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Katalog 188 - Stuttgarter Antiquariat

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<strong>Katalog</strong> <strong>188</strong>


Herbst 2008<br />

<strong>Katalog</strong> <strong>188</strong><br />

Wertvolle Bücher<br />

des 15. - 17. Jahrhunderts<br />

<strong>Stuttgarter</strong> <strong>Antiquariat</strong>


<strong>Stuttgarter</strong> <strong>Antiquariat</strong><br />

Götz Kocher-Benzing<br />

Rathenaustrasse 21<br />

D-70191 Stuttgart<br />

Telefon +49-711-256 84 02 – Fax +49-711-257 61 74<br />

e-mail: goetz.kocher.benzing@t-online.de<br />

http://www.stuttgarter-antiquariat.de<br />

USt-Id Nr.: DE 238 190 522<br />

Die Abbildung auf dem Umschlag ist aus Nr. 27<br />

Geschäftsbedingungen<br />

Alle Bestellungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs erledigt. Die Preise sind in EURO<br />

angesetzt. Der Versand erfolgt zu Lasten und Risiko des Bestellers, an uns nicht bekannte Besteller<br />

gegen Vorausrechnung. Die Rechnungen sind ohne Skontoabzug nach Erhalt zahlbar. Die Waren<br />

bleiben bis zur vollständigen Bezahlung unser Eigentum. Dem Besteller steht ein Wiederrufsrecht<br />

nach § 361a BGB zu, das bei Lieferungen von Waren nicht vor dem Tag ihres Eingangs beim<br />

Empfänger beginnt. Der Widerruf muß keine Begründung enthalten und schriftlich, auf einem<br />

dauerhaften Datenträger oder durch Rücksendung der Ware innerhalb von zwei Wochen erfolgen,<br />

zur Fristwahrung dient die rechtzeitige Absendung.<br />

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The items offered in this catalogue are subject to prior sale. All prices are net in EURO; shipping,<br />

handling and insurance charges are extra. New customers are asked to send payment with order or to<br />

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otherwise.


Nr. 1<br />

1 [Aesop]. Fabvlarvm Qvae hoc libro continentur, interpretes<br />

atq[ue] authores. Sunt hi Guilielmus Goudanus, Hadrianus<br />

Barlandus, Erasmus Roterodamus, Aulus Gellius, Angelus<br />

Politianus, Petrus Crinitus, Ioannes Antonius Campanus, Plinius<br />

Secundus Nouocome(n)sis. Aesopi Vita ex Max. Planude excerpta.<br />

Strassburg, Matthias Schürer, Dezember 1515. 4to. 36 Bll., das<br />

letzte weiß. Mit Holzschnitt-Titelbordüre und zahlreichen<br />

Initialen. Pappband. € 3.200,-<br />

Frühe Strassburger Ausgabe der Fabeln des Aesop in der Fassung des<br />

Löwener Philologen Adrianus Cornelius Barlandus mit einer Vorrede des<br />

Maarten van Dorp. Die Fassung erschien zuerst 1512 in Löwen und wurde<br />

häufig nachgedruckt; allein Schürer druckte bis 1519 ca. sechs Ausgaben, von<br />

denen die vorliegende die erste ist. Sie enthält neben der „Vita Aesopi“ des<br />

Maximus Planudes die übliche Zusammenstellung der Fabeln in lateinischen<br />

Übersetzungen einer Reihe von Humanisten, darunter Politiano, Erasmus,<br />

Gerbel, Valla, Poliziano etc. Die schöne Titelbordüre, ab 1515 von Schürer<br />

[ 3 ]


Nr. 2<br />

öfter verwendet, zeigt zwei Narren auf Säulen und ist wohl eine Strassburger<br />

Kopie nach Bordüren von Urs Graf und Dürer (vgl. Hieronymus). - Der Text<br />

einer Fabel auf Blatt B8 überkritzelt, kleinere Feuchtigkeitsspuren im weissen<br />

Unterrand, letztes weißes Blatt mit einzelnen Wurmspuren, sonst breitrandiges<br />

und gutes Exemplar.<br />

VD 16, A-449; Index Aureliensis 100.983; Ritter Rep. 93; Muller, Schürer 164;<br />

Vander Haeghen/Erasmiana II, 3; Hieronymus, Oberrheinische Buchillustration<br />

172 & Abb. 313.<br />

2 Aesop. AEsopi Phrygis et aliorum Fabulae. Quorum nomina<br />

sequens pagella indicabit. Elegantissimis iconibus in gratiam<br />

studiosae iuuentutis illustratae. Plurisq; auctae, & diligentius quam<br />

ante hac emendatae. Treviso, Hieronymus Righett 1647. 12mo.<br />

282 Ss., 5 Bll. Index. Mit Druckermarke und 130 teilweise wiederholten<br />

Holzschnitten im Text. Späterer Halbleinenband mit<br />

Rückenschild (etwas angestaubt). € 850,-<br />

Sehr seltene illustrierte Taschenausgabe der Fabeln des Aesop, wir konnten<br />

nur ein weiteres Exemplar dieser Ausgabe in der Biblioteca dell‘Accademia<br />

Nazionale dei Lincei in Rom nachweisen. - Zwei Exlibris auf den vorderen<br />

Vorsätzen, Titel etwas angestaubt und mit verblasstem Besitzeintrag, letztes<br />

Blatt mit längerer alter Eintragung, eine Lage mit kleiner Wurmspur im oberen<br />

weißen Rand, sonst gutes, nur minimal gebräuntes Exemplar.<br />

[ 4 ]


Nr. 4<br />

3 Althamer, Andreas. Scholia in Cornelium Tacitum Rom.<br />

historicum, De Situ, moribus, popuisque Germaniae, [cum<br />

textu] … Cum Indice, totius libri summam complectente.<br />

Nürnberg, Friedrich Peypus für Leonhard von Aich 1529. 4to.<br />

4 Bll.nnum., 59 Bll.num., 9 Bll.nnum., das letzte weiss. Mit<br />

vierteiliger Holzschnitt-Titelbordüre von Erhard Schön, mehreren<br />

Initialen und Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. Moderner<br />

Lederband. € 1.400,-<br />

Seltene erste Ausgabe von Althamers Tacituskommentar „der bemerkenswerteste<br />

Tacituskommentar des deutschen Humanismus“ (Benzing zur Ausgabe<br />

von 1536). Der aus Brenz im Kreis Heidenheim stammende Humanist und<br />

Reformator studierte in Augsburg, Leipzig und Tübingen und beschäftigte<br />

sich schon früh mit deutscher Geschichte; der Text entstand während<br />

seiner Zeit als Stadtpfarrer in Ansbach, nachdem er das Vorhaben mehrfach<br />

aufgeschoben hatte. Auf dem Titel ist ein 10-zeiliges Gedicht des Eobanus<br />

Hessus abgedruckt, darauf folgt die umfangreiche Vorrede Althamers an<br />

den Markgrafen Georg von Brandenburg. Die Titeleinfassung von Erhard<br />

Schön mit dem Wappen des Druckers ist bei Luther Tafel 113 abgebildet.<br />

- Titelbordüre rechts minimal angeschnitten (1 mm), vereinzelt mit<br />

Unterstreichungen und Marginalien, sonst sauber.<br />

Index Aureliensis 103.925; Kolde, Althamer Nr. 10; Benzing, Humanismus in<br />

Nürnberg Nr. 15; Schweiger II, 1010 & 1030.<br />

[ 5 ]


4 Ammonius, Joachim. Isagogae arithmetices collecta et edita per<br />

Joachimum Ammonium Nissensem. Cum praefatione Philippi<br />

Melan[chthonis]. Wittenberg, Georg Rhau 1544. 8vo. 16 Bll.<br />

nnum. Mit Titelholzschnitt und einem schematischen Holzschnitt.<br />

Moderner Halbpergamentband. € 3.000,-<br />

Seltene erste Ausgabe dieses Rechenbuchs für den Gebrauch an Lateinschulen,<br />

eine zweite Ausgabe erschien 1550. Über den Verfasser, den Rechenmeister<br />

Joachim Ammon aus Neisse, ist nichts bekannt; seine Schrift behandelt neben<br />

den vier Grundrechenarten auch die Wurzel- und Kubikrechnung. Der<br />

Anhang erklärt das Rechnen auf Linien für den Gebrauch durch Händler<br />

und Kaufleute, illustriert durch einen Holzschnitt. Der Titelholzschnitt<br />

zeigt Lehrer und Schüler beim Rechnen mit einem Rechenbrett. Vor dem<br />

Hintergrund, daß die meisten Schüler damals wenig oder gar keine mathematischen<br />

Kenntnisse an die Universität mitbrachten, empfiehlt Melanchthon in<br />

seinem Vorwort (datiert 17. April 1544) den Schülern die Arithmetik als eine<br />

nützliche und notwendige Wissenschaft. - Eine zeitgenössische Marginalie,<br />

ein Blatt mit restauriertem Einriss im weißen Unterrand, sonst schönes sauberes<br />

Exemplar.<br />

VD 16, A-2312; Index Aureliensis 104.878; Smith, Rara Arithmetica p.429;<br />

nicht bei Adams, BMSTC und Hartfelder.<br />

5 [Annius von Viterbo d.i. Giovanni Nanni]. Auctores<br />

vetustissimi, nuper in lucem editi. Myrsil(us) Lesbi(us) Historic(us)<br />

de origi(n)e italie & Turreno(rum) … Venedig, Bernardinus<br />

de Vitalibus 1498. 4to. 36 Bll.nnum. 29 lin. Type: 3:111R. Mit<br />

zahlreichen Pflanzen und Vögel darstellenden Holzschnitt-Initialen.<br />

Pergamentband (Rücken mit leichten Wurmspuren). € 6.500,-<br />

Zweite von nur zwei Ausgaben des 15. Jahrhunderts; die erste, die auch den<br />

umfangreichen Kommentar Nannis enthielt, war im gleichen Jahr in Rom<br />

bei Silber erschienen. Der Text ist die bekannteste literarische Fälschung des<br />

Humanismus. Der Autor, der 1432 in Viterbo geborene Dominikanermönch<br />

Nanni, wurde 1499 unter Papst Alexander VI “Magister Sacri Palatii”<br />

und war für die Prüfung, Berichtigung und Billigung aller römischen<br />

Druckerzeugnisse zuständig. Im Jahre 1502 soll er angeblich wegen zu rückhaltloser<br />

Aufklärung der Schandtaten Cesare Borgias vergiftet worden sein.<br />

Nanni behauptete, daß es sich bei dem Text um neu aufgefundene Fragmente<br />

von Texten antiker Autoren handele. Ob Nanni sie alle selbst verfasst hat,<br />

oder ob er nur der unwissende Herausgeber dieser Fälschungen war, ist nach<br />

wie vor nicht sicher; die Echtheit war allerdings bis ins 19. Jh. Gegenstand<br />

des Streites zwischen den Gelehrten. “Von allen entdeckten oder unentdeckten<br />

Fälschungen in der italienischen literarischen Welt sind diejenigen<br />

die berühmtesten … Es steht fest, daß Annius mehr zur Verwirrung in der<br />

Literatur beigetragen hat, als irgendein Mann seiner eigenen oder einer anderen<br />

Generation” (J.A. Farrer, Literarische Fälschungen S. 50-60 ausführlich).<br />

Die schönen Initialen des Drucks stammen aus dem Arabesken-Alphabet des<br />

[ 6 ]


Nr. 6<br />

Bernardinus de Vitalibus. Butsch (Die Bücherornamentik der Renaissance)<br />

bezeichnet sie als ganz vom Geiste Giovanni Bellinis durchdrungen (S. 6 &<br />

7 und Abbildung Tafel 6). Von insgesamt 19 sind 13 hier verwendet worden.<br />

- Nur leicht fleckiges, gutes Exemplar.<br />

HC 12527; GW 2016; BMC V, 548; Goff A-749.<br />

6 Anthologia [Graece]. Florilegium diversorum epigrammatum<br />

veterum (Herausgegeben von Henri Estienne). [Genf], Henri<br />

Estienne 1566. 4to. 2 Bll.nnum., 539 (i.e. 545), 35 Ss. Mit Holzschnitt-<br />

Druckermarke (Schreiber 10) auf dem Titel. Schweinslederband<br />

der Zeit mit Platten- und Rollenstempel-Blindpressung (ohne<br />

die Schliessbänder, Kapitale hinterlegt, Vorsätze im Falz verstärkt,<br />

leichte Gebrauchsspuren). € 4.200,-<br />

Erste von Henri Estienne bearbeitete und herausgegebene Ausgabe der<br />

„Anthologia Planudea“ einer im 13. Jahrhundert von Maximus Planudes<br />

verfassten erweiterten Fassung der „Anthologia Palatina“, die der byzantinische<br />

Gelehrte Constantin Kephalas im 10. Jahrhundert zusammengetragen<br />

hatte. Sie enthält kurze Gedichte und Epigramme vom 7. Jh. v. Chr. bis<br />

zum 10. Jh. n.Chr. „one of the great books of European literature, a garden<br />

containing the flowers and weeds of 1500 years of Greek poetry, …“<br />

(Oxford Classical Dictionary, p. 102). Henri Estiennes Text, der als große<br />

[ 7 ]


Weiterentwicklung gesehen wurde, enthält ein System zur Kennzeichnung<br />

verschiedener Gruppen griechischer Substantive, deren Bedeutung für den<br />

normalen Benutzer nicht zu erkennen waren, darunter Personen, Tiere<br />

und geographische Namen. In seiner Vorrede erwähnt Estienne, daß er das<br />

Werk neu herausgegeben habe um das Interesse junger Leser zu wecken; im<br />

seinen „Annotationes“ am Schluß des Bandes gibt er als praktisches Beispiel<br />

zu einem Distichon aus einem Epigramm von Agathias fünfzig verschiedene<br />

lateinische Übersetzungen. Vier Jahre später druckte Estienne eine<br />

Auswahl der Sammlung. Der Einband stammt vermutlich aus Mittel- oder<br />

Süddeutschland, er zeigt u.a. eine maureske Ornamentplatte. - Exemplar des<br />

Reverend Gilbert Barrington, Vicar von Chudligh (Chudleigh) bei Exeter,<br />

mit dessen Besitzeinträgen aus dem frühen 19.Jh. auf Vorsatz und Titel,<br />

sowie seinen zahlreichen Anmerkungen im Text, Vorsatz mit Blindstempel<br />

und Händleretikett von S. Drayton & Sons, Exeter, untere weisse Ecke der<br />

ersten Blätter etwas ausgefranst, sonst schönes und breitrandiges Exemplar im<br />

ursprünglichen Einband.<br />

Renouard 126; Schreiber, Estienne 159; Hoffmann I, 169 „Correcte u. seltene<br />

Ausg.“; Bibliotheca Palatina F 4.4.<br />

7 Aristoteles. Stagiritae Peripateticorvm principis Ethicorum<br />

ad Nicomachum libri decem, Ioanne Argyropylo Byzantino<br />

interprete, ad graecum exemplar diligentissimè recogniti, cum<br />

Donati Acciaioli Florentini viri doctissimi commentariis. Lyon,<br />

Barthélemy Vincent 1592. 8vo. 12 Bll., 919 Ss. Mit Druckermarke<br />

auf Titel, einigen schematischen Holzschnitten und zahlreichen<br />

Initialen. Pergamentband der Zeit mit Rückentitel (etwas fleckig,<br />

Vordergelenk gerissen). € 950,-<br />

Spätere Ausgabe der Nicomachischen Ethik in der Übersetzung des Johannes<br />

Argyropulos (um 1415-1487), kommentiert von dessen Schüler Donato<br />

Acciaioli. - Exemplar des schwedischen Naturwissenschaftlers Carl Peter<br />

Thunberg (1743-1828), einem Schüler Linnés, mit dessen Besitzeintrag auf vorderem<br />

Vorsatz, datiert „Uppsala 1827“. Weitere Besitzeinträge auf Vorsatz und<br />

Titel, mit zahlreichen zeitgenössischen Marginalien und Unterstreichungen,<br />

fast fleckenloses, schönes Exemplar.<br />

Index Aureliensis 108.719; diese Ausgabe nicht bei Hoffmann.<br />

8 Aulaeus, Christophorus. Epicedium in funestam mortem<br />

Sereniss: foelicis memoriae D. nostraae D. Annae Roma. Hungariae:<br />

Bohoemiae etc. Reginae … Augsburg, Philipp Ulhart 1547. 4to. 4<br />

Bll.nnum. Ohne Einband. € 950,-<br />

Seltene erste Ausgabe des Trauergedichts auf Königin Anna Jagiello von<br />

Böhmen und Ungarn (23. Juli 1503 in Buda - 27. Januar 1547 in Prag), Tochter<br />

von König Wladyslaw II, die berühmt für ihre Klugheit und Religiosität war.<br />

[ 8 ]


Sie wurde am 26. Mai 1521 in Linz mit Erzherzog Ferdinand verheiratet, der<br />

1526 König von Böhmen und Ungarn wurde, und starb 1547 bei der Geburt<br />

ihres 15. Kindes. Über den Autor Christophorus Aulaeus sind die Nachrichten<br />

sehr spärlich, bekannt ist nur, daß er um 1549-1550 an der Universität Erfurt<br />

Vorlesungen über Poetik hielt und 1548 zum Dichter gekrönt wurde. Seine<br />

wenigen Veröffentlichungen, alle zwischen ca. 1546 und 1551 erschienen,<br />

bestehen überwiegend aus Trauergedichten (vgl. Entner, Heinz. Bonifacius<br />

Helphrichtius und Christophorus Aulaeus - Humanistische Poetik an der<br />

Erfurter Universität um die Mitte des 16. Jahrhunderts in: Beiträge zur<br />

Geschichte der Universität Erfurt, Heft 15, 1970, S. 59 ff.). - Leicht gebräunt,<br />

sonst sauber und breitrandig.<br />

VD 16, A-4328; Index Aureliensis 110.725; Németh, Hungarica H 65.<br />

9 Aulus Gellius. Nocticvm Atticarvm libri vndeviginti [Hrsg. v.<br />

Johannes Babtista Egnatius]. Venedig, Aldus Manutius & Andreas<br />

Socer, September 1515. 8vo. 32 Bll. Index, das letzte weiß, 289<br />

Bll.,num., 51 Bll. Mit Druckermarke (Aldus-Anker) auf dem Titel<br />

und am Schluß. Blindgepresster Kalblederband der Zeit (Rücken<br />

und Vorsätze erneuert, ohne die Schliessbänder). € 2.200,-<br />

Erste von Johannes Babtista Egnatius edierte Ausgabe, korrigierte Fassung<br />

mit „duernionem“ auf dem letzten Blatt. Die „Attischen Nächte“, eine im 2.<br />

Jahrhundert verfasste Zusammenstellung aus älteren griechischen und lateinischen<br />

Quellen, enthält eine Fülle literarischer Fragmente meist grammatischen,<br />

juristischen und philiosophischen Inhalts. Der Herausgeber Egnatius<br />

(d.i. Giambatista Cipelli 1478-1553) gehörte schon früh dem literarischen<br />

Zirkel um Aldus an, wurde bereits 1508 von Erasmus zur Mitarbeit an seiner<br />

Adagia-Ausgabe aufgefordert und war nach Aldus‘ Tod im Januar 1515 dessen<br />

Testamentsvollstrecker. Er fügte der Ausgabe zwei Indices und eine Erklärung<br />

der griechischen Textstellen hinzu und widmete sie seinem Freund Antonio<br />

Marsilio (Zu den Satzvarianten vgl. ausführlich: Fletcher, The Aulus Gellius<br />

of 1515 in: New Aldine Studies S. 126-127). - Exlibris der Fürst Clary‘schen<br />

Bibliothek in Teplitz, Name auf Titel, einzelne Unterstreichungen und<br />

Anmerkungen, letztes Blatt mit restauriertem Wurmloch, sonst kaum fleckig<br />

und gut erhalten.<br />

Adams 344; Renouard 73,9; Schweiger I, 376.<br />

10 Baptista Mantuanus (d.i. Battista Spagnuoli). Bucolica seu<br />

adolescentia in dece(m) aeglogas diuisa. Ab Iodoco Badio Ascensio<br />

familiariter exposita. [Hrsg. von Jacob Wimpheling]. Tübingen,<br />

Thomas Anshelm, September 1511. 4to. 4 Bll., 71 Bll.num., 15<br />

Bll. Mit Holzschnitt-Druckermarke am Schluss. Holzdeckelband<br />

der Zeit, zur Hälfte mit blindgeprägtem Schweinsleder bezogen<br />

und mit zwei Schliessen (etwas berieben). € 1.950,-<br />

[ 9 ]


