Freireligiöse Jugendweihe
Freireligiöse Jugendweihe
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Freireligiöse <strong>Jugendweihe</strong><br />
Religion der Menschlichkeit<br />
Ihre Quelle ist nicht eine übernatürliche Offenbarung,<br />
sondern der menschliche Geist. Ihr Ziel<br />
nicht der Himmel, sondern ein vervollkommnetes<br />
Erdenleben. Ihr Grundsatz ist nicht der<br />
Glaube, sondern die Liebe, ihr Religionsbuch<br />
nicht eine menschliche Schrift, sondern das göttliche<br />
Buch der Natur, ihr Gottesdienst, ihre Erbauung<br />
ist nicht Zeremonie und alter heiliger<br />
Brauch, sondern die sittliche, edle Tat des Lebens.<br />
Karl Weiß, freireligiöser Prediger, 1869-1955<br />
Auf dem Foto nach der Feier am 1. Mai<br />
Reihe oben von links:<br />
Nesrin Dilmen, Angelina Horbach, Laura<br />
Schubert, Anne Raber, Anna-Lena Märker<br />
Reihe unten von links:<br />
Pfarrer Martin Buchner, Frederika Elfner,<br />
Ayleen Brunner, Marie-Christin Märker,<br />
Vorsitzender Gerhard Schneider<br />
Staffelei links: „Das Bild der Menschenrechte“<br />
Seminar mit Christiane Friedrich, Offenbach<br />
Foto: Ralf Horbach
Zeitlebens gedachte sie voller Dankbarkeit und Ehrfurcht<br />
ihrer geistigen und familiären Bezugspersonen,<br />
vor allem wegen der Hinführung „zur ersehnten Bruderschaft<br />
der Menschheit“ durch ihren Vater, wie sie<br />
zu Ostern 1924 in einem Brief schrieb. Und dem<br />
Großvater gedachte sie pietätvoll wegen seiner Beschäftigung<br />
mit der Gottesfrage. Heute verkündigen<br />
wir kein Wort Gottes, aber wir können uns mit dem<br />
Wort „Gott“ beschäftigen. Um es gleich vorwegzunehmen<br />
- der wahrhaft religiöse Mensch weiß von<br />
Gott nur eines: nichts.<br />
Festrede zur <strong>Jugendweihe</strong><br />
Überarbeiteter und gekürzter Auszug<br />
Menschenwürde-Menschenrechte-Menschenpflichten,<br />
um diese Schlüsselbegriffe kreisten Eure Gedanken<br />
im Seminar, in dem ihr, liebe Jugendweihlinge, sehr<br />
motiviert und kooperativ eine gute Arbeit miteinander<br />
und für Euch selbst geleistet habt. Innerhalb unseres<br />
Orientierungsrahmens für Euch habt ihr vieles aufgefunden,<br />
verarbeitet und gestaltet. Persönlichkeiten der<br />
Geschichte in Bild und Wort haben Euch dabei Anregungen<br />
gegeben.<br />
Das ganze Ergebnis kann sich sehen lassen: Euer<br />
Bild hier, Euer Menschenbild…, nicht nur ein Bild mit<br />
herausragenden Menschen, die für die Menschenwürde<br />
eintraten und für die Menschenrechte kämpften,<br />
nicht nur ein Bild mit Tätern und Opfern der Verletzung<br />
der Menschenrechte, sondern auch Ausdruck<br />
Eures eigenen inneren Mit-Gefühls im Sinne des freireligiösen<br />
und humanistischen Bildes vom Menschen.<br />
Zwei Persönlichkeiten auf eurem Bild möchte ich herausheben.<br />
(…) Zunächst die freireligiöse Künstlerin<br />
Käthe Kollwitz, die einst selbst bei ihrem Vater den<br />
Religionsunterricht besuchte und von ihrem Großvater,<br />
dem Gymnasiallehrer, Philosophen und Prediger<br />
Rupp eingesegnet wurde, also zur <strong>Jugendweihe</strong> ging.<br />
Das ist eine Grundanschauung des echten Humanismus.<br />
Weil wir also hier kein Wort Gottes verkünden,<br />
ist diese <strong>Jugendweihe</strong> keine sakramentale Handlung.<br />
Gott ist für uns kein Schöpfer des Lebens oder der<br />
Erlöser, er geht in unserem Verständnis nicht auf der<br />
Lebensbahn voran, unter welchem Namen auch immer.<br />
