Referat von Konrad Messner
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Im Fluß der Zeit<br />
Eine Momentaufnahme<br />
Dreiländereck, Herbst 2008
arcus raetiae – Im Fluß der Zeit<br />
eine Momentaufnahme<br />
Einleitung<br />
1 Kulturbegriff<br />
2 Geschichte<br />
3 Ziele<br />
3.1 Die kulturelle Auseinandersetzung gehört in den Alltag<br />
3.2 Förderung eines gesunden Selbstbewußtseins in der Region<br />
3.3 Vielfalt statt Einfalt<br />
3.4 Austausch mit dem Fremden um selbst zu wachsen<br />
3.5 Kultureller Austausch im Dreiländereck<br />
3.6 Grenzen nicht abschaffen, sondern überwinden<br />
4 Struktur<br />
4.1 Gemeinnütziger Verein<br />
4.2 Freundeskreis<br />
4.3 Finanzen<br />
5 Vom Gedanken zur Arbeit<br />
5.1 Projekte<br />
5.1.1 XONG<br />
5.1.2 Märkte<br />
5.1.3 BAUSTELLE<br />
5.1.4 Symposium<br />
5.2 Triangel<br />
5.3 Stützpunkt<br />
6 Selbstbildnis<br />
7 Fazit<br />
7.1 Ergebnisse in sozialer Hinsicht<br />
7.2 in ökologischer Hinsicht<br />
7.3 in ökonomischer Hinsicht<br />
arcus raetiae - Im Fluß der Zeit 2
Einleitung<br />
Am Anfang war die Idee, die aus einer empfundenen Notwendigkeit heraus entstand. Daraus<br />
entwickelten sich Projekte, die Begeisterung hervor riefen. Im Schneeballeffekt mobilisierte dies<br />
Akteure gleichermaßen wie Ideen, woraus eine Reihe <strong>von</strong> Initiativen entstand.<br />
Im Herbst 2006 lehnte man sich zurück und suchte den Überblick. Das „Haus“ sollte ein klares<br />
Fundament bekommen, einen stimmigen Aufbau, und es sollte darin eine gute Entwicklung<br />
zulassen. Damit gibt sich die arcus raetiae erstmals ein Dokument, in dem Ziele und Perspektiven<br />
komprimiert zusammengefaßt werden.<br />
1 Kulturbegriff<br />
arcus raetiae geht <strong>von</strong> einem Kulturverständnis aus, das Kultur nicht als der Zivilisation oder<br />
dem Alltag der Menschen gegenüberstehend begreift. Kultur ist im Alltag verankert, Kultur<br />
ereignet sich im Vollzug des täglichen Lebens. Kultur ist somit selbst Teil der Entwicklung des<br />
Lebens. Einerseits formt Kultur den Menschen in seiner Sozialisation, andererseits ist jeder<br />
selbst Gestalter und Veränderer der Kultur. Kultur ist dabei geprägt durch Bewahren, ständiges<br />
Neuschaffen, Weiterentwickeln, und damit Ausdruck einer sich entwickelnden Gesellschaft.<br />
Dabei kann Kultur nicht <strong>von</strong> einigen wenigen geschaffen und <strong>von</strong> vielen anderen konsumiert<br />
werden. Jeder einzelne ist eingebunden in den Prozess der Kulturarbeit. Kultur ereignet sich.<br />
Diesem Kulturverständnis nach versucht arcus raetiae Kultur aus dem Alltag aufzugreifen um<br />
schlussendlich gesellschaftliche Entwicklung zu fördern. Kultur wird nicht dargeboten, sondern<br />
ihr wird „Raum“ gegeben, damit sie sich ausdrücken, sich experimentierfreudig und spielerisch<br />
entwickeln kann.<br />
2 Geschichte<br />
Der Kulturverein arcus raetiae hat sich 1999 aus Anlaß des 500. Gedenkjahres der Schlacht an<br />
der Calven gegründet. Man/Frau wollte den üblichen Gedenkfeiern etwas hinzufügen, was über<br />
das Gedenkjahr hinausging. Daraus entwickelten sich acht Jahre spannenden kulturellen<br />
Engagements im Dreiländereck. Zunächst stand jede Aktion für sich da. Bald wurde der rote<br />
Faden in allen Projekten transparent und verband sie zu einem Netzwerk, das nun neue<br />
Horizonte eröffnet.<br />
3 Ziele<br />
Das ursprüngliche Ziel war der kulturelle Austausch im Dreiländereck. Das gegenseitige<br />