Erste Tübinger Ausgabe mit dem populären Kommentar des Badius Ascensius‘,<br />

herausgegeben von Wimpheling. „Seine [Baptista Mantuanus‘] Eklogen, deren<br />

Kern 1485 während seines Studiums in Padua entstand, haben die gesamte<br />

idyllische Dichtung des 16. Jahrhunderts entscheidend beeinflusst und auf<br />

deren Gestaltung weit mehr als Dante, Petrarca und Boccaccio eingewirkt“<br />

(H. Ellinger, Geschichte der neulateinischen Literatur Deutschlands I, 103 ff.).<br />

Die Anshelmschen Ausgaben (1513, 1515 und 1517) zeigen in der veränderten<br />

Anordnung und im erweiterten Index Spuren einer bearbeitenden Hand (wohl<br />

Wimphelings). Neben Wimphelings Vorrede sind u.a. Beiträge von Thomas<br />

Wolf sowie ein Gedicht in zehn Strophen von Hermann von dem Busche (vgl.<br />

Liessem X) enthalten. - Weisse untere Ecke der ersten 4 Bl. ergänzt, Bl. 4 mit<br />

Tintenfleck., Titel mit alten Eintragungen, einige zeitgenössische Marginalien<br />

und längere zehnzeilige Eintragung auf dem vorderen Vorsatz, am Ende ca.<br />

weisse 40 Bll. eingebunden, wohl um ein anderes Buch, das entnommen worden<br />

war, zu ersetzen.<br />

VD 16, S-7183; Ind.Aur. 112.585; Steiff 23; Vgl. Brüggemann-Brunken 35.<br />

11 Besson, Jacques. Theatrvm instrvmentorvm et machinarvm.<br />

[Hrsg. von Giulio Paschali]. Lyon, Barthélemy Vincent 1582.<br />

Folio. 64 Bll.nnum. Mit Holzschnitt-Titelbordüre, 60 ganzseitigen<br />

Radierungen und zahlreichen Holzschnitt-Initialen. Brauner<br />

Maroquinband signiert “Riviere & Son” mit goldgeprägtem<br />

Rückentitel, Steh-, Innenkantenfileten und Goldschnitt (etwas<br />

berieben bzw. bestossen, Gelenke restauriert). € 6.200,-<br />

Frühe Ausgabe des prachtvoll illustrierten Werkes über das Ingenieurwesen<br />

der Renaissance. Die Kupfertafeln zeigen u.a. Musikinstrumente, Pumpen,<br />

Bewässerungssysteme, Brückenbau, Schiffbau sowie Sägewerke, Mühlen<br />

und Einrichtungen zur Feuerbekämpfung. Besson war Erfinder, königlicher<br />

Ingenieur und Professor für Mathematik in Orleans, wo vermutlich auch<br />

die erste undatierte Ausgabe des Buches (1569?) erschien. Allein bei Vincent<br />

erschienen in den folgenden Jahren mindestens sechs Ausgaben in Lateinisch,<br />

Französisch und Italienisch. Die vorliegende Ausgabe erschien gleichzeitig<br />

mit der vom Herausgeber Paschali übersetzten ersten italienischen Fassung.<br />

Die Illustrationen stammen alle bis auf vier (17, 35, 39 und 51) von dem<br />

französischen Hofarchitekten Androuet du Cerceau, die restlichen wurden<br />

bereits für die Ausgabe 1578 durch Arbeiten von René Boyvin ersetzt. - Die<br />

Tafeln teils etwas flau, wie meist, kleine Wurmspur im oberen weissen Rand<br />

am Schluß, sonst kaum fleckig.<br />

Brunet I, 830; Baudrier Ind. Aur. 118.196; Adams B-839; Mortimer 56 Anm.<br />

12 Biblia Latina. Biblia Sacra. Quid, in hac editione, à Theologis<br />

Louaniensibus, praestitum sit, paulo post indicatur. Antwerpen,<br />

Christophorus Plantin, 1574. 8vo. 8 Bll.nnum., 766 Ss., 1 Bl., 185<br />

(7) Ss., 31 (1) Ss. Mit Titelbordüre, Druckermarke und zahlreichen<br />

[ 10 ]


Nr. 11<br />

Initialen. Blindgepresster Schweinslederband der Zeit mit einer<br />

(von zwei) Schließen (etwas fleckig bzw. berieben). € 850,-<br />

Revidierte Fassung der Löwener Bibel von 1547, neu bearbeitet durch<br />

die Löwener Theologen Franciscus Lucas Brugensis, Johannes Molanus,<br />

Augustinus Hunnaeus, Cornelius Goudanus und Johannes Harlemius. -<br />

Titel mit zeitgenössischem Besitzvermerk und Stempel, vereinzelt mit<br />

Unterstreichungen, zwei Blätter mit kleineren Eckabrissen im weißen Rand,<br />

durchgehend etwas gebräunt und teils etwas fleckig.<br />

Adams B-1085; Darlow Moule 6161; Belgica Typographica 451.<br />

13 Canini, Angelo [und Andere]. De locis S. Scripturae<br />

Hebraicis Angeli Caninii commentarius, et Antonii Nebrissensis<br />

Quinquagena. Nunc primum simul emendatius edita. Accessit<br />

Gasparis Varrerii Lusitani De Ophira Regione in Sacris litteris<br />

Disputatio. Antwerpen, Johannes Bellerus 1600. 8vo. 4 Bll., 197 (3)<br />

Ss., 7 Bll., 200-250 Ss., 3 Bll. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf<br />

Titel. Pergamentband der Zeit mit handschriftlichem Rückentitel<br />

(oberes Kapital und eine Ecke mit kleiner Fehlstelle, ohne die<br />

Schließbänder). € 3.500,-<br />

Seltene erste Ausgabe dieser Schriftensammlung, die als letzten und wichtigsten<br />

Teil ein frühes Americanum enthält. In seiner Schrift „De Ophira<br />

[ 11 ]


Nr. 13 Nr. 14<br />

Regione“ widerlegt der Portugiesische Geograph Caspar Varrerius (Gaspar<br />

Barreiros †1574), die damals vorherrschende Meinung, daß Amerika das<br />

Ophir des Königs Salomon und identisch mit Peru wäre. Er vertritt vielmehr<br />

die Ansicht, es läge in Indien. Angehängt ist eine kurze Abhandlung<br />

von Abraham Ortelius zum selben Thema. Der Text erschien zuerst in<br />

Coimbra bei Alvares 1561 und wurde in verschiedenen Zusammenstellungen<br />

vor allem im 17. Jahrhhundert häufig gedruckt. Die vorliegende Ausgabe<br />

dürfte die zweite sein; kurz darauf erschien die Sammlung in Löwen bei<br />

Rivius. Die beiden ersten Teile der Sammlung, die Schriften der Philologen<br />

Angelo Canini (1521-1557) und Antonio de Nebrija (1444-1522) behandeln<br />

die hebräischen Ortsnamen im neuen Testament. Die Druckermarke ist bei<br />

Vanderweghe/op de Beeck S. 5 & 90 verzeichnet und abgebildet. - Längere<br />

Eintragung auf vorderem Vorsatz, kaum fleckig und gut erhalten.<br />

Belgica Typographica I, 547; Index Aureliensis 131.042; Sabin 3596; Adams<br />

C 507.<br />

14 Capito, Wolfgang Fabritius. Institutionum Hebraicarum libri<br />

duo. Straßburg, Wolfgang Köpfel, 1. April 1525. 8vo. 8 Bll.nnum.,<br />

100 Bll., 4 Bll.nnum. Mit Holzschnitt-Titelbordüre (datiert 1523),<br />

[ 12 ]


einigen Initialen und Druckermarke am Schluß. Blindgeprägter<br />

Kalblederband der Zeit (Rücken und Vorsätze erneuert, Ecken<br />

restauriert, ohne die Schliessbänder). € 2.200,-<br />

Äusserst seltene zweite Ausgabe von Capitos Lehrbuch der hebräischen<br />

Sprache. Der aus Hagenau stammende Capito (1481-1541) war, nach<br />

Studien in Ingolstadt und Freiburg, ab 1515 in Basel Münsterprediger und<br />

Theologieprofessor und stand als hervorragender Hebraist und Schüler<br />

Pellicans Erasmus bei dessen einschlägigen Veröffentlichungen bei. Bereits<br />

1516 hatte er als Anhang an einen Hebräischen Psalter eine kurze, lateinisch<br />

abgefasste, Einführung in die hebräische Sprache veröffentlicht, 1518<br />

erschien dann die erste Ausgabe seines hebräischen Lehrbuchs in Basel bei<br />

Froben. Nachdem Capito 1523 nach Straßburg kam, überarbeitete und<br />

kürzte er den Text für die vorliegende zweite Ausgabe in kleinerem Format<br />

und widmete sie dem Kanzler des Reichsregiments Ulrich Varnbühler in<br />

einer 13-seitigen Vorrede. Beigefügt sind vier Gedichte von Gregor Casel,<br />

Johannes Herwagen, Johannes Giger und Johannes Lonicer. - Titel mit<br />

ligiertem Besitzeintrag (leichter Papierdurchbruch) im weißen Unterrand,<br />

sowie kleineren Papierrestaurationen im weißen Rand, vereinzelt unten mit<br />

leichten Feuchtigkeitsspuren, sonst kaum fleckiges und gutes Exemplar im<br />

ursprünglichen Einband.<br />

VD 16, C-824; Index Aureliensis 131.644; Buisson, Ouvrages Pédagogiques<br />

du XVIe siècle 121; Ritter, Rep. 437; Prijs 8 Anm.<br />

15 Cellius, Erhard. Imagines Professorum Tubingensium, senatorii<br />

praecipue ordinis: qui hoc altero Academiae Seculo, Anno 1577.<br />

inchoato, in ea & hodie, Anno (1596) viuunt, ac florent: & interea<br />

mortui sunt … Zwei Teile in einem Band. Tübingen, im<br />

Selbstverlag des Verfassers 1596 (recte 1598). 4to. 68 Bll. Mit<br />

37 großen Portrait-Holzschnitten, zwei Titeleinfassungen und<br />

mehreren Initialen. Pergamentband der Zeit mit Blindpressung<br />

(ohne die Schliessbänder, etwas fleckig bzw. berieben). € 7.500,-<br />

Erste und einzige Ausgabe des berühmten Portrait-Werks über die Anfangszeit<br />

der Universität Tübingen und ihre Professoren. Cellius (1546-1606), seit 1582<br />

(als Nachfolger Frischlins) Professor für Geschichte und Poetik in Tübingen,<br />

erwarb 1596 aus der Erbmasse des Strassburger Theologen Elias Schade eine<br />

Druckerei, stellte einen Drucker ein, und begann in seinem Haus in der<br />

Langen Gasse 2 unverzüglich mit dem Druck von Schriften aus dem Umfeld<br />

der Universität, woraus später u.a. der Verlag Cotta und die noch heute bestehende<br />

Osiandersche Buchhandlung hervorgingen. Als Höhepunkt seiner<br />

Produktion erschien die vorliegende Sammlung von Holzschnitt-Bildnissen,<br />

zu denen Cellius selbst gedichtete Lebensläufe verfasste. Die Portraits wurden<br />

vom Tübinger Formschneider Jakob Lederlein nach Zeichnungen von Jakob<br />

Züberlein geschnitten, die wiederum auf Gemälde von Elias Alt zurückgin-<br />

[ 13 ]


Nr. 15<br />

gen (vgl. Thieme-Becker XXII, 543 & Nagler, Monogrammisten III, 2720);<br />

1981 erschien eine Faksimile-Ausgabe mit Kommentarband. - Teils minimal<br />

gebräunt, einzelne kleinere Flecken, sonst schönes Exemplar des äusserst<br />

seltenen Buchs im ursprünglichen Einband.<br />

VD 16, C-1874; BMSTC p. 189.<br />

16 Cicero, Marcus Tullius. Opera. De officiis. De amicitia. De<br />

senectute. Eiusdem paradoxa: Cum suis commentariis: una cum<br />

familiari explanatione ipsi Jodoci Asce[n]sii. Adjuncta eiusdem<br />

Ascensii in paradoxa nova expositione nuperrime absoluta: nec<br />

alias aut antehac usquam impressa. Lyon, Jean Bonnet 1509. 4to. 8,<br />

266 Bll. Mit Holzschnitt-Titeleinfassung bestehend aus mehreren<br />

Holzschnitten und Randleisten, in rot und schwarz gedruckt, sowie<br />

zahlreichen Holzschnitt-Initialen. Schweinsleder-Holzdeckelband<br />

der Zeit mit reicher Rollenstempel-Blindpressung und einer<br />

(von zwei) Schließen (etwas wurmstichig, einzelne kleinere<br />

Fehlstellen). € 2.800,-<br />

Sehr seltene Ausgabe mit dem Kommentar des Badius Ascensius. Sowohl<br />

Index Aureliensis als auch von Gültlingen verzeichnen nur zwei Exemplare<br />

(Wroclaw und Berlin) wovon das Berliner Ex. offenbar nicht mehr vorhanden<br />

[ 14 ]


Nr. 15 Nr. 16<br />

ist (Kriegsverlust). Von dem 1506-10 in Lyon tätigen Drucker Jean Bonnet<br />

sind nur fünf Drucke bekannt; in seiner Vorede bezeichnet ihn Badius als<br />

Buchhändler (Bibliopola). Das Kopfstück der Titeleinfassung zeigt Cicero<br />

flankiert von seinen Kommentatoren Petrus Marsus und Badius Ascensius.<br />

- Zeitgenössischer Besitzeintrag auf Titel, Lagen b und c vertauscht, einzelne<br />

Wurmlöcher, jedoch fast ausschließlich im weissen Rand, sonst schönes<br />

Exemplar der prachtvoll gedruckten Lyoneser Postinkunabel.<br />

Index Aureliensis 137.313, von Gültlingen II, 101, 3; nicht bei Renouard,<br />

Adams, BMSTC, Baudrier etc.<br />

17 Cicero, Marcus Tullius. Rhetoricorvm ad Herennivm lirbi<br />

(sic!) IIII. Eiusdem ad inventione libri II. Lyon, Sebastian<br />

Gryphius 1533. 8vo. 282 Ss., 3 Bll.nnum. Mit zwei verschiedenen<br />

Druckermarken an Anfang und Schluß, sowie mehreren<br />

Holzschnitt-Initialen. - Angebunden: Cicero, Marcus Tullius.<br />

De oratore dialogi tres, a Philippo Melan paßim notis quibusdam<br />

illustrati, una cum Scholijs in fronte adiectis, quibus loci obscurtores<br />

explicantur. Hagenau, Johann Setzer März 1530. 8vo. 8 Bll.nnum.,<br />

160 Bll.num. Mit Holzschnitt-Titelbordüre und Holzschnitt-<br />

Initiale. - Vorgebunden: [Günther von Andernach, Johann].<br />

[ 15 ]


Epitome Fabii Quintiliani nuper summo & ingenio & dilige(n)tia<br />

collecta … Authore Iona Philologo. Paris, Simon de Colines<br />

1534. 8vo. 8 Bll., 67 Bll.num., 1 Bl. weiss. Mit Metallschnitt-<br />

Titelbordüre und zahlreichen Criblé-Initialen. Kalblederband der<br />

Zeit mit Rollenstempel-Blindpressung (Rücken erneuert, ohne<br />

die Schliessbänder). € 2.600,-<br />

Schöner Sammelband mit drei Schriften zur Rhetorik. Ciceros „de inventione“<br />

und die Schrift „Rhetoricorum ad Herennium“ eines unbekannten<br />

Verfassers gelten als die ältesten Lehrwerke der Rhetorik in lateinischen<br />

Sprache. Die Schrift „de oratore“ liegt hier in einer von Melanchthon<br />

bearbeiteten Fassung vor, der ihre Bedeutung sehr hoch einschätzte und sie<br />

zum Thema zahlreicher Vorlesungen machte. Vorgebunden ist eine unter<br />

dem Pseudonym „Jonas Philologus“ veröffentlichte Ausgabe eines für den<br />

Schulgebrauch vorgesehenen Handbuchs der Rhetorik, einer Bearbeitung<br />

von Quintilians Schrift aus dem 1. Jahrhundert. Der Autor Johann Günther<br />

von Andernach (ca. 1497 Andernach - 1574 Strassburg), der nach Studien in<br />

Löwen und Paris dort Professor für Medizin wurde, verfasste neben zahlreichen<br />

medizinischen Schriften auch einige Übersetzungen griechischer Texte.<br />

Zu seinen Schülern zählten Vesalius, Servetus und Dryander. - Titel von III<br />

mit Besitzeintrag der Kapuzinerbibliothek in Essen, datiert 1763, ligiertem<br />

Bibliotheksstempel und Signatur, sowie etwas fleckig, zahlreiche zum Teil<br />

umfangreiche, zeitgenössische Marginalien in Teil I, teils auch in II, Schluss<br />

von II etwas fleckig, sonst überwiegend sauber und gut erhalten.<br />

I: Index Aureliensis 137.893; v. Gültlingen III, 47, 208; Baudrier VIII, 72. II:<br />

VD 16, C-3405; Index Aureliensis 137.814; Benzing, Hagenau 89, 135. III:<br />

Renouard 1015; Adams Q-71; vgl. Schreiber 77 (Ausgabe von 1531).<br />

18 Cravetta, Aimone. Aymonis Cravettae a Saviliano … Tractatus<br />

de antiquitate temporis. Omnia summa fide recognita, Argumentis,<br />

Summarijs ac Indice iamiam illustrata. Lyon, Giunta 1550. 8vo. 199<br />

Bll.num., 1 Bl. weiß, 28 Bll. Index. Mit Druckermarke auf beiden<br />

Titeln und zahlreichen Initialen. Flexibler Pergamentband der Zeit<br />

mti eingebogenen Kanten und Rückentitel (etwas angestaubt und<br />

leicht fleckig). € 600,-<br />

Zweite, um den Index erweiterte Ausgabe des Hauptwerks des aus Savigliano<br />

stammenden Rechtsgelehrten Aimone Cravetta (1504-1569). Er war Professor<br />

in Grenoble, Avignon, Pavia, Turin und Ferrara, dort auch Senator des<br />

Fürsten Ercole IV d‘Este, dem er das Buch widmete. Das Werk erschien<br />

bis ins 17. Jahrhundert in zahlreichen Ausgaben in Italien, Frankreich und<br />

Deutschland. - Zwei alte Besitzeinträge auf vorderem Vorsatz und Titel, teilweise<br />

minimal gebräunt, sonst sauber und gut erhalten.<br />

Von Gültlingen IV, 53, 422; Baudrier VI, 264; Index Aureliensis 146.459.<br />

[ 16 ]


Nr. 19 Nr. 20<br />

19 Ctesias [und Andere]. Ex Ctesia, Agatharchide, Memnone<br />

excerptae historiae. Appiani Iberica. Item, De gestis Annibalis.<br />

Omnium nunc primum edita. Cum Henrici Stephani castigationibus<br />

[Graece]. [Genf], Henri Estienne 1557. 8vo. 8 Bll., 248 Ss. Mit<br />

Holzschnitt-Druckermarke (Schreiber 12) auf Titel. Maroquinband<br />

um 1800 mit Rücken-, Filetenvergoldung und Goldschnitt (etwas<br />

berieben, Vorderdeckel mit kleineren Wurmspuren). € 1.650,-<br />

Erste Ausgabe dieser Sammlung von Fragmenten griechischer<br />

Geschichtsschreiber und Geographen. Sie enthält die Schriften des Ctesias<br />

von Knidos (5. Jh. v. Chr.) über Persien und Indien, des Agatharchides (2.<br />

Jh. v. Chr.) über Äthiopien, Arabien und die Küsten des Persischen Golfes,<br />

Memnons Geschichte der Stadt Rom, sowie zwei Abhandlungen Appians<br />

über den Spanischen Krieg und die Kriege Hannibals. Diese erscheinen hier<br />

zum ersten Mal; sie waren von Estienne in Italien entdeckt worden und nicht<br />

in der Erstausgabe von 1551 enthalten. Henri Estienne widmete das Buch<br />

dem italienischen Humanisten Carlo Sigonio. - Nummer auf Vorsatz, Alte<br />

Eintragung auf Titel, fast fleckenlos und gut erhalten.<br />

Adams C-3020; Schreiber, Estienne 146; Renouard 117; Hoffmann I, 482.<br />

[ 17 ]


