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Harpagophytum, die Wurzelknolle aus dem südlichen Afrika - Astral

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kaum andere Ver<strong>die</strong>nstmöglichkeiten<br />

bestehen. Zu Recht stellt sich <strong>die</strong> Frage<br />

der Nachhaltigkeit: Kann <strong>Harpagophytum</strong><br />

über Jahre hinweg von der lokalen<br />

Bevölkerung gesammelt werden, ohne<br />

<strong>die</strong> Wildbestände <strong>aus</strong>zubeuten? Ja, sagen<br />

Verfechter ökologisch zertifizierter<br />

Wildsammlungen, denn <strong>die</strong> Speicherwurzeln<br />

können, wenigstens theoretisch,<br />

ohne Beschädigung des Hauptwurzelstockes<br />

gesammelt werden, oder<br />

<strong>die</strong> Mutterpflanze wird nach <strong>dem</strong> Ernten<br />

der Speicherwurzeln an einem<br />

neuen Ort wieder eingepflanzt. Wie erfolgreich<br />

<strong>die</strong>se Verfahren wirklich sind<br />

und wie deren Einhaltung in der Praxis<br />

überprüft werden kann, ist Gegenstand<br />

von Diskussionen. Wenn nun aber auf<br />

<strong>die</strong> Kultivierung von <strong>Harpagophytum</strong><br />

gesetzt wird, kann <strong>die</strong> einheimische Bevölkerung<br />

in den Anbau mit einbezogen<br />

werden, ohne dass zu viele Sammler<br />

ihre Einkünfte verlieren?<br />

Wenn <strong>die</strong> Wurzeln <strong>aus</strong> Wildsammlungen<br />

noch nicht gleich versiegen, ist<br />

<strong>die</strong> Situation in der näheren Zukunft<br />

Arzneipflanze<br />

insofern vor<strong>aus</strong>sehbar, als <strong>die</strong> Droge<br />

vom Wildstandort wohl noch geraume<br />

Zeit wesentlich preiswerter erhältlich<br />

sein wird als Droge <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Anbau.<br />

Dies lässt <strong>die</strong> Befürchtung aufkommen,<br />

dass <strong>die</strong> Wildpopulationen der Teufelskralle<br />

auch während <strong>dem</strong> Übergang<br />

zum kommerziellen Anbau weiterhin<br />

oder sogar verstärkt unter Druck kommen.<br />

Dass lokale Wurzelsammler sofort<br />

reagieren, zeigte sich offenbar kurze<br />

Zeit nach der zusätzlichen Aufnahme<br />

von <strong>Harpagophytum</strong> zeyheri in <strong>die</strong> Europäische<br />

Pharmakopöe. Gerüchten<br />

zufolge (5) wurde <strong>die</strong>se zweite Teufelskrallenart<br />

darauf im Süden Angolas gesammelt<br />

und lastwagenweise zu den Exporthandelsstellen<br />

in Namibia und<br />

Südafrika gebracht.<br />

Wie gefährdet ist<br />

<strong>Harpagophytum</strong>?<br />

So dringend <strong>die</strong> Frage heute ist, sie<br />

kann nicht beantwortet werden. Zu wenig<br />

ist bekannt über Grösse, Ausdeh-<br />

Spendenaufruf zugunsten der Kitlanyang-Schule in Südafrika<br />

Mitten im Teufelskrallen-Gebiet liegt <strong>die</strong> staatliche Kitlanyang-Schule, <strong>die</strong> von Prof.<br />

Dieter J. von Willert, Institut für Ökologie der Pflanzen der Universität Münster, auf<br />

privater Basis unterstützt wird. Sie befindet sich in der südafrikanischen Kalahari,<br />

90 Kilometer südlich der Grenze zu Botswana und 140 Kilometer nördlich von Kuruman,<br />

der nächstgelegenen grösseren Stadt. Die schlecht <strong>aus</strong>gerüsteten staatlichen<br />

Schulen sind <strong>die</strong> Bildungsstätten der Armen. (Wohlhabende Leute schicken ihre Kinder<br />

in Privatschulen, <strong>die</strong> Geld kosten.) In der ländlichen Kitlanyang-Schule kommen<br />

<strong>die</strong> Kinder <strong>aus</strong> einem Umkreis von mehr als 100 Kilometern zusammen. In der<br />

Schule und im Wohnbereich hapert es überall. Es fehlen Schulkleider, Lehrmittel,<br />

Bücher, Sportgeräte. Es gibt kein Radio, kein Spielzeug. Erst dank Prof. von Willert,<br />

der sich seit einigen Jahren um <strong>die</strong> Schule kümmert, konnten <strong>die</strong> Schlafräume gestrichen,<br />

intakte Matratzen und Decken sowie einige Musikinstrumente angeschafft<br />

werden. Der Chor von Kitlanyang hatte <strong>die</strong>sen Frühling einen grossen Auftritt bei der<br />

Einweihung des von der Universität Münster initiierten und von der Bioforce AG unterstützten<br />

