühl von Dringlichkeit<br />

• Schaffen Sie eine Koalition<br />

• Entwickeln Sie eine klare Vision<br />

• Teilen Sie die Vision (mit)<br />

• Bevollmächtigen Sie Leute zum Entfernen von Hindernissen<br />

• Sichern Sie kurzfristige Gewinne<br />

• Konsolidieren Sie und machen Sie weiter<br />

• Befestigen Sie die Änderungen


30<br />

Mindestens fünf dieser Grundsätze zur Durchführung von Veränderungsprozessen sind für die erfolgreiche<br />

Gestaltung von Mobilisierungsprozessen von großer Bedeutung.<br />

• Dringlichkeit: Der Stadterneuerungsprozess sollte unbedingt als wichtiges Thema für die Stadtentwicklung<br />

deklariert werden. Wichtige Multiplikatoren sollten in den Prozess eingebunden werden.<br />

Insbesondere die Stadtspitze sollte signalisieren, dass ihr der Stadterneuerungsprozess ein ernstes<br />

Anliegen ist.<br />

• Koalition: Der Stadterneuerungsprozess sollte auf breiter Basis arbeiten. Daher sind frühzeitig wichtige<br />

Multiplikatoren in den Prozess einzubinden. Es gilt alle bedeutenden lokalen Akteure zu berücksichtigen<br />

und von Anfang an Rollen und Verantwortungen auf mehreren Schultern zu verteilen.<br />

• Vision: Für die Beteiligten bzw. die für den Prozess zu gewinnenden Akteure sollte eine verlässliche<br />

Perspektive hinsichtlich der Entwicklung des Stadterneuerungsgebietes dargestellt werden. Die Kommunikation<br />

einer von einer großen Mehrheit getragenen Vision zur Zukunft des Standortes ist wertvoll,<br />

um den Prozess verlässlich zu gestalten. Im Endeffekt ergibt sich hierdurch auch eine belastbare<br />

Perspektive für das wirtschaftliche Handeln der Eigentümer. Entscheidend ist dabei, dass die Vision<br />

der Meinung einer breiten Mehrheit entspricht und konsequent kommuniziert wird.<br />

• Erfolgskommunikation: Der Stadterneuerungsprozess ist zwar ein langfristiges Unterfangen, aber<br />

eine positive Wendung der Gebietsentwicklung muss frühzeitig signalisiert werden. Daher sind möglichst<br />

kurzfristige Erfolge zu erarbeiten und zu vermarkten, um damit auch eine Aufbruchstimmung<br />

zu erzeugen.<br />

• Dauerhaftigkeit: Eine nur kurzfristige Motivation kann teilweise sogar schädlich wirken, weil sie zu<br />

viele unrealistische Erwartungen erweckt. Dauerhaftigkeit der Projekte und Maßnahmen ist daher,<br />

neben der schnellen Umsetzung, ein wichtiges Ziel einer Mobilisierung privater Eigentümer.<br />

Mobilisierung als offener, dialogorientierter und kreativer Prozess<br />

In Mobilisierungsprojekten ist vor allem Kommunikation eine durchgehend wichtige Aufgabe, ihr Stellenwert<br />

kann nicht hoch genug bewertet werden.<br />

Kommunikation findet im Prozess des Wandels immer statt: Bürger diskutieren über geplante oder laufende<br />

Veränderungen, egal ob sie gut informiert sind oder nicht. Erfahrungsgemäß führt Nicht-Kommunikation<br />

oft dazu, dass viele Betroffene unterstellen, es wurden bereits Entscheidungen gefällt, über die sie<br />

jedoch keine Informationen erhalten haben. Als Folge brodelt die Gerüchteküche.<br />

Intensive, gut strukturierte und effektiv eingesetzte Kommunikation ist ein wesentlicher Faktor auf dem<br />

Weg zu mehr Beteiligung der Betroffenen an Veränderungsprojekten und kann somit ein Erfolgsfaktor für<br />

den Wandel selbst sein.<br />

Die Kommunikationsmaßnahmen müssen konzeptionell gestützt sein. Sie müssen zielgruppengerecht,<br />

dauerhaft und seriös sein, wenn sie zum Ziel führen sollen. Via Kommunikation läuft ein großer Teil der<br />

Motivation und der Vertrauensbildung. Kommunikation ist daher der wichtige Schlüssel für eine erfolgreiche<br />

Mobilisierung privater Eigentümer. Und zwar umso mehr, je größer das Gebiet ist. Kommunikation<br />

umfasst dabei alle wichtigen Kanäle der Kontaktaufnahme, von A wie Außenbüro, über P wie persönliches<br />

Gespräch bis Z wie Zeitung.<br />

Der Veränderungsprozess sollte grundsätzlich gut vorbereitet werden. Daher ist es unabdingbar, ein klares<br />

Bild über die Ausgangssituation zu haben und eine Strategie für den Gesamtprozess zu entwickeln,<br />

letztendlich die notwendigen Schritte planvoll vorzubereiten. Zunächst gilt es, die Bedingungen und Voraussetzungen<br />

im Stadterneuerungsgebiet genau zu prüfen, bestimmte Strukturen und Gegebenheiten<br />

zu berücksichtigen und die eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu schaffen. Das alles bedeutet einen<br />

engen Kontakt und eine enge Zusammenarbeit mit den Betroffenen im Stadterneuerungsgebiet. Nur<br />

über Nähe kann man schneller auf die Bedürfnisse der Eigentümer eingehen.


31<br />

Wichtige Schritte auf dem Weg zur Eigentümer-Mobilisierung:<br />

• Bedarfe analysieren<br />

• Soll-Zustand definieren<br />

• Notwendige Strukturen entwickeln<br />

• Vision und Ziele formulieren<br />

• Einstellungen und Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer eruieren<br />

• Verantwortliche zur Unterstützung einbinden<br />

• Wichtigkeit des Prozesses darstellen<br />

• alle Eigentümer und Betroffene einbeziehen<br />

• Glaubwürdigkeit vorleben<br />

• Erfolge kommunizieren<br />

• Beständigkeit sichern<br />

Die Betroffenen sollten stets über die Gründe der Veränderung, die konkreten Inhalte, die einzelnen Prozessschritte,<br />

alle relevanten Folgen sowie in Feedbackprozessen über Erfolge, gegebenenfalls auch Misserfolge<br />

des Veränderungsvorhabens informiert werden. Bei schnell aufeinander folgenden Ereignissen in<br />

Mobilisierungsprozessen ist es besser etwas unvollständig, aber dafür häufig zu kommunizieren als abzuwarten,<br />

bis irgendwann exakt informiert werden kann.<br />

Bewohner und Gewerbetreibende eines Stadterneuerungsgebietes sind in der Regel durch die Erneuerungsaktivitäten<br />

berührt, ohne dass sie einen aktiven Part bei der Formulierung der Wandlungsstrategie<br />

oder der Umsetzung der Veränderung spielen. Um den Prozess auf eine breite Basis zu stellen, sollten die<br />

Inhalte des Stadterneuerungsprozesses breit in der Öffentlichkeit kommuniziert werden, um Einblicke zu<br />

vermitteln, Erfolge zu dokumentieren, die relevanten Akteure zu benennen und insgesamt Ansatzpunkte<br />

zu einer aktiven Teilnahme zu bieten.<br />

Um eine gelungene Umsetzung der Veränderungen zu ermöglichen, sollte man bestrebt sein, Widerstände<br />

abzubauen und durch offene Kommunikation Vertrauen bei den Beteiligten aufzubauen. Im Idealfall<br />

sollte Kommunikation über eine Veränderung sowohl früher beginnen als auch später aufhören als die<br />

Veränderung selbst. Damit alle Betroffenen, den Wandlungsprozess, der selbst stets Veränderungen<br />

unterliegt, kontinuierlich verfolgen können, zeichnet sich Kommunikation in Mobilisierungs-Prozessen<br />

durch vielfältige Rückkopplung bzw. Feedbackschleifen im laufenden Prozess aus.<br />

Wer nicht schon zu Beginn von Mobilisierungs-Projekten klar kommuniziert und die Betroffenen im Projektverlauf<br />

ständig abholt, wird später wenig Akzeptanz für notwendige Maßnahmen vorfinden. Häufig<br />

bauen sich sogar massive Widerstände auf, die nur mühsam zu überwinden sind. Um eine erfolgreiche<br />

Umsetzung der Veränderungen zu ermöglichen, muss durch eine offene Kommunikation Vertrauen bei<br />

den Eigentümern aufgebaut werden. Eine gute Kommunikation ist nicht beliebig, sondern verbindlich.<br />

Verbindlichkeit schafft Glaubwürdigkeit, Glaubwürdigkeit schafft Vertrauen, Vertrauen schafft Verhaltensänderung.


32<br />

1. Stufe der Mobilisierung: Ansprechen; Aufmerksamkeit und Relevanz bei den Eigentümern<br />

erreichen<br />

2. Stufe der Mobilisierung: Überzeugen; Argumente werden durch den Eigentümer als relevant<br />

erkannt<br />

3. Stufe der Mobilisierung: Verhalten; Eigentümer beteiligen sich an der Stadterneuerung<br />

Vier Phasen strukturieren den Mobilisierungsprozess<br />

Der Entwicklungspfad einer Eigentümermobilisierung lässt sich in vier Phasen gliedern, in denen jeweils<br />

unterschiedliche Zielgruppen angesprochen werden.<br />

Die typischen Phasen eines Mobilisierungsprozesses sind: Vorbereitung, Start, Umsetzung und Stabilisierung.<br />

Um einen tief greifenden Wandel zu gestalten, sollte jede Phase komplett durchlaufen werden – die<br />

Übergänge sind jedoch fließend. Die Dauer der Phasen ist nicht vorab zu bestimmen. In der Praxis wird es<br />

auch vielfältige Überschneidungen geben. Es besteht kein direkt umsetzbares Modell, das ähnlich einer<br />

Bedienungsanleitung abgearbeitet werden kann. Letztendlich bestimmen die Bedingungen in dem jeweiligen<br />

Stadterneuerungsgebiet die konkrete Abfolge der Schritte.<br />

In der Strategieumsetzung gibt es für jede einzelne Phase Instrumente, die das Vorgehen situationsbezogen<br />

erleichtern. Dabei stellt die Koppelung der einzelnen Phasen eines Veränderungsprozesses mit einer<br />

gezielten Kommunikationsstrategie das Fundament des Mobilisierungserfolges dar.<br />

Abbildung 7: Phasen des Mobilisierungsprozesses<br />

Kernaktivitäten in den Mobilisierungs-Phasen<br />

Die vier Phasen der Mobilisierung haben jeweils unterschiedliche Umsetzungszwecke. Im Folgenden werden<br />

die Phasen kurz beschrieben und wichtige Aktivitäten dargestellt.<br />

Die Vorbereitungsphase dient, entsprechend ihrer Bezeichnung, der Vorbereitung der Mobilisierung. In<br />

dieser Phase soll grundsätzlich für alle Beteiligten Orientierung geschaffen werden. Diese Phase hat einen<br />

hohen Stellenwert, da hier die wichtigen Weichen gestellt werden. Es gilt, eine Strategie zu entwickeln


33<br />

und insgesamt den Rahmen für das weitere Vorgehen zu setzen. Diese Phase entspricht im weitesten<br />

Sinne dem üblichen Vorgehen der Stadtplanung zur Initiierung von Erneuerungsprojekten. Damit werden<br />

auf Basis umfangreicher Bestandsanalysen und –bewertungen die Kernpunkte der zukünftigen Entwicklung<br />

umschrieben. Produkt dieser Phase wird ein Handlungs- oder Entwicklungskonzept sein. Dabei ist<br />

jedoch darauf zu achten, dass nicht nur (städte-)bauliche Aspekte analysiert werden, sondern auch die<br />

Struktur der Eigentümer und die sich hieraus ergebenden Bedarfe.<br />

Darüber hinaus sollte aber in dieser Phase schon eine tragfähige und von vielen mitgetragene Vision entwickelt<br />

werden. Zusätzlich gilt es, in dieser Phase Einfluss-, Macht- und Widerstandsstrukturen zu erkennen.<br />

Die örtlichen Akteure müssen in den Erneuerungsprozess entsprechend ihrer Kompetenzen und<br />

Möglichkeiten eingebunden werden. Es geht darum, frühzeitig Rollen und Verantwortungen zu verteilen<br />

und haltbare Koalitionen zu schmieden. Daraus sollte sich eine Multiplikatoren-Gruppe zusammen finden,<br />

die genügend Überzeugungskraft, Kompetenz und Macht hat, den Veränderungsprozess zu gestalten<br />

und Überzeugung sowie Aufbruchstimmung glaubwürdig vorzuleben.<br />

In der Startphase geht es buchstäblich los. Ziel dieser Phase ist es, Bewegung zu erzeugen und Aufbruchstimmung<br />

in das Stadterneuerungsgebiet hinein zu tragen. Die Multiplikatoren werden aktiv in den<br />

Prozess eingebunden, um für den Veränderungsprozess zu werben. Die Kommunikation wird gestartet. Es<br />

findet eine intensive Auseinandersetzung mit den Themen und Inhalten der Stadterneuerung statt. Diese<br />

Phase dient insbesondere auch dem Aufbau von Kontakten zu den Eigentümern und es sollte jede Möglichkeit<br />

zur vertrauensvollen Information und Kommunikation der Vision und Strategien genutzt werden.<br />

Dabei gilt es zunächst, die Gruppe der „Aufgeschlossenen“ (vgl. Kapitel 3.1) in den Prozess einzubinden.<br />

Hierdurch können wichtige Impulse für den gesamten Prozess gesetzt werden. Die ersten vom Erneuerungsprozess<br />

überzeugten Eigentümer können als Multiplikatoren genutzt werden, um weitere Eigentümer<br />

zu gewinnen.<br />

Ab dieser Phase sind Maßnahmen zu entwickeln. Größere Projekte sollten möglichst in kleinere Aktivitäten<br />

aufgeteilt werden, um kurzfristige Erfolge kommunizieren zu können, die eine Signalwirkung entfalten<br />

können. Dabei ist es nicht wichtig, dass an den „Schmuddelecken“ begonnen wird. In diesen Bereichen<br />

finden sich zumeist keine einfach zu mobilisierenden Eigentümer, sondern solche, die sich erst nach<br />

einem längeren Prozess (oder gar nicht) mobilisieren lassen. Frühzeitige, vorzeigbare Ergebnisse sind aber<br />

wichtig, um weitere Eigentümer zu Investitionen anzuregen und den gesamten Stadterneuerungsprozess<br />

voran zu treiben! Die Umsetzung von Maßnahmen sollte an ein Vor-Ort-Büro gekoppelt werden, dass<br />

darüber hinaus Projekte, Vorgehensweisen und Maßnahmen koordiniert und steuert.<br />

In der Umsetzungsphase ist grundsätzlich das Handeln zu intensivieren. Die Umsetzungsphase dient<br />

dem verstärkten Beziehungsaufbau, um die Anzahl der involvierten Eigentümer zu vergrößern. Die vielen<br />

noch unschlüssigen Eigentümer sind weiter zu motivieren: aus „Beobachtern“ werden „Beteiligte“. Über<br />

positive Beispiele wird die Anzahl der mobilisierten Eigentümer erhöht. Den Leistungen der schon aktiven<br />

Eigentümer wird somit eine adäquate Anerkennung gezollt.<br />

Die Stabilisierungsphase dient dem Vertrauensausbau. Es gilt, Selbstverständlichkeit zu erzeugen! Ein<br />

regelmäßiges Feedback zeigt an, ob das Zukunftsbild mit dem tatsächlichen Handeln der Eigentümer<br />

übereinstimmt. Bei Abweichungen können geeignete Maßnahmen abgeleitet werden, die stabilisierenden,<br />

verbessernden oder erneuernden Charakter haben. Dadurch werden die gefundenen Lösungen<br />

selbstverständlich.<br />

4.2. Erfolgsfaktoren der Mobilisierung<br />

Durch Berücksichtigung der Erfolgsfaktoren in der Durchführung des Mobilisierungsprozesses kann erwartet<br />

werden, dass die Mobilisierung erfolgreich realisiert wird. Die im Folgenden aufgeführten, zentralen<br />

Erfolgsfaktoren für eine Ziel führende Mobilisierung sind Nutzen, Standortimage, Beratung, Organisation<br />

der Chancengemeinschaft und Außenauftritt und wurden insbesondere auch in den Workshops in<br />

den Modellkommunen erarbeitet und bestätigt.


34<br />

Abbildung 8: Erfolgsfaktoren der Mobilisier<br />

Nutzen<br />

Eine bedürfnisorientierte Nutzenargumentation ist der Kern einer erfolgreichen Eigentümer-Mobilisierung.<br />

Nur wenn die Eigentümer verstehen, was ihnen angeboten wird, werden sie die Leistung auch<br />

entsprechend wertschätzen. Jeder Eigentümer entscheidet sich für die Alternative, für die der subjektive<br />

Nutzen am größten erscheint. Denn jeder Mensch versucht die Entscheidung zu treffen, die seinen Bedürfnissen<br />

am meisten entspricht.<br />

Nach den Erkenntnissen der Kommunikationstheorie kann ein bestimmtes Verhalten nur erreicht werden,<br />

wenn über die Kommunikation die Einstellung verändert wird. Der größte Motor für eine Veränderung der<br />

Einstellung ist bei allen Menschen der erwartete Nutzen. Dieser kann sich entweder auf den egoistischen<br />

(wirtschaftlichen) Nutzen oder auch auf einen sozialen Nutzen beziehen (siehe Kapitel 2).<br />

Das Nutzenargument wird im Rahmen der Mobilisierung privater Eigentümer vor allem finanzieller<br />

Art sein, so dass z.B. Argumente wie die langfristige Wertsteigerung der Immobilie, langfristige sichere<br />

Mieteinnahmen, die Altersvorsorge durch die Immobilie oder der Zugang zu Fördermitteln hier im Vordergrund<br />

stehen wird. Daneben sollte auch eine psychologische Nutzenargumentation (z.B. Wohlfühlen,<br />

Lebensqualität) Berücksichtigung finden. Wichtig bei der Kommunikation des Nutzens ist, dass ein „Perspektivenwechsel“<br />

vorgenommen wird und der Nutzen aus Sicht der Eigentümer dargestellt wird.<br />

• Ein Nutzenargument muss erkennbare Vorteile, Verbesserungen für die Eigentümer<br />

kommunizieren.<br />

• Nutzenargumente müssen aus Sicht des Eigentümers formuliert werden, frei nach dem<br />

Marketing-Motto: Ein Köder muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.<br />

• Das Nutzenargument muss konkret, griffig und verständlich sein.<br />

• Je mehr der Nutzen die emotionalen Motive der Eigentümer trifft, umso besser ist seine<br />

Wirkung.


35<br />

Standortimage<br />

Das Thema Image ist bei jeder Eigentümer-Mobilisierung das zentrale Thema, da das Image auf Entscheidungen<br />

der Bewohner, Eigentümer, zukünftiger Mieter oder z.B. Kreditwirtschaft Einfluss hat. Auf Grundlage<br />

der vorhandenen Standortbegabungen sollte ein positives Leitbild entwickelt werden, mit dem sich<br />

die Bürger identifizieren können. Dieser Prozess ist jedoch nur dann erfolgreich, wenn es dauerhaft gelingt,<br />

möglichst viele Kräfte einer Stadt (unterschiedliche Partner und Zielgruppen) zu bündeln und unter<br />

einem nachhaltigen Leitbild auf gemeinsame Ziele und Maßnahmen auszurichten.<br />

In der Kommunikation wird die Entwicklung gemeinsamer Einstellungen/Visionen das „Wir-Prinzip“ genannt.<br />

Das „Wir-Prinzip“ mit der zugrunde liegenden Soll-Einstellung muss zu Beginn einer Kampagne<br />

gemeinsam tragfähig entwickelt und formuliert werden. Die Formulierung des „Wir-Prinzips“ ist von elementarer<br />

Bedeutung und muss mit großer Sorgfalt erarbeitet werden, da es die Grundlage der weiteren<br />

Mobilisierungsschritte darstellt. Denn eine Mobilisierung kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten eine<br />

gemeinsame „Soll-Einstellung“ entwickeln. Oberstes Ziel ist es daher, ein deutliches „Wir-Gefühl“ in den<br />

Quartieren/Kommunen zu erreichen, zu stärken und zu stabilisieren (siehe Kapitel 2).<br />

Gleichzeitig muss dem negativen Image durch konkrete Fakten die Basis entzogen werden. Dies gelingt<br />

beispielsweise mit einer Kampagne/Öffentlichkeitsarbeit nach dem Motte „Stimmt es eigentlich, dass...“.<br />

Beratung<br />

Für die oftmals wenig professionell agierenden Kleineigentümer ist eine gute Beratung wichtig und kann<br />

einen großen Überzeugungsbeitrag zur Mobilisierung leisten. Beratungsangebote werden nach den Erfahrungen<br />

dankend angenommen. Sie sind Garant für die Zufriedenheit, denn nicht zuletzt baut eine<br />

verlässliche, fundierte Beratung eine belastbare Vertrauensbasis auf.<br />

Wichtige Themen für die Beratung sind die generelle Markt- oder Bewirtschaftungsstrategie, die Finanzierung,<br />

die Bautechnik und Umsetzung von Modernisierungsmaßnahmen. In manchen Fällen dehnen sich<br />

die Beratungsinhalte auch auf ganze Lebensbereiche aus. Die Beratung muss lokal angeboten werden,<br />

leicht zugänglich sein und die verschiedenen Beratungsleistungen zumindest an verantwortliche Stellen<br />

in der Stadtverwaltung oder an Fachleute aus einem zu bildenden Beraterpool weiter vermitteln (Rundum-Beratung).<br />

Dabei ist es wichtig, mögliche Hemmschwellen (Fachchinesisch, Bürokratie-Skepsis, etc.)<br />

bei den Eigentümern abzubauen und seriös und „neutral“ aufzutreten. Für Eigentümer mit Migrationshintergrund<br />

ist oftmals eine Beratung in ihrer jeweiligen Landessprache sinnvoll.<br />

Organisation der Chancengemeinschaft<br />

Der Begriff „Chancengemeinschaft“ umschreibt sehr eindrucksvoll die Bedingungen, in denen die Stadterneuerung<br />

agieren muss. In den Stadtteilen mit geringen Entwicklungsperspektiven müssen sich Eigentümer,<br />

Stadtverwaltung, Gewerbetreibende, Kommunalpolitik und andere Aktive und entscheidende<br />

Multiplikatoren zusammen tun, um auf Basis der bestehenden Chancen eine positive Entwicklung voran<br />

zu bringen. Es geht also darum, gemeinsam bei den positiven Ausgangsbedingungen im Stadtteil anzusetzen<br />

und eine Schicksalsgemeinschaft zu einer Verantwortungs- und Chancengemeinschaft machen.<br />

Wesentlich für den Aufbau einer Chancengemeinschaft ist eine koordinierende und initiierende Stelle,<br />

wie z.B. ein Vor-Ort-Büro, das eine Kümmererfunktion einnimmt. Zu Beginn des Prozesses muss analysiert<br />

werden, welche Personen in die Chancengemeinschaft eingebunden werden sollen und welche Rolle und<br />

Aufgabe sie erfüllen können. Es gilt strategische Partner wie z.B. Wohnungsunternehmen und Kreditwirtschaft<br />

einzubinden und konkrete Rollen zu verteilen: können z.B. Wohnungsunternehmen Beratungsleistungen<br />

für die Kleineigentümer anbieten<br />

Daneben findet man häufig Eigentümer im Quartier, die sich bereits mit bestimmten Themen (Sanierung,<br />

altengerechte Wohnungen, Balkon-Vorbau etc.) auseinandergesetzt haben und die als Multiplikatoren<br />

wirken können. Hier gilt es, das Potenzial und Know-How der Einzeleigentümer für die Gemeinschaft zu<br />

nutzen. Was bereits schon gut umgesetzt worden ist oder gut funktioniert, muss nicht nochmals neu<br />

erfunden werden (z.B. Tipps Balkonanbau, Fahrstuhl-Einsatz, Lösungen bei Heizungsproblemen).


