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Yemen - Auf der Weihrauchstrasse - Hans Tuengerthal

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ARA-070423-q-<strong>Auf</strong> <strong>der</strong> Weihrauchstraße durchs Leere Viertel 17<br />

Themen: Weihrauchstraße; Wüste; Wilfred Thesiger, Beduinen, Erdöl, Essen (07.0616-30/o7o2/3/4/o7/9)<br />

Zunächst fotografiere ich die karge Landschaft, z.B. die fernen Dünen, dann die Endlosigkeit, die bei<br />

uns beginnt. Schließlich werde ich kecker und bitte Salim den Militär für ein Bild zu postieren, das<br />

macht er auch. Für mich überraschend läßt er seine Maschinenpistole im Auto. Das habe ich in den<br />

wenigen Tagen noch kein Mal gesehen, dass ein Soldat o<strong>der</strong> Polizist seine Waffe alleine lässt – unbewaffnet<br />

ist. Fast alle Jemeniten sind Waffennarren und haben immer Waffen, nicht nur die Djambia.<br />

Unser junger Soldat ist sehr unsicher und macht alles, um das wir ihn bitten. Er erscheint mir noch<br />

sehr jung. Achmed erzählt später, er sei ein Bedu. Das ist von Achmed nicht verächtlich gemeint, vielmehr<br />

erkenne ich auch an seinem Ton, als er es auf Salims Fragen antwortet am Ton. Tatsächlich<br />

haben die meisten Araber vor den Beduinen großen Respekt, denn sie sehen in ihnen immer noch die<br />

hehren Ritter <strong>der</strong> Wüste, die nur dank ihrer Selbstdisziplin und ihrer Bedürfnislosigkeit freier sind,<br />

als die „verwöhnte“ Oasen- o<strong>der</strong> Stadtbevölkerung.<br />

Thesiger schreibt von einem Bedu, <strong>der</strong> hier in <strong>der</strong> Nähe lebte: „Ein Saar namens bin Dasein war für<br />

seine Kenntnisse <strong>der</strong> westlichen Sandwüste berühmt, und ich wollte unbedingt, dass er mit uns kam.<br />

Ich bot ihm ein Gewehr und viel Geld, merkte aber rasch, dass die Weisheit des Alterns seine Habgier<br />

soweit überwog, daß diese keine Rolle mehr spielte. Am Abend erklärte er sich bereit mitzukommen,<br />

nahm jedoch seine Entscheidung am nächsten Morgen zurück. Wir wussten, dass wir mindestens ein<br />

Mitglied <strong>der</strong> Saar bei uns haben mussten , um zu verhin<strong>der</strong>n, daß Stammesangehörigen, die ja Blutsfeinde<br />

<strong>der</strong> Rashid waren, uns in die Sandwüste verfolgen und dort töteten. Je<strong>der</strong>mann in Manawakh 32<br />

versicherten uns aber, dass wir sowieso von den Yam o<strong>der</strong> den Dawasir umgebracht würden. Verächtlich<br />

meinten sie, dass meine Rashifs zu jung und zu unerfahren seien, um die von uns liegenden<br />

Risiken richtig einschätzen zu können. Jung waren sie natürlich: Mohammad war im die 25 Jahre alt,<br />

Amir 20, Bin Kabina und Bin Ghabaisha 17. Trotzdem ließen sie sich nicht einschüchtern und blieben<br />

bei mir, obwohl die vor uns liegenden Gefahren viel klarer sahen als ich. Ich machte mir vor allem<br />

Gedanken über die physischen Schwierigkeiten, die eine Durchquerung <strong>der</strong> Sandwüste ohne Führer<br />

mit sich brachte, und kaum über die Gefährdung durch die Stämme jenseits <strong>der</strong> Wüste. Erst im Rückblick<br />

weiß ich, wie sehr ich die Risiken unterschätzte und wie gering unsere Überlebenschancen<br />

wirklich waren.“ 33<br />

Um o8.55 haben wir die 7. Kontrolle. Im Hintergrund ein zerschossener Spähpanzer. Ich habe schon<br />

an an<strong>der</strong>er Stelle geschrieben, von vielen wird die Wüste als Herausfor<strong>der</strong>ung empfunden und fast<br />

alle wichtigen Propheten o<strong>der</strong> Religionsstifte <strong>der</strong> 3 Buchreligionen hatten ein Schlüsselereignis in <strong>der</strong><br />

Wüste. Denn <strong>der</strong> Wüste sollte Mann nur vorbereitet begegnen. Dort gibt es kein Netz mit doppeltem<br />

Boden, jedenfalls<br />

wenn man dort reist,<br />

wie ich es in den sechziger<br />

Jahren machte.<br />

Einmal radelte ich mit<br />

meinem kleinen Bru<strong>der</strong><br />

Gert im Juni, Juli<br />

und August durch Libyen.<br />

Das war aus<br />

heutiger Sicht schon<br />

grenzwertig.<br />

Ich wurde einmal zu<br />

einer Diskussionsrunde<br />

von Frauen eingeladen,<br />

da ging es um<br />

das fundamentale Erlebnis<br />

Wüste, wobei<br />

Einsamkeit und Menschenfeindlichkeit<br />

gemeint<br />

war.<br />

Abb.28 Nur bei sonnigem Wetter und am frühen Morgen wirken Wüsten so tief und<br />

abwechselungsreich. Postkarte in Mareb gekauft zeigt die Dünenbildung<br />

Sie berichtete davon, wie sie am Morgen mit dem Bus vom Hotel aus in die Wüste fuhren, in <strong>der</strong> Gruppe<br />

wan<strong>der</strong>ten, wobei sie nicht viel mehr Gepäck hatten eine Flasche Wasser und ihre Fotoapparate.<br />

32 eine kleinen Oase, kein Tagesritt entfernt Richtung Saudi-Arabien`s<br />

33 ARA 34 Wüste, Stumpf und Berge W.Thesiger (Bilddokumente aus dem Orient, zB <strong>Yemen</strong>) , 1979

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