20 Cura clericalis. Lege Relege. Köln, Martin von Werden, 1511.<br />

8vo. 15 Bll.nnum., ohne das letzte weiße Blatt. Mit Titelholzschnitt,<br />

auf der Titelrückseite wiederholt. Halbpergamentband. € 1.650,-<br />

Seltener Druck dieses kleinen „Compendiums des beim Examen vor der<br />

Priesterweihe verlangten Mindestwissens, enthaltend das übliche katechetische<br />

Material (Sakramente, Glaubensartikel, Beichtanweisung etc.); daran Abriss<br />

der Berechnung des Kirchenjahres“ (GW). Der Text erschien ab ca. 1492 in<br />

zahlreichen Ausgaben auch unter dem Titel „Cura pastoralis“, alle Ausgaben<br />

sind aufgrund ihrer temporären Verwendung nur in wenigen Exemplaren<br />

erhalten geblieben. Der auf der Titelrückseite wiederholte Holzschnitt zeigt<br />

eine Darstellung der Anna Selbdritt. - Einige zeitgenössische Marginalien und<br />

Anstreichungen, etwas fleckig, sonst gut erhalten.<br />

VD 16, C-6364; Index Aureliensis 148.439; nicht bei Adams oder BMSTC.<br />

21 Decimator, Heinrich. Sylua vocabvlorvm phrasivm cvm solvtae,<br />

tum ligatae orationis, ex optimis & probatis latinae et graecae<br />

linguae autoribus. In vsvm et gratiam stvdiosae iuuentutis denuo<br />

multo … Editio nova, vocabvlis hebraicis aucta per M. Valentinum<br />

Schindlerum. Wittenberg, Johannes Crato 1590. 8vo. 624 Bll.nnum.<br />

Mit Druckermarke auf Titel. Schweinslederband über Holzdeckeln<br />

mit reicher Rollen- und Plattenstempel-Blindpressung (eine (von<br />

2) Schliessen fehlt, etwas fleckig bzw. berieben). € 1.400,-<br />

Von dem bekannten Hebraisten Schindler bearbeitete Ausgabe des in zahlreichen<br />

Ausgaben erschienenen Wörterbuchs, selten. Schindler († 1604) war um<br />

1590 zuerst in Wittenberg, danach bis zu seinem Tode in Helmstedt Professor<br />

für Hebräisch; sein Hauptwerk war das erst posthum erschienene “Lexicon<br />

Pentaglottum” von 1612. Heinrich Decimator (um 1544-1615) stammte<br />

aus Gifhorn und war zunächst Lehrer, danach Priester. Sein Wörterbuch<br />

erschien zuerst 1580 in drei Sprachen (Deutsch, Lateinisch und Griechisch),<br />

später kamen noch Hebräisch und Französisch hinzu. Claes (Bibliographisches<br />

Verzeichnis der deutschen Vokabulare und Wörterbücher bis 1600) verzeichnet<br />

über 20 Ausgaben, die alle, wie die meisten Schulbücher aus dieser Zeit,<br />

recht selten sind. Der Einband dürfte nach Art der Verzierung Wittenberger<br />

Herkunft sein, er trägt auf dem Vorderdeckel eine Fides-Spes- und auf dem<br />

Rückdeckel eine Justita-Platte, beide sind bei Haebler II, 172 verzeichnet,<br />

allerdings ohne Nennung eines Buchbinders. - Zeitgenössischer Besitzeintrag<br />

von Georg Wilhelm aus Eisleben, datiert 1592 auf Vorsatz und Titel, einige<br />

Schreibproben auf den Vorsätzen, teils gering fleckig, ein Doppelblatt mit<br />

etwas grösserem Tintenfleck, Schluss mit kleineren Wurmspuren, sonst für<br />

ein Gebrauchsbuch gut erhalten.<br />

VD 16, D-352; Claes 738.<br />

[ 18 ]


22 Demosthenes. Orationum pars tertia. quae jvdicialestres, &<br />

triginta priuatas eius continet orationes [Graece]. Hrsg. von I.B.<br />

Felicianus. Venedig, Francesco Brucioli etc. 1543. 8vo. Band<br />

3 (von 3). 4 Bll.nnum., 360 Bll. (fehlerhaft) num. Mit zwei<br />

verschiedenen Druckermarken auf Titel und am Schluß, sowie<br />

zahlreichen schwarzgrundigen Initialen. Flexibler Pergamentband<br />

der Zeit (etwas angestaubt und fleckig). € 400,-<br />

Der dritte Teil der frühen (dritten) und seltenen griechischen Demosthenes<br />

Ausgabe. - Teilweise etwas fleckig, einige Blätter mit kleinerer Wurmspur<br />

im weissen unteren Rand, letztes Blatt mit kleinen papierbedingten Löchern<br />

im weissen Rand und teilweise ligiertem Druckvermerk recto, sonst gut<br />

erhalten.<br />

Adams D-262 (inkomplett); Hoffmann I, 508 „Sehr seltene und saubere<br />

Ausgabe mit Verbesserungen“.<br />

23 Diodorus Siculus. Bibliothecæ Historicæ Libri XV. Hoc Est,<br />

quotquot Græce extant de quadraginta, quorum quinque nunc<br />

iterum Latinè diligenter recogniti, & chronologia illustrati eduntur.<br />

Sebastiano Castalione Totivs operis correctore, partim interprete.<br />

Interiecta Vero Est, Dictys Cretensis & Daretis Phrygii de bello<br />

Troiano historia, & Tryphiodori Aegyptij, Ilij excidium, Gulielmo<br />

Xylandro interprete… Basel, Sebastian Henricpetri, März 1578.<br />

Folio. 20 Bll., das letzte weiß, 223 Ss., 4 Bl., 224 - 715 (1) Ss.<br />

Mit Holzschnitt-Druckermarke am Schluß und einigen Initialen.<br />

Schweinslederband der Zeit mit Rollen- und Plattenstempel-<br />

Blindpressung (leichte Gebrauchsspuren). € 1.750,-<br />

Vierte, wiederum erweiterte und verbesserte Basler Ausgabe von Diodors<br />

berühmtem Geschichtswerk. Herausgeber und Bearbeiter war diesmal der<br />

Basler Theologieprofessor Johann Jacob Grynaeus (1540-1617), ein Großneffe<br />

des an der ersten Basler Ausgabe beteiligten Simon Grynaeus, der das Werk<br />

den Söhnen des Hildesheimer Bürgermeisters Joachim Brandis widmete. Die<br />

vorliegende Ausgabe enthält zum ersten Mal das Epos über die Eroberung<br />

Trojas „Iliou Halosis - De Ilii captivitate“ des griechischen Dichters<br />

Tryphiodor aus dem 5. Jh. n. Chr. in der Übersetzung des Augsburger<br />

Philologen Wilhelm Xylander. Der schöne, leider nicht näher bestimmbare<br />

Renaissanceband zeigt neben drei figürlichen Rollen auf dem Vorderdeckel<br />

einen Wappen-Plattenstempel, vermutlich mit dem Wappen der Familie von<br />

Waldstein (vgl. Siebmacher Tafel 31). - Besitzeintrag auf vorderem fliegendem<br />

Vorsatz, erste und letzte Blätter mit einzelnen minimalen Wurmspuren im<br />

weissen Rand, sonst schönes, kaum gebräuntes Exemplar.<br />

VD 16, D-1830 & 1831; Adams D-475; Hoffmann I, 561; Hieronymus,<br />

Griechischer Geist aus Basler Pressen Nr. 247.<br />

[ 19 ]


Nr. 23<br />

24 Erasmus Roterdamus, Desiderius. Paraclesis Teütscht wie ein<br />

teürberlich vnaussprechlich schatz vnd klainet sey des Ewangelium<br />

vnd haylig wort gottes. [Augsburg, Johann Schönsperger d.J. 1520].<br />

4to. 13 (von 14) Bll.nnum., Titel auf altem Papier faksimiliert.<br />

Halbpergamentband. € 600,-<br />

Eine der ersten deutschen Ausgaben der Vorrede zum „Novum Testamentum“,<br />

sehr selten. 1516 verfasst, erschien sie zunächst in zahlreichen lateinischen,<br />

später auch in deutschen Ausgaben. Sie ist ein Aufruf zur breiten religiösen<br />

Bildung durch die Lektüre der Bibel und wurde eine der bekanntesten<br />

Erasmus-Flugschriften der frühen Reformationszeit und u.a. ins Englische,<br />

Holländische und Schwedische übersetzt. Die hier vorliegende, recht freie<br />

deutsche Fassung, hinter der Holeczek (Erasmus deutsch S. 64 ff.) den<br />

Reformator Justus Jonas vermutet, fand die grösste Verbreitung, eine spätere<br />

Übersetzung Spalatins erschien nur einmal 1522. Der Titelholzschnitt von<br />

Wolf Traut zeigt einen Christuskopf. - Titel auf altem Papier sorgfältig faksimiliert,<br />

alte Foliierung, Ränder leicht gebräunt, sonst sauber.<br />

VD 16, E-3309 & 3310; Weller 1361; vgl. Bezzel 1425.<br />

[ 20 ]


Nr. 25<br />

25 Erasmus Roterdamus, Desiderius. Ein nutzliche underwisung<br />

eines Christlichen fürsten wol zu regieren … dem aller durchlüchtigsten<br />

fürsten vnd hern Carolo erweltem Römischem Künig.<br />

Nutzlich vnnd fruchtbar allen Künigen, fürsten, grafen, herren,<br />

edlen, vn(d) vnedlen, allen regenten, fürwesern, amptlüten vnd<br />

allen denen so etwas zu verwalten haben. Zürich, Christoph<br />

Froschauer 1521. 4to. 22 Bll.nnum., 75 Bll.num., 1 Bl. weiß,<br />

8 Bll.nnum. Mit Portrait-Holzschnitt Karls V. innerhalb einer<br />

vierteiligen Holzschnitt-Bordüre, die zwölf Apostel darstellend,<br />

auf dem Titel, sowie zahlreichen Initialen im Text. Flexibler<br />

Pergamentband im Stil der Zeit. € 12.500,-<br />

Äusserst seltene erste Ausgabe von Leo Juds deutscher Übersetzung der<br />

„institutio principis christiani“ von 1516, gedruckt als eines der ersten Bücher<br />

aus Froschauers Presse in Zürich. Erasmus entwarf hier das Idealbild eines<br />

gebildeten, friedliebenden und gerechten Herrschers und betonte die<br />

Bedeutung einer sorgfältigen Erziehung, die den Fürsten dazu befähigen<br />

[ 21 ]


sollte, auch die schwierigsten Probleme zu lösen. Er widmete das Buch dem<br />

Enkel Maximilians und späteren Kaiser Karl V. Der Übersetzter Leo Jud<br />

(um 1482-1542) war ab 1519 Zwinglis Nachfolger als Pfarrer von Einsiedeln<br />

und übersetzte in dieser Zeit eine ganze Reihe von Erasmus‘ Schriften. Als<br />

Anhang ist Juds deutsche Übersetzung eines Briefes des Isokrates an Nicocles<br />

über die Kunst des Regierens abgedruckt, die Erasmus aus dem Griechischen<br />

übersetzt hatte. In seiner Widmung an Gangolff zu Hohen Geroldseck erklärt<br />

Jud unter anderem die Schwierigkeiten bei der Übersetzung von Erasmus‘<br />

gelehrten Ausführungen für den nicht höher gebildeten Leser. Der Druck<br />

liegt hier in der Satzvariante „Christophoru(m)“ von Froschauers Vornamen<br />

im Kolophon vor. - Titel am Rand leicht fingerfleckig, sonst schönes, kaum<br />

gebräuntes Exemplar.<br />

VD 16, E-3142; Index Aureliensis 161.879; Bezzel 1255; Vischer 33, C6.<br />

26 Erasmus Roterdamus, Desiderius. Ratio sev Methodus<br />

compendio perveniendi ad veram theologicam … postremum ab<br />

ipso autore castigata & locupleta. [et:] Paraclesis, id est exhortatio,<br />

ad studium Evangelicae philosophiae, per eundem. [Nürnberg,<br />

Johann Petreius] 1523. 8vo. 107 Bll.nnum., ohne das letzte weiße<br />

Blatt. Mit Holzschnitt-Titelbordüre, sowie einigen Initialen und<br />

Zierstücken. Moderner Halbpergamentband. € 1.850,-<br />

Frühe, von Erasmus selbst revidierte und erweiterte Ausgabe seiner<br />

Unterweisung in der wahren Theologie, die separat zuerst 1519 in Basel<br />

erschienen war. Sie war ursprünglich, ebenso wie die hier angehängte<br />

„Paraclesis“ als eine der Vorreden zu Erasmus‘ Ausgabe des neuen Testaments<br />

von 1516 entworfen, und später zu einer umfangreichen Abhandlung erweitert<br />

worden. Beigefügt sind ein Brief des Mainzer Erzbischofs Albrecht von<br />

Brandenburg (Allen Ep. 661) zusammen mit Erasmus‘ Antwort (Allen Ep.<br />

745), in dem er dem Bischof die Werke Ulrich von Huttens empfiehlt, sowie<br />

ein Brief Huttens an Erasmus (Allen Ep. 986), datiert 5. Juni 1519. - Minimal<br />

gebräunt, sonst gut erhalten.<br />

VD 16, E-3528; Bezzel 1700; Vander Haeghen 168.<br />

27 Erasmus Roterdamus, Desiderius. Paraphrasis Oder Erklaerung<br />

des gantzen Neüwen Testaments. Hierinn findt der Christenlich<br />

Laeser den gantzen Text des Neüwen Testaments mit sampt der<br />

Gloß … anfangs durch den hochgeleerten vnd gottsaeligen mann<br />

H. Erasmum von Roterodam in Latinischer spraach außgangen,<br />

yetzund aber durch den getreüwen diener Christi M. Leon<br />

Jude Predicanten Zürych, in das Teütsch gebracht … Zürich,<br />

Christoph Froschauer d.Ä., 1542. Folio. 34 Bll.nnum, 568 Bll.<br />

num. Mit 22 Textholzschnitten, Druckermarke und zahlreichen<br />

teils figürlichen Initialen. Blindgepresster Schweinslederband<br />

[ 22 ]


Nr. 27<br />

der Zeit über Holzdeckeln mit acht Eckbeschlägen (Schließen<br />

erneuert, Gelenke und Kapitale restauriert). € 11.500,-<br />

Erste deutsche Ausgabe von Erasmus‘ Gesamtausgabe der Paraphrasen<br />

zum Neuen Testament, von größter Seltenheit. „Mit der Übertragung<br />

der Paraphrasen zu den Evangelien und zur Apostelgeschichte nahm Leo<br />

Jud [1482-1542] seine seit 1523 unterbrochene Übersetztertätigkeit wieder<br />

auf. Der Vollständigkeit halber verfaßte er selbst einen Kurzkommentar<br />

zur Apokalypse, da Erasmus eine Paraphrase dieses prophetischen, ihm<br />

stets fremd gebliebenen Buches nicht gewagt hatte. Als Zugeständnis an<br />

die veränderte Gewohnheit der Bibellektüre wurde - im Gegensatz zu den<br />

früheren Paraphrasenübersetzungen - auch der Text des Neuen Testaments<br />

mitabgedruckt.“ (Irmgard Bezzel in: Erasmus von Rotterdam, Deutsche<br />

Übersetzungen des 16. Jahrhunderts. Ausst. Kat. 1980). Noch im selben Jahr<br />

brachte Froschauer eine Titelauflage mit dem kompletten Neusatz der Lage<br />

AA heraus, die statt der Vorrede Leo Juds die deutsche Fassung von Erasmus‘<br />

„Paraclesis“ enthält. (vgl. Holeczek S. 113 ff. und Vischer C-666). Eine dritte<br />

[ 23 ]


Ausgabe erschien 1552 ebenfallls bei Froschauer. Die schönen Holzschnitte<br />

wurden zuerst in der Züricher Bibel von 1536 verwendet, sie wurden nach<br />

Entwürfen von Hans Holbein d. J. vermutlich von Veit Specklin geschnitten.<br />

(cf. Leemann-Van Elck, Buchschmuck der Zürcher Bibeln bis 1800, 1938,<br />

pp. 60-65 & Abb. 37, 38). - Vereinzelt etwas stockfleckig, einzelne kleinere<br />

Einrisse und Papierfehlstellen im weißen Rand, das vorletzte Blatt mit kleinem<br />

repariertem Loch, sonst kaum gebräuntes, gutes Exemplar.<br />

VD 16, E-3370; Bezzel 1521; Holeczek, Erasmus Deutsch Nr. 83; Vischer C-<br />

307; Leemann-Van Elck, Bibeln S. 120.<br />

28 Erasmus - [Eberlin von Günzburg, Johann]. ERasmus von<br />

rotherodam ein fürst aller gelerten zu vnseren zyte(n) schreibt<br />

jm(m) buch gena(n)t Encomion morias, vom predigen der bättel<br />

münch. … Der VI. bundts gnosz. [Basel, Pamphilus Gengenbach<br />

1521] 4to. 6 Bll.nnum., das letzte weiss. Mit Portraitholzschnitt,<br />

Erasmus darstellend, auf Titel, zwei Zierleisten und zwei Initialen.<br />

Moderner Halbpergamentband. € 1.850,-<br />

Einzige Ausgabe der Schrift über den Unterschied zwischen guter und<br />

schlechter Predigt, selten. Der Text beginnt mit der Übersetzung einer<br />

Passage aus dem zweiten, ständekritischen Teil der „Moriae encomium“ des<br />

Erasmus, in der dieser die Auswüchse der Predigtpraxis der Bettelmönche<br />

kritisiert. Eberlin benutzte für seine Übertragung die 1515 in Basel bei Froben<br />

gedruckte Ausgabe mit dem Listriuskommentar. Anschliessend folgen Klagen<br />

über den katastrophalen Bildungsstand der Mönche und am Schluß zeichnet<br />

Eberlin das Bild des idealen Predigers, der gottesfürchtig und demütig als<br />

Seelsoger fungiert. Die Art und Weise, wie Eberlin hier einzelne Kapitel<br />

von Erasmus‘ Text in deutscher Übersetzung herausgab, gefiel Erasmus<br />

nicht, wie er in Briefen z.B. an Justus Jonas, kundtat. Der Titelholzschnitt<br />

mit dem Erasmus-Portrait, das wohl eigens für die Verwendung in den XV<br />

Bundesgenossen geschaffen wurde, wird von Hieronymus (Oberrheinsche<br />

Buchillustration, Nr. 330 & Abb. 690,1) dem Meister GZ zugewiesen. -<br />

Obere Hälfte teils etwas wasserrandig, sonst sehr gut erhalten.<br />

VD 16, E-103; Prietzel, Gengenbach Nr. 75; Peters Nr. 6; Holeczek, Erasmus<br />

Deutsch S. 10 ff.; Vander Haeghen III, 18.<br />

29 Erasmus - [Eberlin von Günzburg, Johann]. HErr erasmus<br />

vo(n) Rotherodam im buch Encomion Morias, zaigt an de(n)<br />

spötlichen dienst so wir jetz bewysen den hailigen. Der XIIII.<br />

bundt gnosz. [Basel, Pamphilus Gengenbach 1521]. 4to. 4 Bll.<br />

nnum. Mit Portraitholzschnitt, Erasmus darstellend auf Titel, zwei<br />

Leisten und zwei Initialen. Halbpergamentband. € 1.850,-<br />

Einzige Ausgabe der Schrift gegen die Heiligenverehrung, selten. Eberlin<br />

beginnt hier wiederum mit einer freien Übersetzung aus der „Moriae enco-<br />

[ 24 ]


Nr. 29<br />

mium“ des Erasmus, danach attackiert er den Ablaßhandel sowie einzelne<br />

Orden und ihre Lebensweise, wobei der Barfüsserorden den Schwerpunkt<br />

bildet. Er beklagt das viele Geld, das vom Barfüsserorden aufgewandt werde,<br />

um das leichtgläubige Volk mit allerlei erdichteten Wundererzählungen zu<br />

täuschen. - Einzelne alte Marginalien, wenige Fleckchen, gut erhalten.<br />

VD 16, E-121; Prietzel, Gengenbach Nr. 87; Peters Nr. 22; Holeczek, Erasmus<br />