36<br />

Eigentümer eines Quartiers befinden sich oftmals in der gleichen Situation, haben die gleichen Probleme,<br />

ähnliche Wertvorstellungen, Bedürfnisse, ein gemeinsames Anliegen, etc. Denkbar ist daher die Etablierung<br />

einer gemeinsamen Plattform, wo Tipps und Erfahrungen untereinander ausgetauscht werden<br />

können oder wo man einen „persönlichen“ Paten zur Seite gestellt bekommt. So lässt sich eine produktive<br />

Gemeinsamkeit durch Einsatz aller Beteiligten zu Gunsten einer gemeinsamen und besseren Zukunft<br />

herstellen! Zudem kann z.B. die Übernahme von Patenschaften emotional, öffentlichkeitswirksam kommuniziert<br />

werden. Das stärkt das Wir-Gefühl der Eigentümer im Quartier und liefert interessanten „Stoff“<br />

für eine gute Story.<br />

Außenauftritt<br />

Der Außenauftritt oder die Corporate Communication verfolgt das Ziel, in den Köpfen der Eigentümer<br />

eine klare und wieder erkennbare Außendarstellung, eine einheitliche Ansprache, ein unverwechselbares<br />

Erscheinungsbild und/oder eine tragfähige Identität zu verankern. Kommunikative Elemente auf ganz unterschiedlichen<br />

Ebenen müssen nahtlos und widerspruchsfrei ineinander greifen und ein großes Ganzes<br />

bilden. Deshalb ist es entscheidend, dass alle Botschaften aus einem übergeordneten Leitbild abgeleitet<br />

werden. Dieses muss kommuniziert werden und einheitlich und konsequent umgesetzt werden. Die Identität<br />

eines Quartiers manifestiert sich in der Summe seiner Kommunikation.<br />

Eine professionelle Außendarstellung bietet die Chance, sich bemerkbar zu machen, sich eindeutig zu<br />

positionieren und seine Stärken, Werte und Ziele über Gestaltungselemente wie z.B. ein Logo symbolhaft<br />

nach außen zu tragen.<br />

Die Nutzung einer gemeinsamen Symbolik, z.B. eines Logos oder eines Signets erhöht die Bedeutung<br />

eines Themas und schafft gemeinsame Identität der Eigentümer. Ein Logo unterstreicht zudem die Bedeutung<br />

des Namens. Das kann durch ein grafisches Symbol und/oder die Auswahl einer passenden Schrift<br />

geschehen. Ein gutes Logo sollte prägnant und wiedererkennbar sein und als Identifikationsmerkmal für<br />

die Stadt / das Quartier stehen.<br />

Darüber hinaus reicht das Spektrum vom einheitlichen Design der Kommunikationsmedien bis hin zum<br />

Auftreten der Mitarbeiter des Vor-Ort-Büros und dessen Verortung. So sollte beispielsweise die Verlässlichkeit<br />

der Ansprechbarkeit an allen Stellen gleichermaßen kommuniziert werden.<br />

5. Maßnahmen einer Mobilisierungskampagne<br />

Erfolgreiche Mobilisierung benötigt Methode. Formale Methoden erleichtern nicht nur den Projektablauf<br />

oder sparen Kräfte für Unvorhergesehenes sondern sind entscheidend für den Projekterfolg. Das Phasenmodell<br />

ist daher ein zentrales Instrument, um den Mobilisierungsprozess erfolgreich voranzutreiben (vgl.<br />

Kap. 4.1).<br />

Planvolles Vorgehen ist entscheidend<br />

Die Koppelung dieser einzelnen Phasen mit einer gezielten Kommunikationsstrategie ist das Fundament<br />

für eine erfolgreiche Mobilisierung. Pro Phase können eine Vielzahl von Maßnahmen durchgeführt werden.<br />

Die Kunst des Veränderungsprozesses besteht nun aber darin, unter oftmals restriktiven Rahmenbedingungen<br />

ein geeignetes Set von Aktionen und Maßnahmen zu gestalten, zu koordinieren und in einem<br />

fortschreitenden Prozess weiter zu entwickeln.<br />

Bevor die Instrumente ausgewählt und kombiniert werden, empfiehlt es sich deshalb, zunächst zu analysieren,<br />

in welcher Phase sich der Mobilisierungsprozess befindet. Dies hilft zu beurteilen, ob eine nur<br />

kurzfristige Intervention oder ein dauerhaft angelegter Prozess zur Verhaltenssteuerung notwendig ist<br />

und welche Maßnahmen zielführend sein können.


37<br />

Strategien zur Förderung einer nachhaltigen Mobilisierung zielen dabei grundsätzlich auf die Veränderung<br />

oder den Erwerb einer gewünschten Einstellung der Zielgruppen und in der Konsequenz auf ein<br />

entsprechendes Verhalten (vgl. Kapitel 2). Im Ergebnis soll der private Hauseigentümer den Sinn der<br />

Zusammenarbeit erkennen, in den Dialog eintreten und dann mit privaten Investitionen in den Hausbestand<br />

zum Gesamterfolg beitragen. Bei allen Kommunikationsmaßnahmen steht damit der Eigentümer<br />

als Adressat im Mittelpunkt. Er muss die Relevanz des Themas und den Nutzen für sich selbst erkennen.<br />

Veränderungsprozesse erfolgen in der Regel aber sehr langsam. Bei der Auswahl der Maßnahmen sollte<br />

daher auf die unterschiedliche zeitliche Wirksamkeit und auf entsprechende Indikatoren geachtet<br />

werden. Am besten werden die Maßnahmen so kombiniert, dass sich ihre Wirkung über einen längeren<br />

Zeitraum hinweg ergänzt. Die Maßnahmen dürfen einander nicht widersprechen, sollten miteinander<br />

verzahnt sein und in eine gemeinsame Strategie einzahlen.<br />

Schematische Darstellung möglicher Kommunikationsmaßnahmen in Veränderungsprozessen<br />

5.1. Maßnahmen in Vorbereitungsphasen<br />

Wichtige Weichenstellungen für die folgenden Phasen<br />

Die Vorbereitungsphase ist die wohl intensivste und wichtigste Phase eines Prozesses. Die Vorbereitungsphase<br />

dient insbesondere der Analyse der Status Quo-Bedingungen (vgl. Kap 6). Darüber hinaus wird<br />

analysiert, wie intensiv (Planung der Ressourcen) der anschließende Prozess zu gestalten ist. Sämtliche<br />

Weichen für die sich dann anschließenden „aktiven“ Phasen werden gestellt. Strategische Festsetzungen<br />

können in späteren Phasen nur noch mit besonderem Aufwand korrigiert werden, so dass sich die intensive<br />

Vorbereitung auf den Prozess in jedem Fall auszahlt.<br />

Die Vorbereitungsphase sollte auch der Analyse und Planung der „Erfolgsfaktoren“ dienen (siehe Kapitel<br />

4.2). So sollte das Standortimage analysiert und Veränderungen geplant werden, die möglichen Teilnehmer<br />

in einer Chancengemeinschaft sowie mögliche Beratungstools identifiziert und die „Nutzenargumentationen“<br />

zusammengestellt werden.


38<br />

Wesentlich in der Vorbereitungsphase ist es in jedem Falle, gemäß des WIR-PRINZIPS (vgl. Kapitel 2) eine<br />

Vision für das Stadtquartier, bzw. eine SOLL-Einstellung“ sorgfältig zu erarbeiten und diese für eine spätere<br />

Umsetzung in Kommunikationsmedien zu formulieren.<br />

Mögliche Maßnahmen:<br />

Kreis der ‚Internen Multiplikatoren’ gewinnen: Zunächst muss bei allen Beteiligten des „inneren Kreises“<br />

(siehe Kapitel 3.2) ein Bewusstsein für die Notwendigkeit einer strategischen Neuorientierung und eines<br />

professionellen Mobilisierungsprozesses geschaffen werden. Dies wird später ausgedehnt auf die sich bildende<br />

Chancengemeinschaft. Es muss eine Veränderungskultur geschaffen werden, in der jeder Beteiligte<br />

die Notwendigkeit der Veränderung erkennt.<br />

Thema ‚wichtig machen’: Es sollte eine Übereinkunft für den Veränderungsprozess bei den Verantwortlichen<br />

der Stadt (z.B. Bürgermeister) eingeholt werden. Dies dient dazu, das Projekt ’wichtig zu machen’<br />

und es auch (verwaltungs)intern auf die Top-Prioritätenliste zu setzen. Wird die Bedeutung des Projektes<br />

von Politik und Verwaltung entsprechend ’vorgelebt’ können Eigentümer einfacher überzeugt werden.<br />

Adressdatei aufbauen: Schon in der Vorbereitungsphase werden Zugänge zu den Adressen der Zielgruppen<br />

identifiziert, da diese in den späteren Phasen das Fundament der Kommunikation darstellen. Die<br />

Adressen der Eigentümer sind in den Städten zum Zweck der Erhebung der Grundsteuerabgaben vorhanden.<br />

Wenn diese aus Datenschutzgründen nicht genutzt werden können (ggf. bei externen Dienstleistern)<br />

muss eine Adressdatei durch eine mühsame Recherche und Befragung der Bewohner zusammengestellt<br />

werden. Die Datei sollte im Laufe des Prozesses gepflegt und aktualisiert werden, um eine engere Beziehung<br />

zu den Eigentümern (im Sinne eines Customer-Relationship) aufzubauen. Besonders interessante<br />

Merkmale der Eigentümer sind beispielsweise, ob sie als Multiplikatoren fungieren können oder ob sie im<br />

Quartier leben.<br />

Analyse der Eigentümer und Eigentümergruppen: Als Grundlage für die Eigentümermobilisierung sollte<br />

in der Vorbereitungsphase vor allem die vorhandene Eigentümerstruktur analysiert und eine Einschätzung<br />

von Motivationen und möglichen Hürden (siehe Kap. Zielgruppen) vorgenommen werden. Die<br />

Analyse der Eigentümer und Zielgruppen kann entweder über eine Eigentümerbefragung erfolgen oder<br />

über Gespräche mit Experten des lokalen Wohnungsmarktes (z.B. Quartiersmanager, Schlüsseleigentümer,<br />

Kreditinstitute, Makler). Durch eine Befragung lassen sich genauere Merkmale der Zielgruppen<br />

und auch „weiche“ Informationen, wie besondere Bedürfnisse der Eigentümer, Investitionsbedarfe und<br />

–absichten aber auch Alter, Geschlecht und Wohnort ermitteln. Allerdings muss vor der Durchführung<br />

einer Befragung abgewogen werden, ob der erhebliche Aufwand (Adressenrecherche, Vorbereitung, Datenverarbeitung,<br />

Auswertung) auch im Verhältnis zu den erzielbaren Aussagen bzw. zur Notwendigkeit<br />

der Ergebnisse zur Vorbereitung des Prozesses steht. Eventuell lassen sich durch Expertengespräche ausreichende<br />

Informationen einholen. Eine genaue Quantifizierung der Zielgruppen ist für die Mobilisierung<br />

nicht notwendig.<br />

Wertvolle Informationen über die Eigentümer und ihre Zuordnung in die verschiedenen Eigentümergruppen<br />

und -typen liefern auch Veranstaltungen und persönliche Gespräche. Beispielsweise gehören Eigentümer,<br />

die Informationsveranstaltungen besuchen, in den meisten Fällen zur Gruppe der „Aufgeschlossenen“.<br />

Weitere Situationsanalyse: Neben den Eigentümerstrukturen sollten weitere Faktoren analysiert werden,<br />

wie beispielsweise die (städte-)baulichen Handlungsbedarfe sowie der Wohnungs- und Gebäudebestand.<br />

Dies geschieht in den meisten Stadterneuerungsgebieten im Rahmen der Erarbeitung von Städtebaulichen<br />

Entwicklungskonzepten oder Integrierten Handlungskonzepten (siehe folgende Maßnahme).<br />

Darüber hinaus sollten eine Einfluss- und Widerstands-Analyse (ergeben sich z.B. durch die Ausprägung<br />

des Standortimages wesentliche Hürden) und eine Stärken-, Schwächen, Chancen- und Risikoanalyse<br />

erarbeitet werden, die die „natürlichen Standortbegabungen“ darstellen hilft (s. auch Standortimage<br />

analysieren).<br />

Konzepterarbeitung: Wenn noch kein Entwicklungs- oder Handlungskonzept für den Stadtteil vorliegt,<br />

sollte dieses in der Vorbereitungsphase in einem kooperativen Prozess erarbeitet werden. Neben den<br />

städtebaulichen Analysen und Zielen sollte das Konzept auch die Informationen über die Eigentümer-


39<br />

struktur sowie Mobilisierungsstrategien für unterschiedliche Zielgruppen umfassen. Es sollten Impulsprojekte<br />

entwickelt werden, an denen die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren eingeübt<br />

werden kann (vgl. Kap 6).<br />

Standortimage analysieren und Imagekampagne planen: Für den Prozess der Mobilisierung ist es zentral,<br />

zu Beginn des Prozesses eine Einschätzung des bestehenden Images des Stadtquartiers vorzunehmen<br />

und dieses in Relation zur tatsächlichen Situation zu beschreiben. Je nach Ausprägung des Images kann<br />

es notwendig werden, eine frühe Intervention zu planen. Wenn also z.B. das Image des Stadtteils extrem<br />

negativ eingeschätzt wird, ist es sehr wahrscheinlich, dass eben dieses negative Image privaten Investitionen<br />

konträr entgegensteht (vgl. Kap 6). So könnten z.B. wichtige Meinungsmultiplikatoren (Bankenvertreter,<br />

Immobilienwirtschaft) eher von privaten Investitionen abraten. In einer solchen Situation ist die<br />

Gefahr hoch, dass ein gestarteter Mobilisierungsprozess ohne Berücksichtigung dieses Umstandes weitgehend<br />

ins Leere läuft und dass zur Vorbereitung privater Investitionen zunächst eine Intervention, d.h.<br />

Schritte zur Verbesserung des Images, notwendig wird.<br />

Sollte eine Intervention in Richtung Image notwendig erscheinen, kann sie (je nach Ergebnis der Analyse),<br />

vor dem eigentlichen Mobilisierungsprozess geschaltet werden, um diesen entsprechend vorzubereiten<br />

oder parallel (aber möglichst früh) den Prozess zu begleiten. Eine Imagekampagne unterscheidet sich vom<br />

eigentlichen Mobilisierungsprozess, da sie z.B. andere Zielgruppen mit anderen Medien erreicht. Aus diesem<br />

Grund sollte die Imagekampagne parallel zum eigentlichen Mobilisierungsprozess und damit ganz<br />

eigenständig geplant und durchgeführt werden. Es können zwar „ähnliche“ nicht aber zwingend „identische“<br />

Symbole und Slogans verwendet werden.<br />

Vision entwickeln: Eine Vision ist ein lebendiges, positives Bild von einer erstrebenswerten Zukunft. Sie<br />

basiert auf den natürlichen Begabungen des jeweiligen Standortes und muss zwingend realistisch umsetzbare<br />

Zielsetzungen beinhalten. Sie ist deshalb authentisch und bietet den Beteiligten die Chance zur<br />

Identifikation (was unrealistische Visionen nicht vermögen). Zu Beginn des Prozesses muss analysiert<br />

werden, ob es bereits eine klar kommunizierte Vision gibt. Wenn nicht, sollten eine Vision (Leitbild) und<br />

messbare Strategien entwickelt, intern kommuniziert, bzw. entsprechend entschieden und für die spätere<br />

Kommunikation formuliert werden.<br />

Zielkatalog definieren und Controllingsystem aufbauen: Ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess kann<br />

nur greifen, wenn die zu erbringende Leistung klar definiert und quantifizierbar ist. Messungen und die<br />

Überprüfung von Meilensteinen dienen zur Überprüfung der Zielerreichung und unterstreichen zudem<br />

die Ernsthaftigkeit eines Unterfangens. Daher sollte zu Beginn des Prozesses ein Zielkatalog definiert<br />

und Ziele operationalisiert (messbar machen) und Meilensteine definiert werden. Hierbei sollte geklärt<br />

werden: Was will ich erreichen (Ziele und Teilziele) Wie wichtig ist die Erreichung der Ziele (Prioritäten)<br />

Klären, ob es auch anders geht. Sind die Ziele messbar Sind die Ziele realistisch Sind die Ziele positiv<br />

formuliert Mögliche Ziele sind z.B. „in einem Zeitraum von sechs Monaten sollen 40% aller Eigentümer<br />

den Prozess kennen / sollen 10% aller Eigentümer in den Dialog eingestiegen sein (Informationsveranstaltungen<br />

besucht haben …) / sollen x Maßnahmen durchgeführt worden sein“…<br />

Prozessplanung: Wichtig zu Beginn des Prozesses ist auch die Intensität des Prozesses zu planen. Das<br />

heißt Zeitrahmen und Startzeit festlegen, Phasen im Zeitverlauf planen und das Budget planen und bereitstellen.<br />

Die Rollen und Verantwortlichkeiten der Prozessbeteiligten sollten frühzeitig festgelegt werden<br />

(später ausdehnen auf die Chancengemeinschaft).<br />

Aufbau der Chancengemeinschaft: Der Begriff Chancengemeinschaft umschreibt die hilfreiche Vernetzung<br />

der vor Ort wichtigen, kompetenten und einflussreichen Personengruppen und Institutionen. Die<br />

„Mitglieder“ müssen neben Kompetenz und Einfluss möglichst auch Überzeugungskraft besitzen und<br />

sollten frühzeitig ausgewählt und eingebunden werden. Die frühe Beteiligung von wesentlichen Multiplikatoren<br />

wirkt positiv auf die Arbeit der Chancengemeinschaft. Die integrierten Experten (etwa Immobilienwirtschaft,<br />

Banken, Architekten, …) können auch positiv zur Strategieentwicklung herangezogen<br />

werden. Zu beantworten sind folgende Fragen (vgl. Kap 6): Welche Multiplikatoren können sinnvoll sein<br />

Welche Voraussetzungen müssen vorhanden sein Welche Kompetenzen sind hilfreich


40<br />

Kommunikationskonzept entwickeln: In der Vorbereitungsphase sollte das grundlegende Kommunikationskonzept<br />

entwickelt werden. Elemente der Kommunikationsstrategie sind:<br />

• Sender: Wer ist Absender der Kommunikation (ist es die Stadt, sind es verschiedene Organisationen<br />

gemeinsam mit der Stadt in einer gemeinschaftlichen Initiative) Wer kann als Meinungsführer und<br />

Multiplikator wirken)<br />

• Empfänger: Welche Zielgruppen sind zu berücksichtigen Wie sehen ihre Informationsbedürfnisse<br />

und Interessenlagen aus<br />

Wege und Medieneinsatz: Auf welchem Wege erreiche ich die identifizierten Zielgruppen am besten<br />

(persönliches Gespräch, Tagespresse, Internet etc.) Welche Medien setze ich in den weiteren Phasen<br />

ein Welche Maßnahmen (auch für Teilzielgruppen) kann ich einsetzen (Flyer, öffentliche Veranstaltungen,<br />

Werkstätten etc.)<br />

Inhalte: Welche Inhalte können und sollen kommuniziert werden Welche Nutzenargumente müssen<br />

kommuniziert werden. Wie (mit welchen Argumenten, mit welchen Stilmitteln) kommuniziere ich<br />

die Relevanz des Themas<br />

Umfang: Wie viel und wie offen soll kommuniziert werden<br />

Zeitpunkte: Wann und in welcher Reihenfolge soll kommuniziert werden<br />

• Der Prozess benötigt im Sinne der Strategie (Stichwort „WIR-PRINZIP“) eine eigene Symbolik. Hierzu<br />

müssen z.B. ein Logo / Signet in Zusammenhang mit einem über den gesamten Prozess hinweg stabilem<br />

Design professionell entwickelt werden.<br />

• Um die Initiative zu unterstützen sollte auch ein sprachlicher Appell (Claim, Slogan, Appell) formuliert<br />

und während der Prozesslaufzeit stabil verwendet werden.


41<br />

Beispielhafte Darstellung Eigentümer-Befragung<br />

Ziel: Dient der Gewinnung von Daten über den Wohnungsbestand im Erneuerungsgebiet,<br />

der Eigentümerstruktur, den Investitionsbedarfen und -zielen sowie der Abfrage „weicher“<br />

Informationen zum Standort.<br />

Zeitpunkt: Ist in der Vorbereitungsphase durchzuführen, kann i.S. einer Evaluation auch später im<br />

Prozess zu Vergleichszwecken wiederholt werden.<br />

Alternative: Alternativ können die gewünschten Informationen über Expertengespräche (z.B.<br />

Immobilienmakler, Kreditinstitute, Haus und Grund-Vereine etc.) erhoben werden, die Ergebnisse<br />

werden aber eher qualitativer Natur sein.<br />

Reichweite: Die Reichweite ist für statistisch relevante Aussagen meist ausreichend (ca. 40<br />

% Rücklaufquoten sind realistisch), es können aber keine flächendeckenden Erhebungen<br />

erwartet werden. Auskünfte werden in der Hauptsache durch motivierte Eigentümer gegeben<br />

(Aufgeschlossene und evtl. Abwartende)<br />

Vorteil: Mit der Befragung erhält man eine belastbare Basis für die Entwicklung von Maßnahmen<br />

und Beratungsangeboten<br />

Nachteil: Vergleichsweise hoher Aufwand<br />

5.2. Maßnahmen in Startphasen<br />

Wer erfolgreich kommunizieren will, muss Kommunikation nicht geschehen lassen, sondern geschehen<br />

machen! Frühzeitige und ehrliche Information baut das Vertrauen bei den Eigentümern auf. Verbindlichkeit,<br />

Transparenz und persönliche Kommunikation wirken motivierend. Die Kommunikation zielt auf die<br />

möglichst breite Bekanntmachung eines Projektes im Stadtquartier. Dabei wird unterstellt, dass möglichst<br />

viele Eigentümer über den Prozess informiert werden und so nahezu alle mindestens die Chance<br />

zur Aufnahme des Dialoges haben und diese auch erkennen.