Kennenlernen, das Interesse an der jeweils anderen „Welt“ und gemeinsame Projekte standen<br />
im Vordergrund. Im Laufe der nunmehr acht Jahre haben sich die Ziele erweitert bzw.<br />
verfeinert und lassen sich im Moment folgend darstellen:<br />
3.1 Die kulturelle Auseinandersetzung gehört in den Alltag.<br />
Kulturelles Engagement erinnert uns heute zum Teil an die Meßfeier am Sonntag, die in<br />
der Regel mit unserer Religiosität unter der Woche kaum etwas zu tun hat. arcus raetiae<br />
ist getragen <strong>von</strong> der Überzeugung, daß die kulturelle Auseinandersetzung nur dann Sinn<br />
macht, wenn sie im Alltag verankert ist und dabei auch den Alltag zum Inhalt hat. Die<br />
Kultur in der Freizeit und der Event per se haben auch ihre Berechtigung, tragen aber<br />
schlußendlich wenig zu einer Belebung der Alltagskultur und der ländlichen Region bei.<br />
3.2 Förderung eines gesunden Selbstbewußtseins in der ländlichen Region<br />
Die Meinung, in der Stadt und irgendwo anders sei alles besser, ist viel tiefer in der<br />
ländlichen Region verwurzelt, als man glauben möchte. Das rührt auch da<strong>von</strong> her, daß<br />
der Großteil der heimischen Bevölkerung wenige andere Realitäten kennt und sich mehr<br />
in den „bekannten Gefilden“ bewegt. Die kulturelle Auseinandersetzung, wie sie arcus<br />
arcus raetiae - Im Fluß der Zeit 3
aetiae versteht, hebt die Realität der ländlichen Region mit ihren Qualitäten und<br />
Eigenheiten ins Bewußtsein und setzt sich damit auseinander. Dabei spielen Reflexion<br />
und Utopie gleichermaßen eine zentrale Rolle. Unterm Strich soll eine Begeisterung für<br />
die Landschaft, für die Kultur, für eben diese Lebensqualität „geschürt“ werden, indem<br />
auch klar aufgezeigt wird, was mögliche Perspektiven sind. Und dies alles nicht losgelöst<br />
<strong>von</strong> ökonomischen Realitäten, sondern darauf aufbauend. arcus raetiae ist der<br />
Überzeugung, daß die kulturelle Auseinandersetzung die Basis oder der Motor für eine<br />
gesunde ökonomische und ökologische Entwicklung ist. Das Globale kann nur im Lokalen<br />
und schlussendlich nur im einzelnen Menschen lebendig werden.<br />
3.3 Vielfalt statt Einfalt<br />
Die Vielfalt im Dreiländereck ist beeindruckend: auf engstem Raum finden wir drei<br />
Sprachen, drei Landschaften, drei nationale Realitäten, drei Kulturen, drei Traditionen, ... .<br />
Der Alltag hat uns den Blick dafür genommen. Es ist zur Selbstverständlichkeit geworden.<br />
Es liegt an uns, diese Vielfalt neu zu entdecken und an ihr zu wachsen.<br />
3.4 Austausch mit dem „Fremden“, um selbst zu „wachsen“<br />
Der Austausch belebt den eigenen Geist. Nicht nur das gegenseitige sich Messen,<br />
sondern das gegenseitige sich Beflügeln trägt dazu bei, an der eigenen Entwicklung zu<br />
arbeiten. Der Austausch liefert auch Distanz. Fremde Augen sehen anders und können<br />
auf vieles aufmerksam machen. Es tut auch gut zu sehen, wie andere <strong>von</strong> uns lernen.<br />
3.5 kultureller Austausch im Dreiländereck<br />
Die drei Regionen Vinschgau (I), Münstertal/ Unterengadin (CH) und das Obere Gericht<br />
(A) sind durch die nationalen und zum Teil auch orographischen Grenzen <strong>von</strong>einander<br />
getrennt. Diese Grenzen haben sich in den Köpfen und in den Herzen festgesetzt. Sie<br />
haben erreicht, daß es untereinander wenig zu „sagen“ gibt. arcus raetiae ist überzeugt,<br />
