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Verschwundene Kirchen und Kapellen im Bereich des Burgelin

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R. Wolfram, <strong>Verschw<strong>und</strong>ene</strong> <strong>Kirchen</strong> <strong>und</strong> <strong>Kapellen</strong> <strong>im</strong> <strong>Bereich</strong> <strong>des</strong> <strong>Burgelin</strong><br />

7<br />

Und eine solche Namensgebung ist auch nur kurz nach der Heiligsprechung der<br />

Kunig<strong>und</strong>e denkbar, als dieser Akt <strong>des</strong> Papstes wie ein Impuls gewirkt hat. Genau zu<br />

der Zeit, in der wir die Neuanlage der Stadt Bürgel in dem später ummauerten <strong>Bereich</strong><br />

ansetzen (also um 1200), hätten dann die Lobdeburger dieser Stadt ihr Markenzeichen<br />

in Form der Kunig<strong>und</strong>enkapelle aufgeprägt <strong>und</strong> zugleich für die Bürgel<br />

durchfahrenden Handelsleute aus Franken ein Stück He<strong>im</strong>at geschaffen. Dabei muß<br />

nicht ausgeschlossen werden, dass vielleicht der eine oder andere Kaufmann sein<br />

Scherflein zur Kapelle beitrug.<br />

Sollte es also jemals in Bürgel eine Kunig<strong>und</strong>enkapelle gegeben haben - die Möglichkeit<br />

kann jedenfalls nach dem Ausgeführten nicht bestritten werden - so könnte<br />

ihre Existenz zugleich ein entscheidender Hinweis auf die lenkende Hand der Lobdeburger<br />

bei der Stadtwerdung <strong>und</strong> Stadtentwicklung Bürgels sein.<br />

Es bleibt zu hoffen, dass eines Tages weitere Hinweise oder Belege gef<strong>und</strong>en<br />

werden.<br />

2. Die Marienkapelle zu Beulbar<br />

In unserer an Bergen <strong>und</strong> Tälern abwechslungsreichen Landschaft gibt es einige<br />

markante Höhen, die durch Bäume zusätzlich herausgehoben werden <strong>und</strong> so das<br />

Auge auf sich ziehen. Dazu gehört die Beulbarer Höhe, von der weithin sichtbar ein<br />

mächtiger Ahornbaum ins Land grüßt. Er hat schon viele Generationen von Menschen<br />

an sich vorbeiziehen sehen. Dennoch vermag er uns nur einen Bruchteil <strong>des</strong>sen<br />

zu erzählen, was seine Wurzeln an Geschichte umfassen <strong>und</strong> unter sich begraben<br />

halten. Denn nähert man sich dem Baum, der heute auf privatem Gr<strong>und</strong>stück<br />

steht, so kann man Interessantes entdecken <strong>und</strong> wird in eine längst vergangene Zeit<br />

entführt.<br />

Der Baum steht am östlichen Ortsrand von Beulbar - <strong>im</strong> sogenannten Hofgarten.<br />

Kommt man von der Ortsverbindungsstraße Beulbar-Ilmsdorf aus auf ihn zu, so fällt<br />

als erstes ein tiefer Graben auf, der zumin<strong>des</strong>t auf der nördlichen Seite am Weitergehen<br />

hindert. Mit etwas Phantasie kann man sich aber durchaus vorstellen, dass<br />

dieser Graben einmal einen geschlossenen Ring bildete <strong>und</strong> - mit Wasser gefüllt -<br />

eine Schutzfunktion hatte. Bedenkt man, dass dieser Graben bereits seit min<strong>des</strong>tens<br />

400 - wahrscheinlich aber seit 800 - Jahren keine Funktion mehr hat <strong>und</strong> also in dieser<br />

Zeit erheblich verflachte - er eignete sich bestens zum Verfüllen mit Abfällen <strong>und</strong><br />

Bauschutt - dann kann man erahnen, dass er erhebliche D<strong>im</strong>ensionen hatte. Heute<br />

noch ist er ungefähr 10 Meter breit <strong>und</strong> hat in seiner West-Ost-Ausdehnung eine<br />

Länge von ca. 55 Metern. Läßt bereits dieser Graben erahnen, dass sich hier einst<br />

eine Wehranlage bef<strong>und</strong>en haben muß, so wird das durch einen Blick über den Graben<br />

hinüber noch deutlicher: einst von allen Seiten vom Graben umgeben, befand<br />

sich in der Mitte ein aufgeschütteter Hügel, der sich deutlich vom übrigen Terrain abhebt.<br />

Und auf diesem Hügel, <strong>des</strong>sen Abmessungen in west-östlicher Ausdehnung etwa<br />

40 Meter, in nord-südlicher etwa 35 Meter betragen, muß einmal eine Befestigung<br />

gestanden haben. Für einen Wehrturm allein ist die Fläche zu groß, für eine richtige<br />

Burganlage zu klein.<br />

Über diese Vorgeschichte der Kapelle zu Beulbar soll in einem späteren Aufsatz in<br />

größerem Zusammenhang nachgedacht werden.<br />

Hier wollen wir uns nur auf die Marienkapelle selbst beschränken. Dazu bedarf es<br />

zunächst noch einer Überlegung zur zeitlichen Einordnung ihrer Entstehung. Wann<br />

ist aus der Befestigung eine Kapelle geworden Oder: wann wurde aus der Wehran-<br />

urspüngliche Veröffentlichung in „Zum <strong>Burgelin</strong>“ Hefte 5 (vergr.) <strong>und</strong> 6 – 1998/99

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