42<br />

In der Startphase aktiv kommunizieren<br />

In der Startphase eines Prozesses wird die Kommunikation sich zunächst darauf konzentrieren, den Prozess<br />

selbst vorzustellen (Vorstellungsphase oder Announcement). Die Ziele des Prozesses (orientiert an<br />

den Zielen des Stadtumbaus) werden bekannt gemacht, ebenso die Ansprechpartner und Prozessbeteiligten<br />

mit ihren Rollen und Verantwortungen. Schon früh sollte die Relevanz des Themas und der Nutzen<br />

kommuniziert werden. Ebenso zielt die erste Kommunikation zwingend auf die Aufnahme des Dialoges<br />

mit privaten Hauseigentümern. Die für die Stadterneuerung zuständigen Ansprechpartner sind jetzt verlässlich<br />

„ansprechbereit“ und kommunizieren dies durch geeignete Medien permanent.<br />

In der Startphase sollen zunächst die „motivational günstigen“ Zielgruppen (Stichwort: Aufgeschlossene)<br />

erreicht und für eine Beteiligung gewonnen werden. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit, schon im<br />

frühen Prozessverlauf erste „Mitmacher“ zu gewinnen und damit dem Prozess die notwendige Dynamik<br />

zu verleihen. Erstes Mitmachen beweist die Sinnhaftigkeit eines Verhaltens (einer Investition) und gibt<br />

ein gutes Beispiel für weitere Eigentümer. Es kann davon ausgegangen werden, dass hierfür Medien ausreichen,<br />

die inhaltlich wenig intensiv argumentieren und den Prozess als solches mit seinen Angeboten,<br />

Visionen etc. vorstellen und zur Mitwirkung der Eigentümer auffordern.<br />

Mögliche Maßnahmen zur Initiierung des Dialoges<br />

Ansprechpartner der Stadterneuerung vor Ort organisieren und „ansprechbar“ machen: Dies kann über<br />

ein „Vor-Ort-Büro“ geschehen, sollte aber in jedem Falle quartiersnah erfolgen. Die Ansprechbarkeit (möglichst<br />

komfortable Sprech- und Besuchszeiten, Telefon-/Faxnummern und auch Email-Adresse) sollten<br />

permanent in allen eingesetzten Medien bekannt gemacht werden. Die handelnden Personen sollten<br />

nach Möglichkeit mit Vor- und Zunamen und mit ihrem Gesicht in den Medien auftreten. So kann bereits<br />

früh die Distanz zu den Zielgruppen verringert und der beabsichtigte Dialog befördert werden.<br />

Ein Vor-Ort-Büro sollte als solches erkannt werden und z.B. an einem stark frequentierten Ort des Quartiers<br />

(z.B. Fußgängerzone/Marktplatz) sichtbar und sofort identifizierbar platziert sein (vgl. Kap 6). Die<br />

Büroräume sollten darüber hinaus möglichst „niederschwellig“ erreichbar sein, um keine Hürden aufzubauen.<br />

Es ist für den Gesamtprozess eher förderlich, wenn die Kommunikation (z.B. die Kommunikation<br />

der Vision) eine breitere Öffentlichkeit erreicht, also auch Zielgruppen, die nicht Eigentümer sind, sondern<br />

z.B. Mieter. Es muss davon ausgegangen werden, dass solche Zielgruppen dann auch im möglichen Gespräch<br />

mit der eigentlichen Zielgruppe auf diesen Prozess aufmerksam machen und damit die Bekanntheit<br />

unterstützen.<br />

Einbindung der Chancengemeinschaft: Bereits früh gilt es, die „Chancengemeinschaft“ nach Rollen und<br />

Verantwortungen organisatorisch und stabil in den Prozess einzubinden. Dies kann z.B. über die Organisation<br />

eines runden Tisches (vgl. Kap 6), eines Beirats o.ä. Gremienformen geschehen, an dem sich die<br />

Teilnehmer der Chancengemeinschaft verlässlich zusammenfinden. Die Chancengemeinschaft soll nach<br />

außen, also z.B. durch Berichterstattung in den Medien oder durch Beschreibung des Gremiums in den<br />

eingesetzten Kommunikationsmedien, erkennbar sein.<br />

Kommunikation der Ziele und Visionen: Über entsprechende Medien sollen neben den handelnden Personen<br />

auch die mit dem Prozess verbundenen Ziele kommuniziert werden. Um die Ziele der Stadterneuerung<br />

kommunizieren zu können wird bereits früh die damit verbundene Vision kommuniziert. Dem „WIR-<br />

PRINZIP“ folgend, werden in den späteren Phasen des Prozesses vor allem die weniger stark motivierten<br />

Zielgruppen anzusprechen sein. Die Erfolg versprechende Mobilisierung dieser Zielgruppen muss auf den<br />

Aufbau einer positiven Einstellung zielen und genau dies ist schon früh vorzubereiten.<br />

Intensive Öffentlichkeits- und Pressearbeit: In der Startphase muss eine intensive Öffentlichkeits- und<br />

Pressearbeit konzipiert und gestartet werden. Alle eingesetzten Medien sollten nach Möglichkeit die für<br />

den Gesamtprozess entwickelte Symbolik nutzen (Corporate Communication, bzw. Corporate Design mit<br />

Logo/Signet, Slogan/Claim, einheitlicher Bildsprache, etc.).


43<br />

Beispielhafte Darstellung Multiplikatoren-Einsatz<br />

Ziel: Durch die Koalition mit bekannten Persönlichkeiten aus dem Quartier soll die Relevanz des<br />

Prozesses dokumentiert und die Überzeugungskraft der Personen genutzt werden.<br />

Zeitpunkt: Ist in der Vorbereitungsphase vorzubereiten und möglichst während des gesamten<br />

Prozesses zu nutzen.<br />

Alternative: Alternativen bestehen nicht.<br />

Reichweite: Die Reichweite ist abhängig von der Bekanntheit, den Sympathie-Werten und der<br />

Glaubwürdigkeit der Persönlichkeit.<br />

Vorteil: Der Multiplikator-Einsatz kann aufmerksamkeitsstark und bemerkenswert wirken.<br />

Nachteil: Durch eine verfehlte Auswahl geeigneter Multiplikatoren kann „der Schuss nach hinten<br />

losgehen“.<br />

Fallstricke: Vor dem Einsatz der Multiplikatoren muss abgeklärt werden, welchen Stellenwert die<br />

Personen innerhalb des Quartiers einnehmen.<br />

Basismedien für einen Mobilisierungsprozess in der Startphase<br />

• Geschäftsbögen (Briefbögen, Faxformular, Visitenkarten)<br />

• eine kurze Selbstdarstellung (Ansprechpartner, Erreichbarkeit, Prozessziele und Ziele für den Stadtteil)<br />

z.B. in Form einer kleinen Broschüre, eines kleinen Faltblattes/Flyers. Beim Flyer ist darauf zu<br />

achten, dass hier keine Argumentation erfolgen kann. In einem Flyer können lediglich Ansprechpartner<br />

und die zentralen Top-Argumente dargestellt werden. Dies ist zur Gewinnung von Eigentümern,<br />

die zur Gruppe der „Aufgeschlossenen“ gehören, ausreichend. Zur Überzeugung von weiteren Eigentümergruppen<br />

muss jedoch auf andere Medien zurückgegriffen werden.<br />

• ein Basisvortrag, z.B. in Form eines Powerpoint-Foliensatzes,<br />

• eine Internetsite (mit den wesentlichen Kerninformationen, insbesondere Ansprechpartner und im<br />

Prozess Handelnde, Ziele und Visionen, Pressebereich mit Download, Informationen im Downloadbereich,<br />

ein integrierter eMail-Response). Die Internetsite sollte im Prozessverlauf ausbaufähig sein, es<br />

empfiehlt sich daher die Verwendung eines zeitgemäßen Content Management Systems (CMS).<br />

• eine Präsentationswand, etwa ein faltbares Display, bzw. ein mobiler Ausstellungsstand<br />

• ein kleinformatiges Basisposter (Format ev. A3 / A2) zur Ankündigung von Veranstaltungen, zur Bekanntmachung<br />

der Initiative, etc. Das Poster sollte jeweils aktualisiert in kleinen Auflagen produziert<br />

werden und kann dann z.B. in Form von Aushängen im öffentlichen Raum oder in den Geschäftsräumen<br />

von Kooperationspartnern Veranstaltungen ankündigen.<br />

• kleinere, sinnvoll ausgewählte Geschenke (so genannte „ GiveAways“) zur Unterstützung des schnellen<br />

Aufbaus von Bekanntheit. Die GiveAways werden z.B. an private Hauseigentümer nach Bekanntgabe<br />

der genauen Anschrift als kleines „Dankeschön“ abgegeben. Es empfiehlt sich der Einsatz von<br />

GiveAways mit Standortbezug und Zweitnutzen (so kann z.B. der Jahreswandkalender mit Motiven<br />

aus dem Quartier oder der Darstellung einer Vision mit Quartiersbezug ein sinnvolles Geschenk darstellen;<br />

gleichzeitig könnten fachliche Informationen integriert sein- etwa Fördermöglichkeiten, hilfreiche<br />

Ansprechpartner). Bei Aufbau z.B. eines Architekten- oder Handwerkerpools könnten die sich<br />

beteiligenden Firmen in einen solchen Kalender integriert werden


44<br />

Beispielhafte Darstellung Öffentlichkeitsarbeit<br />

Ziel: Durch eine permanente Berichterstattung Interesse und Akzeptanz unter den Eigentümer<br />

entwickeln.<br />

Zeitpunkt: Die Öffentlichkeitsarbeit beginnt spätestens in der Startphase und muss über den<br />

gesamten Prozess hinweg organisiert werden.<br />

Alternative: Alternativen bestehen nicht. Nur über eine konsequente Öffentlichkeitsarbeit können<br />

die Inhalte der Stadterneuerung transportiert werden.<br />

Reichweite: Die Reichweite ist abhängig von den gewählten Medien. Es sollte ein umfangreicher<br />

Medienmix genutzt werden (Tagespresse, Stadtteilzeitung, Internet etc.).<br />

Vorteil: Eine gut geplante und durchgeführte Öffentlichkeitsarbeit hilft, Aufmerksamkeit zu<br />

erzeugen und Verständnis sowie Glaubwürdigkeit zu transportieren.<br />

Nachteil: Die Öffentlichkeitsarbeit ist auch abhängig von der Bereitschaft der Medienvertreter, im<br />

Sinne des Projektes zu berichten.<br />

Fallstricke: Medienarbeit benötigt ein Konzept und eine Botschaft. Antworten auf die<br />

grundlegenden PR-Fragen: WER – WAS - MIT WEM – WIE - WARUM erleichtern die eigene Planung.<br />

.<br />

Erste Kommunikationsmaßnahmen in der „Startphase“<br />

• Presseberichte zum Projektauftakt (etwa Pressegespräch zur Büroeröffnung; Interviews mit wesentlichen<br />

Multiplikatoren, etwa aus der Chancengemeinschaft, etc.)<br />

• Eigentümerforum, auf dem die Ergebnisse der Analysephase vorgestellt werden, wo Ideen, Bedarfe<br />

und Wünsche geäußert werden können und wo für die Mitarbeit am weiteren Prozess geworben<br />

wird.<br />

• Verschickung von Infobriefen an die vorab selektierten Zielgruppen mit ersten Informationen oder<br />

schon mit konkreten Einladungen zu Veranstaltungen (etwa Themenabende, themenspezifische<br />

Informationsveranstaltungen, etc.)<br />

• Einbindung weiterer Medien wie Zeitschriften und Organe von Institutionen (z.B. Haus und Grund,


45<br />

IHK, HWK etc.) und gemeinsame Berichterstattung<br />

• Kleine Roadshow: Aushängen von kleinformatigen Plakaten und Aufstellen mobiler Präsentationen<br />

(Displays) in entsprechenden Räumen (etwa Bankfilialen, Einzelhandel, frequentierte öffentliche<br />

Räume).<br />

• Vorträge zum Prozessbeginn über den Prozessstart und die damit verbundenen Ziele (die Vision) bei<br />

passenden Gelegenheiten, etwa bei Multiplikatorenmeetings (z.B. Regionalausschuss der IHK, Treffen<br />

der Innungen in der Kreishandwerkerschaft, Immobilienmessen der örtlichen Banken, etc.)<br />

• Start eines Wettbewerbes, etwa Ideenwettbewerb (im Rahmen der Ausbildung einer gemeinsamen<br />

Vision), Fassadenwettbewerb, etc.<br />

Sie haben eine Idee<br />

Wir kümmern uns darum!<br />

Sprechen Sie mit uns und reichen Sie Ihre Idee bis zum 30. Juni<br />

<strong>2007</strong> ein. Nutzen Sie die Gelegenheit, sich im Rahmen des Ideenwettbewerbs<br />

intensiv beraten zu lassen. Das Projektbüro unterstützt<br />

Sie bei der Bewertung, Weiterentwicklung und Umsetzung Ihrer<br />

Geschäftsidee.<br />

Sie haben Gelegenheit, in speziell durchgeführten Ideenwerkstätten<br />

aus Ihrem Branchenwissen Erfolg versprechende Geschäftsideen<br />

zu entwickeln. Wenn Sie Ihre Idee schon konkret formulieren<br />

können, unterstützen wir Sie z. B. in Einzelberatungen zu wirtschaftlichen<br />

Fragestellungen oder erarbeiten mit Ihnen ein<br />

tragfähiges Marketingkonzept.<br />

Wer kann teilnehmen<br />

Berechtigt sind alle wirtschaftlich tätigen Personen, Unternehmen,<br />

Freiberufler und Organisationen. Beiträge von Gruppen oder Unternehmenskooperationen<br />

sind ausdrücklich willkommen.<br />

Starten Sie jetzt in eine aussichtsreiche<br />

Zukunft – starten Sie mit Ihrer Idee!<br />

Wenn sie mit Ihrer Idee am Wettbewerb zum Modellprojekt<br />

„GenerationenZukunft“ teilnehmen möchten, dann sind die<br />

nächsten Schritte ganz einfach!<br />

Teilnahmeformulare in Form eines Fragebogens finden Sie im<br />

Internet. Sie können es herunterladen, ausfüllen und entweder<br />

per Post, Fax oder E-Mail an das Projektbüro zurück senden. Im<br />

Internet finden Sie auch weitere Informationen über den<br />

Wettbewerb und das Modellprojekt.<br />

www.generationenzukunft-dortmund.de<br />

Oder Sie wenden sich direkt an das Projektbüro „Generationen-<br />

Zukunft“. Hier stehen wir Unternehmen, Gewerbetreibenden und<br />

Freiberuflern gerne zur Seite und übersenden Ihnen z. B. die<br />

Teilnahmeunterlagen per Post.<br />

Wie kann ich teilnehmen<br />

Wenn Sie sich mit Ihrer Geschäfts- oder Projektidee am Wettbewerb<br />

beteiligen wollen, reicht es aus, uns eine kurze Projektskizze mit<br />

den wichtigsten Fakten ihres Vorhabens zur Verfügung zu stellen.<br />

Nutzen Sie dazu unser Teilnahmeformular im Internet oder informieren<br />

Sie sich direkt im Projektbüro und fordern Sie die Unterlagen<br />

per Post an.<br />

Wie geht’s dann weiter<br />

In der Phase 1 sammeln wir Ihre Ideen und beraten Sie bei der<br />

Formulierung des Geschäftsmodells. Eine Fachjury wählt aus allen<br />

Beiträgen die zehn besten aus. In der Phase 2 werden die zehn<br />

ausgewählten Beiträge dann intensiv begleitet. Das heißt, die<br />

zehn Gewinner werden bei der konkreten Ausarbeitung eines<br />

Geschäftsmodells fachlich intensiv unterstützt. Sie erhalten für<br />

Ihren Aufwand je 1.000 Euro.<br />

Frau Gundula Pickhardt<br />

Projektbüro „GenerationenZukunft“<br />

Bezirksverwaltungsstelle Dortmund-Hörde<br />

Hörder Bahnhofstraße 16<br />

44263 Dortmund<br />

Tel.: 0231 / 222 78 00<br />

Fax: 0231 / 477 64 30<br />

E-Mail: info@gzas.de<br />

Projektpartner:<br />

Dieses Projekt wird gefördert durch:<br />

Haben Sie eine Idee Nehmen Sie teil am<br />

Ideenwettbewerb „GenerationenZukunft“ <strong>2007</strong><br />

GenerationenZukunft<br />

Neue Chancen für wirtschaftliches<br />

Handeln<br />

Wir suchen Zukunftsideen für Dortmund –<br />

Ideen für eine Zukunft der Generationen<br />

Die Preisgelder<br />

Die drei besten Geschäftsmodelle werden zusätzlich prämiert. Für<br />

den ersten Preis gibt es 4.000 Euro, für den zweiten 3.000 Euro<br />

und den dritten 1.000 Euro.<br />

Beispielhafte Darstellung Flyer-Gestaltung<br />

Ziel: Indirekten Kontakt mit den Eigentümer herstellen, um darüber eine Interaktion zu initiieren.<br />

Zeitpunkt: Flyer können nur am Anfang eines Prozesses eingesetzt werden, da sie nur zur<br />

Darstellung von Informationen, aber nicht zur Argumentation geeignet sind.<br />

Alternative: Alternativ können auch Mailings oder Presseberichte diese Funktion übernehmen.<br />

Reichweite: Über Flyer können nur Aufgeschlossene zu einer Interaktion angeregt werden,<br />

es besteht aber die Hoffnung, dass die anderen Eigentümer zumindest die Botschaft indirekt<br />

wahrnehmen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder erkennen.<br />

Vorteil: Einfaches, vielfältig einsetzbares Medium (als Beilage eines Mailings, zur Auslage in<br />

örtlichen Institutionen wie Kreditinstituten etc.).<br />

Nachteil: Flyer können in der vorhandenen Medienvielfalt neben kommerziellen Werbebotschaften<br />

untergehen.<br />

Fallstricke: Flyer können fälschlicherweise als Medium zur Argumentation verwendet werden.<br />

Dadurch sind sie häufig zu textlastig. Flyer müssen aber, um wirksam zu sein, bildhaft<br />

Aufmerksamkeit erregen (Grundsatz: Keep it simpel and stupid).<br />

5.3. Maßnahmen in Umsetzungsphasen<br />

Um die Wahrscheinlichkeit zur Aufnahme des Dialoges zu erhöhen, müssen die Dialogbemühungen nach<br />

der Startphase weiter verstärkt werden. Dialog wird aber vor allem dann wahrscheinlich, wenn eine möglichst<br />

direkte und persönlich geprägte Beziehung (Face to Face) zu den Gesprächspartnern (Hauseigentümer)<br />

aufgebaut werden kann.


46<br />

Gezielte Ansprache und Argumentieren des Nutzens<br />

In der Umsetzungsphase werden neben den „Aufgeschlossenen“ weitere Eigentümergruppen gezielt<br />

angesprochen. Es muss unterstellt werden, dass diese den Prozess bereits kennen (ansonsten hätte die<br />

Mobilisierungskampagne in der Vorphase versagt), sich aber noch nicht aktiv damit auseinander gesetzt<br />

haben. Diese Eigentümer gehören zu den Zielgruppen, die sich zunächst eher abwartend (oder sogar<br />

abweisend) verhalten. Die Einbindung dieser Eigentümer wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nur dann<br />

gelingen, wenn auch „passende“ Argumente vorgestellt werden. Es gilt jetzt stärker die Vision aber auch<br />

den eigentlichen Nutzen in der Sache zu argumentieren. Ein zum Start aufgelegter Flyer, der das Projekt<br />

und die Ziele vorstellt, wird hier nicht mehr ausreichen. In dieser Phase müssen argumentative Medien,<br />

etwa Themenbroschüren eingesetzt werden. Die Pressearbeit greift das Thema intensiver auf und „Best<br />

Practice Beispiele“ (vgl. Kap 6) argumentieren modellhaft. Zudem müssen die Gesprächsangebote aufrechterhalten<br />

werden, so dass ein Kontakt jederzeit möglich ist.<br />

Mögliche Maßnahmen:<br />

• Organisation konkreter Beratungsangebote (etwa zu baufachlichen Themen, zu wirtschaftlichen<br />

oder juristischen Themen) in Gruppen oder Einzelberatungen (siehe Erfolgsfaktor Beratung)<br />

• Kooperation mit Experten aus unterschiedlichen Bereichen der Wohnungswirtschaft und Organisation<br />

von konkreten Beratungsangeboten über die Einrichtung eines Beraterpools<br />

• Eventuell subventionierte Beratungsangebote<br />

• Haus- und Hofflächenprogramme<br />

• Intensivierung von Einzelgesprächen<br />

• Versand von themenkonzentrierten Broschüren, etwa über Fördermöglichkeiten, bauchfachliche<br />

Themen, juristische Themen, etc.<br />

• Anreicherung der Pressearbeit durch themenkonzentrierte Berichterstattung. Etwa Presseberichte zu<br />

energetisch sinnvollen Investitionen oder zu strategisch bedeutsamen Entwicklungen im Stadtteil.<br />

Kommentare und O-Töne/Interviews von bekannten Experten.<br />

• Stärkere Kommunikation der Vision, z.B. über multimediale Elemente (Film über die Veränderung im<br />

Stadtquartier)<br />

• Kommunikation von laufenden, abgeschlossenen und geplanten Maßnahmen, in denen private Hauseigentümer<br />

(aber auch Wohnungsgesellschaften und öffentliche Hand) in das Quartier investiert haben<br />

im Sinne eines vorbildhaften „Best Practice“ (z.B. Best-Practice-Broschüre, Wettbewerb „Schönste<br />

Fassade“). Dadurch kann Veränderung erlebbar und sichtbar gemacht werden.<br />

• Belohnung privater Investoren (etwa durch Besichtigung der Maßnahme durch den Oberbürgermeister,<br />

durch Dankschreiben, etc.)<br />

In Quartieren mit einem hohen Anteil an ethnischen Zielgruppen sind interkulturelle Kommunikationsunterschiede<br />

einzubeziehen und Maßnahmen darauf abzustimmen. Je höher die Affinität der Zielgruppe zu<br />

der zu übermittelnden Information, desto höher die Aussicht auf eine erfolgreiche Verhaltensänderung.<br />

Kommunikationsmaßnahmen sind evtl. zielgruppenspezifisch auszugestalten. Sprachbarrieren sind ebenso<br />

zu berücksichtigen, wie der Einbezug entsprechender Persönlichkeiten und Multiplikatoren mit einem<br />

gleichen ethnischen Hintergrund (vgl. Kapitel 3.1 Sondergruppe Eigentümer mit Migrationshintergrund).<br />

Dialoginitiative durch Betonung des Nutzens verstärken<br />

Die Intensivierung des Dialogs mit den Einzeleigentümern ist, wie schon angesprochen, das wesentliche<br />

Ziel der Umsetzungsphase. Dies geschieht in der Regel durch das Formulieren von Angeboten, die für die<br />

Dialogpartner einen Nutzen erwarten lassen. So sind Informationen über Fördermöglichkeiten über woh-


47<br />

nungswirtschaftliche Gesetze und Regularien ebenso geeignet, wie Informationsangebote im Hinblick<br />

auf die strategische Neuausrichtung eines Stadtquartiers oder infrastrukturelle Anpassungen.<br />

Weitere Kommunikationsmaßnahmen:<br />

• Initiierung einer themenspezifischen Veranstaltungsreihe, bzw. Initiierung von Informationsveranstaltungen<br />

oder Themenabende mit persönlicher Einladung<br />

• Initiierung von Veranstaltungen in Kooperation mit weiteren Organisationen (Banken, Haus&Grund,<br />

Steuerberatungsgesellschaften)<br />

• Aufruf zum Einreichen von bereits vorhandenen Projektideen und Verbesserungsvorschlägen<br />

• Einzelgespräche mit privaten Eigentümern<br />

• Initiierung eines Netzwerkes „Stadterneuerung“ mit Einladung an aktive Eigentümer und ergänzt<br />

um Experten aus der Wohnungswirtschaft, alternativ Initiierung eines wohnungswirtschaftlichen<br />

„Stammtisches“ in einer quartiersbekannten Gastronomie<br />

Für die genannten Termine ist es empfehlenswert, wenn die Einladung von prominenten Fürsprechern<br />

(etwa (Ober)Bürgermeister, bekannte (prominente) Stadtpersönlichkeiten, bekannte Fachreferenten) erfolgt.<br />

Dies signalisiert Wichtigkeit für den Eigentümer.<br />

Beispielhafte Darstellung Einzelgespräch<br />

Ziel: Der direkte Kontakt mit den Eigentümern dient dem Vertrauensaufbau und der gemeinsamen<br />

Lösungssuche.<br />

Zeitpunkt: Das persönliche Gespräch sollte auch schon in der Startphase gesucht werden.<br />

Der persönliche Kontakt zu den Eigentümern ist über den gesamten Prozess von elementarer<br />

Bedeutung.<br />

Alternative: Alternativen zum persönlichen Gespräch bestehen nicht.<br />

Reichweite: Das persönliche Gespräch muss mit jedem Eigentümer gesucht werden. Mit den<br />

„Aufgeschlossenen“ ist ein Gespräch einfacher als mit „Abwartenden“ oder sogar „Ablehnenden“,<br />

aber gerade die letztgenannten sind von größerer Bedeutung, da sie intensiver betreut werden<br />

müssen.<br />

Vorteil: Mit persönlichen Gesprächen lässt sich für den Erfolg des Mobilisierungsprozesses<br />

erforderliches Vertrauen aufbauen, Lösungsmöglichkeiten können gemeinsam erarbeitet und<br />

Hilfestellung angeboten werden.<br />

Nachteil: Die Welt des Menschen ist weder isoliert noch linear, sondern sehr komplex. Dies kann zur<br />

Folge haben, dass der Eigentümer beim besten Zuhören nicht vollständig verstanden wird.<br />

Fallstricke: Im Einzelgespräch müssen Verlässlichkeit, Glaubwürdigkeit und Kompetenz vermittelt<br />

werden.<br />

Basiskommunikationsmedien<br />

• Einladungsschreiben (personalisiert, mit jeweiligem Gesprächsangebot); Einsatz der Basisbroschüre<br />

mit der Nutzenargumentation; Beilegen eines einfachen Kontaktformulars zur Anmeldung (z.B. Rückfax).


