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Umbau im Bestand

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- Autorenbeitrag -<br />

erschienen in der Fachzeitschrift „Reinraumtechnik“ 2010/2 (GIT-Verlag)<br />

<strong>Umbau</strong> von Versorgungsanlagen bei Dr. Franz Köhler Chemie GmbH in Benshe<strong>im</strong><br />

„In der pharmazeutischen Industrie arbeiten oft Versorgungsanlagen, die<br />

altersbedingt oder durch technische Veränderungen den aktuellen Ansprüchen nicht<br />

mehr gerecht werden.<br />

Das kann zu Problemen bei Qualität oder Produktionsfreigaben führen. Eine<br />

Überarbeitung solcher Anlagen zum Erhalt des wirtschaftlichen Betriebs stellt<br />

Betreiber und ausführende Unternehmen vor besondere Herausforderungen.“<br />

Dipl.-Ing. Harald Müller<br />

Bereichsleiter Clean Systems<br />

OTTO Luft- und Kl<strong>im</strong>atechnik GmbH & Co. KG


<strong>Umbau</strong> <strong>im</strong> <strong>Bestand</strong><br />

Herausforderungen einer Modernisierung <strong>im</strong> laufenden Betrieb<br />

In der pharmazeutischen und in<br />

der Lebensmittelindustrie arbeiten<br />

in vielen Bereichen Versorgungsanlagen,<br />

die aufgrund ihres Alters<br />

oder durch technische Veränderungen<br />

und Anforderungen den<br />

aktuellen Ansprüchen nicht mehr<br />

gerecht werden. Das kann zu<br />

vielfältigen Problemen bspw. bei<br />

der Qualität oder bei den Produktionsfreigaben<br />

führen. Eine<br />

Überarbeitung solcher Anlagen,<br />

die zum Erhalt des wirtschaftlichen<br />

Betriebs oftmals erforderlich wird,<br />

stellt Betreiber und ausführende<br />

Unternehmen vor besondere Herausforderungen:<br />

So müssen die<br />

Produktionsbereiche oftmals möglichst schnell umgebaut werden, gegebenenfalls nur während einer<br />

kurzen, produktionsfreien Zeit. Exaktes Projektmanagement, die detaillierte Abst<strong>im</strong>mung der<br />

Teilleistungsbereiche (Gewerke) und der notwendigen Schritte zur Qualitätssicherung sind die<br />

entscheidenden Faktoren, mit denen der Gesamterfolg eines <strong>Umbau</strong>s <strong>im</strong> <strong>Bestand</strong> steht oder fällt. Am<br />

Beispiel des <strong>Umbau</strong>s der Versorgungsanlagen bei der Benshe<strong>im</strong>er Firma Dr. Franz Köhler Chemie<br />

durch die Reinraumexperten der Otto Luft- und Kl<strong>im</strong>atechnik GmbH & Co. KG werden die besonderen<br />

