Gesegnet älter werden - Evangelische Stadtkirche Langen
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Geistliches Wort<br />
<strong>Gesegnet</strong> <strong>älter</strong> <strong>werden</strong><br />
In drei Jahren werde ich 60. Manchmal<br />
ist mir das unheimlich. So alt! Gut, „60 ist<br />
doch heute kein Alter mehr“, höre ich jetzt<br />
einige sagen. Aber irgendwie<br />
erscheint es mir doch als ein<br />
großer Schritt. Die Pensionierung<br />
rückt näher, das Ende des<br />
aktiven Berufslebens. Gesundheitlich<br />
stellen sich auch einige<br />
„Verschleißerscheinungen“ ein.<br />
Natürlich kenne ich viele „rüstige<br />
Rentner“, die ihr Ungebundensein<br />
genießen, viel reisen,<br />
sich um die Enkel kümmern oder<br />
sich ehrenamtlich engagieren.<br />
Und trotzdem.<br />
Es geht vielen Menschen so,<br />
die vor Veränderungen oder Umbrüchen in<br />
ihrem Leben stehen. Das macht unsicher,<br />
löst Ängste aus. Oder es ist mit großen Erwartungen<br />
verbunden. Die Sechsjährige, die<br />
zur Schule kommt: „Jetzt werde ich endlich<br />
Schulkind, bin nicht mehr bei den Kleinen.“<br />
Oder der 17jährige: endlich 18 sein. Dann<br />
steht mir alles offen. Ich kann endlich allein<br />
Auto fahren und komme in jede Disko und<br />
jeden Film rein.“ Das Brautpaar: „Nie mehr<br />
allein. Eine Familie gründen, gemeinsam alt<br />
<strong>werden</strong>, Liebe auf ewig.“<br />
Doch selbst dann, wenn die hoffnungsvollen<br />
Erwartungen überwiegen, schleichen<br />
sich mitunter auch Zweifel ein: Wie wird es<br />
an der neuen Schule sein? Wie soll es nach<br />
dem Abitur weitergehen? Schaffen wir es<br />
wirklich, dass unsere Beziehung hält?<br />
Schwellen, die wir in unserem Leben<br />
überschreiten, sind im besten Sinne Krisen.<br />
Sie machen die Spannung und Vielfalt des<br />
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Lebens deutlich, rufen Reaktionen hervor,<br />
bringen unsere Gefühle durcheinander,<br />
zwingen uns zum Handeln, zu Entscheidun-<br />
gen. Nicht immer fällt es uns leicht, damit<br />
umzugehen, es auszuhalten. Manchmal machen<br />
wir einfach die Augen zu oder flüchten<br />
in die Vergangenheit. Verdrängung ist angesagt.<br />
Gerne bauen wir, gerade im Alter,<br />
auf die „ewige Jugend“. Mittel, die uns das<br />
vorgaukeln, gibt es ja genug.<br />
Dann ist es gut, wenn wir ein offenes Ohr<br />
finden und darüber sprechen können. Gerade<br />
in Zeiten der Krise brauchen wir Worte<br />
der Ermutigung, Worte des Zuspruchs, Gesten,<br />
die sagen: Egal wie es ist: Ich habe dich<br />
lieb.<br />
Wir brauchen Räume, wo wir so sein dürfen<br />
wie wir sind: unverstellt, unverkrampft,<br />
bisweilen hilflos, traurig, zu Tränen gerührt<br />
und dann doch wieder auch: sicher, stark,<br />
aufgedreht, überglücklich.<br />
„<strong>Gesegnet</strong> <strong>älter</strong> <strong>werden</strong>“ ist das neue<br />
Jahresthema für die Gemeinden im Dekanat<br />
Dreieich. Es schließt unmittelbar an das Thema<br />
Taufe an, mit dem wir uns in den beiden