48<br />

• Begleitende Presse- und Medienarbeit, Ankündigung von Veranstaltungen über die Medien, Nachberichterstattung<br />

• Ankündigung von Veranstaltungen durch Plakataushang (Einsatz aktualisiertes Basisplakat)<br />

• Ankündigung jeder Veranstaltung auch Online über die eigene und über weitere Internetseiten;<br />

Möglichkeit zur Online-Anmeldung; Nachbericht mit Nennung von anwesenden Personen.<br />

Beispielhafte Darstellung Veranstaltungen<br />

Ziel: Veranstaltungen wie Eigentümerforen, Werkstätten etc. dienen der Information und<br />

Mitwirkung der Eigentümer am Stadterneuerungsprozess, dem Austausch unter den Eigentümern,<br />

dem Aufbau von Vertrauen sowie dem Abbau des schlechten Gebietsimages.<br />

Zeitpunkt: Veranstaltungen sollten regelmäßig durchgeführt werden, die erste Veranstaltung ist<br />

frühzeitig einzuplanen (Ende der Vorbereitungsphase oder Beginn der Startphase).<br />

Alternative: Veranstaltungen können nach Teilgebieten oder Themen unterschieden werden,<br />

denkbar sind auch Thematische Vorträge oder Vorträge durch Multiplikatoren.<br />

Reichweite: Veranstaltungen werden v.a. von motivierten Eigentümern genutzt, so dass<br />

hauptsächlich „Aufgeschlossene“ evtl. auch „Abwartende“ erreicht werden können.<br />

Vorteil: Es besteht die Möglichkeit des intensiven Austauschs zwischen Eigentümern und Stadt/<br />

Stadtteilmanagement, auf die Bedürfnisse der Eigentümer kann flexibel eingegangen werden, evtl.<br />

lassen sich Eigentümer zu weiteren Maßnahmen bzw. Kooperation untereinander motivieren.<br />

Nachteil: Nur eine kleine Zahl der Eigentümer besucht solche Veranstaltungen. Hoher Aufwand, es<br />

kann daher nicht mit Allen gesprochen werden.<br />

Fallstricke: Die notwendige Adressrecherche zur direkten Ansprache kann sich als hinderlich<br />

erweisen. Die Ziele der Veranstaltung sollten klar umrissen sein, damit die Veranstaltung nicht ihre<br />

Wirkung verfehlt.


49<br />

5.4. Maßnahmen in Stabilisierungsphasen<br />

In der Stabilisierungsphase geht es darum, die eingeleiteten Maßnahmen langfristig zu etablieren und die<br />

Investitions- und Einsatzbereitschaft der Eigentümer im Stadtteil auch über die Zeitspanne der Mobilisierungskampagne<br />

hinaus nachhaltig zu sichern. Die Inhalte wandeln sich also. Die Kommunikationsmaßnahmen<br />

hingegen wandeln sich nicht weiter, müssen nur zielgerecht eingesetzt werden.<br />

• Langfristige Veränderungskultur sowie eine stetige Veränderungsbereitschaft schaffen. Die Bedingungen<br />

innerhalb der Stadterneuerungsgebiete ändern sich im Laufe der mehrjährigen Erneuerungsprozesse.<br />

Themen wechseln (aktuell ist aufgrund des demnächst verpflichtenden Energiepasses für<br />

Gebäude das Thema Wärmedämmung sehr wichtig), aber auch die Zusammensetzung der Zielgruppe<br />

wandelt sich durch Verkäufe. Darauf muss der Prozess dauerhaft reagieren.<br />

• Wachsende Glaubwürdigkeit nutzen, um regelmäßig und vorausschauend Mobilisierungsthemen zu<br />

analysieren und Wandlungsbedarf zu definieren. Der Dialog muss also konsequent weiter geführt<br />

werden. Ein „Customer-Relationsship-System“ (vgl. Vorbereitungsphase) kann im Laufe des Gesamtprozesses<br />

eine wichtige Grundlage zur Aufrechterhaltung des Dialogs darstellen. Mit Hilfe der konsequenten<br />

Kundenpflege können passgenaue Beratungs- und Informationsangebote für die Eigentümer<br />

bereitgestellt werden.<br />

• Folgeprojekte durchführen. Insbesondere für bislang noch nicht angegangene „Problem-Fälle“ können<br />

evtl. auf Basis des bei den Eigentümern erarbeiteten Vertrauens Lösungen gefunden werden. Damit<br />

wird dem Problem die Chance genommen, langfristig Schaden anzurichten. Die Einbeziehung der so<br />

genannten „Ablehnenden“ kann aber nur in der Stabilisierungsphase erfolgen, wenn hierdurch nicht<br />

der Gesamtprozess von Anfang an behindert wird.<br />

• Erfolge konsolidieren und Veränderungen institutionalisieren. Die permanente Öffentlichkeitsarbeit<br />

muss zwingen weiter geführt werden. Erzielte Erfolge, das Herausstellen von „Best Practice“-Beispielen<br />

ist eine Daueraufgabe im Rahmen der Mobilisierung.<br />

• Permanentes Controlling der Mobilisierungsprozesse. Die Definition neuer Zielsetzungen und die<br />

Überprüfung der selbst gesteckten Ziele helfen nicht nur, die Qualität des Prozesses aufrecht zu erhalten.<br />

Hierüber kann darüber hinaus die Wirksamkeit des Prozesses transparent dokumentiert werden.<br />

Zudem lassen sich notwendige Anpassungen der Vorgehensweise leichter erkennen.<br />

• Evaluation: Bewertung des Prozesses, Einsatz von Feedbackbögen, regelmäßige Befragungen. Im<br />

Sinne der Qualitätssicherung und im Sinne einer Anpassung der Prozessinhalte an die Bedarfe der<br />

Zielgruppen ist eine permanente Evaluation der eigenen Tätigkeit von Vorteil. Diese Evaluationsanforderungen<br />

können in den Prozess integriert werden. So ist z.B. eine lückenlose Dokumentation der<br />

Beratungstätigkeit und der Beratungsinhalte vorteilhaft, um Beratungsbedarfe zu erkennen.


50<br />

6. Beispielkommunen<br />

Im Rahmen des Projektes wurden vier Stadterneuerungsgebiete aus Nordrhein-Westfalen untersucht, die<br />

sich aktuell in der Förderung innerhalb der Programmkulissen „Soziale Stadt“ und „Stadtumbau West“<br />

befinden. Anhand der intensiven Beschäftigung mit den Beispielgebieten sollten zum einen die theoretisch<br />

erarbeiteten Ergebnisse mit der Praxis der Stadterneuerung vor Ort rückgekoppelt werden, um das<br />

aus der Kommunikationswissenschaft begründete Vorgehen der Mobilisierung konkret an der Praxis der<br />

Stadtplanung zu orientieren. Zum anderen konnten durch die Workshops vor Ort Anregungen gegeben<br />

werden für Akteure, die in ihrer Kommune einen Mobilisierungsprozess organisieren wollen.<br />

Die vier Stadterneuerungsgebiete decken verschiedene städtebauliche, stadtstrukturelle und – funktionale<br />

Gebietstypen ab. Das Spektrum reicht von gewachsenen, baulich gemischten innerstädtischen<br />

Gebieten (Gelsenkirchen City, Herne Wanne) über historisch gewachsene Stadtteile in Stadtrandlage mit<br />

Versorgungsfunktion (Witten Annen) bis zu Stadterweiterungsgebieten mit<br />

einheitlichem Geschosswohnungsbestand der 1960er bis 1980er Jahre (Heiligenhaus Oberilp). Darüber<br />

hinaus befinden sich die Beispielkommunen in unterschiedlichen Phasen der Mobilisierung. Während in<br />

Annen der Stadterneuerungsprozess noch in der Anfangsphase steht und bisher keine Ansätze zur Mobilisierung<br />

von Eigentümern unternommen wurden, wurden in Gelsenkirchen City, Heiligenhaus Oberilp und<br />

Herne Wanne bereits verschiedene Maßnahmen durchgeführt.<br />

Allerdings lässt sich anhand von städtebaulichen oder funktionalen Gebietstypen keine passende Mobilisierungskampagne<br />

für ähnliche Gebietstypen ableiten. Die Auswahl von Maßnahmen muss vielmehr in<br />

Abhängigkeit der Standortbegabungen, besonderer Problemstellung und vor allem der Eigentümerstruktur<br />

und deren Interessen, Motivationslagen und Schwierigkeiten geschehen. Die Mobilisierungsbereitschaft<br />

und die besonderen Anforderungen lassen sich grundsätzlich nicht aus Gebietstypen ableiten. Da<br />

eine direkte Übertragung der Vorgehensweise ausgeschlossen ist, muss in jedem Gebiet zu Beginn des<br />

Prozesses eine hinreichende Analyse der Ausgangsbedingungen erfolgen (siehe Maßnahmen in der Vorbereitungsphase).<br />

Anhand der zur Verfügung gestellten statistischen Daten, vorliegenden Gutachten und Analysen, wurden<br />

die Gebiete hinsichtlich ihrer Lage im Raum, der Bevölkerungsstruktur, Eigentumsverhältnisse und –struktur<br />

sowie Stärken und Schwächen charakterisiert. Zudem wurden ausführliche Begehungen der Gebiete<br />

vorgenommen. Um individuelle Informationen zu den besonderen Standortbedingungen und Anforderungen,<br />

zum Stand des Erneuerungsvorhabens, den bisherigen Schritten in der Eigentümermobilisierung<br />

sowie Einschätzungen zu den bisherigen Erfolgen und Misserfolgen zu erhalten, wurden Gespräche mit<br />

den Stadtverwaltungen und – wo vorhanden – dem Vor-Ort-Management geführt.<br />

In jedem Beispielgebiet wurde ein Workshop zur Eigentümermobilisierung durchgeführt. Teilnehmer dieser<br />

Workshops waren die jeweils relevanten Akteure in den unterschiedlichen Gebieten, wie z.B. Stadtverwaltung,<br />

Stadtteil- oder Quartiersmanagement, Wohnungsgesellschaften, Haus- und Grundbesitzervereine,<br />

bekannte und engagierte Schlüsseleigentümer, Mietervereine, Kreditinstitute etc. Ziel war es, weitere<br />

Informationen über Besonderheiten des Gebietes und die Eigentümerstruktur zu erhalten sowie mit den<br />

betroffenen Akteuren erste Handlungsansätze zu diskutieren und Ideen auszutauschen.


51<br />

Handlungsempfehlungen zur Gestaltung einer Mobilisierungskampagne<br />

Die in der Folge getroffenen Anmerkungen zum Stand der Einbindung privater Eigentümer spiegeln die<br />

Ergebnisse der Workshops wieder. In allen Workshops wurden die in diesem Bericht ausführlich dargestellten<br />

Erfolgsfaktoren einerseits identifiziert und erarbeitet, andererseits durch die Diskussion mit<br />

den Beteiligten entsprechend evaluiert. Durch die Diskussionsbeiträge in den Workshops konnten die<br />

Erfolgsfaktoren zudem auch mit einzelnen konkreten, auf die jeweilige Situation basierenden Beispielen<br />

angereichert werden. In den folgenden Anmerkungen wird deshalb auf diese Erfolgskriterien Bezug genommen<br />

und werden die einzelnen Anmerkungen und Beispiele in Bezug auf diese Erfolgskriterien wiedergegeben.<br />

Das in diesem Bericht vorgestellte optimale Vorgehen zur Eigentümermobilisierung unterstellt zudem<br />

einen Prozess mit aufeinander folgenden Phasen, in denen die Eigentümer unterschiedlich intensiv angesprochen<br />

werden. Dieser Prozess ist in den Beispielkommunen ganz unterschiedlich weit vorangeschritten<br />

oder befindet sich noch in der Vorbereitung.<br />

Die Erfolgsfaktoren, etwa die wichtige Imagebildung, sind unterschiedlich ausgeprägt. Die hier dargestellten<br />

Handlungsempfehlungen können deshalb (im Sinne eines optimal geplanten Prozesses und vor dem<br />

Hintergrund der vorliegenden Informationen) nur sehr grob sein. Die Ausarbeitung eines jeweils spezifischen<br />

und individuell auf den Standort konzentrierten optimalen Prozesses würde allerdings eine intensive<br />

Arbeit vor Ort bedingen, was nicht Gegenstand dieser Arbeit ist.<br />

6.1. Witten Annen<br />

Der Stadterneuerungsprozess steht in Witten Annen<br />

am Anfang. Für das Programmgebiet besteht<br />

damit die Chance, eine Mobilisierungskampagne<br />

von Anfang an mit zu denken und die entsprechenden<br />

Schritte vorzubereiten und einzuleiten. Damit<br />

grenzt sich dieser Stadtteil von den anderen betrachteten<br />

Gebieten ab.<br />

6.1.1. Gebietscharakterisierung<br />

Das Soziale Stadt Gebiet Annen liegt am östlichen<br />

Rand des Stadtgebietes und grenzt im Südwesten direkt an die Wittener Innenstadt an. Mit ca. 17.500<br />

Einwohnern umfasst es den zentralen Bereich des Stadtteils Annen sowie angrenzende Wohnbereiche.<br />

Es handelt sich um einen innenstadtnahen Stadtteil mit eigenem Zentrum zur Nahversorgung und guter<br />

Infrastrukturausstattung (Schulen, Kindergärten, VHS, Stadtbücherei).


52<br />

Die Baustruktur im Zentrum des Stadtteils ist geprägt durch eine überwiegend gründerzeitliche Bebauung.<br />

Das Stadterneuerungsgebiet umfasst aber auch Bereiche mit Ein- und Zweifamilienhäusern sowie<br />

in den Randlagen in sich geschlossene Gebäudeensembles aus den 1920er Jahren und der Nachkriegszeit.<br />

Wesentliche Probleme des Gebietes liegen in der Bevölkerungsstruktur, mit einem vergleichsweise hohen<br />

Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund und Einwohner in Abhängigkeit von Transfereinkommen.<br />

Innerhalb des Gebietes kommt es zu einer kleinräumig verschärften sozialen Segregation und damit Konzentration<br />

der verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Funktionsschwächen finden sich auch in den Einzelhandelslagen<br />

und den gewerblichen Arealen. Parallel zur heterogen baulichen Struktur mit Geschosswohnungsbauten<br />

und größeren Einfamilienhausbereichen besteht ein nur geringer Zusammenhalt der<br />

Stadtteilbevölkerung. Einzelne Teile des Programmgebietes belasten das Image Annens negativ.<br />

Das Programmgebiet wurde Anfang <strong>2007</strong> in das Förderprogramm Soziale Stadt aufgenommen. Ein Stadtteilmanagement<br />

hat im Oktober <strong>2007</strong> die Arbeit aufgenommen.<br />

Bevölkerungsstruktur<br />

Einwohner<br />

Anteil<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

Sozialhilfeempfänger<br />

Arbeitslosenquote<br />

Anteil<br />

Ausländer<br />

Anteil 0-24<br />

Jahre<br />

Anteil 25-64<br />

Jahre<br />

Anteil 65 und<br />

älter<br />

Stand 31.12.2005 01.12.2004 01.12.2004 31.12.2005 31.12.2005 31.12.2005 31.12.2005<br />

Stadt Witten 101.588<br />

Witten-Annen 17.406<br />

- 5 %<br />

(1992-2005)<br />

-1,9 %<br />

(2003-2005)<br />

4,4% 8,3% 8,3% 24,3% 54,7% 21,0%<br />

11,9% 10,6% 10,6% 26,6% 53,8% 19,6%<br />

Quelle: Amt f. Stadtentwicklung, Statistik u. Wahlen; Amt f. Jugendhilfe u. Schule der Stadt Witten, Eigene Darstellung<br />

Eigentumsverhältnisse und Eigentümerstruktur<br />

Im Stadtteil Annen (nicht identisch mit dem Programmgebiet) gibt es insgesamt 6.714 Wohneinheiten.<br />

Der überwiegende Teil der Wohnungen befinden sich in privatem Eigentum, das sehr kleinteilig verteilt<br />

ist. Fast zwei Drittel der Eigentümer leben in ihrer Immobilie (im Stadtteil Annen sind noch große, fast<br />

ländlich geprägte Bereiche mit Einfamilienhäusern eingeschlossen). Nur etwa jeder zehnte Eigentümer<br />

lebt außerhalb von Witten. Grundsätzlich besteht durch den hohen Anteil vor Ort lebender Eigentümer<br />

ein großes Potenzial zur direkten Ansprache, was die Mobilisierung der Einzeleigentümer erleichtern<br />

kann.<br />

Nach Einschätzung der Teilnehmer an dem im Rahmen Projektes Eigentümermobilisierung des in Annen<br />

durchgeführten Workshops sind die Gründe für die mangelnde Investitionsbereitschaft bei den Eigentümern<br />

vielfältig. Zum Teil liegt diese begründet in dem schlechten Image des Gebiets, der fehlenden<br />

Perspektive des Einzelhandelsstandorts, der mangelnden Identifikation sowie dem Ziel, möglichst hohe<br />

Renditen abzuschöpfen. Es wird sogar von gezielter Deinvestition berichtet, mit dem Ziel, das Gebäude<br />

später abzubrechen. Die zunehmende Zahl an Eigentümern mit Migrationshintergrund wird als Chance<br />

betrachtet, da sie ehemalige Problemimmobilien wieder modernisieren.<br />

Stärken, Schwächen, Potenziale<br />

Annen ist ein Nebenzentrum mit Grundversorgungsfunktion des Stadtteils sowie Teilen der angrenzenden<br />

Stadtteile.<br />

Trotz verstärkter Bemühungen der Stadt und der Eigentümer der Ladenlokale bestehen jedoch Defizite<br />

und erhöhte Leerstände.<br />

Positive Entwicklungsbedingungen sind neben dem Nahversorgungsangebot das Kulturleben sowie die<br />

Möglichkeit, im Grünen zu Wohnen.<br />

Die geplante Gründung eines „Initiativkreis Wohnen“ 11 ist eine potenzielle Chance für die Erarbeitung von<br />

Strategien zur Mobilisierung von Einzeleigentümern.


53<br />

6.1.2. Handlungsempfehlungen<br />

Witten Annen steht am Anfang des Stadterneuerungsprozesses. Dies ist eine günstige Bedingung, um die<br />

Mobilisierung privater Eigentümer direkt in den Verlauf des Stadterneuerungsprozesses einzubinden. Wesentlich<br />

hierzu ist eine intensive, gründliche Vorbereitung. Für die Vorbereitungsphase (vgl. Kap. 4) sollte<br />

entsprechend Zeit eingeplant werden.<br />

Erfolgsfaktor Image<br />

In dem in Witten Annen im Rahmen des Projektes zur Eigentümermobilisierung durchgeführten Workshop<br />

ergaben sich Anhaltspunkte dafür, dass zentrale Probleme des Programmgebietes Witten Annen im<br />

schlechten Image einzelner Teilbereiche des Stadtteils liegen.<br />

Aufgrund der erkannten Imageprobleme sollte daher geprüft werden, ob das derzeitige Image einer Mobilisierung<br />

privater Hauseigentümer entgegensteht, so dass zukünftige Strategien und Prozesse mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit ins Leere laufen. Es ist deshalb zu empfehlen, vor der Planung des Gesamtprozesses<br />

das Image zu analysieren. Erste Hypothesen könnten gezielte Expertengespräche (etwa mit Experten<br />

aus der Immobilienwirtschaft, Kreditinstituten, Schlüsseleigentümer etc.) erbringen, die dann über eine<br />

Befragung eines erweiterten Expertenkreises und durch Befragung von relevanten Gruppen (insbesondere<br />

Eigentümer) abgesichert werden könnten. Ziel der Analyse sollte es dabei auch sein, die natürlichen<br />

Begabungen des Standortes festzustellen und für die Ausprägung eines Images nutzbar zu machen (vgl.<br />

Kap 5).<br />

Ansatzpunkte für eine Aufwertung des bestehenden Images sind nach den Aussagen der Teilnehmer am<br />

Workshop in Witten Annen insbesondere das Wohnen am Grün mit der direkten Naturbeziehung sowie<br />

das vorhandene Angebot der Nahversorgung. Darüber hinaus bestehen Ansätze einer Kultur- und Musikszene,<br />

die perspektivisch für ein positives Image des Stadtteils Annen stehen können.<br />

Je nach Ergebnissen könnte es empfehlenswert sein, Image fördernde Maßnahmen einem Prozess vorzuschalten<br />

oder den Mobilisierungsprozess parallel mit Image fördernden Maßnahmen zu begleiten.


54<br />

In jedem Falle ist eine Auseinandersetzung mit den Standortbegabungen notwendig, um in der Folge eine<br />

tragfähige Vision zu entwickeln, aus der dann auch die SOLL-Einstellung abgeleitet und in der Eigentümermobilisierung<br />

eingesetzt werden kann (vgl. Kap 2).<br />

Erfolgsfaktor: Außenauftritt (corporate communication)<br />

Grundsätzlich ist die Entwicklung eines einheitlichen Außenauftritts eine wichtige Voraussetzung für die<br />

erfolgreiche Umsetzung einer Mobilisierung (vgl. Kap. 4).<br />

In Annen bietet sich aufgrund der Tatsache, dass der Gesamtprozess am Anfang steht, die Gelegenheit,<br />

von Beginn an dem Gesamtprozess mit einer geeigneten Symbolik und einem erarbeiteten Motto (Appell,<br />

Slogan) ein „Gesicht“ zu geben.<br />

Imagekampagne und Stadterneuerungsprozess sollten dabei nicht identisch in ihrer Bildsprache entwickelt<br />

werden. Die Mobilisierung sollte gegenüber der Imagekampagne mit einem deutlich an die Zielgruppe<br />

gerichteten Appell versehen werden (nach dem Motto: „Gemeinsam investieren – gemeinsam<br />

profitieren“).<br />

Die für die Imagekampagne verwendeten Gestaltungsdetails sollten sich allerdings in der Gestaltung des<br />

Außenauftritts wieder finden, bzw. erkennbar sein.<br />

Empfehlenswert ist die Zusammenarbeit mit ortsansässigen Kommunikationsexperten, -agenturen zur<br />

Definition der Außendarstellung („corporate communication“).<br />

Erfolgsfaktor Chancengemeinschaft<br />

Für die Ausbildung einer Chancengemeinschaft (vgl. Kap 4) ist für Annen die Bedeutung der Beteiligung<br />

der örtlichen Kreditinstitute, insbesondere der örtlichen Sparkasse, betont worden.<br />

Die Sparkasse Witten besitzt bereits Erfahrungen in der Bereitstellung von Renovierungskrediten, deren<br />

Vergabe an die Beauftragung Wittener Handwerksbetriebe geknüpft ist. Dieses Beispiel könnte eventuell<br />

auch auf Annen übertragen werden. Grundsätzlich besteht der Wunsch, dass über die Angebote der Sparkasse<br />

stärker öffentlich informiert wird.<br />

Das Beispiel der Wittener Sparkasse zeigt die Bereitschaft zur Mitwirkung. Darüber hinaus zeigt sich auch<br />

die Möglichkeit, durch Kooperationen neue und attraktive Angebote zu entwickeln. Es wäre insofern zu<br />

prüfen, welche weiteren Akteure (neben den Banken und Sparkassen) sinnvoll in den Prozess integriert<br />

werden können. Dabei können im Rahmen der Chancengemeinschaft ganz unterschiedliche Aufgaben<br />

bewältigt werden. So könnte etwa die Entwicklung neuer Beratungsangebote, die Formulierung strategischer<br />

Ausrichtungen und Ziele (z.B. für entscheidende Projekte wie etwa der Neubau des Ärztehaus auf<br />

der „Ostermann-Spitze“, Realisierung von Studentenwohnen im Nahbereich der Uni Witten-Herdecke/<br />

Dirschauer Straße), die gemeinsame Beförderung solcher Projekte und die gemeinsame Kommunikationsarbeit<br />

unterstützen.<br />

Darüber hinaus sollte der Versuch unternommen werden, Kooperationen zwischen Eigentümern und z.B.<br />

Handwerksbetrieben, Architekten oder der Wohnungswirtschaft zu initiieren. Diese könnten sich auf die<br />

Beratung, aber auch auf konkretes Handeln beziehen, etwa durch die Organisation eines gemeinsamen<br />

Einkaufs und der daraus zu erzielenden Kosteneinsparungen.<br />

Erfolgsfaktor Nutzen<br />

Es ist dringend zu empfehlen, schon vor dem Start der Kommunikation zur Mobilisierung den relevanten<br />

Nutzen eines Dialoges und einer möglichen Investition für den Eigentümer zu erarbeiten. Da die Bereitschaft<br />

zur Investition (wenn diese nicht ohnehin vorhanden ist) zunächst einen Dialog voraussetzt, sind<br />

10<br />

Im Rahmen des Stadtentwicklungsprozesses „Unser Witten 2020“ wurde ein Expertenkreis zur Erarbeitung des Masterplans Wohnen<br />

gegründet. Hier wurden bereits diverse Projektideen für Seniorenwohnen und alternative Wohnprojekte (u.a. Behinderte), entwickelt. Es<br />

besteht Interesse zukünftig auch Projekte im Bestand zu unterstützen. Dieses Gremium soll als gesamtstädtische Austauschplattform<br />

aller am Wohnungs- und Immobilienmarkt beteiligten Akteure weiter Bestand haben.