Anforderungen deutlich.<br />

Aufgabenstellung<br />

Die Benshe<strong>im</strong>er Firma Dr. Franz<br />

Köhler Chemie ist auf die<br />

Herstellung organprotektiver<br />

Lösungen, Therapeutika, Röntgenkontrastmittel<br />

und Antidota<br />

spezialisiert. Das Unternehmen<br />

produziert an den beiden<br />

Standorten Alsbach und Benshe<strong>im</strong>,<br />

Tochtergesellschaften<br />

sind in den USA und Russland<br />

tätig.<br />

Im Benshe<strong>im</strong>er Werk wurde<br />

durch die Verlagerung von<br />

Teilen der Produktion eine<br />

Fläche von rund 200m 2 frei, auf<br />

der in zwei Stufen eine vollständige<br />

Ampullenfertigung aufgebaut<br />

werden sollte. Der erste<br />

Schritt sah die Verlagerung von<br />

Ansatz und Abfüllung vor, der<br />

zweite Schritt die Verlagerung<br />

der Konfektionierung. Außerdem<br />

hat das Unternehmen die Produktion<br />

von Oralpräparaten vollständig<br />

nach Benshe<strong>im</strong> verlagert.<br />

Um den neuen Anforderungen<br />

an Personal- und Materialfluss<br />

und aktuelle GMP-<br />

Richtlinien zur Qualitätssicherung<br />

der Produktionsabläufe<br />

und -umgebung gerecht zu wer-<br />

den, mussten die Räumlichkeiten<br />

umgebaut und dabei die<br />

Lüftungsanlagen, die Mess-,<br />

Steuer- und Regelungstechnik,<br />

die Elektrik, das Kältesystem<br />

und das Reinstwassersystem<br />

angepasst werden. Außerdem<br />

war <strong>im</strong> Zuge des <strong>Umbau</strong>s die<br />

Integration eines Monitoringsystems<br />

zur Überwachung der<br />

Luftkonditionen in den GMP-<br />

Bereichen vorgesehen.<br />

Intensiver Dialog zwischen<br />

Planern und Betreiber in der<br />

Konzeptplanungsphase<br />

Voraussetzung für die erfolgreiche<br />

Projektabwicklung war die<br />

intensive und detaillierte<br />

Abst<strong>im</strong>mung über die notwendigen<br />

Maßnahmen zu Beginn<br />

des <strong>Umbau</strong>- und Erweiterungsprojektes<br />

zwischen der Dr.<br />

Franz Köhler Chemie und der<br />

Firma Otto. Gemeinsam haben<br />

sie ein Zonenkonzept und einen<br />

Druckstufenplan des neuen<br />

Raumlayouts erstellt. Ein<br />

Raumbuch dokumentierte dabei<br />

für den Kunden und die Firma<br />

Otto die Anforderungen an jeden<br />

Raum. Diese Planungsgrundla-<br />

gen dienten später als Basis für<br />

eine detaillierte Fachplanung der<br />

Einzelgewerke. Bereits in diesem<br />

Stadium wurden Vorschriften<br />

und Richtlinien wie z. B.<br />

Arbeitsstättenrichtlinien und<br />

GMP-Vorschriften sowie Vorschriften<br />

zu Brandschutz,<br />

Ergonomie und Materialfluss bei<br />

den Abst<strong>im</strong>mungen mit den<br />

Prozessverantwortlichen berücksichtigt.<br />

Im Vorfeld zu den <strong>Umbau</strong>ten hat<br />

Otto Messungen vor Ort<br />

durchgeführt, um die vorhandene<br />

Anlagendynamik und die<br />

Leistungsmöglichkeiten, der bestehenden<br />

Systeme zu ermitteln.<br />

Präventiv berücksichtigen<br />

detaillierte Inspektionen und<br />

Begutachtungen dabei auch<br />

Risiken bei eventuell fortlaufend<br />

notwendigen Hygienereinigungen<br />

oder Asbestbelastungen, die<br />

gegebenenfalls durch zertifiziertes<br />

Fachpersonal oder Fachfirmen<br />

durchgeführt werden<br />

müssten. Diese Notwendigkeit<br />

ergab sich bei der Dr. Franz<br />

Köhler Chemie jedoch nicht, da<br />

sich die Anlagen in einem<br />

guten Gesamtzustand befanden.