daß die kulturelle Vielfalt erst zum Tragen kommt, wenn Bewohner sich einander<br />
begegnen und sich austauschen, wenn sie miteinander Ziele vereinbaren und dabei ihre<br />
„Seele“ bewahren.<br />
3.6 Grenzen nicht abschaffen, sondern überwinden<br />
Grenzen sind eine natürliche Realität, ja ein natürliches Gesetz. Der Zeitgeist möchte<br />
vermitteln, daß Grenzen abgeschafft werden können. Wenn wir im Dreiländereck die<br />
Grenzen abschaffen, dann sind wir ein Niemandsland. Die Grenzen sind unsere<br />
Herausforderung, sie sind unsere Chance. Und die Grenze hat viele Gesichter, nicht nur<br />
das nationale oder orographische, denken wir nur an die menschlichen Grenzen. arcus<br />
raetiae möchte die Grenze ernst nehmen, die Grenzen um uns und die Grenzen in uns,<br />
und Wege suchen, wie wir sie überwinden und dabei uns „beschenken“ können.<br />
4 Struktur<br />
4.1 Gemeinnütziger Kulturverein<br />
arcus raetiae ist ein gemeinnütziger Kulturverein mit je einem Sitz in Mals<br />
(Obervinschgau), Martina (Münstertal/ Unterengadin), Nauders (Oberes Gericht). Er zählt<br />
heute 12 Mitglieder. Seit 2007 verfügt er über ein eigenes Büro in Plawenn, Gemeinde<br />
Mals. Alle drei Jahre wird der Vorstand neu gewählt, wobei das Statut festlegt, daß der<br />
Vorstand aus je einem Mitglied der drei Länder besetzt werden muß.<br />
Die Leistungen der Mitglieder erfolgen ehrenamtlich.<br />
arcus raetiae - Im Fluß der Zeit 4
4.2 Freundeskreis<br />
Im Jahre 2005 hat die arcus raetiae einen Freundeskreis ins Leben gerufen. Die vielen<br />
Freunde und Gönner sollten die Möglichkeit erhalten, die Tätigkeit des Vereins finanziell<br />
zu unterstützen.<br />
Die Mitglieder bezahlen einen Jahresbeitrag, sie erhalten eine CD mit Mitschnitten des<br />
Festivals XONG und ermäßigte Eintritte zu allen Veranstaltungen. Die Beiträge werden<br />
als finanzielle Starthilfe für neue Projekte verwendet.<br />
4.3 Finanzen<br />
arcus raetiae finanziert ihre Tätigkeiten durch Beiträge der öffentlichen Verwaltungen im<br />
Dreiländereck, durch Förderungen <strong>von</strong> Stiftungen und Privateinrichtungen, durch<br />
Sponsoren und nicht zuletzt durch Eigenleistungen, sprich Eintritte und Beiträge zu<br />
Veranstaltungen. Die Mitglieder bezahlen keinen Mitgliedsbeitrag.<br />
5 Vom Gedanken zur Arbeit<br />
5.1 Projekte<br />
5.1.1 XONG<br />
Felix Gysin hatte in den Jahren 1992/93 den Kultursommer Basel ins Leben gerufen.<br />
arcus raetiae hatte ihn 1998 besucht, weil sie der Meinung war, sie müsse nicht alles<br />
neu erfinden. Felix Gysin hörte sich die Ideen und Wünsche an und meinte, wenn<br />
arcus raetiae möchte, daß die Menschen über die Grenzen gehen, dann müsse etwas<br />
geboten werden, was die Menschen in Bewegung setzt. Damit schlug die<br />
Geburtsstunde des Festivals XONG, Volksmusik aus Grenzregionen. Als reines<br />
Musikfestival verschrieb sich XONG der Volksmusik als unmittelbaren Ausdruck<br />
dessen, was erlebt wird, und zwar an der Grenze. „An den Grenzen entsteht das<br />
Leben. Der Streit und die Fragen. Jenseits <strong>von</strong> Grenzen erwarten wir eine andere Welt<br />
– doch allzu oft begleitet <strong>von</strong> Unwissenheit, Abneigung, Ansprüchen, Angst“<br />
(Stundenweg, <strong>von</strong> Kloster zu Kloster - Tafel 3). XONG bot in den ersten Jahren einen<br />
Ort der Begegnung aller drei Volksgruppen. Auf der Bühne standen Musikanten, die<br />
