Elke Zauner 1 - Stift Klosterneuburg
Elke Zauner 1 - Stift Klosterneuburg
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Working Class Heroes<br />
Einreichung für den<br />
St. Leopold Friedenspreis 2012<br />
"Menschenwürde contra Zynismus"<br />
<strong>Elke</strong> Punkt Fleisch<br />
elkepunktfleisch.at<br />
elke.fleisch@gmx.at
Working Class Heroes<br />
4 Skulpturen<br />
Material: grobschamottierter Ton, Maurerwerkzeug, Ziegel, Textil<br />
Höhe: 1,95 m<br />
Beschreibung des Projektes "Working Class Heroes":<br />
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in welcher Arbeit eine der wichtigsten Identitätsquellen<br />
darstellt. „In“ ist wer immer etwas zu tun hat und nicht jemand, der dem Müßiggang frönt. Doch die<br />
Ironie in der heutigen Zeit liegt darin, dass es für eine anerkannte Position in dieser Welt nichts<br />
Wichtigeres gibt als einer erfolgreichen Arbeit nachzugehen, aber der Arbeitnehmer und die<br />
Arbeitnehmerin selbst nicht sehr geschätzt werden. Viele werden durch Maschinen ersetzt oder wie<br />
Maschinen behandelt. Erwerbstätige sollen heute flexibel, belastbar und möglichst leicht austauschbar<br />
sein.<br />
Für die künstlerische Umsetzung dieser Problematik habe ich die keramische Darstellung des Maurers<br />
gewählt. Die Tätigkeit am Bau zählt zu den schwersten Arbeiten und die Menschen sind extremen<br />
Bedingungen wie Staub, Schmutz, Lärm, Zeitdruck und verschiedensten Wettereinflüssen ausgesetzt.<br />
Außerdem bauen Maurer jene Häuser und Wohnungen, in welche wir uns nach einem gestressten<br />
Arbeitstag zurückziehen. Um uns diesen Luxus eines Eigenheims leisten zu können, sind wir am<br />
nächsten Tag erneut gezwungen uns aus dem Bett zu quälen und die alltäglichen Aufgaben zu erfüllen.<br />
Wir Meschen müssen funktionieren, um den Ansprüchen einer konsumorientierten Welt gerecht zu<br />
werden und wir befinden uns in einem scheinbar ausweglosen Kreislauf.<br />
Es reicht nicht mehr die Grundbedürnisse abzudecken - zu verlockend sind die Angebote der Banken<br />
und Geschäfte. Der Überfluß, in dem viele Menschen leben, hat in vielen Teilen der Erde furchtbare<br />
ausbeuterische Auswirkungen. Dies wird ausgeblendet, denn viel einfacher ist es, andere für sich<br />
denken und sich lenken zu lassen. Die Werbung diktiert, was wir für unser Glück brauchen. Dabei<br />
wird vergessen, dass wir dieses "gekaufte Glück" durch die notwendige Mehrarbeit überhaupt nicht<br />
genießen können.
Foto: Bernhard Kronberger<br />
Damit meine Figuren als Maurer erkennbar sind, bekommen sie<br />
alle verschiedene Maurerwerkzeuge (Wasserwaage, Bleistift,<br />
Zollstock, Kelle….) in die Hände. Normalerweise tragen Bauarbeiter<br />
eine Arbeitskleidung, die zugleich auch als Schutz und „Corporate<br />
Identity“ dient. Diese fällt hier weg und wird durch Pyjamas oder<br />
Schlafmäntel getauscht. So wird der sonst als sehr stark geltende<br />
Maurer verletzlicher und intimer. Durch die Verschiedenheit der<br />
Schlafbekleidung bekommt jeder Einzelne seine Individualität und<br />
wird nicht mehr nur als in einem Betrieb funktionierendes Glied<br />
wahrgenommen. Hinzu kommt noch das Gefühl von Freiheit, wenn<br />
es einem ein Feiertag erlaubt den ganzen Tag in bequemer<br />
Hauskleidung herumzulungern.<br />
Um sich vom wöchentlichen Stress zu erholen braucht man kein<br />
großes Haus mit Swimmingpool, Sauna und drei Badezimmer. Die<br />
Verantwortung über zu viel Besitz hindert uns vielmehr daran,<br />
abzuschalten und sich an der wenigen Freizeit zu erfreuen. Vielleicht<br />
wählt man als Ort der Regenerierung deswegen auch nicht das<br />
eigene Heim, sondern Urlaubsgebiete oder Wellness-angebote,<br />
wo man nicht mit dem eigenen Hab und Gut belastet werden kann.<br />
Doch auch der ersehnte Urlaub muß vorher erarbeitet und erspart<br />
werden.<br />
Denn wie heißt es so passend: Müßiggang ist eine schwere Arbeit!