Qualitätssicherung und<br />

Transparenz<br />

Nach Abschluss der ausführlichen<br />

Konzeptplanungsphase<br />

wurden die in der pharmazeutischen<br />

Industrie notwendigen<br />

Qualifizierungspunkte definiert.<br />

Dazu wurden der gesamte<br />

Qualifizierungsumfang sowie die<br />

Einzelschritte in einem<br />

Validation Master Plan detailliert<br />

beschrieben. Dieses Qualifizierungsdokument<br />

legte die Zuständigkeiten<br />

von der Planung<br />

über die einzelnen Qualifizierungsschritte<br />

bis zur Fertigstellung<br />

sowie die normativen<br />

Grundlagen fest.<br />

Bereits zu diesem frühen<br />

Zeitpunkt hat Dr. Franz Köhler<br />

Chemie den Kontakt zu den<br />

Zulassungsstellen (Regierungspräsidium)<br />

gesucht und<br />

das Planungs- und Qualifizierungskonzept<br />

erläutert. So<br />

konnten der Betreiber und das<br />

ausführende Unternehmen die<br />

gewünschten Anpassungen und<br />

Vorgaben in einem frühen<br />

Stadium <strong>im</strong> Projektablauf berücksichtigen.<br />

Im weiteren Projektablauf ermöglichten<br />

die definierten Qualifizierungsschritte<br />

eine ständige<br />

Überprüfung und Reflektion <strong>im</strong><br />

Hinblick auf die Planungsdefinitionen<br />

(Validierung). Regelmäßige<br />

Jour-Fix-Termine in der<br />

Vorbereitung rundeten den<br />

direkten Kontakt zwischen<br />

Betreiber und der Otto-Projektleitung<br />

ab, sodass der Kunde<br />

über den Leistungsstand jederzeit<br />

informiert war.<br />

Im Rahmen der Konstruktion<br />

wurden bereits in dieser frühen<br />

Phase die für die spätere<br />

Qualifizierung notwendigen eindeutigen<br />

Kennzeichnungen in<br />

den Plänen und Listen festgelegt.<br />

Damit war sichergestellt,<br />

dass die Bauteile von der<br />

Planung über die Bestellung und<br />

Montage bis zur Inbetriebnahme,<br />

Leistungsprüfung und<br />

Dokumentation eindeutig bezeichnet<br />

sind.<br />

Detaillierte Terminplanung<br />

Auch der Zeitplan für Planung,<br />

Abwicklung und Qualifizierung<br />

Validation Master Plan<br />

1. Einleitung<br />

1.1. Das Unternehmen<br />

1.2. Das Vorhaben<br />

1.3. Zielsetzung<br />

1.4. Validierungs- und Qualifizierungsgrundlagen<br />

1.5. Gesetzliche Grundlagen<br />

1.6. Zeitplan<br />

2. Beschreibung der grundlegenden Prozessschritte und Produkte<br />

3. Räume und Equipment<br />

4. Organisation und Verantwortlichkeiten<br />

5. Schulung von Personal<br />

6. Risikoanalyse<br />

7. Akzeptanzkriterien<br />

8. Grundlegende Anforderungen an die Dokumentation<br />

8.1. Nummerierungssystem<br />

8.2. Dokumentation für Qualifizierung und Validierung<br />

8.3. Anlagenkennzeichnungssystem<br />

9. Qualifizierung und Validierung der Prozesse und Systeme<br />

10. Änderungen (Change control)<br />

11. Re-Validierung, Re-Qualifizierung<br />

12. Mitgeltende Dokumente<br />

wurde <strong>im</strong> Vorfeld des <strong>Umbau</strong>s<br />

fest definiert, damit die Dr. Franz<br />

Köhler Chemie ihre Produktionskapazitäten<br />

<strong>im</strong> Voraus planen<br />

konnte. Dieser Terminplan sah<br />

für die Vorplanung, Abst<strong>im</strong>mung,<br />

Angebotsfindung, Konstruktion<br />

und Lieferzeit der<br />

Komponenten rund vier Monate<br />

vor.<br />

Die umfangreiche Ausbaumaßnahme<br />

hat die Firma Otto<br />

letztlich innerhalb von nur sechs<br />

Wochen komplett durchgeführt.<br />

<strong>Umbau</strong>- und Durchführungsphase<br />

Nach der detaillierten Abst<strong>im</strong>mung<br />

in der Konzeptplanungsphase<br />

ergab sich für den<br />

geplanten <strong>Umbau</strong> folgender<br />

Umfang:<br />

1. <strong>Umbau</strong> und Erweiterung<br />

des Reinraumausbaus<br />

Um den neuen Anforderungen<br />

