OTB-Mitteilungen 03/2007 - Oldenburger Turnerbund
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große Anlage. Die erste Anlage, ein<br />
Barockpark, wurde 1764 von einem Hochwasser<br />
zerstört. In vier Stunden erkundeten<br />
wir Park und Schloss und gewannen so<br />
einen überwältigenden Eindruck dieses<br />
Landschaftsgartens. Der Bau des Wörlitzer<br />
Schlosses gehört zu den herausragenden<br />
Leistungen der Dessauer Reformer. Es ist<br />
das früheste klassizistische Schlossbauwerk<br />
außerhalb Englands. Friedrich Wilhelm von<br />
Erdmannsdorff, Freund und Baumeister des<br />
Fürsten Franz, errichtete es zwischen 1769<br />
und 1773.<br />
Oranienbaum empfängt seine Gäste mit dem<br />
einzigen Barockensemble niederländischer<br />
Prägung in Deutschland. Es entstand Ende<br />
des 17. Jahrhunderts als Witwensitz für die<br />
Gemahlin des Fürsten Georg II. von Anhalt-<br />
Dessau, Henriette Catharina von Nassau-<br />
Oranien. Der Ortsname erinnert noch heute<br />
an das Geschlecht der Oranier, dem das<br />
Fürstentum Anhalt-Dessau wichtige Impulse<br />
für Wirtschaft und Kultur verdankt. Henriette<br />
Catharina trug maßgeblich dazu bei, dass<br />
der ehemals unscheinbare Ort eine bemerkenswerte<br />
bauliche Entwicklung nahm.<br />
Ferropolis - die Stadt aus Eisen - ist ein Museum<br />
und Veranstaltungsort nahe der Stadt<br />
Gräfenhainichen östlich von Dessau auf<br />
einer Halbinsel im ehemaligen Tagebau<br />
Golpa-Nord. Fünf riesige Bagger aus der Zeit<br />
des fördernden Tagebaus bestimmen das<br />
Bild dieser sehenswerten Anlage. Eine<br />
Audio-Führung in der am 30. Oktober 2005<br />
wieder geweihten Frauenkirche in Dresden<br />
war in jedem Fall ein lohnender Stop auf<br />
unserer Fahrt nach Görlitz.<br />
Görlitz mit rund 58.000 Einwohnern ist die<br />
östlichste Stadt Deutschlands und liegt in der<br />
niederschlesischen Oberlausitz. Nach Leipzig,<br />
Dresden, Chemnitz, Zwickau und Plauen<br />
ist Görlitz die sechstgrößte Stadt des<br />
Freistaates Sachsen. Der östliche, wesentlich<br />
kleinere Teil der Stadt wurde durch die<br />
40<br />
Grenzziehung nach dem Zweiten Weltkrieg<br />
(1945 beziehungsweise seit der endgültigen<br />
Festlegung der Staatsgrenze 1990) abgetrennt<br />
und ist nun das eigenständige, polnische<br />
Zgorzelec. Nach der Wiedervereinigung<br />
zog die Stadt das Interesse zahlreicher<br />
Investoren auf sich. Es gibt in Deutschland<br />
kaum eine andere Stadt, die eine solche<br />
Dichte von gut erhaltenen Baudenkmälern<br />
verschiedenster Epochen aufweisen kann.<br />
Der Bau- und Rekonstruktions-Boom durch<br />
zahlreiche Investoren führte, gefördert durch<br />
großzügige Fördermaßnahmen des Staates<br />
und der EU, zu einer Art „Goldgräberstimmung“,<br />
von der das Stadtbild von Görlitz<br />
jedoch nur profitieren konnte.<br />
Muskau, der Geburtsort Hermann Pücklers,<br />
ist heute eine geteilte Stadt. Die Neiße trennt<br />
die beiden Hälften seit dem Ende des<br />
Zweiten Weltkrieges in eine polnische und in<br />
eine deutsche Seite. Gleich neben dem<br />
Grenzübergang erstreckt sich der 545<br />
Hektar umfassende Park, den Pückler ab<br />
1815 meisterlich gestaltete.<br />
Der Grenzfluss durchschneidet auch dieses<br />
architektonische Juwel. Aufgrund der Trennung<br />
entstanden mittlerweile zwei Parks mit<br />
völlig verschiedenem Antlitz. Auf deutscher<br />
Seite - wovon wir uns bei einem größeren<br />
Rundgang überzeugen konnten - gepflegte,<br />
akkurat geschnittene Wiesen, das Schloss<br />
des Fürsten, die Orangerie sowie die<br />
Bücherei. Östlich der Neiße nagt der Zahn<br />
der Zeit. Über die Jahre entstand ein verwilderter,<br />
verwunschener Garten mit dem<br />
Charme des Vergänglichen. Am 1. Mai 2004<br />
wurde der Park durch die EU-Osterweiterung<br />
wieder vereint.<br />
Der Abschluss unserer Reise war ein Besuch<br />
im Südthüringischen Staatstheater Meiningen.<br />
Mit der Inszenierung der Johann Strauß<br />
Operette „Wiener Blut“ konnten auch alle kritischen<br />
<strong>Oldenburger</strong>innen und <strong>Oldenburger</strong><br />
recht gut leben. Dieter Mielenz