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1. Mannschaft - SC Düdingen

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<strong>SC</strong>D-Schiedsrichter<br />

Laurent Baeriswyl, was macht den<br />

Reiz aus, es stetig einer Seite nicht<br />

recht machen zu können<br />

Wenn ich als Schiedsrichter irgendwo in<br />

der Schweiz auf dem Platz stehe, habe<br />

ich es mit Spielern und Trainern zu tun,<br />

denen ich in der Saison vielleicht zwei-,<br />

dreimal begegne. Diesen Teams in möglichst<br />

kurzer Zeit verständlich zu machen,<br />

welches meine Linie beim Pfeifen<br />

ist und wo meine Grenzen sind – das ist<br />

die Herausforderung. Dass sich immer<br />

eine Seite benachteiligt fühlt, liegt in der<br />

Natur der Sache. Deswegen mache ich<br />

mir keine Gedanken.<br />

Inwiefern<br />

Wenn ich sehe, wie Erwachsene vor den<br />

Augen ihrer Kinder die Schiedsrichter<br />

mit Schimpftriaden und abschätzigen<br />

Gesten eindecken, frage ich mich schon,<br />

ob sich die Eltern ihrer Vorbildfunktion<br />

bewusst sind. Leider ist es so, dass der<br />

Sportplatz heute zu einer Art Ventil geworden<br />

ist. Unter der Woche staut sich<br />

bei den Leuten viel Druck auf, und den<br />

lassen sie am Wochenende auf oder neben<br />

dem Fussballplatz ab. Mir ist aber<br />

lieber, die lassen ihre Aggressionen verbal<br />

an mir aus als zuhause an Frau und<br />

Kind.<br />

richterkarriere zu starten.<br />

Wie motiviert sich ein Schiedsrichter<br />

Woche für Woche für den zu erwartende<br />

Spiessrutenlauf<br />

Es ist die Freude am Spiel, die mich motiviert.<br />

Ich leite Partien, in denen sich<br />

starke Nachwuchsspieler und routinierte<br />

Altstars interessante Duelle liefern.<br />

Zudem mache ich selber gerne Sport.<br />

Wobei viele Leute gar nicht wissen, dass<br />

Schiedsrichter sein mit Sport zu tun hat.<br />

Ich werde immer wieder gefragt, ob ich<br />

mich vor dem Match eigentlich auch einlaufe.<br />

Als Schiedsrichter sollten Sie aber zumindest<br />

versuchen, korrekt zu sein.<br />

Ich versuche jeweils das zu ahnden, was<br />

ich sehe. Ich entscheide gemäss den<br />

Regeln und lasse gesunden Menschenverstand<br />

walten. Es ist nicht mein Ziel, es<br />

allen recht zu machen. Wer das versucht,<br />

verpfeift den Match, weil er beginnt,<br />

Kompensationsentscheide zu fällen.<br />

Heutzutage wird im Fussball mit allen<br />

Tricks versucht, Vorteile herauszuziehen<br />

und den Schiedsrichter hereinzulegen.<br />

Ärgert Sie das<br />

Nein, das gehört einfach zum Spiel. Ich<br />

sanktioniere es, wenn ich es sehe. Klar,<br />

wenn man im Nachhinein merkt, dass<br />

man auf eine Schwalbe hereingefallen<br />

ist, ärgert man sich schon. Aber die<br />

meisten meiner Fehlentscheide bekomme<br />

ich gar nicht mit, da es in der <strong>1.</strong> Liga<br />

selten Fernsehkameras am Spielfeldrand<br />

hat und man die strittigen Szenen nicht in<br />

der Wiederholung anschauen kann.<br />

Wenn sich Spieler oder Trainer vom<br />

Schiedsrichter ungerecht behandelt<br />

fühlen, lassen sie ihrem Ärger gerne<br />

freien Lauf. Wie gehen Sie mit den verbalen<br />

Attacken um<br />

Als ich vor vier Jahren in der <strong>1.</strong> Liga angefangen<br />

habe, war es schon happig. Als<br />

Neuling muss man sich vieles anhören,<br />

da versucht jeder, dich zu beeinflussen<br />

und zu verunsichern. Das wegzustecken<br />

oder nicht hinzuhören, fiel mir anfangs<br />

schwer. Mittlerweile kennen mich Trainer<br />

und Spieler und ich kenne sie. Der Respekt<br />

ist höher, die Diskussion findet eher<br />

nach als während dem Spiel statt. Aber<br />

man geht immer im Frieden auseinander.<br />

Von Seiten der Zuschauer muss man<br />

sich auch einiges anhören...<br />

Wenn ich als Akteur auf dem Feld stehe,<br />

höre ich die Bemerkungen der Zuschauer<br />

kaum. Ich bin aufs Spiel konzentriert.<br />

Was da aber manchmal abgeht, sehe<br />

ich, wenn ich selber Zuschauer bin, zum<br />

Beispiel an den Gottéron-Spielen. Da<br />