Deutsch S. 10 ff.; Vander Haeghen III, 18.<br />

30 Erasmus - Cyprianus, Caecilius. Opera … iam tertium habes<br />

lector a mendis repurgatiora, ex uariarum aeditionum, ac uetustissimorum<br />

codicum collatione … studio curá[que] D. Erasmi<br />

Roterodami. Basel, Johann Froben, Februar 1525. Folio. 12<br />

Bll., 507 (1) Ss., 14 Bll. Index. Mit Holzschnitt-Druckermarke<br />

auf dem Titel und am Schluß, sowie zahlreichen Initialen. -<br />

Angebunden: Paulus Diaconus. Homeliae seu mauis: sermones<br />

siue co(n)ciones ad populum praesta(n)tissimoru(m) ecclesie<br />

doctoru(m): Hieronymi: Augustini, Ambrosij, Gregorij, Origenis,<br />

[ 25 ]


Nr. 30<br />

Johan. Chrysostomi, Bede, Herici, aliorum(que) … [und:]<br />

Homeliae de santis … 2 Teile in 1 Band. Köln, Hero Alopecius<br />

1525. Folio. 174, 74 Bll. Mit zwei Holzschnitt-Bordüren von<br />

Anton Woensam auf beiden Titeln. Schweinslederband über<br />

Holzdeckeln mit reicher Rollenstempel-Blindpressung und zwei<br />

Schließen (leicht berieben und fleckig). € 2.800,-<br />

Korrigierte dritte bei Froben gedruckte Ausgabe der von Erasmus herausgegebenen<br />

Werke Cyprians. Erasmus benutze dazu neben den zuvor erschienenen<br />

gedruckten Ausgaben (Rom 1471, Deventer 1480 und Paris 1512) auch<br />

zwei Handschriften aus Gembloux und Paris. Er widmete das Werk dem<br />

Kardinal Lorenzo Pucci (Allen, Ep. 1000). Beigebunden ist hier die erste in<br />

Köln gedruckte Ausgabe der Homelien des Paulus Diaconus (ca. 720-799),<br />

zusammengestellt im Auftrag Karls des Großen. Die beiden Holzschnitt-<br />

Einfassungen von Anton Woensam zeigen: 1) Christus, die Evangelisten, die<br />

Aposteln Petrus und Paulus, sowie die vier Kirchenväter 2) Ein Portal mit zwei<br />

Männergruppen und der liegenden Cleopatra; sie ist eine gleichseitige Kopie<br />

[ 26 ]


nach Hans Holbein. Beide sind verzeichnet bei Merlo, Kölnische Künstler,<br />

Sp. 105237, 420 & Sp. 1052, 448. Provenienz: 1) Graf Marquard II. Schenk<br />

von Castell (1605-1685) Fürstbischof von Eichstätt (Schenkungseintragung<br />

datiert 1667 auf vorderem Spiegel). 2) Jesuitenkolleg Eichstätt (Besitzeintrag<br />

auf Titel datiert 1667). - Titel von I. mit umfangreichen zeitgenössischen<br />

Eintragungen, sonst vereinzelt Marginalien, die ersten Blätter mit leichtem<br />

Wasserrand, schönes und sauberes Exemplar im ursprünglichen Einband.<br />

I: VD 16, C-6512; Adams C-3151; Van der Haeghen II, 23.<br />

II: VD 16, P-1054.<br />

31 Eucherius von Lyon. Formvlarvm intelligentiae spiritalis liber.<br />

Eivsdem De queastionibus difficilioribus ueteris & noui testamenti.<br />

Nominum Hebraicorum, & aliorum sacris literis contentorum<br />

interpretatio. Epistola paraenetica ad Valerianum cognatu(m) suum,<br />

de Contemptu mundi, cum scholijs Erasmi Roterdami. Hrsg. von<br />

Johann Sichard. Basel, Andreas Cratander, März 1530. 4to. 8 Bll.<br />

nnum., 131 (1) Ss. Mit zahlreichen Holzschnitt-Initialen von Hans<br />

Holbein und Druckermarke am Schluß. Halbpergamentband.<br />

€ 1.900,-<br />

Sammlung von Bibelkommentaren des Bischofs Eucherius von Lyon (†450),<br />

die im Spätmittelalter viel gelesen wurden. Die von Eramus kommentierten<br />

Schriften erschienen in mehreren Ausgaben, meist zusammen mit den<br />

Distichen des Cato ab 1518. Der Herausgeber Johann Sichard (um 1499-1552),<br />

stammte aus Tauberbischofsheim und studierte in Ingolstadt. Ab 1524 lehrte<br />

er in Freiburg Recht und war als Herausgeber und Berater der Basler Drucker<br />

Cratander, Bebel und Petri tätig, für die er zahlreiche lateinische Texte aus<br />

von ihm auf einer Reise durch mehrere Klöster im Rheinland aufgefundenen<br />

Handschriften zum Druck vorbereitete. Sichard widmete das Buch dem großen<br />

Förderer der Humanisten, Albrecht, Markgraf von Brandenburg in einer<br />

dreiseitigen Widmungsvorrede. - Titel mit zwei gelöschten Besitzvermerken<br />

und repariertem Einriss im weissen Aussenrand, einzelne Unterstreichungen,<br />

sonst schönes, kaum gebräuntes Exemplar.<br />

VD 16, E-4128; Adams E-969; van der Haeghen II, 25.<br />

32 Euripides. Tragoediae octodecim [Graece]. Basel, Johann<br />

Herwagen, September 1551. Gr.-8vo. 464 Bll.nnum. Mit einigen<br />

Holzschnitt-Initialen. Schweinslederband der Zeit über<br />

Holzdeckeln mit reicher Rollen- und Plattenstempel-Blindpressung<br />

(etwas berieben und fleckig, Schließen fehlen). € 2.200,-<br />

Vierte griechische Ausgabe der Tragoedien des Euripides, hier mit dem<br />

Erstdruck der „Elektra“. Der Herausgeber Oporin, der bereits die vorhergehende<br />

Ausgabe von 1544 für den Gebrauch an Universitäten bearbeitet<br />

hatte, widmete sie seinen Freunden Simon Grynaeus und den Juristen<br />

[ 27 ]


Sebastian und Amandus von Rinfeld. Der Einband, datiert „1557“ und mit<br />

Besitzermonogramm „ISB“ trägt u.a. eine „1547“ datierte Rolle mit den<br />

Medaillonportraits von Luther, Erasmus, Hus und Melanchthon. - Vorsatz<br />

und Titel mit Exlibris und zeitgenössischen sowie späteren Besitz- und<br />

Kaufeinträgen, vorderer Vorsatz mit längerem griechischem Zitat. Weißer<br />

Unterrand des Titels mit ergänzter Fehlstelle, Vorsätze im Falz verstärkt, sonst<br />

schönes, kaum fleckiges Exemplar.<br />

VD 16, E-4215; Adams E-1033; Hoffmann II, 68; Griechischer Geist aus Basler<br />

Pressen Nr. 197.<br />

33 Furttenbach, Joseph. Halinitro-Pyrobolia: Beschreibu[n]g Einer<br />

newen Büchsenmeisterey; nemlichen: Gründlicher Bericht/ wie<br />

der Salpeter, Schwefel, Kohlen, unnd das Pulfer zu praepariren,<br />

zu probieren, auch langwirrig gut zu behalten: Das Fewrwerck zur<br />

Kurtzweil und Ernst zu laboriren; Dann, wie der Pöler, das grobe<br />

Geschütz, und der Petardo zu gobernirn: Ingleichem die Lunden<br />

bey Tag- und Nachtszeiten, sicherlich und ohne gesehen zu tragen,<br />

[et]c.; Sampt einer kurtzen Geometrischen Einlaytung, die Weite<br />

und Höhe gar gering zu erfahren, Alles auß eygener Experientza;<br />

Neben etlichen newen ... Inventionen ... beschrieben. Ulm, Jonas<br />

Saur, 1627. Folio. Titel, 9 Bll.nnum., 107 (1) Ss. Mit gestochenem<br />

Titel und 44 gefalteten Kupfertafeln. Späterer Pappband. € 2.200,-<br />

Erste Ausgabe des berühmten Handbuchs der zivilen und militärischen<br />

Feurerwerkskunst, dessen erster Teil ausführlich das Lustfeuerwerk behandelt,<br />

der zweite und dritte Teil sind der Artillerie gewidmet. Die Tafeln zeigen<br />

neben dem Laden und der Ballistik von Böllern und Geschützen auch die<br />

Zusammensetzung und Aufstellung von Lustfeuerwerken, der dazugehörige<br />

Text gibt detaillierte Anweisungen in welcher Reihenfolge die verschiedenen<br />

Feuer und Raketen abzubrennen sind. Furttenbach (1591-1667) Architekt,<br />

Ingenieur, Maler und Sammler, kam 1521 nach einem zehnjährigen Italien-<br />

Aufenthalt nach Ulm, wo er zahlreiche Gebäude und Gartenanlagen konzipierte.<br />

Ein Gemälde Furttenbachs, das ein Feuerwerk im Garten des Ulmer<br />

Bürgers Johann Kuohn 1644 zeigt, läßt vermuten, daß er auch Feuerwerke<br />

plante und durchführte (vgl. Lotz S. 30). - Schönes und sauberes Exemplar.<br />

VD17 23:270319A; Cockle 692; Lotz, Feuerwerk 129.<br />

34 Giovio, Paolo. Descriptio Britanniae, Scotiae, Hyberniae, et<br />

Orchadvm, … de imperiis, et gentibus cogniti orbis, … Venedig,<br />

Michele Tramezino 1548. 4to. 6 Bll., 125 Bll. num. (Bl. 55 und 56<br />

weiss), 2 Bll. Mit zwei verschiedenen Holzschnitt-Druckermarken<br />

auf Titel und am Schluss, mehreren Initialen und einem ganzseitigen<br />

genealogischen Holzschnitt. Pergamentband. € 1.400,-<br />

[ 28 ]


37 30<br />

16 32 75 38<br />

Erste Ausgabe des Werkes des Farnese-Papstes Paul III. über Geographie und<br />

Geschichte Englands. Verfasser des zweiten, wesentlich umfangreicheren<br />

Teils ist George Lily (1512-1559), Kaplan von Kardinal Pope. Er enthält neben<br />

einem Lateinisch/Englisch/Gälischem Ortsregister und einer umfangreichen<br />

Chronik von 801-1547 die Viten verschiedener bedeutender Persönlichkeiten,<br />

u.a. Thomas More, Colt, Linacre, John Fisher und die seines Vaters William<br />

Lily. Die schönen Druckermarken sind bei Vaccaro 490 und 491 verzeichnet<br />

und abgebildet. - Einige zeitgenössische Anmerkungen, Blatt 125 verso (der<br />

grosse Stammbaum) etwas angeschnitten, wie meist, sonst sehr gut erhalten.<br />

Adams G-638 (nennt für die erste Lage A nur 4 Bll., wir haben dort 6 Bll.,<br />

davon die beiden letzten Errata); BMSTC p. 303; Gibson, Thomas More, no.<br />

316; DNB Comp. Ed. 1218.<br />

[ 29 ]


Nr. 35 Nr. 36<br />

35 Glareanus, Henricus [d.i. Heinrich Loriti]. De VI. arithmeticae<br />

practicae speciebus Henrci (sic) Glareani epitome.<br />

Freiburg im Breisgau, Johannes Faber aus Emmich, 1539. 8vo.<br />

76 Ss., 1 Bl. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf Titel. Moderner<br />

Halbpergamentband. € 2.400,-<br />

Seltene erste Ausgabe der Schularithmetik des Schweizer Humanisten<br />

Heinrich Glareanus (1488-1563), der sich 1529 endgültig in Freiburg niedergelassen<br />

hatte und bis 1560 an der dortigen Universität Poetik lehrte. Das Werk<br />

wurde viel an Universitäten benutzt und erlebte, vor allem in Frankreich,<br />

zahlreiche Neuauflagen. Glareanus widmete das Buch in seiner vier-seitigen<br />

Vorrede einem gewissen Carolus A‘ Wehingen. Sie ist datiert auf den 1. Juni<br />

1538. - Einzelne zeitgenössische Unterstreichungen und Marginalien, ein Blatt<br />

oben knapp beschnitten, sonst fast fleckenlos und gut erhalten.<br />

VD 16, L-2669; Buisson, Ouvrages Pédagogiques du XVIe siècle 327; vgl.<br />

Smith, Rara Arithmetica 191 (spätere Ausgaben).<br />

36 Hegendorff, Christoph. Encomium Somni … Leipzig,<br />

Valentin Schumann 1519. 4to. 6 Bll.nnum., das letzte weiß. Mit<br />

Holzschnitt-Titelbordüre, mongrammiert „HK“. Umschlag.<br />

€ 1.800,-<br />

Erste Ausgabe. Lobschrift auf den Schlaf des gerade 19-jährigen Humanisten<br />

Hegendorff (1500-1540), im selben Jahr erschienen von ihm noch zwei wei-<br />

[ 30 ]


Nr. 37 Nr. 38<br />

tere Lobschriften (auf den Rausch und die Enhaltsamkeit), in denen er in<br />

Anlehnung an Erasmus zeitgenössische und altertümliche Sitten hervorhob<br />

und seine Freunde lobte. Er widmete die Schrift dem berühmten Leipziger<br />

Arzt Heinrich Stromer von Auerbach mit einer Vorrede, in der auch Ulrich<br />

von Hutten als „vir incomparabilis“ erwähnt wird. Die Titelbordüre, in der<br />

rechten Seitenleiste die Figur der Judith darstellend, trägt in der Fußleiste das<br />

Monogramm HK (Hans Knapp?), vgl. Proctor S. 135. - Kleiner Ausbruch am<br />

rechten Titelrand, sonst gut erhalten.<br />

VD 16, H-1184; Claus, Leipzig 129, 80; Proctor 11545; Luther, TE, Tafel 96.<br />

37 Hesychius, Presbyter von Jerusalem. In Leviticum libri septem.<br />

Basel, Andreas Cratander, März 1527. Folio. 18 Bll.nnum.,<br />

180 (1) Ss. Mit vierteiliger Metallschnitt-Bordüre von Jacob Faber<br />

nach Hans Holbein auf Seite 1, einigen Metallschnitt-Leisten<br />

und Initialen, sowie Holzschnitt-Druckermarke auf Titel und<br />

am Schluß. Freiburger Holzdeckelband der Zeit, zur Hälfte mit<br />

blindgepresstem Kalbleder bezogen (Fehlstellen am oberen Kapital<br />

und Rückdeckel, etwas berieben, Schließen fehlen). € 2.600,-<br />

Seltene erste Ausgabe dieser Auslegung der Bücher des Leviticus des vor allem<br />

für die orthodoxe Kirche bedeutenden Bibelexegeten Hesychius († nach 450),<br />

der ab 412 Presbyter von Jerusalem war. Die meisten seiner erhaltenen Werke<br />

sind noch ungedruckt. Die Schrift gehört zu einer Gruppe von Texten, die der<br />

Herausgeber Johan Sichard (um 1499-1552) aus von ihm auf einer Reise durch<br />

[ 31 ]


mehrere Klöster im Rheinland aufgefundenen Handschriften zum Druck<br />

vorbereitete. Sichard stammte aus Tauberbischofsheim und lehrte ab 1524 in<br />

Freiburg wo er als Herausgeber und Berater der Basler Drucker Cratander,<br />

Bebel und Petri tätig war. Die schöne, von Jacob Faber (monogrammiert<br />

„IF“) gestochene vierteilige Bordüre Holbeins, ein Bacchanal darstellend, ist<br />

bei Müller, Holbein Nr. 47 verzeichnet und abgebildet. Der Einband stammt<br />

aus der Werkstatt des Freiburger „Stadtrecht-Meisters“ (Schwenke/Schunke,<br />

Werkstätten S. 95). Er trägt die Rollen EBDB r002033 & r002035, sowie<br />

den Stempel S029396. - Zahlreiche zeitgenössische Unterstreichungen,<br />

Anmerkungen und Marginalien, am Schluß kleine Wurmspur im weißen<br />

Unterrand, sonst kaum fleckig und gut erhalten.<br />

VD 16, H-3186; Adams H-510; Hoffmann II, 265; Hieronymus, Oberrheinische<br />

Buchillustration 423, Anm.<br />

38 Hippocrates. … Aphorismorum Lib.VIII. Eiusdem praesagiorum<br />

Lib.III. Item de natura humana Lib.I. Praeterea de ratione<br />

uictus in morbis acutis Lib.IIII. Postremo Galeni ars medicinalis,<br />

Graece & Latine. [Hrsg. von Alban Thorer]. Basel, Heinrich Petri<br />

1543. 8vo. 8 Bll., 644 Ss., 2 Bll. Mit Holzschnitt-Druckermarke<br />

am Schluß. Blindgepresster Schweinslederband der Zeit mit zwei<br />

Schließen. € 1.600,-<br />

Griechisch-Lateinische Parallelausgabe, herausgegeben von dem aus<br />

Winterthur stammenden Basler Medizinprofessor Alban Thorer (1489-1550),<br />

der zu dieser Zeit Rektor der Basler Universität war. Enthalten ist neben den<br />

Schriften des Hippocrates Galens „Ars medicinales“. Die Übersetzungen<br />

stammen von Niccolò Leoniceno, Johannes Reuchlin und Andrea Brenta.<br />

Reuchlins Übersetzung der Schrift „De praeparatione hominis“, deren<br />

Echtheit er bereits bezweifelte, erschien zuerst 1512 bei Anshelm in Tübingen<br />

(Benzing, Reuchlin 116). Der 1553 datierte, vermutlich mitteldeutsche<br />

Einband trägt die bei Haebler II, S. 15, Nr. 10 verzeichnete Rolle mit<br />

Medaillon-Portraits von Erasmus, Luther und Melanchthon; sie ist datiert<br />

1540. - Vorderer Vorsatz mit 1562 datiertem Besitzeintrag und fünf-zeiligem<br />

Gedicht, kaum gebräunt und sehr gut erhalten.<br />

VD 16, H-3755; Adams H-578; Hoffmann II, 273 (ungenau); Durling 2337.<br />

39 Homer. Opvs Vtrvmqve Homeri Iliados Et Odysseae [Graece],<br />

Diligenti Opera Iacobi Micylli & Ioachimi Camerarii recognitum.<br />

Adiecta Etiam Est Eivsdem Batrachomyomachia. Porphyrij philosophi<br />

Homericarum quaestionum liber. Basel, Johann Herwagen,<br />

August 1551. Folio. [10] Bl., 394 [i.e. 410], 314, [1] S. Mit zwei<br />

verschiedenen Druckermarken, davon eine zweimal wiederholt,<br />

und zahlreichen Initialen. Schweinsleder-Holzdeckelband der Zeit<br />

[ 32 ]


Nr. 39<br />

mit reicher Platten- und Rollenstempel-Blindpressung und einer<br />

(von zwei) Schließen (etwas angestaubt und fleckig, Rückdeckel<br />

mit leichten Kratzspuren). € 3.000,-<br />

Nachdruck der bei Herwagen zuerst 1541 erschienenen Ausgabe in der<br />

Bearbeitung durch die Tübinger bzw. Heidelberger Griechisch-Professoren<br />

Joachim Camerarius (1500-1574) und Jacob Micyllus (1503-1558). Die schön<br />

gedruckte Ausgabe enthält neben dem Text die Scholien des Didymus<br />

sowie einen Index der Wort- und Eigennamen. Der gut erhaltene deutsche<br />

Renaissance-Einband mit den Initialen „I K F“ und Jahreszahl „1559“ zeigt<br />

die Platten Justitia und Lucrezia, sowie eine Rolle mit biblischen Szenen<br />

(Kreuzigung, Auferstehung, Taufe). - Zwei Besitzeinträge auf Titel, fliegende<br />

Vorsätze entfernt, vorderer Vorsatz mit handschriftlichem18-zeiligem Gedicht<br />

Melanchthons auf Homer, Anfang und Schluß etwas fleckig und gebräunt,<br />

gutes Exemplar im ursprünglichen Einband.<br />

VD16, H-4593; Adams 754; Hoffmann II, 316; vgl. Hieronymus, Griechischer<br />

Geist aus Basler Pressen 169 und Graecogermania Nr. 81 (beide zur Ausgabe<br />

1541).<br />

[ 33 ]