bei Maschinenaufstellung und<br />

Materialfluss Rechnung zu<br />

tragen, musste Otto verschiede-<br />

ne Wand- und Deckenbereiche<br />

umbauen. Das vorhandene<br />

Wand- und Deckensystem<br />

wurde dabei um einige Bereiche<br />

ergänzt bzw. zurückgebaut.<br />

Zugangsbereiche über Personal-<br />

und Materialschleusen erhielten<br />

Schleusensteuerungen.<br />

Diese ist für eine wechselseitige<br />

Verriegelung der Türen konzipiert.<br />

Hierzu sind auf beiden Türseiten<br />

Piezotaster mit Ampelfunktion<br />

(rot/grün) und Not-Aus-Taster<br />

vorgesehen. Türhaftmagnete sichern<br />

die Türen. Eine Matrixsteuerung<br />

legt fest, welche Tür<br />

geöffnet werden kann und<br />

welche zeitgleich verschlossen<br />

bleibt. Die Rückmeldung der<br />

Türen wird als Information für<br />

das Raumdruckmanagement<br />

verwendet.<br />

Die Reinraumdecke wurde als<br />

nicht begehbare Rasterdecke<br />

ausgeführt. Nachweislich geeig-<br />

neter und zugelassener, dauerelastischer<br />

Dichtstoff versiegelte<br />

alle entstandenen Stöße. Auch<br />

auf die Widerstandsfähigkeit der<br />

Oberflächenbeschichtung ge-


genüber Reinigungs- und Desinfektionsmitteln<br />

und auf ein<br />

GMP-gerechtes Design wurde<br />

geachtet. Außerdem wurden der<br />

Rammschutz und die Schnelllauftore<br />

in den Nebenbereichen<br />

durch das Materialflusskonzept<br />

<strong>im</strong> Vorfeld einvernehmlich aufeinander<br />

abgest<strong>im</strong>mt.<br />

In Zusammenarbeit mit dem<br />

Hersteller dieses Reinraumausbausystems<br />

hat Otto die<br />

bodennahen Luftabsaugungen<br />

der Lüftungstechnik abgest<strong>im</strong>mt.<br />

Dies ist <strong>im</strong> Hinblick auf die<br />

Aufstellflächen an den Wänden<br />

und der notwendigen Luftführung<br />

ein entscheidender<br />

Punkt, um eine Partikelabfuhr zu<br />

gewährleisten. Der Vorteil dieser<br />

Planungserfahrungen bewies<br />

sich bei der späteren Erholzeitmessung<br />

nach DIN EN 14644<br />

durch sehr gute Messwerte.<br />

2. <strong>Umbau</strong> und Erweiterung der<br />

raumlufttechnischen Anlagen<br />

Da die <strong>Bestand</strong>sanlagen den<br />

gestiegenen Ansprüchen an die<br />

Lüftungs- und Filtrationstechnik<br />

zuletzt nicht mehr gerecht<br />

wurden, hat Otto alle alten<br />

Zonenlüftungsgeräte (bis auf ei-<br />

ne zentrale Außenluftaufbereitungsanlage)<br />

demontiert und<br />

durch sechs neue ersetzt. Die<br />

vorhandene Außenluftaufberei-<br />

tungsanlage mit einer Luftlei-<br />

stung von ca. 16.000m³/h dient<br />

der Konditionierung des Frischluftanteils<br />

der nachgeschalteten<br />

Zonengeräte. Um der Gefahr<br />

einer Verschmutzung oder<br />

Kreuzkontamination <strong>im</strong> Vorfeld<br />

entgegenzuwirken, werden<br />

durch die Zonengeräte Reinräume<br />

mit gleichen Anforderungen<br />

jeweils von einer Zonenanlage<br />

mit Luft versorgt. So<br />

wurde eine Anlage für den<br />

Bereich des Ansatzes, zwei für<br />

den Bereich der Abfüllung und<br />

zwei Anlagen für den Bereich<br />

der Konfektionierung vorgesehen.<br />

Eine weitere versorgt<br />

lediglich die Sozialbereiche. Die<br />

Gesamtleistung dieser Zonenanlagen,<br />

die <strong>im</strong> Umluftbetrieb<br />

betrieben werden, liegt bei<br />

49.700m³/h. Das Lüftungskanalsystem<br />

ist mit einer hohen<br />

Dichtigkeitsklasse ausgestattet,<br />

um auch hier Energie zu sparen.<br />

Die Zuluftmengen der einzelnen<br />

Räume sind konstant vorgegeben,<br />

um einen definierten<br />

Luftwechsel in den Räumen<br />

sicherzustellen. Variable Volumenstromregler<br />

in der Abluft<br />

sichern den Druck der einzelnen<br />

Räume und Zonen. Diese<br />

Volumenstromregler <strong>im</strong> so<br />

