Yemen - Auf der Weihrauchstrasse - Hans Tuengerthal
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ARA-070423-q-<strong>Auf</strong> <strong>der</strong> Weihrauchstraße durchs Leere Viertel 9<br />
Themen: Weihrauchstraße; Wüste; Wilfred Thesiger, Beduinen, Erdöl, Essen (07.0616-30/o7o2/3/4/o7/9)<br />
Abb.11: Dieser Kartenauschnitt<br />
des nordwestlichen Jemen zeigt<br />
Inseln, Korallenatolle u. Kliffs,<br />
die die Segelschifffahrt außerordentlich<br />
gefährden. (Reisekarte)<br />
Meer abgewickelt Dazu gibt es 2 Aussagen: Die einen behaupten,<br />
das rund 1500 km lang gestreckte Rote Meer mit seinen schlechten<br />
Häfen sei schwer zu besegeln, denn die Winde an den teilweise steilen<br />
Ufern sind schwer zu kalkulieren, zumal bei den schnell wechselnden,<br />
böigen Winden und das <strong>Auf</strong>laufen auf eine <strong>der</strong> zahlreichen Klippen<br />
und Korallenriffe zu gefährlich war. Ergänzt wird diese Komplikation<br />
durch das periodisch wechselnden Windsystem <strong>der</strong> Monsune, die nur<br />
im südlichsten Bereich regelmäßig wehen und deshalb nur dort kalkulierbar<br />
sind. Erst kurz vor <strong>der</strong> Zeitenwende entdeckte <strong>der</strong> griechische<br />
Seefahrer Hippalos die Monsunwinde.<br />
Neben diesen segeltechnischen Schwierigkeiten galten die Überfälle<br />
durch Piraten als das größere Problem, die sich leicht hinter den Inselchen<br />
verstecken konten. Außerdem war <strong>der</strong> Zugang zum Roten Meer,<br />
das Bab el Mandeb (das Tor <strong>der</strong> Tränen bei Aden) leicht abzusperren.<br />
Beide Komplikationen zusammen ließen es vernünftige erscheinen den<br />
mühsamen Landweg einzuschlagen, <strong>der</strong> zugegebener Maßen, weitgehend<br />
durch Wüsten führte. Aber hier konnten sich die Einheimischen,<br />
als Beduinenstämme sozial geordnet feste Einzug-bereiche abstecken,<br />
in denen sie einen Teil des späteren Erlös durch die Handel Treibenden<br />
einfor<strong>der</strong>ten. Damit <strong>der</strong> Ertrag möglichst oft erfolgen würde, waren sie<br />
auf Sicherheit und Zuverlässigkeit ausgerichtet. Dieses Phänomen<br />
Weihrauchstraße reizt mich regelrecht als Gemeinschaftskundler<br />
methodisch gezielt anzugehen:.<br />
Z.B über die historischen Schiene:<br />
1. Bevor das Kamel nicht domestiziert war 16 , konnten keine größeren Lasten über weite Landwege<br />
transportiert werden – also konnte damals noch nicht von einer „Straße“ gesprochen werden.<br />
2. Es mussten ökonomische Zentren mit hohem Grad an Organisation existieren, mit denen es für die<br />
Produzenten des Weihrauch es sinnvoll war zu korrespondieren.<br />
3. Der aufwändige Transport des Handelsgutes Weihrauch verlangte politische Rahmenbedingungen<br />
für Planung und Durchführung, die beste Vorraussetzung für Sicherheit und Frieden boten, also politische<br />
Phasen schufen, in <strong>der</strong> nicht durch militärische Eliten strategische Positionen verän<strong>der</strong>ten und<br />
somit we<strong>der</strong> Händler, noch Handelsgut gefährdet wurden. Solche friedlichen Zeiten gab es nicht oft<br />
auf unserem Planeten. In <strong>der</strong> Alten Welt ist es die Zeit <strong>der</strong> römischen Kaiser, bzw große Abschnitte<br />
<strong>der</strong> republikanischen Epochen vorher. Deshalb konnte sich damals auch <strong>der</strong> Handel mit China über die<br />
sogenannte Seidenstraße entwickeln – denn auch in China herrschte um Christi Geburt Frieden.<br />
Frieden war deshalb auch wichtig,<br />
weil jetzt keine bedeutsamen Investitionen<br />
zur Kriegsführung geleistet<br />
werden musste, wie Befestigen von<br />
Städten, Finanzieren von Waffen und<br />
Ausheben von Soldaten. Also konnten<br />
sich die (sozial) gehobenen Klassen<br />
leisten für Kirche und Staat Gel<strong>der</strong><br />
zu spenden, für Götter zu opfern.<br />
Kaiser Nero soll, so berichtet Plinius,<br />
am Todestag seiner Gattin Popea<br />
eine ganze Jahresproduktion des<br />
teueren Stoffes verfeuert haben. Ein<br />
Stoff, <strong>der</strong> üblicher weise nur in<br />
kleinen Brocken den Göttern<br />
dargebracht wurde. Ihn zu beziehen<br />
setzte nicht nur Geld, son<strong>der</strong>n auch<br />
das Recht es zu kaufen voraus.<br />
Abb.12: Unendliche Weiten galt es zu überwinden, das war nur mit<br />
Kamelen möglich. Foto von 1948; Thesiger ARA-35, S.9<br />
16 Das Kamel wird zwar schon um 3000 v.Chr als Haustier dargestellt, scheint aber erst seit dem 3. Jahrh v.Chr<br />
Transportmittel in größerem Umfang geworden zu sein.