40 Horapollo - Joh. Frobenius S.D. Damus nunc uobis Orum<br />

Apolline(m) Niliacu(m) de Hieroglyphicis notis à Bernardino<br />

Trebatio Veicetino latinitate donatu(m). In quo ueteris Aegyptioru(m)<br />

sapientiae thesauru(m) reperietis, uulgo haud du(m) cognitu(m).<br />

& miras reru(m) ac animantiu(m) naturas ac proprietates. Eu(m)<br />

insignis ille melioru(m) literaru(m) antistes Chonradus Peutinger<br />

apud Vindelicos Augustani senatus à secretis, & Caesarae maiestatis<br />

à consilio liberaliter no(n) ita dudum nobis co(m)municauit. Basel,<br />

Johann Froben 1518. 4to. 54 Ss., Mit Holzschnitt-Titelbordüre<br />

nach Hans Holbein, Druckermarke am Schluß und einigen<br />

Initialen. Halbpergamentband. € 2.500,-<br />

Von Johannes Froben herausgegebene Humanisten-Ausgabe der Abhandlung<br />

eines unbekannten Autors aus dem 4. Jahrhundert, hier in der mehrfach<br />

nachgedruckten Übersetzung von Bernardino Trebazio. Der Text ist die<br />

einzige antike Quelle über die Hieroglyphen, er faszinierte die Gelehrten<br />

der Renaissance und seine gewagten Interpretationen der ägyptischen<br />

Schriftzeichen wurden erst durch die Entzifferung durch Champollion im 19.<br />

Jahrhundert widerlegt. Die erste gedruckte Ausgabe erschien 1505 bei Aldus in<br />

Griechisch zusammen mit einer Ausgabe der Fabeln des Aesop. Vorangestellt<br />

ist ein zweiseitiges Vorwort des berühmten Augsburger Stadtschreibers und<br />

Humanisten Conrad Peutinger. - Kaum gebräuntes, schönes Exemplar.<br />

VD 16, H-4848; Adams H-844; Hoffmann II, 385.<br />

41 Hottinger, Johann Heinrich. Historia orientalis quae ex variis<br />

orientalium monumentis collecta: agit de Muhammedismo … ,<br />

de Saracenismo …, de Chaldaismo …, de statu Christianorum<br />

& Judaeorum tempore orti & nati Muhammedismi … Editio<br />

posterior & auctior, charactere novo orientali nunc primum vestita.<br />

Zürich, Johann Jacob Bodmer, 1660. 4to. 10 Bll., 600 Ss., 12 Bll.<br />

Index. - Vorgebunden: Derselbe. Bibliothecarivs qvadripartitvs:<br />

I. Pars, quae Prolegomenis absolvitur, agit de officio Bibliothecarii,<br />

Bibliothecis, &c., II. De Theologia Biblica, III. De Theologia<br />

Patristica, cum appendice Leonis Africani hactenus anekdotum,<br />

de Scriptoribus Arabicis, IV. De Theologia Topica, Symbolica, &<br />

Systematica, tam universali, quam Particulari. Zürich, Melchior<br />

Stauffacher 1664. 4to. 4 (von 6) Bll., 465 [i.e. 467] Ss., 6 Bll.<br />

(ohne den gestochenen Titel und das Portrait). - Vorgebunden:<br />

Derselbe. Thesaurus Philologicus, Seu Clavis Scripturae : Qua<br />

Quicquid Fere Orientalium, Hebraeorum maxime, & Arabum,<br />

habent Monumenta de Religione, eiusque variis speciebus, Judaismo,<br />

Samaritanismo, Christianismo, Muhammedismo, Gentilismo; De<br />

Theologia & Theologis … referatur, & aperitur … Editio Secunda,<br />

[ 34 ]


Priore auctior, emendatior, & charactere novo Orientali nunc<br />

primum vestita. Zürich, Johann Jacob Bodmer, 1659. 4to. 13 Bll.,<br />

611 Ss. Pergamentband der Zeit (leicht fleckig, unteres Kapital<br />

lädiert). € 1.600,-<br />

Zweite, um längere Passagen in den Originalsprachen erweiterte Ausgabe<br />

eines der wichtigsten Werke des Theologen und Mitbegründers der<br />

orientalischen Sprachwissenschaft. Hottinger (1620-1667) präsentiert in<br />

seiner Darstellung das gesamte Wissen, das zu dieser Zeit über islamische<br />

Geschichte und Religion bekannt war. Die 1651 erschienene erste Ausgabe<br />

überarbeitete er während eines Aufenthaltes in Heidelberg 1655, wohin er<br />

durch den Kurfürsten von der Pfalz berufen worden war. Vorgebunden<br />

sind hier zwei weitere Werke Hottingers, der „Bibliothecarivs qvadripartitvs“,<br />

eine Anleitung für Bibliothekare zur Einrichtung einer theologischen<br />

Bibliothek mit Bibliographie von Bibelausgaben und anderen theologischen<br />

Werken und als weiteres Werk „Thesaurus philologicus“ eine Arbeit über<br />

das alte Testament mit z.T. längeren Passagen in Arabisch, Hebräisch und<br />

Griechisch. - Besitzeintrag und Signatur auf den vorderen Vorsätzen, Stempel<br />

auf dem unteren Rand des Titels von II., einzelne Marginalien, schönes und<br />

sauberes Exemplar.<br />

I: VD17-23:000384N; Brunet III, 347. II: VD17 1:001323P. III: VD17<br />

12:119660Y.<br />

42 Hutten, Ulrich von. [Epigramme, sogenannte „Steckelberger<br />

Sammlung“:] Hoc in volumine continentur ... Super interfectione<br />

propinqui sui Ioannis Hutteni equ. Deploratio. Ad Lhdouichum<br />

Huttenum super interemptione filij Consolatoria. In Vlrichum<br />

Vuirtenpergensem orationes V. In eundem Dialogus, cui titulus<br />

Phalarismus. Apologia pro Phalarismo, & aliquot Ad Franciscum<br />

Galliarum regem epistola ne causam Vuirtenpergen(sium) tueatur<br />

exhortatoria. (in fine:) Excusum in arce Stekelberk an. M.D.XIX.<br />

mense Vllbri. [Mainz, Johann Schöffer, September 1519]. 4to.<br />

106 Bll.nnum. Mit zwei fast blattgrossen Holzschnitten des<br />

Petrarcameisters und sechs großen schwarzgrundigen Initialen<br />

von Gabriel Zehender. Durchgehend in rot rubriziert. Späterer<br />

Pappband (etwas fleckig). € 4.800,-<br />

Einzige Ausgabe. Die berühmte nach dem Schlussvermerk „excusum in arce<br />

Stekelberk“ benannte grosse Invectiven-Sammlung Ulrich von Huttens. Sie<br />

enthält, abgesehen von Vor- und Nachwort sowie acht Briefen, ausnahmslos<br />

Schriften, die auf den Eifersuchtsmord an seinem Vetter Hans von Hutten<br />

durch Herzog Ulrich von Württemberg Bezug nehmen. Unter den insgesamt<br />

15 Stücken ist der „Phalarismus“ das weitaus bedeutendste: Es ist der<br />

erste von Hutten verfasste Dialog, mit dem er diese Gattung in die Literatur<br />

des deutschen Humanismus einführte; er erschien separat bereits im März<br />

1517 (Benzing 52). Die anderen Stücke, von Hutten bereits zwischen Juli<br />

[ 35 ]


Nr. 42<br />

1515 und August 1517 verfasst, erscheinen hier erstmals im Druck, sie waren<br />

zuvor in Abschriften verbreitet worden (Böcking V, S. 3-83). Die beiden<br />

Holzschnitte des Petrarcameisters sind seine frühesten Arbeiten (vgl. Rosen,<br />

Kat. Neufforge, S. 14). Sie zeigen die Ermordungsszene des Hans von<br />

Hutten und ein Porträt des Dichters. Die prächtigen Initialen schuf laut E.<br />

Thormählen (Gutenberg-Jahrbuch 1934, S. 154) Gabriel Zehender. - Anfang<br />

mit schmalem Wasserrand, drei kleinen Wurmlöchern und leicht fleckig,<br />

sonst breitrandig und gut erhalten.<br />

VD 16, H-6403; Proctor 9866 (imperfect); Benzing, Hutten 120.<br />

43 Hutten, Ulrich von. Ein Clagschrift des Hochberümten vnd<br />

Eernueste(n) herrn Vlrichs vo(n) Hutten gekröneten Poeten vn(d)<br />

Orator an alle stend Deütscher nation ... [Straßburg, Martin Flach,<br />

nach 28. September 1520]. 4to. 10 Bll. nnum., das letzte weiß. Mit<br />

zwei Holzschnitt-Initialen. Marmorierter Pappband. € 2.400,-<br />

Einzige Ausgabe, selten. „Ausführlicher als in den übrigen Sendschreiben<br />

legt Hutten hier die römischen Anschläge gegen ihn, die deshalb an ihn<br />

ergangenen Warnungen und die Gründe dar, weshalb er sich zurückgezogen<br />

habe und sich jetzt um Schutz und Hilfe für seine eigene Person umsehen<br />

müsse. ... und ruft das deutsche Volk zum Abfall von Rom auf“ (Benzing).<br />

[ 36 ]


Im Nachwort erklärt Hutten, daß er das vorliegende Buch selbst übersetzt<br />

habe, um Fehldeutungen zu begegnen, und kündigt an, alle Bücher, die<br />

er bisher in Latein geschrieben habe, nun übersetzen zu wollen. - Titel mit<br />

Nummer und einzelnen Unterstreichungen, sonst sauber.<br />

VD 16, H-1265; Benzing, Hutten 143; Köhler 1719; Weller 1422.<br />

44 Hutten, Ulrich von. In Hieronymum aleandrum, & Marinum<br />

Caracciolum Oratores Leonis decimi, P.M. Oratores in Germania.<br />

Inuectiuae singulae [Et alia scripta]. [Straßburg, Johann Schott,<br />

nach dem 1. Mai 1521]. 4to. 32 Bll. Mit Holzschnitt-Portrait<br />

Huttens auf dem Titel. Späterer Pergamentband. € 3.800,-<br />

Erste erweiterte Ausgabe, selten. In dieser Sammlung sind die Schmähschriften<br />

zusammengefaßt, die Hutten wohl im Laufe der Monate Februar und März<br />

1521 gegen die beim Wormser Reichstag versammelten weltlichen und<br />

geistigen Würdenträger auf der Ebernburg verfaßt hatte. In seinem ersten<br />

Schreiben an den päpstlichen Legaten Hieronymus Aleander droht ihm<br />

Hutten, daß man ihn auf seiner Rückreise durch Deutschland erschlagen<br />

werde, dem Nuntius Marinus Caracciolus wirft er unter Anderem den<br />

Ablaßhandel vor und in seinem Brief an Kaiser Karl V. prangert er das Wirken<br />

der Geistlichkeit in Deutschland an. Gegenüber dem Erstdruck sind in der<br />

vorliegenden Ausgabe noch weitere Briefe an Kurfürst Albrecht von Mainz,<br />

nochmals an den Kaiser und an Willibald Pirckheimer beigefügt. Das pracht-<br />

[ 37 ]<br />

Nr. 44


Nr. 45<br />

volle Holzschnitt-Portrait Huttens wurde sowohl Baldung als auch Hans<br />

Weiditz zugewiesen (verzeichnet bei Röttinger, Weiditz Nr. 53; vgl. Mende,<br />

Baldung Nr. 452. - Fast fleckenloses, schönes Exemplar.<br />

VD 16, H-6353; Benzing, Hutten Nr. 174; Schmidt, Schott 61.<br />

45 Johannes Damascenus. Theologia [seu De orthodoxa fide<br />

liber]. (Übersetzt von Jacques Lefèvre d‘Etaples, herausgegeben<br />

von Gillis van Delft & Josse Clichtove). Paris, Henri Estienne, 15.<br />

April 1507. 4to. 114 Bll.num., 6 Bll. Späterer Pergamentband mit<br />

Rückenschild. € 2.800,-<br />

Das Hauptwerk und der erste gedruckte Text des Johannes Damascenus, hier<br />

in der lateinischen Übersetzung von Jacques Lefèvre d‘Etaples; der griechische<br />

Originaltext erschien erst 1531 in Verona. Er enthält das theologische<br />

System des bedeutenden griechischen Kirchenlehrers einschließlich einiger<br />

naturwissenschaftlicher Beobachtungen, wie die Himmelskörper und ihre<br />

Bewegungen sowie Bemerkungen über die Form der Erde. Lefèvre, der<br />

relativ wenige griechische Texte übersetzte, wählte das Werk als eines der<br />

wichtigsten Beispiele des Neuplatonismus; er widmete die Ausgabe Gillis<br />

[ 38 ]


van Delft, einem der beiden Herausgeber (Rice 53). Die zweite Ausgabe<br />

erschien 1512 ebenfalls bei Henri Estienne, erweitert um einen Kommentar<br />

des anderen Herausgebers Josse Clichtove, sie wurde mehrfach nachgedruckt.<br />

Am Schluß findet sich, als eine seiner frühesten Veröffentlichungen, ein<br />

Gedicht von Beatus Rhenanus, der bei Lefèvre und Clichtove studiert hatte<br />

und als Korrektor bei Henri Estienne tätig war (verzeichnet und abgedruckt<br />

bei Horawitz/Hartfelder, Briefwechsel des Beatus Rhenanus VII, 4 und IX,<br />

5). - Eine gedruckte Marginalie auf Blatt a3 verso minimal angeschnitten (ca<br />

1 mm), teils leicht gebräunt und fleckig, das letzte Blatt verso mit längerer<br />

handschriftlicher Eintragung, sonst gutes Exemplar.<br />

Adams J-277; Renouard 4,2; Schreiber 6; Hoffmann II, 435; Fairfax Murray<br />

642; Moreau 131.<br />

46 Johannes Damascenus. Qvantvm defvnctis prosint viventivm<br />

bona opera sermo. Ioanne Oecolampadio interprete. Augsburg,<br />

[Sigmund Grimm und Marx Wirsung] 1520. 4to. 12 Bll.nnum.<br />

Mit einer Holzschnitt-Initiale. Pappband. € 1.200,-<br />

Seltene erste Ausgabe dieser Predigt über den Nutzen der Totenfürbitte<br />

des Johannes Damascenus, hier in der Übersetzung des späteren Basler<br />

Reformators Oekolampad. Der griechische Originaltext erschien erst 1531<br />

in Verona. Oekolampad war zu dieser Zeit Mönch im Brigittenkloster<br />

Altomünster, wo er sich intensiv mit der Übersetzung und Herausgabe<br />

patristischer Schriften beschäftigte; die vorliegende widmete er dem<br />

Augsburger Humanisten Konrad Peutinger in einer zweiseitigen Vorrede.<br />

- Zeitgenössischer Kaufvermerk am oberen Titelrand, einige zeitgenössische<br />

Marginalien, oben teils mit schwachem Wasserrand, sonst gut erhalten und<br />

breitrandig.<br />

VD 16, J-536; Hoffmann II, 436; Staehelin, Oecolampad, Nr. 28; nicht bei<br />

Adams und BMC.<br />

47 Lotichius, Petrus. Opera omnia. Qvibvs Accessit Vita Eivsdem,<br />

Descripta per Ioannem Hagivm … [2 Teile in 1 Band]. Leipzig,<br />

Michael Lantzenberger für Valentin Vögelin, 1594. 8vo. 9 Bll.,<br />

583 (1) Ss., 3 Bll. weiß. Mit Holzschnitt-Verlegermarke auf Titel<br />

und Druckermarke am Schluß. Schweinslederband der Zeit mit<br />

Platten- und Rollenstempelblindpressung (minimal berieben).<br />

€ 1.600,-<br />

Zweite Gesamtausgabe der Werke Lotichius‘ mit der angehängten Biographie<br />

seines Freundes Johann Hage. Lotichius gilt als der bedeutendste deutsche<br />

neulateinische Dichter „voll tiefen wahren Gefühls, Kraft und Anmut<br />

des Ausdrucks, Klarheit und Sicherheit der Anschauung, so daß die große<br />

Teilnahme seiner Zeitgenossen für ihn und seine Dichtungen durchaus<br />

gerechtfertigt erscheint“ (Goedeke). So finden sich in der Ausgabe auch eine<br />

[ 39 ]


Nr. 47 Nr. 50<br />

Reihe von Trauergedichten auf Lotichius frühen Tod. 1528 in Schlüchtern<br />

geboren, kam er bereits als Schüler nach Frankfurt, wo er durch Jakob<br />

Micyllus mit der neulateinischen Dichtung bekannt wurde. Danach studierte<br />

u.a. bei Camerarius in Leipzig und Melanchthon in Wittenberg; 1557 wurde<br />

er von Kurfürst Ottheinrich als Mediziner nach Heidelberg gerufen, wo<br />

er 1560 starb. Die Plattenstempel des gut erhaltenen Einbands zeigen vorne<br />

Justitia, auf dem Rückdeckel Judith und ihre Magd. - Papierbedingt etwas<br />

gebräunt, Vorsatz mit Eintragungen und Besitzerstempel des Philologen Karl<br />

August Böttiger (1760-1835, NDB 2, 414), schönes Exemplar.<br />

VD 16, L-2857; Ellinger, Geschichte der neulateinischen Literatur Deutschlands<br />

im 16.Jh. II, 340-395.<br />

48 Lukian von Samosata. Oratio super calumnia, Chasparo<br />

Rhudolfo interprete. Augsburg, Alexander Weissenhorn 1529.<br />

8vo. 8 Bll.nnum. Mit Holzschnitt-Titelbordüre. Halbpergamentband.<br />

€ 950,-<br />

Offenbar einzige Ausgabe der von Kaspar Rudolf kommentierten Schrift<br />

Lukians über die Verleumder, selten. Rudolph (1501-1561) stammte aus<br />

Cannstatt bei Stuttgart und war ab 1531 an der Universität Marburg Professor<br />

der Dialektik. Die Bordüre mit der Darstellung von Cleopatras Tod ist bei<br />

Eiden/Müller abgebildet (Titeleinfassung I, Abb. 2). - Titel leicht fleckig,<br />

sonst sauber.<br />

VD 16, L-3016 (nennt nur 2 Exemplare); Hoffmann II, 553; Panzer VI, 166,<br />

232; Eiden/Müller 18.<br />

[ 40 ]


49 Mancini, Domenico. De passione domini [Herausgegeben und<br />

mit Beiträgen von Gregor Breitkopf aus Konitz]. Leipzig, Jacob<br />

Thanner 1508. 4to. 22 Bll. nnum. Mit Holzschnitt-Druckermarke<br />

am Schluß sowie durchgehend rubriziert und mit einigen eingemalten<br />

Initialen in rot und blau. Flexibler Pergamentband im Stil<br />

der Zeit. € 1.800,-<br />

Seltene dritte Ausgabe dieser neulateinischen Dichtung in der Bearbeitung<br />

von Gregor Breitkopf aus Konitz, die seit 1500 in mehreren Ausgaben in<br />

Leipzig erschien. Der Herausgeber Breitkopf (Laticephalus, 1472-1529), der<br />

auch zwei Gedichte von vier bzw. neun Distichen an den Leser und auf das<br />

Werk zu Beginn der Schrift beisteuerte, war seit 1490 an der Universität<br />

Leipzig immatrikuliert, wo er später Dekan der Artistenfakultät und 1508<br />

Rektor wurde. Er gilt als einer der bedeutenden Leipziger Humanisten um<br />

die Jahrhundertwende. - Erstes und letztes Blatt etwas fleckig, einzelne sauber<br />

restaurierte Fehlstellen im weißen Rand, sonst breitrandig und sauber.<br />

VD 16, M-533 (2 Exx.); Proctor 11419.<br />

50 Mataratius, Franciscus. De componendis in utraque lingua<br />

versibus hexametro et pentametro opusculum aureum. Item<br />

Jacobi Sentini Riciensis de quibusdam lyricis versibus Appendix.<br />

Hrsg. von Jacob Locher. Nürnberg, Johann Stuchs 1520. 4to. 24<br />

Bll.nnum. Mit Titelbordüre, Titel in rot und schwarz gedruckt.<br />

Marmorierter Pappband. € 1.950,-<br />

Erste und offenbar einzige in Deutschland gedruckte Ausgabe, herausgegeben<br />

vom Humanisten und “Poeta laureatus” Jacob Locher, der zu dieser Zeit an<br />

der Universität Ingolstadt lehrte und die Schrift offenbar zum Unterricht für<br />

seine Schüler zum Druck gab. Von Locher sind ein Gedicht an den Leser,<br />

sowie je ein Gedicht an seine Schüler Peter Schletlin und Blasius Kotterle<br />

aus Augsburg enthalten; desweiteren von Konrad Gaillinus aus Leutkirch<br />

ein Lobgedicht auf Matarazzo, datiert Ingolstadt 6. Dezember. Der Text ist<br />

eine der wichtigsten Schriften der Renaissance über den griechischen und<br />

lateinischen Versaufbau, hier um den Tractat des Jacobus Sentinus erweitert.<br />