kann man nur den Kopf schütteln.<br />

Die verbalen Aggressionen sind das<br />

eine, die körperlichen Übergriffe das<br />

andere...<br />

In meinem zweiten Jahr als Schiedsrichter<br />

musste ich nach einem 4.-Liga-Spiel<br />

vor wütenden Zuschauern fliehen. Ich<br />

musste mich in der Buvette verstecken<br />

und einschliessen. Da habe ich schon<br />

überlegt, ob ich mir das noch weiter antun<br />

will. Als Schiedsrichter in der <strong>1.</strong> Liga<br />

habe ich heute das Privileg, dass wir von<br />

einem Securitas aufs Spielfeld begleitet<br />

werden.<br />

Würden Sie sagen, dass die Stimmung<br />

auf den Fussballplätzen in den letzten<br />

Jahren aggressiver geworden ist<br />

Ich pfeife jetzt seit vier Jahren in der <strong>1.</strong><br />

Liga. Da habe ich keine Zunahme wahrgenommen.<br />

In den unteren Ligen sieht<br />

es leider etwas anders aus. Da gibt es<br />

immer öfter Gewaltexzesse.<br />

Wie könnte man diese Exzesse zukünftig<br />

vermeiden<br />

Da müssen in erster Linie die Clubs in<br />

die Verantwortung genommen werden.<br />

Es gibt heute Vereine, die rund um das<br />

Spielfeld Leute postiert haben, die jeweils<br />

einschreiten, wenn ein Zuschauer<br />

verbal entgleist, und die mit ihm das<br />

Gespräch suchen. Das finde ich ein guter<br />

Ansatz. Der Personalbedarf dafür ist<br />

natürlich gross, aber es wäre sinnvoll,<br />

wenn das alle Clubs machen würden.<br />

Und wenn alles Reden nichts nützt, sollte<br />

der Verein den Mut haben, ausfällige Zuschauer<br />

intern zu sperren.<br />

«Wer nicht kicken kann, wird Schiedsrichter»,<br />

sagt man mit einem Augenzwinkern.<br />

Welches waren Ihre<br />

Gründe, eine Schiedsrichterkarriere<br />

einzuschlagen<br />

Da ist etwas Wahres dran (lacht). In der<br />

2. Liga habe ich realisiert, dass meine<br />

fussballerischen Fähigkeiten wohl nicht<br />

für höhere Ansprüche reichen. Ich wollte<br />

aber dem Fussball treu bleiben. Und<br />

da ich vorher bereits bei den Junioren<br />

Spiele gepfiffen und gute Echos erhalten<br />

hatte, war es naheliegend, eine Schieds-<br />

Und Tun Sie es<br />

Klar. Als Schiedsrichter sollte man schon<br />

fit sein. Dafür trainiere ich dreimal pro<br />

Woche.<br />

Haben Sie schon einmal mit dem Gedanken<br />

gespielt, die Schiedsrichterbühne<br />

zu verlassen und das Wochenende<br />

statt dessen gemütlich im Kreise<br />

der Familie zu verleben<br />

Ja, als Schiedsrichter in der 2. Liga interregional.<br />

Das ist eine schwierige Liga, in<br />

der man genauso viel unterwegs ist wie<br />

in der <strong>1.</strong> Liga, nur dass alles weniger professionell<br />

abläuft und die Spieler viel aggressiver<br />

zur Sache gehen. Die Aussicht<br />

auf eine Promotion hat mich aber weitermachen<br />

lassen. Die Herausforderung <strong>1.</strong><br />

Liga wollte ich annehmen, denn ich habe<br />

mir immer gesagt, dass ich eines Tages<br />

auf höherem Niveau pfeifen will, als dass<br />

ich seinerzeit 0Fussball gespielt habe.<br />

Jedes Jahr hängen zahlreiche Unparteiische<br />

– Neulinge und Routiniers<br />

– entnervt die Pfeife an den Nagel.<br />

Nicht nur in Freiburg fehlt es an Nachwuchs...<br />

Das ist leider so. Der Job scheint von<br />

aussen nicht sehr attraktiv und schreckt<br />

viele Junge ab. Dabei ist es eine perfekte<br />

Lebensschule. Es fördert die Persönlichkeitsbildung,<br />

es ist eine Charakterschule,<br />

wo man lernt, sich als Einzelkämpfer<br />

durchzusetzen, und wo man gleichzeitig<br />

in einem Team funktionieren muss.<br />

Welche Regel würden Sie als Referee<br />

abschaffen<br />

(Nach langem Überlegen) Keine, es ist<br />

gut so, wie es ist. Selbst das Offside würde<br />

ich belassen. Vor allem das passive<br />

Offside ermöglicht viele taktische Möglichkeiten<br />

und macht das Spiel interessant.<br />

Textquelle: freiburger-nachrichten<br />

G ù m p a - J o u r n a l<br />

A u s g a b e N r . 1 7<br />

25

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