55<br />

auch Nutzenargumente im Hinblick auf diesen Dialog notwendig.<br />

Erfolg versprechend wird die Argumentation über den Wert der Immobilie sein (vgl. Kap. 3). So könnte z.B.<br />

durch eine sehr einfache und verständliche Methode den Eigentümern verdeutlicht werden, dass durch<br />

die Stadterneuerung eine Erhöhung der Lagequalität erfolgt, die sich wiederum positiv auf den Wert der<br />

Immobilie auswirkt. Mit Blick auf die für viele Eigentümer wichtige Bedeutung der Immobilie als Altersvorsorge<br />

könnte ein Zugang zu den Eigentümern über Themen wie „Wissen Sie was ihr Objekt noch wert<br />

ist“ oder „Meinen Sie, Sie können auch noch im Alter in Ihrer Immobilie wohnen bleiben“ erfolgen.<br />

Für Teile von Annen wird es nach Auskunft der Teilnehmer am Workshop zum Mobilisierungsprojekt in<br />

Annen in Folge der Entwicklung eines neuen Ärztehauses und des Umzugs von Arztpraxen in den Neubau<br />

zu Leerständen in Einzelimmobilien kommen. Die von Leerständen betroffenen Eigentümer sollten mit<br />

Hilfe von Adressmaterial der Stadtverwaltung gezielt angesprochen werden. Den Eigentümern ist möglichst<br />

Unterstützung bei der Entwicklung von Nachnutzungen, z.B. eine Umnutzung zu Wohnraum für<br />

ältere Menschen, anzubieten.<br />

Bevor die Mobilisierungskampagne wirken kann, müssen bei vielen Eigentümern Ängste abgebaut werden.<br />

Wenn ein Eigentümer bereits Mindereinnahmen durch seine Immobilie zu verzeichnen hat, fürchtet<br />

er, dass weitere Investitionen ebenfalls unrentierlich sein könnten. Wenn aber eine wirtschaftliche Perspektive<br />

aufgezeigt werden kann, können auch aktuell risikoreich erscheinende Investitionen evtl. sinnvoll<br />

erscheinen.<br />

Aktuell sind auch Wärmedämmmaßnahmen ein wichtiges Thema, um vor dem Hintergrund des bald<br />

verpflichtenden Energiepasses einen Zugang zu den Eigentümern zu erlangen. In Annen stellt sich für den<br />

Bestand in der Bebelstraße der bestehende Denkmalschutz teilweise als Einschränkung dar.<br />

Bei der thematischen Argumentation müssen räumliche Unterschiede beachtet werden. Eine beispielhafte<br />

Unterscheidung könnte wie folgt aussehen:<br />

• Eigentümer von Immobilien im Zentrum des Stadtteils Annen haben ein größeres Interesse an Zusammenhängen<br />

durch die Vermietung an Einzelhandelsnutzungen. Das Stadtteilzentrum ist zudem<br />

ein räumlicher Bereich mit Identifikationsstiftender Wirkung und wird daher im Erneuerungsprozess<br />

höchste Priorität erhalten.<br />

• Eigentümer in reinen Wohngebieten mit einer Bausubstanz überwiegend aus den 1950er-1970er<br />

Jahren mit hohem Sanierungsbedarf wie z.B. an der Dirschauer Straße könnten Unterstützung bekommen<br />

zur Entwicklung von Angeboten für studentisches Wohnen. Die unmittelbare Nähe zur Uni<br />

Witten-Herdecke und die mittelfristig geplante Verdopplung der Studentenzahl von auf 2.000 könnte<br />

eine Entwicklungsperspektive für den Gebäudebestand darstellen. Demgegenüber ist als Beispiel<br />

die Schellingstraße problematisch aufgrund der Besitzverhältnisse. Der Bestand gehört Eigentümergemeinschaften<br />

und viele der Eigentümer wohnen außerhalb von Annen. Hier wird es insbesondere<br />

auch darum gehen, grundsätzlich den Kontakt zu den Mitgliedern der Eigentümergemeinschaften zu<br />

suchen.<br />

Erfolgsfaktor Beratung<br />

Die Beratung ist ein weiterer zentraler Aspekt der Mobilisierung. Über die Beratung kann der Dialog initiiert<br />

und intensiviert werden (vgl. Kap 4).<br />

Allgemein gilt es, die Beratungsbedarfe vor Ort zu analysieren, z.B. über eine Eigentümerbefragung. Vielfach<br />

besteht eine Abwärtsspirale nach dem Motto mein Nachbar macht nichts, deshalb mache ich auch<br />

nichts. Im Rahmen der Mobilisierungskampagne müsste diese Argumentation aufgebrochen werden.<br />

Durch die ersten modernisierten Gebäude könnte ein sozialer Druck entstehen, der weitere Investitionen<br />

nachziehen lässt.<br />

Die Diskussion im Workshop in Witten Annen im Rahmen des Projektes Eigentümermobilisierung lässt<br />

erste konkrete Ansätze für viel versprechende Beratungsangebote ableiten. So besteht insbesondere im<br />

Stadtteilzentrum ein großer Anteil an Eigentümern mit Migrationshintergrund. Für diese Eigentümer-


56<br />

gruppe sollte ein besonderes Beratungsangebot geschaffen werden. Durch eine gezielte Ansprache muss<br />

auf diese Eigentümer zugegangen werden. Sprachliche Barrieren sind dabei kaum zu erwarten. Verlässlichkeit<br />

und Glaubwürdigkeit sind auch für diese Eigentümergruppe die wesentlichen Merkmale, um<br />

gegenüber dem Beratungsangebot Vertrauen aufzubauen. Darüber hinaus besteht ein sehr aktueller Beratungsbedarf<br />

für die Eigentümer der Immobilien, die durch den Umzug von Arztpraxen in das Ärztehaus<br />

Leerstände zu verzeichnen haben. Diese Eigentümer sollten im Hinblick auf sinnvolle Nachnutzungen ein<br />

Beratungsangebot erhalten. Dies müsste unterstützt werden durch eine konkrete Finanzierungsberatung<br />

und evtl. ein Finanzierungsangebot durch z.B. die örtliche Sparkasse.<br />

Vor Ort sollten die Möglichkeiten zum Aufbau eines Beratungsangebotes eruiert und fallweise umgesetzt<br />

werden. Dieses Beratungsangebot kann z.B. aus einem Pool örtlicher Experten wie Architekten/Sparkasse/Immobilienfachwirte<br />

etc.<br />

Wichtig ist darüber hinaus die transparente Kommunikation des Beratungsangebotes, das verlässlich<br />

verfügbar sein muss. Für die Umsetzung bedeutet dies die Beachtung einiger sehr einfacher, praktischer<br />

Dinge, wie z.B. die Sicherung der telefonischen Erreichbarkeit oder zumindest ein Rückruf am gleichen<br />

Tag.<br />

6.2. Heiligenhaus-Oberilp<br />

Die Oberilp ist ein ein Siedlungsbereich,<br />

der 1950er bos 1970er Jahre in Stadtrandlage.<br />

Seit 1993 wird hier Stadterneuerung<br />

betrieben. Es gibt im Quartier ein<br />

Vor-Ort-Büro, welches mit einer halben<br />

Stelle durch einen Sozialarbeiter besetzt<br />

ist. Der Mobilisierungsprozess in Heiligenhaus-Oberilp<br />

hat im Laufe der letzten<br />

Jahre schon einige verwertbare Erfolge zu<br />

verbuchen. Darauf kann bei einer zukünftigen<br />

Mobilisierung zurückgegriffen und<br />

aufgebaut werden.<br />

6.2.1. Gebietscharakterisierung<br />

Das Stadtumbaugebiet Oberilp liegt ca. 2 km von der Innenstadt Heiligen haus entfernt. Die Haupterschließung<br />

des Stadtteils erfolgt von der Höseler Straße aus. Der Einfahrts bereich ist großzügig gestaltet.<br />

Der südliche Teil des Wohngebietes ist durch Geschosswohnungsbau aus den 1960er bis 1970er Jahren<br />

geprägt. Im Norden grenzt ein Einfamilienhausgebiet an.<br />

Im Rahmen des Programms „Stadtumbau West“ wurde der Wohnkomplex Rhönstraße 10-12 aus den Jahren<br />

1973 bis 1975 rückgebaut, um eine Neuordnung und Aufwertung des Wohnungsbestandes im Stadtteil<br />

Oberilp zu vollziehen. Es ist angedacht, dort Bauflächen für nachfrageorientierte Wohnbebauung,<br />

vorrangig Einfamilienhausbebauung, auszuweisen. Aufgrund der Ergebnisse einer Haushaltsbefragung<br />

zur Wohnsituation in Oberilp im Mai und Juni 2006 wird davon ausgegangen, dass die Neubebauung<br />

größtenteils von Bewohnern des Gebietes in Anspruch genommen wird, gewünscht ist aber auch Zuzug<br />

von Außerhalb. Der Europaplatz, der Schulhof sowie das Jugendhaus wurden aufbauend auf das 1999<br />

erarbeitete Handlungskonzept im Rahmen des Soziale Stadt-Prozesses neu gestaltet.<br />

Das Gebiet befindet sich prinzipiell in attraktiver Lage. Es verfügt über gute Verkehrsanbindungen, selbst<br />

durch Flugverkehr durch die Nähe zum Flughafen Düsseldorf. Zudem liegt es in unmittelbarer Nähe zum<br />

Golfplatz und hochattraktiven Wohnbereichen und verfügt durch den Grünzug, der sich durch das Gebiet<br />

zieht, über attraktive Grünflächen.<br />

Aktuell wird ein großes städtebauliches Projekt verwirklicht. Nördlich der Höseler Straße wird ein neues<br />

Gebiet erschlossen, das durch einen „Brückenschlag“ mit der Oberilp verbunden werden soll und in welchem<br />

ein Zentrum zur Nahversorgung geplant ist.


57<br />

Übersicht Bevölkerungsstruktur<br />

Einwohner empfänger Arbeitslosenquote<br />

Ausländeranteil<br />

Anteil 0-18<br />

Jahre<br />

Anteil 19-64<br />

Jahre<br />

Anteil über 65<br />

Jahre<br />

Stand Juni 2004 Juni 2004 Juni 2004 Juni 2004 Juni 2004 Juni 2004 Juni 2004<br />

Stadt Heiligen haus 28.237 3% 6,9% 12% 17% 63% 19%<br />

Pro grammge biet<br />

Oberilp<br />

2.456 7,8% 11% 35% 24% 66% 10%<br />

Quelle: Sozialraumstudie Oberilp, 2004<br />

Eigentumsverhältnisse und Eigentümerstruktur<br />

Die schon erwähnte Haushaltsbefragung hat<br />

ergeben, dass 91% der befragten Haushalte zur<br />

Miete wohnen.<br />

Neben dem Bestand der Sahle Immobilien GbR<br />

mit rund 160 Wohneinheiten besteht im Gebiet<br />

insgesamt eine eher kleinteilige Eigentümerstruktur.<br />

Das Gebiet ist zudem durch eine hohe<br />

Eigentümerfluktuation geprägt. Problematisch<br />

ist, dass in der Verganganheit oftmals Eigentümer Immobilien erworben haben, die anschließend nicht<br />

mehr in der Lage sind, weiterhin in den Bestand zu investieren. Zudem gibt es Eigentümer, die lediglich an<br />

einer kurzfristigen Rendite interessiert sind und aus diesem Grund nicht in die Immobilie investieren.<br />

Zwischen der Stadt Heiligenhaus und einigen ortsansässigen Wohnungsunternehmen wurde im Jahr<br />

2005 eine Kooperationsvereinbarung geschlossen. Darin verpflichten sich alle Unterzeichner weiterhin<br />

an der zukunftsfähigen Entwicklung der Wohnungsbestände mitzugestalten. Ziel der Vereinbarung ist es,<br />

einen Rahmen für die zukünftige Belegungs- und Modernisierungspolitik in der Oberilp zu geben.<br />

Stärken, Schwächen, Potenziale<br />

Das Wohngebiet Oberilp ist erst in den 1960er Jahren entstanden. Die Wärmeversorgung wird im gesamten<br />

Gebiet einseitig und kostenintensiv über Elektrospeicherheizungen gesichert, was angesichts steigender<br />

Strompreise die Vermietbarkeit belastet. Bei entsprechender Nachfrage würden die Stadtwerke<br />

Heiligenhaus GmbH einen Gasanschluss in den Stadtteil verlegen.<br />

Die Gebäude sind zum überwiegenden Teil mit Aufzügen ausgestattet und barrierefrei, was den Standort<br />

für die Zielgruppen Senioren sowie Familien mit Kindern interessant macht.<br />

Gemäß einer Bewohnerbefragung gibt es insgesamt eine hohe Identifikation der Bewohner mit dem<br />

Stadtteil Oberilp. Das Image der Oberilp in der Gesamtstadt ist jedoch eher negativ behaftet.<br />

Durch die Neuansiedlung eines Einzelhandelsstandortes nördlich der Höseler Straße erfährt die Oberilp in<br />

naher Zukunft eine Attraktivitätssteigerung indem die Nahversorgung wesentlich verbessert wird.<br />

Zudem verfügt die Oberilp über eine hervorragende Lage und Verkehrsanbindung, die den Standort sowohl<br />

für ältere als auch für junge Menschen attraktiv macht.


58<br />

6.2.2. Handlungsempfehlungen<br />

Aufbauend auf einen Stadterneuerungsprozess innerhalb der Förderkulisse „Soziale Stadt“ wurde in den<br />

letzten Jahren durch ein Vor-Ort-Büro ein Mobilisierungsprozess in Heiligenhaus-Oberilp in Gang gesetzt.<br />

Ende der 1990er Jahre hat sich aus der zweimal jährlich stattfindenden Stadtteilkonferenz der „Runde<br />

Tisch Wohnungswirtschaft“ gegründet, der in regelmäßigen Abständen einberufen wird. Neben den Unterzeichnern<br />

einer 2005 aus dem Runden Tisch heraus entstandenen Kooperationsvereinbarung zwischen<br />

der Stadt Heiligenhaus und den ortsansässigen Wohnungsunternehmen, werden zu diesen Treffen auch<br />

alle der Stadtverwaltung bekannten Einzeleigentümer aus der Oberilp eingeladen.<br />

In jüngster Vergangenheit wurde ein Gebäude (Harzstraße 7) vorbildhaft saniert. Diese Maßnahme beeinflusst<br />

die Außenwirkung der Oberilp sehr positiv. Auch weitere Eigentümer sind durchaus bereit, in ihre<br />

Bestände zu investieren. Als Hemmnis gilt hierbei allerdings die einseitige und kostenintensive Energieversorgung<br />

im Quartier über Elektrospeicherheizungen.<br />

Insgesamt ist in Oberilp schon viel bewegt worden, worauf bei einer zukünftigen Mobilisierung zurückgegriffen<br />

und aufgebaut werden kann.<br />

Erfolgsfaktor Image<br />

Das Image in der Oberilp hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, scheint aber weiterhin problematisch<br />

und sollte deshalb durch weitere gezielte und kontinuierliche Maßnahmen verbessert werden.<br />

Dabei wird das Image innerhalb des Quartiers überwiegend als positiv empfunden. Hier hat sicher auch<br />

die Vor-Ort Arbeit einen wichtigen <strong>Beitrag</strong> geleistet.<br />

Allerdings lässt sich vermuten, dass die Einschätzung gesamtstädtisch und in der Gesamtregion eher<br />

negativer geprägt ist. Es scheint deshalb empfehlenswert, bei einer Intensivierung des Mobilisierungsprozesses<br />

die Imageausprägung durch entsprechende Erhebungen abzusichern und dann für eine gemeinsame<br />

Standortvision verfügbar zu machen (vgl. Kap 5).<br />

Die Perspektive für den Standort Oberilp wird insbesondere durch die positiven Standortbegabungen<br />

geprägt. So könnte eine Ausrichtung auf seniorengerechtes Wohnen bzw. Mehrgenerationenwohnen eine<br />

Erfolg versprechende Zielsetzung sein, da durch die neue Nahversorgung nördlich der Höseler Straße die<br />

Attraktivität der Oberilp für diese Gruppe steigt.<br />

Die Vermarktung von beispielhaften Maßnahmen oder Modellprojekten in der Oberilp und die Hilfe von<br />

Multiplikatoren können das Image verbessern. Hier könnte z.B. die vorbildhafte Sanierung des Gebäudes


59<br />

Harzstraße 7 für eine konsequente Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden. Die Öffentlichkeitsarbeit sollte<br />

dabei auf unterschiedliche Medien ausgedehnt werden und neben der Stadtteilzeitung „Der Oberilper“<br />

auch das Internet und Tageszeitungen wie z.B. WAZ einbeziehen (vgl. Kap 5). Auch die Vesendung des<br />

„Oberilper“ an Eigentümer, die nicht vor Ort leben sollte eingeführt werden. Es ist zu überdenken, ob es<br />

sinnvoll sein kann, diese auch über einen digitalen Newsletter zu informieren. Darüber hinaus könnte<br />

durch die Einbeziehung von lokal prominenten Persönlichkeiten positive Signale einer Veränderung gesetzt<br />

werden, was den Ruf auch gesamtstädtisch verbessern würde.<br />

Erfolgsfaktor Außenauftritt<br />

Durch das seit 1993 existierende Büro vor Ort ist eine direkte Ansprache der Projektverantwortlichen<br />

grundsätzlich gegeben. Zudem ist nicht nur der Standort des Vor-Ort-Büros eingespielt und bekannt, auch<br />

die verantwortlichen Personen sind durch die langjährige Arbeit in der Oberilp identifizierbar. Mit der<br />

Stadtteilzeitung „Der Oberilper“ besitzt das Projekt zusätzlich ein mediales Organ.<br />

In Anbetracht der notwendigen Anstrengungen in Hinblick auf die Standortprofilierung, bzw. des Imagetransfers<br />

ist zu empfehlen, eine eigene Symbolik für die Oberilp im Sinne eines Logo/ Slogans zu erarbeiten.<br />

Der Auftritt in einem eigenen Design könnte die Phase einer Intensivierung des Prozesses kommunikativ<br />

unterstützen. In diesem Zusammenhang sollte auch über die Überarbeitung und dauerhafte Pflege<br />

der bestehenden Internetpräsenz nachgedacht werden. Gerade das Internet ist eine wichtige Informationsquelle<br />

für nicht in Heiligenhaus wohnende Eigentümer und bietet generell die Möglichkeit, auch medial<br />

breiter inszeniert den Kontakt zu weiteren Zielgruppen (Kernzielgruppe Eigentümer, Meinungs- und<br />

<strong>Beitrag</strong>smultiplikatoren) zu erschließen.<br />

Das Stadtteilbüro weist derzeit noch zu wenige Kompetenzen in baulichen und architektonischen Fragestellungen<br />

auf, um eine direkten Ansprache der Eigentümer zu übernehmen. Hier ist eine Ergänzung<br />

der personellen Besetzung zu empfehlen, um den Beratungsbedarf der Eigentümer vor Ort abdecken zu<br />

können.<br />

Erfolgsfaktor Chancengemeinschaft<br />

Auf die bereits verlässlich organisierten Strukturen des „Runden Tisches Wohnungswirtschaft“ lässt sich<br />

ein intensivierter Prozess aufbauen. Dabei wäre zu überprüfen, ob bereits alle notwendigen, bzw. im Prozess<br />

förderlichen Kompetenzen am runden Tisch versammelt sind oder ob vielleicht weitere Arbeitskreise<br />

oder Netzwerke installiert werden sollten. Wie weiter oben dargestellt, bieten sich z.B. durch das aktive<br />

Einbeziehen von Banken und Sparkassen Chancen zur Intensivierung des Prozesses (vgl. Kap. 5). Situativ<br />

könnten auch weitere Kompetenzen in die Chancengemeinschaft eingebunden werden. Die Stadt Heiligenhaus<br />

hat in Bezug auf die Veränderung der Energieversorgung hierzu z.B. auch schon mal Vertreter mit<br />

entsprechendem Know how eingeladen. Diese Vorgehensweise sollte etabliert werden. Besonders hervorzuheben<br />

ist das Engagement und die Bereitschaft der Sahle GmbH sich für den Standort zu engagieren.<br />

Sie könnte z.B. eine Vor-Ort-Beratung für Kleineigentümer anbieten.<br />

Erfolgsfaktor Nutzen<br />

Über die Formulierung konkreter Nutzen kann auch die Intensivierung des Prozesses in Heiligenhaus-<br />

Oberilp befördert werden (vgl. Kap 5). Hier lassen sich schon aus dem Ergebnis des Workshops und den<br />

dort formulierten Beiträgen einige Erwartungen privater Eigentümer ableiten.<br />

Ein wichtiges Thema ist hierbei die Energieversorgung. Die Eigentümer in der Oberilp haben das Ziel, eine<br />

energetische Sanierung im Gebiet in nächster Zukunft zu realisieren, d.h. es sollen Wärmedämmmaßnahmen<br />

umgesetzt werden. Die Eigentümer sind aber unsicher bezüglich der zukünftigen Energiequelle,<br />

weshalb sie Zurückhaltung bezüglich ihrer Investitionen üben.<br />

Hier muss den Eigentümer in direkten Gesprächen der Vorteil einer umfassenden energetischen Sanierung<br />

aufgezeigt werden. Es sind dabei nicht Fragen der erzielbaren bzw. der notwendigerweise zur Investitionstilgung<br />

erforderlichen Miethöhen von Bedeutung. Erstrebenswert wäre natürlich ein Rechenmodell,<br />

das realistisch aufzeigen kann, dass die durch die energetische Sanierung entstehenden Kosten bei<br />

gleich bleibenden Bruttomietkosten durch eine Erhöhung der Grundmiete wieder erwirtschaftet werden


60<br />

können, da die so genannte zweite Miete durch die Energieeinsparung tendenziell sinkt.<br />

Eine weitere wichtige Argumentationshilfe bildet die Entwicklung und Kommunikation wohnungswirtschaftlicher<br />

Perspektive für den Standort Oberilp ab. Wenn die Eigentümer eine realistische Vermietungsperspektive<br />

erkennen, sind sie eher bereit, zu investieren.<br />

Diese Argumentationen sollten möglichst mit einer Finanzierungsberatung gekoppelt werden .<br />

Erfolgsfaktor Beratung<br />

Einzeleigentümer verfolgen das Vermietungsgeschäft meist neben einer anderen Tätigkeit. Ihnen fehlen<br />

deshalb das Fachwissen und meist auch die Zeit, sich fehlende Informationen einzuholen. Aus diesem<br />

Grund wurde aus dem Teilnehmerkreis des Workshops in Heiligenhaus der Wunsch nach einem umfassenden<br />

Beratungsangebot („Rundum-Sorglos-Paket“) geäußert.<br />

Wichtige Aspekte sind dabei Kenntnisse aus einer Analyse des lokalen Wohnungsmarkts, über die insbesondere<br />

auswärtige Eigentümer nicht immer verfügen. Der Mietspiegel ist oftmals nicht ausreichend, um<br />

sich einen adäquaten Überblick zu verschaffen, da Standortbesonderheiten nicht berücksichtigt werden.<br />