Die erste Ausgabe erschien 1481 in Perugia bei Stephan Arndes, danach folgten<br />

bis ins 16. Jahrhundert mehrere Auflagen, allerdings mit Ausnahme der<br />

vorliegenden, ausschliesslich in Italien. Francesco Matarazzo, 1443 in Perugia<br />

geboren, studierte in Vicenza, auf Kreta und Rhodos und sammelte in dieser<br />

Zeit zahlreiche gute Texte hellenischer Autoren. 1486 wurde er Professor<br />

der Beredsamkeit in Perugia und später in Vicenza und Venedig, um 1498<br />

wieder in seine Geburtsstadt zurückzukehren. Bekannt wurde er durch<br />

seine Chronik von Perugia, die ihm in seiner Heimatstadt hohes Ansehen<br />

eintrug, und starb dort 1518. - Einzelne zeitgenössische Marginalien, schönes<br />

Exemplar der seltenen Schrift.<br />

VD 16, M-1622; BMSTC p. 601.<br />

[ 41 ]


51 Maximus Tyrius. [Graece & Latine] Sermones siue Disputationes<br />

XLI. Graecè nunc primum editae (herausgegeben von Henri<br />

Estienne, übersetzt von Cosimo Pazzi). Zwei Teile in einem Band.<br />

[Genf], Henri Estienne 1557. 8vo. 4 Bll., 263 (fehlerhaft pag.)<br />

Ss.; 8 Bll., 320 Ss.. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf beiden<br />

Titeln. Flexibler Pergamentband der Zeit mit handschriftlichem<br />

Rückentitel (etwas fleckig und angestaubt). € 1.600,-<br />

Editio princeps der 41 erhaltenen Vorträge zu diversen Themen der<br />

Popularphiliosophie im platonischen Sinne aus dem 2. Jahrhundert. Estienne<br />

benutzte zwei Handschriften und legte großen Wert auf die Genauigkeit des<br />

Textes. In der Vorrede zur lateinischen Übersetzung, die der Erzbischof von<br />

Florenz Cosimo Pazzi bereits 1517 veröffentlicht hatte, kritisierte Estienne<br />

dessen zahlreiche Fehler, die er in der vorliegenden Ausgabe verbessert<br />

habe. Dem griechischen Text folgen 19 Seiten mit kritischen Anmerkungen<br />

Estiennes. Die Druckermarke ist bei Schreiber Nr. 12 verzeichnet und abgebildet.<br />

- Exlibris „Henry David Forbes of Balgownie“ (1790-1869) und ein<br />

weiterer Besitzeintrag auf den Vorsätzen, S. 357-363 in Band I zwischen die<br />

Vorstücke gebunden, Lage R in Band II in sich verbunden, fast fleckenloses,<br />

schönes Exemplar.<br />

Adams M-939 & 940; Hoffmann II, 584 & 587; Renouard 116, no. 2;<br />

Schreiber, Estiennes, 141a-b.<br />

52 [Melanchthon] - Wimpheling, Jacob, u.A. Co(n)tra turpem<br />

libellu(m) Philomusi Defensio theologie scholastice & neotericorum.<br />

Continent(ur) in hoc opusculo / a Iacobo Vuim.licen.<br />

extemporali & tumultuaria syntaxi concinnato … [Strassburg,<br />

Johann Prüss 1510]. 4to. 18 Bll.nnum. Mit Titelholzschnitt, von<br />

zwei Seitenleisten eingefasst, und ganzseitigem Holzschnitt am<br />

Schluß. Pappband. € 4.500,-<br />

Äusserst seltene erste Ausgabe der berühmten Schrift, die als seine erste<br />

Veröffentlichung ein zehn-zeiliges Gedicht des damals zwölf Jahre alten<br />

Melanchthon enthält, der sich hier latinisiert „Pullisoli“ nennt (vgl.<br />

Hartfelder S. 31 & Melanchthon in Südwestdeutschland, Ausst. Kat. S.32 f.).<br />

Wimphelings Streitschrift über die Verwerflichkeit der heidnischen Poeten ist<br />

eine Entgegnung auf Jacob Lochers 1506 erschienene Satire „Vitiosae sterilis<br />

mulae comparatio …“ gegen Scholastik und rückständigen Humanismus<br />

der „Mauleseltheologen“. Wimpheling verteidigt hier in derber Form die<br />

älteren Humanisten und die scholastischen Theologen, die er an anderer<br />

Stelle selbst oft kritisiert hatte. So nimmt er z.B. die Kardinäle und päpstlichen<br />

Gesandten in Schutz und weist auf die Nützlichkeit ihrer Disputationen<br />

hin. In seiner Widmungsvorrede an den Schwager Sickingens, Philipp von<br />

Flersheim erklärt Wimpheling, daß er zu dieser Entgegnung von vielen<br />

Gelehrten, (vor allem wohl von Geiler von Keisersberg und Pallas Spangel)<br />

[ 42 ]


Nr. 52<br />

aufgefordert wurde. Am Ende des zehnten Kapitels folgen ca. zwei Dutzend<br />

Gedichte von Freunden und Gesinnungsgenoßen Wimphelings (darunter<br />

auch der bereits erwähnte Beitrag Melanchthons); den Schluß bilden die<br />

fettgedruckten Zeilen „Scaramella du hast verschloffen“, eine Anspielung<br />

auf einen Spottvers aus der Schrift Lochers unter einem Holzschnitt, in dem<br />

er seinen Hund „Scaramella“ ermuntert, die Theologen wütend anzubellen.<br />

Der Titelholzschnitt zeigt den Einzug Jesu in Jerusalem, der Holzschnitt am<br />

Schluß eine Unterredung eines Narren mit einem weisen Mann. Er ist ein<br />

Nachschnitt nach einer Dürerschen Narrenschiff-Illustration. - Einzelne<br />

Marginalien und Unterstreichungen, kaum gebräunt und sehr gut erhalten.<br />

VD 16, W-3350; Ritter Rep. 2486; Beuttenmüller/Melanchthon 3; Knepper,<br />

Wimpheling XIII & S. 219 ff.<br />

[ 43 ]


Nr. 53<br />

53 Melanchthon, Philipp. De artibus liberalibus oratio à Philippo<br />

Melanchthone Tubingae habita. [Hagenau], Thomas Anshelm,<br />

Juli [1518]. 4to. 10 Bll.nnum. Mit Holzschnitt-Titelbordüre.<br />

Maroqinband mit Vergoldung auf Rücken und Deckeln.<br />

€ 14.500,-<br />

Erste Ausgabe von Melanchthons ältester erhaltener Rede und seiner ersten<br />

selbstständigen Schrift, von grösster Seltenheit. Melanchthon hielt sie in<br />

Tübingen wohl zu Beginn des Wintersemesters 1517; im Juli 1518 wurde sie<br />

mit einer Widmung an seinen Lehrer Johann Stöffler und mit einem griechischen<br />

Gedicht seines Schülers Kaspar Kurrer in Hagenau gedruckt. Das Neue<br />

an dieser Rede über die freien Künste, in der ein erweitertes humanistisches<br />

[ 44 ]


Bildungsprogramm entwickelt wird, ist, daß er zu den sieben Künsten, bestehend<br />

aus Quadruvium (Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie) und<br />

Trivium (Grammatk, Dialektik, Rhetorik), erstmals auch die Geschichte und<br />

die Poesie einbezieht. Somit entwickeln sich aus den sieben freien Künsten<br />

neun humanistische Disziplinen, denen die neun Musen zugeordnet werden<br />

(vgl. ausführlich: Melanchthon in Südwestdeutschland, Ausst. Kat. S. 56 f. &<br />

<strong>Katalog</strong>teil M 12 mit Abbildung). Die schöne Titelbordüre ist bei Johnson<br />

Tafel 53 verzeichnet und abgebildet, sie war bei Anshelm bereits ab 1513<br />

in Gebrauch. Zur Seltenheit dieser frühen Schriften bemerkte bereits der<br />

<strong>Katalog</strong> Knaake, in dessen umfangreicher Melanchthon-Sammlung diese<br />

Schrift fehlte: „Besonders werthvoll sind die fast ganz verschwundenen<br />

Einzeldrucke der Orationen …“ (<strong>Katalog</strong> Knaake 1906, Teil II, S. 61). -<br />

Zeigenössische Eintragung am oberen Titelrand „Constat [kostet] 1 Krytzer“,<br />

Titelbordüre zart ankoloriert, einzelne zeitgenössische Marginalien, diese<br />

leicht angeschnitten, drei kleine Wurmlöcher, sonst kaum fleckig, breitrandig<br />

und gut erhalten.<br />

VD 16, M-2587; Hartfelder 78; Beuttenmüller 19; Benzing, Hagenau,<br />

Anshelm Nr. 12; Steiff, Anhang Nr. 42.<br />

54 Melanchthon, Philipp & Jacob Mycillus. Farrago Aliqvot<br />

Epigrammatvm, Philippi Melanchthonis, & alioru[m] quorundam<br />

eruditorum. Opusculum sanè elegans ac nouum [Hrsg. von<br />

Johannes Reiffenstein]. Hagenau, Johann Setzer, Januar 1528. 8vo.<br />

90 Bll.nnum., Mit Holzschnitt-Titelbordüre, einer Initiale und<br />

Druckermarke am Schluß. Pappband. € 2.400,-<br />

Erste Ausgabe der ersten Gedichtsammlungen Melanchthons als auch<br />

Micyllus‘, selten. Der Herausgeber Johannes Reiffenstein (1507-1528), aus<br />

einer Humanistenfamile stammend, gehörte ebenso wie Micyllus (1503-1558)<br />

zum Wittenberger Kreis um Melanchthon. Kurz nach dem Erscheinen des<br />

Werks kam er im Frühsommer 1528 bei der Jagd im Taunus ums Leben. Unter<br />

den Gedichten des Micyllus, als neulateinischer Dichter sicher bedeutender<br />

als Melanchthon, ist auch das bekannte „Hodeoporicon“, ein 1526 entstandenes<br />

Gedicht über eine Reise von Wittenberg nach Frankfurt (vgl. Wiegand,<br />

Hodoeporica, Studien zur neulateinschen Reisedichtung 4.2.5, S. 63 ff.). Zur<br />

Lyrik Micyllus‘ und Melanchthons ausführlich: Ellinger, Geschichte der neulateinischen<br />

Literatur Deutschlands im 16.Jh. II, S. 28 ff & S. 65 ff. - Kleine<br />

ergänzte Fehlstelle im weißen Aussenrand des Titels, vereinzelt etwas fleckig,<br />

sonst schönes Exemplar.<br />

VD 16, R-836; Hartfelder 130; Keen 104; Goedeke II, 113, 21; Benzing,<br />

Hagenau 90.<br />

55 Melanchthon, Philipp. Liber de anima reconitvs ab avtore.<br />

Wittenberg, Peter Seitz Erben 1553. 8vo. 8 Bll.nnum., 169 (recte<br />

168) Bll. num. Mit Holzschnitt-Druckermarke auf Titel und zwei<br />

Initialen. - Angebunden: Willich, Jodocus. Chronologia in<br />

[ 45 ]


Aeneida Virgili. Frankfurt, Johannes Eichhorn, Februar 1551. 8vo.<br />

8 Bll.nnum., 71 Bll.num., 1 Bl. weiß. - Angebunden: Eber,<br />

Paul und Caspar Peucer. Vocabula rei nummariae ponderum<br />

et mensurarum graeca latina. Wittenberg, ohne Drucker, 1552.<br />

8vo. 78 Bll.num. Schweinslederband der Zeit über Holzdeckeln<br />

mit reicher Blindpressung (Schliessen fehlen, etwas fleckig und<br />

berieben). € 2.200,-<br />

Erste Ausgabe der zweiten, endgültigen Fassung der ersten psychologischen<br />

Abhandlung eines deutschen Autors des 16. Jahrhunderts. „Unter den gelehrten,<br />

in lateinischer Sprache verfassten Schriften zur Psychologie übertrifft<br />

Melanchthons Comentarius (liber) de anima alle anderen Abhandlungen an<br />

Wirkungsbreite“ (Schüling). Die erste Fassung war 1540 unter Mithilfe des<br />

Mediziners Jacob Milich erschienen. Dieser, sowie sein Schwiegersohn Caspar<br />

Peucer, unterstützten Melanchthon auch bei der vorliegenden endgültigen<br />

Fassung, die noch im 16. Jh. in mindestens 30 weiteren Auflagen erschien und<br />

bis ins 18. Jh. im akademischen Unterricht verbreitet war. Der Text behandelt<br />

zunächst die Anatomie des menschlichen Körpers und anschliessend die äusseren<br />

und inneren Sinne, sowie die Kräfte der Seele. Angebunden sind hier<br />

zwei Werke von Freunden bzw. Schülern Melanchthons: Erstens die erste<br />

Ausgabe einer Abhandlung über Vergils Aeneis von dem Humanisten Jodocus<br />

Willich (1501-1552), der in Frankfurt a.d. Oder Professor für Griechisch<br />

und Medizin war; zweitens eine philologische Abhandlung über Maß- und<br />

Gewichtseinheiten, sowie über die Bezeichnungen von Lebensmitteln, wie<br />

Gemüse, Fisch, Fleisch etc. Der Einband trägt die 1540 datierte Rolle Haebler<br />

II, 15, 5. - Titel mit Besitzvermerk und getilgtem Stempel sowie etwas fleckig,<br />

hinterer Vorsatz mit Schriftproben und weiterem Besitzvermerk, datiert 1577,<br />

Blatt 154 mit Einriss, einzelne Wurmspuren, meist im weißen Rand, sonst<br />

nur leicht gebräuntes und kaum fleckiges Exemplar.<br />

I: VD 16, M-2757; Hartfelder 486; Schüling, Bibl. der psychologischen<br />

Literatur des 16. Jh. S 184. II: VD 16, W-3229. III. VD 16, E-57.<br />

56 Melanchthon - [Lambert v. Hersfeld]. Germanorum res<br />

praeclare olim gestae. [Hrsg. von Ludwig Schradin, mit Vorwort<br />

von Philipp Melanchthon]. Tübingen, Ulrich Morhart d.Ä. 1533.<br />

8vo. 16, 256 Bll.num. Mit drei figürlichen Holzschnitt-Initialen.<br />

Blindgepresster Schweinslederband der Zeit (leicht berieben,<br />

ohne die Schließbänder). € 1.400,-<br />

Zweite verbesserte, um den Index und eine neue Vorrede erweiterte Ausgabe,<br />

erstmals unter dem Namen des Verfassers. Wie aus Melanchthons Brief an<br />

Caspar Churrer, den Herausgeber der ersten Ausgabe von 1525 hervorgeht,<br />

hatte Melanchthon die Handschrift dieser bedeutenden Geschichtsquelle des<br />

Mittelalters in der Bibliothek des Wittenberger Augustinerklosters entdeckt<br />

und Churrer zur Edition übergeben. Churrer fand bei den Truchsessen<br />

Wilhelm und Georg von Waldburg finanzielle Unterstützung für dieses<br />

[ 46 ]


Nr. 54 Nr. 57<br />

Vorhaben. Der neue Herausgeber Ludwig Schradin fand den Verfassernamen<br />

in den ‚Annales Hirsaugiensis‘ des Johannes Trithemius und widmete diese<br />

Neuausgabe dem Heerführer Sebastian Schertlin von Burtenbach, den er seinen<br />

Vetter nennt. - Zeitgenössischer Besitzeintrag und weitere Eintragungen<br />

auf vorderem Innendeckel, zahlreiche zeitgenössische Marginalien, schönes<br />

Exemplar.<br />

VD 16, L-162; Panzer VIII, 331, 79; Potthast I, 705; Steiff 152.<br />

57 Münster, Sebastian. Germaniae atque aliarum regionum, quae ad<br />

imperium usque Constantinopolitanu(m) protenduntur, descriptio<br />

… pro tabula Nicolai Cusae intelligenda excerpta. Basel, Andreas<br />

Cratander 1530. 4to. 73 (1) Ss., 3 Bll. Index. Mit Holzschnitt-<br />

Druckermarke, ganzseitigem Sphären-Holzschnitt und zahlreichen<br />

schwarzgrundigen Initialen. Pappband. € 2.800,-<br />

Seltene erste Ausgabe der “ersten auf wissenschaftlicher Basis beruhenden<br />

Beschreibung Deutschlands” (NDB). Münster hatte bereits 1528 in<br />

seiner Schrift “Erklärung eines neuen Instruments der Sunnen” alle<br />

Liebhaber der Geographie aufgefordert, ihm Material zu einer Beschreibung<br />

Deutschlands zu beschaffen. 1530 erschien dann als programmatischer<br />

Entwurf zu seiner Kosmographie das vorliegende Buch, das auf Grundlage<br />

der Mitteleuropakarte des Nikolaus Cusanus eine historisch-geographische<br />

[ 47 ]


Beschreibung Deutschlands, Osteuropas und der Türkei enthält. Münster<br />

widmete sein Werk dem Humanisten Conrad Peutinger; 1536 erschien<br />

eine deutsche Bearbeitung des Textes unter dem Titel “Mappa Europae”.<br />

- Fleckenlos und sehr gut erhalten.<br />

VD 16, M-6676; BMSTC (Supplement) 43; Burmeister 57; Neufforge 503.<br />

58 Osório [da Fonseca], Jerónimo. De rebus Emanvelis Lvsitaniae<br />

Regis invictissimi virtvte et avspicio … gestis, libri dvodecim. Köln,<br />

Arnold Birckmanns Erben 1582. 8vo. 50 Bll.num., 2 Bll.nnum.,<br />

368 Bll.num., 20 Bll.nnum., das letzte weiss. Mit Holzschnitt-<br />

Druckermarke auf Titel. Schweinsleder-Holzdeckelband der Zeit<br />

mit Platten- und Rollenstempel-Blindpressung auf beiden Deckeln<br />

und zwei Schliessen (kleine Wurmspur im Vorderdeckel, untere<br />

Schließe defekt). € 950,-<br />

Vierte Kölner Ausgabe. Das Werk ist eine der wichtigsten Quellen für die<br />

portugiesischen Entdeckungsreisen nach Indien und Brasilien. „In this<br />

important classical history the author has inserted a most valuable account<br />

of the discoveries of the Portuguese navigators, such as Cabral, Cortereal,<br />

Magellan, Vasco da Gama and Gaspar de Lemos … The work of Osorius<br />

belongs to the classics of Portuguese Colonial history in Africa and India.<br />

It details the events under the rule of King Manuel (1495-1521). He also<br />

occupies himself with the history of Missions“ (Cox I, 15 nach Maggs No.<br />

519). Osorio (1506-1580) war Bischof von Silves (Algarve) und Berater des<br />

Königs. Aufgrund seines flüssigen lateinischen Schreibstils erhielt er den<br />

Beinamen „portugiesischer Cicero“. Der Einband zeigt auf dem Vorderdeckel<br />

eine Platte mit einer Darstellung der Ausgiessung des heiligen Geistes, sie ist<br />

unten links monogrammiert „I P“. Die Platte auf dem Rückdeckel zeigt eine<br />

Mutter mit Kindern, einen Bettler beschenkend. Haebler (I, 332 f.) sieht in<br />

dem Buchbinder I P einen Görlitzer Buchbinder; beide Platten sind nicht bei<br />

Haebler verzeichnet, passen aber sowohl in Format als auch Dekor zu den<br />

dort aufgeführten. - Titel etwas gebräunt und mit Besitzeintrag am oberen<br />

Rand, erste und letzte Blätter mit minimaler Wurmspur im Falz, sonst sauber<br />

und gut erhalten.<br />

VD 16, O-1364; vgl. Borba de Moraes 638 & Sabin 57804.<br />

59 Pausanias. De florentiss. veteris Graeciae regionibvs commentarii<br />

a Romvlo Amasaeo uiro utriusque; linguae peritiß. summa fide<br />

ac diligentia, conuersi. Basel, Michael Isengrin 1557. 8vo. 8 Bll.<br />

nnum., 802 Ss., 70 Bll.nnum. Mit zwei verschiedenen Holzschnitt-<br />

Druckermarken auf Titel und am Schluss. Pergamentband der<br />

Zeit (etwas fleckig, ohne die Schliessbänder). € 1.500,-<br />

Die berühmte Beschreibung des antiken Griechenland in einem schönen<br />

Basler Druck. Die Ausgabe gibt den Text der ersten vollständigen lateinischen<br />

[ 48 ]