ihre Musik pflegen und entwickeln, die dadurch beitragen, Grenzen zu überwinden.<br />
XONG nahm zur Kenntnis, daß Volksmusik nicht auf die Bühne gehört, sondern<br />
„unter das Volk“. Daher wurde in das Programm 2001 die Wirtshausmusik<br />
aufgenommen. Im Jahr der Berge, 2002, überwand XONG die Grenzen und dehnte<br />
das Festival über den Vinschgau in das Dreiländereck aus. In geführten<br />
Kulturwanderungen wurde die Landschaft erkundet und neu entdeckt. Damit<br />
mutierte das Musikfestival langsam aber konsequent zu einem Kulturfestival. Ab<br />
diesem Jahr wurde auch die erste Musikwerkstätte eingeführt. Nicht vom Blatt<br />
spielen, sondern „auswendig“ spielen war die Devise. Die Spiel- und Theaterwerkstatt<br />
für Kinder war fixer Bestandteil <strong>von</strong> Anfang an. Mittlerweile gibt es 4 Musik-, drei<br />
Kinder- und 2 Jugend-Werkstätten. 2005 kam der Wettbewerb Wirtshaus XONG<br />
dazu, im Jahr 2006 waren die Hoffeste neu und im Jahr 2007 wurde die erste<br />
Theaterwerkstatt unter dem Motto: „Da, wo wir leben – uns selbst zusehen“<br />
eingerichtet<br />
5.1.2 Märkte<br />
1642 wurde Mals durch Claudia <strong>von</strong> Medici zur Marktgemeinde erhoben und bekam<br />
aus diesem Anlaß zwei Märkte geschenkt, den Georgi- (Pflanzmarkt) und den<br />
Gollimarkt (Viehmarkt). Der Georgimarkt wurde in den 60er Jahren durch den<br />
arcus raetiae - Im Fluß der Zeit 5
Wochenmarkt verdrängt und der Gollimorkt zählte 1998 noch zwei Stände. arcus<br />
raetiae bediente sich dieser Markttradition und belebte diese Märkte neu, so daß<br />
sich an diesen beiden Tagen (23. April, 16. Oktober) jeweils rund 5.000 Menschen aus<br />
dem Dreiländereck und weit darüber hinaus in Mals treffen. Hochwertige Waren aus<br />
der Landwirtschaft, aus dem Handwerk und aus der Region gepaart mit gepflegter<br />
heimischer Küche, Musik und Kleinkunst bilden dazu den Reiz.<br />
5.1.3 BAUSTELLE<br />
Im Jahr 2000 führte arcus raetiae erstmals ein Architektursymposium durch:<br />
„Architektur und regionale Identität“. Daraus entstand die BAUSTELLE, die ab 2005<br />
einmal im Jahr Bauherrn, Planer, Handwerker, Lehrer, Kulturarbeiter und Künstler für<br />
zwei Tage zusammenführt. Themen, die unter den Nägeln brennen, bestimmen die<br />
BAUSTELLE im wahrsten Sinn des Wortes und fordern eine prozesshafte und <strong>von</strong><br />
allen Beteiligten getragene Entwicklung in der Gestaltung <strong>von</strong> Lebensraum.<br />
5.1.4 Symposium<br />
Im Jahr 2000 führte arcus raetiae die Kirche in der Grenzregion zusammen. Alle drei<br />
Bischöfe der katholischen Kirche gemeinsam mit dem Bischof der reformierten<br />
Kirche, dem Vorsitzenden der Lutherischen Kirche in Meran und vielen Pfarrern im<br />
Dreiländereck trafen sich im Kloster Marienberg, lernten sich kennen, tauschen ihre<br />
Ideen und Wünsche aus und beschlossen, sich ab da immer wieder auszutauschen.<br />
arcus raetiae hat den Startschuß dazu gegeben und wird in 5jährigen Abständen ein<br />
Symposium zu einem gewünschten Thema organisieren. 2005 wurde im zweiten<br />
Symposium die Geschichte der Kirchen im Dreiländereck reflektiert und anhand des<br />
Hl. Florinus aus Matsch eindrücklich dargestellt.<br />
5.2 Triangel<br />
10 Jahre Kulturarbeit an der Grenze haben eine Fülle <strong>von</strong> Ideen entstehen lassen, welche<br />
der Kulturverein zum runden Geburtstag durchführen möchte. Das Projekt Triangel<br />
umfaßt sechs Teilprojekte, die miteinander auf unterschiedlicher Weise sich den<br />
