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Zweifel und Glaube - Freireligiöse Gemeinde Idar-Oberstein

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Freireligiöse Nachrichten 4 / 2006Download vonwww.frg-io.de<strong>Zweifel</strong> <strong>und</strong> <strong>Glaube</strong>Pfarrer i.R. Helmut Manteuffel von der Freireligiösen<strong>Gemeinde</strong> in Offenbach hat ihn uns imSeptember am Ende seiner Gastfeierst<strong>und</strong>e überdie Bibel vorgetragen. Hier steht er nun am Anfang:„Fürchtet nicht den <strong>Zweifel</strong>, denn der <strong>Zweifel</strong> istder Gehilfe der Wahrheit, er ist der Schlüsselzum Tor der Erkenntnis, er ist der Diener großerEntdeckung.Ein <strong>Glaube</strong>, der nicht infrage gestellt werdendarf, kettet uns an den Irrtum, denn in jedem<strong>Glaube</strong>n ist Unvollkommenheit <strong>und</strong> Unzulänglichkeit.Liebe <strong>Gemeinde</strong>mitglieder,in der Einstimmung auf den Herbst stieß ich aufdieses Foto. Abgelichtet habe ich hier eine Metallskulpturaus dem Kurpark in Wiesbaden. Einkugeliger Kern bricht durch seine Schale <strong>und</strong>Verhüllung.Symbolisch gesehen verhalten sich Kern <strong>und</strong>Schale zueinander wie <strong>Glaube</strong> <strong>und</strong> <strong>Zweifel</strong>. Der<strong>Zweifel</strong> als Hülle, in dem die Frucht, das Wesentlichealso, wächst <strong>und</strong> reif wird.<strong>Zweifel</strong> an etwas kann Menschen vielleicht zurVerzweifelung führen, aber auch zur Reifung, zurFrucht eines lebendigen <strong>Glaube</strong>ns. Erst wenn erreif ist, dann durchbricht er seine Hülle, den<strong>Zweifel</strong>. So gehört beides, <strong>Zweifel</strong> <strong>und</strong> <strong>Glaube</strong>,zusammen.Der folgende Text stammt von Pfarrer Robert T.Weston vom „Weltb<strong>und</strong> für religiöse Freiheit“.<strong>Zweifel</strong> ist der Prüfstand der Wahrheit, er ist dieSäure, die alles Falsche zerfrisst. Niemandbraucht zu fürchten, dass die Wahrheit vom<strong>Zweifel</strong> vertilgt werde, denn der <strong>Zweifel</strong> ist diePrüfung des <strong>Glaube</strong>ns.Die Wahrheit hält kühn <strong>und</strong> unerschüttert vordieser Prüfung stand. Denn Wahrheit, wenn siedie Wahrheit ist, kommt stärker <strong>und</strong> sicherer ausjeder Prüfung hervor.Wer den <strong>Zweifel</strong> zum Schweigen zu bringenwünscht, ist voller Furcht; sein geistiges Haus istauf Flugsand erbaut. Doch der, der den <strong>Zweifel</strong>nicht scheut <strong>und</strong> seinen Nutzen erkennt, dersteht auf festem Gr<strong>und</strong>. Er wird im Lichte wachsenderErkenntnis gehen <strong>und</strong> seines GeistesArbeit wird bestehen.Lasst uns also den <strong>Zweifel</strong> nicht fürchten, sondernuns seiner Hilfe erfreuen. Er ist für den Weisendas, was der Stab für den Blinden ist. Der<strong>Zweifel</strong> ist der Gehilfe der Wahrheit.“


2Tony de Mello zum 75. GeburtstagEin moderner Mystiker <strong>und</strong> religiöser KritikerDer religiöse Dichterphilosoph Tagore, der vor derNazizeit in Deutschland zweimal zu Besuch war,schrieb einmal: „Gott möchte, dass die Menschenseinen Tempel aus Bausteinen der Liebe errichten,aber die Menschen schleppen Steine herbei.