«Devil’s Claw Cultivation Project». Das Pilotprojekt will aufzeigen, dass<br />

eine Tswana-Familie vom Anbau der Teufelskralle leben kann. Gelingt <strong>die</strong>s, wird an<br />

der Kitlanyang-Schule der Teufelskrallen-Anbau gelehrt und verbreitet werden. Professor<br />

Dieter von Willert sieht es so: «Die Teufelskralle ist eine Pflanze der Kalahari;<br />

von ihr sollen in erster Linie <strong>die</strong> profitieren, denen sie gehört.» Geldspenden helfen<br />

den Kindern direkt im Schulalltag und auf ihrem Lebensweg. Ihre Chance für ein besseres<br />

Leben heisst Bildung!<br />

Konto-Nummer:<br />

Postcheckkonto 90-110342-8<br />

«Unterstützung Kitlanyang-Schule»<br />

Sämtliche Spenden kommen vollumfänglich den Kindern der Kitlanyang-Schule zugute.<br />

Weitere Informationen direkt beim Projektleiter: willert@uni-muenster.de<br />

Mit <strong>die</strong>sem eher ungewöhnlichen Spendenaufruf möchte <strong>die</strong> «phytotherapie» einen<br />

Beitrag zur Unterstützung der Bevölkerung im Teufelskrallen-Gebiet leisten.<br />

Die Redaktion<br />

nung, Alter und Vitalität der natürlichen<br />

Populationen. Die Exportzahlen<br />

sind freilich alarmierend: Das Haupt<strong>aus</strong>fuhrland<br />

Namibia hat in den Neunzigerjahren<br />

jedes Jahr um 500 Tonnen<br />

getrocknete Teufelskrallen-Wurzeln <strong>aus</strong>geführt,<br />

im Jahr 2002 stieg der Export<br />

auf geschätzte 1038 Tonnen, was 30 bis<br />

50 Millionen Pflanzen entsprechen<br />

dürfte (D.J. von Willert, persönliche<br />

Mitteilung). Auch bei sorgfältiger<br />

Ernte und Rückpflanzung der Mutterknolle<br />

beziffert <strong>die</strong> Arbeitsgruppe von<br />

Prof. von Willert in Münster, führend in<br />

der Entwicklung des <strong>Harpagophytum</strong>-<br />

Anb<strong>aus</strong>, <strong>die</strong> Zahl der pro Jahr unwiederbringlich<br />

zerstörten Pflanzen auf<br />

mindestens drei Millionen Stück. Es ist<br />

zu befürchten, dass <strong>die</strong> Schätzung eher<br />

tief ist. Export- und Importzahlen sind<br />

zu<strong>dem</strong> mit äusserster Vorsicht zu interpretieren,<br />

denn sie werden von den Firmen<br />

selbst oder gar nicht deklariert.<br />

Der Handel mit Teufelskrallen-Wurzeln<br />

ist intransparent, und alle Zahlen<br />

beruhen auf Schätzungen. Aus der<br />

Schweiz zum Beispiel standen 2003<br />

keine Angaben zur Verfügung (5).<br />

Schon lange waren sich Umweltexperten,<br />

insbesondere <strong>aus</strong> Deutschland, der<br />

Gefährdung <strong>die</strong>ser Art bewusst und versuchten<br />

im Jahr 2000, <strong>Harpagophytum</strong><br />

procumbens in den Anhang II des<br />

Washingtoner Artenschutzabkommens<br />

(CITES, Convention on the International<br />

Trade of Endangered Species) aufzunehmen.<br />

Die Erzeugerländer konnten<br />

<strong>die</strong>s mit wirtschaftlichen Argumenten<br />

verhindern.<br />

Die Teufelskralle im<br />

erfolgreichen Anbau<br />

Anbauideen wurden früh wach, indessen<br />

musste zuerst das Grundlagenwissen<br />

über den Lebenszyklus und <strong>die</strong><br />

Physiologie der Pflanze, aber auch über<br />

<strong>die</strong> geeigneten Bodenverhältnisse erarbeitet<br />

werden. Die Anzucht der Teufelskralle<br />

<strong>aus</strong> Samen erwies sich anfänglich<br />

als <strong>aus</strong>gesprochen schwierig.<br />

Erfolge <strong>aus</strong> <strong>dem</strong> Anbau liegen nun seit<br />

einigen Jahren vor und erlauben seit<br />

2003 erste kommerzielle Ernten. Wenngleich<br />

<strong>die</strong> weitere Entwicklung und<br />

der Ausbau der Teufelskrallenkulturen<br />

noch einige Jahre in Anspruch nehmen<br />

werden, sind <strong>die</strong> Resultate verheissungsvoll.<br />

Mit geschickt in Streifen angelegten<br />

und vegetationsfrei gehaltenen Feldern<br />

(Bildtafel: Abbildungen 1 und 3) werden<br />

nicht nur <strong>die</strong> Bodenerosion durch Wind<br />

verhindert und eine stete Kontrolle der<br />

Pflanzen ermöglicht, sondern im Ver-<br />

phytotherapie Nr. 3 • 2004 23

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