Qualitäten der Grenzlandschaft nähern, sich gegenseitig ergänzen und teilweise<br />
bedingen.<br />
5.2.1 Triàngul<br />
Zeitschrift für Kultur an der Grenze.<br />
Sie soll 2009 erstmals erscheinen, 4 mal im Jahr. Sie bildet die Verbindung zwischen den<br />
verschiedenen Initiativen der arcus raetiae, baut das Netzwerk aus zu anderen Initiativen<br />
und bildet die Basis für inhaltliche Auseinandersetzungen und für neue Wege. Triángul<br />
möchte die Plattform sein, die der kulturellen Bewegung den Boden gibt. Der Fluss der<br />
Entwicklung soll sich darin spiegeln, soll darin reflektiert, hinterfragt und damit auch<br />
solide werden.<br />
Triángul versteht sich als ein Beitrag zur Entwicklung aus der Region. Es ist gleichzeitig<br />
spannend und wichtig, die Welt <strong>von</strong> diesem Blickwinkel aus zu erkunden und zu<br />
begreifen. Triángul bietet ein Gegenüber zu den Sichtweisen aus den Zentren.<br />
5.2.2 www.raetia.net<br />
Parallel zur Zeitschrift wird ein Internetportal eingerichtet. Das Internetportal informiert<br />
über Ereignisse, Veranstaltungen und Programme, welche bisher größtenteils nur <strong>von</strong> den<br />
Bewohnern der jeweiligen Region wahrgenommen wurden.<br />
Die Seite bietet auch Raum für Auseinandersetzung zu inhaltlichen Fragen das<br />
arcus raetiae - Im Fluß der Zeit 6
Dreiländereck betreffend. Synthetisch zusammengefaßt können wichtige Themen und<br />
Beiträge in der Zeitschrift abgedruckt und damit auf einer anderen Ebene<br />
weiterdiskutiert werden.<br />
5.2.3 Die Schule des Schreibens<br />
Es ist gemeinhin bekannt, daß sich BewohnerInnen <strong>von</strong> ländlichen Regionen schwerer<br />
tun, sich auszudrücken. In der Schule des Schreibens erhalten alle, die Lust zum<br />
Schreiben haben, die Möglichkeit, ihrem Interesse nachzugehen und ihre Fähigkeiten in<br />
diesem wichtigen Bereich auszubauen. Die Schule ist auch gedacht für Kinder, damit sie<br />
in ihrer Sprache unterstützt werden. Sie können sich gleich aktiv an der Gestaltung der<br />
Seite raetia.net sowie an der Zeitschrift Triàngul beteiligen. Ebenso gedacht ist die<br />
Schule für Personen, die in diesem Bereich bereits tätig sind: Journalisten, Redakteure<br />
<strong>von</strong> Gemeinde- und Kirchenblättern, <strong>von</strong> Schülerzeitschriften oder Faschingrevues.<br />
5.2.4 SICHTweisen<br />
Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist der Blick über den Tellerrand, eine Begegnung mit<br />
geladenen Persönlichkeiten aus dem Kunst-, Kultur-, Geistes- und Wirtschaftsleben für<br />
Menschen, welche sich gezielt für eine ambitioniert umfassende kulturelle<br />
Auseinandersetzung in der Region engagieren. In der Überzeugung, daß die kulturelle<br />
Auseinandersetzung die Basis für eine nachhaltige ökologische und ökonomische<br />
Entwicklung ist, werden im Abstand zum gelebten Alltag Haltungen reflektiert und<br />
Fragen gestellt. Darauf aufbauend steht die gemeinsame Suche nach Realutopien, die<br />
anhand der Ressourcen vor Ort und deren Potentiale die schöpferischen Kräfte neu<br />
beleben.<br />
Die Reihe findet beginnend mit Oktober 2008 jeden ersten Montag im Monat im Ansitz<br />
Plawenn statt.<br />
5.2.6 Das letzte Abendmahl<br />
Leonardo da Vinci malte die 12 Jünger so, daß sie in Anordnung und Gestik den 12<br />
Tierkreiszeichen entsprechen. Jeder Tierkreis symbolisiert eine archetypische Struktur und<br />