Foto: Bernhard Kronberger<br />
Dr.in Martina Gelsinger, Kunsthistorikerin, über die Skulpturen<br />
"Working Class Heroes":<br />
In Reih und Glied treten die Figuren in <strong>Elke</strong> Punkt Fleisch´s Serie<br />
Working Class Heroes der BetrachterIn entgegen. Es sind maskuline<br />
Gestalten mit grobschlächtigen angedeuteten Gesichtern und leicht<br />
abstehenden Ohren. Eine Arbeiterkolonie, bereit zum Verputzen der<br />
soeben aufgemauerten Ziegelwand. Figurenstereotypen von hart<br />
arbeitenden Männern, wie sie uns auf Baustellen landauf landab<br />
begegnen.<br />
Als hätten sie sich soeben am Feierabend vom bequemen Fernsehsessel<br />
erhoben oder wären aus dem Schlaf aufgewacht, treten uns die<br />
Männer barfuß in bunten Pyjamas, Unterhemden und Schlafmänteln<br />
gegenüber.<br />
Selbstbewusst stehen sie breitbeinig auf ihren Podesten aus<br />
Ziegelsteinen. In den Händen halten sie Werkzeuge.<br />
Heroen im Pyjama? Moderne Heiligenfiguren mit ihren Attributen?<br />
Bei <strong>Elke</strong> Punkt Fleisch sind die Sockelfiguren keine Saints sondern<br />
Heroes.<br />
Statt Kelch, Schlange oder Turm tragen sie Maurerkelle, Wasserwaage<br />
und Kübel in den Händen. Statt in golden gefasste Gewänder sind sie<br />
in blau karierte Schlafanzüge gekleidet. Statt sich in Siegerposen zu<br />
brüsten erwecken sie mit ihrem starren Blick und den<br />
herunterhängenden Armen einen erschöpften Eindruck.<br />
Eine Abordnung von Bauarbeitern: Untertags unermüdlich auf der<br />
Baustelle, in der prallen Sonne in schwindelerregenden Höhen, mit<br />
Mörtel beladener Schubkarre. Abends fallen sie ins Bett für ihren<br />
Traum – sie träumen vom guten Leben, sich etwas aufzubauen und<br />
es mit eigener Kraft zu etwas zu bringen.<br />
<strong>Elke</strong> Punkt Fleisch greift im formalen Aufbau ihrer Serie Working Class Heroes auf eine klassische<br />
Kategorie der bildhauerischen Arbeit zurück: Es ist eine Referenz auf das Monument als ein Denkmal,<br />
das die Erinnerung an ein bedeutendes Ereignis oder eine wichtige Persönlichkeit lebendig halten<br />
soll. Zugleich stellt die Künstlerin mit den Bauarbeitern, die auf Ziegelpodesten stehen, auch Heroentum<br />
und Repräsentation in Frage - Eigenschaften, die einem Monument zugeschrieben werden. Statt die<br />
Einzigartigkeit von Person und Ereignis zu unterstreichen, lässt die Künstlerin gleich eine ganze<br />
Mannschaft antreten. An die Stelle des Materials als Trägerin von Repräsentation stellt sie Werkstoffe,<br />
die an den Arbeitsalltag der Männer erinnern: Sand, Zement und Schotter statt Marmor, Gold und<br />
Bronze.<br />
In Working Class Heroes führt <strong>Elke</strong> Punkt Fleisch Eigenschaften und Funktionen von Monumenten<br />
ad absurdum und macht deutlich: Die wahren Heroen sind mitten unter uns: barfuß, in Pyjamas,<br />
unermüdlich im Einsatz. Ihre Investition ist der eigene Körper. Ihr Ziel ist ein gutes Leben. Im Wettlauf<br />
mit Maschinen, Technik und allem, was die eigene körperliche Arbeit ersetzt. Der Körper als<br />
Zugmaschine in die Träume.