Wenn wir das Wort Gott überhaupt gebrauchen wollen,<br />
was könnte es bedeuten Für uns als Freireligiöse,<br />
die wir nicht nur naturverbunden, sondern auch<br />
humanistisch sein wollen. Wie können wir dann Gott<br />
lieben „Gott zu lieben“, schreibt der Humanist Erich<br />
Fromm, würde bedeuten, „nach der Erreichung der<br />
vollen Fähigkeiten des Liebens zu streben, nach der<br />
Verwirklichung Gottes in uns.“ Außerhalb davon gibt<br />
es keinen Gott. Uns wird dann das Wort GOTT ein<br />
Symbol für Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit.<br />
Jetzt, an der Schwelle zum Erwachsenwerden, erweitert<br />
sich Euer Blick für Welt und Mensch, verbunden<br />
mit der Frage nach dem Sinn des Lebens. Der Sinn<br />
des Lebens ist das, wofür Ihr Euch aufmacht, wofür<br />
Ihr bereit seid, Euch einzusetzen. Wonach ihr streben<br />
wollt, ohne Streber zu sein.<br />
Liebe, Wahrheit und Gerechtigkeit. Diese drei wachsen<br />
nur durch uns Menschen und mit uns. Im Leben<br />
aber erfahren wir ja auch das Gegenteil: Liebe und<br />
Hass, Wahrheit und Lüge, Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit.<br />
Alles im Leben erfahren wir in der Einheit<br />
der Gegensätze wie Geburt und Tod, Freude und<br />
Leid. Das will verarbeitet werden in der kleinen persönlichen<br />
Welt mit ihren Erfahrungen aus erster Hand<br />
und in den Erfahrungen aus zweiter Hand aus der<br />
großen Welt, die wir aus den Medien erhalten.<br />
Deswegen heißt es, den Geist zu schärfen, denn aus<br />
ihm kommt alles Handeln. Dem diesjährigen <strong>Jugendweihe</strong>motto<br />
ist ein Gedanke von James Hunt vorangestellt:<br />
„Alles aus dem Leben ist uns wie Wasser auf<br />
die Mühle, aus der die Religion des Menschen<br />
kommt.“ Die gegensätzlichen Dinge des Lebens müssen<br />
also irgendwie gelenkt werden und zu Kraft umgesetzt<br />
werden, damit etwas verarbeitet, gemahlen<br />
werden und so zur eigenen Substanz werden kann.<br />
Den echten Geist gibt’s nicht als 3-Minuten-Terrine.<br />
Religion bedeutet deshalb, sich als einzelner zurechtzufinden<br />
zwischen den Gegensätzen des Lebens und<br />
eine Beziehung zum Nächsten zu entwickeln.
Die praktische Kehr-Seite der Freien Religion ist deswegen<br />
der Humanismus, eben das Denken und Handeln<br />
aus dem Geist der Ehrfurcht, des tiefen Respekts<br />
vor allem Leben. Besonders natürlich dem der Menschen.<br />
Wir orientieren uns an der Würde des Menschen<br />
mit dem Ziel menschenwürdiger Verhältnisse<br />
des Lebens. Deswegen sind wir Humanisten, aber<br />
freireligiöse Humanisten. Zur Lebensorientierung dienen<br />
uns nicht nur eigene Erfahrungen und selbst gewonnene<br />
Einsichten, sondern auch die von Vorbildern.(…)<br />
Auf Eurem Bild, liebe Jugendweihlinge, taucht als eine<br />
weitere bedeutende Persönlichkeit der kleine, unscheinbare,<br />
dürre Mensch Mahatma Gandhi auf, mit<br />
dem sich der amerikanische Pfarrer James Hunt<br />
(1931-2011) beschäftigt hat. 30 Jahre lehrte er Religion<br />
und Ethik an der Raleigh Universität in NC/USA.<br />
Gandhis Enkel Gopal hat die Arbeiten von James<br />
Hunt besonders geschätzt, weil Pfarrer Hunt sich<br />
selbst in der Nachfolge für die Verwirklichung der<br />
Menschenrechte eingesetzt hat - gegen die Todesstrafe<br />
und für die Gleichheit der Rassen.<br />
Gandhi war Hindu, und manche Religionen verhüllen<br />
ihren Kern mit Wundern und übernatürlichen Ereignissen.<br />