jeder Mensch wird in einem Tierkreis geboren. Leonardo malt mit den 12 Aposteln also<br />
die ganze Menschheit und ihre Begegnung mit dem Gegenüber.<br />
Entsprechend diesem Bild hat arcus raetiae 12 Kraftorte im Dreiländereck ausfindig<br />
gemacht und sie den Archetypen zugeordnet. An diesen Plätzen finden Konzerte statt, es<br />
werden dazu Bilder gemalen, es gibt Texte dazu und in Zusammenarbeit mit der ORF-<br />
Radio Ö1 entstehen Filme zu diesen Orten. Dadurch können diese Kraftorte wiederum in<br />
den Blickpunkt des Interesses gerückt werden.<br />
5.2.7 Die Landkarte<br />
Zur 10. Auflage des Festivals XONG erschien bereits im Juli 2008 die Landkarte zum<br />
Dreiländereck. Sie wurde handgefertigt, da es bisher noch nichts ähnliches gab und die<br />
vorhandenen Karten alle verschiedene Maßstäbe aufwiesen.<br />
Das Besondere an der Karte sind aber die Adressen <strong>von</strong> Gast- und Handwerksbetrieben,<br />
welche charakteristisch für die jeweilige Region sind.<br />
arcus raetiae - Im Fluß der Zeit 7
5.3 Stützpunkt<br />
Der geschichts- und kulturträchtige Ansitz Plawenn beherbergt sein Juni 2007 den<br />
Kulturverein. Er ist Stützpunkt und „Hausboot“ für die Entwicklung der arcus raetiae.<br />
Folgende Schritte sind angedacht:<br />
- Schnittstelle der bisher gestarteten Initiativen,<br />
- Redaktion <strong>von</strong> Triángul,<br />
- Sitz für das journalistische Internetportal des Dreiländerecks,<br />
- Angebot <strong>von</strong> journalistischen Ausbildungsseminaren an ein breites, interessiertes<br />
Publikum (die Schule des Schreibens)<br />
- Arbeit mit den Erinnerungen älterer Menschen, das Gedächtnis der Region,<br />
- „Ohne Kultur kein Käse“ - die kulturelle Auseinandersetzung bildet die Grundlage für<br />
eine ökonomische und ökologische Entwicklung im ländlichen Raum<br />
(Eröffnungssymposium auf Plawenn am 21. September 2007)<br />
- Stützpunkt zur Aktivierung schlafenden Wissens,<br />
- Freigeister, Außenseiter und Narren: was wir <strong>von</strong> ihnen lernen sollten,<br />
- Theater als Lebensform und als Utopie,<br />
- Die Transzendenz als neu zu entdeckender Horizont,<br />
- Alles, was man nicht sagen darf, darf man in Plawenn denken!<br />
N.B. Die Gaststätte im Haus bildet eine geeignete Synergie zu dem, was im Haus passiert,<br />
sie stellt sich in den Dienst des Konzeptes und soll nicht eine eigene Dynamik entwickeln.<br />
6 Ein Selbstbildnis<br />
XONG, Märkte, Symposien,<br />
Hausboot<br />
BAUSTELLE<br />
Triangel<br />
arcus raetiae<br />
arcus raetiae - Im Fluß der Zeit 8
7 Fazit<br />
Das Engagement und die Kulturarbeit der arcus raetiae erzeugt Wirkungen in vielen Bereichen<br />
des Lebens im Dreiländereck. Einige dieser Aus-Wirkungen auf die soziale, ökologische und<br />
ökonomische Entwicklung im Dreiländereck lassen sich schon jetzt ablesen und deuten an,<br />
welches Potential darin vorhanden ist.<br />
7.1 Wirkungen im kulturellen Miteinander<br />
Eines der zentralen Ziele ist bereits in den ersten Jahren in Erfüllung gegangen: Es gibt<br />
einen regen Austausch im Dreiländereck. Man/ frau ist bereit über die Grenze ins<br />
Nachbarland zu gehen, zum Wandern, zum Baden, zum Essen, zu kulturellen Anlässen und<br />
zu Freizeitveranstaltungen, zum Sich-kennen-lernen. Die Begegnung und der Austausch<br />
sind die Voraussetzung für eine kreative Nutzung und Weiterentwicklung der Vielfalt im<br />
Dreiländereck. Durch das Kennenlernen der Lebenswelten und der Menschen entstehen<br />