genannten Open-Loop- Regelverfahren<br />

variieren je nach<br />

Raumdruck die zugehörige Ab-<br />

luftmenge.<br />

In einem speziellen Produktionsbereich<br />

wurde die Firma Otto mit<br />

Stäuben <strong>im</strong> Reinraum konfron-<br />

tiert, die partiell während des<br />

Prozesses auftreten. Die Lösung<br />

war hier eine Schwerpunktabsaugung<br />

mit einem in der<br />

Zentrale eingebauten, kontaminationsfrei<br />

auszubauenden Filter.<br />

Eine intelligente Regelung<br />

mit Verzögerung hält dabei das<br />

Druckniveau <strong>im</strong> Reinraum ein.<br />

Die lokal auftretenden Partikelkontaminationen<br />

<strong>im</strong> Reinraum<br />

konnten so leicht abgesaugt<br />

werden.<br />

Durch die neue Anordnung der<br />

Zuluftauslässe mit HEPA-<br />

Schwebstofffiltereinsätzen und<br />

die Abluftansaugung <strong>im</strong> Bodenbereich<br />

haben die Ingenieure die<br />

geforderten Partikelzahlen und<br />

Erholzeiten konstruktiv<br />

sichergestellt.<br />

3. Neuinstallation der Kälteanlage<br />

mit Prozesskälte<br />

Auch die vorhandene Kälteanlage<br />

und die Prozesskälte<br />

erfüllten nicht mehr die gestiegenen<br />

Anforderungen. Eine<br />

Erweiterung dieser Anlage war<br />

wirtschaftlich nicht rentabel.<br />

Außerdem zeigte sich nach<br />

Messungen und Berechnungen,<br />

dass die vorhandene Leitungsführung<br />

für die neuen Lüftungsanlagen<br />

und die zusätzliche<br />

Prozesskälte nicht ausreichend<br />

war, so dass das Gesamtsystem


umfassend überarbeitet werden<br />

musste.<br />

Otto hat bei diesem Projekt zwei<br />

Kältesysteme installiert, die<br />

unabhängig voneinander die<br />

verschiedenen Kühlungsbedürfnisse<br />

erfüllen: Zum einen ein<br />

geschlossenes Prozesskühlsystem<br />

zur Versorgung von<br />

Autoklaven und vorgeschalteten<br />

WFI-Zapfstellenkühlern<br />

(28/35°C) und zum anderen ein<br />

ebenfalls geschlossenes Kältesystem<br />

für die Luftkonditionierung<br />

und nachgeschaltete<br />

WFI-Zapfstellenkühler (6/12°C),<br />

um eine vorwählbare, kühle<br />

WFI-Wassertemperatur an der<br />

Zapfstelle sicherstellen zu<br />

können. Die notwendige Kälteleistung<br />

wird über zwei Kältemaschinen<br />

(R134a) mit jeweils<br />

250kW und über die frei zu<br />

verwendende Umweltkälte mit<br />

Hilfe eines Freikühlers erzeugt.<br />

Ein Problem bestand darin, dass<br />

die kontinuierliche Abnahme nur<br />

einen kleinen Teil dieser<br />

Gesamtleistung, die Prozesskühlung<br />

aber den größten Anteil<br />

ausmachte. Da die Prozesskühlung<br />

kurzfristig hohe<br />

Leistungen benötigt und diese<br />

durch Umweltkälte nur bedingt<br />

sicher zu gewährleisten waren,<br />

wurden in das Prozesskältesystem<br />

zwei Pufferspeicher mit<br />

einem Gesamtvolumen von<br />

16.000 Liter integriert. Diese<br />

dienen zum einen der<br />

Bereitstellung der kurzfristig<br />

benötigten höheren Kälteleistung,<br />

zum anderen kann während<br />

einer Stillstandszeit die<br />

Kälteleistung der Anlagen gepuffert<br />

werden.<br />

Das zu hohen Anfahr- und<br />

Abschaltzyklen führende „Takten“<br />

der Kälteerzeuger <strong>im</strong><br />

Schwachlastbetrieb in dem<br />

Kältesystem (6°/12°) wird über<br />

einen 6.000-Liter-Puffer-Speicher<br />

nachhaltig verhindert.<br />

4. MSR-System<br />

Durch den Einsatz eines bei<br />

Otto projektierten und program-<br />

mierten MSR/DDC-Systems be-<br />

stehen große Flexibilität und<br />

Detailwissen, die die Inbetrieb-<br />

nahme des Systems maßgeblich<br />

unterstützen. Gibt der Kunde die<br />

Datenleitung frei, kann Otto<br />

darüber auch aus der Ferne ei-<br />

ne Inspektion oder Korrektur<br />

durchführen.<br />