“Ebenfalls aus Indien stammt Anthony de Mello (1931-1987), dessen Geschichten auch in Deutschlanddurch viele Bücher des Herder-Verlags bekannt gewordensind. De Mello, Angehöriger eines Ordens,war ein religiös liebender Mensch, dem die „Mauerkirche“im Gr<strong>und</strong>e nichts bedeutete. Für ihn waren<strong>Glaube</strong> <strong>und</strong> Dogmen Steine.Der moderne pantheistische Mystiker <strong>und</strong> indischeJesuit geriet nach seinem Tode in das Blickfeld desjetzigen Papstes Benedikt XVI. Als Präfekt der <strong>Glaube</strong>nskongregationin Rom hatte Kardinal Ratzingerdamals im Jahre 1998 alle Gläubigen vor den Büchernde Mellos in einem offiziellen R<strong>und</strong>schreibengewarnt.Neben Ironie <strong>und</strong> Schlauheit der Geschichten kreideteder Vatikan besonders dreierlei an: Die fehlende Exklusivitätder Christusgestalt <strong>und</strong> die Un-persönlichkeitGottes, die Ansicht über die Hl. Schrift, die nur Wegweisersei, <strong>und</strong> nicht zuletzt die Gleichbehandlunganderer, besonders nichtchristli-cher Religionen. Damitwar für die Amtskirche das Maß voll.Interessanterweise verbindet sich gerade der Begriffder Mystik mit dem der Freiheit: Freiheit als Bindungan das innere Gesetz der Persönlichkeit.Schon Meister Eckhart (um 1300) nennt den Menschenfrei, der Gott in sich trage. Schon bei MeisterEckhart ist der Mensch kein passives Wesen, sondernein lebendiger Mensch, der einem Gefäß gleicht, daswächst, wenn es gefüllt wird, <strong>und</strong> dabei nie voll wird.Mystik ist zeitlos. Der Mystiker sagt, dass wir frei seinsollen. Das, was wir Menschen besitzen <strong>und</strong> tun, andas alles sollen wir nicht geb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> angekettetsein – nicht einmal an Gott.Ein moderner Humanismus, der sich ernsthaft mitReligion beschäftigt, ist nicht blind für diese Einsicht<strong>und</strong> Tiefensicht. Bei Erich Fromm z.B. heißt es, wirMenschen sollen unser Sein umfassend <strong>und</strong> f<strong>und</strong>amentalerkennen, als Leben, als Tätigkeit, als Erneuerung,als Verströmen. Darin steckt viel Aktivität wieeben in dem bildhaften Vergleich Meister Eckharts.In diese Galerie der Geistesgeschichte <strong>und</strong> ihrer Persönlichkeitengehört Tony de Mello. Aber als andererTyp, kein Gelehrter im klassischen Sinn, keiner, derTraktate oder Abhandlungen geschrieben hat. Aberein Weisheitslehrer, einer der gern in andere historischeGestalten hineinschlüpft oder als anonymerMeister auftritt. De Mello war ein Mann der erzähltenGeschichten, mit denen er nur eines erreichen wollte:Wahrheit finden. Einmal vergleicht er die Wahrheitmit einer verlorenen Goldmünze, die man im Dunkelnsuche. Um sie zu finden, genüge eine billige Kerze.Die kurze Geschichte ist für de Mello der kürzesteWeg zwischen den Menschen <strong>und</strong> der Wahrheit. EinJesuitengeneral hat nach der Verurteilung der Geschichtendurch den Vatikan zum reinen Selbstschutzgeäußert, Pater de Mello habe mit seinen Bücherndoch nur den Atheisten <strong>und</strong> Agnostikern bei ihrergeistlichen Suche helfen wollen. Mal sehen, ob dasstimmt. Hier ist der Beweis:Ein Mann hatte sein Fahrrad auf dem Marktplatz vergessen.Am nächsten Tag ging er zurück in der sicherenAnnahme, es sei gestohlen worden. Doch esstand noch da. Voller Freude stürzte der Mann in dienächste Kirche <strong>und</strong> dankte Gott. Beim Herauskommenaber stellte er fest: Das Rad war weg.Im Rückblick kurz berichtetNach der Gastfeierst<strong>und</strong>e mit Pfarrer i.R. HelmutManteuffel/Offenbach, dessen Ausführungen über dieBibel großen Anklang fanden, ergab sich die Gelegenheitzum Meinungs- <strong>und</strong> Informations-austauschüber die Entwicklung freireligiöser <strong>Gemeinde</strong>n <strong>und</strong>auch humanistischer Gruppen.---Unser <strong>Gemeinde</strong>büro wurde mit weiteren Neuanschaffungenausgerüstet. Ein moderner Fotokopierersowie ein Bücherschrank für die inzwischen erheblichvergrößerte Handbibliothek.---Der <strong>Gemeinde</strong>vorstand hat beschlossen, den Zugangvom Sauergraben bis zum Eingang zur Empore behindertengerechtneu gestalten zu lassen. Die Bauarbeitenwerden im November ausgeführt werden.Unsere BüchereckePosthum zum 100. Geburtstag von Pfarrer Dr. GeorgPick erschiendessen Werküber den Gelehrten(1401-1464).140 Seiten umfasstdas Buch,das Leben <strong>und</strong>Werk des Juristen,Kirchenpolitikers<strong>und</strong>freien Humanistenver-bindet.Es ist im <strong>Gemeinde</strong>büroMainzer Str. 171zum Preis von10.-- € erhältlich.(zzgl. Versand)


