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Jugendweihe 2009 - Freireligiöse Gemeinde Idar-Oberstein

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Zur <strong>Jugendweihe</strong> im Bilde sein: Religion und Kunst<br />

Wenn man unser Bild betrachtet, sieht man in der Mitte eine Uhr,<br />

die für die Zukunft steht: Sie hat zwei Zeiger, eben standen sie<br />

noch auf 14 Uhr und deuteten damit auf den Beginn der <strong>Jugendweihe</strong>.<br />

Die Uhr ist umgeben von einer Brücke, wobei wir nicht<br />

irgendeine Brücke gewählt haben, sondern einen Regenbogen,<br />

weil seine Farben bunt und fröhlich sind - genauso wie unser<br />

Leben sein sollte. Auf der linken Seite des Regenbogens sind<br />

Bilder von Babys, die für die Geburt eines neuen Lebens stehen.<br />

Auf der rechten Seite sind Bilder von alten Menschen, und in der<br />

Mitte stehen wir. Wir sind im Übergang vom Kind zum Erwachsenenalter.<br />

Unten links auf unserem Bild ist ein rotes Feld mit hürdenüberspringenden<br />

Reiterfiguren zu sehen, die für Mut stehen, denn<br />

auch im Leben gibt es Hürden, und wir sollten den Mut haben, sie<br />

zu meistern und ihnen nicht auszuweichen.<br />

Rechts unten auf unserem Bild ist ein blaues Feld mit einer Hand,<br />

die auf ihrem Finger einen Marienkäfer sitzen hat. Sie steht für<br />

Ehrfurcht auch vor kleinen „Dingen“. Daneben ist ein Bild mit<br />

einem davonschwimmenden Nilpferd. Es steht für Ehrfurcht vor<br />

großen „Dingen“.<br />

Des Weiteren ist dort ein Herz, in dem ein Mann Kopf an Kopf mit<br />

einem Eisbär am Boden kniet. Das umrahmende Herz bedeutet<br />

Liebe zwischen Mensch und Tier. Denn wenn das Herz aus dem<br />

Takt kommt, gibt es keine Liebe zu den Lebensformen der Natur.<br />

(Anika Brosch und Mike Horlacher)<br />

Humanistische Religion<br />

Überarbeiteter Auszug der Festrede von Pfarrer Buchner<br />

Eine humanistische Religion braucht das Göttliche, nicht Gott.<br />

Das Göttliche ist das, was der Mensch der Verehrung für würdig<br />

hält. Wie bei jeder <strong>Jugendweihe</strong> bringe ich auch heute ein Beispiel<br />

aus der freireligiösen Tradition: Diesmal den englischen<br />

Naturwissenschaftler Julian Huxley (1887-1975), Anhänger Darwins,<br />

Generaldirektor der UNESCO bei den Vereinten Nationen in<br />

New York und Erfinder des ersten Kinderzoos in London.<br />

Göttlichkeit, sagt Huxley, ist das religiöse Rohmaterial, aus dem<br />

die Götter entstanden sind. An uns ist es nun, die Götter daraus<br />

zu entfernen und das Rohmaterial zu erneuern. Es zu einem<br />

neuen wirksamen Material unseres Denkens zu machen.<br />

Julian Huxley sieht nun für eine humanistische Religion zwei<br />

wichtige und herausragende Aufgaben. Die eine Aufgabe ist die,<br />

den Fortschritt zu fördern, und zwar auf sehr lange Sicht, denn<br />

das müssen wir tun, weil aller Fortschritt nicht automatisch läuft.<br />

Fortschritt in der Welt aber ist nur dann wirklich und begrüßenswert,<br />

wenn damit der einzelne Mensch und die Gesellschaft humaner,<br />

also menschlicher werden.<br />

Die zweite Aufgabe ist noch viel wichtiger. Denn die humanistische<br />

Religion hat die Entwicklung individueller ausgeprägter<br />

Persönlichkeiten zum Ziel. Das ist eine hohe Aufgabe, denn in<br />

unserem freireligiösen Verständnis sollen sich junge Menschen<br />

entwickeln zu reichen Persönlichkeiten, reich im Sinne von geistreich.<br />

Sie sollen ausgeprägte Persönlichkeiten werden, keine<br />

Ziffern oder Rädchen im großen Getriebe der Welt. Jugendliche<br />

sollen mithelfen, ihren Beitrag zur Vervollkommnung und Entwicklung<br />

zu leisten, denn wir Menschen sind nicht nur Produkte von<br />

Entwicklung, sondern auch ihre Träger.<br />

Eine freie Religion ist Entwicklungsreligion, denn sie steht nicht<br />

abseits von weltlichen Angelegenheiten oder glaubt sich irgendwo<br />

in einem übernatürlichen Reich eingeschlossen. Wir Menschen<br />

entwickeln und vollenden uns in Raum und Zeit, wir sind darin<br />

begrenzt. In unserer humanistischen Religion gibt es daher keine<br />

Bittgebete an ein Wesen von Ewigkeit, dem die Welt gehört. Wohl<br />

aber gibt es die Selbsterforschung und die Selbstbesinnung des<br />

Menschen.<br />

In unserer humanistischen Religion, sagt Julian Huxley, gibt es<br />

aber noch etwas Weiteres: Das Wunschgebet in der Stille und<br />

manchmal auch unbewusst. Wir müssen es gar nicht mal so<br />

benennen. Wir feiern die <strong>Jugendweihe</strong>, bei der es nicht nur um<br />

Geschenke geht oder um das Stillsitzen, sondern auch ganz<br />

besonders um das Ausloten der inneren Persönlichkeit, um Höhen<br />

und Tiefen der inneren Welt, von der die lieben Jugendweihlinge<br />

uns ein kleines Stück in der Feier offenbaren.<br />

Auch in Eurem Bild, einem Gemeinschaftswerk mit vielen einzelnen<br />

Feldern, entdecke ich vieles, was mich überrascht hat. Ein<br />

Werk mit Zeichen, Sinnbildern. Ein unbewusstes Wunschgebet für<br />

eine harmonische schöne Zukunft in der Welt im schwungvollen<br />

Bogen von der Kindheit ins Alter.<br />

Als religiöses Motiv erscheint der Regenbogen schon im Judentum<br />

im 1. Buch Mose. Da ist der Regenbogen ein Zeichen des<br />

Bundes, den Gott mit Noah und den Menschen schloss, ein Zeichen<br />

des Friedens nach der alles vernichtenden Sintflut, die er in<br />

der religiösen Legende geschickt hatte. Das Zeichen des Regen-

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