Vita:<br />
Bürgerlicher Name: <strong>Elke</strong> <strong>Zauner</strong><br />
Künstlerinnenname: <strong>Elke</strong> Punkt Fleisch<br />
geb. 1980 in Grieskirchen<br />
2003-2011 Studium an der Kunstuniversität Linz / Plastische Konzeptionen<br />
2005 Gründung der Künstlerinnengruppe und Band Ganshaut mit<br />
Esther Finster und Therese Frühling<br />
seit 2006 Mitarbeiterin des Instituts für erweiterte Kunst / IFEK<br />
2009 Erasmus an der Kunstakademie Krakau / Bildhauerei und Malerei<br />
08 2009 Sommerakademie Salzburg, Klasse Judy Fox "Plastik - Modellieren"<br />
seit 2010 Mitglied des OÖ-Kunstvereins<br />
seit 2011 PhD-Studium an der Kunstuniversität Linz<br />
Ausstellungen (Auswahl)<br />
2012 "Exsultet", Treffpunkt Dominikanerhaus Steyr (EA)<br />
2011 Denk_bilder Junger Kunst, Galerie 4230 / Pregarten<br />
Up in the air, Galerie Oberösterreichischer Kunstverein / Linz<br />
2010 Mixed Media - Keramik plus, Keramikmuseum Westerwald / Deutschland<br />
European Ceramic Context 2010, Grönbechs Gaard / Dänemark<br />
heute und morgen, Galerie Freigasse / Villach<br />
2009 Semesterausstellung an der Kunstakademie Krakau / Polen<br />
Brauhaus, Architekturforum OÖ / Linz<br />
2008 Der Kulturstrick, Museum Zons / Deutschland<br />
St. Leopold-Friedenspreis, <strong>Stift</strong> <strong>Klosterneuburg</strong><br />
BestOff 08, Finanzgebäude Ost / Linz<br />
Der Designpfad glamourt in voller Pracht, Architekturzentrum Wien<br />
kopieren und einfügen, Kammerhofgalerie Gmunden<br />
2007 diffusion, Apothekerhaus / Linz<br />
Reigen, Zukunfts- und Kulturwerkstätte / Wien (EA)<br />
Von Krisenherden und Allzweckreinigerinnen, KHG / Linz (EA)<br />
2006 selberlinzer, Porzellanmuseum Selb / Deutschland<br />
Nominierungen, Preise und Stipendien<br />
2011 Exsultet 2012, Artist in Residence Projekt, initiiert vom Treffpunkt Dominikanerhaus Steyr<br />
Atelierstipendium des Landes OÖ im Egon Schiele Zentrum Krumau<br />
2010 Wettbewerb - Comenius - Preis für das AMS Österreich /<br />
2. Preis für den Entwurf einer Trophäe<br />
Mixed Media - Keramik Plus,Ê Förderpreis der Nassauischen Sparkasse /<br />
Belobigung für die Arbeit „Working Class Heroes“<br />
European Ceramik Context 2010, Insel Bornholm in Dänemark /<br />
Österreichische Teilnehmerin in der Kategorie „New Talent“<br />
2008 St. Leopold Friedenspreis für humanitäres Engagement in der Kunst, <strong>Stift</strong> <strong>Klosterneuburg</strong> /<br />
1. Preis für die Arbeit „Allzweckreinigerinnen“<br />
2007 Kunst mit Zukunft, Zukunfts- und Kulturwerkstätte Wien / Prämierung für die Arbeit „Reigen“
Werkauswahl:<br />
Gurkerl Flieger<br />
Keramik, Holz,<br />
Metall, Textil, Elektromotor<br />
Allzweckreinigerinnen<br />
Keramik,<br />
Putzutensilien<br />
Reigen<br />
Keramik<br />
Das Maß ist voll!<br />
Keramik, Tabletts, Wasser, Video<br />
Beauty Cases<br />
Kosmetikkoffer, Blumendeckerl,<br />
Einmachgläser, gefüllt mit<br />
Erbrochenem<br />
Fehlt das Brot im Haus, zieht<br />
der Friede aus<br />
bestickte Borten, bedruckte<br />
Geschirrtücher, genähte Camouflage<br />
- Kochschürzen,<br />
Einmachgläser, gefüllt mit Patronen<br />
Handgranaten aus Keramik