Bei der Firma Dr. Franz Köhler<br />

Chemie wurden sechs Schaltschrankfelder<br />

benötigt, um<br />

sowohl den technischen Anforderungen<br />

als auch den Vorschriften<br />

des Verbandes der<br />

Elektrotechnik (VDE) Rechnung<br />

zu tragen. Die Regelung sichert<br />

die Konditionierung der Luft und<br />

regelt den Raumdruck. Die<br />

Schleusensteuerung <strong>im</strong> Zugangsbereich<br />

der Reinräume<br />

signalisiert der Lüftungsanlage<br />

und damit der Raumdruckregelung,<br />

ob eine Tür geöffnet<br />

wird. In diesem Fall werden<br />

Volumenstromregler „eingefroren“<br />

und verharren in ihrem<br />

letzten Regelzustand. Nach dem<br />

Schließen der Türen und einer<br />

eingestellten Verweilzeit greift<br />

die Regelung wieder in das<br />

Druckmanagement ein und stellt<br />

den gewünschten Raumdruck<br />

wieder her.<br />

Das MSR/DDC-System überwacht<br />

außerdem die Eigenregelung<br />

nachgeschalteter Anlagen,<br />

wie z.B. der Kälteanlagen<br />

und Heizsysteme, die zwingend<br />

notwendig sind, um die<br />

vorgegebenen Luftkonditionen<br />

zu erreichen. Messwertaufnehmer<br />

und Signalgeber wie z. B.<br />

Temperaturfühler, Feuchtefühler,<br />

Frostschutzwächter, Sicherheitstemperaturbegrenzer<br />

und<br />

Türkontakte überwachen dabei<br />

die Zustände in der Gesamtanlage.<br />

Ventile, Volumenstromregler,<br />

Klappenantriebe und<br />

Elektronacherhitzer greifen bei<br />

registrierten Veränderungen ein.<br />

Durch die zahlreich eingesetzten<br />

Feldgeräte ergaben sich rund<br />

700 Datenpunkte, die die<br />

Regelung ständig überwacht.<br />

Um die Anlagen energieeffizient<br />

und ressourcenschonend betreiben<br />

zu können, wird während<br />

der produktionsfreien Zeiten ein<br />

abgesenkter Betrieb mit redu-<br />

zierten Luftmengen ermöglicht.<br />

Druckstufen gegenüber angren-<br />

zenden Bereichen werden dabei<br />

nicht verletzt.<br />

5. Installation eines Monitoringsystems<br />

Das vorhandene Monitoringsystem<br />

zur Überwachung der<br />

Raumkonditionen (Druck, Temperatur,<br />

Feuchte) war für die<br />

neuen Räume nicht zu verwenden.<br />

Hier wurde auf ein<br />

komplett neues, von der<br />

Regelung unabhängiges Monitoringsystem<br />

umgestiegen.<br />

Bewusst hat Otto auf die<br />

Einbindung des MSR-Systems<br />

für Monitoringzwecke verzichtet,<br />

da der Aufwand für die<br />

pharmagerechte Gesamtqualifizierung<br />

entsprechend FDA<br />

CFR nach Part 11 zu hoch war.<br />

Die von dem Monitoringsystem<br />

vorgesehenen Raumsensoren<br />

geben die Messwerte über zwei<br />

galvanisch getrennte Messwertausgänge<br />

an das MSR-System<br />

und das Monitoringsystem weiter.<br />

Ein Eingriff des MSR-<br />

Systems in das Monitoringsystem<br />

wird durch diese Maßnahme<br />

technisch ausgeschlossen.<br />

6. Erweiterung des Reinstwassersystems<br />

(WFI-Qualität)<br />

Durch die Verlagerung der<br />

Produktion von Alsbach nach<br />

Benshe<strong>im</strong> stieg der Bedarf an<br />

Reinstwasser für Ansätze und<br />

Reinigung. Die bestehende<br />

Anlage konnte diesen Bedarf<br />

quantitativ zwar decken; allerdings<br />

war es notwendig, den<br />

Reinstwasserring zu erweitern<br />

und weitere Zapfstellenkühler in<br />

das System zu integrieren.<br />

Um die Funktion dieser WFI-<br />

Kühler (DTS-Technik) zu gewährleisten,<br />

musste die komplette<br />

Regelung umgebaut werden.<br />

Das Gesamtsystem wurde<br />

während der und nach den<br />

<strong>Umbau</strong>ten einer neuen Qualifizierung<br />

unterzogen. Diese<br />

Leistung wurde von entsprechenden<br />

Fachunternehmen durchgeführt<br />

und durch die Firma Otto<br />

begleitet und koordiniert.