Darüber hinaus ist das Interesse an Informationen über Finanzierungsmöglichkeiten bzw. Förderprogramme<br />

nicht nur bei Einzeleigentümern, sondern auch bei größeren Investoren groß. Insbesondere Eigentümergemeinschaften<br />

würden eine Fördermittelberatung gerne in Anspruch nehmen, da den Eigentümergemeinschaften<br />

oftmals der Zugang zu den Fördermitteln nicht bekannt ist.<br />

Aber auch architektonische Beratungen, Hilfestellung zur Beauftragung von Handwerksleistungen und<br />

Energieberatungen könnten Einzeleigentümer in der Vorbereitung von erforderlichen Baumaßnahmen<br />

unterstützen.<br />

Die Kommune kann dies selbst nicht gewährleisten. Wohnungsunternehmen haben diese Kompetenzen<br />

häufig in ihrem Unternehmen gebündelt. Eine Zusammenarbeit wäre hier Erfolg versprechend. Dies<br />

könnte eine Aufgabe für die Chancengemeinschaft sein.<br />

Das Angebot von Beratungsleistungen, wie es mit dem genannten „Rundum-Sorglos-Paket“ definiert ist,<br />

braucht einen Kümmerer, der vor Ort ansprechbar sein muss. Die Ausweitung der personellen Kompetenzen<br />

im Stadtteilbüro könnte hierfür eine wichtige Voraussetzung darstellen.<br />

6.3. Herne Wanne-Mitte<br />

Das Stadtumbaugebiet Herne-Wanne umschließt<br />

das ehemalige Zentrum der früher selbstständigen<br />

Großstadt Wanne-Eickel. Wanne-Mitte ist geprägt<br />

durch gewachsenen, überwiegend gründerzeitlichen<br />

Gebäudebestand und eine entsprechend<br />

kleinteilige Eigentümerstruktur. Nach einem erfolgreichen<br />

Start in die Eigentümermobilisierung<br />

geht es in der nächsten Zeit darum, die Gruppe der<br />

mobilisierten Eigentümer zu erweitern.<br />

6.3.1. Gebietscharakterisierung<br />

Das Stadtumbaugebiet Herne Wanne-Mitte umfasst die städtebauliche Mitte des Stadtbezirks Wanne<br />

mit dem zentralen Einzelhandelsbereich und den angrenzenden Wohngebieten. Bis zur kommunalen<br />

Gebietsreform im Jahr 1975, durch die die Städte Herne und Wanne-Eickel zur Stadt Herne zusammengefasst<br />

wurden, war das heutige Stadtumbaugebiet das Zentrum der ehemals selbstständigen Stadt Wanne-Eickel.<br />

Das heute nur noch der Versorgung der Bevölkerung des Stadtbezirks dienende Zentrum verzeichnete in<br />

den letzten Jahren mit den deutlichen Funktionsverlusten auch einen baulichen Niedergang. Das Image


61<br />

des Stadtteils ist negativ und zunehmend konzentriert sich eine als problematisch wahrgenommene<br />

Wohnbevölkerung in Wanne-Mitte.<br />

Das Stadtumbaugebiet beinhaltet neben gründerzeitlichen Bebauungsstrukturen mit Wohn- und Gewerbenutzungen,<br />

die im Wesentlichen entlang der Hauptstraße konzentriert sind, auch größere Siedlungsbereiche<br />

aus den 1920/30er Jahren und aus der Nachkriegszeit. Neben Geschosswohnungsbauten sind<br />

besonders im nordwestlichen Bereich des Gebietes auch Einfamilienhäuser in das Stadtumbaugebiet<br />

eingeschlossen. Mit dem alten Rathaus, der Stadtbücherei, der Post, vier Schulen, verschiedenen Kindergärten,<br />

dem Krankenhaus u.a. liegen wichtige Infrastruktureinrichtungen im Gebiet.<br />

Im Jahr 2006 wurde Wanne in das Bund-Länder-Programm Stadtumbau West aufgenommen. Im gleichen<br />

Jahr begann das Stadtumbaumanagement seine Arbeit.<br />

Bevölkerungsstruktur<br />

Einwohner<br />

(Hauptwohnsitz)<br />

Bevölkerungs-<br />

entwicklung<br />

Anteil<br />

Sozialhilfeempfänger<br />

Arbeitslosenquote<br />

Anteil<br />

Ausländer<br />

Anteil 0-24 Jahre<br />

Anteil 25-64<br />

Jahre<br />

Anteil 65 und<br />

älter<br />

Stand 31.12.2005 seit 1990 31.12..2002 31.12..2002 31.12.2005 31.12.2005 31.12.2005 31.12.2005<br />

Stadt Herne 166.093 - 6 % 5,7 % 10,9 % 12,0 % 25,0 % 53,9 %<br />

21,1 %<br />

Wanne-Mitte 6.982 - 7 % 6,5 %* 11,9%* 17,1 % 24,8 % 52,8 % 22,4 %<br />

Quelle: Fachbereich Stadtentwicklung, Stadtforschung und Wahlen der Stadt Herne, * Stadtbezirk Wanne<br />

Eigentumsverhältnisse und Eigentümerstruktur<br />

Von der geschätzten Gesamtzahl von 4.400 Wohnungen<br />

im Stadtumbaugebiet sind 20 % im Besitz<br />

von Wohnungsunternehmen und 80 % im Eigentum<br />

von privaten Eigentümern. Von den Wohneinheiten<br />

im Kleineigentum wird der Großteil durch Eigentümergemeinschaften<br />

verwaltet. Es besteht ein kleiner<br />

Anteil von Eigentümern, die außerhalb von Herne<br />

bzw. der Region wohnen (siehe Grafik).<br />

Im März 2006 wurde eine flächendeckende Befragung<br />

der privaten Haus- und Grundeigentümer durchgeführt. Der Rücklauf lag bei 40 %. Die wichtigsten<br />

Ergebnisse:<br />

• Breite Struktur an Wohnungsgrößen bei einem Mietpreis, der den Spielraum des geltenden Mietenspiegels<br />

ausschöpft (d.h. sowohl sehr günstige als auch teurere Wohnungen)<br />

• 45 % der Eigentümer haben ihre Wohnung gut vermietet, 27 % haben wechselnde Mieter in Zeiten<br />

des Leerstands, 6 % geben langfristigen Wohnungsleerstand an<br />

• Ein Drittel aller antwortenden Eigentümer sieht einen Sanierungsbedarf am eigenen Gebäude, besonders<br />

bei den Fassaden und Dächern.<br />

• An den Wohnungen sieht nur ein Viertel aller Eigentümer einen Modernisierungsbedarf, insbesondere<br />

bei den Sanitäranlagen. Hinsichtlich Grundrissveränderungen sowie Anbau und Modernisierung<br />

von Balkonen wird dagegen kaum Handlungsbedarf erkannt.<br />

• Ein Drittel der Eigentümer plant, in das eigene Gebäude zu investieren, während ein Viertel aller Eigentümer<br />

in die eigenen Wohnungen investieren will.<br />

• Nur 8 % der antwortenden Einzeleigentümer beabsichtigen für die geplanten Instandhaltungs- und


62<br />

Modernisierungsmaßnahmen Fördermittel in Anspruch zu nehmen. Der hohe Anteil von Eigentümern,<br />

die hierzu keine Angabe machen, lässt auf ein Informationsdefizit über vorhandene Fördermöglichkeiten<br />

schließen.<br />

• Größte Probleme im Vermietungsgeschäft sind die Auswahl geeigneter Mieter, die geringe Wohnungsnachfrage<br />

insgesamt sowie die zunehmenden Wohnungsleerstände.<br />

• Nach der Befragung lassen sich etwa 10 % der Eigentümer als Bestandsverbesserer einstufen (kein<br />

Sanierungsbedarf, trotzdem Investitionen geplant), circa 75 % Bestandserhalter (Sanierungsbedarf,<br />

Investitionen geplant + kein Sanierungsbedarf und keine Investitionen geplant), 8 % wollen trotz<br />

Sanierungsbedarf nicht investieren.<br />

• 3 % haben konkrete Verkaufsabsichten, 17 % tragen sich mit dem Gedanken zu verkaufen und 9 %<br />

werden das Gebäude in den nächsten Jahren vererben<br />

Stärken, Schwächen, Potenziale<br />

Wanne-Mitte hat als Stadtbezirkszentrum eine entsprechende Versorgungsbedeutung auch über den<br />

Stadtteil hinaus.<br />

Wanne-Mitte hat mit dem „Mond von Wanne-Eickel“ ein überregional bekanntes Signet. Das mit diesem<br />

fast national bekannten Symbol agierende „Theater Mondpalast“ wirkt auch aufgrund seines regionalen<br />

Einzugsbereiches als Imagegewinn.<br />

In Wanne-Mitte wird ein ausgeprägtes Lokalkolorit gelebt. Diese Verbundenheit überträgt sich auf die<br />

Eigentümer und die Mieter gleichermaßen.<br />

Die vorhandenen öffentlichen Infrastrukturangebote wie Rathaus, Bibliothek, insgesamt vier Schulen<br />

sowie das St. Anna Hospital können als Faustpfand gelten, das entsprechend Frequenz in das Stadtbezirkszentrum<br />

bringt und letztendlich auch den Wohnstandort aufwertet.<br />

Wanne-Mitte verfügt über eine gute Verkehrsanbindung über das Fernstraßennetz und den Schienenverkehr.<br />

Die auffälligen architektonischen Qualitäten durch Gebäude aus der Jahrhundertwende-Zeit geben dem<br />

Standort ein unverwechselbares Gesicht.


63<br />

6.3.2. Handlungsempfehlungen<br />

Im Rahmen der Vorbereitung und Implementierung des Stadtumbauprozesses wurden verschiedene,<br />

aufeinander aufbauende Schritte zur Einbindung und Mobilisierung privater Einzeleigentümer unternommen.<br />

Die in Wanne-Mitte durchgeführten Elemente der Mobilisierungskampagne lassen sich im Wesentlichen<br />

der Vorbereitungs- und Startphase (vgl. Kap 4) zuordnen. Für den weiteren Prozess ist zu klären,<br />

wie weitergehende Schritte zur Intensivierung der Mobilisierung aussehen müssen und ob bereits alle<br />

Erfolgsfaktoren ausreichend stark ausgeprägt sind.<br />

Das bisherige Vorgehen im Stadtumbaugebiet Wanne-Mitte<br />

In der Vorbereitungsphase wurde z.B. ein städtebauliches Entwicklungskonzept diskursiv erarbeitet.<br />

Die Inhalte des Konzeptes wurden durch eine Eigentümerbefragung, die eine hohe Rücklaufquote<br />

aufwies, fundiert. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer Eigentümerversammlung zur<br />

Diskussion gestellt.<br />

In der Startphase wurde vor der Eröffnung des Stadtumbaubüros ein stellvertretend für den<br />

Gesamtprozess stehendes Logo/ Wortmarke (jetzt Wanne!) entwickelt. Mit dem Start wurde über<br />

den Stadtumbauprozess breit informiert. Ein Flyer, der über die Inhalte des Programms informiert,<br />

wurde an alle Eigentümer im Programmgebiet verschickt. Die Lokalpresse war von Anfang an<br />

in den Prozess eingebunden. Die Vor-Ort-Präsenz des Stadtumbaumanagements ermöglicht<br />

die direkte Ansprache der Eigentümer und Akteure. In verschiedenen thematischen Foren<br />

(„Wohnen“ und „Wanne Zentrum“) wurden mit den Eigentümern und Akteuren Zielrichtungen<br />

und Maßnahmen diskutiert. Mit dem für das Stadtumbaugebiet ins Leben gerufenen Hofund<br />

Hausflächenprogramm, das der Aufwertung des Gebäudebestandes dient, konnte eine<br />

intensive Kontaktaufnahme mit den örtlichen Gebäudeeigentümern erreicht werden. In diesem<br />

Zusammenhang wird auch eine kostenlose architektonische Erstberatung angeboten, die die<br />

Eigentümer auch bei grundsätzlichen Fragestellungen der Instandsetzung und Modernisierung<br />

unterstützt.<br />

Erfolgsfaktor Image<br />

Die Investitionsbereitschaft der Eigentümer in Wanne-Mitte ist durch das schlechte Image sehr eingeschränkt.<br />

Das zeigte sich in der Diskussion im Rahmen des Workshops zum Projekt Eigentümermobilisierung.<br />

Das Image bzw. die propagierte Entwicklungsperspektive (Vision) des Standortes wird als wichtige<br />

Grundlage und Motivation für Investitionen gesehen. Belastbare Zielaussagen würden vielen Eigentümern<br />

eine größere Investitionssicherheit geben.<br />

Neben den Standortbegabungen wie die zentrale, verkehrsgünstige Lage, Fußläufigkeit, Infrastrukturausstattung<br />

etc. sollten deshalb auch die erarbeiteten Entwicklungsperspektiven für Wanne Mitte positiv<br />

und offensiv öffentlich vermarktet werden. Es sind viele Maßnahmen geplant, die dem Standort entscheidend<br />

ein neues Gesicht geben werden: Die Planung am Glückaufplatz, die Planung am Buschmannshof,<br />

die Neugestaltung des Postparks. Wichtig ist dabei auch, nicht nur Maßnahmen zu verkünden, die in<br />

Kürze realisiert werden sollen, sondern auch längerfristige Perspektiven aufzuzeigen. Hiermit könnte eine<br />

gemeinsame Soll-Einstellung entwickelt werden (vgl. Kap 2). Unterstützend kann hierbei die Bewerbung<br />

für die Aktion „Ab in die Mitte“ wirken. Erstmals wurde kommunalpolitisch beschlossen, dass sich für das<br />

nächste Jahr nicht das Zentrum von Herne, sondern der Standort Wanne-Mitte für die Aktion bewirbt.<br />

Insgesamt gilt es zu prüfen, ob für die geplante Intensivierung des Mobilisierungsprozesses Imagebarrieren<br />

existieren und wie weit es bereits gelungen ist, ein stabiles Image auszuprägen. Dies meint einerseits<br />

dass Image nach innen und die bereits nach innen kommunizierten Signale und Inhalte im Zuge des<br />

Mobilisierungsprozesses („jetzt Wanne!“), andererseits aber auch die Wahrnehmung des Wohnstandor-


64<br />

tes in den umliegenden Regionen. Aus den Diskussionen im Rahmen des Workshops ist abzuleiten, dass<br />

der Standort weit schlechter wahrgenommen wird, als er bei realistischer Betrachtung tatsächlich ist.<br />

Vielfach wird dieses negative Bild an Einzelbeobachtungen festgemacht, etwa die zeitweise am Standort<br />

beobachtete Drogenszene oder die vorhandenen Leerstände. Hier muss zwingend angesetzt werden, um<br />

belastbar ein Image für die Zukunft zu kreieren.<br />

Ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung eines zukunftsfähigen Images ist die Profilierung des<br />

Standortes auch in Richtung spezieller Zielgruppen. Im Endeffekt gilt es, eine Kommunikation und mediale<br />

Inszenierung der Vision zur Zukunft von Wanne-Mitte zu erarbeiten. Angesichts der Versorgungsbedeutung<br />

des Einzelhandelsstandortes Wanne-Mitte bietet es sich möglicherweise an, die Imagebotschaften<br />

auch in die umliegenden Regionen durch eine geeignete mediale Inszenierung zu transferieren. Hierzu<br />

sollte dann die Zusammenarbeit mit Kommunikationsbüros in der Region gesucht werden.<br />

Erfolgsfaktor Außenauftritt (corporate communication)<br />

Für den in Gang gesetzten Prozess existieren bereits Festlegungen in der visuellen Kommunikation und<br />

der Gestaltung. Mit dem Motto „jetzt Wanne!“ wird ein aktiver Appell formuliert und in Kommunikationsmedien<br />

(Flyer) umgesetzt. Demnach ist jetzt in der Intensivierungsphase der Mobilisierung zu prüfen<br />

(siehe auch Erfolgsfaktor Image), ob sich durch die Feststellung der Standortbegabungen und durch die<br />

Formulierung eines tragfähigen Imageprofils auch ein Anpassungsbedarf bei den nach innen für den Prozess<br />

eingesetzten Kommunikationsmedien ergibt.<br />

Grundsätzlich ist aber festzuhalten, dass die Arbeit des Stadtumbaubüros von den im Workshop zum<br />

Projekt Eigentümermobilisierung anwesenden Einzeleigentümern als sehr positiv bewertet wurde. Die<br />

Erreichbarkeit, die Lage und insbesondere die verlässliche Kommunikation sind wesentliche Bausteine für<br />

eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den örtlichen Eigentümern.<br />

Erfolgsfaktor Chancengemeinschaft<br />

Zur Intensivierung des Projektes in den nächsten Phasen wird die stärkere organisatorische Verankerung<br />

und positive Einbindung von wesentlichen Multiplikatoren erforderlich werden. Ziel muss es insbesondere<br />

sein, neue (weitere) Personen und Institutionen in den Prozess einzubinden, um in der Folge auch breitere<br />

Beratungsangebote oder sogar kooperative Modelle realisieren zu können. Ziel der Chancengemeinschaft<br />

sollte es auch sein, klare strategische Perspektiven für den Standort heraus zu arbeiten, um die<br />

Eigentümer in den späteren Phasen am strategisch konzipierten Stadtumbau zu beteiligen, bzw. diese für<br />

diesen Prozess zu gewinnen. Insbesondere aktive Eigentümer sollten stärker als Multiplikatoren fungieren<br />

und andere Eigentümer auf die Möglichkeiten des Prozesses und die Notwendigkeiten hinweisen („Wanner<br />

reden mit Wannern“). Im Endeffekt gilt es, die vorhandenen sozialen Netzwerke zu nutzen. In diesem<br />

gesamten Prozess könnte auch der örtliche Mieterverein als Informationsquelle eine wichtige Rolle spielen<br />

. So wäre es z.B. denkbar, dass die Eigentümer mit dem Mieterverein kommunizieren, um Hinweise auf<br />

seriöse Mietgesuche zu bekommen.<br />

Die vorhandenen Ressourcen und die engagierten Personen in Wanne können den Imagewandel mit konkreten<br />

Maßnahmen vorantreiben. Hier ist ein Zusammenspiel von Kommune und Privaten unerlässlich.<br />

So könnte die Stadt die Rahmenbedingungen durch den Abbau bürokratischer Hürden und der Absatzbedingungen<br />

der Gewerbetreibenden im Zentrum von Wanne, z.B. durch Senkung oder Abschaffung von<br />

Park- und Sondernutzungsgebühren, verbessern. Im Gegenzug sollten die Eigentümer beispielsweise ihre<br />

Ladenlokale zu günstigen Mietbedingungen anbieten. Die Geschäftsflächen könnten dann genutzt werden,<br />

um qualitätvolle Waren oder Dienstleistungen und begleitende Events anzubieten. Die im Workshop<br />

beteiligten Akteure wiesen darauf hin, dass kleine Maßnahmen vielfach aus eigenen Mitteln bewerkstelligt<br />

werden können, was letztendlich die Umsetzung beschleunigt, da ein Warten auf Fördermittel nicht<br />

erforderlich sei. Eine wichtige Stellung nimmt in diesem ganzen Prozess das Stadtumbaumanagement<br />

ein, das die Vor-Ort-Akteure untereinander vernetzen muss.


65<br />

Erfolgsfaktor Nutzen<br />

In Wanne-Mitte wurden für den Stadtumbauprozess insbesondere die so genannten „Aufgeschlossen“<br />

aktiviert. Für die erwartete Intensivierung des Mobilisierungsprozesses werden vor allem auch motivational<br />

weiter entfernte Zielgruppen anzusprechen und nach Möglichkeit auch einzubinden sein. Diese<br />

Absicht kann nur durch eine stärkere argumentative Auseinandersetzung mit den Eigentümern erfolgen,<br />

die sich an den Nutzenerwartungen der Eigentümer orientieren (vgl Kap 3).<br />

Auf der Basis der bereits realisierten Projekterfahrungen in Wanne sollten deshalb die bereits gefundenen<br />

und genutzten Argumente gesammelt und durch die weitere Diskussion mit Eigentümern und durch das<br />

Gespräch mit weiteren Experten ergänzt und angereichert werden. Hinweise haben sich im Workshop<br />

im Rahmen des Projektes Eigentümermobilisierung ergeben. So haben verschiedene Teilnehmer darauf<br />

hingewiesen, dass eine qualitätvolle Aufwertung der Wohnungen mit Balkonanbauten sowie der Realisierung<br />

von barrierefreien Wohnungen viel versprechende Zukunftsinvestitionen darstellen, um so dem<br />

demographischen Wandel Rechnung zu tragen. Ein argumentativer Zugang kann sich vielfach auch über<br />

die Mieterzufriedenheit ergeben. Zufriedene Mieter sind häufig auch dauerhafte Mieter, so dass die Mietdauer<br />

und damit die verlässliche Mieteinnahme letztendlich also vom Zustand des Gebäudes abhängig<br />

ist.<br />

Erfolgsfaktor Beratung<br />

Das Stadtumbaubüro Wanne-Mitte bietet ein sehr umfangreiches und kompetentes Beratungsangebot<br />

an. Ein das Team des Stadtumbaubüros ergänzender Architekt bietet den Eigentümern nicht nur architektonische<br />

Erstberatungen an, sondern erläutert auch Förderzugänge. Die Eigentümer bekommen auch<br />

Hilfestellungen in Bezug auf bürokratische Hürden, so dass z.B. die notwendigen Schritte für ein Antragsverfahren<br />

in einer einfacheren und verständlicheren Sprache vermittelt werden. Hinweise werden auch<br />

für die Einholung und Bewertung von Angeboten von Handwerksunternehmen gegeben. Darüber hinaus<br />

beinhaltet das Beratungsangebot auch Aussagen zu wohnungswirtschaftlichen Aspekten, um so eine<br />

zielgerichtete Investition zu unterstützen und gleichzeitig die öffentlichen Mittel effektiv einzusetzen.<br />

Das vorhandene Beratungsangebot kommt damit den Bedürfnissen der Eigentümer nach einem zentralen<br />

Beratungsangebot, das von verlässlichen Beratern offeriert wird, sehr nahe.<br />

Empfehlenswert ist eine weitergehende Vernetzung der vorhandenen Ressourcen und Wissensquellen. So<br />

könnte das Stadtumbaubüro beispielsweise auch Informationen zwischen Maklern und Eigentümern vermitteln,<br />

um dadurch die Vermietung leerer Ladenlokale zu vereinfachen. Es gilt auch, die Möglichkeiten<br />

zum Ausbau eines breiteren Beratungsangebotes durch z.B. den Aufbau eines Expertenpools zu eruieren<br />

und fallweise umzusetzen.<br />

Hilfreich für eine Intensivierung der Eigentümerberatung kann auch die Einbeziehung von Know how der<br />

Gebäudewertermittlung sein. Aussagen zur Wertentwicklungen der Gebäude sind dabei von besonderer<br />

Bedeutung, um somit den Eigentümern eine Zukunftsprojektion potenzieller Investitionen zu ermöglichen.<br />

Diese Inhalte könnten verdichtet werden zu einer Strategieberatung, die auch wohnungswirtschaftliche<br />

Aspekte noch stärker einbezieht. So könnten Eigentümer Hinweise erhalten, wie sie in den nächsten<br />

Jahren agieren sollten, um ihre Immobilie zumindest im Wert zu sichern.