Nr. 60<br />

Übersetzung aller zehn Bücher von Romolo Quirino Amaseo (1489-1552),<br />

einem bedeutenden Gelehrten an den Universitäten von Padua, Bologna<br />

und Rom. Zu seinen Schülern zählten u.a. Reginald Pole und die Neffen<br />

von Papst Paul III. Er vollendete seine Übersetzung 1547, sie erschien jedoch<br />

erst 1551 in Florenz. Eine Ausgabe von 1547, die in manchen Bibliographien<br />

erwähnt wird, existiert offenbar nicht. - Zeitgenössische Besitzeintragung<br />

auf Titel, zwei Lagen vorne und am Schluss im Falz verstärkt, ein Blatt mit<br />

kleineren Papierrestaurationen, sonst schönes, fast fleckenloses Exemplar.<br />

VD 16, P-1076; Hoffmann III, 50; BMSTC p. 679.<br />

60 Petrarca, Francesco. Eyn löbliche hystory von der demütigen<br />

vnd gehorsamen fraw Griselde, die frawen zu gedult vnd gehorsamkait<br />

gegen jren Egemaheln ziehende, Auch menigklich gut<br />

vnd nützlich zu lesen. Nürnberg, Jobst Gutknecht 1522. 4to. 8 Bll.<br />

Mit Titelholzschnitt. Umschlag. € 3.800,-<br />

Sehr seltene Ausgabe von Petrarcas Griseldis in der deutschen Fassung<br />

des Ulmer Stadtarztes und Humanisten Heinrich Steinhöwel (1412-1478),<br />

die ab 1471 in zahlreichen Ausgaben erschien und bis ins 17. Jahrhundert<br />

maßgeblich war. Die Griseldisnovelle, von Petrarca 1373 aus Boccaccios<br />

[ 49 ]


Decameron umgearbeitet und ins Lateinische übersetzt, ist die meistgedruckte<br />

Prosanovelle der Renaissance. Sie bildete die Grundlage zahlreicher<br />

Literaturen dieses Stoffs angefangen bei der „Legende of Good Woman“<br />

in Chaucers „Canterbury Tales“ über Hans Sachs und Shakespeare bis<br />

zu Gerhart Hauptmann. Geschildert wird die Geschichte der demütigen<br />

Bauerstochter Griselda, die von einem Fürsten geheiratet wird. Der Fürst<br />

stellt sie durch verschiedene teils grausame Prüfungen auf die Probe, um festzustellen,<br />

ob sie ihm völlig ergeben ist. Griseldis erträgt alle diese Prüfungen<br />

und wird für ihre Tudenhaftigkeit angemessen belohnt. - Leicht fleckig, am<br />

Oberrand etwas knapp beschnitten, gutes Exemplar.<br />

VD 16, G-3359; Gotzkowsky 215, 18; Petrarch Cat. Cornell p. 81; Benzing,<br />

Humanismus in Nürnberg 220.<br />

61 Pirckheimer, Willibald. Germaniae ex variis scriptoribus perbreuis<br />

explicatio. Augsburg, Heinrich Steiner 1530. 8vo. 36 Bll.<br />

nnum., das letzte weiss. Mit Titelbordüre und zwei Initialen nach<br />

Holbein. Pappband. € 2.600,-<br />

Erste Ausgabe der auch als frühem Americanum bedeutenden Schrift, selten.<br />

Sie ist Pirckheimers an Ptolemäus angelehnter Versuch, die bei antiken<br />

Schriftstellern, wie Caesar, Plinius, Ptolemäus u.a. erwähnten Orte, Berge<br />

und Flüsse festzustellen und ihre heutigen Namen zu ermitteln. Es geht dabei<br />

um die Gebiete, in denen einmal Germanen seßhaft waren. In seinem letzten<br />

Kapitel werden neu entdeckte Länder, darunter auch Amerika, mit Mexico<br />

und der Halbinsel Yucatan beschrieben. „This rare little work closes with<br />

an account of Hispaniola and the continent of America, which is here called<br />

‚Sancta Martha‘. Mexico and Temistician are mentioned.“ (Sabin). Das Buch<br />

erschien gleichzeitig bei Petreius in Nürnberg. - Titel angestaubt und mit<br />

Papierrestaurationen im weissen Aussenrand, Blatt 2 mit restaurierter Ecke<br />

oben, sonst kaum fleckig, breitrandig und gut erhalten.<br />

VD 16, P-2904; Panzer VI, 168, 246; Sabin 36017; vgl. Neufforge 472<br />

(Ausgabe Nürnberg 1530).<br />

62 [Pius II.] Aeneas Sylvius [Piccolomini]. Von höfen, hoffleuten<br />

vnd dienern der Fürsten. Verteutscht durch Herr Wolff<br />

Hasen. [Augsburg, Heinrich Steiner] 1529. 4to. 24 Bll. nnum.,<br />

das letzte weiss. Mit grossem Titelholzschnitt von Jörg Breu(?).<br />

Halbpergamentband. € 2.400,-<br />

Erste und wohl einzige deutsche Ausgabe in der Übersetzung von Wolf<br />

Hase. Der Tractat „de curialium miseria“ entstand, als Aeneas Sylvius (1405-<br />

1464), der spätere Papst Pius II., in Wien als Vertrauter von Kaspar Schlick,<br />

dem Kanzler von Friedrich III., tätig war, er gilt als die erste europäische<br />

Hofkritik und ist dem Bischof von Eichstätt Johannes Aich gewidmet und<br />

datiert Innsbruck 31. Januar 1445. Aeneas Sylvius schildert hier in schwärze-<br />

[ 50 ]


Nr. 62<br />

sten Farben das Leben an den deutschen Fürstenhöfen, Neid und Haß, die<br />

Verderbtheit und das miserable Essen, und warnt die jungen Leute davor,<br />

sich an die Fürstenhöfe oder in die Politik zu begeben. - Titel mit einzelnen<br />

kleineren Flecken, einige zeitgenössische Marginalien und Anstreichungen,<br />

sonst gut erhalten.<br />

VD 16, P-3128; Neufforge S. 441; Hohenemser 840.<br />

63 Plutarch. Problema Plutarchi Cheronaei. Num in convivio<br />

philosophandi sit locus? Ex symposiacis eiusdem, Ottomaro<br />

Luscinio Argentino, Iurispont. Doctore, interprete. Strassburg,<br />

Johann Schott 1519. 4to. 7 Bll.nnum., ohne das letzte weiße Blatt.<br />

Halbpergamentband. € 1.200,-<br />

Erste Ausgabe dieser Teilübersetzung für den Schulgebrauch, selten. Der<br />

Übersetzer Ottmar Nachtgall, genannt Luscinius (1487-1537), war Schüler<br />

Wimphelings und einer der angesehensten Strassburger Humanisten, der sich<br />

als Musiker und Komponist, Literat, Gräzist, Jurist und Theologe betätigte<br />

und in Straßburg den Griechischunterricht einführte. Er war mit Erasmus<br />

befreundet und bewohnte mit ihm von 1528 an in Freiburg ein Haus. Die<br />

vorliegende Schrift entstand während Luscinius‘ Tätigkeit als Organist und<br />

Vicar der Thomaskirche, er widmete sie dem Schlettstädter Humanisten<br />

[ 51 ]


Jacob Spiegel in einer zweiseitgen Widmungsvorrede, datiert 1. August 1519.<br />

- Schönes Exemplar.<br />

VD 16, P-3707; Benzing, Straßburg 1497; Hoffmann III, 206; nicht bei<br />

Adams & BMSTC.<br />

64 Polybius. Polybij historiographi Historiarum libri quinque,<br />

Nicolao Perotto interprete. Lyon, Sebastian Gryphius 1542. 8vo.<br />

447 (1) Ss. mit zwei verschiedenen Druckermarken auf Titel<br />

und am Schluß, sowie einigen Initialen. Kalblederband der Zeit<br />

mit vergoldeten Medaillons (Plato & Dido) und Eckfleurons,<br />

sowie Streicheisenlinien (Rücken und Ecken bestossen und mit<br />

Bezugsfehlstellen, etwas fleckig und berieben). € 300,-<br />

Die Bücher I-V von Polybius‘ Geschichtswerk in der ersten, zwischen<br />

1452-54 entstandenen Übersetzung des Nicolaus Perottus (1429-1480). -<br />

Besitzeinträge auf vorderen und hinteren Vorsätzen, teils leicht fleckig, sonst<br />

gutes Exemplar.<br />

Von Gültlingen V, 732; Baudrier VIII, 170; Hoffmann III, 272.<br />

65 Polybius. Ro(e)mische Historien. Des Weisist Warhafftigsten Vnnd<br />

hochberu(e)mpten Geschichtschreibers Polybij in Siebentzeben<br />

Bu(e)chern begrieffen, souiel deren noch vorhanden seind …<br />

[Deutsch von Wilhelm Xylander]. Basel, Sebastian Henricpetri<br />

1574. Folio. 20 Bll., 518 Ss., 1 Bl. Titel rot und schwarz gedruckt.<br />

Mit 17 doppelblattgroßen Karten, vier kleineren Karten, einem<br />

doppelblattgroßen Plan, 19 Textholzschnitten und Druckermarke<br />

am Schluß. Flexibler Pergamentband im Stil der Zeit mit zwei<br />

Schließbändern. € 5.500,-<br />

Seltene erste deutsche Ausgabe, übersetzt von dem Heidelberger Gräcisten<br />

Xylander (Holtzman, 1532-1576), der als einziger der frühen Übersetzter<br />

den griechischen Originaltext und nicht die lateinische Fassung verwendete.<br />

Xylander wurde 1558 von Kurfürst Ottheinrich zum Nachfolger des Mycillus<br />

als Griechischprofessor an die Heidelberger Universität berufen und übersetzte<br />

zahlreiche Werke griechischer Autoren, darunter Euclid, Cassius Dio<br />

und Strabo. Die vorliegende Ausgabe widmete er dem Pfaltzgrafen bei Rhein<br />

Johann Casimir. Die meisten der teils wiederholten Holzschnitte und Karten<br />

waren bereits in anderen Werken verwendet worden, so erschien die Weltkarte<br />

von David Kandel (Shirley 92) ab 1550 u.a. in verschiedenen Ausgaben der<br />

Münsterchronik. Die restlichen Karten zeigen Griechenland, Italien, den<br />

nahen Osten und Nordafrika. - Erstes und letztes Blatt etwas angestaubt und<br />

im Falz hinterlegt, Anfang und Schluß mit leichten Feuchtigkeitsspuren im<br />

[ 52 ]


Nr. 65<br />

Falz, die letzten beiden Blätter mit hinterlegten Einrissen im weißen Rand,<br />

sonst schönes und sauberes Exemplar.<br />

VD 16, P-4086; Hoffmann III, 247; Hieronymus, Petri/Schwabe 532.<br />

66 Pontano, Giovanni. Johannis Jouiani Pontani dialogorum qui<br />

Charon inscribit(ur) satis facetus. Erfurt, Wolfgang Schenk 1505.<br />

4to. 22 Bll.nnum. Durchgehend in rot rubriziert. Halblederband<br />

(Rücken erneuert). € 2.200,-<br />

Erste Separatausgabe und früher Erfurter Druck, sehr selten. Ausser diesem<br />

ist nur ein weiteres Exemplar nachweisbar (Mainz, Stadtbibliothek). Die<br />

erste Ausgabe des Textes erschien 1491 bei Matthias Moravius in Neapel<br />

zusammen mit einem anderen Dialog. Der Humanist und Dichter Pontano<br />

(1426-1503) war Sekretär und Prinzenerzieher am Hof Ferdinands I. von<br />

Neapel. Sein Interesse galt der „studia humanitas“ sowie der Untersuchung<br />

von Naturphänomenen, die er in Dialogen und Traktaten behandelte. Am<br />

Anfang stehen zwei Gedichte des nahezu vergessenen Erfurter Humanisten<br />

und fahrenden Poeten Johann Babel (oder Wabel), die eines der wenigen<br />

[ 53 ]


gedruckten Zeugnisse von ihm sind (vgl. Bauch, Die Universität Erfurt im<br />

Zeitalter de Frühhumanismus, S. 149 ff.). - Einzelne schwache Fleckchen und<br />

zeitgenössische Marginalien, sonst gutes Exemplar des seltenen Drucks.<br />

VD 16, P-4210; v. Hase, Nachträge 63a.<br />

67 Quinquarboreus, Johannes. De re grammatica hebraeorum<br />

opus. Accessit etiam liber de Notis Hebraeorum liber ab eodem<br />

Qinquarboreo auctus. Zwei Teile in einem Band. Paris, Martin<br />

Le Jeune 1582. 4to. 260, 96 Ss. Mit wiederholter Holzschnitt-<br />

Druckermarke und einer Initiale. Flexibler Pergamentband der<br />

Zeit mit (etwas fleckig, ohne die Schliessbänder). € 1.250,-<br />

Erste erweiterte Ausgabe einer der populärsten hebräischen Grammatiken<br />

des 16. Jahrhunderts in Frankreich. Cinquarbres (1514-1587), Philologe aus<br />

Orleans, der ab 1554 Professor für Hebräisch am College de France in Paris<br />

war, übersetzte auch Teile des alten Testaments ins Lateinische, sowie einige<br />

medizinische Schriften von Avicenna. Der erste Teil war ab 1546 bereits<br />

mehrfach erschienen, der hier hinzugefügte zweite Teil stammt von dem<br />

Hebraisten Jean Mercier (gest. 1570). - Zeitgenössische Besitzeinträge auf<br />

erstem und letztem Blatt, ein Blatt mit ovalem Bibliotheksstempel im weissen<br />

Rand mit Loch in der Mitte, sonst sauber und sehr gut erhalten.<br />

Ind. Aur. 140.289; BMSTC p. 369; Fürst III, 124.<br />

68 Quintilianus, Marcus Fabius. Institutionum librum decimum,<br />

Doctissimorum virorum annotationes, nempe Philippi<br />

Melanchthonis. Ioanais Veltcurionis. Ioannis Stigelij. Casparis<br />

Landsidelij. Summo studio ac singulari erga eloquentiae studiosus<br />

fide collectae, in ordinem digestae & aeditae. Per M. Stephanum<br />

Riccium. Leipzig, für Jacob Apel 1570. 8vo. 4 Bll.nnum., 268 Bll.<br />

num., ohne das letzte weisse Blatt. Mit Holzschnitt-Druckermarke<br />

auf Titel. Blindgepresster Schweinslederband der Zeit von Urban<br />

Köblitz mit Plattenstempel-Blindpressung auf beiden Deckeln<br />

(leicht fleckig, oben mit Monogrammstempel „F V“). € 1.800,-<br />

Seltene erste und offenbar einzige Ausgabe mit den Kommentaren Melanchthons<br />

und der Leipziger bzw. Wittenberger Professoren Caspar Landsiedel (1514-<br />

1560), Johannes Stigel (1515-1562) und Johannes Velcurio. Herausgeber war der<br />

Pfarrer und Jenaer Schulleiter Stephan Riccius (1512-1588). Die pädagogischen<br />

Schriften Qunitilians, besonders das zehnte Buch seiner Anweisung über die<br />

Beredsamkeit, bildeten für Melanchthon - wie auch für Rudolf Agricola,<br />

Erasmus und andere - die Basis seiner erzieherischen Ansichten. Quintilians<br />

Werk behandelte er bereits bei seiner Antrittsvorlesung in Wittenberg 1518,<br />

der über die Jahre drei Werke über Rhetorik und mehrere Vorlesungen folgten.<br />

Der schöne Renaissance-Einband trägt auf Vorder- und Rückdeckel eine<br />

bis jetzt offenbar unbeschriebene große Ornamentplatte (148 x 98mm) des in<br />

[ 54 ]


Nr. 52<br />

Dresden und Leipzig tätigen Buchbinders Urban Köblitz mit dessen Initialen<br />

„VK“, der von 1562 bis 1574 nachweisbar ist und wahrscheinlich ein Schüler<br />

Jacob Krauses war (vgl. Haebler I, 254 ff. & Schunke, Leben und Werk Jakob<br />

Krauses S. 97). - nur leicht gebräuntes, schönes Exemplar.<br />

VD 16, Q-102; BMSTC p. 721; Hartfelder, Melanchthon 693; nicht bei<br />

Schweiger.<br />

69 Reuchlin Johannes (Übersetzer). Constantinvs Magnvs<br />

Romanorum imperator Ioanne Reuchlin Phorcensi interprete.<br />

Tübingen, Thomas Anshelm, August 1513. 4to. 12 Bll.nnum.<br />

Moderner Halbpergamentband. € 2.200,-<br />

Einzige Ausgabe, selten. Diese Biographie Konstantins des Großen stammt<br />

von einem unbekannten Verfasser, der vermutlich unter den Humanisten des<br />

15. Jahrhunderts zu suchen ist. Die Übersetzung durch Johannes Reuchlin<br />

enstand bereits 1496 in Heidelberg, erschien aber erst 17 Jahre später mit einer<br />

acht Seiten umfassenden Widmungsvorrede an den Kurfürsten Friedrich<br />

den Weisen von Sachsen, um diesen für Reuchlins Streit mit den Kölner<br />

Theologen zu gewinnen. Die Schrift, die auch einige Sätze in griechischen<br />

[ 55 ]


Typen enthält, ist der erste Druck, der in seinen Akzenten Spuren von<br />

Melanchthons Tätigkeit als Korrektor bei Anshelm aufweist. - Einige zeitgenössische<br />

Marginalien, kaum fleckig, vorzüglich erhalten.<br />

VD 16, C-4938; Proctor 11735; Steiff, Tübingen 49; Benzing, Reuchlin 108;<br />

Beuttenmüller, Melanchthon, Nr. 5.<br />

70 Ricius, Paulus (Paulus Israelita). De sexcentum et tredecim<br />

Mosaice sanctionis edictis. Eiusdem philosophica prophetica<br />

ac Talmudistica: pro Christiana veritate tuenda cum juniori<br />

Hebreorum Sinagoga … disputatio. Eiusdem in Cabalistarum<br />

seu allegorizantium eruditionem Ysagogae. Eiusdem de novem<br />

doctrinarum ordinibus, et totius Perypatetici dogmatis nexu<br />

compendium: conclusiones atque oratio Cabala. Vier Teile in<br />

einem Band. Augsburg, Johann Miller, 9. Dezember 1514-1515.<br />

4to. 41 (1), 40, 26, 24 Bll.num. Titel rot und schwarz gedruckt.<br />

Mit zwei kleinen Holzschnitten, zahlreichen schwarzgrundigen<br />

Holzschnitt-Initialen und Holzschnitt-Druckermarke am Schluss.<br />

Pappband. € 8.500,-<br />

Zweite Ausgabe von Ricius’ Schriftensammlung zur Kabbala, ebenso selten<br />

wie die erste, die 1510 in Pavia erschienen war. Enthalten sind vier Schriften,<br />

die wohl zum Teil auch separat vertrieben wurden. Sie enthalten einen<br />

eigenen Druckvermerk, Titel und Foliierung, und sind im VD 16 auch unter<br />

separaten Nummern geführt (R-2313, 2316, 2317). I): Lateinisches Verzeichnis<br />

der 356 Verbote und 248 Gebote. II): Philosophisches, prophetisches und<br />

talmudisches Streitgespräch, um das Christentum in Schutz zu nehmen und<br />

durch kabbalistische Beweise das Judentum abzuweisen. III): Einleitung in<br />

die Kabbalistik, sowie Polemik gegen den Kabbala-Verleumder Presbyter.<br />

IV): Ordnungen der kabbalistischen Lehren und Zusammenhang der<br />

Dogmen. Die kleinen Holzschnitte zeigen Johannes den Täufer und einen<br />

Igel mit Schriftband “Sal federis”. Der Autor Ricius († 1541), ein Deutscher<br />

jüdischer Abkunft, aber schon in jungen Jahren zum Christentum übergetreten,<br />

studierte in Italien bei Pietro Pomponazzi und lehrte anschliessend<br />

an der Universität Pavia Philosophie und Medizin. Dort hatte er schon 1506<br />

Erasmus kennengelernt, dem er auch später freundschaftlich verbunden<br />

blieb. 1514 liess er sich in Augsburg nieder, wo er zahlreiche seiner Schriften<br />

publizierte, so auch die vorliegenden. Spätestens 1516 wurde er Leibarzt von<br />

Kaiser Maximilian und später König Ferdinand; im Judenbücherstreit stand<br />

er auf Reuchlins Seite. - Druckermarke gelb ankoloriert, weisser Oberrand<br />

des Titels angesetzt, einzelne Wurmspuren und zeitgenössische Eintragungen,<br />

