Elke Zauner 1 - Stift Klosterneuburg
Elke Zauner 1 - Stift Klosterneuburg
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Foto: Bernhard Kronberger<br />
Dr.in Martina Gelsinger, Kunsthistorikerin, über die Skulpturen<br />
"Working Class Heroes":<br />
In Reih und Glied treten die Figuren in <strong>Elke</strong> Punkt Fleisch´s Serie<br />
Working Class Heroes der BetrachterIn entgegen. Es sind maskuline<br />
Gestalten mit grobschlächtigen angedeuteten Gesichtern und leicht<br />
abstehenden Ohren. Eine Arbeiterkolonie, bereit zum Verputzen der<br />
soeben aufgemauerten Ziegelwand. Figurenstereotypen von hart<br />
arbeitenden Männern, wie sie uns auf Baustellen landauf landab<br />
begegnen.<br />
Als hätten sie sich soeben am Feierabend vom bequemen Fernsehsessel<br />
erhoben oder wären aus dem Schlaf aufgewacht, treten uns die<br />
Männer barfuß in bunten Pyjamas, Unterhemden und Schlafmänteln<br />
gegenüber.<br />
Selbstbewusst stehen sie breitbeinig auf ihren Podesten aus<br />
Ziegelsteinen. In den Händen halten sie Werkzeuge.<br />
Heroen im Pyjama? Moderne Heiligenfiguren mit ihren Attributen?<br />
Bei <strong>Elke</strong> Punkt Fleisch sind die Sockelfiguren keine Saints sondern<br />
Heroes.<br />
Statt Kelch, Schlange oder Turm tragen sie Maurerkelle, Wasserwaage<br />
und Kübel in den Händen. Statt in golden gefasste Gewänder sind sie<br />
in blau karierte Schlafanzüge gekleidet. Statt sich in Siegerposen zu<br />
brüsten erwecken sie mit ihrem starren Blick und den<br />
herunterhängenden Armen einen erschöpften Eindruck.<br />
Eine Abordnung von Bauarbeitern: Untertags unermüdlich auf der<br />
Baustelle, in der prallen Sonne in schwindelerregenden Höhen, mit<br />
Mörtel beladener Schubkarre. Abends fallen sie ins Bett für ihren<br />
Traum – sie träumen vom guten Leben, sich etwas aufzubauen und<br />
es mit eigener Kraft zu etwas zu bringen.<br />
<strong>Elke</strong> Punkt Fleisch greift im formalen Aufbau ihrer Serie Working Class Heroes auf eine klassische<br />
Kategorie der bildhauerischen Arbeit zurück: Es ist eine Referenz auf das Monument als ein Denkmal,<br />
das die Erinnerung an ein bedeutendes Ereignis oder eine wichtige Persönlichkeit lebendig halten<br />
soll. Zugleich stellt die Künstlerin mit den Bauarbeitern, die auf Ziegelpodesten stehen, auch Heroentum<br />
und Repräsentation in Frage - Eigenschaften, die einem Monument zugeschrieben werden. Statt die<br />
Einzigartigkeit von Person und Ereignis zu unterstreichen, lässt die Künstlerin gleich eine ganze<br />
Mannschaft antreten. An die Stelle des Materials als Trägerin von Repräsentation stellt sie Werkstoffe,<br />
die an den Arbeitsalltag der Männer erinnern: Sand, Zement und Schotter statt Marmor, Gold und<br />
Bronze.<br />
In Working Class Heroes führt <strong>Elke</strong> Punkt Fleisch Eigenschaften und Funktionen von Monumenten<br />
ad absurdum und macht deutlich: Die wahren Heroen sind mitten unter uns: barfuß, in Pyjamas,<br />
unermüdlich im Einsatz. Ihre Investition ist der eigene Körper. Ihr Ziel ist ein gutes Leben. Im Wettlauf<br />
mit Maschinen, Technik und allem, was die eigene körperliche Arbeit ersetzt. Der Körper als<br />
Zugmaschine in die Träume.