auch über die Tätigkeiten des Kulturvereins hinaus Vernetzungen und Initiativen. So<br />
verankert sich der Austausch im Alltag der Bevölkerung des Dreiländerecks und gestaltet<br />
das kulturelle Miteinander über die Grenzen hinweg.<br />
Auch der Austausch innerhalb der christlichen Kirchen wurde soweit institutionalisiert, daß<br />
in regelmäßigen Abständen Treffen stattfinden, bei denen die Anliegen gemeinsam<br />
vorangetragen und diskutiert werden.<br />
Nicht uninteressant scheint der Aspekt, daß durch die verschiedenen Projekte die<br />
Bevölkerung im Dreiländereck auf die Qualitäten vor der Haustür aufmerksam wird und<br />
wieder verstärkt in diese Landschaft investiert. Die Diskussion über die Lebensqualität im<br />
ländlichen Raum spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Entsiedelung wird durch eine<br />
verstärkte kulturelle Auseinandersetzung maßgeblich eingebremst.<br />
7.2 In ökologischer Hinsicht<br />
Durch die Märkte wurde die Sensibilität für autochthone Sorten, für Bioprodukte aus der<br />
Landwirtschaft und für regionale Kreisläufe gesteigert. Nachhaltige und biologische<br />
Landwirtschaft stärken die Natur. Die Einbettung der Kultur in die Landschaft und die<br />
Wertschätzung der Landschaft in den kulturellen Aktivitäten und dadurch vermehrt im<br />
Alltag kommen der Natur und dem Menschen zu Gute. Und nicht zuletzt konnte durch die<br />
verschiedenen Initiativen aufgezeigt werden, welches Potential vor unserer Haustür liegt<br />
und genutzt werden kann.<br />
7.3 In ökonomischer Hinsicht<br />
Das Festival XONG und die Märkte haben gemeinsam mit den anderen Initiativen der arcus<br />
raetiae das Image des Dreiländerecks und im Besonderen jenes des Obervinschgaus<br />
verbessert. Auf den Obervinschgau wurde eine Gästeschicht aufmerksam, die der<br />
Landschaft und den Menschen gut tut. Sie findet genau das, was den Vinschgau wohltuend<br />
<strong>von</strong> anderen Regionen unterscheidet. Alle Projekte ziehen viele Menschen an und zeigen<br />
besondere Qualitäten in der Landschaft. Über die Projekte lernen die Menschen ein Tal<br />
kennen, welches sie in besonderer Erinnerung behalten.<br />
Der Wettbewerb „Wirtshaus XONG“ hat transparent gemacht, wie groß das Bedürfnis der<br />
Kunden nach Angeboten aus der Landschaft ist. Dadurch stärkt die Kultur die nachhaltige<br />
Produktion <strong>von</strong> Lebensmitteln und damit auch eine Lebensgrundlage der Landwirtschaft.<br />
Die BAUSTELLE baut auf jenes Image des Vinschgaus auf, welches ihn in den vergangenen<br />
Jahrzehnten immer ausgezeichnet hat: das Tal der besonderen Architektur. Dabei spielt die<br />
Architektur ebenso in den Kreisläufen vor Ort eine zentrale Rolle und kann dadurch eine<br />
große Wertschöpfung erzielen.<br />
arcus raetiae - Im Fluß der Zeit 9
Das gestärkte Selbstbewusstsein der Region, der ländlichen Region als KulturRaum, als<br />
LandschaftsRaum und als LebensRaum ist zentrales Anliegen der Tätigkeiten <strong>von</strong> arcus raetiae.<br />
Kulturarbeit ist Investition in die Zukunft und sie ist ein Beitrag zu einer nachhaltigen und<br />
ganzheitlichen Gestaltung und Entwicklung der Gesellschaft und des Menschen in seinem<br />
Lebensumfeld.<br />
Armin Bernhard, <strong>Konrad</strong> Meßner - arcus raetiae, Herbst 2008<br />
I-39024 Mals, Plawenn 1<br />
+39 0473 830720<br />
info@raetia.net / www.raetia.net<br />
arcus raetiae - Im Fluß der Zeit 10