Aussenrand von I) etwas knapp beschnitten, Reste von Blattweisern, teils<br />

ausgebessert, sonst wenig fleckig und gut erhalten.<br />

VD 16, R-2320; Adams R-522; Proctor 10825a-d; Fürst II, 155; Rosenfeld,<br />

Der Jüdische Buchdruck in Augsburg in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />

Nr. 9-11; Rosenthal, Bibl. Magica & Pneumatica 3874.<br />

[ 56 ]


Nr. 70<br />

71 Rivander [d.i. Bachmann], Zacharias. Düringische Chronica.<br />

Von Ursprung und Herkom(m)en der Düringer, Auch allen furnembsten<br />

Geschichten und Thaten, so sich mit jenen, biß auff<br />

unsere zeit, begeben und zugetragen. Ohne Ort und Drucker<br />

1596. 8vo. 8 Bll.nnum., 512 Ss., 24 Bll.nnum., die letzten beiden<br />

weiß. Titel rot und schwarz gedruckt. Pergamentband der Zeit mit<br />

Plattenstempel-Blindprägung, Streicheisenlinien und Eckfleurons<br />

sowie drei (von vier) Schliessbändern (Rücken erneuert, obere<br />

Ecke des Rückdeckels ergänzt, etwas fleckig). € 850,-<br />

Zweite Ausgabe des erstmals 1581 erschienenen Geschichtswerks. Rivander,<br />

1553 in Leißnig (Meissen) geboren, war evangelischer Theologe und Pfarrer<br />

in Bischofswerda. Neben dem vorliegenden Werk verfasste er vor allem theologische<br />

Schriften, darunter ein reformatorisches Bühnenstück „Lutherus<br />

redivivus“. Er starb mitsamt seiner Familie am 17. November 1594, angeblich<br />

ließ sein theologischen Widersacher, der Sorauer Superintendent Streuber,<br />

ihn durch einen vergifteten Karpfen umbringen. Der Renaissance-Einband<br />

trägt zwei verschiedene Plattenstempel mit dem Wappen von Heinrich von<br />

Nostitz vom Noss. - Titel mit Kaufeintrag, vorderer Vorsatz, Titelrückseite<br />

und Schnitt unten mit Stempel „Bibliothek Dr. Hans Werner Rothe Erfurt“,<br />

kaum gebräuntes, schönes Exemplar.<br />

VD 16, B-49.<br />

[ 57 ]


72 Schröter, Johann Friedrich, Questio vtrvm Aristoteles intellectvs<br />

nostri immortalitatem cognouerit. Et eandem responsio<br />

In qua plures aliae de Anima hominis dubitationes ex sententia<br />

Aristotelis breuiter explicantur & dissoluuntur. Jena, Donat<br />

Richtenzahn 1585. 4to. 12 Bll.nnum., das letzte weiss. Mit<br />

Zierstück und einer Initiale. Umschlag. € 350,-<br />

Einzige Ausgabe dieses Aristoteles-Kommentars, selten. Das VD 16 verzeichnet<br />

lediglich drei Exemplare, davon eines unvollständig (Gotha). Schröter<br />

(1559-1625), ein Sohn des Gründers der Universität Jena, studierte in Leiden,<br />

Wien, Leipzig und Basel. 1583 wurde er Professor der Medizin in Jena, ging<br />

später als Arzt nach Bautzen, kehrte aber 1593 in seine Heimatstadt zurück.<br />

- Nummer am oberen Titelrand, sauber.<br />

VD 16, S-4278; Schüling 235; Risse V, 73; Lohr S. 414.<br />

73 Sleidanus, Johannes. Commentariorvm De Statv Religionis<br />

& Reipublicæ, Carolo Quinto Cæsare, Libri XXVI.: Vnà cum<br />

Apologia ab ipso Authore conscripta & Indice locupletißimo.<br />

Strassburg, Theodosius Rihel [um 1560]. 8vo. 8 Bll.nnum., 872 Ss.,<br />

10 Bll. Index. Mit Druckermarke auf dem Titel. Pergamentband<br />

der Zeit mit Rückentitel (Etwas fleckig, Vordergelenk vom<br />

Buchblock gelöst). € 450,-<br />

Frühe erweiterte Ausgabe der berühmten Geschichte der Reformation,<br />

die zuerst 1555 erschienen war. Sie enthält zusätzlich das 26. Buch, die<br />

Fortsetzung bis ins Jahr 1556, dem Todesjahr Sleidanus‘, einen Index und die<br />

„Apologia“. Sleidan (1506-1556) Jurist, Diplomat und 1551 Gesandter der Stadt<br />

Strassburg beim Konzil von Trient, wurde 1545 von Landgraf Philipp von<br />

Hessen auf eine Empfehlung Martin Butzers zum Diplomaten, Übersetzer<br />

und Reformationshistoriker des Schmalkaldischen Bundes ernannt. Sein<br />

Geschichtswerk, in fast alle europäischen Sprachen übersetzt und in zahllosen<br />

Ausgaben gedruckt, prägte die Reformationsforschung bis ins 20. Jahrhundert.<br />

Rihels Druckermarke ist bei Heitz/Barack Taf. XXXI, Nr. 11 verzeichnet<br />

und abgebildet. - Titel mit Besitzvermerk, einige Blätter, besonders am<br />

Schluß des Index, mit Einrissen im oberen Rand, teils etwas angestaubt,<br />

einzelne Unterstreichungen, sonst gutes Exemplar.<br />

VD 16, S-6680 & ZV 16828; Van der Vekene, Sleidan E/a 020.A; Adams<br />

1292.<br />

74 Stobaeus, Johannes. Kéras Amalthaías (Graece). Sententiae ex<br />

thesauris Graecorum delectae, quarum autores circiter ducentos &<br />

quinquaginta citat. A Conrado Gesnero in Latinum sermonem traductae.<br />

Zürich, Christoph Froschauer 1543. Folio. 11 Bll.nnum.,<br />

ohne das letzte weisse Blatt, 536 (22) Bll., das letzte weiss. Mit<br />

Holzschnitt-Druckermarke auf Titel und zahlreichen Holzschnitt-<br />

[ 58 ]


Nr. 74<br />

Initialen. Holzdeckelband der Zeit, zur Hälfte mit blindgeprägtem<br />

Schweinsleder überzogen und zwei Schliessen. € 3.800,-<br />

Erste Griechisch-Lateinische Parallelausgabe der populären Anthologie, die<br />

Stobaeus aus antiken griechischen Lyrik- und Prosatexten von etwa 500<br />

Autoren im 5. Jahrhundert als Lehrbuch für seinen Sohn Septimus zusammenstellte.<br />

Der griechische Text allein war zuerst 1535 in Venedig erschienen,<br />

die vorliegende Ausgabe enthält als erste die lateinische Übersetzung. Der<br />

Übersetzer Conrad Gessner (1516-1565) fügte noch mehrere Texte des späteren<br />

Mittelalters hinzu, den Schluss bildet Solons Elegie über die Zerstörung<br />

von Staaten und Königreichen in der lateinischen Übersetzung von Philipp<br />

Melanchthon. Gessners Übersetzung galt als vorbildlich und erschien in zahlreichen<br />

Auflagen bis ins 18. Jahrhundert. Leemann- van Elck (Die Offizin<br />

Froschauer S. 180, Abb. 24) weist den griechischen Initialschmuck Heinrich<br />

Vogtherr dem Älteren zu. - Exemplar aus der Sammlung Laßberg mit dessen<br />

eigenhändigem Besitzeintrag “Joseph von Laßberg auf der alten Meersburg”.<br />

Nach dem Register sind 4 Bll. mit einem weiteren handschriftlichen Register<br />

eingebunden, zeitgenössische Besitzeinträge auf Titel und Innendeckel, erste<br />

und letzte Blätter mit kleineren Wurmspuren, schönes Exemplar.<br />

VD 16, J-769; Adams S-1872; Hoffmann III 445-6; Rudolphi 300; Vischer<br />

C-324; Wellisch A 11.1.<br />

[ 59 ]


75 Theophylactus. In omnes D. Pauli epistolas enarrationes, multo<br />

quam antehac emaculatiores. Christophoro Porsena Romano<br />

interprete. Köln, Melchior von Neuß 1543. 8vo. 16 Bll.nnum., 439<br />

Bll., ohne das letzte weiße Blatt. Mit Holzschnitt-Druckermarke<br />

von Anton Woensam auf Titel. Schweinlederband der Zeit mit<br />

Rollenstempel-Blindpressung (kleinere Wurmspuren, ohne die<br />

Schliessen). € 450,-<br />

Recht seltene Kölner Ausgabe des geschätzten Kommentars zu den Paulus-<br />

Briefen, verfasst vom Bischof von Achrida in Bulgarien (1089-1126) und aus<br />

dem Griechischen übersetzt von Christophoro Persona (1416-1486), dem<br />

Präfekten der vatikanischen Bibliothek. Die Druckermarke von Anton<br />

Woensam ist verzeichnet bzw. abgebildet bei Zaretzky, Kölner Büchermarken<br />

25 und Merlo, Kölnische Künstler 1071, 507. - Zwei (ein zeitgenössischer)<br />

Besitzeinträge auf Titel bzw. vorderem Spiegel, ein Blatt mit Papierfehler,<br />

sonst sauber und gut erhalten.<br />

VD 16, B-5009; Adams T-608; nicht bei Hoffmann.<br />

76 Tragoediae selectae Aeschyli, Sophoclis, Euripidis; Cum duplici<br />

interpretatione latina, una ad verbum, altera carmine. Ennianae<br />

interpretationes locorum aliquot Euripidis [Graece et Latine].<br />

[Genf], Henri Estienne 1567. 16mo. 2 Bll., 279 (i.e. 379), 955 Ss.<br />

Pergamentband der Zeit mit handschriftlichem Rückentitel (etwas<br />

angestaubt, ohne die Schließbänder). € 850,-<br />

Offenbar einzige Ausgabe dieser Sammlung von acht griechischen Tragödien<br />

im Taschenformat. Sie enthält vier Stücke von Eurypides (Hecuba, Iphigenie<br />

auf Aulis, Medea und Alceste), drei von Sophokles (Ajax, Electra und<br />

Antigone), sowie eins von Aeschylos (Prometheus vinctus). Dem griechischen<br />

Text sind zwei verschiedene Übersetzungen, eine in Versen, eine in Prosa<br />

beigegeben. Sie stammen von Erasmus, Buchanan, Camerarius, Melanchthon<br />

und Ratallerus; lediglich „Prometheus“ liegt nur in der Prosaübersetzung von<br />

Garbitius vor. - Kaum gebräunt und gut erhalten.<br />

Adams 269; Index Aureliensis 100.919; Renouard 130.5; Schreiber, Estiennne<br />

169.<br />

77 Vergilius Maro, Publius. Georgicoru(m) libri cu(m) nouo<br />

absolutissimoq(ue) com(m entario Herman(n)i Torrentini multo<br />

accuratiori opera nuper recogniti Ioannis Niblingii Tribotini<br />

Hexasticon ad lectorem. Strassburg, Johann Knoblauch 1513. 4to.<br />

81, (3) Bll. num. Halbpergamentband. € 1.800,-<br />

Seltene Schulausgabe der Georgica Vergils, kommentiert von dem aus Zwolle<br />

stammenden Hermannus Torrentinus (Herman van der Beeke, † ca. 1520).<br />

[ 60 ]


Nr. 79<br />

Nach Studien in Deventer unterrichtete er in Groningen und in Zwolle<br />

bei den Brüdern vom gemeinsamen Leben. Er verfasste den vorliegenden<br />

Kommentar und einige andere für den Unterricht seiner Klassen. Auf dem<br />

Titel findet sich ein sechszeiliges Gedicht an den Leser von Johann Niblinger.<br />

- Ränder zuweilen etwas fleckig, sonst sehr gut erhalten.<br />

VD 16, V-1541; Ritter 2416; Schweiger II, 1194; Panzer VI, 60, 282; nicht bei<br />

Adams und BMC.<br />

78 Vida, Marcus Hieronymus. De arte poetica libri tres. (Hrsg.<br />

von Nicolas Bérault). Paris, Robert Estienne, 5. Juli 1527. 8vo.<br />

40 Bll.num., die drei letzten weiß. Mit Druckermarke auf Titel.<br />

Pergamentband mit Rückenschild (etwas angestaubt). € 950,-<br />

Lehrgedicht des aus Cremona stammenden neulateinischen Dichters Vida<br />

(1490-1566) über die lateinische Poesie. Estiennes Druck, kurz nach der im<br />

Mai desselben Jahres in Rom erschienenen Erstausgabe gedruckt, trägt<br />

auf dem Titel seine Druckermarke in ihrer frühesten Form (Schreiber 1).<br />

- Einzelne zeitgenössische Anmerkungen, Rückseite des letzten weissen Blatts<br />

mit längerer Eintragung und entferntem Namenszug, sonst gut erhalten.<br />

Renouard I, 26, 13; Moreau III, 1350; nicht bei Schreiber.<br />

[ 61 ]


79 Wimpheling, Jacob. Philippica … in laudem & defensionem<br />

Philippi comitis Rheni Palatini Bavariae Ducis &c. Strassburg,<br />

Martin Schott 19. November 1498. 4to. Kollation: A6 B+C4.<br />

14 Bll.nnum. 34 lin. Type 5:210G (Überschriften) 4:85R (Text).<br />

Mit großem Wappenholzschnitt auf Titel und Druckermarke am<br />

Schluß. Umschlag. € 4.500,-<br />

Erste Ausgabe, selten. Wimpheling, der im Sommer 1498 an die Universität<br />

Heidelberg berufen wurde, verfasste diesen Fürstenspiegel für den Pfalzgrafen<br />

Philipp und dessen Söhne. Er bediente sich hierbei der Form einer theatralischen<br />

Aufführung in sechs Bildern bzw. Dialogen. Neben humanistischen<br />

Idealen wie der Pflege der lateinischen Sprache und dem Kampf gegen die<br />

Unwissenheit als Quelle allen Übels wird auch die Teilnahme an einem<br />

künftigen Türkenkrieg als wünschenswert befunden. Die Dialoge wurden<br />

am 9. Oktober 1498 von Schülern Wimphelings im Heidelberger Schloss<br />

aufgeführt (vgl. Creizenach, Geschichte des neueren Dramas II, 25). Neben<br />

dem Pfalzgrafen und seinen Söhnen waren u.a. auch Bischof Albert von<br />

Strassburg und Wimpheling selbst anwesend. Die an der Aufführung beteiligten<br />

Schüler werden am Schluss der Schrift namentlich aufgeführt, darunter<br />

auch Wimphelings Neffe, der damals 15jährige Jakob Spiegel, später bekannter<br />

humanistischer Schriftsteller und Sekretär von Maximilian I. und Karl V.<br />

- Fleck in der unteren Innenecke, einige teils umfangreichere zeitgenössische<br />

Marginalien und Unterstreichungen, diese vereinzelt minimal angeschnitten,<br />

sonst gut erhalten.<br />

HC 16186; BMC I, 96; Goff W-47; Schreiber 5483; Schramm XIX, 16 u. Abb.<br />

887 & 888; Knepper, Wimpheling S. 108; Schmidt, Schott Nr. 15; Singer,<br />

Fürstenspiegel 16.<br />

80 Zasius, Ulrich. … oratio, Friburgi in funere D. Maximiliani<br />

Imp. Aug. habita. Basel, Johann Froben, Mai 1519. 4to. 14 Ss.,<br />

1 Bl. Mit Holzschnitt-Titelbordüre von Ambrosius Holbein,<br />

vierteiliger Holzschnitteinfassung und großer Initiale auf Seite 3,<br />

sowie Metallschnitt-Druckermarke von Ambrosius Holbein auf<br />

dem letzten Blatt verso. Pappband. € 2.600,-<br />

Seltene einzige Ausgabe dieser offiziellen Trauerrede der Universität Freiburg<br />

auf Kaiser Maximilian, in der Zasius dessen Regierung als Blütezeit der deutschen<br />

Bildungsgeschichte rühmt. Der aus Konstanz stammende Humanist<br />

und Jurist Ulrich Zasius (1461-1536) kam nach Studien in Tübingen 1494<br />

nach Freiburg, um eine Stelle als Stadtschreiber anzutreten, 1506 wurde er<br />

dort Professor der Jurisprudenz. Er war eng mit Erasmus befreundet und stand<br />

mit zahlreichen Gelehrten seiner Zeit in regem Kontakt; sein Hauptwerk<br />

war das Freiburger Stadtrecht von 1520. Die vorliegende Schrift widmete<br />

[ 62 ]


Nr. 80<br />

Johann Froben in seiner Vorrede dem kaiserlichen Rat Jacob Spiegel. Die<br />

schöne Titelbordüre sowie die Druckermarke Frobens, beide von Ambrosius<br />

Holbein, sind im <strong>Katalog</strong> der Holbein Ausstellung 1960 unter Nr. 125 bzw.<br />

Nr. 122 verzeichnet. - Schönes und breitrandiges Exemplar.<br />

VD 16, Z-173; Pegg, Swiss 5409; nicht bei Adams & BMSTC.<br />

�<br />

[ 63 ]


Antwerpen<br />

Register der Druckorte und Drucker<br />

Johannes Bellerus . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

Christoph Plantin. . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

Augsburg<br />

Sigmund Grimm und Marx Wirsung. . . . . . 46<br />

Johann Miller . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70<br />

Johann Schönsperger . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

Heinrich Steiner . . . . . . . . . . . . . . . . 61, 62<br />

Philipp Ulhart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8<br />

Alexander Weissenhorn. . . . . . . . . . . . . . . 48<br />

Basel<br />

Andreas Cratander . . . . . . . . . . . . 31, 37, 57<br />

Johann Froben . . . . . . . . . . . . . . . 30, 40, 80<br />

Pamphilus Gengenbach . . . . . . . . . . . 28, 29<br />

Sebastian Henricpetri. . . . . . . . . . . . . 23, 65<br />

Johann Herwagen . . . . . . . . . . . . . . . 32, 39<br />

Michael Isengrin. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59<br />

Heinrich Petri. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

Erfurt<br />

Wolfgang Schenk . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66<br />

Freiburg<br />

Johannes Faber. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />

Genf<br />

Henri Estienne . . . . . . . . . . . . 6, 19, 51, 76<br />

Hagenau<br />

Thomas Anshelm . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

Johann Setzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

Jena<br />

Donat Richtenzahn . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

Köln<br />

Arnold Birckmanns Erben. . . . . . . . . . . . . 58<br />

Melchior von Neuß . . . . . . . . . . . . . . 22, 75<br />

Martin von Werden . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

Leipzig<br />

Jacob Apel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68<br />

Valentin Schumann . . . . . . . . . . . . . . . . . 36<br />

Jacob Thanner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

Michael Lantzenberger für Valentin Vögelin . . 47<br />

Lyon<br />

Jean Bonnet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16<br />

Giunta. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18<br />

Sebastian Gryphius. . . . . . . . . . . . . . . . . 64<br />

Barthélemy Vincent . . . . . . . . . . . . . . . 7, 11<br />

Mainz<br />

Johann Schöffer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42<br />

Nürnberg<br />

Jobst Gutknecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60<br />

Johann Petreius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

Friedrich Peypus . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3<br />

Johann Stuchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />

Paris<br />

Henri Estienne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45<br />

Robert Estienne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78<br />

Martin Le Jeune. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67<br />

Straßburg<br />

Martin Flach. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

Johann Knoblouch . . . . . . . . . . . . . . . . . 77<br />

Wolfgang Köpfel. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14<br />

Johann Prüss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

Theodosius Rihel . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73<br />

Johann Schott . . . . . . . . . . . . . . . . . 44, 63<br />

Martin Schott . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

Matthias Schürer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1<br />

Treviso<br />

Hieronymus Righett . . . . . . . . . . . . . . . . 2<br />

Tübingen<br />

Thomas Anshelm . . . . . . . . . . . . . . . 10, 69<br />

Ulrich Morhart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56<br />

Ulm<br />

Jonas Saur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33<br />

Venedig<br />

Bernardinus de Vitalibus. . . . . . . . . . . . . . 5<br />

Aldus Manutius . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

Michele Tramezino . . . . . . . . . . . . . . . . . 34<br />

Wittenberg<br />

Johannes Crato . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

Georg Rhau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />

Peter Seitz Erben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55<br />

Zürich<br />

Christoph Froschauer. . . . . . . . . . . 25, 27, 74

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