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Verschwundene Kirchen und Kapellen im Bereich des Burgelin

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R. Wolfram, <strong>Verschw<strong>und</strong>ene</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Kapellen</strong> <strong>im</strong> <strong>Bereich</strong> <strong>des</strong> <strong>Burgelin</strong><br />

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sungen oder Wünsche der Visitatoren nicht so heiß gegessen wurden wie gekocht.<br />

So hatten diese z.B. <strong>im</strong> Jahre 1569 den Altarleuten (wir würden heute sagen: <strong>Kirchen</strong>ältesten)<br />

auferlegt, das Kaufgeld in Höhe von 16 alten Schock von der alten<br />

Kapelle so anzulegen, dass der Pfarrer einen praktischen Nutzen (z.B. eine Scheune)<br />

davon hätte. Aber das geschah nicht. Aus einer Notiz <strong>im</strong> Pfarramtstagebuch von<br />

Thalbürgel <strong>im</strong> Jahre 1697 geht hervor, dass erst unter Pfarrer Eschenbach, der von<br />

1665 bis 1679 in Thalbürgel amtierte, der Betrag zur Verfertigung eines Teiches auf<br />

der Wiese (in der Aue) angewendet wurde. Bis dahin war das Geld - fast 100 Jahre<br />

lang - als Kapital ausgeliehen <strong>und</strong> verzinst worden.<br />

Da ich meine Vermutung, dass es sich nur um eine Kapelle handelte, nicht beweisen<br />

kann, will ich an dieser Stelle auf eine Entscheidung verzichten.<br />

Ich werde jedoch von hier an den Namen Magdalenenkapelle (als eine mögliche<br />

Erfindung v. Gleichensteins) nicht mehr gebrauchen, sondern der alten gesicherten<br />

Tradition in den Urk<strong>und</strong>en folgen, die von der „sogen. Alten Kapelle“ sprechen. Damit<br />

bleibt es dann dem Leser oder späteren Forschern überlassen, eine Identifikation zu<br />

vollziehen oder mit zwei <strong>Kapellen</strong> zu rechnen.<br />

Kehren wir zum Schicksal der sog. Alten Kapelle zurück. Aus der Pfarrmatrikel von<br />

1674 hatten wir erfahren, dass der Käufer Nicol Störzenberg an deren Stelle ein<br />

Haus erbaut hat. Es ist also gesichert, dass bereits zum Jahresende 1565 die Kapelle<br />

selbst nicht mehr stand. Da aber das Gr<strong>und</strong>stück (mit Haus) Lehen der Pfarre<br />

war <strong>und</strong> diese bei jedem Verkauf einen Lehnsbrief ausstellen mußte <strong>und</strong> dem Pfarrer<br />

5 alte Schock Lehngeld zu entrichten waren, blieb an dem Gr<strong>und</strong>stück die Bezeichnung<br />

sogen. Alte Kapelle über Jahrh<strong>und</strong>erte haften.<br />

Fre<strong>und</strong>licherweise haben die Pfarrer in ihren Lehnsbriefen auch eine Lagebeschreibung<br />

<strong>des</strong> Gr<strong>und</strong>stückes gegeben, so dass wir mit Sicherheit die sogen. Alte Kapelle<br />

lokalisieren können. Die älteste Ortung steht in der Pfarrmatrikel von 1674 <strong>und</strong> lautet:<br />

„liegt unten <strong>im</strong> Dorfe am Bache“.<br />

Daraus geht zunächst hervor, dass das Dorf Thal, das nach der Reformation entstand,<br />

unterhalb <strong>des</strong> Klosters lag. Die Besiedlung in Richtung Hain (heute Hahn) <strong>und</strong><br />

vor dem Westtor <strong>des</strong> Klosters (Lindenstraße) erfolgte erst später.<br />

Dennoch ist diese Beschreibung sehr allgemein <strong>und</strong> lässt <strong>im</strong> unteren Dorfe mehrere<br />

Deutungsmöglichkeiten zum „Bach“ zu:<br />

1. Der Mühlbach, der von der Talmühle kommt <strong>und</strong> die Dorfstraße zwischen den<br />

heutigen Gr<strong>und</strong>stücken Hüttig <strong>und</strong> Schau unterquert.<br />

2. Der Bach, der aus dem großen Klosterteich herabfließt <strong>und</strong> zwischen den heutigen<br />

Gr<strong>und</strong>stücken Kohla <strong>und</strong> Talmühle zum großen Teil kanalisiert ist.<br />

3. Der Gleisbach.<br />

Letzterer scheidet allerdings aus, denn die Gleise war zeitweise ein unberechenbarer<br />

Bach, in <strong>des</strong>sen Nähe nicht gesiedelt wurde. Die Gleise floß <strong>im</strong>mer außerhalb der<br />

Ortslage Thalbürgel.<br />

In späteren Lehnsbriefen lautet die Lagebezeichnung stereotyp: „... unten <strong>im</strong> Dorfe<br />

zwischen der Talmühle <strong>und</strong> Lorentz Hüttigen gelegen.“ So konnte allerdings erst<br />

nach 1680 die Lage beschrieben werden. Denn zu dieser Zeit stand bereits das neue<br />

Haus <strong>des</strong> ehemaligen Tal- bzw. Mittelmüllers Paul Wachtel auf einem Gr<strong>und</strong>stück<br />

neben der Talmühle, das an dieser Stelle heute noch von der Familie Hüttig bewohnt<br />

wird. (In ihrem Beinamen „Wachtel“ hat sich übrigens die ursprüngliche Familienbeziehung<br />

in Thalbürgel bis heute erhalten).<br />

Aus der folgenden Skizze wird nun die Lage der sog. Alten Kapelle deutlich: Das<br />

Gr<strong>und</strong>stück umfasste das Areal zwischen der Talmühle <strong>im</strong> Süden, dem Mühlbach <strong>im</strong><br />

urspüngliche Veröffentlichung in „Zum <strong>Burgelin</strong>“ Hefte 5 (vergr.) <strong>und</strong> 6 – 1998/99

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