Gesamtkoordination<br />

Die Abst<strong>im</strong>mung aller Fachgewerke<br />

erfolgte in kompletter<br />

Eigenverantwortung durch die<br />

Firma Otto. Über die detaillierte<br />

Fachkenntnis wie z.B. über eine<br />

Reinstwassererzeugung verfügen<br />

die Herstellerfirmen. Die<br />

übergreifende Gesamtkoordination<br />

aber lag während<br />

des gesamten Planungs- und<br />

Realisierungszeitraums bei Otto.<br />

So musste eine Reinstwasseranlage<br />

beispielsweise mit Trink-<br />

Einregulierung, Tests und abschließende Opt<strong>im</strong>ierung<br />

Schon während der letzten Montagearbeiten hat Otto mit den vorbereitenden Tests der Funktion und des<br />

energieopt<strong>im</strong>iertem Betrieb begonnen. Die Anlagen und Systeme wurden auf die vordefinierten<br />

Sollwerte hin abgeglichen und <strong>im</strong> weiteren Verlauf der Inbetriebnahmen und nach Abschluss der<br />

Montagearbeiten durch gezielte Eingriffe in die Regelung opt<strong>im</strong>iert. Vor der abschließenden Inspektion<br />

der <strong>Umbau</strong>arbeiten durch die zuständigen Abnahmebehörden wurde der Nachweis der erreichten<br />

Reinraumklassen festgestellt. Diese Tests umfassten folgende Messungen:<br />

Reinraumausbau<br />

• Installationsqualifizierung Reinraumwände, -decken, -böden<br />

• Installationsqualifizierung Schleusenfunktion<br />

• Installationsqualifizierung Schleuseneinrichtungen<br />

• Installationsqualifizierung Schnelllauftore<br />

wasser, Druckluft entsprechender<br />

Qualität, Strom, gegebenenfalls<br />

Dampf und Abwasser/<br />

Kondensat ver- bzw. entsorgt<br />

werden. Auch Wärmelasten in<br />

den Aufstellungsräumen oder<br />

auch Zentralenbereichen galt es<br />

zu berücksichtigen.<br />

In der Konstruktion haben sich<br />

die einzelnen Hersteller detailliert<br />

abgest<strong>im</strong>mt; beispielsweise<br />

der Deckensystemlieferant und<br />

der Hersteller der HEPA-Filter-<br />

Luftauslasskästen, sodass die<br />

Komponenten - obwohl von ver-<br />

schiedenen Lieferanten - pro-<br />

blemlos ineinander passten und<br />

zudem die Dichtigkeit der Räu-<br />

me und das Reinraumdesign<br />

gewahrt blieben. Gerade diese<br />

Details sicherten später einen<br />

zügigen Montageablauf.<br />

Einige Bereiche mit bestehenden<br />

Laminar-Flow-Einheiten<br />

wurden von der Fa. Otto be<strong>im</strong><br />

<strong>Umbau</strong> zudem mit neuen HEPA-<br />

Filtern ausgestattet.


RLT-Anlagen<br />

• Nachweis der Luftmengen und der Luftwechsel für die Reinraumklassen B,C,D<br />

• Filterdichtsitz und -lecktest<br />

• Nachweis Reinheitsklassen <strong>im</strong> „at rest“ - Zustand<br />

• Nachweis der Erholzeiten<br />

• Nachweis der Raumdrücke<br />

• Visualisierung der gerichteten Strömung von Räumen höheren Druckes zu Nachbarräumen<br />

geringeren Druckes<br />

• Störmeldungen/Alarme bei Störung der Lüftung<br />

• Nachweis Einweisung/Schulung<br />

• Nachweis der Wirkung der Absaugung am Wiegeplatz<br />

Monitoringsystem<br />

• Installationsqualifizierung Monitoring<br />

• Funktionsqualifizierung Monitoring<br />

Diese Tests führten detailliert den Nachweis, dass das angestrebte und in der Planung definierte Ziel<br />

erreicht und damit ein überwachtes und stabiles Umfeld für die veränderte Produktionsumgebung<br />

geschaffen wurde.<br />

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Tel.: +49 (0) 2755 89-0<br />

Fax: +49 (0) 2755 89-190<br />

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