Ist Bildung wählbar? - Deutsches Studentenwerk
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profile _ Porträt<br />
➔ Gebühren von mindestens 10 000 Euro<br />
pro Jahr. Dafür widmen sich den gut<br />
160 Studierenden 15 Professoren, ein<br />
exzellentes Betreuungsverhältnis. Die<br />
Studiengänge zielen zwar offiziell darauf,<br />
Führungspersonal für Politik und<br />
Verwaltungen auszubilden. Tatsächlich<br />
aber kommen die meisten Absolventen<br />
bislang in Nichtregierungs-Organisationen<br />
unter, und die zahlen in der Regel<br />
keine Managergehälter. Hurrelmanns<br />
Seminare sollen den Studierenden nun<br />
auch den Weg in die internationale<br />
Gesundheits- und Wohlfahrtspflege öffnen,<br />
dies sind die neuen Felder, die der<br />
65-jährige Emeritus der Uni Bielefeld<br />
in Berlin beackert.<br />
Studierende an der staatlichen Massenuniversität<br />
oder an der selbsternannten<br />
privaten Elite-Uni – Hurrelmann<br />
sieht kaum einen Unterschied. Im<br />
Studium fast durchweg stark engagiert<br />
und motiviert, beim politischen Engagement<br />
jedoch zögerlich: Die Bereitschaft,<br />
in Parteien zu gehen, ist stark<br />
zurückgegangen, das zeigt auch die<br />
Shell-Jugendstudie, die Hurrelmann seit<br />
2002 leitet. Aber selbst bei Bewegungen<br />
wie Attac bröckelt es, sagt Hurrelmann,<br />
denn auch sie sind zu Institutionen<br />
geworden. Auch beim »<strong>Bildung</strong>sstreik«,<br />
den Schüler und Studierende für diesen<br />
Sommer planen, rechnet Hurrelmann<br />
nicht mit einer breiten Beteiligung. Er<br />
glaubt, dass es in zwei, drei Jahren, wenn<br />
die letzten geburtenstarken Jahrgänge<br />
und die doppelten Abiturjahrgänge<br />
an die Hochschulen drängen, zu einer<br />
großen Protestbewegung kommt. Denn<br />
die staatlichen Unis seien kaum darauf<br />
vorbereitet, den »Studentenberg« aufzunehmen.<br />
Bekannt geworden ist Hurrelmann<br />
als Schul- und Jugendforscher. Mit Studien<br />
wie »Abweichendes Verhalten in<br />
der Schule« von 1971 oder »Leistung<br />
und Versagen« von 1980 bis hin zu »Illegale<br />
Alltagsdrogen« (1999) etablierte er<br />
sich als Fachmann für das schwierige<br />
Kind. In der Shell-Jugendstudie weitet sich der<br />
Blick auf die ganze Bandbreite des Sozialverhaltens<br />
von Jugendlichen.<br />
Hurrelmanns Lebenslauf liest sich indes wie<br />
der eines akademischen Musterknaben: Studiert<br />
Zur perSon Klaus Hurrelmann<br />
hat er – nach dem Abitur in Bremerhaven<br />
– Soziologie, Psychologie und<br />
Erziehungswissenschaften in Münster<br />
und Freiburg. 1968, auf dem Höhepunkt<br />
der Studentenbewegung, macht er nach<br />
65, wurde in Gdingen (heute Gdynia/Polen) geboren und ist in Niedersachsen<br />
aufgewachsen. 1963 machte er Abitur in Bremerhaven, studierte Soziologie, Psychologie und<br />
Erziehungswissenschaften in Münster und Freiburg. 1965/66 ging Hurrelmann als Fulbright<br />
Student an die University of California, Berkeley, machte 1968 sein Soziologie-Diplom in<br />
Münster, 1971 den Doktor der Sozialwissenschaften. Habilitiert hat er sich 1975 an der<br />
Universität Bielefeld, wo er nach einer Station in Essen von 1980 bis 2009 Professor war. Seit<br />
dem 1. März 2009 lehrt Hurrelmann an der Hertie School of Governance in Berlin, als Professor<br />
für Public Health and Education. Zu den großen empirischen Studien, die er geleitet hat, gehört<br />
die Shell-Jugendstudie. Klaus Hurrelmann ist verheiratet und hat zwei Kinder.<br />
DSWJOURNAL 02/2009<br />
Fotos: Kay Herschelmann, Spiekermann-Klaas/Tagesspiegel (Autorin)