66<br />

6.4. Gelsenkirchen City (Altstadt)<br />

Der Prozess der Eigentümermobilisierung in Gelsenkirchen City ist<br />

bereits sehr weit fortgeschritten. Es gilt demnach für das Stadtumbaugebiet<br />

zusätzliche Aspekte der Eigentümermobilisierung zu erarbeiten.<br />

6.4.1. Gebietscharakterisierung<br />

Das ca. 90 ha große Stadtumbaugebiet Gelsenkirchen City mit<br />

rund 9.000 Einwohnern stellt neben Gelsenkirchen-Buer eines der<br />

Hauptversorgungszentren der Stadt dar. Es verfügt neben zentralen<br />

Verwaltungseinrichtungen über einen innenstadttypischen Mix aus<br />

Einzelhandel, Dienstleistung, Gastronomie und Kultur, was ihm eine<br />

hohe Attraktivität verschafft. Das Gebiet ist gekennzeichnet durch<br />

eine überwiegend mehrgeschossige, dichte Blockrandbebauung, wenigen öffentlichen Grün- und Freiflächen<br />

sowie das Stadtbild prägende Gebäude, wie den Hauptbahnhof oder das Verwaltungsgericht. Die<br />

Gelsenkirchener City wurde im 2. Weltkrieg in großen Teilen zerstört, so dass fast die Hälfte der Gebäude<br />

aus den 1950er/60er Jahren stammt. Im Gebiet sind lediglich 3% Ein- und Zweifamilienhäuser sowie<br />

überwiegend kleine und mittlere Wohnungen angesiedelt. Damit verfügt es über ein wenig ausgeprägtes<br />

zielgruppenspezifisches Wohnungsangebot. Die Leerstandsquote im Gebiet liegt mit 4,3% über dem gesamtstädtischen<br />

Durchschnitt von 3%.<br />

Das Image des Gebiets wird trotz einer insgesamt positiven Entwicklung seit der Programmaufnahme<br />

2003 sowohl in seiner Innen- als auch in der Außenwirkung sehr negativ wahrgenommen. Durch den<br />

wachsenden Ausländeranteil, ein unattraktives Erscheinungsbild sowie die sich verschlechternde Einzelhandelsstruktur<br />

sinkt die Attraktivität der City.


67<br />

Bevölkerungsstruktur<br />

Einwohner<br />

Sozialhilfeempfänger<br />

Arbeitslosenquote<br />

Ausländeranteil<br />

Anteil 0-18<br />

Jahre<br />

Anteil 19-65<br />

Jahre<br />

Anteil über 66<br />

Jahre<br />

Stand<br />

Dezember<br />

2006<br />

Dezember<br />

2004<br />

Dezember<br />

2004<br />

Dezember<br />

2006<br />

Dezember<br />

2006<br />

Dezember<br />

2006<br />

Dezember<br />

2006<br />

Stadt<br />

Gelsenkirchen<br />

269.064 7% 13% 13,17 % 17,63 % 61,33 % 21,04 %<br />

Gelsenkirchen City 8.895 10% 16,3% 19,99 % <strong>15</strong>,67 % 62,18 % 22,<strong>15</strong> %<br />

Eigentumsverhältnisse und Eigentümerstruktur<br />

Im Rahmen eines durch Empirica erstellten Gutachtens zur Wohnsituation in Gelsenkirchen City wurden<br />

rund 1.200 Eigentümer befragt, die insgesamt 980 Wohneinheiten besitzen. Diese Wohneinheiten befinden<br />

sich zu mehr als zwei drittel jeweils im Eigentum eines Einzeleigentümers. Die weiteren sind im<br />

Besitz verschieden großer Eigentümergemeinschaften.<br />

Rund 72% der Eigentümer vermieten ihr Objekt vollständig, rund ein Viertel vermietet lediglich Teile des<br />

Hauses. 3% der Eigentümer nutzen die gesamte Immobilie selbst. Die Eigentumswohnungen sind zu 60%<br />

von den Eigentümern selbst genutzt.<br />

Insgesamt weisen die im Gebiet liegenden Gebäude keine bedeutenden Bestandsmängel auf. Die Eigentümer<br />

investieren größtenteils lediglich in Instandhaltungsmaßnahmen und sehen keinen Spielraum für<br />

eine Qualitätssteigerung der Wohnungen oder eine Steigerung der Mieteinnahmen. Die Eigentümerbefragung<br />

im Rahmen des Gutachtens hat ergeben, dass ein großer Anteil der Eigentümer über zu wenig<br />

Eigenkapital für Investitionen verfügt. Zudem sehen viele auf Grund der mangelnden Marktperspektive<br />

ein zu hohes finanzielles Risiko für Investitionen. Etwa 20% der Befragten sind mit einer Modernisierung<br />

schlicht überfordert.<br />

Standortbegabungen/ Stärken, Schwächen, Potenziale<br />

Die City Gelsenkirchen verfügt aufgrund ihrer guten Verkehrsanbindung über eine gute Erreichbarkeit einer<br />

hohen Zahl an Arbeitsplätzen. Das macht diesen Standort besonders für junge Berufstätige attraktiv.<br />

Ein hohes Maß an Urbanität und die große Vielfalt an Versorgungsangeboten macht Gelsenkirchen City<br />

aber auch zu einem anziehenden Standort für generationenübergreifendes bzw. seniorengerechtes Wohnen.<br />

Um die Attraktivität des Gebiets noch zu verstärken, ist es empfehlenswert, die Aufenthaltsqualität für<br />

die angesprochenen Zielgruppen weiterhin zu erhöhen und fehlende Angebote im Bereich Gastronomie<br />

zu ergänzen.<br />

6.4.2. Handlungsempfehlungen<br />

Der Prozess der Eigentümermobilisierung in Gelsenkirchen City ist bereits weit fortgeschritten. Vor Beginn<br />

der Mobilisierung wurde eine detaillierte Bestandsaufnahme der Wohnimmobilien am Standort<br />

durchgeführt. Zudem wurde ein Gutachten in Auftrag gegeben, welches Gelsenkirchen City als Wohnstandort<br />

bewertet. Teil dieses Gutachtens war eine Eigentümer- und Bewohnerbefragung mit einer Rücklaufquote<br />

von 25%.<br />

Zur finanziellen Unterstützung sanierungswilliger Eigentümer hat die Stadt Gelsenkirchen ein Haus- und<br />

Hofflächenprogramm aufgelegt und mit einer Fördermittelbroschüre beworben. Diese wurde vom Stadtumbaubüro<br />

an alle bekannten Eigentümer der City versandt, um eine möglichst hohe Informationsdichte<br />

zu erreichen. Neben der Kommunikation über eine Broschüre findet eine intensive Betreuung einzelner<br />

Eigentümer durch das Stadtumbaubüro Gelsenkirchen City statt.


68<br />

Erfolgsfaktor Image<br />

Das gesamtstädtische Image Gelsenkirchens bietet derzeit keine ausreichende Profilierungschance für die<br />

Stadtquartiere. Auch Gelsenkirchen City kann sich entsprechend der Ergebnisse der Eigentümerbefragung<br />

von empirica nicht ausreichend profilieren und bietet derzeit kaum Chancen zur Formulierung einer starken<br />

und überzeugenden Vision.<br />

Es wäre deshalb empfehlenswert und mit Experten (Stadtmarketing, Kommunikationsexperten, Immobilienwirtschaft)<br />

zu beraten und einzuschätzen, inwieweit das derzeitige Image eine Blockade für einen<br />

Mobilisierungsprozess darstellt, auf das besonders reagiert werden muss. Diese Einschätzung sollte über<br />

die Diskussion mit weiteren Experten (Chancengemeinschaft) abgesichert werden, um daraus Handlungsoptionen<br />

abzuleiten.<br />

Aufgrund der vielfältigen (positiven) Bedingungen scheint es möglich, eine tragfähige Vision zu entwickeln<br />

und diese angemessen attraktiv zu inszenieren. Der vollzogene Wandel ist als positives Signal auch<br />

nach Außen zu transportieren. Es wäre zu empfehlen, diese Vision dann (in Abstimmung mit dem Stadtmarketing)<br />

mindestens im Stadtquartier breit zu kommunizieren (vgl. Kap 5).<br />

Erfolgsfaktor Außenauftritt<br />

Da der Mobilisierungsprozess bereits weit vorangeschritten ist, liegt die Vermutung nahe, dass der Außenauftritt<br />

bereits fest definiert ist. Das Logo des Stadtumbaubüros ist stark an den Auftritt der Stadt<br />

Gelsenkirchen angelehnt, nutzt derzeit also kaum eine eigene Symbolik. Aus diesem Grund sollte untersucht<br />

werden, ob für eine Intensivierung der Mobilisierung eine neue kommunikative Symbolik gewählt<br />

wird. Hier ist auch zu berücksichtigen, welche Entscheidungen im Rahmen des Imageaufbaus getroffen<br />

werden.<br />

Zu überdenken ist darüber hinaus die Zugänglichkeit der Räumlichkeiten des Stadtumbaubüros. Die Büroräume<br />

sind selbst für direkte Nachbarn kaum erkennbar. Das Stadtumbaubüro tritt dadurch im Straßenbild<br />

als Akteur gar nicht in Erscheinung. Möglicherweise könnte über eine verstärkte, sichtbare Präsenz<br />

und einer niederschwelligen Erreichbarkeit die Akzeptanz des Prozesses noch weiter erhöht werden.<br />

Erfolgsfaktor Chancengemeinschaft<br />

Es erscheint ebenso ratsam, auch im weiter vorangeschrittenen Prozess, die Gründung und organisatorische<br />

Verankerung einer Chancengemeinschaft intensiver zu betreiben. Insbesondere die Bankenvertreter<br />

äußerten im Workshop in Gelsenkirchen ihre Bereitschaft, einer solchen Initiative beizutreten und diese<br />

zu unterstützen (etwa konkret die Broschüre zu den Förderprogrammen zur Beratung bei ihren Kunden<br />

einzusetzen und sich weiter an Diskussionen zu beteiligen, bzw. kooperativ auch bei Veranstaltungen


69<br />

einzubringen). Dadurch ergäben sich neue Möglichkeiten der Kooperation, insbesondere könnten z.B. die<br />

Möglichkeiten der Partner zur Kommunikation mit den Eigentümern genutzt und neue Beratungsangebote<br />

installiert werden.<br />

Entsprechend der Diskussionsbeiträge im Workshop besteht ein allgemeiner Wunsch nach mehr Kooperation<br />

und mehr Transparenz in Bezug auf den Stadtumbau. Insgesamt sollte die Kommunikation untereinander<br />

ausgeweitet werden. Das bezieht zum einen die beteiligten Akteure insgesamt mit ein, betrifft<br />

aber auch den Dialog der Eigentümer untereinander<br />

Erfolgsfaktor Nutzen<br />

Die vorhandenen Erfahrungen im Hinblick auf die in der Vergangenheit eingesetzten Argumente könnten<br />

analysiert und dokumentiert werden und böten dadurch die Chance, einen neuen und überarbeiteten<br />

Nutzenkatalog anzulegen. Insbesondere die Diskussion mit Bankenvertretern hat gezeigt, dass auch aus<br />

diesem Kreis (Finanzen, Wirtschaftlichkeit, Rendite) weitere Argumente gefunden werden und kommunikativ<br />

eingesetzt werden können.<br />

Häufig lassen private Eigentümer auch zielgruppenadäquate Angebote vermissen. So könnte z.B. für<br />

den Standort Gelsenkirchen-City die Ausrichtung auf seniorengerechtes Wohnen inkl. des Angebotes<br />

von Balkonen und Personenaufzügen eine langfristig erfolgreiche Strategie darstellen im Hinblick auf<br />

die zentrale Lage mit den entsprechenden Vorzügen in der Versorgung mit Einzelhandel, medizinischen<br />

Dienstleistungen und Angeboten des ÖPNV.<br />

Erfolgsfaktor Beratung<br />

Aus den durchgeführten Workshops in den unterschiedlichen Quartieren wir allerorts die Beratung als<br />

fundamental wichtiger Baustein einer Eigentümermobilisierung gesehen. Eigentümer äußern sich oft<br />

überfordert, die strategisch richtigen Entscheidungen zu treffen oder aber schlicht die baufachlichen Situationen<br />

und Perspektiven richtig einschätzen und entsprechend handeln zu können. Die für das Quartier<br />

Gelsenkirchen City angefertigte Studie der empirica kommt dann auch zu einem vergleichbaren Ergebnis.<br />

Die Beratung kann sich aber außerhalb der baufachlichen Themen auch auf die marktstrategische Beratung<br />

von Perspektiven ausdehnen. Die Marktchancen werden von privaten Hauseigentümern oft kaum<br />

gesehen, weil Ihnen dazu die verdichteten Informationen fehlen (auch die durch den demografischen<br />

Wandel verschobenen Bedarfe und Anforderungen an das Wohnungsangebot sind insbesondere bei privaten<br />

Hauseigentümern noch nicht „angekommen“). Aber auch empirica kommt in ihrer Studie zu dem<br />

Schluss, dass ein wie auch immer geartetes Beratungsangebot in jedem Falle auch offensiv und aktiv<br />

„verkauft“ werden muss, um die Eigentümer zu erreichen.<br />

Die Einführung einer Kompetenz-Plattform, die finanzielle, bauliche, planerische Kompetenz etc. bündelt,<br />

wird als günstige Bedingung für die Bündelung der vorhandenen Kompetenzen i.S. einer zielgerichteten<br />

Beratung und Unterstützung der privaten Eigentümer angesehen.<br />

Als notwendig und sinnvoll wird ein „Sanierungsbegleiter für Immobilienbesitzer“ angesehen. Diese Kümmererfunktion<br />

sollte vorhandene Kompetenzen in einem Netzwerk bündeln (z.B. Kreishandwerkerschaft,<br />

Handwerkskammer, Verbraucherzentrale, Kreditwirtschaft, Stadtverwaltung etc.). Den Eigentümern sollten<br />

wohnungswirtschaftliche Strategien aufgezeigt werden, auf die sie ihre Investitionsentscheidungen<br />

aufbauen können.


70<br />

7. Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten<br />

Investitionen bedürfen zwangsläufig Kapital. Insbesondere in Stadterneuerungsgebieten ist die finanzielle<br />

Leistungsfähigkeit der Eigentümer häufig eingeschränkt. Dies hängt nicht nur mit der Bonität der<br />

Gebäudeeigner zusammen. Aufgrund der Standortdefizite ist auch oftmals die Leistungsfähigkeit der<br />

Immobilien und damit auch der beleihungsfähige Sicherheitenwert der Gebäude geringer als es für eine<br />

Kreditvergabe nach den Basel II-Kriterien notwendig wäre. Schlussendlich sind die Gestaltungsspielräume<br />

der Immobilieneigentümer hierdurch begrenzt. Kreditinstitute beleihen die Immobilie nicht aufgrund der<br />

schwierigen Ausgangslage und der wenig rosigen Zukunftsaussichten. So wird eine positivere Entwicklung<br />

des Stadterneuerungsgebietes vielleicht schon im Keim erstickt.<br />

Die Zusammenarbeit mit den örtlichen Kreditinstituten ist daher eine wichtige Voraussetzung, um Investitionen<br />

im Stadterneuerungsgebiet zu erleichtern (vgl. Kap. Prozessgestaltung).<br />

Darüber hinaus bestehen noch vielfältige Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten über öffentliche Quellen.<br />

Informationen zu den Förderprogrammen und Hilfestellungen zur Beantragung der Mittel sollten<br />

zum Repertoire der Beratungstätigkeit des Vor-Ort-Büros gehören.<br />

Neben den Programmen, die die KfW aus Bundes-, Landes- und kommunalen Mitteln anbietet, gibt es<br />

auch die Möglichkeit, sich über alternative Finanzierungsmethoden entsprechende Mittel zu verschaffen.<br />

Zwei dieser Möglichkeiten sind die Einrichtung eines Stadtentwicklungsfonds sowie das genossenschaftliche<br />

Wohnen.<br />

KfW-Fördermittel<br />

Wohnen<br />

• Wohnraum modernisieren (Bund/ Darlehen)<br />

Zielgruppe dieses Förderprogramms sind Träger von Investitionsmaßnahmen für selbst genutzte und<br />

vermietete Wohngebäude. Es werden Maßnahmen gefördert, die der Energieeinsparung und der energetischen<br />

Modernisierung an Wohngebäuden dienen. Der Bund gewährt Darlehen bis zu 100% der förderfähigen<br />

Kosten.<br />

Weitere Informationen gibt es bei der KfW-Bank: www.kfw-foerderbank.de<br />

• Wohnraumförderung -Darlehen für Schwerbehinderte (Land/Darlehen)<br />

Das Programm zielt auf Baumaßnahmen zur behindertengerechten Anpassung von Wohnraum ab. Gefördert<br />

werden Maßnahmen, die im Zusammenhang mit der Neuschaffung, dem Erwerb oder der Nachrüstung<br />

von Eigenheimen, selbst genutzten Eigentumswohnungen oder Mieteinfamilienhäusern stehen. Die<br />

Fördersumme beträgt maximal 20.000 € und hängt von der Einkommensgruppe des Antragstellers ab.<br />

Weitere Informationen gibt es bei der <strong>NRW</strong>-Bank oder der Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> (WFA): www.<br />

nrwbank.de<br />

• Wohnraumförderung -Selbst genutztes Wohneigentum (Land/Darlehen)<br />

Antragsberechtigt sind Haushalte mit mindestens einer volljährigen Person und einem Kind sowie Haushalte<br />

mit mindestens einer schwer behinderten Person. Gefördert wird die Bildung von Wohneigentum<br />

durch Neuschaffung, Ersterwerb und Erwerb von Eigenheimen und selbst genutzten Eigentumswohnungen<br />

sowie die Änderung, Nutzungsänderung und Erweiterung von Gebäuden und die Anpassung an<br />

geänderte Wohnbedürfnisse. Die Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> unterstützt Neubauvorhaben mit<br />

zinsgünstigen Darlehen bis zu 45.000 € je nach Einkommensgruppe und den Erwerb bestehenden Wohnraums<br />

mit zinsgünstigen Darlehen von bis zu 90% der Erwerbskosten.<br />

Weitere Informationen gibt es bei der <strong>NRW</strong>-Bank oder der Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> (WFA): www.<br />

nrwbank.de


71<br />

• Wohnraumförderung –Mietwohnungen<br />

Die Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> fördert die Neuschaffung von Mietwohnungen und zur Vermietung<br />

bestimmter Eigentumswohnungen durch Neubau, Änderung, Nutzungsänderung und Erweiterung von<br />

Gebäuden sowie die Änderung von Mietwohnungen an geänderte Wohnbedürfnisse. Gefördert wird mit<br />

zinsgünstigen Darlehen, deren Höhe vom Standort und der Zweckbestimmung des Gebäudes abhängig<br />

ist.<br />

Weitere Informationen gibt es bei der <strong>NRW</strong>-Bank oder der Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> (WFA): www.<br />

nrwbank.de<br />

• Wohneigentumssicherungshilfe (Land/ Darlehen)<br />

Das Förderprogramm dient der Erhaltung von Wohneigentum für Familien in wirtschaftlichen Notlagen,<br />

denen der Verlust ihrer selbst genutzten Immobilie droht. Die Wohnbauförderungsanstalt gewährt ein<br />

zinsloses Darlehen zur Ablösung, Deckung oder Senkung laufender Zahlungsverpflichtungen, wobei die<br />

Darlehenshöhe vom Einzelfall abhängt.<br />

Weitere Informationen gibt es bei der <strong>NRW</strong>-Bank oder der Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> (WFA): www.<br />

nrwbank.de<br />

• Reduzierung von Barrieren im Wohnungsbestand (Land/ Darlehen)<br />

Zielgruppe dieses Förderprogramms sind Eigentümer, Erbbauberechtigte und sonstige Verfügungspersonen,<br />

die Maßnahmen zur Reduzierung von Barrieren in bestehenden Mietwohnungen, Eigenheimen und<br />

Eigentumswohnungen vornehmen möchten. Zinsgünstige Darlehen werden z.B. für die Umgestaltung<br />

von Bad und Küche, für Grundrissänderungen zur Schaffung notwendiger Bewegungsflächen, für die<br />

Verbreiterung der Türen sowie für den Um- oder Einbau eines Aufzuges vergeben.<br />

Weitere Informationen gibt es bei der <strong>NRW</strong>-Bank oder der Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> (WFA): www.<br />

nrwbank.de<br />

• Wohnungswirtschaftliche Maßnahmen in Sozialwohnungsbeständen (Land/ Darlehen)<br />

Das Programm dient der Verbesserung der Wohnverhältnisse in Sozialwohnungsbeständen in Großsiedlungen,<br />

Wohnanlagen oder hochgeschossigen Gebäuden der 1960er und 1970er Jahre. Antragsberechtigt<br />

sind Eigentümer, Erbbauberechtigte sowie sonstige Verfügungspersonen. Die Wohnbauförderungsanstalt<br />

<strong>NRW</strong> unterstützt mit zinsgünstigen Darlehen z.B. Wohnumfeldmaßnahmen oder den Einbau und die<br />

Modernisierung von Aufzugsanlagen.<br />

Weitere Informationen gibt es bei der <strong>NRW</strong>-Bank oder der Wohnbauförderungsanstalt <strong>NRW</strong> (WFA): www.<br />

nrwbank.de<br />

Energetische Sanierung<br />

• CO2-Gebäudesanierungsprogramm (Bund/ Darlehen)<br />

Zielgruppe dieses Förderprogramms sind Träger von Investitionsmaßnahmen für selbstgenutzte und<br />

vermietete Wohngebäude. Der Bund gewährt Darlehen bis zu 100% der Kosten, bei Maßnahmen die zur<br />

Einsparung von Energie an Wohngebäuden dienen. Ziel ist die energetische Sanierung auf Neubau Niveau<br />

nach der EnEV (Energieeinsparverordnung) oder besser.<br />

Weitere Informationen gibt es bei der KfW-Bank: www.kfw-foerderbank.de


72<br />

• CO2-Gebäudesanierungsprogramm (Bund/ Zuschuss)<br />

Das Programm zielt auf Eigentümer von Ein- bis Zweifamilienhäusern oder Eigentumswohnungen in<br />

Wohneigentumsgemeinschaften ab. Es werden Maßnahmen gefördert, die der Energieeinsparung an den<br />

Gebäuden nach EnEV oder besser dienen. Der Bund gewährt einen Zuschuss in Höhe von 10% der förderfähigen<br />

Kosten (max. 5.000€/ WE), wenn die Werte nach §3 EnEV eingehalten werden und einen Zuschuss<br />

in Höhe von 17,5% (max. 8.750€/WE), wenn die Werte um 30% oder mehr unterschritten werden.<br />

Weitere Informationen gibt es bei der KfW-Bank: www.kfw-foerderbank.de<br />

• Solarstrom erzeugen (Bund/ Darlehen)<br />

Das Programm zielt auf Träger von Investitionsmaßnahmen in die Errichtung, Erweiterung oder den<br />

Erwerb von kleineren Photovoltaik-Anlagen, deren Anlagen, die Anforderungen des EEG (Erneuerbare<br />

Energien Gesetz) erfüllen. Diese Anlagen werden bis zu 100% der förderfähigen Kosten, aber einem maximalen<br />

Darlehensvolumen von bis zu 50.000€ gefördert.<br />

Weitere Informationen gibt es bei der KfW-Bank: www.kfw-foerderbank.de<br />

• Energiesparprogramm „Vor-Ort-Beratung“ (Bund/ Zuschuss)<br />

Zielgruppe sind Eigentümer von Gebäuden und mit schriftlicher Genehmigung der Eigentümer auch<br />

Mieter. Der Bund gewährt einen Zuschuss für eine Energieberatung in Bezug auf baulichen Wärmeschutz,<br />

Wärmeerzeugung und –verteilung, Warmwasserbereitung und die Nutzung erneuerbarer Energien. Beratungen,<br />

die mit der Ausstellung eines Energiepasses verbunden sind, werden jedoch nicht gefördert.<br />

Weitere Informationen gibt es beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA): www.bafa.<br />

de<br />

Kommunale Lösungen zur Mobilisierung privater Eigentümer<br />

• Haus- und Hofflächenprogramme<br />

Haus- und Hofflächenprogramme können nach den Förderrichtlinien zur Stadterneuerung des Landes<br />

<strong>NRW</strong> aufgelegt werden. Dabei entscheiden die Vergaberichtlinien der Kommune in Übereinkunft mit den<br />

o.g. Förderichtlinien über die Antragstellung sowie die Höhe der Fördermittel.<br />

Alternative Lösungen<br />

• Stadtentwicklungsfonds<br />

Die Grundidee der Stadtentwicklungsfonds sind revolvierende Fonds, die z.T. aus EFRE-Mitteln gespeist<br />

werden sollen und über den sich wiederholenden Zyklus von Kreditvergabe und Rückzahlung zu einer<br />

effektiveren Mehrfachnutzung eines Teils der Strukturfondsmittel beitragen sollen. Finanztechnisch<br />

handelt es sich bei einem Fonds um für „bestimmte Zwecke gehaltene Geldmittel oder Vermögenswerte<br />

(Sondervermögen), die z.T. auch unter besonderer Verwaltung stehen“. Die Idee umfasst den Kreislauf von<br />

Kapitalbereitstellung, Investition, Renditeerzielung, Ausschüttung, Rückzahlung und Re-Investition. Wichtig<br />

ist im städtebaulichen Kontext, dass nicht in wenige große, sondern in mehrere kleine Projekte investiert<br />

wird (zur Senkung des Anlagerisikos und Erhöhung der Rendietechancen) und, dass durch die Idee<br />

des public private finance (Zusammenführung öffentlicher und privater Mittel und eigenverantwortliche,<br />

an den Fondszielen ausgerichtete Investitionsentscheidung durch einen Fondsmanager) im Interesse der<br />

Investoren bzw. Fondseigner gehandelt wird.<br />

Der Einsatz von Stadtentwicklungsfonds führt dazu, dass Investitionen in die Stadtentwicklung zunehmend<br />

durch kreditorientierte Instrumente unterstützt werden (z.B. Darlehensfonds, Zinssubvention von<br />

Darlehen, Garantiefonds, Risikokapitalfonds/Eigenkapitalfonds).