350Jahredurchdick<strong>und</strong>dünn:Christel <strong>und</strong> GerhardLehmannfeiertenGoldeneHochzeitimFreireligiösen<strong>Gemeinde</strong>zentrumSolo von Frank SinatraDas Jubelpaar: Ringtausch nach 50 JahrenJugendweihe 2007Sonntag, 15. April, 14:00 UhrAlle Eltern der Jugendweihlinge im Jahre 2007 sindhiermit herzlich eingeladen zu einem Kennenlernen-Kaffee mit Pfarrer Martin Buchner amSamstag, dem 4. November 2006, um 15:00 Uhrim <strong>Gemeinde</strong>zentrum Mainzer Straße 171.Der Termin ist gleichzeitig Anmeldeschluß für alleteilnehmenden Jugendlichen des Geburtsjahrgangs1992 bzw. für diejenigen, die bis zum 31. August 2007ihr 14. Lebensjahr vollenden. Pfarrer Buchner informiertüber die freireligiöse Jugendweihetradition, überdie Vorbereitungen zum Jugendweihe-Seminar imNaturfre<strong>und</strong>ehaus in Elmstein, ferner über den Jugendweihe-Unterricht2006/07 sowie über den Ablaufder Feier im <strong>Gemeinde</strong>zentrum. Liebe Eltern, bittemelden Sie sich telefonisch im <strong>Gemeinde</strong>büro unter 067 81 – 2 53 93 an.Jugendweihe-Seminar in Elmstein 2007Zeremonie am Sonntag, dem 11. Juni 2006 mit PfarrerMartin Buchner im <strong>Gemeinde</strong>zentrum – vor 50Jahren im <strong>Oberstein</strong>er Juwel-Lichtspieltheatermit Pfarrer Dr. Georg Pick aus MainzSinnspruch zur TrauungEs gibt keinen besseren Maßstab der Liebeals das Vertrauen.Wenn man einen anderen herzlich<strong>und</strong> hingegeben liebt,so ist damit das Vertrauenvon selber gesetzt.Liebe kann nicht mißtrauen –sie gewärtigt nur Gutes.-Meister Eckhart-Deutscher Mystiker um 1300„Action“ von Donnerstag bis Sonntag. Vom 1. bis 4.März 2007 sind wir wieder im Pfälzer Wald. Das Naturfre<strong>und</strong>ehausin Elmstein bietet für dieses Pflichtseminar2007 wieder optimale Rahmenbe-dingungenfür räumliche Entfaltung, sinnvolles Zeitmanagement<strong>und</strong> guten Teamgeist.Außer den Offenbachern werden unsere badischenFreireligiösen mit Landespredigerin Ute Janz oderKollege Thomas Lasi mit dabei sein.Schulbefreiung ist garantiert. In guter Zusammenarbeitmit der sozialpädagogischen Mitarbeiterin derFrei-religiösen <strong>Gemeinde</strong> Offenbach, Christiane Friedrich,werden alle Jugendlichen aus <strong>Idar</strong>-<strong>Oberstein</strong>,Offenbach, Ingelheim <strong>und</strong> der Freireligiösen LandesgemeindeBaden Vorträge <strong>und</strong> Medien besprechen,aktionsorientierte Spiele <strong>und</strong> künstleri-sche Gestaltungendurchführen sowie ihre Weihe-sprüche auswählen,schriftlich kommentieren <strong>und</strong> rhetorisch präsentierenlernen. Die Erfahrung der letzten Jahre lehrtes: Nur so sind wir gut gerüstet <strong>und</strong> gut eingestimmt.TaufePfarrer Martin Buchner freute sich anlässlich der Taufe fürKimi Greuloch, zweiter Sohn von Mike Sven Greuloch <strong>und</strong>Andrea Greuloch geb. Wayand, am Samstag, dem 16. September2006 eine große <strong>Gemeinde</strong> <strong>und</strong> viele Generationenbegrüßen zu dürfen.Die Feier wurde durch die Mitwirkung der evangelischen<strong>und</strong> katholischen Patinnen <strong>und</strong> Paten sowie durch die professionellemusikalische Begleitung bereichert. Lesungen:Bettina Greuloch <strong>und</strong> Susan Urbanek, Jutta Hosser <strong>und</strong>Katharina Hosser, Roman Knichel. Gesang <strong>und</strong> Gitarre:Petra Franzmann. Noch einmal herzlichen Dank für diemaßgeschneiderte Auswahl <strong>und</strong> die schöne Darbietung derbesinnlichen Texte <strong>und</strong> Lieder.

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