Was aber war Gandhis Kern Erster und letzter<br />
Grundsatz seines Glaubens war die Gewaltlosigkeit.<br />
Er hat sie in seiner Sprache satyagraha genannt, was<br />
so viel bedeutet wie „gerechte Bestrebung“.<br />
Verzicht auf Anwendung von Gewalt nicht nur in Taten,<br />
sondern auch in Worten und Gedanken (auch das<br />
Mobbing gehört dazu!) - darauf kam es Gandhi an.<br />
Nach eigenen Aussagen erstrebte er höchste Vollkommenheit<br />
durch höchste Selbstüberwindung. Als<br />
das Lebensgesetz seines eigenen Daseins bezeichnet<br />
er die vollkommene Liebe. Und nur deswegen<br />
konnte er sich mit der ganzen Kraft seiner Seele gegen<br />
Kolonialmacht, Tyrannei und Unterdrückung auflehnen,<br />
damals in Südafrika und danach in seiner<br />
unfreien Heimat Indien. Der Gründer des freireligiösen<br />
Jugendbundes FJD, Prediger Erich Schramm aus<br />
Offenbach, hat Gandhi noch persönlich kennengelernt.<br />
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und<br />
Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen<br />
begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit<br />
begegnen. So im Artikel I der Erklärung der Menschenrechte<br />
durch die UNO. Als diese Erklärung 1948<br />
gedruckt wurde, war Gandhi bereits tot, im selben<br />
Jahr ermordet durch einen religiösen Fanatiker.<br />
Jubiläums-<strong>Jugendweihe</strong> im Oktober<br />
Wegen der besonderen FJD-Feierstunde im September,<br />
zu der wir auch Gäste aus Offenbach mit Pfarrer<br />
i.R. Helmut Manteuffel erwarten, findet die Jubiläums-<br />
<strong>Jugendweihe</strong> für Silberne, Goldene und Diamantene<br />
Jugendweihlinge am Sonntag, dem 16. Oktober statt.<br />
Bis zum heutigen Tag ist der Kampf um die Verwirklichung<br />
der Menschenrechte nicht zu Ende. Er wird<br />
niemals zu Ende sein im Sinne eines endgültigen<br />
Sieges. Ein schwungvoll ausgeschnittener Schnipsel<br />
aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte<br />
ist ja deshalb von Euch ins Bild gesetzt worden, neben<br />
die Uhr mit dem Sonnenkreuz.<br />
Ungehemmter Widerstand gegen alles Schlechte und<br />
Niedrige, unerschrockener Kampf für Wahrheit und<br />
Recht in einer sittlich haltlosen ungerechten Welt, das<br />
ist der Kultus der Religion der Menschlichkeit, das ist<br />
ihr Gottesdienst.<br />
Dr. Karl Weiß,1921<br />
Anmeldung zur <strong>Jugendweihe</strong> 2012<br />
Die Feier findet am Sonntag, dem 15. April 2012 um<br />
14 Uhr im Gemeindezentrum statt. Über verbindliche<br />
Anmeldungen der Jugendlichen, die bis zum 1. Mai<br />
2012 14 Jahre alt werden, freut sich Pfarrer Buchner.<br />
Telefon 25393 oder 567885.<br />
Religionsunterricht im neuen Schuljahr 2011/12<br />
Ab August werden auch die Gruppen der Sekundarstufe<br />
1 in jeweils 2 Klassen anstatt bisher 3 Klassen<br />
zusammengelegt. Bitte beachten Sie die Veränderungen<br />
im Veranstaltungskalender auf Seite 4 unten.<br />
SCHATZSUCHE-WORKSHOP<br />
Freireligiöse Jugend FJD im Gemeindezentrum<br />
Die FJD kommt! Vom 23.-25. September ist Schatzsuche<br />
angesagt! Die selbstorganisierte Wochenendfreizeit<br />
mit einem Edelstein-Workshop wird betreut<br />
von Christiane Friedrich/Frei-religiöse Gemeinde Offenbach<br />
und Ute Janz/Freireligiöse Landesgemeinde<br />
Baden. Was es sonst noch gibt Kochen, Spiele sowie<br />
Schlafen im Sack in der Weihehalle! Schriftliche<br />
Anmeldungen für unsere Kids ab sofort bis zum 15.8.