73<br />

Rechtliche Grundlage für den Einsatz von EFRE-Mitteln in revolvierende Darlehens- und Beteiligungsinstrumente<br />

wurde mit der Regel 8 im Anhang der Verordnung [EG] 448/2004 geschaffen.<br />

Weitere Informationen gibt es beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: www.bbr.bund.de<br />

• Genossenschaftliches Wohnen<br />

In <strong>NRW</strong> werden die Gründung von Genossenschaften im Bestand und die Neuschaffung von Miet- und<br />

Genossenschaftswohnungen durch Ausbau oder Erweiterung von Wohnhäusern oder durch Änderung<br />

von Mietwohnungen zur Anpassung an geänderte Wohnbedürfnisse gefördert. Die Förderung setzt voraus,<br />

dass mindestens 50 % der Haushalte in der Genossenschaft solche sind, die die Einkommensgrenze<br />

nach § 9 Abs. 2 WoFG i.V.m. § 1 der Verordnung zum WoFG <strong>NRW</strong> um 40 % nicht überschreiten.<br />

Die genossenschaftlichen Prinzipien beruhen auf dem Identitätsprinzip, der Selbsthilfe, der Selbstverwaltung<br />

und der Selbstverantwortung. Die zweifache Beziehung der Mitglieder einer Wohnungsgenossenschaft,<br />

die sowohl als Kapitalanleger als auch als Kunden des Unternehmens fungieren, führt dazu, dass<br />

die sonst üblichen Gegensätze zwischen Eigentümer- und Mieterinteressen abgeschwächt werden. Das<br />

Ziel genossenschaftlichen Wohnens ist die kostendeckende Bereitstellung von Wohnraum ohne nutzerfremde<br />

Kapitalinteressen. Genossenschaftsmitglieder sind wirtschaftliche Miteigentümer und erfahren<br />

dadurch Mietsicherheit und Schutz vor Verdrängung und Kündigung, der über die allgemeinen mietrechtlichen<br />

Bestimmungen hinaus geht und den Mitgliedern bestandssicheren Wohnraum bietet. Die Mitgliederförderung<br />

bedingt eine Orientierung an den Bedürfnissen der Bewohner/ Mitglieder und veranlasst<br />

Genossenschaften, auf sich verändernde Wohnbedürfnisse/ Anforderungen an das Wohnen zu reagieren.<br />

Weitere Informationen gibt es beim Ministerium für Bauen und Verkehr <strong>NRW</strong>: www.mbv.nrw.de


74<br />

Weiterführende Informations- und Datenquellen für Berater und Eigentümer<br />

Fördermittel<br />

http://www.baufoerderer.de<br />

http://www.nrwbank.de/de/<br />

wohnraumportal<br />

Förderportal der Verbraucherzentrale und der kfw-<br />

Bank, Überblick über alle Fördermöglichkeiten<br />

(Zuschüsse und Darlehen)<br />

Barrierefreiheit, erstmalige Erstellung einer Wohnung,<br />

Erwerb von Neu- und Gebrauchtimmobilien<br />

Beantragung bei Stadt- und Kreisverwaltungen<br />

http://www.kfw-foerderbank.de/DE_<br />

Home/Bauen_Wohnen_Energiesparen/<br />

index.jsp<br />

Erwerb von Wohneigentum, Modernisierungen<br />

von Wohnimmobilien (Einfamilien- und<br />

Mehrfamilienhäuser), energetische Sanierungen,<br />

Errichtung von Photovoltaik-Anlagen, Bau eines<br />

Energiesparhauses<br />

Beantragung über Hausbank<br />

http://www.mbv.nrw.de/bau/Wohnen/<br />

foerderung/index.php<br />

Überblick über Förderprogramme<br />

- Abbau von Barrieren<br />

- Soziale Wohnraumförderung<br />

- Miet- und Genossenschaftswohnungen<br />

http://www.finanzamt.de<br />

http://www.klima-sucht-schutz.de/<br />

foerderratgeber1.0.html<br />

http://www.foerderdata.de<br />

Steuerbonus für Handwerkerleistungen,<br />

handwerkliche Renovierungs-, Erhaltungs- und<br />

Modernisierungsarbeiten am Haus, in der Wohnung<br />

und auf dem Grundstück, z.B. Tapezierer-, Maler-,<br />

Fliesenleger-, Sanitär-, Elektriker-, Maurer-, Trockenbau-<br />

, Garten- und Wegebauarbeiten (nur Personalkosten,<br />

max. 600 € pro Haushalt)<br />

Fördermittel zur energetischen Modernisierung/<br />

Sanierung<br />

Suchmaschine für private Eigentümer, nach<br />

Angabe der geplanten Maßnahme können<br />

Fördermöglichkeiten gesucht werden


75<br />

Bautechnische Informationen<br />

http://www.baupreise.de/<br />

http://www.zukunft-bauen-nrw.de<br />

http://www.baulinks.de/index.htm<br />

Auflistung von Preisspannen nach<br />

Handwerkerleistungen<br />

Allgemeine Informationen zum Bauen, insbesondere<br />

innovatives Bauen.<br />

Allgemeine Informationen zum Bauen mit Verlinkung<br />

zu Herstellern.


76<br />

Quellenverzeichnis<br />

Literatur<br />

• Beavin, Janet H.; Jackson, Don. D; Watzlawick, Paul (1969): Menschliche Kommunikation- Formen,<br />

Störungen, Paradoxien<br />

• Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (2005): Modelle genossenschaftlichen Wohnens,<br />

ExWoSt-Informationen 28/1. Bonn<br />

• Bundesministerium für Verkehr, Bauen und Stadtentwicklung (BMVBS), Bundesamt für Bauwesen<br />

und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (<strong>2007</strong>): Private Eigentümer im Stadtumbau- Werkstatt Praxis,<br />

Heft 47<br />

• Hackenbroch, Kirsten (2006): Stadtumbau mit privaten Kleineigentümern in Ostdeutschland.<br />

Unveröffentlichte Diplomarbeit an der Universität Dortmund. Dortmund<br />

• Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung und Bauwesen des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen (ILS <strong>NRW</strong>) (<strong>2007</strong>): Kommunikationsstrategien regionaler Kooperationen. Dortmund<br />

• Kotter, John (1990): A force for Change- How Leadership defers from Management<br />

• Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (<strong>2007</strong>): Wohnraumförderungsprogramm<br />

<strong>2007</strong>. Düsseldorf<br />

• Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg, Referat Internationale<br />

Zusammenarbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Datenmanagement (2005): Stadtumbau gestalten-<br />

Erfolgsfaktoren für integrierte teilräumliche Konzepte im Land Brandenburg. Potsdam<br />

• Statistisches Bundesamt DESTATIS (2006): Projektbericht Immobilienwirtschaft 2006 in Deutschland-<br />

Entwicklungen und Ergebnisse. Wiesbaden<br />

Internetquellen<br />

• Website foerderdata.de: Fördermittelauskunft<br />

• Website Förderportal der Verbraucherzentrale und der KfW-Bank: URL 01.06.<strong>2007</strong> http://baufeorderer.de<br />

• Website KfW-Bank: 01.06.<strong>2007</strong> URL http://www.kfw-foerderbank.de/DE_Home/Bauen_Wohnen_Energiesparen/index.jsp<br />

• Website Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen: 01.06.<strong>2007</strong> URL<br />

http://www.mbv.nrw.de/bau/Wohnen/foerderung/index.php<br />

• Website <strong>NRW</strong>-Bank: URL 01.06.<strong>2007</strong> http://www.nrwbank.de/de/wohnraumportal<br />

• Website Telepolis: Stadtumbau durch Kommunikation; URL 19.07.<strong>2007</strong> http://www.heise.de/tp/<br />

r4/artukel/24/24925/1.html<br />

• http://www.wolfsburg.de/www2/leitbild/aufruf.htm


77<br />

Literatur zu den Beispielkommunen<br />

Gelsenkirchen<br />

• Empirica- Qualitative Marktforschung, Stadt- und Strukturforschung GmbH im Auftrag der Stadt<br />

Gelsenkirchen (<strong>2007</strong>): Gelsenkirchen-City als Wohnstandort- Endbericht. Bonn<br />

• Stadt Gelsenkirchen- Referat Wirtschaftsförderung -Statistikstelle- (<strong>2007</strong>): Innerstädtische<br />

Strukturdaten 2006- Bevölkerungsstatistik nach Stadtteilen. Gelsenkirchen<br />

• Projektdatenbank Stadtumbau-West <strong>NRW</strong>, URL, 01.10.<strong>2007</strong>: http://www.urbano.de/stadtumbau/pdf/heiligenhaus.pdf<br />

• Informationsgespräch am 25.09.<strong>2007</strong> im Stadtumbaubüro Gelsenkirchen-City<br />

• Workshop zur Mobilisierung privater Eigentümer in Gelsenkirchen- City im Stadtumbaubüro<br />

Gelsenkirchen-City am <strong>15</strong>.10.<strong>2007</strong>, Teilnehmer s. Anhang<br />

• Fotos: Stadt Gelsenkirchen<br />

Heiligenhaus<br />

• InWIS Forschung und Beratung GmbH im Auftrag der Stadt Heiligenhaus (2006): Haushaltsbefragung<br />

zur Wohnsituation in Heiligenhaus-Oberilp- Ergebnisbericht, Bochum<br />

• Kartendarstellung aus Integriertem Stadtteilentwicklungskonzept, Post und Welters im Auftrag<br />

der Stadt Heiligenhaus (2003): Eigentümerstruktur<br />

• Kartendarstellung aus Integriertem Stadtteilentwicklungskonzept, Post und Welters im Auftrag<br />

der Stadt Heiligenhaus (2003): Städtebauliche Rahmenbedingungen<br />

• Kartendarstellung aus Integriertem Stadtteilentwicklungskonzept, Post und Welters im Auftrag<br />

der Stadt Heiligenhaus (2003): Wohnungsart in den Beständen<br />

• Stadt Heiligenhaus (1999): Integrierte Entwicklung des Stadtteils Heiligenhaus-Oberilp; Heiligenhaus<br />

• Universität Duisburg-Essen, Campus Essen, Prof. Dr. Metzger-Pregizer im Auftrag des Fördervereins<br />

für Kinder- und Jugendhilfe in Oberilp e.V. (2004): Sozialraumstudie Oberilp- Kleinräumig-<br />

Untersuchung wichtiger statistischer Bereiche des Stadtteils Oberilp der Stadt Heiligenhaus,<br />

Essen-Kettwig<br />

• Projektdatenbank Stadtumbau-West <strong>NRW</strong>, URL, 25.05.<strong>2007</strong>: http://www.urbano.de/stadtumbau/pdf/heiligenhaus.pdf<br />

• Informationsgespräch am 08.08.<strong>2007</strong> im Stadtteilbüro Oberilp<br />

• Workshop im Stadtteilbüro in Heiligenhaus-Oberilp Oberilp am 04.09.<strong>2007</strong>, Teilnehmer s. Anhang<br />

• Fotos: Planungsgruppe STADTBÜRO<br />

Herne<br />

• Amt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen (LDS <strong>NRW</strong>) (2006): Vorausberechnung<br />

der Bevölkerung in den kreisfreien Städten und Kreisen Nordrhein-Westfalens 2005-2025.<br />

Düsseldorf


78<br />

• InWIS Forschung und Beratung GmbH (2003): Wohnungsmarktprognose Herne. Bochum<br />

• Oberstadtdirektor der Stadt Herne, Amt für Stadtentwicklung, Stadtforschung und Statistik (Hrsg.)<br />

(2004): Bevölkerungsprognose 2002-20<strong>15</strong>, Vorausberechnung für die Gesamtstadt und die vier<br />

Stadtbezirke. Herne<br />

• Planungsgruppe STADTBÜRO im Suftrag der Stadt Herne (2006): Stadtumbau in Wanne-Mitte -<br />

Städtebauliches Entwicklungskonzept für den Bereich Herne Wanne-Mitte. Dortmund/ Herne<br />

• Workshop zur Mobilisierung privater Eigentümer in Wanne-Mitte im Rathaus Wanne am<br />

18.09.<strong>2007</strong>, Teilnehmer s. Anhang<br />

• Fotos: Sebastian Niehoff<br />

Witten<br />

• Amt für Stadtentwicklung, Statistik und Wahlen der Stadt Witten: Soziastruktur der Stadt Witten.<br />

Witten<br />

• InWIS Forschung und Beratung (2006): Wohnungsmarktanalyse für die Stadt Witten- Zwischenergebnisse.<br />

Bochum<br />

• Planungsgruppe STADTBÜRO im Auftrag der Stadt Witten (2006): Vorbereitung der Stadterneuerung<br />

in Witten-Annen -Integriertes Handlungskonzept. Dortmund<br />

• Workshop zur Mobilisierung privater Eigentümer in Annen am 28.08.<strong>2007</strong> in der VHS Witten-Annen,<br />

Teilnehmer s. Anhang<br />

• Fotos: Planungsgruppe STADTBÜRO


79<br />

Teilnehmerliste des Workshops zur Eigentümermobilisierung in Gelsenkirchen-City am <strong>15</strong>.10.<strong>2007</strong><br />

Name<br />

Sabine Brenne<br />

Sascha Duddek<br />

Janine Feldmann<br />

Armin Hardes<br />

Marcus Hensel<br />

Stephan Kemper<br />

Philip Kirsch<br />

Institution<br />

SEB Bank<br />

Commerzbank AG<br />

Stadterneuerung Gelsenkirchen<br />

Stadt Gelsenkirchen, Referat Umwelt<br />

Sparkasse Gelsenkirchen<br />

Stadtumbaubüro Gelsenkirchen<br />

Rüter-Schuhe GmbH<br />

S. Krümmel Verbraucherzentrale<br />

J. Lessenich Eigentümer<br />

Sabine Nakelski<br />

Siegbert Panteleit<br />

Erich Schmitz<br />

Gundula Siegert<br />

Hendryk Sroka<br />

Ministerium für Bauen und Verkehr <strong>NRW</strong><br />

Stadtumbaubüro Gelsenkirchen<br />

Eigentümer<br />

Stadt Gelsenkirchen, Wohnbaufö<br />

rderung<br />

SEB Bank<br />

B. Stemmer Eigentümerin<br />

Markus Sturm<br />

Joachim Vortmann<br />

Birgit Wend<br />

Volksbank Ruhr Mitte<br />

Citibank<br />

Stadtumbaubüro Gelsenkirchen


80<br />

Teilnehmerliste des Workshops zur Eigentümermobilisierung in Heiligenhaus-Oberilp am 04.09.<strong>2007</strong><br />

Name<br />

Harald Flügge<br />

David Froessler<br />

Walter Gode<br />

Ulrich Hamacher<br />

Barbara Joeres<br />

Heike Kortmann<br />

Klaus-Peter Kronenberg<br />

Institution<br />

Stadt Heiligenhaus<br />

Innovationsagentur Stadtumbau <strong>NRW</strong><br />

Mieterverein<br />

Kreissparkasse Düsseldorf<br />

Ministerium für Bauen und Verkehr <strong>NRW</strong><br />

KP-Immoentwicklung<br />

-Mittler-Verwaltung-<br />

Andreas Krysciak AG Harzstraße 5<br />

Thomas Langmesser<br />

Irene Littek-Braun<br />

Sabine Nakelski<br />

Orkan Ötztürk<br />

Siegfried Peterburs<br />

Andre G. Saar<br />

Peter Schwirtz<br />

Heiderose Semeria<br />

Jugendamt Heiligenhaus<br />

Eigentümerin<br />

Ministerium für Bauen und Verkehr <strong>NRW</strong><br />

Eigentümer<br />

Stadt Heiligenhaus<br />

Stadt Heiligenhaus<br />

Bürgergemeinschaft Oberilp (BGO)<br />

Sahle Wohnen GbR


81<br />

Teilnehmerliste des Workshops zur Eigentümermobilisierung in Herne Wanne-Mitte am 18.09.<strong>2007</strong><br />

Name<br />

Anne Al Orfali<br />

Frank Bornmann<br />

Dominik Erbelding<br />

Doris Franken<br />

Rainer Grüning<br />

Institution<br />

Orfa-Immobilien<br />

Innovationsagentur <strong>NRW</strong><br />

Innovationsagentur <strong>NRW</strong><br />

Immobilieneigentümerin<br />

Herner Sparkasse<br />

Michael Hilbt-Senger Stadt Herne, FB 41/4<br />

Dr. Peter Kroos<br />

Axel Küpper<br />

Stadtumbaubüro Wanne Mitte<br />

LBS Herne<br />

Heike Lindemann Stadt Herne, FB 51/3<br />

Jochem Maliga Stadt Herne, FB 51/3<br />

Sonja Mrowka<br />

Frau Niewiadomsky<br />

Kay Noell<br />

Frau Pogoreutz<br />

Thomas Reuter<br />

Dirk Ruß<br />

Christian Schoß<br />

Gisbert Schwarzhoff<br />

Herr Stachowski),<br />

Holger Wennrich<br />

LBS Herne<br />

Immobilieneigentümerin<br />

Ministerium für Bauen und Verkehr, <strong>NRW</strong><br />

Immobilieneigentümerin<br />

DMB-Mieterverein<br />

Stadtumbaubüro Wanne Mitte<br />

Vestische Wohnungsgesellschaft Herne<br />

Vestische Wohnungsgesellschaft Herne<br />

DMB-Mieterverein<br />

Stadtmarketing Herne GmbH


82<br />

Teilnehmerliste des Workshops zur Eigentümermobilisierung in Witten-Annen am 28.08.<strong>2007</strong><br />

Name<br />

Institution<br />

Axel Armbrust<br />

Siedlungsgesellschaft Witten mbH<br />

René Bemba<br />

Sparkasse Witten, Geschäftstelle Annen<br />

Prof.Dr.Dr. Jürgen Dieckmann<br />

Bürgerinitiative für ein l(i)ebenswertes Annen e.V.<br />

David Froessler<br />

Innovationsagentur Stadtumbau<br />

Heinz Hetschold<br />

Architekturbüro bap<br />

Ralph Hiltrop<br />

Dirk Kampheuer<br />

Stadtverwaltung Witten, Projekt ‚Unser Witten 2020’, Masterplan<br />

Wohnen<br />

Daniel-Gewerbe und Wohnimmobilien GbR<br />

Petra Klein<br />

Stadtverwaltung Witten, Projekt ‚Soziale Stadt Annen’<br />

Thomas Kummer<br />

AK Ladenlokalmanagement Annen<br />

Klaus Lohmann Bürgermeister der Stadt Witten a. D.<br />

Hannelore Lopau<br />

Wohnungsgenossenschaft Witten Ost e.G.<br />

Gertrud Nehm<br />

Immobilieneigentümerin<br />

Edgar Neufeld<br />

AK Ladenlokalmanagement Annen, URBANITAS


83<br />

Stichwortverzeichnis<br />

• Adressaten 7<br />

• Adressdatei (der Eigentümer) 38<br />

• Analyse der Eigentümerstruktur 38<br />

• Außenauftritt 36<br />

• Banken und Sparkassen 26, 54<br />

• Befragung der Eigentümer 38, 55<br />

• <strong>Beitrag</strong>smultiplikatoren 24<br />

• Beratung 18, 25, 27, 35<br />

• Berufsständische Organisationen (IHK,<br />

HWK, Einzelhandelsverband etc.) 27<br />

• Bewirtschaftungsstrategien 19<br />

• Broschüre 25, 26, 43, 46<br />

• Chancengemeinschaft 7, 35<br />

• Controlling 39<br />

• Dialog 7, 10, 30<br />

• Eigentümerforum 44<br />

• Eigentümergemeinschaften 21, 22<br />

• Eigentümertypen 16, 20<br />

• Einstellung 5, 12, <strong>15</strong><br />

• Energetische Erneuerung 27, 46, 59<br />

• Erbengemeinschaften 21<br />

• Ethnische Zielgruppen (Migrationshintergrund)<br />

23<br />

• Flyer 40, 43, 45<br />

• Gebietstypen (städtebauliche und funktionale) 8<br />

• Gegenaktivisten 19<br />

• Gewerbevereine und Werbegemeinschaften 27<br />

• Gewinnmaximierender Erhalter 20<br />

• Gewohnheitserhalter 20<br />

• Haus- und Hofflächenprogramm 19, 46<br />

• Haus&Grund, 27, 47<br />

• Heuschrecken, siehe Renditeorientierter Exit-<br />

Stratege 21<br />

• Image 14, 25, 35<br />

• Information 10<br />

• Investitionsunfähige 21<br />

• Kommunikation 40<br />

• Kommunikationskonzept 40<br />

• Kooperationen 6, 26, 46<br />

• Kreditinstitute 7, 19, 38, 41<br />

• Kulturvereine 27<br />

• Kümmerer 35<br />

• Meckerer, siehe Gegenaktivisten 19<br />

• Meinungsmultiplikatoren 24, 26, 39<br />

• Mieter 20, 26<br />

• Migrationshintergrund (Eigentümer mit M.) 23<br />

• Multiplikatoren 24<br />

• Nutzen 34<br />

• Objektliebhaber 20<br />

• Öffentlichkeitsarbeit 44, 50, 36, 42<br />

• Ökonomische Verwertung 19<br />

• Perspektivenwechsel 7, 34<br />

• Phasen der Mobilisierung 28, 51<br />

• Politische Vertreter 24, 25<br />

• Presse 40, 42, 46, 47, 20, 24, 25, 26<br />

• Prozessplanung 39<br />

• Relevanz 12, <strong>15</strong>, 25, 32, 37, 42, 43<br />

• Renditeorientierter Exit-Stratege 21<br />

• Schlüsselimmobilien (strategisch wichtige<br />

Immobilien) 23<br />

• Selbstnutzer 5, 22<br />

• Sender-/Empfänger-Modell 11<br />

• Situationsanalyse 38<br />

• Stadtmarketing 25<br />

• Stadtspitze 25, 30<br />

• Stadtteilmanagement 48<br />

• Stadtumbau-Management 61, 63<br />

• Standortbegründeter Exit-Stratege 22<br />

• Standortbegründeter Minimalerhalter 21<br />

• Standortimage 35<br />

• Steuerberater 27<br />

• Strategische Gesamtzielsetzung 7, 37<br />

• Veränderungsprozesse / Change Management<br />

18, 29, 33, 37<br />

• Veranstaltungen 18, 25, 39, 40, 44, 48<br />

• Verhaltensänderung 31,46<br />

• Vision 7, 12, 14, 21, 29, 35, 39, 42, 46<br />

• Vor-Ort-Büro 33, 35, 36, 42<br />

• Wertentwicklung 19, 65<br />

• Wertoptimierer 21<br />

• WIR-Prinzip 35<br />

• Wirtschaftsförderung 24<br />

• Wohneigentumsgesetz (Novellierung) 22<br />

• Wohnort der Eigentümer 19, 38<br />

• Wohnungsunternehmen 25, 35 57, 60<br />

• Zielgruppen 8, 16

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